liclvff rok '.VcDtUrtr von K .1 ll St f. ..Bist Tu bald fertig Elly?" Ja. Weshalb Beim ?" Ick) möchte Tich 'mal was fragen." Wlcid)!" Sie faß auf ihrem Stahlrad und fuhr eine kunstvolle Volte und noch eine und noch eine. Tann sprang sie ab und stand nun vor ihm, schlank, frisch und reizend in ihrem dunkelblauen Tuchkleid, mit rosigen Wangen und lachenden Augen. $t zog sie zu sich auf die Bank nieder. Flli.' hast Tu mich lieb?" .Aber natürlich. Komische Frage!" Tu weißt, wir sollen uns verhei rathen." Nichtig, das hatte ich ganz verges. sen. Selbstverständlich wird nichts draus. Nicht wahr?" Weshalb nicht?" Ja. Hans, das weißt Tu doch so gut wie ich. Wir lieben uns ja gar nicht; und solch eine Heirath aus Bestel lung, die ist eben gut genug für unselbstständige Menschen, nicht für solche, die da wissen, was sie wollen, lvie wir Beide " Sagtest Tu nicht eben, daß Tu mich lieb hättest?" Ja, aber lieb haben und lieben, das ist doch zweierlei. Sieh, wir ken nen uns nun von Kindesbeinen an, liaben zusammen Pferdchen gespielt, ge meinsam Schelte bekommen und uns um die besten Birnen gezankt. Noch gestern haben wir seelenvergnügt mit rinander in den Kirschdäumen gesessen. Worüber sollten wir denn da plötzlich himmelhoch jauchzen und zu Tode be trübt sein?" Er zeichnete mit seinem Stocke Figu ren in den Sand und antwortete nicht. Sieh mal, lieber Junge," sagte sie überredend, die berühmte Liebe ich meine, zarte Sehnsucht, süßes Hoffen und so ähnlich, Tu weißt ja möchte ich doch auch gern 'mal kennen lernen. Du etwa nicht? Und dazu sollten wir einander den Weg verlegen? Tas wäre doch schön dumm von uns. Und Tu meinst, daß wir miteinan der dazu nicht gelangen könnten?" Wir? Kein Gedanke. Nichts stimmt bei uns. Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein." Ich bitte Tich, wenn das bei mir zuträfe, müßte ich armer Wurm ja von der Wiege an blind gewesen sein. Und bei Tir: Mich hat das unglückselige Weib vcr giftet mit ihren Thränen." Muß das nicht reizend sein? Und mit mir wirst Du das niemals erleben." Er lächelte. Nun, das ließe sich allenfalls entbehren." Und weil wir uns nicht lieben, darum " Wollen wir warten, wir sind ja Beide noch jung," entschied er in seiner ruhigen Weise, die ihn älter erscheinen ließ.' als er war. Ich gebe zu. daß es sich augenblicklich nicht ganz leicht erkennen läßt, was in unserer gegen fcitigcn Zuneigung Gewohnheit, Kin dersreundschaft und was Liebe ist. Und deshalb müssen wir warten bis " Sie lachte. Warten! Wenn das die Licbesprobe sein soll, meinetwegen! Warten wir also bis bis nun, sagen wir, bis die Blumen, welche die steinerne Flora dort in ihrem Gewände trägt, zu blühen anfangen." Allerdings etwas viel verlangt. Und nun kann ich also gehen mit mei nein Korbe?" Korbe! Wie Du redest. Hans! Wir sind doch vollständig einig! Und nun grüß' mir die Deinigen in Friedcnfeld und komm morgen zeitig wieder, ja?" Sie schaute ihm mit Befriedigung nach. So war die Sache in schönster Ordnung. Freilich, ein prächtiger Mensch war er, kein Anderer ließ sich mit ihm vergleichen. Aber sich so ein fach von ihm nehmen lassen ach nein, das Allerschönste in diesem sonni- gen, blühenden Leben mußte doch noch ganz anders zugehen, alle Dichter sag- icn es, und die mußten es wissen. Heinrich Heine zum Beispiel, was machte der für Anstrengungen! Der riß aus Norwegens Wäldern die