mm in Adenteuer in vier Stocf werken Hiiiuoieskk v l m i l seid fall. In einer ra-;c.;fiiic:i Nc.'j.-iiuvrnacht gegen 12 Ul)r Nachts stand der Setre iar Johannes Lüdenscheidt. der Ver zweislungnahe, vor einem Hausthor dcr Villen Jakobstraße in Berlin. Er hatte zwar zur Feier seiner Uebersiedeliing nach der R-ich-Z Hauptstadt etwas über den Tnrst getrunken, aber er war doch so weit bei iVrnimst, um ein Schloß ausschließen zu können. Ta die Lache trotzdem nicht gelang, so mußte ihm seine Frau beim Weggeben einen fal schen Schlüssel gegeben haben ein fürchterlicher Gedanke für ihn. da er ja im vierten Stock wohnte und die segenS reiche Einrichtung dcS Berliner Nacht wächters noch nicht kannte. Uni so größer war seine Ueber raschung, als endlich einer dieser Wohl thater der Männlichkeit auf ihn zutrat und, nachdem er das Unglück erfahren hatte, mit seinem Aintsschliissel das Thor öffnete. Die Folge war für den Nachtwächter selbstverständlich ein sehr reichliches Trinkgeld, und für Herrn Lüdenscheidt ebenso selbstverständlich ei Kesühlsaufschwuiig, als ob er aus einer Lebensgefahr befreit worden wäre. Er hatte ja feiner Frau das feierliche Per sprechen gegeben, längstens um zwölf Uhr zu Hause z sein, und er war nicht bloß ein etwas ängstlicher Herr, er hing an seiner Olufte ebenso herzlich, wie sie an ihm hing. So eilte er denn jetzt auch fröhlich, neugekräftigt, ohne nur im Geringsten zu schwanken, nach dem Treppenauf- gang, und waurend der Nachtwachter von draußen das Thor wieder schloß, sprang Johannes Lüdcnfcheidt im Dun kein die ersten Stufen empor. Plötz kich aber hielt er erschreckt an. Die Mauer, an der er sich mit der Hand hielt, hatte ein Ende Er fühlte wohl, etwas wie ein Geländer, aber sonst sonst ging doch die Mauer weiter! Und er war ja ganz bei Ver nunft! Rasch suchte er sein Feuerzeug her vor, im nächsten Augenblicke blitzte das Licht auf und er erkannte, daß die Treppe wirklich anders aussah als die zu seiner Wohnung führende. Und nun lief ein Fieberschauer über seine Glieder, und sein Herz begann heftig zu klopfen. Offenbar befand er sich in einem fremden Hause! Seine Frau hatte nicht den Schlüssel vergessen er, er hatte das Haus verwechselt. . . Und wie nun wieder hinauskommen? Rasch, am ganzen Körper zitternd, kehrte er nach dem Thor zurück und dann horchte er. Aber draußen blieb alles ruhig, nur der Regen rauschte leise, der Nachtwächter hatte sich längst entfernt. Er konnte also nichts anderes thun, als ruhig abwarten, bis ein Haus dewohner heimkehrte und öffnete. Und wenn dieser kam? Wenn er bis zum Morgen so dastehen mußte? Seine Frau würde ja krank werden vor Angst! Wieder ein Fieberschauer, wie der das stürmische Herzklopfen. Da kam aber auch schon ein rettender Ge "danke. Vielleicht war oben noch irgend Jemand auf. Vielleicht wohnte auch Jemand im Hause, der es gewohnt war, Nachts herausgeklingelt zu werden. Ein Arzt vielleicht oder eine Hebamme! Rasch entschlossen stieg er die Treppe wieder, empor, und als er das erste Stockwerk erreicht hatte, opferte er ein neues Streichholz. Aber nun durch fuhr auch ein neuer Schreck seine Glie der. Eine eiserne Thür mit mächtigen Riegelschlösscrn starrte ihm entgegen, und daneben las er auf einem Mes singsschilde die Worte: Simon Katzen stein, Bankier". Er war also in einem Haus, in dem sich ein Bankgeschäft be fand! Wenn