t ' ' ' Jttvnteuer einer ISodcttf rcifo. iMnf wad,k'"t'chlchir von Julius , U,'r. r ' i i, IV i. ß t V t- y . & r- X. ( i ii Vergnügen eigener Art war doch meine fcoiiwitstdhrt !" pflegt Fre Ö Vettcrlrin immer zn tilgen, wenn er auf feine Hochzeitsreise ui sprechen kommt, und wahrlich, et bat recht. Wenn man seine ältern auch nchr verehrt und mit lindlicher Treue an ihnen hangt, die Hocheit-zreile mochte mau doch gern mit seinem geliebten Männchen allein machen, nicht wahr, beste Leserin ? IKan denke sich also den Schreck, ja das Entsetzen Vetterleins, als an dem Abend, da er mit seiner jungen Frau die Hochzeitsreise in das Uiiesengebirge antreten mollte. plötzlich Herr und Frau Nolte in feierlichem Ton sprachen: Guido, mir dringen dir eine grofie Uederraschung. Wir wer den euch auf eurer Hochzeitsreise be- gleiten Lenchen ist noch zu jung, zu unerfahren, sie weifi noch gar nicht mit Männern umzugehen, wir können sie nicht allein mir dir reisen lassen!" Vetterlein war über diese (rörfiuing zuerst sprachlos, dann aber rasste er sich auf und er ist kein Feigling er klarte er in ziemlich heftigen dorten, daß er mit dieser Begleitung, dieser Ueberraschnng" nicht einverstanden sei während sein Weibchen ihm zustimmend und ermunternd zunickte, weswegen ich die jungen Tarnen bitte, sie nicht ver dämmen, sondern erst abwarten zu Kuweit wie sie es selber bei solcher We legenhät machen. (is ist erklärlich, daß sich nun eine ziemlich erregte Szene entspann, welche -bannt endigte, das; Herr . und Frau Nolte endlich zürnend und grollend er klarten, zu Hause zu bleiben, aber was auch geschehen sollte ihre Hände in Unschuld gewaschen haben zu wollen! In dieser unfrenndlichen Stimmung also nahm man Abschied voneinander, wahrend Johann mit dein alten Wagen auf dem Hofe des Gutes vorfuhr, um die Eheleute zu dem eine Stunde ent- fernt liegenden Bahnhof zu befördern. Die Eltern Teilchens weinten, als ihr einziges Kind", wie ZZrau Nolte sagte, mit dein rohen Menschen in Nacht und Nebel davonfuhr". Lenchen selbst weinte und auch der Himmel vergosz wahre fflnthen von Thränen. Ja, es regnete scheußlich, der Strrm heulte und riit telte an dein alten wackligen Torf wagen, dessen Entstehnngsort dies arm selige schlesische Torf, an dessen Aus gaiig das kleine Gut Noltes lag. ge- ' niesen war. Ziemlich schweigsam saßen die Eheleute bei einander, wah rend daö Fuhrwerk über die Landstraße dahinkroch. Das Pärchen gedachte wohl ,.der Zeit, da es sich in Berlin, als Leu im in der Pension war. kennen gelernt und den Bund fürs Leben geschlossen hatte! Aber unsanft wurden sie aus ihren Träumen aufgeschreckt:. . . Es er folgte plöllich ein lauter, schriller Krach der Wagen neigte sich zur Seite es wkk ein Rad gebrochen! Was nun? Rathlos starrten die ttat ien einander an, während Johann dKußen tobte und fluchte. Aber Bet terlein ist ein entschiedener Charakter und sein Seuchen auch gerade keine fisch blütige Natur. Sie faßten nach kurzer Berathung den Entschluß, sich zu Fuß nach der Bahnstation zu begeben, da das Fuhrwerk den Dienst versagte. Sie befanden sich gerade auf dem halben Wege, was also sollten sie anders thun? Glücklicherweise hatte man das Ge päck schon nach dem kleinen freundlichen Badeorte, dem ersten Ziel der Reise, gesendet es war also nur noch der kleine Handkoffer zu tragen und das junge Pärchen machte