höchste Tanne, tauchte sie in des Actnas glühenden Schlund und schrieb damit an die Him- lelSdcckc: Agnes, ich liebe Dich." So stand es wenigstens in seinem Buch der Lieder." Und Hans? Nein, nein, mochte er warten, bis das schwärzliche Gemüse im Schooße der Flora zu blühen anfing! Tu, Elli, ist Hans eigentlich ein Komet?" Weshalb, Küthchcn?" . Ja. unser Fräulein saat. Kometen. das wären so (Geschöpfe, die manchmal da wären, und dann verschwänden sie wieder, und meistens wunte nian nicht, wann sie wieder kämen. Und Hans bleibt doch nun auch weg, und Keiner wein, ans wie lanae." Ich weiß auch nicht," sagte Elli zcr streut, des Schwesterchens astronomische Vorstellungen unbcrichtigt lassend und blickte auf den Weg nach Friedcnfeld, dem Nachbargute, hinaus, vergeblich wie nun schon seit acht Tagen. Warum kam Hans nicht? Sie wäre gern nach Fricdenfcld hin übergefahren, wie sie früher so oft ge than'. Tas aber hatte der Vater, der seit dem Scheitern des Vcrmühlungs Plans sehr übler Laune war, ihr ver doten. Wenn er doch käme! Wieder verstrich eine Woche und noch eine. Hans kam nicht. Elli wurde immer ernster und stiller. Ueberall vermißte sie den Freund. Nicht einmal das Radfahren machte ihr mehr Freude, da er sie nicht mehr begleitete. Einmal ging ein schweres Gewitter nieder. Aus dem Nachbargut. wo Hans trog seiner Jugend mit Umsicht und Geschick des leidenden Vaters Stelle der trat, hatte es in ein Arbeitshaus ein geschlagen. Leute, die herüber kamen, erzählten, daß Hans ruhig und euer gisch inmitten der kopflos gewordenen Törflerschaft die Löscharbeitcn leitete. Ein Anderer wollte gesehen haben, wie ein brennender Balten gerade aus die Stelle niedergestürzt war. wo der junge Herr" stand. Nie im Leben, hatte Elli Stunden so furchtbarer Angst durchgemacht, als die Nachricht kam, daß der Brand ge löscht und der junge Herr" unbeschä digt sei. Ihn auch jetzt nicht sehen zu dürfen! tyrn n,i,i 'itnni rtriin fii niitlt III llii(y.wi v . v... . - ,. länger, 'sie setzte sich auf ihr Rad und fuhr hinüber, dein väterlichen Gebote zum Trotz. Aber als sie das wohlde kannte Herrenhaus durch die Parkbäuine schimmern sah. übersiel sie ein räthsel Haftes Gefühl, eine Scham, die ihr das Blut in die Wangen trieb. Sie bog auf einem Seitcnpfade ab. Dann versuchte sie, ihm aus den We- gen zu begegnen, die er kommen mußte. Am dritten Tage traf sie ihn. Er saß zil Pferde und grüßte, ohne anzuhalten. freundlich aber flüchtig zu ihr hinüber. Von da an erhielt das Stahlrad Ur laub auf unbestimmte Zeit und durfte in einem Schuppen stillen Betrachtun- gen nachhängen. Nach Wochen kam die Nachricht, her- über, daß Hans verreisen wolle, auf ein halbes Jahr oder ein ganzes, man er- fuhr es nicht genau. Elli erschrack. Tann kam ihr em schwacher Trost: Nun mußte er kom men, um Abschied zu nehmen. Er kam auch, aber zufällig gerade, als sie vom Hause abwesend war. Man bestellte ihr seinen Abschicdsgruß bei der Heimkehr. Da schlich sie sich auf den Boden hin- auf zwischen alte Spinnräder und vcr staubte Willkommcn-Transparcntc, wo Niemand sie suchte, und weinte aus Herzensgründe. Am Abend desselben Tages trieb es Elli hinaus in den stillen Garten, wo das Mondlicht mit ruhiger Pracht die pätloiiimcrblumen bestrahlte und der Lufthauch mit leiser Liebkosung über ihr Haar strich. Aus einem offenen Fenster drangen die Töne eines Liedes