Sein Diamant. Irin ?!iflli:f:i nad,f.-,rt!i!i ron M. Hanw.g, Ich lag nachlässig in meiner Hänge matte ausgestrcckt im Schatten eines der mächtigen Bäume, welche sich zahlreich in der Nähe unserer Baracken fanden. Ich vergegenwärtigte mir mit einigem Unbehagen meine finanzielle Lage, da ich mich genöthigt sah. diese einmal fest in'S Änge zu fasten. Ich mnstte wohl oder übel daran glanbcn. dak ü'ergnü gen kostspieliger ist, als Arbeit, und in seinen Wirkungen durchaus nicht solche Befriedigung gewahrt, wie die letztere. ÄlS ich England verließ, versicherte ich meinem Bater. daß fünfhundert Pfund jahrlich außer meinem (schalt mehr als zureichend für alle vernünftigen Bedürft niffe und Wünfche feien ; und jetzt, wo ich doch erst seit drei Vierteljahren in der indischen Garnison war. befand ich mich bereits in solcher Klemme, daß ich entweder mir Weid leihen, oder während der nächsten Monate ein äußerst zurück gezogenes Leben führen mußte. Be deutende Verluste im Spiel und einige hohe Wetten in E Portsangelegenheiten, welche ich verloren, hatten diese fatale Lage herbeigeführt, wie ich nicht umhin konnte, mir reuig kinzugestehen. AIS ich noch so nachdenklich in's Leere starrte, beugte sich ein lachendes Besicht über meine Hängematte. Ran keilor, der Kapitän meiner Kompagnie, schwang sich in die Zweige des Baumes und setzte sich rittlings auf einen der staricn Weste, an welchen ich meine Hängematte befestigt hatte. Nun, Eampbell," begrüßte er mich munter, Tu gibst Tich hier im Schat ten wohl einem elolce far niente hin. Ich komme soeben vom Dienst." Da bist Du im Irrthum," erwi derte ich. Dieses süße Nichtsthun hat für mich einen sehr bitteren Beige schmack. welcher sich wohl auch für die nächste Zeit nicht verlieren wird." Ich fühle Dir gegenüber eigentlich so etwas wie Gewissensbisic. alter Junge," sagte er ernster, als es seine Gewohnheit war. indem er ein Stück Flechte von dem Baumstamm los schabte. Es war unrecht von mir, Dich in Ashton's Spielhölle einzuführen. Ich war ja selber thöricht genug, aber ich hatte nicht das Recht, Dich in eine ahn liche Lage zu bringen." Unsinn. Rankeilor," beruhigte ich ihn. Ich warf mir eben, als Tu mich so plötzlich überfielst, meine moralische Trägheit vor und war gerade zu dem Entschlüsse gelangt, von jetzt an den Verlockungen des Spiels nicht wieder nachzugeben." Recht so, mein Junge," sagte er. jetzt wieder ganz heiter. Jckr will Dir darin bcistchen. Ich scheue mich fast zu sagen, warum ich hergekommen bin," fuhr er zögernd fort. Du kannst mir wohl nicht auf ein paar Zage zehn Shilling leihen?" Ich schüttelte bedauernd den Kopf. ' Ich habe mich gänzlich ausgeben telt. Rankeilor, nicht einen Shilling habe ich übrig. Und Afhton hat sogar noch ein paar 'Schuldscheine von mir, die ich erst bei der nächsten Gchaltszah lung einlösen kann." 1 So also bist Du Ashton auch etwas schuldig?" fragte er, wobei sich seine Züge verfinsterten. -So hast Du also nichts für einen Kameraden übrig, Eampbell?" Wirklich nicht, cs thut mir furcht bar leid, aber " C laß nur!" unterbrach er mich, es schadet ja nichts. In einigen Tagen bin ich ja wieder reichlich mit Geld ver sehen und kann Dir vielleicht auch aus der Verlegenheit helfen, wer weiß?" Er griff nach einem herabhängenden Ast und sprang zu Boden. Wo hast Tu denn Deinen Diaman ten gelassen?" fragte ich. auf die, leere Fassung seines Ringes blickend, welchen er am kleinen Finger der linken Hand trug. Ich werde ihn in den nächsten Tagen wieder einsetzen und die Fassung etwas dauerhafter machen