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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 5, 1899)
1 Rättzchen's :Nitzift. Humoreske von ll rn i 1 1 f ( dj l u. Seit drci Monaten war nun schon neben dem Hausthme eine schöne blanke Tasel angebracht, von der die Worte: Tr. Max Wibekin. praktischer Arzt" Jedem entgegenslrablten: doch Niemand hatte bisher das Bedürfniß gesuhlt. Ix. Max Wibelin's Hilse in Anspruch zu nehmen. Sogar einen eigenen Nlingelznq Ijnttt der junge Arzt anser tigen lassen, aber auch das Taselchen Nachtglocke zum Arzt" ui;d die kleine elektrische 'euchtvorrichtung dahinter blieben ohne Wirksamkeit. Wenn das noch ein paar Wochen so weiter ging, buk es entweder vor den drängenden Gläubigern die flucht ergreifen oder dem Beispiele so vieler anderer Stolle gen folgen und eine reiche Frau suchen. Ein doppelt schrecklicher Gedanke für einen jungen Mann, der nicht einmal wußte, wie man so etwas anfängt! Und wer würde ihn denn wollen? Bei der großen Konkurrenz bliebe für ein so bescheidenes Gebilde der Schöpfung, wie es der Toltor Max Wibekin war. sicher nichts Anderes übrig, als irgend ein fürchterliches Ungeheuer. Ein Schauer überlief ihn auch jetzt wieder, während er sich solche Ehe ausmalte, er stürzte rasch die lebte Tasse des selbst gebrauten Thees hinab und sprang dann auf. um sich sein Bett für die Nachtruhe herzurichten. In diesem Augenblick ertönte plötzlich die Nachtglocke. Ten Toktor traf es erst wie ein Schlag, und dann stürzte er mit einem Jubelschrei an's Fenster. Der erste Patient! Seine Hände zitterten vor Aufregung so sehr, daß er kaum zu öffnen der. mochte. Und dann blieb natürlich der Aollladen stecken, eine Hand breit über dem Fensterbrett, und es vergingen wie der ein paar Minuten, ehe er ihn so weit emporgehoben hatte, daß er hin aussehen konnte. Ein einfach gekleidetes Mädchen stand unten und blickte zu ihm hinauf. Die Straßenlaternen waren noch nicht vcr. löscht, und er bemerkte trotz seines auf geregten Zustandes, daß das Mädchen in sehr feines, niedliches Gesicht hatte und eine nicht weniger anmuthige Er scheinung. - In Folge dessen rief er zunächst ein ..Guten Abend, Fräulein!" hinab. Und dann erst fragte er: Zu wem soll ich denn kommen?" Ach verzeihen Sie nur," war die Antwort. Sie sollen ja gar nicht kommen. Ich bin Käthchen. das Haus Mädchen von der Kanzlcreiräthin Bran degg. Ich bin ohne Erlaubniß ausge . gangen und habe den Hausschlüffel der gefsen. Ach lieber, lieber Herr Dok tor, werfen Sie mir den Schlüssel herab!" Was der Doktor Max Wibekin wäh , rend dieser Worte empfand, braucht kaum geschildert zu werden. Die ganze Welt war vor ihm zusammengestürzt! Wieder kein Patient, und dieses junge Wesen, das so bezaubernd unschuldig dreinsah, ging zwischen elf und zwölf Uhr Nachts heimlich aus! ' Die will ich mir wenigstens in der Nähe besehen!" murmelteer, von einer satanischen Stimmung erfaßt, und dann rief er hinunter: Den Haus fchlüssel kann ich nicht abgeben, aber ich will Ihnen selbst öffnen." Kaum eine Minute später stand Käthchen beim Schein seiner kleinen Handlampe im Hausflur vor ihm. Sie sah noch immer so unschuldig aus mit ihren hellen, klugen Augen, und als er sie höhnisch fragte, ob sie bei ihrer kranken