herüber, das 'die Erzieherin drinnen mit weicher Stimme zum Klavier sang: Er wird wohl gar in das Welschland geh n, Und die Frauen sind dort so falsch und schön." Fester legte sich der Reif stummer Qual um Ellis Brust. Ja, er würde fortgehen und viele, schöne und liebens werthe Frauen finden, und eine davon würde er schließlich heimführen als künftige Herrin von fricdenfcld. Sie aber wurde von fern stehen und keinen Antheil mehr haben an seinem Geschick. Thörin, unbegreifliche Thö- rm. die sie gewesen war! Sie dachte nicht mehr an Dichter und Licbeslieder. Heine und seine Ricsenfeder lagen ihr weltenfern. Die fremden Töne waren verstummt vor dem lauten Pochen in ichrer eignen Brust. Wenn sie ihn nur einmal noch sehen und ihm sagen könnte: Geh nicht von mir im Groll, ich wußte ja selbst nicht, wie lieb Du mir bist." Aber morgen, bei Sonnenaufgang fuhr er, und wenn er wiederkam, war das, was etwa noch an Liebe zu ihr in ihm lebte, längst gestorben und verges sen. Rings umher hoben sich aus den Gartenbcctcn die hellen Blumen und blickten sie im Mondstrahl an wie fra gende Gcfichtchcn. Aus dem lichtum flossciicn Gebüsch drüben sah grau und gespenstig ein halb vcrwittcrtcs Stcin bild. Ihr übermüthiges Wort kam ihr ins Gedächtniß zurück: Warten wir, bis die Blumen im Gewand der steinernen Flora zu blühen anfangen." x Und plötzlich durchzuckte sie ein Ge danke. Drüben am Parkgittcr die Flora und hier die Blumen ein ein ziges Zeichen, ein letztes konnte sie ihm geben, liebte er sie, dann würde er es verstehen und sie vielleicht nicht auf geben und vergessen, liebte er sie nicht, so waren ihm ihre Worte wohl längst entfallen, und sein Auge würde gleich gültig über das Steinbild hinwegglei teil. ' Wcnigc Minuten später schlich sie mit zusammciigcrafftcr Schürze scheu und vorsichtig wie zu einem Stelldichein dem Florastandbilde zu. Jetzt bog sie um das letzte Gebüsch und Hans!" Mit einem Aufschrei prallte sie zurück. Da stand er und zog gerade die Hand zurück, mit der er einen Pracht vollen Strauß Spätsommcrroscn in das aufgeraffte Gewand der stcincrncn Göttin gelegt hatte. Einen Augcnhlick war es ganz still zwischen Beiden. Tann sagte sie lcisc, vorwurfsvoll: Warum bliebst Du so lange fort?" Weil ich mir darüber klar werden wollte, ab Tu Recht hattest bei unserer letzten Unterredung," antwortete er. Nein, Tu hattest Unrecht, gnz Un recht, wenigstens was mich anbetrifft. :Z.t liebe Ticd doch und hatte die on nung. Tich zu besitzen, fest. Tarum legte ich 1? zum .'lbichicdsgruk di Rosen dorthin sie blühen ja nun. di Blumen Deiner aIcu." Hans!" rief stf. es klang wie ein Jauchzen. Tie Zivscl der schürze ent sielen ihren bebenden Handen, ein Blumenregkil fiel auf das Oiras zu sei nen Füßen nieder. Ach, Hans, ich wollte ja ganz das selbe thun!" Im weißen Licht, das durch- Laub gittcr fiel, schien die steinerne Göttin freundlich auf das Paar hcrabzulachcln. Tas war hübsch von ihr. denn sonst empfangen Tamcn im Allgemeinen nicht gcrn Blumen, die für Andere be stimmt sind. Tasür durfte sie nun auch Zeuge fein, wie zwei glückliche Menschen sich den Brautkuß gaben : und das bekommen sonst nur Wenige zu sehen ein paar Parlbaume etwa und der Mond und Amor,' der Schalk. Eine (5oIMciratb. (eichichle auö Rußland von I. rauichek. Es war im Winter, und der Tag ging zur Neige. Fußhoher Schnee bedeckte die Straßen