lassen," erwiderte er. Er nickte mir noch einmal zn und ging. Ich wunderte mich, warum er bei meiner Frage etwas wie Verlegenheit oder Aerger gezeigt hatte. Es war ein Damenring, an welchem der in Rede stehende, außergewöhnlich schöne Dia mant zwischen zwei Opalen angebracht war. Natürlich wurde er von den Kameraden wegen dieses Ringes häufig geneckt; er wußte aber allen derartigen Sticheleien mit seinem schlagfertigen Witz zu begegnen, ohne seine gute Laune zu verlieren oder etwas über die Person des Gebers oder vielmehr der Geberin zu verrathen. Ich allein wußte, daß es der Trauring seiner Mutter war und daß er ihn als feinen Talisman, als Schutz gegen alles Uebel tragen sollte. Ich sah nach der Uhr. in einigen Minuten begann der Dienst, die Mann schaften waren schon auf dem Exerzier platze versammelt. Mit einem leisen Seufzer richtete ich mich in meiner Hängematte auf und sprang auf den Boden. Die heute vorzunehmende Uebung, das Rope-Drill. war für mich eine der unangenehmsten. Es war eine Zusammensetzung von Stricken und Knoten, wobei acht bis zehn Mann vermittelst großer Anstren gung und vielen Umherlaufens die fünf- bis zehnfache Zahl repräsentiren konnten. Glücklerweise war das Wetter nicht so heiß, daß körperliche Bewegung lastig gewesen wäre. Die Uebung wurde auf dem von einer Mauer um säilos'enen Kasernenhofe vorgenommen, in dessen Mitte die Wohnhäuser der Offiziere standen. Nach Beendigung des Dienstes ent ließ ich die Leute und während diese, den Schweiß von der Stirne wischend, jsich entfernten, ließ ich mich auf dem Boden nieder, um mich ein wenig aus zuruhen. Peterson. einer der Soldaten, war zurückgeblieben, um die Stricke zu sammenzuraffen und an ihren Platz zu bringen. Plötzlich riß er seine Mutze vom Kopf und warf sie blitzschnell nach einem Gegenstand. Wnö haben Sie da?" fragte ich. ihm neugierig zusehend. Ein Kaninchen bat sich hier in dein Loch versteckt; ich will inir's zum Abend brod fangen." Er bog das Gestrüpp auseinander, welches die Oefjnung des Loches oder vielmehr des kleinen Grabens, in wel chem das Kaninchen verschwunden war. verdeckte. Ich wandte mich gleichartig ab und hatte den kleinen Zwischnifall nach einigen Minuten ganz vergessen, als ich Peterson meinen Namen rufen hörte. Mr. Eampbell, würden Sie die Güte haben, einen Augenblick herzn kommen?" Ich sprang auf und näherte mich der Höhlung, in welcher Mann und Maus oder vielmehr Mann und Kaninchen verschwunden waren. Peterson tauchte jetzt, mit den Füßen zurrst, daraus hervor. 's ist eine sonderbare Stelle, Herr!" sagte er. - Es muß ein ganzes Stück hineingehen, es ist ein regelrechter Tun nel; dies hier habe ich darin gefunden." Er hielt einen Spaten und eine Spitzaxt in der Hand, beide waren augenscheinlich erst ganz kürzlich zu Aushöhlungszwecken benutzt worden, denn es hing noch etwas frische, halb getrocknete Erde daran. Wohin meinen Sie, daß der Tun nel führt?" fragte ich, den -Paten be trachtend. Ich bin nicht weit hineingekommen, Herr, aber es muß dorthin ein gutes Stück hineingehen." . Er beschrieb mit der Hand einen Bogen, welcher an den Quartieren der Offiziere auf der linken Seite vorüber führte. Und wohin könnte es" noch ehe ich ausgesprochen hatte, durchzuckte uns Beide ein Gedanke, und wie aus einem Munde riefen wir: Nach dem Fort wird der Gang führen, nach dem Fort, wo sich alles Geld befindet!" So muß es fein," sagte ich., ganz bestürzt ob dieser Entdeckung. Peter fon, kriechen Sie noch einmal hinein und dringen Sie bis zum Ende vor. Sie müssen dann und wann