Mutter oder bei ihrem kranken Bruder gewesen sei. lachte sie sogar auf und dann sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn von Neuem schaudern machte: Aber Herr Doktor! Sie denken ja jetzt doch selber, daß ich mit meinem Schatz zusammen gewesen bin!" ' So, so," erwiderte er verwirrt, wäh rend sie die Treppen hinaufstiegen, na ja aber Sie haben mir da was Schönes angethan ich hoffte zu einem Patienten gerufen zu werden .... zu meinem ersten Patienten und für diese gräßliche Enttäuschung ver- r diene ich doch eigentlich " ' ' Er hatte sie beständig von der Seite betrachtet und berauscht von ihrem Reiz und von der seltsamen Lage, in die er gerathen war, vertrat er ihr jetzt den Weg. Haben Sie wirklich einen Schatz, Käthchen?" fragte er. Jetzt flog ein lebhaftes Roth über das hübsche, feine Gcsichtchen. die Augen blitzten zornig auf und die junge Brust hob sich, als wollte ihr der Athem ver sagen. Tann aber wurden ihre Züge plötzlich wieder weicher, ihre Augen, die fest auf ihn gerichtet waren, wurden feucht und fast traurig sagte sie: Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Herr Toktor. Ich bin ein anständiges Mädchen und ich war wirklich bei mei ner Mutter, wenn sie auch nicht krank ist. Ich habe keinen Schatz, ich habe noch Alle abgewiesen, die mir keine Ruhe lassen wollten. Und daß ich so spät und heimlich fortgegangen bin ... . die Kanzleiräthin ist eben eine Mcn schenquälcrin, die Niemandem eine Jreude läßt. Ich hab' ja auch gleich die Stellung gekündigt. Auf Martini ikt meine Zeit um. . Und jetzt bitt' ich Sie nochmals, Herr Doktor, verzeihen Sie mir, es thut mir recht leid, was ich Ihnen angethan hab' ich kann es begreifen, denn mein armer Pater hat A ' 4i AW iittftfitiKiiil ris yWH Tnr fj O I y r r Jahrgang li). Beilage zum Ncbraöka taats-Anzeiger. No. 33. ja auch oft lange kein Brod gefunden verzeihen Sie mir und lassen Sie mich jetzt gehen." Der Toltor starrte sie noch immer wie verzaubert an und jetzt griff er, den Weg frei gebend, nach ihrer Hand, die sie ihm ließ. Perzeihen nur auch Sie mir." sagte er. Ich kann nichts dafür, daß ich daß ich noch immer gar zn gern einen Kuß von Ihnen Na. nur nicht gleich wieder böse sein! Ich will's nicht inchr sagen. Ich hab' eben noch kein . . . kein Hausmädchen gesehen, das so hübsch aussah und so gescheidt ist. Sie sind doch nicht etwa verkleidet? Sie sind doch nicht etwa die Kanzleiräthin selber?" Nun wurde das Mädchen wieder lustig. Sie lachte laut auf und schüt tclte den Kopf. Sie sollten sie nur einmal sehen! Hu! Und gelernt hat sie auch lange nicht so viel wie ich. Aber was wahr ist, muß wahr sein. Eine Kanzlei räthin ist sie ja und ich, ich bin nur ein einfaches Hausmädchen. Tauschen möcht' ich freilich nicht mit ihr, denn sie ist gar zu bös. Gute Nacht, Herr Doctor." Sie hielten vor seiner Thür und sie reichte ihm die Hand. ..Gute Nacht, verzauberte ver zauberte Prinzessin." stammelte er, sie mit seinen Augen verschlingend. Als sie ihm aber ihre Hand entzog, folgte er ihr noch ein paar Schritte. Sie werden sich im Finstern nicht hinaufnnden nach Ihrer Kammer," sagte er. Aber sie hatte schon ein Wachslicht aus ihrer Tasche gezogen und zündete es schnell an. Jetzt muß ich aber bitten!" Er blieb