V ' lzallbcrgs erste ttck 0me liinige jidiict)tr. von Alwin Römer. La8 kleine Souper beim Tirektor Halldcrg war zu (nök. E war vor treffl,-ch' grwcien. nne immer in dem Hause diekcZ Gliufspilys, dem keines seiner großen Unternehmen fehlschlug. Pier oder fünf Gange ohne große inrs sen. auch keine allzu protzigen Wein marken, nur zuletzt Heidsicck Monopol. Im Familienkreise tranken L'allbergS irgend eine gute deutsche Marke. Das hatte vorhin der Hauptmann Winter, der Schwager HallbergS. verrathen, weil er dessen Rcigu.ig. deutsche Pro dukte überall zu bevorzugen, theilte und für sich und seine Kameraden, die mit geladen waren, deshalb verlangt hatte, der Haussitte entsprechend versorgt zu werden. Aber da war ihm doch Hallberg nicht zu Willen gewesen. ES ist kein An derer kalt gestellt '." hatte er lächelnd ge meint. Uno die Franzosen wollen auch leben!" Darauf hatten sie Beide ein fröhliches Gelächter angestimmt, in das auch die beiden 'Schwestern, ihre Frauen, ein. fielen. Was war das eigentlich vorhin für eine Geschichte, die Deinen, Schwager und Dich so lustig stimmte, lieber Odysseus?" fragte Lieutenant von Wohlfcld seinen Freund Winter. Und dieser rief dem Hausherrn zu: Tu. Heinrich, mein kleiner Wohlfeld hier ist rzugierig. Möchtest Du nicht die Ge schichte Deiner militärischen Laufbahn einmal zum Besten geben?" Waren Sie denn Militär. Herr Direktor?" fragten gleich drei, vier Stimmen. Allerdings!" erklärte schmunzelnd Hallberg. Ah" , , Bei meinem lieben Schwager Win ter!" Eine kleine Versteinerung bemächtigte sich der noch eben furchtbar vergnügten Lieutcnantsgesichter und ganz verdutzt schielten sie nach Winter hinüber, um zu erspähen, wie der eigentlich dabei aussähe. Aber dieser unberechenbare Schalk, seiner mannigfachen großen Reisen wegen Odysscus" geheißen, verzog keine Miene. Und wenn meine holde Schwägerin. Deine ehr und tugendsamc Hausfrau, nichts dagegen hat, will ich diese düstere Episode meines Daseins gern erzählen!" fuhr Hallberg fort. '..Meinetwegen darfst Du Deine Schande schon enthüllen!" lachte die anmuthige Frau des Hauptmanns. Nur male mich nicht allzu schwarz!" Na. darauf laß ich es ankommen!" entgegnete Hallberg. Ich weiß nicht, ob 'Sie, meine Herren, mehr oder weniger , Musterknaben gewesen sind, denn davon hängt es ab. ob Sie Mit gefühl für mich hegen können. Ich war kein Musterknabe. Mein Vater, Lehrer tmd Organist an der Moritzkirche in HeimLcrgen, hätte gar zu gern eine wissenschaftliche Leuchte aus mir ge macht und drillte mich auf Griechisch und Latein derart, daß mir schließlich die Eskimos und Hottentotten Ideal Völker wurden, weil sie keine sogenannte Literatur" auszuweisen hatten. Aber trotz alles Drills blieb ich erst in der Tertia und nachher noch einmal in der Sekunda des städtischen Gymnasiums hängen. Ich konnte mich eben in diese todten Sprachen nicht so verlieben, wie das zu einem ersprießlichen Studium nöthig gewesen wäre. Dafür aber hatte ich mich um so ernstlicher in zwei schöne muntere Backfischaugen verliebt, die in dem blonden Kopfe der Doktorgrcte saßen. Wir liefen zusammen Schütt schuhe, wir gingen in denselben Tanz stiindenkursus. und naschten auf dem Heimwege aus einer Tüte! C schöne Zeit, o scl'qe Zeit! Na, pro,,r, wreiei Natürlich blieb ich Ostern