man ihn erwischte, und ihn für einen Einbrecher hielt! Aber vielleicht wohnte ini zweiten Stock ein Arzt oder eine Hebamme. Also klopfenden Herzens weiter! Wie der ein Streichholz und wieder eine Enttäuschung! Gicseckc, Polizei Lieutenant", stand neben der Thür. Rasch warf er das Streichholz weg, ehe es noch ausgebrannt war, und dann stieg er noch vorsichtiger als bisher, während ihm der Angstschweiß auf die Stirn trat, abermals eine Treppe höher. Als er den Absatz erreicht hatte und im Begriff war, Licht zu machen, schien es ihm, als bewegte sich in dieser Wh. nung etwas. Er blieb eine Weile ganz ruhig stehen. Nichts regte sich mehr, und so konnte er ein neues Streichholz wohl wagen. Es war jedoch kaum aufgeflammt, als hinter der Wohnungs thür Schritte hörbar wurden. Das war keine Täuschung mehr. Halb sinnlos vor Angst huschte er ein paar Stufen zum nächsten Stockwerk empor, und dann krachte plötzlich eine Thür. Aber nicht unter ihm, sondern über ihm und von oben her fiel ein Lichtstrahl auf die Treppe. Tu treibst's ja wieder schön, Fritz!" jammerte eine Frauenstimme. Ich habe noch kein Auge zugemacht, und fttzt ist es gleich ein Uhr. Na, komm' och endlich wo bleibst Du denn?" Herr Lüdenscheidt rührte sich nicht. Er stand im Dunkeln und drückte sich dicht an die Mauer. Dcr Schweiß rann ihm über die Schläfe herab, und er preßte die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Fritz was soll denn das!" be gann die Frau oben von Neuem und jetzt. Herr Lüdenscheidt erwog schon den Gedanken, ob er sich nicht in's TreptenhauS hinabstürzen sollte jetzt ging auch unter ihm eine Thür, und auch inner ihm wurde eine aufgeregte Frauenstimm: hörbar. Wa4 i't denn los, Fra- Ha'sel blatt?" och weis, nicht," klang es zögernd zurück, mir war's, als käme mein Mann." Ich warte auch auf den meinen Treibt's denn der Ihre auch so?" Ei tiefer Seufzer wurde hörbar. Ach Gott, Fran Jürgensen. er ist ,a sonst ein guter Mensch, aber wenn ihm die Kollegen Fritz, bist Du 's eigentlich oder bist Du's nicht?" Herr Lüdenscheidt bemühte sich wie der den Athem einzuhalten, und es blieb ein paar Sekunden lang ganz stille. Das ist sonderbar", sagte endlich die Stimme von oben, ich möchte darauf schwören, daß Jemand heraufgekom men ist." Mir war s ja auch so", antwortete es von unten. Ich glaubte, es sei der meine. . . aber Sie standen wohl schon vor der Thür?" O nein, Frau Jürgensen, soweit vergeb ich mich doch nicht. Ich bin in meinem Entree und hab die Sicher heitskette vor." Die hab ich ja auch vor Frau Haf selblatt. Ich weiß auch, waS ich mir fchüldia bin." Können Sie das Treppenknie nicht ehen?" I wo denn! Aber Sie meinen doch nicht?" Die Stimme klang plötzlich ganz ängstlich, und die von oben antwortete eben so ängstlich. . Heraufgekommen ist Jemand.. Und solche Dummheiten macht mein Mann nicht." Herr Hasselblatt", kreischte nun Frau Jürgensen auf. wenn Sie da sind, so gehen Sie hinauf. Und wenn Sie so voll sind, daß Sie nicht mehr gehen können, so sagen Sie wenigstens ein Wort. Sollen wir Ihnen helfen. Herr Hasselblatt?" Herr Lüdenscheidt regte sich nicht, und oben und unten krachten die Thüren. Nur ganz schmale Lichtstreifen fielen jetzt auf die Treppe hinaus. Nach einer Weile begann wieder die Stimme von unten: Sehen Sie doch nach, Frau Haffcl blatt. Vielleicht hat Ihren Mann der Schlag