sich muthig auf den'Weg! Arm in Arm, dicht aneinan der geschmiegt, schritten sie auf der dun kein, morastigen Landstraße dahin, wahrend der Koffer auf Guidos Schul tern balancirte! Freilich wurden ihre Kleider von dem heftig hcrabströmendcn. Regen bald durchnäßt, freilich zerzauste der Wipd ihnen die Haare, aber was that das"S Sie liebten sich ja, und es war ihnen kein andrer Ausweg gcblie den! Sie mußten schnell zuschreiten, : um den Zug nicht zu versäumen, so schnell daß sie den Athem verloren sie liefen mehr, wie sie gingen, während Vettcrlein scherzhaft dcklamirte: Wer eilet so spät durch Nacht und Wind?" Indessen der Galgenhumor Guidos sollte bald zerrinnen vor der Tücke des Schicksals Als sie nach ihrer mühevollen Wan dernng den Bahnhof endlich erreicht hatten, bemerkten sie. daß derselbe dunkel und wie ausgestorben dalag. ; Heiliger Gott !" rief Guido erschrocken aus, sollten wir dennoch zu spät ge kommen sein?" . . Ja, sie waren zu spät gekommen. Vergebens rüttelten sie an den zwei ein zigen Thüren des armseligen Bahnhofs gebäudes sie waren verschlossen und kein menschliches Wesen ließ sich sehen. Sie machten sich bemerkbar sie pochten lärmten riefen aber niemand ließ sich sehen, und der kleine Marktflecken lag mindestens noch 2 Minuten vom Bahnhofe entfernt ! Eine verzweifelte Stimmung überkam das schwer geprüfte junge Paar, schon wollte es auf gut Glück eine Wanderung in die Ortschaft antreten, um dort vielleicht dennoch für die Nacht ein Unterkommen zu finden, als plötzlich hinter der einen Glasthiir des Gebäudes ein matter Lichtschein auftauchte. Bon neuer Hoff ung belebt, blickten sie auf, und wirk ttch die Thür ward von innen geöff net ein Mann mit einer Blcnd- SMllagMji Jahrgang 19. Beilage zum Ncbraska Ztaats-Anzeiger. Ro. .34. lateri'.e erschien. Belterleiü stürzte auf ihn zu. als wolle er ihn in seine Arme schließen, jener aber musterte ihn mit mißtrauischen Blicken. Wir haben den Zug versäumt." erklärte Guido schnell, und glaubten schon im freien übernachten zü müssen. " Na, das wird wohl auch der Fall sein." unterbrach ihn der mit der La ternt. denn der Bahnhof ist jcht ge schlossen und ich gehe, nach Hanse!" Mensch, machen Sie uns nicht un glücklich! Sollen wir auf der Straße bleiben?" Thut mir leid! Pünktlich kom inen !" . Bringen Sie mich nicht zur Per zwciflung. ich will Sie königlich bcloh nen. wenn Sie uns wenigstens im so genannten Wartesaal unterbringen." Geht nicht geht nicht. Darf ich nicht ! Indessen vielleicht ließe sich ein Ausweg finden. Wenn Sie mit der Gepackkaminer dorlicb nehmen wollen, würde sich die Sache machen lassen. Natürlich müßte ich bei Ihnen bleiben und Sie überwachen, beim man kann nicht wissen " So wenig verlockend diese Aussicht anch war. blieb dem Pärchen doch nichts anderes übrig, als auf das Anerbieten des Eerberus einzugehen, und dieser führte sie in eine kleine, enge, durchaus nicht sehr reinliche Kammer, deren em zige Ausstattung einige Kisten. Körbe und Koffer bildeten. Na. nu machen Sie sich's bequem," sagte der Hüter dieses Paradieses freundlich. Die Dame kann sich ja dort auf dem großen Korb fetzen und Sie Herr Sie 'wissen Sie was? Sie spielen mit mir ein Paar Partien Sechsundsechzig!" ' Danke danke sehr " Erlauben Sie Sie müssen spie len !" brauste der Ecrberus auf. Ich muß Unterhaltung haben, sonst schlafe ich ein, und lch