in der Untersekunda hocken. Ich weiß es noch wie heute, was für ein furchtbares Herzklopfen ich hatte, nachdem mir das 3Mnlt.it verkündet war. Lange traute ich mich nicht nach Hause und wenn ich irgend wie auch nur em paar iiicuer hätte auftreiben können, wäre ich da mals nach 5ambura durchacbrannt. Na, schließlich ging ja dies Ungcwitter auch vorüber, und da mein Alter mir a:ckcfohlcn hatte, mich an jenem Tage nicht wieder vor feinen Augen blicken zu lassen, so verduftete ich zunächst in den noch sehr frühjahrsmäßigen Garten, dessen Laube mir um diese Jahreszeit den besten Schlupfwinkel für den Ge nuß einer dem Alten aus Rache ent führten Sonntagscigarre gewährte. Zugleich konnte ich von dort aus den benachbarten Pastorgarten überblicken, in dem Grete. zu einem Besuch bei qwtni-a Kätbcbcn natürlich, mitunter zu erscheinen pflegte. Es dauerte auch P v .51. ; 1t S. nicht lange, oa rauaue ,ic uu,. uuu die mitverschworene Predigcrötochter fcrtff mir heim Uebcrtlcttern und ging dann, irgend etwas Vergessenes zu Holen. Wrmrr Heinrich!" seufzte alsbald Grete. während ich that, als hätte mein Alter keinen Finger um die dumme Censur gerührt. Mit' dem -Cirkus heute Abend ist's freilich Essig!" theilte ich ihr darauf mit. Wir hatten uns nämlich verab redet, der wandernden Kunstreitertruppe in unserem Städtchen einen Besuch ab- zustattcn. ' ' Das ging doch so wie so nicht!" antwortete sie erstaunt. Ihr seid doch , heute bei uns eingeladen!" "ftlH! rLS V A4r W f ririfiriiirflrli' nupuuf Jahrgang 11). Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. No. IV.). Davon weiß ich nichts!" konstatirte ich. Freilich, Vetter Georg ist da " Wer ist Vetter Georg?" inquirirte ich. schon in jenem Augenblicke Unheil ahnend. Georg Winter, der Lieutenant von den Pionieren. ein Kousin von Mama!" WaZ will denn der?" fragte ich. ' Gott, was er will! Er kommt direkt auS Indien, wo er mit einem Prinzen gewesen ist und besucht uns! Komm nur mit, es wird hübsch!" Sie nehmen mich nicht mit! Das weiß ich!" würgte ich bedrückt. Und nicht wahr, Grete, wenn ich nicht mit' kommen darf, dann bleibst Du auch nicht auf? Versprich es mir!" Natürlich schwur sie es mir zu Wie ich es mir gedacht hatte, kam es. Um sieben Uhr war ich allein daheim. Da beschloß ich. einem Offtzierburfchen. mit dem ich aus Pferdeliebhaberei Freundschaft geschloffen hatte, einen Besuch abzustatten. Na. nich bei die Kunstreiter, Hein rich?" empfing er mich. Nee," sagte ich lakonisch. Kein Geld!" Js aber sehenswerih!" behauptete er. Ich war gestern Abend drin, für zehn Pfennig auf die Gallerie, weiss doch für's Militär blos nur die Hälfte kostet!" Da durchzuckte mich ein kühner Ge danke. Wenn ich als Militär ging? Schippkcs Anzug mußte mir ungefähr hassen: er hatte fast dieselbe Größe wie ich. Zehn Pfennig mußte er mir dazu borgen; die konnte ich ihm morgen wiedergeben. Selbstverständlich machte er erst Ein Wendungen, da ihn die Vorstellung be scelte. er könne erschossen werden, wenn die Geschichte herauskäme. Ich bewies ihm aber haarklein, daß kein Teufel etwas merken würde, wenn ich hinten herum durch die Schildcrgaffe ginge, versprach ihm, mich bei der Abfassung seiner Liedesbriefe, die ihm schmäh liches Kopfzerbrechen verursachten, zu betheiligen, und kriegte