stehen, verneigte sich stumm und sah ihr nach, bis, sie seinen Blicken entschwunden war. Und dann schüt- telte er den Kopf und seufzte: Warum muß gerade so ein Mädel keine Mitgift haben?! Oder mit anderen Worten Warum muß ich gerade keine Patien ten haben?!" Kommt nach solch' nächtlichem Aben teuer wieder der helle Tag. so ist in der Regel der Rausch geschwunden und so gar wirkliche Prinzessinnen büßen oft ihren Zauber ein. Bei dem jungen Doctor aber kam es nicht so. Er mußte bestandig an das hübsche kluge Mäd chcn denken, und da es ihm an Zeit nicht fehlte, so gab er endlich der drän qenden Neugierde nach und erkundigte sich da und dort, ob sie wohl in Allem und Jedem die Wahrheit gesprochen hatte. Als ihm das überall bestätigt wurde, suchte er sogar das Haus auf, in dem Käthchens Mutter wohnte, und eine halbe Stunde lang sah er dort der alten Frau zu. wie sie am Fenster saß und emsig Hemden nähte. Nur müh sam überwand er die Lust, sich auch ein Dutzend oder ein halbes zu bestellen - einzig und allein die Erwägung, daß er sie schuldig bleiben mußte, hielt ihn davon ab. Und wieder kam der Ec danke an seine Nothlage recht beängsti gend über ihn, zugleich mit der Gewiß- Yen, daß er sich in das liebe Kind allen Ernstes verliebt hatte, und daß sie ja auch zu gut war, um mit ihr einen Scherz zu treiben. Tann raffte er sich wieder auf und beschloß, sich die Sache aus dem Kopfe zu schlagen. Trotz dieses Entschlusses aber lauerte er in den nächsten Tagen doch stundenlang auf Käthchen, es ge lang ihm auch ein paarmal, ihr im Vorübergehen ein freundliches Wort zu sagen, und endlich listn wieder ein Abend, an dem sie aus ihrem Kämmer chen herabtrippelte und hinaushuschte, um die Mutter aufzusuchen. Selbst verständlich war bereits an der nächsten Straßenecke Tr. Mar Wibekin an ihrer Seite, um ihr seine Begleitung anzu tragen. Als sie sich die jedoch energisch ver bat, fragte er betrübt: Aber warum denn ? Warum denn so grausam, Fräu lein?" Weil man Sie für meinen Schatz halten würde," war die Antwort. Und könnte ich denn nicht Ihr Schatz sein" bat er weiter. Sie müssen sich doch selbst sagen, daß wir nicht zusammen passen," erwi derte sie. Nun lachte er auf. Du lieber Gott! Mir fällt trotz meiner Gelehrsamkeit das Verdienen schwerer als Ihnen! Ich denke schon daran, Grünkramhändler zu werden, oder was Aehnlichcs. Wenn Sie meine kleine Frau werden wollen Alles in der Welt!" Sie blieb stehen und er sah. daß sie Thränen in den Augen hatte. Gehen Sie jetzt sofort nach Hause, Herr Doctor! Oder wohin Sie wol len! Nur weg von mir!" sagte sie. Aber warum denn? Warum soll ich Sie nicht wenigstens begleiten?" Weil ich es ernst nehmen könnte," ! sagte sie vorwurfsvoll. Das hatte edoch zur olge. da er jäh nach ihren Händen griff und sie festzuhalten suchte. Käthchen! Ist es wirtlich so?'