laut rufen, damit ich der Richtung folgen kann. Wir müssen der Sache doch auf die Spur kommen." Der Mann gehorchte und kroch wieder in die Höhle hinein. Sobald er darin verschwunden war, warf, ich den Spaten hin und schickte mich an, ihm zu folgen, als ich zwischen der frischen Erde, welche sich beim Hinwerfen von dem Spaten ablöste, einen blitzenden Gegenstand bemerkte. Ich bückte mich darnach und erkannte zu meinem unverhohlenen Schrecken, daß es Rankeilors Diamant Ich hatte jetzt aber keine Zeit, meinen Gedanken darüber nachzuhängen, denn ich hörte Peterson bereits aus einiger Entfernung meinen Namen rufen; seine Stimme klang dumpf und undeutlich. Ich knüpfte den Stein vorsichtig in einen Zipfel meines Taschentuches und folgte der Richtung, aus welcher der Schall kam. Jeden Ruf Petersons erwiderte ich, indem ich kräftig auf den Boden stampfte. Wie wir gefürchtet hatten, führte der Tunnel direkt auf das Fort zu, in welchem sämmtliche Gelder der Garnison aufbewahrt wurden. Augen scheinlich war er seiner Vollendung nahe, noch die Arbeit einer einzigen Nacht, das Entfernen weniger Steine aus dem Mauerwerk und die Diebe waren reichlich für ihre Mühe belohnt. Ich wandte mich um und ging rasch zu dem Ausgangspunkt des Tunnels zurück. Eine Gruppe Männer, unter denen ich die Kapitäne Ashton und Fordyce erkannte, standen davor. Of fendar hatten sie. unser Thun beobachtet und dasselbe verdächtig gefunden. Einer raschen Eingebung folgend, löste in den Knoten meines Taschen tuches und steckte den Edelstein in den Mund, wo ich ihn unter die Zunge gleiten ließ. Ich sah. daß Kapitän Fordyce den Spaten hielt, während Afhton die Axt eben niederlegte. Campbell, Sie! Wie ist es mög lich," rief Afhton aus. .wer hätte das von Ihnen geglaubt! Eher hätte ich jeden Anderen in der Garnison für den Verbrecher gehalten." Für den Verbrecher!" brauste ich auf. Wer gibt Ihnen ein Recht, mich so zu nennen! Ich bin einem kühnen Versuch, das Fort zu berauben, auf die Spur gekommen, einem Unternehmen, welches seiner Vollendung schon bedenk lich nahe war. Noch die Arbeit einer einzigen Nacht " Was sagte ich Ihnen Fordyce," unterbrach mich Ashton, sich zu seinem Kameraden wendend, ich dachte mir gleich, als wir gestern den Tunnel ent deckten und ihn zu bewachen beschlossen, daß die Schatzgräber" mit frecher Stirn behaupten ' würden, sie hätten den unterirdischen Gang nur eindeckt." Aus keinen Fall untenrem ich mich solcher Anschuldigung." rief ich erbit tert. Ich war tcin besonders duld sanier Eharakter. und der spöttische Ton. in welchem Aihtou sprach, hatte mich vollende aufgebracht. Sie mißbrauchen Ihre Autorität. Kapitän. WaS Peterson anbetrifft, so gehorchte dieser meinem Bi'ehl. Ich gehe sofort zu Oberst Prnor. um ihm den ganzen nichtswürdigen Anschlag zn entdecken. Ich denke, Sie werden nicht zu behaupten wagen, daß ein Schul diger diesen Weg einschlagen würde." - Ich wandte mich kurz um und ivollte mein Vorhaben ausführen, als die Umstehenden sich auf mich stürzten und mich in einem Augenblick überwältig ten. Ich fühlte meine beiden Arme von derben Fäusten umspannt und in stummem Aerger sah ich ein, daß Schweigen, für den Augenblick wenig stcns, mir nur nützen konnte. Ashton und Fordvce waren beide meine Borge setzten. Selbst wenn sich der Irrthum austlarte. würde ihnen ihr veriehlter Eifer in den Augen des Oberst eher nützen als schaden. '.Führen Sie Mr. Eampbell in sein Quartier!" , gebot Ashton. Peterfon kann vorläufig in der Wachtstube untergebracht werden." In Begleitung zweier