getroffen." Aber Frau Hasselblatt merkte die Absicht und wurde verstimmt. Einen Mann, wie meinen Mann, trifft nicht der Schlag", antwortete sie. Mein Mann ist jung und gesund. Ihm schadet das Trinken auch nicht, wie Herrn Jürgensen, er kommt immer ganz vernünftig nach Haus." So glauben Sie vielleicht, daß Jürgensen da oben steckt?" unterbrach der dritte Stock. Das möcht' ich mir doch verbitten!" Herr Jürgensen wird sich beim Treppenzählcn geirrt haben, und jetzt schämt er sich." ' Und das sag' ich Ihnen, daß das bei meinem Mann nicht vorkommen kann." Wer ist aber denn auf der Treppe? Es wird sich doch nicht " Wenn es Ihr Mann nicht ist. dann ist's ein Einbrecher" O mein Gott was machen wir da ? Herr Jürgensen ?" Herr Hassel blatt ?" Herr Lüdenscheidt blieb still und preßte sich immer dichter an die Mauer. Das ist keiner von unseren Män nern," erklärte endlich Frau Jürgensen bestimmt. Wenn ein Betrunkener da läge, würde er ja auch stammeln oder wenigstens stöhnen. Es ist also etwas nicht ganz richtig. Bleiben Sie nur an Ihrer Thür, Frau Haffclblatt, und passen Sie auf. Ich bleibe auch da. Sie haben doch Ihren Revolver?" Frau Hasselblatt merkte diesmal die Absicht nicht, und weinend entgegnete sie, daß sie keinen Revolver habe, und daß sie ja auch gar nicht schießen könne." Na, das macht nichts," erwiderte heldenmüthig Frau Jürgensen. Nach oben kann er ja nicht davonlaufen. Und Ihre Sicherheitstette ist doch fest wie? So, und jetzt warte, Kerl einen Schritt und ich schieße!" Wieder wurde es ganz still. Plötzlich aber schrie Frau Hassclblatt auf: Frau Jürgensen... Wär es nicht besser, wenn Sie hineingingen und auf Ihren Fußboden klopften? Vielleicht ist der Herr Polizcilieutenant Giesecke zu Haus " In diesem Augenblick krachte wieder eine Thür, und vom zweiten Stockwerke rief eine Männerstimme: Was giebt's denn da oben, wer will etwas von mir?" Herr Lüdenscheid sah keinen Ausweg mehr. Ich bin kein Einbrecher, Herr Lieutenant," ächzte er hinunter, las len Sie mich hinunter!" . Dabei taumelte er ein paar Stufen hinab, aber Herr Giesecke, der bereits mit erhobenem Revolver im dritten Stock angelangt war, kommandirte: Still gestanden, oder ich schieße." Inzwischen war auch sLon Frau Giesecke mit ihrem Dienstmädchen auf dem Flur erschienen, und in drei Stock werken schrieen vier weibliche Stimmen auf: O Gott! O Gott!" Der Polizcilieutenant aber senkte jetzt seine Waffe er mußte lachen. Eine solche Jammergestalt hatte er noch nicht gesehen. Herr Lüdenscheidt war ein langaufgeschosiener Mensch mit einem ehrsamen bescheidenen Spießbürgesge licht und goldener Brille. Und die' Mann, dem selbst ein Polizeibeamler nicht mißtrauen konnte, stand da mit schlotternden Beinen, klappernden Zah neu und ängstlich gefalteten Handen Ein Einbrecher war der Mann njchl mit Simon Katzenstein hatte er nichts zu thun: Was machen Sie denn sur Lireiche ? fragte Wiese. Und dann lr.unte er von Neuem laben. Kleine; Liebes abenteuer wie?" Herr Lüdenscheidt holte tief Athem und stammelte dann mühsam hervor was er zu sagen hatte. Inzwiichen kamen die Frauen von oben und unten näher. Das Lachen Giesecke hatte ihnen Muth geinacht, und das Wort Liebesabenteuer versetzte sie von Neuem in Aufregung. Sollte die Hasselblatt vielleicht ?" dachte Frau Jürgensen, und tfnni Haiielblatt wieder dachte Sollte die Jürgensen?" Frau Giesecke