." stammelte er jubelnd. Aber sie entzog sich ihm rasch, und nun blitzte es wieder wie Schelmerei über ihr Gesicht. Wenn Sie erst einen Verdienst ha- den und wenn Sie mich dann noch wollen ich laufe Ihnen nicht da- von. Toch wenn S,ie mich jetzt nicht in Frieden lassen, dann thue ich's! Gute Nacht, Herr Docter! Und bleiben Sie etwas mehr daheim vielleicht kommen doch Patienten." Das Alles klang zugleich so süß und so bezwingend von ihren Lippen, daß er sich besiegt fühlte. Ich gehe nach Hause, Käthchen", sagte er, und warte auf Patienten. Hoffentlich haben Sie wieder den Haus fchlüssel vergessen." Da ist er!" lachte sie, ihm den Schlüssel vorweisend und dann flog sie weiter. . Sonderbar! Der Doctor Max Wi bekin war noch nicht lange zu Haufe und zum erstenmal wurde die Nacht glocke für einen Patienten gezogen! Als er wieder heim kam, sah er oben in Käthchen's Mansardenzimmer , bereits Licht und so ist der merkwürdige Fall zn verzeichnen, daß er seinen ersten so sehnlich erwarteten Patienten vcr- wünschte. Und was nützt überhaupt ein-Patient!" stöhnte er dann noch als er verdrießlich zu Bette ging. Aber es blieb nicht bei dem einen. Schon am folgenden Morgen kam ein zweiter, ein dritter dazu, und als die Woche vergangen war, sagte er köpf schüttelnd zu sich selber: Wahrhaftig ich habe eine Praxis. Ist das Zu- fall oder ist es die Vorsehung Na. so oder so wenn sich die Praxis nur nicht ebenjo schnell wieder verliert, wie sie gekommen ist !" Aber sie verlor sich nicht. Immer mehr Patienten kamen und immer mehr. Viel zu viel für den Doktor Max Wibekin, denn er hatte nun keine Zeit, Käthchen, aufzulauern, und je seltener er sie sah, desto mehr dachte er an sie, desto mehr Sehnsucht empfand er nach ihr ! Er war bereits so in Hitze gerathen, daß er sich zu dem Gedanken verstieg: Nun mag sich die ganze Welt über mich entsetzen ich heirathe Käthchen !" und daß er endlich beschloß. sie in der Wohnung der Kanzlciräthin aufzusuchen, wenn es ihm nicht gelingen sollte, sie am nächsten Tage irgendwie sonst zu treffen. Es gelang ihm auch wirklich nicht. und so stieg er den hinab in den ersten Stock, klingelte und als Käthchen ihm öffnete, sagte er kurz, daß er komme, um ihre Hand für's Leben zu erbitten. Und Wunder über Wunder sie lachte nur ! Ich habe es Ihnen zugetraut," sagte sie glückstrahlend. Deshalb hab ich ja auch für eine Mitgift gesorgt." Für eine Mitgift?" fragte er ver- blüfft. Freilich." erwiderte sie schelmisch, Sie verdienen doch jetzt eine Menge Geld nicht wahr ! Und die vielen Pa- tienten " Die hast T u mir verschafft?" Ich hab's überall erzählt, was für ein guter Toktor Sie sind ! Bei jedem Händler, bei jeder Gemüsefrau, im Milchladen, im Specerciladcn. in der Färberei, beim Schlächter " Weiter kam sie nicht, denn er zog sie stürmisch in feine Arme und küßte sie ab so lange, bis die Kanzlciräthin mit den schrecklichsten Drohworten der allerdings für die Eingangsthür zu einer Kanzlciräthin gar nicht passenden Scene ein Ende machte ! Das Geheimniß des Lzanpt- rnanns. Nach dem Znanzösijchc von A. ,vr. Der Hauptmann von Bernard war noch einer von der alten Garde. Als junger Bursche hatte er beim Ausbnich des Krimkrieges sein Heimathsdorf ver lassen um statt der Hacke das Gewehr über die Schulter zu nehmen. Er hatte sich allsgezeichnet, war beim Militär geblieben, allmählig bis zum Haupt mann herausgerückt und war einer der Wenigen, die von der Pike auf gedient haben. Unnachsichtig gegen sich selbst, war er auch ein strenger Vorgesetzter, der nichts durchgehen ließ, doch alle Un terqebene wie Kameraden, schätzten und achteten ihn, denn keiner war so wie der Hauptmann Bernard, auch