darf nicht einschlafen, weil am Ende während meines Schla- fes von diesen Wcrthgegenstünden Hm man kann nicht wnsen kann nicht wissen. Also wollen Sie oder wollen Sie nicht?" Was blieb dem Aermsten aller jun gen Ehemänner anders übrig, als auf das Perlangen einzugehen? So mußte er denn auf einem großen Koffer Platz nehmen, während sein Partner ich aus den Rand eines wackligen Tisches setzte; ein riesiger Korb diinte als Spieltiich, den die Blendlaterne nur so wenig er- hellte, daß ein Bemogeln" nicht un- möglich qewcien wäre. Der Gepäck Hüter" zog ein Spiel Karten hervor und die erste Partie begann, während Lenchcn allein und verlassen, auf ihrem Korbe fa und fchnsuchtsvoll der Jll sionen gedachte, die sie sich von ihrer Hochzeitsreise gemacht ! Der Hüter des Bahnhofes war ein leidenlchaftlichcr Spieler und befaß un glaubliche Zähigkeit und Ausdauer ; er ließ dem armen Guido kaum soviel Zeit, sich hin und wieder nach dem Befinden seiner jungen Gattin zu erkundigen. Der verzweifelte Ehemann verlor eine Partie nach der andern, er wurde von Minute zu Minute wüthender auf fei nen Partner und dieser Stunden Qual war groß ! Dennoch ging die ent schliche Nacht vorüber der Morgen kam und mit ihm die Erlösung für das Ehepaar der Zug! Alles in allem hatte diese erste Nacht auf seiner Hochzeitsreise Guido zehn Mark gekostet, aber er verschmerzte gern den Verlust in der Hoffnung, daß, sich nun alles, alles wenden müsse ! .Am Mittag des andern Tages lang ten die Hochzeitsreisenden in dem freundlichen schlesifchen Badeorte an. Die erste Uederraschung. welche ihrer harrte, war die Entdeckung, daß das vorausgesandte" Gepäck noch nicht an gekommen war. sie also keine Gelegen hcit hatten, ihre defekt gewordene Klei dung mit anderer vertauschen zu kön nen, und daß sie der Wirth des Ho tcls, in dem sie abgestiegen, infolgedes sen mit etwas mißtrauischen Blicken musterte. Dennoch fühlten sie sich ziemlich behaglich und machten gegen Abend einen Spaziergang durch den Ort. Lenchen äußerte den Wunsch, einen Kricmstechcr zu besitzen, um das prächtige Gebirgs-Panorama besser mustern zu können und der galante Ehemann verfügte sich sofort mit fei nein Weibchen in das einzige und ziem lich bedeutende Galantcriewaarenge schüft des Ortes, um daselbst den Wunsch Lenchens zu erfüllen. Bald war man handelseinig, erfreut hing das junge Weibchen das erstandene Fernschau-Jnstrument" um die Schul ter und hüpfte hinaus, um dessen Güte zu erproben, während Guido sich an's Bezahlen", machte. Da er hierbei be merkte, daß sein kleines Geld ausge gangen sei, griff er in die Brusttasche, um seine Brieftasche mit dem großen Gelde hervorzuziehen, aber o Schreck ! Laß mich kurz sein, der Aermste machte die Entdeckung, das; er tn der Haft, dem Wirrfdl der Abreise seine Brieftasche. mit dem Geld und allen sei- nen Papieren bei Noltes vcrgcncn, zurückgelassen haben mußte ! Zögernd und scheu gestand er dies dem Laden inhaber ein, dieser aber, der ihn sei nes durchaus nicht sehr eleganten Neunern halber von vornherein inisz- iranisch angesehen hatte, nannte das eine faule Finte", einen Schwill- bei", den er bereits ösler kennen gelernt habe und machte Miene Guido am Arme festzuhalten, während sein Kommls aus dem Laden sprang, dem armen Lenchcn nachlief, die Erschrockene mit wüthendem Zuruf am Arm crgrin und sie-nach den Pertaufslokal