aber erwog, ob die üraenfen oder die Hasselblatt da hereinfallen werde, und spöttelnd flogen ihre Blicke nach den beiden grauen. Der Lieutenant lieg inzwischen seinen Kopf hin und her pendeln und seine nrn saneie sieg. Das Alles kann ich glauben," sagte er, und ich kann es auch nicht glauben. Na, Männeken, Sie gehen mit mir auf's Revier und morgen Iverden wir la weiter sehen." Das war für Herrn Lüdenscheidt ein neuer Schlag! Er dachte an seine rau was würde sie sagen, wenn er die ganze Nacht nicht nach Hauie käme? Und wieder faltete er die Hände. Herr Lieutenant," sagte er flehend ich habe eine Frau. Ich versprach ihr. um zwölf Uhr zu Hause zu sein. Und Punkt zwölf Uhr war ich auch wirklich unten. Was wird sie jetzt denken, wenn ich die ganze Nacht nicht heimkäme!" Den Lieutenant belustigte die Sache immer mehr. lr machte das grim- mlgste Gesicht, dessen er fähig war, und so schnauzte er sein Opfer an: Was kümmert mich Ihre Frau!" Jetzt aber wa?te sich Frau Giesecke in's Gespräch. Willy," sagte sie fast begeistert, so etwas kommt selten vor. Ein Mann, der es mit dem Nachhauseqehcn so genau nimmt, der kann gewiß nicht schlimm sein. Der darf nicht auf die Polizei ! Laß ihn zu seiner Fiau!" Und nun hoben auch Frau Jürgen- undzwanziq nicht scn und rau Haiielblatt ihre Hände. Sie sahen Herrn Lüdenscheidt mit be wundernden Blicken an und dann Herrn Giesecke mit bittenden. Lassen Sie den Herrn zu seiner Frau!" baten sie. Ein solcher Mann verdient es, daß Sie eine Ausnahme machen." Der Lieutenant zog nochmals seine Brauen . matialisch zusammen, dann fragte er den noch immer am ganzen Körper zitternden Eindringling, ob er irgendwelche Papiere bei sich habe. Herr Lüdenscheidt schöpfte neuen Muth, und sofort breitete er den Inhalt seiner Brieftasche aus. Sein Anstellungsver trag, sein Meldeschein, Visitenkarten und Briefe mußten dem Beamten die Ueberzeugung beibringen, daß der Un glückliche vor ihm wirklich der Sekretär Johannes Lüdenscheidt war. Na," sagte er endlich lachend, denn packen Sie Ihren Kram nur wieder zu- sammen und gehen Sie zu Ihrer Frau. schließen Sie dem Herrn das Thor auf Minna. Meine Damen " Er verneigte sich lächelnd vor Frau Hasselblatt und Frau Jürgensen, Herr Lüdenscheidt aber stammelte noch ein paar Worte des Dankes und der Ent- schuldigung und dann stolperte er hin- ter dem Dienstmädchen des Polizellleu tenants die Treppen hinab, während sich die Hausbewohner wieder in ihre Wohnungen zurückzogen. Aber es wurde in dreier Nacht noch lange nicht still im Hause. Erst stellte Frau Giesecke Herrn Lüdenscheidt als Ideal eines Mannes auf. dann kam Herr Hassclblatt heim . und jetzt feierte tyxau Haffclblatt dieses Ideal, und zu letzt mußte noch Herr Jürgensen eine lange Rede über den herrischen Mann vernehmen, der selbst der Polizei gegen- über nur an das seiner an gegebene Versprechen dachte, pünktlich nm zwölf Uhr Nachts nach Hanse zu kommen. Von diesen Triumphen hat Herr Lüdenscheidt freilich heute noch keine Ahnung, aber heute noch liegt ihm sein nächtliches Abenteuer so schwer in den Gliedern, daß er zur Zeit geradezu als den Gipfel idealer Männlichkeit gelten kann: er geht ohne seine Frau über Haupt nicht mehr aus Wollfaden dinier sich her. Der letzt reparaturdeountige trumpf l i&cnn oer fertig ist, giebt's nichts mehr zu thun. Alles ist in dem Haushalt für Fest mit