Soldaten wurde ich in meine Behausung cökor tirt." In meinem Zimmer angelangt, war der erste Gebrauch, den ich von meiner Freiheit machte, daß ich Ranteilors Diamant in ein geheimes Fach meines Schreibtisches einschloß. Gereizt wie ein Adler, den man in einen Käfig ge sperrt, versuchte ich doch meine Eicdantcn zu sammeln, um mir einigermaßen klar zu werden, in welchen Beziehungen Rankeilor zu der Entdeckung des ge heimen Tunnels stand. Ich hatte reichlich Zeit, meinen Ge danken Audienz 'zu geben, denn außer der Ordonnanz, welche mir das Früh stück brachte, suchte mich während der nächsten Stunden Niemand auf. In meinem Kopfe wirbelte es von den Er eigniffcn des Tages und meiner selt saniert Entdeckung. Der Schluß, zu dem ich kam. war so verblüffend und unglaublich, daß ich ihn kopfschüttelnd verwarf und meinen Gcdankcngang noch einmal von vorn ansing. Nur über' eines war ich mir llar, nämlich, daß ich Rankeilors Brillant noch gestern beim Abendessen an seinem Finger gesehen hatte. Ashton und Fordyce hatten behauptet, daß sie den Tunnel seit gestern Mittag bewacht hätten. Rankeilor mußte den Stein also während dieser Zeit entweder in der Nacht oder Morgens verloren haben. War cs da nicht sonnenklar, daß er ich schüttelte den Kopf und be gann von Neuern zu grübeln. Erschien mir wie ein Verrath an meinem lieb stcn Freunde und doch konnte ich den häßlichen Gedanken nicht bannen. Immer wieder fielen mir Rankeilors Worte von heute früh ein, er werde in einigen Tagen reichlich, Geld haben, um auch mir aus der Verlegenheit helfen zu können. Obwohl kaum eines klaren Gedankens fähig, war ich doch fest entschlossen, meines Freundes Namen zu schonen, so weit es in mei ner Macht lag. Ich wollte größtes Stillschweigen betreffs des gefundenen Diamanten bewahren, ungeachtet der Strafe, welche mich dadurch vielleicht treffen würde. Da vernahm ich rasche Tritte aus dem Flur, meine Thür wurde aufgc rissen und Rankeilor trat mit zorngc röthetem Gesicht hastig ein. Ist das eine Unverschämtheit. Tich, hier so einzusperren!" rief er aus, in dem er mir beide Hände entgegenstreckte, wenn Ashton und Fordyce Tich so kannten, wie ich, sie müßten cs lächcr lich finden. Tir eine solche Anklage in's Gesicht zu schleudern." Ich erwiderte seine Begrüßung und zwang mich zu einem Lächeln, aber irgcnd etwas in meinem Benehmen schien ihm aufzufallen, denn er fah mich eine Weile aufmerksam an. Erzähle mir doch wie das gekommen ist. Campbell." sagte er dann in seinem alten vertraulichen Ton. Ich erzählte ihm von der zufälligen Entdeckung der Höhle bis zu meiner Gefangennahme. Er hörte aufmerksam zu. Auf meine Frage, wie Ashtons Bericht gelautet habe, erzählte er, Ashton und Fordyce hätten ausgesagt, daß sie den Tunnel am Tage vorher entdeckt und von da an bewacht hätten,' ohne ihn genauer zu untersuchen. Sie hatten noch nichts Verdächtiges bemerkt," fuhr er fort, bis sie auf Dein Vorgehen aufmerksam gemacht. Dich. beobachteten und zur Ueberzeugung kamen, daß Du der Uebelthätcr sein müßtest; daraufhin hatten sie Tich fest genommen. Nun frage ich Tich aber, ist das korrekt gehandelt?" Bevor ich antworten konnte, klopfte cs an die Thür und eine Ordonnanz meldete, daß Oberst Pryor mich im Nebenzimmer zu sprechen wünsche. Ich ging hinüber. Rankeilor folgte mir. Äußer dem Oberst waren nur meine beiden Ankläger im Zimmer, als ich eintrat. Es fand ein regelrechtes Ver här statt; ich sah, wie der Alte" genau auf jede meiner Mienen und Äeuße rungen achtete. Ich erzählte kurz den Sachvcrhalt und der Oberst hörte