ihn endlich herum. Eine Viertelstunde später befand ich mich als grüner Husar auf dem Wege zum Cirkus. Das Kostüm, das mir Schippke überlasten hatte, war zwar nicht allererste Garnitur, aber es sah doch noch ganz anständig aus. Nur die Mütze hatte eine gottserbärmliche Fagott und die Aermel der Attila waren schauderhaft lang; denn SchiPPke hatte wahre Schimpanscn-Arme! Aber die Hauptsache war doch, daß dieser graue Tag noch einen herzerhebenden Schluß bekam! ' Na, und den bekam er auch. Unge achtet meiner heißen Liebe für die Grete von Doktors entflammte sich mein da mals rtwas zunderiges Herz für ein Kunstreitcrmadchen, so daß ich im Stil len schon erwog, ob die Laufbahn eines ersten Schulreiters der Welt." als der Herr Rogallini auf dem Zettel verzcich nct stand.- nicht auch seine glänzende Seiten habe Gegen elf war die Geschichte aus und mit hochrothcn Wangen und glänzenden Augen machte ich mich auf den Heim weg. Nun schnell über den Anger durch das Johannisthor in die Stadt und dann hinten durch die Schildergafse zu meinem Freund - Schippke' Aber war das eigentlich nöthig, diesen Um weg zu machen? Oben auf der Gallerie waren so viel Menschen gewesen, die mich alle für einen waschechten Husaren gehalten hatten ! Wer sollte mich jetzt, beim trüben Laternenlicht, als einen unechten entlarven? So ging ich nicht über den Anger, sondern den nächsten Weg über den Markt, so recht durch die breite Lichtgasse, die die Laternen vor dem Hotel Zum Schwan" auf das Pflaster warfen. Und da ereilt mich das VcrlMNgniß. Husar, Sie da. Husar !" ref mich plötzlich eine Stimme an. Ohne Um- stände zu machen, ergriff ich das Hasen panier, aber der Unmensch, der meine Bekanntschaft einmal machen wollte, hatte längere Beine als ich und packte mich nach wenigen Minuten. Haben wohl keine Urlaubskarte?" fragte er. Na. brauchen sich nicht zu ängstigen; sollen mir blos 'mal 'nen Gefallen thun !" Und da er nicht von den Husaren war, sondern sich bei flüch tiger Betrachtung als Infanterist ent puppte, hielt ich ohne große Angst weiter Stand. Wer sind Sie denn?" fragte er, da ich trotz alledem ein ziem lich unglückliches Gesicht machte. Ich nannte den Namen meines Freundes Schippke. Schippke?" wiederholte er. Gut, werde ich behalten. Haben Sie keine Bange. Ich bugsire Sie nachher in die Kaserne " Ich wohne nicht in der Kaserne !" Wo denn?" Beim Lieutenant Rodewitz !" ' So? Da sind Sie Offiziersbursche? Um so besser ! Tann können Sie sich ja allein heimfinden! sagte er und schob mich alsbald in den Schwan" hinein, wo mich der Wirth mit einem Kord Sekt und einer Anzahl Gläser dazu belud. Wortlos pilgerten wir dann durch die finstere Nacht einem mir noch unbe kannten Ziele zu. Weiter ging's in die nächste Straße und dann quer über den Denkmalsplatz fort auf die Rosenstraße zu, in der Doktors wohnten. Eine hcrzbeklem mende Angst ergriff mich. Sollte dieser langbeinige Lieutenant etwa der Cousin der Frau Doktor sein? Das wäre doch die niederträchtigste Bosheit, die sich das Schicksal hatte leisten können ! Aber Sie wissen ja, wie das Schick sal ist! Vor dem Doktorhause blieb der Unmensch stehen, öffnete die Hausthür und flüsterte: Hier herein, aber vor sichtig. Es braucht Niemand etwas zu merken !" Ich wankte hinein, schlotternd, mei