immer bereit, ein freundliches Wort für die Mannschaft zu haben oder für die K a meradcn einzutreten. Wenn die jungen Offiziere unter sich waren, so machten sie sich wohl ein bis- chen über ihn lustig. -le lachten über einzelne Ausdrucksweisen ; sie erzählten sich kleine geiellichaftllche Verstöße, die der alte Bernard begangen ; aber im Grunde waren auch sie ihm aufrichtig zugethan. In verhaltnikmaßiger Nuhe lebte der Hauptmann Bernard in der kleinen Garnison E. Einen Tag wie alle Tage war er der Erste in der Kaserne, im Kasino und im Eafö, wo er regelmäßig mit den Kameraden ein Partiechen machte, bei dem die Tasse Kaffee den Einsatz bildete. Pünktlich auf die Minute kehrte er dann zum Dienst zu- rück, tauchte zu einem Vespcrschoppen wieder auf und verschwand geräuschlos sofort nach dem Essen. Nie kam er Sonntag zu Tisch. Bei den Jungen ging dies Fehlen am Sonntag nicht unbemerkt vorüber; aber vergebens versuchten sie, hinter den Grund zu kommen. Sicherlich steckte eine Frau dahinter ! Der Hauptmann selbst gab nur ausweichende Antworten, und wenn die Kameraden ihn öfter neckend fragten : Nun! Bernard, was macht die Liede?" so antwortete er mit gutmuthl gern Lächeln : Danke für freundliche ?cachfrage, es geht alles nach Wunsch !" Im ganzen Bekanntenkreise wußte Niemand etwas Bestimmtes, und die Neugierde war umso größer, als alle Versuche, hinter das Geheimniß Ber nardS zu kommen, fehlgeschlagen waren. Der alte Soldat bewohnte zwei sehr bescheidene möblirtc Zimmer, und die Burschen hatten auf verschiedene Anfra- gen der jungen Offiziere stets dehaup tet, nie Damenbefuch bei dem Haupt mann gesehen zu haben. Ging er heimlich wieder fort, nachdem er zum schein in seiner Wohnung zuruckge kehrt? Vergeblich hatte der Lieutenant v. F. als er einst Zimmerarrest gehabt. sich bis spät in die Nacht am Fenster auf die Lauer gelegt. Nach eingezoge nen Erkundigungen wohnte außer dem Hauptmann im Hause nur noch ein Musiklehrer, ein Steuererheber mit sei- ner irau, die alt, und häßlich war, und eine ältere Person in bäuerlicher Klei dung, welche ein niedliches, blondes Mädchen von fünf oder sechs Jahren bei sich hatte. Wo verbarg sich also die Flamme des Hauptmann s Bernard? Eines Abend fand im Easino ein Libesmahl statt, und bei allen solchen Gelegenheiten schloß sich der Haupt- mann nie aus. Es ging nach dem Diner bei Wein und Cigarren laut und lustig zu, und als Bernard sich er hob, den Säbel umschnallte und zum Fortgehen rüstete, da trat der junge Lieutenant v. der seinen Plan qe schmiedet hatte, auf ihn zu und fragte um die Erlaubniß, ihn begleiten zu dürfen. Bernard war damit wohl zu frieden, und da es prachtvoller Mond- schein war. 10 schlug er sogar vor. einen kleinen Umweg zu machen, um sich nach der Hitze, die im Saäl ge- herricht, etwas zu erholen. Nun habe ich Dich!" dachte v. F.. als er gemerkt, daß der Hauptmann gesprächiger als sonst war. Jetzt sollst Du mit Deinem Geheimniß schon her- ausrücken." Und ohne weitere Umschweife sagte er wie schon so oft: Nun! Herr Haupt mann, was macht die Liebe " Alles nach Wunsch ! , Alles nach Wunsch!, danke lieber v. tf." Wissen Sie was, Herr Hauptmann, Sie sind ein Geheimnißkrämer! Wir kennen alle unter einander ganz genau unsere kleinen