zurück zog ... . Das Ende vom Liede war. daß die HochzeitSreisenden in Begleitung eines dramardasirenden Gendarmen zu dem Amtsvorsteher befördert wurden, wo- selbst Guido sich natürlich nicht aus zuweisen vermochte. Zwar gestattete man thin, eine Tepeiche mit der Vine um " sofortige Znsendung der Brief- tasche an feinen Schwiegervater abzu senden, aber bis zum Eintreffen der Gelder und Papiere müsse er auf dem Amtsbureau verbleiben !" Kein Bit ten, keine Auseinandersetzungen halfen und so verbrachte Guido Betterlein die zweite Nacht auf feiner Hochzeitsreise im Amtsbureau des Badeortes, arg- wöhnisch vorn Amtsdicncr bewacht, während man der jungen Frau gnü diglt gestattete, währenddessen in ihrem polizeilich verschlossenen" Zimmer zu verbleiben ! Bereits am Nachmittage des anderen Tages kam das Portefeuille an aber leider nicht allein, sondern in Bcqlei hing Mutter Noltes! Mußte ich selbst Euch nicht die Erlösung brin gen?!" rief sie freudestrahlend ans. als ste an der Seite ihrer Tochter daS Amts lokal betrat, in dem Gnido zusammen geknickt wie ein armer Sünder schinach tcte. Seht Ihr wohl, daß es nicht ohne uns geht! Friede, Bersöhnnng. Schwiegersöhnchen! Nun bleibe ich bei Euch, verlasse Euch nicht mehr! Wir machen gemeinsam alle Partien brauchen- ja nur ein Zimmcrchen mehr eins für Dich. Schwicgcrsöhn dien, das andere für mich und mein Lenchen!" Selbstverständlich ward Guido nun unter vielen Entschuldign gen und großer Höflichkeit aus seiner Haft enlasscn. Der Besitzer des Galan tcriewaarengcschäfts wollte ihm, nach dem er Bezahlung erhalten, sogar noch als Entschädigung einen Briefbeschwerer mit einem prachtvollen Huudckopf scheu ken! Aber konnte sich Guido der er langten Freiheit wahrhaft freuen, nach dem seine Gattin nun wieder eine Ge fangene ihrer Mutter geworden war?! Düster und unwillig, grollend mit dem Geschick, starrte er 'vor sich hin auch Lenchen vermochte ihre Mißstimmung nicht zu verbergen, als die Mutter ihr den Vorschlag machte, mit ihr in ein anderes, stiller gelegenes Hotel umzusic deln, während Guido in dem von ihm bezogenen verbleiben follte und wie derum kam es zu einer Szene! Die überspannte alte Dame nannte sich un glücklich verlassen, aber sie rächte sich edel sie reiste wieder ab! Endlich endlich schienen sich die düsteren Wolken des jungen Ehehim- mels zu lichten! Das Pärchen war nun allein das Geld war da das Gepäck ebenfalls inzwischen angekommen und begeistert rief Guido aus: Nun, Frauchen, laß uns das Leben genießen! Nun werden wir Entschädigung fin den für die trüben, aufregenden Stun den, welche wir erlebt!" Er umschlang sein selig lächelndes, bildhübsches Weib chen und zog dasselbe zärtlich an feine Brust da klopfte es und der Kell- ner des Hotels überbrachte dem beglück tcn Ehegatten eine Depesche. Ahnüngs voll, mit zitternder Hand, erbrach Guido dieselbe, um, nachdem er den Inhalt überblickt, zu erbleichen. Sie rührte von dem Ehcf der Abtheilung des Kul tusministeriums, in welchem Vcttcrlein beschäftigt war. her und lautete also: Ihre sofortige Rückkehr nach hier un bedingt nothwendig. Ihr Stellver treter plötzlich erkrankt. Ihre Anwe scnheit dringend nöthig. Erwarte Sie bestimmt...." Da gab es keinen Ausweg, wenn anders der Arme nicht seine ganze Exi stcnz auf's Sliiel setzen wolltet Binnen wenigen Stnnden befand sich das junge Paar auf der