auf merksam zu. Als ich geendet, wandte er sich zn meinen Anklägern: , Sie 'fanden den Tunnel gestern Nachmittag, sagten Sie, meine Her ren?" Zu Befehl. Herr Oberst, 'und wir haben die ganze Nacht und heute Vor mittag gewacht." Der Oberst sann einen ?k:genMi.i nach; seine ernsten Züge schienen unbc weglich. War Jemand zur Bewachung dort, wahrend Sie mir zucrst Bericht er statteten und wer befindet sich jetzt dort?" Der Ausdruck, den die Gesichter der beiden Offiziers bei dieser Frage an nahmen, war gerade nicht schlau zn nennen. Wir hielten eine Wache für über flüssig, nachdem wir den Gräber des Tunnels abgefaßt hatten." sagte Asli ton kleinlaut. Nun. meine Herren," sagte der Oberst in seiner kurzen, bestimmten Art. ich sehe nicht ein, warum Camp bell nicht ebenso gut den Tunnel nur zufällig entdeckt haben sollte, wie Sie selber." Die Beiden schwiegen. Mir erscheint es als eine Vcrnach lässignng Ihrer Pflicht, daß Sie mir nicht schon gestern über eine so wichtige Entdeckung Bericht - erstattet haben. Wenn Eampbell uud sein Gehilfe die Thäter wären, so würden sie am hellen Tage nicht in dieser Art die Anfmerk samkeit auf sich lenken. Ich bin er staunt, daß Sie während der Nacht stunden Niemand dort gesehen haben, denn sicherlich ist doch während ' der Dunkelheit an dem Tunnel gearbeitet worden. Ich werde während der Nacht dort Wachen aufstellen lassen. Es wäre mir lieb, wenn Sie beide, ebenso Eampbell, bis morgen Nachmittag das Haus nicht verließen," schloß der Oberst, ich werde vorläufig allein in der -ache handeln." Bei den lctztcn Worten waren die Gcsichter meiner beiden Ankläger immer länger geworden. Als der Oberst mit kurzem Gruße das Zimmer ver lassen hatte, starrten sie finster vor sich hin. Ohne etwas zu ihnen zu sagen, kehrte ich in mein Zimmer zurück; Rankeilor begleitete mich. Campbell, alter Junge," sagte er, indem er mir die Hand auf die Schul ter legte, jetzt lasse ich Tich nicht eher in Ruhe, als bis Tu alles gesagt hast, was Tu auf dem Herzen hast. Ich weiß, Tu denkst, ich sei auf irgcnd cinc Art an dieser Sache betheiligt; ich lasse Tich nicht chcr zufricden, bis Tu mir alles gebeichtet haft. Heraus damit!" Ich habe nicht nur einen Argwohn, sondern auch Beweise dafür," erwiderte ich, ihn scharf fixircnd, ich fand Tci ncn Tiamantcn. dort wo Tu ihn ver loren hast, nämlich zwischen der Erde, welche an dem Spaten klebte, den Peterson im Tunnel fand." Rankeilor erbleichte, während ich sprach, meinen durchdringcnden Blick aber hielt er aus, ohne mit einer Wim per zu zucken. Tu hast meinen Stein dort gcfun den?" fragte cr. Ja. kein Mensch außer mir hat ctmas davon gesehen und es soll's auch Niemand erfahren. Ich habe ihn sicher aufbewahrt." Rankeilor wollte' etwas entgegnen, wandte sich dann aber plötzlich zur Thür und öffnete sie. Aus einem der gegenüberliegenden Zimmer drang Stimmengewirr. Wie unterschieden deutlich die jammernde Stimme eines Hindu, welcher wahrscheinlich von sei nein Herrn gezüchtigt wurde. Ohne Umstände öffneten wir die Thür zu Ashton's Zimmer, denn von dort kam der Lärm. Es war gerade nichts Ungcwöhn liches, daß ein Offizier mit , irgend cincm Gegenstand, der ihm gerade zur Hand war, den Rücken seines indischen Dieners bearbeitete, aber Afhton hieb mit einer solchen Wuth auf fein Opfer, wie es bei einem geringfügigen Anlaß wohl nicht der Fall gewesen , wäre. Ohne Zögern schritt Rankeilor auf den Kapitän zu und befreite den Arm des Jndiers von feinem eisernen Griff. Lauf!" sagte er und der arme Ge mißhandelte ließ sich das nicht