ner Sinne kaum noch mächtig. Bitte, schließen Sie nicht zu. Herr Lieutenant." stotterte ich. Aber er hatte den Schlüssel schon herumgedreht. Ich werde Sie schon herauslassen !" sagte er. Sie sollen für den Weg auch ein Glas haben. Das gehört sich !" Natürlich protestirte ich. Aber es half nichts. Er schob mich vor sich her, die Treppe hinauf in ein Vorzimmer, stellte die Gläser auf die Tischplatte, entkorkte vorsichtig ein Paar Flaschen, schenkte ein und stieß dann plötzlich die Thür zu dem nächsten Zimmer auf. Halloh !" rief er. mit dem Rücken gegen die Ausgangsthür gewendet so daß ich ihn hätte umreißen müssen, wenn ich hätte entwischen wollen. Und erstaunt ergoß sich auf feinern Zuruf alsbald die Gesellschaft herein. Ich drückte mich scheu in eine Ecke, um gelegentlich zu verschwinden. Ja. Mensch, was soll denn das?" rief ärgerlich der Doktor, worauf der Lieutenant dann eine Rede hielt, daß er damals beim Abschied versprochen hatte, eine Batterie Srkt zu opfern, wenn er glücklich heimkehre. Und da der Abend' bis jetzt so famos verlaufen wäre, so habe er im Einverständniß mit seiner schönen Nichte die Einlösung die fes Versprechens nach schnell in Szene gesetzt. Er trinke auf das Wohl des lieben Doktors und seiner prächtigen Familie, insbesondere auf das von Fräulein Margarete, die er zu seiner freudigsten Ueberraschung als voller blühte Jungfrau, aller Reize und Tu genden voll, wiedergefunden habe! Dabei warf er ihr einen Blick zu: das Mark in den Knochen gefror mir zu Eis! Und sie. die Falsche, Ungetreue, erwiderte diesen Blick nicht nur. nein, als er sich im Freudenräusche zu ihr nie derbog und ihre Lippen suchte, schlang sie sogar den Arm um seinen Hals Weil es mein Onkel war!" konsta tirte etwas kleinlaut die Hauptmanns freut. Am liebsten hätte ich diesen Menschen in jenem Augenblicke niedergestoßen. Aber ich bezwäng mich, weil ich die ganze Situation nicht gerade allzu ein ladend für eine Eifersuchtstragödie hielt. Jetzt würd? auf einen Augenblick die Thür frei. Schon war ich halb draußen. Aber da packte er mich zum zweiten Male, der Fürchterliche. Husar!" schrie er. Was soll denn das? Sie müssen doch erst Ihre Beloh nung haben! Hier, trinken Sie zunächst 'mal! Prost! Und damit schleifte er mich in's Licht. Geistcrblcich stand ich, die Blicke auf dem Erdboden, mechanisch den langen Aermel von der rechten Hand zurück streifend. Alles sah mich an. Das fühlte ich. Plötzlich aber fing eine süße helle Mädchcnstimme an, ganz abscheu lich zu lachen. Heinrich! Nein, wie siehst Du aus! Zu komisch!" prustete Fräulein Grete. Dann kam die Katastrophe Mein Vater versprach mir für den nächsten Morgen ganz kolossale Sachen, während ihn der Doktor und der Lieute nant zu beruhigen versuchten. Grete sah mich mit so spöttischem Mitleid an, als ich endlich hinausschlcichen durfte, daß ich fühlte, wie entsetzlich oberfläch lich ihre Liebe zu mir gewesen sein mußte. Sie war meiner nicht werth, das hatte ich in jener Viertelstunde er kannt. Wie ich draußen über den Flur ging, ein gebrochener Mann, faßte plötzlich eine kleine weiche Hand nach der inei nen. Es war Irene, Gretens Schwe sterchen, die man auch nicht allzu nett behandelt hatte, wohl weil sie noch kurze Kleider trug. Ich hatte sie ein paar Wochen vorher