Rückreise.... Das, liebe Leserin, war die Hochzeitsreise des armen Guido, und Sie werden es be greiflich finden, wenn er jetzt, nachdem er freilich in feiner überaus glücklichen Ehe reiche Entschädigung für jene Stun den der Enttäuschungen empfangen, bei der Erinnerung an seine Hochzeitsreise klagend seufzt: Ein Vergnügen eigener Art war doch meine Hochzeitsfahrt!" D: ricr Heinriche. Viiiori'rte ;Hrnini(itn; von .ari 'l:etft4. Eines Abends, als der Regen in Strömen herabfloß, hörte eine Frau, welche beim Volke als Zauberin galt, und eine armselige Hütte in dem Walde von St. Germain bewohnte, an ihre Thüre klopfen. Sie öffnete und sah einen Reiter, der um Ausnahme bat. Sie brachte sein von Nässe triefendes Pferd in einen Stall und ließ den Mann eintreten. Beim Schein einer kleinen Lampe sah sie. daß es ein jun gcr, vornehmer Herr war. Die alte Frau schürte das Feuer an und fragte den Fremden, ob cr etwas essen wolle. Ein Magen von sechzehn Jahren ist, wie ein Herz von demselben Alter, immer hungrig und leicht zu bcfricdi gen. Der junge Mann bejahte die Frage, und die Alte brachte ihm weißen Käse und ein Stück Schwarzbrot alles, was sie hatte. Das ist alles, was ich armen Reisen den bieten kann, denn der Zehnte, die Steuern und wie die Abgaben alle heißen, die man uns abzwingt, nehmen das Meiste, unö was noch übrig bleibt, rauben mir die Nachbarn, welche mich für eine Here halten, und mich deshalb ungestraft bcstchlcn z können meinen." Nun," sagte der junge Herr, wenn ich einmal König von Frankreich werde, will ich die Abgaben abschaffen und das Volk ausklären und belehren lauen." Gott gebe es!" seufzte die Alte. Der junge Herr rückte an den Tisch, um von dem kärglichen Mahle zu essen, aber in demselben Augenblicke klopfte es wiederum an der Thür. Die Alte öffnete und erblickte einen anderen durchnäßten Reiter, der ebenfalls um ein Nachtlager bat. Seine Bitte wurde mit derselben Bereitwilligkeit gewahrt, er trat ein es war ein uiiiger, vor nehmcr Herr, , wie der bereits Anwe- fende. Bist Tu es, Heinrich?" sagte der Erste. Ja, Heinrich!" antwortete der An- dere. Beide hießen Heinrich. Die Alte er- fuhr aus dem Gespräche, das; sie zu einer Jagdgesellschaft Karls IX. ge hörten und durch das Gewitter zerstreut worden feien. Hast Tu weiter nichts, Alte?" Nicht das Mindeste!" antwortete sie. Nun, so theilen wir das Mahl." Ter erste Heinrich machte ein ver drießlickcs Gesicht, sagte aber, als er das entichlosscnc Auge des anderen sah: Gut,- wir wollen theilen." Sie sehten sich also einander gegen- über, und schon wollte der Erste das Brot mit dem Tolche auseinander schneiden, als er zum dritten Male klopfte. Es war seltsam, es kam noch ein Reiter, em iunqer, vornehmer Herr ein dritter Heinrich. Die Alte sah sie überrascht an. Der Erste wollte Brot und Käse verstecken, der Zweite stellte aber alles wieder auf den Tisch und legte sein Schwert daneben. Der dritte Heinrich lächelte und sagte: Ihr wollt mir aber nichts geben? Ich kann warten, ich habe einen guten Magen.. .." , Tas Gericht gehört dem ersten Be- siker." sagte der Erste. Nein, dem, welcher es am besten vertheidigt," setzte der Zweite hinzu. Vielleicht gehört es dem, welcher es erobert," meinte der Tritte. Kaum war dies gesagt, so zog der Erste den Dolch und die beiden anderen entblöszsen ihre chwerter. Als si eben handgemein werden