zweimal sagen. Was sällt Ihnen ein!" schrie Ash ton wüthend. Ter Kerl hat mich dc stöhlen. Ich habe etwas verloren " er hielt inne. Ich weife" sugte Rankeilor ruhig. Sie haben meinen Diamanten ver loren, den Sie mir gestern im Spiel abnahmen, wohl wissend, daß er einen mindestens fünfmal größeren Werth hat, als meine Spielschuld betrug. Sie sollten Ihren Abschied nehmen, Ashton, ebenso Ihr Freund Fordyce. Sie haben hier genug Dumme ausge beutet, aber jetzt, wo sie, mit den Ein nahmen Ihrer Spielhölle noch nicht zufrieden, vermittelst dieses unterirdi schen Ganges auch das Fort berauben wollen, jetzt heißt cs: bis hierher und nicht weiter. Ich lasse Ihnen die Wahl. Entweder Sie nehmen unver züglich Ihren Abschied, oder die Gc schichte wird veröffentlicht." Glauben Sie, mir läge etwa? daran, hier zn bleiben?" erwiderte Ashton verächtlich, ich hatte schon längst die Absicht, zu einem Kavallerie Regiment überzutreten." Gehen Sie meinetivcgcn hin. wohin es Ihnen beliebt. Wenn Sie sogleich Ihr Abschiedsgesuch einreichen, lege ich Ihnen nichts in den Weg." Rankeilor faßte meinen Arm und wir kehrten in mein Zimmer zurück. - Bist Du nun zufrieden?" fragte er lachend, und willst Tu nun so gut sein, mir meine Stein zu geben; Du sagst doch. Tu dast ilin gefunden?" Kannst Du mir meinen Argwohn verzeihen, RanlcNor?" sagte ici be ichaint. inocm ich ilmi die Hand reichte, die er krauig schüttelte. Tas war ja ganz naiürlich und thcüweise war ich selber schuld daran. Ich konnte es nicht über mich gewinnen. Dir heute Morgen aus Deine Frage cinzngeslehen, daß ich so leichtsinnig mit diesem Kleinod umgegangen war. Ich wußte, daß ich ilin nicht vor der nächste !!ebaltszahlung einlösen konnte, deshalb fragte ich. ob Tu mir nichts leiben könntest." Woher weißt Tu denn aber, daß Ashton und Fordnce wirtlich die Schul digen sind?" Es war mir nc immer nicht Alles klar. Daö will ich Tir erklären." sagte er bereitwillig, und wenn ich nicht irre, ist der, Oberst derselben Meinung. Als sie dem Oberst den Fall berichtet hatten, berichtete er, er werde sich selber darnach umsehen. Auf sein Gcbciß be gleitete ich ihn und wir verfuhren bci der Untersuchung, wie Tu heute mit Peterson. Ich kletterte hinein und gab dem Oberst durch lautes Rufen die Richtung an. ' Tann besichtigte er die Art und den Spaten, die daran haf tende Erde war noch frisch im Gegen satz zu der am Eingang des Tunnels. Sicherlich schloß er daraus, das; sie noch in der letzten Nacht benutzt worden sind, während Ashton und Fordyce angeblich sich auf der Lauer befanden." Niemand erfuhr, ob Oberst Pryor etwas Ungewöhnliches darin erblickte, daß zwei Offiziere an einem Zage ihren Abschied verlangten. Er behielt seine Meinung für sich, Ter Tunnel wurde ausgefüllt und das Fort streng bewacht. Tas soeben Erzählte ereignete sich im Jahre 1860. Noch jetzt sind Ranlcilor und ich unzertrennliche Freunde. Die Schuld einer Frau. Seit drei Jahren betrüge ich meinen Mann ! ,, . Ja, seit drei Iahren ich erinnere mich genau des Tages, an dem ich jenen ersten verhängnißvollen, entscheidenden Schritt that. Und cr, der Gute, der Edle, ist völlig ahnungslos; Pflichtmcnsch durch und durch, korrekt bis in die Fingerspitzen, nicht um Haaresbreite vom rechtcn Wege abweichend, würde er die Zumuthung, das kleinste Unrecht gegen seine Familie z begehen, mit der Entrüstung, die seinem stolzen, edfcn Wesen so wohl steht, zurückweisen. Nein, er ahnte gewiß nichts. Manchmal freiwillig will mein be lastetes Gewissen an ihm einen forschen dcn Blick des Argwohns