einmal von der Eis bahn, wo sie gefallen war, auf mei nen Athletenarmen nach Hause ge schleppt, um ihr das häßliche Hinken'zn ersparen. ' Lieber, lieber. Heinrich!" flüsterte sie und drückte mir eine Apfelsine in die Hand, die sie sich bei Tisch zum nächsten Tage aufgehoben hatte. Sehen Sie, die hatte ein Herz, die habe ich denn nachher auch geheirathet. wie ich mein Glück gemacht hatte. Und das ging ziemlich schnell. Am anderen Morgen schon verkündete mir mein Alter, daß ich die Gymnasiumsbänke nicht mehr zu drücken brauche, sondern auf ein Technikum solle, was ich mir immer gewikischt hatte. Von da ab war ich der fleißigste Mensch der Welt. Mein Alter war bald versöhnt, als er sah, wie es vorwärts ging, und segnete schließlich den Tag, an welchem ich ihm in der Uniform Schippkes unter die Augen gekommen war! Und da die Verwünschungen, die ich in jener Nacht auf das Haupt der Treulosen häufte, glücklicher Weife nicht eingetroffen sind, so denke ich selbst auch an diesen Wendepunkt meines Daseins mit gro ßem Vergnügen' Lernte ich doch zu gleich das gute Herz der kleinen Schwe ster kennen, die mir all' den Kummer jener Tage, den mir die große bereitet hatte, reichlich wett gemacht hat. Ich denke, meine Herren, das ist die beste Gelegenheit zu einem frischen Glas! Auf Alles, was wir lieben!" Es lebe die Hausfrau!" jubelten die Gäste. : Und meine erste Liebe, die Doktor grete!" rief Hallberg und nickte seiner Schwägerin zu, die erröthend das Glas hob und mit ihm anstieß. Morsch. Eine üschichke aus Oesterreich. I i a F e r e t I i. Von Em i- Der junge Baron Fichten war nach jahrelanger Abwesenheit in die Heimath zurückgekehrt. Man hatte ihn, jung an Jahren, einer fernen Gesandtschaft zugetheilt, um seine Carriere vorzube retten. Die Fichten mußten alle Car riere machen. Das war Tradition. Einer sorgte für den Anderen, der Gehende (iir den Kommenden. Für ihn hatte sein Oheim Freiherr Markus v. Fichten gesorgt, der einst selbst durch verwandtschaftliche Unterstützung so rasch in die Höhe gekommen war, daß im Kreise seiner Berufsgenossen eine kleine Palast-Revolution ausbrach. Er erklomm in der Folge trotzdem die höchste Höhe, freilich um wenige Jahre später ungnädig genug verabschiedet zu werden. Dann zog er sich mit seiner Gattin auf ein kleines, weltverlassenes Gut zurück, wo er zuerst grollend, dann mit dem Gleichmuthe eines Weisen feine Tage verlebte. Er hatte nur noch das eine Streben, seinem Neffen, dem letz ten Freiherrn Fichten, die Zukunft zu ebnen. Und nur aus diesem Grunde hielt er an den wenigen Beziehungen fest, die dem in Ungnade verabschiede ten Großen geblieben waren. Nun war es ihm gelungen, feinen Neffen, von dessen Geistesgaben er selbst eine geringe Meinung hatte, in die Residenz zurück. Es war also nur ganz in der Ordnung, daß es dem jungen Fichten danach verlangte, dem guten Onkel die Hand zu küssen; denn ohne dessen Hülfe hätte er sein Leben in irgend einem fer- nen Erdenwinkel, unbeachtet von Denen, die die Zukunft eines Beamten machen, vertrauern können. Seiner persönlichen Tüchtigkeit wollte er nicht vertrauen. Gegen Mittag an einem hellen Wintertage, kam der junge Fichten auf das Gut seines Onkels, er kannte es noch gar nicht, es wär nach seiner Ab reise durch Erbschaft in den