Moskau's, blitzte im fahlen Licht der aufflammenden Gaslatcrncn und knirschte unter den Tritten der Fußgän gcr und unter den Geleisen der gleiten den Schlitten. Auf der Powarskaja. der Hauptstraße des Aristokratcnstadtthciles, stand vor dem Palast des Grafen Kuragin eine elegante Egoistka. auf dem Sitz des schmalen Gefährtes lag ein dickes Bären seil, und ein wohlgenährter Kutscher in bauschigem Pelz und verbrämter Sm mctmütze hielt stramm die Zügel des feurigen Rappen, der ungeduldig den Schnee stampfte. Im Eabinet des Grafen Sergei Michailowitsch Kuragin brannte die Lampe und verbreitete unter einem ver hüllenden Seidcnschirm gedämpfte Helle über die hohen, rothledcrnen Sessel und den grauen Marmorlamin des ge täfelten Gemaches. Bor dem silber beschlagenen Ebcnholzschreibtisch saß der Hausherr, und rieb Tabak in ein Packet Eigarcttenhülscn, während ihm gegen über sein Gast Nikolai Nikititsch Andro now einer der reichsten Kaufleute Moskau's in einem Schaukelskuhl lehnte und lebhaft auf ihn einredete. Auf einem carinortischchen brodelte der silberne Samowar, und Wassili, der Kammerdiener Sergei Michails witsch's bereitete den Thee und stellte die dampfenden Gläser, Eognac und eingemachte Früchte vor die plaudern den Herren. Graf Kuragin nippte ab und zu von dem heißen Trank, Nikolai Nikititsch goß sich denselben in den ge schliffencn Krystalluntersatz, schlürfte mit Behagen, und der lautlos ad- und zuschreitende Wassili hatte immer tok--der das Glas zu füllen. Endlich lag dasselbe umgestürzt auf der Unterschale, ein Zeichen für den Diener, dasselbe nicht mehr zu füllen. Also abgemacht", sagte Nikolai Nikititsch, sich erhebend. ,,Dri,t Sohn Boris hcirathct meine Wjcra und macht sie , zur Gräfin; dafür erhält er eine Mitgift von 5 Millionen, gerade recht, den verblaßten Glanz Eures Hauses aufzufrischen. Nichts für ungut Brü derchen, Tu hast aus Teincm Nest die Tauncn arg geplündert, und Tein Erbe möchte in Zukunft gerade nicht weich darin gebettet fein. Na, will's Gott, so füttere ich es Euch wieder recht wohl und warm zurecht und setze noch dazu meine Goldtaube hinein." Sergei hörte mit sorgenvoller Miene die Worte Andronows und erwiderte: Boris ist aufgewachsen in den Vor urtheilen seines Standes, und es wird schwer halten, ihn zu einer Heirath mit der Tochter eines Kaufmanns zu be stimmen, dessen Familie noch dazu zu den früheren Leibeigenen der Kuragins gehörte, mag derselbe auch zehnmal Millionär und der Freund seines Va ters fein. Aber Noth bricht Eisen, und angesichts unseres unausbleiblichen Ruins wird er sich in meine Wünsche wohl fügen müssen!" Ja. Seele mein," lachte Andranow, dem Grafen zum Abschied die Hand reichend, Deine Sache ist es, Boris Scrgcjewitfch begreiflich zu machen, daß Titel ohne Mittel ein schnurriges Ting ist. 's ist nur, weil wir so alte Freunde sind, sonst wäre mir Dein Sohn noch lange nicht gut genug für mein schmuckes Hcrzblättchcn. Also topp, morgen mag er bei mir als Freier anklopfen, und nun Gott befohlen!" Der Graf begleitete seinen Gast bis an die Freitreppe und kehrte den Schritt dann zu den Gemächern seines SohncS. Nikolai Nikitisch aber glitt in seinem Schlitten zufrieden über die beschneiten Boulevards, um sich nach dem Kauf mannsclub zu einer Whistpartic zu be geben. Wjcra Nikolaiewna ist sehr schön, die hohe Gestalt graziös und biegsam ; das seine1 