entdecken, abcr dann kämpfe ich meine Sorge wieder nieder. Er kann ja mein Geheimniß nicht kennen. , Es ist undenkbar! Neulich erwachte ich zeitig früh. Er schlicf noch, es war dämmernder Mor gen. Ich richtete mich ein wenig auf und betrachtete ihn. Er athmete ruhig mit leicht geöffnetem Mund aber zum ersten Mal erkannte ich einen bit tcrcn Zug auf seinem blassen Gesicht, und ich hielt das für den verräterischen Ausdruck eines heimlich, aber standhaft getragcnen schweren Grams. Ich erschrak. Tas kannte ich vor dem nicht an ihm. Wenn er nun doch alles wüßte? Wenn cr in seiner Engels güte fo weit ginge, mir stillschweigend zu vergeben, denn er hat mir damals, als wir uns in dem kleinen Gärtchen bei meinen Eltern verlobten, nach dein ersten Kuß gelobt: Evchen, was auch kommen mag, Tu wirst kein böses Wort von mir erfahren, für mich bleibst Tu meine Braut für alle Zeiten, meine zärtlich geliebte Braut !" Ter Gute ! Ob es solchen Heroismus bei einem Manne giebt, solche Selbst bchcrrschung. solche Milde? Er müßte ohne Fehler sein ! Er ist es auch. Und was bin ich? Aber nein, er weiß nichts, er ahnt nichts. Ich täusche mich, mein Gcwis sen nlt mir Schreckensbildcr vor. Woher sollte er? ! Nach den ersten Monaten, da 's ge schah. war ich nahe daran, mich ihm zu cntdcckcn. Bcsonders am Abend des 13. November. Er war damals, als unser kleiner Victor plötzlich am Magen erkrankte. Ich rang mit mei nein guten Engel, schon schwebte mir das Geständniß meiner Schuld auf den Lippcn, es drängte aus meinem schwc ren, tiestraurigen Herzen zum Munde, meine Seele schmachtete nach Befreiung von dem unerträglichen Truck. Ich war nahe daran, ihm alles zu sagen abcr cr war so sorgenschwer wegen des Kindes cr that mir so leid ; sollte ich ihm jetzt auch noch das anthun? Ich untcrlag und schwicg. Es war nichts als Fcighcit, und ich redete mir .ein, ihn schonen zu wollen ! Bci Tisch fällt cs mir oft schwcr auf dic Seele Wenn ich unsere beiden Kinder ansehe, die beiden blassen Engel, diese schuld losen, rcincn Wesen, die noch nichts ahnen, von dcn Abgründen des Gc müthcS. und ich muß mich oft auf dcn Tcllcr niederbücken, um ihren unschul digcn Kindcrblickcn nicht zn begegnen. Ihre Züge gleichen den feinen, auch in ihrem Wesen so brav, so unverdorben, so gefestigt! Sie werden brav und standhaft bleiben. Und ich ! Aus einer Familie stammend, an der nicht der Schimmer eines Unrechtes begangen und geduldet wurde, in strenger deutscher Zuckt an gewachsen, unwissend und tadellos.' zum Hochzeitstage, ein großes Kind! die älteste unter den Puppen unserer in derstube. Und heute ! T Wie kam ich dazu ! Ein Opfer des Lebens in der Groß' stadt. TaS verderbliche Beispiel ande rer Frauen, die freilich keine Männer haben wie der meine der beste von allen. Wie elend, wie tlcin fühle ich mich! Wie unwürdig ! Tie Lüge erdrückt mich, der Betrug tncchtct meine Seele, zer stört mein Frauen-, mein Muiterglück. Aber ich kann nicht mehr zurück. kann'S uichi ungeschehen machen. Tie Leiden schaft hat mich ersaßt, wie so viele An dcre, die besser sind, als ich oder noch schlechter, die vielleicht noch Veracht licheres begangen haben, um ihre Sehnsucht zu befriedigen. Uud ,S wird, es muß der Zag kommen, an dem er alles erfahren muß. Wie werde ich ihm'S bekennen, wo werde ich die Worte für das Schändliche finden? Was wird er sagen? Ich zittere vor dem Augenblick, der unausbleiblich ist. Ich sehe seine Miene, seine bei spiellose Ueberraschiing, im Geiste höre ich schon jetzt den Schwall seiner Vor würfe ; seine Milde ivird