sorgender Liebe vorbereitet Wasser- und Seifenbäder baden ihre reinigenden Flutden bis in den klein sten Winkel des Hauses ergossen, fleißige Hände danach neues Behagen geschane und nun durchzieht ein wohliger ieiertag-sriede das traute vini. Im Weihnacht-zimmer sind Fenst und Tküren geschlossen. Aus langen Tischen liegen die Festgaben, und de würzige Tannenduft mischt sich mit dem Aroma der Honigkuchen und Christ stollen. Wie Vielen ist ein Plätzchen eingeräumt ! Manches Einsamen ist ge dacbt. Auch die wilden Zungen im Hos, die durch ihr Lärmen manch stillen Gedanken der Sehnsucht gestört sind nicht vergessen alle Unart ist an diesem ,reudensest vergeben. Sie sollen es Alle fühlen, daß dem Hans besondere Freude widerfahren, daß der -ohn heimgekehrt ist. Tann wird es endlich Abend und endlich Morgen. Noch ein Tag! Ter Nähtisch bleibt geschlossen; ein paar Bücher liegen ausgeschlagen da. aber die ganze Theilnahme dcr Mutter gilt einer Kalendertabelle, die, mit allerlei Zeichen und Anmerkungen ver sehen, eine stille Sprache mit ihrem Herzen sührt. Am 27. Juni fängt es an. Ter Tag ist mit einem dicken Strich gezeich- net. Ta zog der Sohn hinaus in die Welt gluckstrahlend in seines Königs jfock. Das war das erste stille Opscr des Mutterherzens, das das Kind dem Vaterlande abtrat. Den Kalender in der Hand, hatte sie sehnsüchtig so oft die Tage bis zum ersten Urlaub gezählt. Ta die Punkte sind seine Postkarten und die kleinen Fähnchen seine Briefe. Tann Doppel triebe: der Anfang des Manövers. Danach weist der Kalender eine Zeit lang nur spärliche Zeichen auf wie viel Bangen und Sorge wohl zwischen ihnen liegt ! Endlich ist auch das xmt wunden, und nun fängt das Hoffen aus die paar Tage Urlaub an. Tag reiht sich an Tag Wochen werden zu Monaten der lange Otto der vergeht, der düstere November, in dem die frühe Lampe so wohlthätig über seine Tauer tauscht nd dann ist's Dezember endlich! Dreiunb zwanzig Striche noch! Wenn man 10 Tage gelöscht hat, sind diese letzten drei- Urlaub. Irin? 2fi;ze von iyriii Schott. Noch zwei Tage! Zwei Mal noch auf- wachen und dann ist er da! Ob es über Haupt dazu kommen wird? Nun, wo der Zeitpunkt des Wiedersehens so nahe rückt, erscheint es dem sehnsüchtigen Mutterherzen immer zweifelhafter, ob es ihn wirklich erleben wird. Was kann noch Alles dazwischen treten! Dringende Berufspflichten Sinnesänderung des Vorgesetzten Urlaubseutziehung ein Unfall Mütterchens Herz steht beinahe still bei diesen Gedanken! Sie sitzt im Lebnstuhl am Nähtisch die Stopfnadel, an flotteS Tempo ge wohnt, zieht ljfcit zeitig den grauen ' Und nun ist nur noch ein Strich ein Tag noch morgen! Der Abend sinkt, endlich ist es Schlafenszeit. Das Mutterauge erquickt keine wohlthuende Ruhe. Jetzt ist er schon langst auf der Eisenbahn! Fünf Stunden schon gleich nach dem letzten Dienst, um keine Minute des kostbaren Urlaubs zu ver lieren, hat er sich auf die Bahn gestürzt und nun geht's Meile um Meile vorwärts heimwärts, immer näher und näher. Zwölf Uhr Nachts! Jetzt ist er in Koblenz! Der Mutter Hände falten sich. All' die Tunnel auf jener Strecke die vielen Eisenbahnunsälle der letz ten Zeit das Herz klopft ihr in ban ger Erregung. Endlich ist es sechs Uhr Morgens. Karline erhebt sich nach festem Schlaf. Besen und Staubtuch spüren den Druck hrer kräftigen Hände. Nun das lang- ame Drehen