wollten. klopfte es zum vierten Male; ein vier ter Heinrich erschien in der Hütte. Bei dem Anblick der gezückten Schwer ter zog auch er das seinige, stellte sich auf die Seite des Schwächsten und griff sogleich an. Die Alte versteckte sich, und die Degen zerschlugen alles, was sie trafen. Die Lampe fiel um und verlosch und die vier jungen Herren fochten im Finstern. Das Degengeklirr dauerte eine lange Zeit, wurde sodann schwächer und hörte endlich ganz auf. Da wagte sich die Alte wieder hervor, zündete die Lampe von neuem an und sah ihre vier Gäste verwundet auf dem Boden liegen. 'Sie untersuchte sie und fand, daß sie mehr ans Ermattung, als wegen Blutverlust gefallen waren. Einer nach dem anderen richtete sich auf; sie schämten sich dessen, was sie gethan hatten, lachten und sag ten: Laßt uns verträglich zusammen essen." Aber Brot und Käse waren herunter gefallen, mit Füßen getreten und mit Blut gemischt.. Man bedauerte es. Dagegen war die Hütte verwüstet, und die Alte saß im Winkel und heftete ihre grauen Augen auf die jungen Leute. Warum siehst Du uns so stir an?" fragte der erste Heinrich. Ich seh Euer Geschick auf Eurer Stirn aef.t!rieben." antwortete sie. Der Zweite' befahl ihr, höhnisch lachend, ihnen die Zukunft zu enthüllen. Tie Alte antwortete: Wie lir alle vier in dieser Hütte zusammen seid, werdet Ihr alle vier dasselbe Schicksal haben. Wie ,r das Brot, das Euch die Gastfreundschaft gab. mit Füßen tratet, und mit Blut beflecktet, so werdet Ihr die Macht, welche Ihr theilen könntet, mit Füßen treten und mit Blut beNecken. iine Ihr diese Hütte verwüstet und in Armuth bringen tonntet; wie Ihr alle vier in: Tnnkel verwundet wurdet, so werdet Ihr alle vier durch Verrath eines gewaltsamen Todes sterben!" Die vier lunaen Leute lachten über diese Prophezeiung der Alten, und sie lackiten noed lanae, nachdem stc mit- einander die verwüstete Hütte verlassen hatten. Es waren die vier Helden der Ligue: zwei als deren Häupter, zwei als deren Gegner: und wie, die Alte prophezeit, so ist's ihnen ergangen: Heinrich bondtt, vergiftet zu üalnt Jean d'Angely durch seine Gemahlin; Neinrich von Gnisc. ermordet zu Blois durch die fünfundvicrzig; Heinrich Balois Heinrich in., er mordet zu Saint Eloud durch JagucS Element; Heinrich von Bourbon 'Heinrich IV.), ermordet in Paris durch Rci- vaillac. ' Von bekannten 211 iift fern. Tie Wiener Musik- und Musikanten liebe mit ihrem Einschlag von sinnlicher Grazie und lebensfreudigem Humor hat in öer Person deS 189:? verstorbe nen. Hostapcllmcisters und Hofopcrn dircktorS Joseph Hcllmcsberger verkör perten Ausdruck gefunden. Er war der musikalisch hochbegabte, leichtlebige Urwiencr, wie er leibt und lebt. Es kursiern in der Wiener Gesellschaft eine Menge geflügelter Witzworte, von denen wir hier einige wiedergeben - wollen. Als Richard Wagner's 'Tristan und Isolde" an der Wiener Hofopcr zuerst aufgeführt wurde, gab es sclbstvcr ständlich eine Unzahl von ermüdenden Proben. Bei einer der letzten Haupt proben drückte sich Hcllmcsberger, der damals Primgeigcr im Orchester war, ging in das nahe gelegene Eaf dc l'Overa und las behaglich seine Zcitun gen. Einer seiner Freunde tritt in's Eaf, erblickt HellmcSbcrgcr und fagt ganz erstaunt: Du, Pcpi! Drüben im Opernhaus ist die Probe von Tristan und Isolde" und du sitzest da? Da solltest du doch auch dabei sein!?" Mit