Besitz der Tante Charlotte gekommen, die hier die Einsamkeit des Gatten theilte. Tante Charlotte war auch die Erste, die der junge Fichten zu sehen bekam, sie hatte vom Garten aus die Straße hinaufge- blickt und ihn kommen gesehen. Dann war sie ihm entgegengegangen. Sie fand ihn prächtig aussehend, auch größer geworden sei er, meinte sie. Dem Neffen siel in dem Wesen der Tante eine gewiste Gedrücktheit auf, die ihr vordem fremd war. Woher jetzt die unterdrückten Seufzer, der bange Ausdruck in ihre Mienen. Er fragte unverhohlen nach dem Grunde, doch Tante Charlotte wich seinen Fragen aus. Du wirst es ja bald sehen," meinte sie. Sie traten in den Garten, der das kleine Herrenhaus umschloß. Wie an den Nadeln der Tannen, die ringsum standen, die Eiskrystalle glitzer ten, wie schwer sich mancher Aft unter der Last des daraufliegenden Schnees bog! Doch wie sonderbar, an der rechten Seite des Herrenhauses ragte eine hohe Fichte, deren Beste und Zweige aller Nadeln entblößt wie ein Gerippe gen Himmel starrten. Die Spitze fehlte ihm, und etwa in der Mitte des Stam mes war ein breites eisernes Band um den Bauin geschmiedet und die großen Aeste waren mit Draht aneinander ge halten Die Tante war. als ihr Neffe fragend zu dem 'Baume- hinblickte, "hf- tig erschrocken. Dann sagte sie hastig: Weißt Tu. von der Fichte darfst Du zu Onkel Markus nicht sprechen, auf keinen Fall, ich bitte Dich. Er wird Dich zu ihr führen, wie Irden, der uns besucht: hörst Tu, der Baum ist gesund und grün." Ich verstehe Dich nicht, Tante." er widerte der junge Baron mit einem be sorgten Blick. Ich verstehe Dich wirk lich nicht. Onkel Markus wird doch" Onkel Markus weiß nichts davon, daß im vergangenen Herbste der Blitz den schönen Baum zerschmetterte, Onkel Markus ist seit zwei Jahren vollständig erblindet." Und davon erfahre ich heute?" Er verbot mir, Dir davon zu schrei den. Niemand weiß davon." . Der junge Baron Fichten machte ein betrübtes Gesicht und sagte: Der arme Onkel!" Dann ging er mit Tante Charlotte in's Haus. Bald stand er vor Onkel Markus, der ihn liebevoll in ,die Arme schloß. Du siehst. , ich vermag doch noch etwas; die Hauptsache ist erreicht, Du bist wieder in der Residenz, jetzt wirst Du Deinen Weg schon machen." , Dies waren seine ersten Worte zu dem Neffen, der seine Rührung kaum bemeistern konnte. , ,: Reich' mir. Deinen Arm, ich war heute noch nicht im Freien, koinm'." So führte der junge Baron Fichten seinen Onkel in den Garten, ein paar Schritte hinter ihnen ging Tante Char lotte. ; ,,'',, Ich gehe etwas schwer, man wird alt, mein lieberJunge." Erst, nach dem sie eine Weile Wortlos dahinge schritten, blieb Onkel Markus stehen und sagte: Ich kann Dir's ja doch auf die Dauer nicht verheimlichen: Ich bin blind, ganz blind, das wußtest Du nichts aber auf das leibliche Sehen kommt es weniger an, glaube mir, man entbehrt es leichter, als Du giern den magst." ' Der Neffe merkte bald." daß Onkel Markus sich ob seiner Enthüllung. Pein- lich berührt suhlte, und daß er den Kummer, mit dem ihn sein trauriges Gebrechen erfüllte, hinweqloa. Er be- gann von seinem Aufenthalte der letzten Jahre zu erzählen, von den Aussichten, die sich ihm eröffnen könnten, wenn Onkel-Ercellenz die Gnade hätte.! ihm auch weiter behilflich zu