Abenteuer, aber von ihren weiß keiner etwas, und ich gestehe Ihnen ganz aufrichtig, daß es uns trotz allen Nachspiirens bisher auch noch nicht gelungen ist. Ihren Schlichen auf die Spur zu kommen." Ha! Ha!" meinte Bernard lächelnd; also kümmert Ihr Euch um mich und habt nichts entdeckt?!" Absolut nichts, und ich gehe doch jede Wette ein, daß eine Frau dahinter steckt '." Ganz richtig!" Jung?" ,.Ja." Hübsch?" Reizend!" Sie lieben Sie?" Aufrichtig!" Ja." sing Bernard plötzlich wieder an. sie vergöttert mich. Ihr Jungen. Ihr seid an Herzenssiegc und Zärtlich keit gewiß gewöhnt, aber so aufrichtiges, tiefes und reiches Empfinden giebt es nicht noch einmal, das kennt Ihr nicht ! Wenn ich komme, so werde ich mit heller Freude, die laut aufjubelt. empfangen und wenn ich fort muß, dann fließen große Thränen über die Wangen, richtige Thränen! Mein Lieb und ich, wir leben ganz einer für den andern, ihre weichen Arme schließen sich um meinen Nacken, mein Mund bedeckt ihre weiße Stirn mit Küssen. Ich glaube ihr reizendes Köpfchen fyat nicht meyr vionoe aare nnc une, vic iiy schon darauf gedrückt ! Wenn ich von ihr getrennt bin. so denke ich an den Moment, der uns wieder vereinigen wird, und wenn ich nach tausend Thor- heiten, die wir zusammen getrieben, heimkehre, so ist es mir schon passirt. vor Glück und Freude zu weinen!" F. hörte diesen leidenschaftlich her vorgesprudelten Worten, denen man die Aufrichtigkeit anmerkte, ganz er staunt zu und wurde durch dieselben nur noch neugieriger. So begann er denn wieder: Tauert denn das schon lange. Herr Hauptmann?" Hm. schon seit meiner letzten Be förderung, also fünf und ein halbes Jahr." Und Sie sind wirklich glücklich?" So glücklich, als ein Mensch über Haupt nur sein kann, und ich wünsche Ihnen, daß Sie eines Tages Aehnlichcs kennen lcrncn." Eines Tages! . . . eines Tages!. . . " entgegnete der Lieutenant ein wenig piquirt. Sie können ja garnicht wissen, ob ich das gepriesene Glück nicht schon kenne." Nein, nein lieber Kamerad, das kennen Sie nicht! Sehen Sie. ich war ein alter Kriegsmann, als Sie noch gar nicht lebten. Nirgends war ich zu Hause, bald in der Krim, dann in Afrika, von da qings nach Italien, darauf nach Ehina, nach Mexiko, kurz und gut, immer unterwegs, da bliev keine Zeit zu wahrer Liebe! Die Jugend verging und das Alter kam, ohne daß das Herz auch sein Recht gehabt hätte und doch sehnte sich das Herz nach Liebe und Zärtlichkeit. Viele von meinen Kameraden waren brummig und men- schenscheu mit den Jahren geworden. Nur wenigen blühte noch in späten Jahren die Wunderblume der Liebe und zwar schöner und voller, da sie so spät gekommen so ist es mir auch gegangen, ich habe einen solchen Vor rath von Liebe und Zärtlichkeit ausge speichert, daß ich mit vollen Händen geben kann, ohne doch je fertig zu wer- den, nichts mehr zu haben." Darum könnte man Sie ja benei- den, Herr Hauptmann! Da haben Sie nicht Unrecht ! . . aber wissen Sie, ich habe Ihnen nun so viel gesagt nun kann ich Ihnen auch Alles bekennen. In einem halben Jahr nehme ich meinen Abschied und dann ziehe ich mit meinem Lieb in meine Hcimath; da wollen wir dann vor aller Welt zusammcn leben. So kann ich Ihnen ja auch ruhig sagen aber da fallt mir ein, Sie kennen