Antlitz hat einen blassen Elfen bcintcint, aus dein purpurne Lippen schimmern. Ueber der cdlcn , Stirne ringclt sich scidcnweichcs, dunkles Gc lock, und die märchcntiefcn Braunaugcn blicken so räthsclhaft. Sie ist in Peters bürg zur Weltdame gedrechselt worden und vollkommen chic. Jetzt sitzt sie vor dem Flügcl, und ihre schlanken Finger gleiten meisterhaft Über die Tasten. Graf Boris wendet ihr die Notenblätter um. Beide sind innerlich voll Groll auf einander, obwohl sie sich gestern verlobt hatten. Er zürnt ihr. das sie ks vcrmaa. sich für einen klinaenden Namen zu verkaufen sie ist empört darüber, das; er seine Mannesehre fü Millionen dadinaibt. Wiera bat il) Spiel beendet mit einem plötzlichen, oissoiiirenocn viccoro. Ich habe Kopfschmerz und muß rnid irii.szickcr!, enti'chuldiaen Sie mich Graf." spricht sie zu Boris, und reicht ihm zum Abschied die iZiligerspitzkn. Er verbeugt sich und sieht, wie sie mit ihrer Fußspitze die Marschall-Niel Rosen zur cite schiebt, die von ihm kamen und merkwürdigerweise ihren Platz auf dem Tisch des Salons gefun den hatten. Der Aergcr röthet ihm die Stirn: doch galant drückt er seine Lip pen auf die ihm dargebotene Hand und verläßt das Gemach. Wjeras Blicke banoen sinnend an dem Tabintchreiten den. Es dämmert bereits das ist die kunoe ocs ocimiicgcn Jauoers. Es ist ein unerträglich heißer Tag wie solche vorzukommen pflegen im ruf fischen Hochsommer. Gräfin Wjera lebt mit ihrem Gatten aus einem Gut bei Podolsk. Jetzt sitzt die junge Herrin im Partcrrcsaal des SchlosscS und ficht vorqclcqte Pläne durch zur Verschönerung des Parkes. Es war ihr Freude, Alles um sich her in ein Feenreich zu ver- wandeln, und der Graf läßt sie schal ten und walten. Sie erwartet ihn zum Tincr, und die silberschimmernde Tafel tragt zwei Gedecke, feonst spei cn sie auf dcr Veranda, aber heute verbrci tet die Julisonne brennende Gluth: hier nur im Saal herrscht angenehme Kühle, die durch den Marmorfußboden noch erhöht wird. Wjera gefiel dies fürst liehe Gemach, in dessen hohe Bogen feilster die Zweige der riesigen Edel tannen hereinnicktcn, die Peter der Große gepflanzt hatte, als er einst als Gast hier verweilte, und hinter denen sich die herrliche Steinkirche erhob, zu dcr von ihm der Grundstein gelegt wor den war. Es umgab doch ein eigener Reiz so ein ahnencrcrbtes Bcsitzthum; lächelnd streifte die junge frau mit ihren Blicken die herrlichen Gobelins, die von der Balustrade herabhingen, welche sich oben, längs des Gesimses des ovalen Saales hinzog, und hinter dcr sich die lebensgroßen, frescoqemalten Prinzen und Prinzessinnen, Fürstlichkeiten und Diplomaten um die lugendschonc Kaise- rin Katharina schartcn und wie lebendig zwischen Baumgruppcn vom blauen Himmel des PlasondS abhoben. Aber die lächelnden Gesichter unter den weißen Perrücken schienen sich plötzlich hoch- niüthlg zu verziehen und die erstaunten Augen zu fragen, was denn eine leib eigene Kaufiiiannstochter hier wolle. in dem alten Prachtsaal eines erbge- essenen Geschlechtes und auf dem violetten Plüschsessel, auf dem die glorreiche Ezarin einst gethront und einem Grafen Kuragin gestattet hatte, ihren Fuß zu küssen für seine im türki sehen Krieg bewiesene Umsicht und Tapferkeit Gebt Euch zufrieden, ihr da oben," flüsterte sie halb scherzend, halb ernst. was wollt Ihr von mir, schaffe ich Euch nicht wieder Euren alten Glanz, ehre ich nicht Eure Traditionen, oder bin ich eine so unvollkommene Aristo- kratin, daß ich Euch die Kaufmanns tochter nimmer vergessen mache?" 