fein; denn hier- auf komme es vor Allem an. Ich weiß, was ich meinein Namen schuldig bin," erwiderte, der Onkel fast beleidigt. Ich lebe nur für Dich." Bald wurde er, wieder heiterer, man plauderte von der Zukunft, von des Neffen Verherrathung;, man hielt Mu sterung nach einer passenden Braut für den Jungen. Das war freilich nicht leicht; denn die Freiherren, von Fichten hatten es nie, zu Vermögen gebracht. und Ihr Name hatte, seitdem Freiherr Markus in Ungnade gefallen war, in den vornehmen Kreisen keinen Klang Aber hcirathen mußt Du," meinte Onkel Markus heiter. Deine Car- ncre wird Dich in den Stand setzen. wählen zu dürfen; und für die Carriere laß mich nur sorgen. Noch bin ich!" Dabei waren sie in die Nähe des kahlen, vom Blitze getroffenen Baumes gekommen; Onkel Markus selbst hatte den 'Neffen dahin, geleitet. , Da sieh einmal, das ist mein Lieb ling, mein Stolz, , der Baum, dessen Namen wir tragen. Ich weiß, so lange diese Fichte frisch zum Himmel ragt, so lange halte auch ich aus, . sie ist mein Lcbensbaum. Man, wird abergläubisch in der Ein amkett." Er fuhr mit der Rechten kosend über den i&tamm. - Und so lange wir Zwei stehen, wirst 'a Halt und Stutze haben, mein unge. Deine Zukunft ist nestckert. sie steht so frisch und fest wie dieser Baum hier.", Der junge Freiherr faßte die Hand des Onkels, er. küßte sie, . und eiue Thräne fiel auf die weiße schmale Hand. Immer noch so weichherzig, Junge, das mußt Du ablegen. Mit dein Her zen macht man nicht Carriere." . Der Neffe blickte aber voll Wehmuth in die dürren Zweige des Fichten baumes, als sähe er in denselben seine Zukunft. Das Geburtstagsgeschenk. , Emilie Springer die jugendliche Naive des Hoftheatcrs zu, N., brauchte wieder einmal nothwendiges Geld. Weißt Du was,", sagte sie eines Tages zu ihrer, Kollegin Erna, der Vcr trauten ihres Herzens., ich verkaufe mein Fahtrad. Baron von Dallcnburg schenkt nur ein neues, er hat es mir gestern versprochen.", . . , Dein Rad ist aber doch noch so gut wie neu," wandte die Freundin ein! Allerdings, der Baron kauft mir ja aber wieder ein neues,"' ' '. Und was willst Du für Dein altes neurs Rad fordern ?" Hundert Mark." Das ist ein sehr geringer Preis." Emilie hatte bereits nach einem Käufer infcrirt und wartete nun äußerst ge spannt auf den Erfolg ihres Inserats. T-er Baron von Dallcnburg war über die Zumuthung der Künstlerin, ihr ein neues Rad zu kaufen, wenig angenehm überrascht gewesen. Da sie aber do hauptcte, das Rad sei ganz kaput und unbrauchbar, und der Baron außerdem ein großer undvcrehrer war, blieb ihm nichts übrig, als ihren Wunsch zu erfüllen. Weißt Du was," meinte er eines Tages zu seinem Freunde Blanken bürg, ich will mir ein neues Rad kaufen." Dein Rad ist aber doch noch so gut wie neu," wandte Blankenburq ein. Allerdings, ich will das Rad aber nicht für mich, es soll überhaupt kein Herrenrad sein." Also Damenrad, ich verstehe." Ich bewundere Deinen Scharfsinn. Es soll aber kein neues sein, ein wenig gebrauchtes wird es auch thun. Du der stehst was von Fahrrädern, thu' mir den Gefallen und sich Dich nach einem günstigen Gelcgcnheitskauf um. Die Dame ist mittelgroß." Blankenburg erklärte sich hierzu mit Vergnügen bereit. . Schon nach einigen Tagen las er ein Jnscri: Damenrad, Marke Sturm