Sie ia. . . Ich kenne sie? Ich? aber noch nie habe ich eine Frau bei Ihnen aus- und eingehen sehen!" " Eine Frau!" rief Bernard und brach in Helles Lachen aus das glaube ich! Mein Lieb ist fünf und ein halbes Jahr wird nächsten Weihnachten sechs!. . . . Und nun hören sie." Und er erzählte: Zur Zeit des Kominune-Aufstandcs waren Sie noch nicht Soldat. Sie können sich keine Vorstellung von dem machen, was wir damals erlebt haben," fuhr der Hauptmann fort an einem der Schreckenstage befand ich mich mit meiner Kompagnie hinter dem Theater St. Martin, welches in Brand gesteckt war. als plötzlich aus der dritten Etage eines Hauses auf uns geschossen wurde. . . . ich befahl, die Thür rinnt- schlagen ein und zwei Treppen war alles leer; als ich im dritten Stockwerk angelangt, kam ein Mann auf mich zu gestürzt und feuerte in unmittelbarer Nähe seinen Revolver auf mich ab wie ein Wunder ging der tödtliche Schuß vorbei nur mein Helm wurde mir vom Kopfe gerissen und gleich darauf lag der Mann, von meinen Soldaten erschossen, todt zu meinen Füßen .... Als ich in das Zimmer ein- trat, fand ich eine andere Leiche, die einer Frau, der eine Kugel mitten durch Herz gegangen war ein grausiger Anblick gerade wollte ich den Raum wieder verlassen, da hörte ich ein klägliches Wimmern aus 'einer Ecke des Zimmers und entdeckte ein Kind von vielleicht drei Monaten, das dort auf Lumpen gebettet lag. Ich nahm es auf und gab es vorläufig einem Apo- njcter im Nebenuau e zur Obhut Am Abend aber kamen mir allerlei Gedanken was konnte das unschul dige, kleine Wesen für all den Streit und Kamps? ES hatte weder Vater noch Mutter mehr mir war es, als wenn ich verpflichtet sei. für das tito zu lorgen und am nächsten Tage holte ich es mir wieder, und seit- dem habe ich eS behalten. Ich habe es adoptnt und eine alte Frau aus meiner Heimaih pflegte es und ich. ich liebe das Kino über alles?" sie sehen mein Lied ja täglich es wohnt Ihnen ja geraoe gegenüber im zweiten Slock." Und niin," schloß der Hauptmann : Nun wissen Sie mein Geheimniß, lie der F., Sie können es gern den Käme raden erzählen, und ich. ich sage Ihnen jetzt gute Nacht! Ich will rasch ach Hause, um zu sehen, ob meine kleine Familie gut schlaft !" Zrcut vikvk. Taß der Gänserich ein treuer Be' schützer und wenn es gilt, auch ein tapferer Vertheidiger seiner AuSerwahl ten ist, weiß Jedermann. Taß eS aber unter der großen Anzahl der ivackeren Gänseriche 'auch solche giebt, die den Be griff Schutz" tiefer auffassen, dürfte nicht allgemein bekannt sein. In dem Torfe Stetten in Hohenzollern ist mm lich ein biederer Gänserich verliebt und zwar sterblich" verliebt. Tas wäre nun gerade nichts Auffälliges und Seite nes. Aber unser Gänserich hat sein Herz einer Gans geschenkt, die nicht zu seiner Hccrde gehört und hat ihr Heim im Unterdorf, er wohnt im Oberdorf. Ter Weg von ihm zn ihr ist weit ; er beträgt nahezu 300 Meter. Die räum- liche Entfernung bietet aber kein Hm derniß, denn beide haben eine lobens werthe Eigenschaft : sie sind ent- gegenkommend". Jeden Morgen, so bald die Thür des Stalles sich öffnet, treten sie die Reise an : er zu ihr, sie zu ihm. In dem erfrischenden Naß des Dorfbaches, der die Wegstrecke etwa nt der Mitte durchschneidet, findet