tragikomischem Ausdruck erwiderte Hcllmesberqer: Ja, ja, Frenndcrl, hast recht!' I sollt' (Jsold) wohl, aber es verdrießt an! (Tristan)!" nra) einen witzigen Einfalt versetzte Hellmcrsberger seinen Kollegen, einen Mmiaturparagraphen schuldiger Tanl barkeit für einen reichen Gönner, wel cher der Gesellschaft der Musikfreunde eine Orgel geschenkt hatte, die leider sehr oft verstimmt war. Tarob ditto Verstimmung und scharfe Kritik der Direktoren. Meine Herren!" sagte Hellmcrsberger lachend einer ge schenkten Orgel schaut man nicht in die Gorgel!" In Wien tagte eine Lch- rcrversammlung und dlcselche besuchte am Abend die Bestellung rn der Hof oper. Hellmesdergcr faß als Konzert meister am ersten Pulte, und im Zivi schenakte sagte er zu seinen KoUeacn Ich habe die Oper schon voller gesehen als heute, ich habe sie auch schon leerer gesehen aber voller Lchrcr sche ich sie heute zum erstenmal." Eine echt wienerische Künstler-Erschei- nung, war auch die Sängerin Marie Wilt. Als sie mit 31 Jahren sich ent schloß, zur Bühne zu gehen, war ihc Mann, der Baumeister Franz Wilt, darüber empört, daß die plumpe, häß liche Frau Licbesrollcn singen und spie len sollte, und er prognostizirte ihr das größte Fiasko. Wenn du beim Thea ter einen Erfolg hast, dann häng i mi da an den Kronleuchtcr auf !" sagte er in höhnischer Wuth. ,Und wenn ich mit mein,' Singen Hundcrttauscnde ver dien', so schwör ich dir, daß ich dir nicht zwei Kreuzer auf ein Eigarrcnspitzcl geb' !" war ihre Antwort. Hr. Wilt bat sich nicht aufgehängt, aber seine Frau hat buchstäblich Wort gehalten. Es hat wohl keine zweite Sängerin ge geben, die den Stimmungfang, die Ko loratur und die Kraft des Ausdrucks gehabt hätte, wie die Will, keine, welche die Donna Anna und die Elvira im Don Juan", die Partien der Königin von Saba und der Sulamith mit gleicher Bollendung hättc singen können wie sie aber auch keine, die durch die häßliche, grobe und unkünst lcrische Erscheinung jede Illusion so zer stört hätte. Und ihrem äußeren Wcscn entsprachen ihre Charaktereigenschaften. Sie war kleinlich, geldgierig, geizig, grod und unempfindlich, und verfeinerte LebenZgewohnhelten erschienen ihr als das überflüssigste von der Welt. Eines Tages lud d.'r Fürst Liechtenstein die Kün'tlerin er:, tn einer 3oiree bei ihm zu singe::. Ter . Kammerdiener des Furtten brachte die schriftliche Ein ladung in die Wohnung der Sängerin. Er schellte an der EingangSihür. es wurde ihm sofort geöffnet und vor ihm stand ein großes, dickes Frauenzimmer mit rothen, nassen Armen, den Kopf mit einem Tuch verbunden. Der Fuß boden des Vorzimmers war zur Hülste naß. inmitten stand ein großer Wasser zu der mit Bürste und Wischlappen zum Schrubbe::. ' Was wollen's?" fragte die Frau den eleganten Diener. Bon seinerDurchlaucht dem Fürsten Leichten stein habe ich einen Brief abzugeben an die gnadige Frau von Wilt !" Gcb'S her !" und mit der nassen Hand riß sie dem erstaunten Diener das Billet aus der Haud, der sich gar nicht erklären konnte, wieso diese ordinäre Waschfrau (denn dafür hielt er sie) eS wagte, den Brief zu öffnen und zu lesen, worauf sie ihn mit den Worten : Js scho' recht ! I wer' scho' klimmen !" zur Thür hinausschob, um ihr Vorzimmer wn ter anfzuwaschcn. Als sie nach einer solchen Soiree bei hohen Herrschaften, welche sie durch ihren iiesang entzückt hatte, am anderen Morgen