der Kaffeemühle der Duft des Morgenqetränks dringt bis in Mutterchens Schlafzimmer und nun tritt sie heraus und durchwandert noch einmal prüfenden Blickes ihr kleines Reich. Ta sem tübchen Alles blitzt vor auberkeit. Tie weichen molligen Kissen des schneeigen Bettes sollen ihn ur das harte Lager in der Garnison entschädigen! Ter vollbesetzte FrühstückÄlsch. die reichlichen Vorräthe der Speisekammer, die all' seine Lieblingsspeisen birgt, reden eine stumme Sprache. Und überall Tannenrciser Wachslichter zum frohen Willkommen! Endlich ist es Zeit zur Bahn. Tes Troschkenkutschers Grauschimmel hat es nicht so eilig wie das ungeduldige Mut- tcrherz aber reichlich früh langt das Geführt dennoch am Bahnhofe an. Noch eine halbe Stunde zwanzig Minuten zehn Minuten jetzt noch uns nun Langsam, pusten, fauchend, mäch- tiqe Tampfwolken ausstoßend, rollt der Zug in die Halle. Ein Gewühl drän- gender, mit Kisten und Kasten belade ner, stoßender Menschen und dann -er! Er überragt die Meisten sein uchender Blick irrt enttäuscht über die Menge. Die Mutter hat sich tief in eine Nische zurückgestellt, sie sieht ihn ja längst aber das Herz ist still geworden die Spannung hat nachgelassen. Nun ist der ersehnte Augenblick da sie braucht nur die Hand' auszustrecken aber Mütterchens Hand zittert und unter das heiße Glücksgefühl mischt sich ein anderes, das ihr gleich einem bitteren Tropfen die Kehle zuschnürt. Das weiche, runde Kindcrgesicht ist schmal und lang gcwordcn und um dcn Mund. den. wie ein Hauch, der erste Flaum beschattet, ziehen sich zwei scharse Linien. Der Menschenschivarm hat sich vcr- aufm da wendet er sich noch einmal und jubeln l liegt er m den Armen dcr Mutter. Er klopft und streichelt sic und kann sich nicht genug thun in unbändiger Freude. Mütter- cken nickt bloß und druckt feine sehnige Hand. Was ihr Inneres bewegt. si det schwer den Weg über die Lippe,!. Als sie im Wagen sitzen und das Mutlerauge ängstlich den kleinen Hand toner als einziges Gepack'iuck mustert, da quillt ihr aber doch daS Herz über. Wie lange?" sragt sie. ilrn Angst schlecht verbergend. Er lacht fröhlich, und seine Auge scheinen durch das Straßendilo völlig in Anitzruch genommen, denn er wendet sie fort, als er antwonet: Zehn jsliip!" Tie beiden Reisetage mitgerechnet? ..'natürlich. Mama!!" Das ist do aber eine riesige Zeit noch mehr als acht Tage." Mehr als acht Tage! Sie hatte ja gar nicht auf mehr gerechnet, aber nun erscheint es ihr plötzlich eine so schrecklich kurze Frist. Und weil mit jeder Mi nute die Trennung schon wieder näher ruckt. ,st das OilückSgenihl nicht unqe trübt, die Angst des Wiederhergeben mu'sens beeinflußt es schmerzlich. Auch der Sohn ist nicht ganz srei da von. Er möchte keinen Augenblick ver lieren. und so hat sich seiner eine ge wie unrnye bemächtigt, mit dcr er sehen und genießen und sich für das enge Kafernenleben entschädigen möchte Mütterchen weicht nicht van seiner -eite. Noch sechs Tage! In wechfetreichfter Folge eilen sie da hin. Nur noch zwei! Tie Hand der Mutter zittert, als sie dem Sohn den Morgenkaffee reicht; und ... ; , - . ti . . .. . .n . 1. 