23ie um sich selbst Antwort zu geben, trat sie vor den vcnetianischen Pfeilcrspiegel und betrachtete ihr Bild. ' Sie gestand sich seufzend, daß sie schön sei, und das weiße, wallende Spitzcngewand mit dem Purpurgürtel und die rothen Rosen im Haar sie prächtig kleideten. Das schien auch der Gras zu finden, dcr eben eingetreten war und wie ge blendet auf die liebreizende Erscheinung sah. Er kam aus Podolsk, wo er den Posten eines Friedensrichters einnahm. Nach seiner Vcrheirathung hatte er den Müßiggang aufgegeben; er arbeitete, um sein Selbstbewußtsein zu entlassen von dem Vorwurf, sich für Geld ver kauft zu haben. Verkauft! O sie be durfte keiner Millionen, diese stolze, unnahbare Wjcra, die er liebte mit der ganzen Kraft seines Herzens! Die beiden Gatten begrüßten sich kühl und gemessen, und während dcr Diener scrvirtc, besprachen sie die gleichgiltig sien Dinge, beide bemüht, ihre innersten Gedanken zu verbergen. Im Torf war Feuer ausgcbrochcn. Hoch auf prasselten und züngelten die Flammen, Balken und Dächer krachten und stürzten zusammen, und Hütte um Hütte wurde zur Beute des entfesselten Elementes. Die obdachlosen Bauern schrieen, jammerten und winselten, Gräfin Wjera stand tröstend zwischen den schluchzenden Weibern und vcr sprach ihncn Hilfc. Boris Scrgcjcwitsch leitete die Löscharbeitcn. bcfehligte um sichtig dic schrccklahmcn Männer und war überall voran. Pawel, Pawel, rettet meinen Pawel!" hörte man plötzlich eine weh klagende Stimm-. Tic lahme Marfa bat für ihren zehnjährigen Sohn, dcr sich noch cinmal in die Hütte gewagt hatte, um ein armseliges Stück Haus rath zu retten, und dem von den jetzt aus Thür und Fenster qualmenden Flammen dcr Rückwcg abgeschnitten ward. Aber Niemand hörte aus die Unglückliche, wie sie auch bat und be schwor. Ta erschien oben am Dach stuhl, umlcuchtet van züngelndem Feuer, die hohe Gestalt des Grafen, um sofort blitzschnell wieder im Rauch- fang zu verschwinden. Gleichzeitig aber tonte von Wieras i'intvn der flinitter-- füllte Ruf Boris", dann brach die lunac ran obnmachtia z:isammen Boris Scraciewitich aber battc den Schrei vernommen, diesen Schrei dcr Vicve und Zärtlichkeit, und wie von himmlischen Enacln beackert, liest er sich frcudcjauchzend durch den Sckorn- stein Herunter, um Pawel zu holen Tas Feuer hatte axsgctobt. Pawc war gerettet, und die Abgebrannten hatte man einstweilen 11, den Gesinde stuben des Schlosses untergebracht. Im Boudoir Wjeras aber hielt Gra Boris seine junge Frau in den Armen und blickte glückselig in ihre Märchen auqcn. deren Räthsel ihm nun alle ge- lost schienen. (?in hübsches ventkuer hat sich dieser Tage in Paris in der Rue de Moret abgespielt. Ein Einbrecher drang dort in eine Wohnung, in der ihm wider alles Erwarten eine Dame entgegentrat. Bei ihrem Anblicke er griff dcr Tieb die Flucht, während die Tame vor Schreck ohnmächtig wurde. Sie hatte aber, bevor sie die Besinnung verlor, noch einen chreckcnsruf aus stoßen können, der die Nachbarn herbei lockte. Zum allgemeinen Erstaunen waren auch sofort zwei- Polizisten bei der Hand, um die nöthigen Nachfor schungcn anzustellen. Tie Tame war aber noch so erschüttert, daß sie kein Wort herauszubringen verinochte und starr vor