unter lautem Jubel die Begrüßung statt. Dann bleiben sie den ganzen Tag bei sammen, zurückgezogen und ganz fami liär. Und wenn das Tagcsgestirn un tcrgegangen ist, begleitet der galante Gänserich seine Erkorene nach Haufe sieht aufmerksam und besorgt zu, wie sie ihr Schlofquartier bezieht, und hält, nachdem sie sich vollständig zuriickge zogen, eine volle Stunde vor der Thür ihres Stalles treue Wache. Und jetzt tritt er ganz allein, muthig und voll Stolz, die Heimreise an. Aber wie überall, so auch hier keine Regel ohne Ausnahme. Zuweilen überkommt auch sie eine noble Anwandlung. Sie be gleitet dann ihren Gänserich in seine Wohnung, übernachtet an seiner holden Seite nud in früher Morgenstunde tre ten sie alsdann gemeinsam den Weg zum Dorfbache an. So geht es seit vollen fünf Jahren, Tag für Tag. im Ausdauer der Rennpferd Alterthum. Nach Pindar's drittem Pythischen Sicgesgcsang hat das Rennpfrk Pherenikos d. h. Siegesbringer, ein mindestens so schöner Pfcrdename als Pumpernickel" und Trumpeter" in zwei Pythiaden, die sich auf 486 und 482 vor Christus bestimmen lassen, den, Sieg für König Hicro von SyrakuS bei den hippischen Agonen auf der kryfäischcn Ebene am Fuße des Parnaß davongetragen. Eine der neu aufge fundenen Siegeshymnen desBakchvlides besingt nun das gleiche Pferd Phereni kos und seinen Besitzer Hiero als Sie ger in den Olympischen Spielen 476 v. Chr. Demgemäß mußte im Alterthum ein Pferd noch nach 10 Jahren Siege zu erringen im Stande gewesen sein, ob wohl die Arbeit für die edlen Thiere keine kleine war man rechnet 4 Kilo meter, die in Olympia zurückzulegen waren, und die Elite aus den Ställen der ersten Pferdezüchter und Besitzer kämpfte um den Sieg. Wegen des großen Zwischenraumes von 10 Jahren hat man gezweifelt, ob Hiero auch 436 mit Pherenikos gesiegt haben könne, ja die ganze Pythiadenrechnung darauf hin angegriffen. Jetzt macht W. von Christ in den gerade erschienenen Mit theilungen der philosophisch-historischen Klasse der bayerischen Akademie der Wissenschaften 1896. III. darauf auf mcrksam, daß sogar 15 Jahre erfolg reicher Thätigkeit von Rennpferden im Alterthum bezeugt sind, und daß der von Pindar besungene Doppclsieg 486 und 482 den von Bakchylidcs bcsunge neu des Pherehikos von 476 nicht aus schließt. Christ citirt dafür eine Stelle aus der Thierarzneitunde des Pela gonius aus der ersten Hälfte des nach christlichen 4. Jahrhunderts,' worin es heißt, daß 5jährige Pferde, die im Circus und bei den großen Spielen rennen, bis zum 2. Jahre dazu ge eignet, 2jährige Pferde im häuslichen Dienst bei guter Behandlung bis zum 30. Jahre vollständig brauchbar blei den. Spruch. Das ist ein falsches Glück hienieden, , Strebt es nach Glanz bekannt zn sein. Des wahren Glückes Glanz den Frie den. Erringst du nur in dir allein! O schöne Zeit. Sekundaner: Ich lese jetzt Plato, Fräulein Else!" Backfisch: Wer war das?" Sekundaner: Ein großer griechischer Philosoph!" Backfisch: Ach, nicht wahr. der die Liebe erfunden hat?" lyraustjrplatjt. Aelterc Tame: Wie gerne würde ich auch in den Krieg ziehen, wäre ich als Mann geboren!" Lieutenant: Gnädige würden aber doch schon zum Landsturm zählen!" Es ist im Leben häßlich eingerichtet. Tie eine Tochter singt, die andre dichtet.