1 u' i ci ? mein uiiu hui uic ut'Eiiuinnini Thränen sieht, da nimmt er f?!n Alt chen" zärtlich in die Arme und tröstet lächelnd. Aber das Lächeln, das dem Mutterherz noch weher thut! Er hat noch Tausenderlei aus dem Herzen, was er ihr erzählen möchte von einen Planen und Hoffnungen so viel Lustiges wußte er noch von dcr winzig kleinen Grenzgarnison und von erlebten Kasernengefchichten aber ihm fällt jetzt nichts ein so sehr er sich besinnt. Noch ein Tag! Sie hat ihn zu Bett gebracht, wie zu seiner Kinderzeit. Er schlingt den Arm um ihren Hals, dehnt und reckt sich ,n vollem Behagen im alten Bett und die Augen fallen ihm zu. noch ehe sie das alte Kinderqebet gesprochen. Die letzte Nacht zu Hause! Sie bleibt noch an seinem Lager. Ten Lehnftuhl an sein Bett rückend, lauscht sie mit qe- spanntem Ohr seinen regelmäßigen Athemzügen. Einmal richtet er sich chlastrunken aus. Mama bist Du noch bei mir?" Ja, mein Junge!" Und sie glättet orglich das Ki sen. Wie wunderschön es ist Dich so nah zu wissen," flüstert er. legt sich auf die andere (seile und schlast weiter. In ihrem Herzen hört das Klingen und Singen seiner Worte aber nicht auf: wie wunderschön es ist Dich nah' zu wi cn! Patfchnef. Schwiegersohn (bet seine liebe Schwie germama veranlassen will, ihren Bet"j abzukürzen): . . O. die Gegend biei"t unsicher und gefährlich!" Schwiegermaina: Gut, baß 1 3ie mir das sagen da werde ich keinen Schritt mehr aus dem Hanse geben!" Nun ist es Zeit zum Packen. Er reicht ihr jedes Stück und mit beben er Hand legt sie eins zum andern Der Inhalt des Koffers ist reicher ge- worden, was geeignet war, des Soh nes Behagen in der Ferne zu erhöhen. st dem Bestand hinzugesugt. Wie gern legte Mütterchen noch viel mehr hinein ! Jedem Soldaten der ganzen Garnison möchte sie ein sichtbares Zei- chen ihrer warmen Zugehörigkeit geben. Fühlte sie sich doch als rechte Soldaten- mutter und wie verbunden mit jedem Einzigen, der die Regimentsfarben des geliebten Sohnes trägt. Wieder sitzen sie im Wagen, der sie zur Bahn bringt sind wieder ver stummt das Wort. Sie hält seine Hand fest umschlungen wenige Minu ten noch, und das Glück ist zu Ende. .Meine einzig geliebte. Mama," aqte er, sie stürmisch umfassend, ehe sie aussteigen und dann stehen sie vor der .hür des Eisenbahnzuges, der ihn wie- der fortträgt in die weite, weite Ferne. Im Sommer komm ich ja wieder vielleicht Pfingsten schon," tröstete er die Mutter, als er in ihr blasses, ver- grämtes Gesicht sieht. Noch einmal trinkt sie sich satt an seinem Anblick, noch einmal fühlt sie den Druck seiner Hand, und dann setzt sich der Zug in Bewegung. Aus allen Fenstern wehen Tücher ein Grüßen und Winken der Zurückbleibenden Mütterchen ist wohl nicht die Einzige, die von dem Liebsten, was sie besitzt, Abschied ge nominen hat. Wahrheit. Mag alles Gute dir erspricßen: Tu nennst das Glück erst wirklich dein, Verstehst du mäßig im Genießen lud im Genusse froh zu sein. Gemüthlich. Hausfrau (hat einem Bettler Essen gereicht): Nun, wie hat es Ihnen ge schmeckt, lieber Mann?" Bettler: ..Tanke, sehr gut, was abcn Sie denn morgen ?" Die gute öppe. Frau (welche Mehlsuppe gekocht hat): Nä. 's awwer doch äune Schande, kee Mensch will üsse, nun schmeiß ch das cheene Aessen Widder wack." Mann: Iß Du D'ch nur satt, Garline, und das andere braustü ooch ich wäck ,e warfen, da kann m r nachher gleich de Tapete d'rmit feste glawe." ?e feimt ihn. Bewerber: . .Also eine bestimmte Zusage wolle 2ie mir heute noch nicht machen; darf ich dann wenigstens honen ?" Frau lein: ..Gewiß aber gehen Sie daraufhin weiter keine Verbindlichkeiten ein!" sächsisch chinesisch rchisfcrlici. Aüf des Jantsekiangs Wellen Fahrt a tleencs Blumenschiss; Ob'S vielleicht nich nnrd zerschellen Tort an jenem Felsenriff?!" Nee. ihm scheinen ginst'ge Sterne. 