sich hinblickte. Ta erbot sich einer dcr Umftchcndcn, die Polizisten im Hause herumzuführen, um nach dem entflohenen Verbrecher zu suchen. Er machte init einem Lichte in der Hand, ihren Führer: die Nachforschungen waren aber trotz allen Suchcns vergeb llch. Die Polizisten kehrten nun, nach dem sie ihrem Führer gedankt hatten, in das Zimmer dcr Dame zurück. Bei ihrem Anblick rief die Tame, die endlich wieder den Gebrauch ihrer Sprache er langt hatte, entsetzt aus: Wie. Sie haben ihn nicht festgenommen, es war ja der. welcher oas vicm trug, ich glaubte, ie hätten ihn mitgenom men!" Man kann sich denken, welches Gesicht die Polizisten dazu schnitten und welche wenig respektvollen Scherze die umstehende Menge sich ihnen gegen über erlaubte. Dcr Vcrbrechcr war natürlich inzwischen spurlos verschwun den. Mißverstandene Drohung. Auf einem Spazicrqanq in's Freie wird Herr Müller von einem verwahr- lost aussehenden Individuum anqcfpro- chen. Ach, bitte, schenken Sie mir ei nen Quarter!" Nichts da," erwidert Müller barsch. Das wäre ja noch schöner, wenn man sich die Höhe des Almosens vorschreiben ließe." Sie wollen nicht." meinte der Bett- ler mit trostloser Miene. Gut, dann muß ich etwas thun, was ich gern vcr mieden hätte!" Armer Kerl," denkt Müller, mäh rend er dem Manne, der einen Seiten- weg in s Gebüsch einschlägt, mit den Blicken folgt. Vielleicht hätte ich ihn durch das kleine Geldopfer von einem verzweifelten Schritt zurückhalten kön nen. Ich will ihm doch den verlangten Quarter schenken." Er läuft dem Bett- ler nach und händigt ihm einen Quar ter ein. Und was hätten Sie gethan, armer Mann, wenn ich Ihren W.insch nicht erfüllt hätte?" Je nun, dann hatte ich mich eben an einen Anderen wenden müssen." Tas Tesscrt bei Hofe. Ter Küchenchef des Kaisers Franz Joseph schützt bei einer Gesammtsumme von 025,000 Gulden, welche die kaiscr liche Tafel jährlich erfordert, die Kosten des Tcsscrts allein auf eine Viertel- Million Gulden. Tie Kosten des Nach tisches eines einzigen Banketts, das aus Anlaß des Jubiläums des Kaisers von Oesterreich veranstaltet wurde, bclicscn sich auf 20,000 Francs. Die Victualien und Weine werden nach jeder Tafel an dic ersten Restaurants Wicns verkauft. wodurch das Kuchcnpcrsonal scmc Ein nähme um das Toppclte, ja Dreifache erhöht. In Italien und in Spanien sind die Ausgaben sür das Dessert auf das kleinste Maß beschränkt worden. Tie Königin von England controllirt persönlich die Kosten ihrer Tafel und hält Küchen- und Kellcrchcf sehr kurz. Dagegen werden am russischen Hofe für' den Nachtisch gewaltige Summen aufgewendet. Jeden Tag erscheinen für 500 und selbst für 000 Francs Weine und Eigarren auf der Tafel, und es ist Regel geworden, daß eine Flasche Wein, die bereits einmal den Tisch geziert, nicht ivieder auf der Tafel des Ezaren erscheinen darf. Zweideutig, Wirth: Heute kein Glas Wein ge fällig?" Gast: Hören Sie auf, von Ihrem Wein zu stechen. Sie machen mir damit nur den Mund wäss'rig." !1Tfrfu'ürdig. A. : Sie sind die Treppe hinunter gefallen, wobei denn?" B. : Beim Hinaussteigen." eEi Häkchen. El -chen: Mama, haben unsere Ner ven außerdem, daß sie uns zu einer Badereise verhelfen sonst noch einen weck?" IvWrtiche fi'lbt.jefiilI. Michelbauer (de? allein mit seiner Allen aus den soeben einfahrenden Balmzug wartetl: ..Siebst T, Urschl. w i r sau dc' no' wer jetz' muß