als Hono rar ein Paar werthvolle Ohrringe zu geschickt erhielt, öffnete sie das Etui in Gegenwart des Lakaien und sagte barsch : Na also ; das sein die Ohr ringeln wo ist die Brosch'?" sollte nicht ski. In dem Hause eines reichen Fabri kanten sollte eine Verlobung gefeiert werden. Nachdem man allerlei sinnige Ucberraschungen für den betreffenden Abend ersonnen, machte der Hausherr seinen Kindern folgenden Vorschlag, der mit einstimmigem Jubel von ihnen ' aufgenommen w'urdc : Ihr Lehrer. ein bescheidenes, altes Männchen, das seit mehr als zwanzig Jahren tagtäglich zu einer bestimmten Stunde erschien. um die ohne des Hauses vie auch das zur Braut erwachsene Töchtcrchcn in mehreren Sprachen zu unterrichten, hatte nach seinen Schilderungen, in sei nein ganzen Leben noch niemals eineir Glücksfall kennen gelernt. Er versuchte es in früheren Jahren mit dem Lotterie- spiel, lief; aber davon ab, als cr es er leben mußte, daß ein Haupttreffer just auf das Laos fiel, das cr nach mehr jährigem Spicl einem Nachbar über ließ. Heute wollen wir dem alten Weber ein Glück aufzwingcn," schlug der Hausherr vor. Wir legen, sobald er das Haus betritt, schleunigst ein Säckchcn mit Thalern auf die Treppe. Daß muß er finden und, da sich kein Eigenthümer melden wird, behalten !" Gesagt, gethan. Zur bestimmten Stunde sah man bom Fenster aus den alten Weber ins Haus treten. Im nächste,: Augenblicke war auch schon das bereitgchaltcne Söckchen auf der Treppe der Portier aber hatte die Weisung er-, halten, nicht etwa einen Fremden' mit dem Funde aus dem Hause zu lassen. Weber klingelte und trat ein; aber vergebens suchten die Blicke des Fabri-, kanten und seiner Kinder nach dem Säckchen. Mit seinem gewöhnlichen melancholischen Eesichtsausdruck brachte ' er dem Hausherrn seine Gratulation dar. Der Fabrikant, der sich vor Neugierde nicht länger halten konnte platzte nmt mit der Frage heraus, ob er denn auf der Treppe nichts gefunden hätte. Da sah Weber dem Frager ganz verlegen ins Gesicht und gab dann leise die Antwort : Sehen Sie, verehrter Herr, feit 2 Jahren steige ich täglich Ihre Treppe herauf, da' wollte ich heute einmal den Versuch machen, ob ich nicht mit geschlossenen Augen herauf finde und es gelang mit glücklich !" lvink. :' ' : , Verehrer : So muß ich Ihnen also gute Nacht sagen?" Vater (aus dem Nebenzimmer rufend) : Ach nein, das haben Sie gar nicht ' nöthig, eigentlich könnten Sie ihr guten Morgen sagen." . Einstich, ' ' Bursche (cntsctzt hereinstürzend) Herr Lieutenant, die Erde bebt !" Lieutenant: Maul jchalten! Wird einfach nich' niitjcwackclt !" " Nicht glaubhaft. . ' Miether (zu einem Herrn, der soeben von seiner Frau tüchtig abgekanzelt, wird) : Entschuldigen Sie, ich möchte ' hier gern den Hausherrn sprechen." Vcrmicthcr: Das bin ich, mein Herr." Miether: Na, na, nur nicht auf schneiden !" ; Anspruchsvoll. Fremder (der die Nacht betrunken in einer Gaffe gelegen, früh ärgerlich auf wachcnd): Das ist doch eine heillose Unvcrfchämthcit in dem Neste, daß einen Niemanden hier aufgehoben ; ich werde mich beim Verein zur Hebung des Fremdenverkehr beschweren !" Maliziös. Jraulcin (zum Herrn, der eben ein Bild betrachtet, auf 'welchem sie mit ihren beiden Möpsen photographirt ist). Nun haben Sie mich auf dem Bilde gleich erkannt?" Herr: Gewiß, ich habe Sie fort herausgefunden." 1 , V v i. vmv'-Tr--m " , I