roß, fast neu, billig zu verkaufen." Er schrieb sofort einen Brief unter der an gegebenen Chiffre, empfing tags darauf hie Adresse der Jnferentin und kaufte auch wirklich das Damenrad für seinen Freund Dallcnburg, da der -Preis ein mäßiger war. In sehr vergnügter Stimmung eilte dieser am nächsten Sonntage es war Emiliens Geburtstag zu seiner noch immer recht jugendlichen Naiven. Ein Dienstmann begleitete ihn, der das blitzsauber geputzte, wie neu aussehende Stahlroß am Zügel führte. ' Emilie war entzückt über die Auf opferung und Güte des Mäcens. Nein, welch' prachtvolle Maschine!" rief sie ganz hingerissen, und Marke Sturmroß, die ich für die beste halte!" Da," als sie das Geschenk naher be trachtete, wurde sie , auf einmal merk würdig blaß, dann wieder roth. Dann mußte sie sich fetzen. Ein leichter Ohn machtsanfall, der zum Glück rasch vor überging. : Um Himmelswillcn, liebes Kind," rief der Baron, was ist Ihnen,?" Sie hatte ihre Fassung bereits wie der gewonnen und maß ihn, stolz auf gerichtet, mit einem eisig kalten, der nichtcnden Blick. Ich hätte nie ge glaubt, daß mir das von Ihnen passi ren könnte!" , . Ja. was denn?" Schweigen Sie, kein Wort mehr!" rief sie jetzt mit dem zürnenden Palhos einer tragischen Heldenmutter. Sie haben mir ein altes Rad gekauft, Elen der. Mein eigenes Rad haben Sie mir gekauft, das ich vor einigen Tagen für Itt Mark verkauft hatte." , Oho, ich bitte sehr ich aber liebes Kind" Hinaus! Ich will Sie nicht mehr sehen, nie mehr!" Baron von Dallcnburg schlich geknickt von bannen. , O dieser unglückselige Zufall! , Er hat Emilie nie wiedergesehen und verwünschte seitdem die jugentlich Nai vcn und das Radfahren. Seltsamer Urwald. " Der Bataniker Jules Dallot hat vor einigen Jahren, wie Ernst Morgenstern aus Paris berichtet, einen Katalog der Flora angefertigt, die sich in den 'Rui iien des 1870 zerschossenen Rechnungs hofes in Paris findet. Äie Trümmer dieses Rechnungshofes werden jetzt ab-, gebrochen, um dem neuen Orleans Bahnhöfe Platz zu machen. Auf dem Maucrwerk wucherten Vergißmeinnicht. Nelken. Mohn, Veilchen, auf den Trep pett; den Capitcllen der Säulen und den Frontispizen sah man die blauen' Blüthen des Bittersüß. Senf, Kohl. Kresse, Linsen, Salat, Spargel. Cicho rienblüthcn überall in den Hyfen, die rothe Tomate reifte im Schatten des Ahorn; Pappeln. Weiden. Kirschbäume, Hollunder und Flieder erfüllten die Amtsräume des ehemaligen Finanz Ministeriums des Kaiserreiches. Unter ihnen blühten Malven. Wolfsmilch und Doldcnblüthe; an den Mauern rankten Epheu und Winde in die Höhe, die Erdbeere reifte und das Getreide wiegte feine Achrcn im Winde. ' Alle ihre Früchte und Samen dienten den zahl lösen Vögeln, die in dem alten Mauer werk nisteten, zur Nahrung. Nicht weniger als 150 Arten umfaßte diese seltsame Flora. , .,. - Schlau. . 1 Herr: Sie haben Jhrcn Bräutigam dem Gericht überliefert, um sich die tausend Dollars zu verdienen, die auf seine Ergreifung ausgesetzt siud?" ; Mädchcn: Gewiß, mit den tauscnd Dollars wollen wir ja hcirathen. wenn er heraus kommt!" ' Boshaft. Fräulein A.: Franz sagte mir. ich wäre das schönste und interessanteste Mädchen aus der ganzen Stadt." Fräulein 58.: Und mit einem fol chcn Menschen der Dich schon von An fang an belügt, willst Du Dich ver