der l große Z g z'wcg'n Uns anhält'!" ' CrfjMt. Ach. Frau lein Emilie. ich liebe Sie so heiß, so innig, so unermeßlich, so.." Aber, mein Herr, so viel Mitgift bad' ich gar nicht!" Uefinitv. ..Was ist eigentlich das Podagra, lieber Onkel?" TaS kann ich Dir leider ganz genau sagen: Tas Podagra ist: Wenn du laufen sollst, hast du keine Füße und wenn du arbeiten sollst, hast du keine Hände, aber wenn der Schmerz angeht, hast du zehn Paar Fuße und zehn Paar Hände!" in Vorschlag, Arzt: Nun hab' ich schon alle Mit tel vergeblich versucht und nichts will nützen!" Patient: Wie war's. Herr Doctor, wenn Sie 'mal mit der Behandlung aussetzen würden?" ' Zmmer zerstreut. Nun. Herr Professor, wo waren Sie denn am Sonntag Abend?" Zu Hause; und Sie, Herr Rath?" Ich war auch zu Hause!" Soo?, . Ich habe Sie ja gar nicht gesehen!" Sicheres Zeichen. ...Sind denn der Inspektor und seine Frau glücklich vcrhcirathet?" Das will ich meinen! Die haben 1 ach zehnjähriger Ehe noch ein Tandem gekauft!" Schlau, A: ..Also, Sie kennen den Kerl, der Ihren Ueberzichcr gestohlen; warum drohen Sie ihm nicht mit Anzeige?" B: Werd ich schon machen abcr crst, wettn er ihn hat repariren lassen !" villig. tJm WohlthätigkcitSbazar.) Das Arrangement ist reizend Alles wun dcrvoll!.. Was haben Sie denn dazu gegeben, Herr Baron?" Ich, meine Gnädige? Ich habe die Anregung dazu gegeben !" Aus einer verthcidigungsrede. Anwalt: ,,.,.Sie dürfen meinem Klienten auf's Wort glauben, wenn er agt, dasz er vor dem Untcrsuchunqs- richter die Unwahrheit gesagt hat, denn mein Klient ist cin wahrhcitslicbender Mann!" Individueller Standpunkt. ' Reisender (zum Ieuerversicherungs- Agenten, der eben eingestiegen): Sie hatten hier ein Feucrwchrfest! Wie ist denn die Uebung ausgefallen?" Agent: Gronartiq! Sämmtlich Bürger haben die Versicherungssumme verdoppelt!" Auf dem kande. Städter: Habcn Sie vicl Schnee diesen Winter gehabt, Herr Brumm-hubcr?" O, freil, hab' 1 viel Schnee gehabt. aber mein Nachbar hat noch vicl mchr g'habt!" Wicso dcnn, Ihr wohnt doch neben- einander?" Er hat aber a mehr Acker." Falsch verstanden. Hausherr: Das sage ich Ihnen. Herr X, bevor Sie mir meine Miethe nicht bezahlen, laß ich Sie nicht aus dem Haus " x: Gottlob, dann hätt' ich ja end- lich einmal eine dauernde Unterkunft !" Gemüthlich. Sie: Du, Franzl. wozu steckst Du denn den Schlagring ein?" 4 Er: Ich hab'. mit dem Nachbar etwas zu besprechen!" ,VvcicrIci. Hausfrau (mit dem Dienstmädchen ine Vase abstaubend, dic dabei her- untcrfällt): Himmel, dieses kostbare tuck kaput!.. Jctzt wciß ich nicht: warcn Sie so dumm, es hinab-' zustoßen, oder hatte I ch das M a l- h e u r !" Kleiner Irrthum. Ein Notar wird auf's Land aerusci, um ein Testament aufzunehmen. Der im ven liegende Bauer dictirt, und als Alles fertig, erbebt sich der Notar, um zu gehen. In demselben Auacn- blicke richtet sich auch der robuste Land- mann aus seinem Vager 1 die Hohe und fragt: Kam: ich nun auch auf- ftch'n?" Notar: Ja. sind Sie denn nicht krank?" Bauer: Mir fehlt nir! .V hab' nur 'glaubt, beim Testament machen muß ma' im Bett liegen!" Gefäbrliches lllittcl. A: Ist denn das Haarfarrcn wirk ich so gefahrlich, wie die Aerzte immer sagen?" B: Gewiß! Darauf kannst Tu Tich verlassen! Erst kürzlich hat es ein Onkel von mir versucht, und in drei Wochen war er mit einer Wittivc mit vier Kin der vcrhcirathet!"