'S ziehd ganz sicher seine Bah Tenn der Fährmann war in Barne Eabdcdähn vom grcßtcn Kahn!" Doppelsinniges Kompliment, Gnädiges Fräulein, bin wahrhaftig entzückt, daß Sie mich vom Subsirip- tionsball her wiederzuerkennen die außerordentliche Liebenswürdigkeit ha den!" Herr Baron, das ist doch sehr be- greiflich! Sie haben eben eines von den Gesichtern, welche wir grauen vergebens zu vergessen suchen!" ' .f Macht der Gewohnheit. (Eommis Meyer, der in einem Ge- schüft? das Telephon zu bedienen hat, geht an der Schildwache beim Pulver thurm vorüber.) Wer da?" Hier Meyer wer dort?" Zerstreut. Gelehrter mit feiner jungen Frau von der Trauung aus der Kirche kom-mend):- So, jetzt gehören wir für immer zusammen, liebe Emma!" Junge Frau: Ja, Ferdinand aber schreib' Dir es doch lieber auf, da- mit Du es nicht vergiß't!" Auch eine Speculation. Ich gratulire Dir. liebe Elly!. . Du haft Dich ja mit einem Marineoffizier verlobt! Wie kommt das eigentlich Tu schivärmtcst doch immer nur für availerlek" Tas schon aber ein Marineoffi zier kommt durch die ganze Welt und da freue ich mich schon auf die verschie- denen Ansichtspostkarten!" Fatal. Der Aufführung eines Bauernthea- ters. dessen Hauptdarsteller ein wackerer Dorfschustcr. wohnt ein berühmter Hof- chau pieier bei. Vom spiel des bäuer lichen Künstlers entzückt, sucht er nach der Vorstellung dessen Bekanntschaft zu machen. seien sie mir qeqrukt. He ber Eollcge!" A so ie fan aa a Schuster!" heimgezahlt. Ihre Ohren, Herr Karl, werden aber jeden Tag größer!" ,o?! Ich glaube, meine Ohren und Ihr Verstand, das gäb' einen amoscn Esel!" liochster Triumph. Eine Theatergcscllschaft gibt in einem Torfe Schillcr's Räuber". Ter Eharaktcrdarstcller Reißer spielt den kZsranz" so realistisch, das; die darüber empörten Bauern ihm nach der Vorfiel lung auflauern und ihn ordentlich durchhauen. Ganz entzückt über diesen schauspiele- rischen Triumph, ruft Reißer, während die Schläge noch auf ihn niederregnen: ,.ch danke hncn, meine vcrren! Sie bereiten mir die schönste Stunde meines Lebens!" ZZgerlatein. Förster: . .Ja, meine Herren, bei ' einem Pirschgang machte ich einmal einen fehltritt und stürzte in eme Schlucht! Mein braver Dackl sprang mir nach, packte mich im Fallen an der Brust und zog mich zurück da er wachte ich aus meinem Traume, deiur. es war, Gott sei Tank, nur ein solcher; das arme Vieh selbst aber blieb todt unten liegen!" Gesalzen. Gast: Hören Sie, Herr Gasthofbe- slcr, ie haben da fünfzig Pfennig ür Tinte, neder, Papier und Radir- gumini aufgeschrieben! Ich habe aber nichts von Tein benützt!" Hotelier: Aber 'Ich zu Ihrer Rech nung i" nf jnt terrihlc. . . Also am Mittwoch Abend sollen wir kommen!,. Aber um welche Zeit erwartet uns Teine liebe Mama V Tas weiß ich nicht! Tie Mama hat ir gesagt: sie möcht' die Geschichte so bald wie möglich los sein!" Weine Miszoerita'ttdiiiß, Karlchen, das von der Mama Schläge bekommen soll, flüchtet in fein Zimmer und verkriecht sich unter das Bett. Mama ruft Papa, Karlchen hervorzu- holen. Papa eilt herbei,, den Auftrag auszuführen. Karlchen: Papa, will Dich Mama auch hauen? Komm' 'runter, komm' runter!" I