sich in nieder schmetternde Strenge verwandeln, ich werde vergehen unter der Wucht seiner Anklage, es wird vielleicht alles zerris sen sein zwischen uns Beiden. Wer mir das vor drei Jahren sagt hätte, als ich sorglos und glücklich in den Tag hineinlebte, kein anderes Glück kannte, als ihn und nieine beiden lieben Kleine ! Und dann kam die Ver snchung: ein erster, zagender Schritt, und cs war geschehen ! Es ist nicht mehr gut zu machen, kein Gelübde kann dcn Makel tilgen. Und warum das ! Wofür der ganze Betrug, diese angst voll bewachte Lüge, diese qualvolle Pein dcs täglich, stündlich mahncndcn Gc Wissens? Wofür? Um eines niedrigen Motives willen noch dazn ! Ich schäme., mich vor mir selber im tiessten Innern, es cinzugc stehen um mir die Mittel zum An kauf eines Rades zu verschaffen. Ist das nicht um so erbärmlicher?! Welche Fran hat Achnlichcß begangen, um cincn fo überflüssigen, nichtigen Wunsch erfüllt zn sehen! Verachtet mich, Ihr stärkeren, edleren Gattinnen und Müt ter, stoßt mich aus Eurem Kreis, den ich durch meine Gegenwart brandmarke, ohne daß ihr cs bis jetzt ahnt. Abcr Ihr wcrdct vielleicht bald alles wissen. Und dann? Seit drei Jahren betrüge irfmrinni Mann loche- ich anstatt mit echter, mit M a r g a r i n e b n t t e r ! P. v. S'. k 50jährige Jubiläum der 'Automobilen. Tie Motorwagen verschiedenster Art, die heute im Handel zu sindaiiiid, haben, was wenig bekannt sein wird, schon im vorigen Jahrhundert einen Vorläufer gehabt. Gerade vor 150 Jahren führte ein französischer Erfinder Mauxcarson dcm König Ludwig XV. ein Automobile auf Uhrfedern vor, worüber uns ein recht interessanter Be richt aus dem Jahre 1748 vorliegt. ' König Ludwig befand sich mit mehreren Herren seines militärischen Gefolges in der Behausung des Erfinders. Er hatte Platz genommen auf einem Sessel, der oben auf der Rampe aufgestellt war und ihm ermöglichte, ohne Änstrcngnng das Getriebe der Droschke zn beobachten, die über die Alleen des ParkeS und der Wiesen ihren Weg nahm. Tie Troschle faßte zwei Personen und war recht elegant ausgestattet. Unter ihren Ach sen waren vier Rüder angebracht, je zwci in einem Zahngctricbc, verbunden durch gezahnte Stahlbänder. Ketten standen in Verbindung mit einer Kur bel, die sich unter der Hand des Kon dukteurs drehte, derart, daß mji kein Pferd zur Fortbewegung der Droschke brauchte. Der König beglückwünschte den Erfinder zu seiner Karosse auf Uhr federn und bestellte für seinen Wagen-, park einen ähnlichen Wagen. Doch' das Gefolge des Königs wollte nicht recht an diesen Wundermagen glauben, der sich selbstthätig infolge seines Uhrwks fortbewegte, und der Monarch niernie: Wenn Leute vom gewöhnlichen Volle ihn sähen, würdcn sie den Erfinder für cincn Zauberer halten. Mehrere Aka dcmiier drückten ihren Zweifel aus an der Brauchbarkeit dieses Wagens für den Straßenverkehr von Paris; Tie. Erfindung des Franzosen siel der Per gessenheit anheim; entweder vergaß der König sein Versprechen, oder cs waren andere Gründe maßgcbcnd. daß der Uhrcnwagcn nicht zur weiteren Aus sührung kam. Sqmpathik. Was wirklich edel, rein und schön, Kann nimmer untergeh'n Es wird, wenn auch die Hülle schwand. Sein Geist dich noch umweh'n. Den Aethcr füllt ein Hauch von Duft, Wo einst die Rose stand F So geht ein Mahnen durch die Luft Tort, wo ich dich einst fand. Stoßseufzer. Sie (im Journal lesend): ..Was sich doch so viele Männer die Köpfe darüber zerbrechen, einen lenkbaren Luftballon zu erfinden!" Er: Viel wichtiger wäre freilich die Erfindung einer lenkbaren Ehqnvt!"