IV'u ein f-trem. '.'itiiiiilu j t'; iT-ii :Ji a r ! Aus der feit wittom &?rin umr.:;ii tcn liiib ivii Üuilou tntiMtiliteu 0!i'.rtciU'iri:!Ptä eine LMuMniuies iaß ein alter verCrier.lulier Herr, die Ihm Wicht geplagten Weder IN Kiffen und leisen tvuUU, mit seiner Suchter beim Schachspiel. Trotzönn es eben zu einer spannenden Krisis gekommen, hatte Das junge M'atutjeu tut teilte, reifende Kopschen mit müden, träumerischen Attant in die Hand gestiil',!, bis em in auf dem Wie des OlartniioegS' liorluir winde, der sie elettrifirte. Inrrf) die Marien Pforte, von der -eile des Ho'eö der. tarn ein junger Mann ant die Veranda zn. der 1lxi des alten gichitschen Venn von Berden, Tcttor Reynvld. Mit (itlid)tcm, herzlichen Olniß trat er 311 den beiden Spielern. Seine Er scheinung machte den Eindruck mann licher Eintnchtieit, man konnte seinen Ziigrn Bernel)il)eit der dZesinnnng und Willensstärke ablesen. ?er alte Herr begrüßte ihn mit etwas lauten scherzen, aus welchen die bnrch seinen Zustand bedingte üble Laune her ausklang. Tr. Retinold rollte den Krankenstuhl mit leichter Mühe in das Haus, um das gichtische Bein einer Be Handlung zu unterziehen, und Also von werden blieb allein in dein Sonnen schein und dem starken Tust der zweiten Wofettblitthe des sommers. Sie stand, auf die Balustrade des Balkons gelehnt, zwischen den Eieraittc des wilden Weins, als Tr. Äetmold allein zu ihr zurückkehrte. Gnädiges Fraulein, ich must mich heute für einige Zeit von Ihnen verab schieden, ich gehe morgen nach Hain bürg. Ich habe mich dort als Assistenz arzt in den Baracken zur Beringung ge stellt. Tr. Fichte wird mich unterdes srn bei Ihrem Herrn Bater vertreten." ?ie biegsame Westalt des jungen Madchens schnellte ans ihrer lassigen Haltung empor, und die eben noch ver träumten dunklen Samnietaugen waren ganz Energie und zürnendes Staunen. ?a ist Wahnsinn ! Sie dürfen nicht gehen." Ich muß." Niemand kann Sie zwingen." Mein Ehrgefühl zwingt mich und die Pflicht der gewöhnlichsten Räch sienliebe." Nein, nein, das geht zu weit. ?as ist Celbstvernichtuiig !" Er sah sie ruhig und ernst an, doch eine tiefe Bewegung sprach aus seinen Zügen. ,,Taö Elend schreit um Hilfe. Eine solche Epidemie ist für den Arzt, was der Krieg für den Soldaten. Wir müssen in's Bordertresfen, wer von uns da zurückbleibt, ohne den eisernen Zwang der Nothwendigkeit, der ist ein Deserteur seiner Pflicht." Sie sollen nicht gehen weil ich es nicht will !" rief sie, die kleine Hand auf der Ballustrade zusammen ballend. Sie stand hochaufgerichtet und befehlend vor ihm. Ich will nicht die Qual der Angst um Sie lei den, das Leben ist schon unerträglich genug ! Ich kann Sie nicht entbehre jetzt nicht ! Sind wir nicht Freunde? Stehe ich Ihnen nicht naher als jene paar taufend Eholerakranke dort? Er sparen Sie mir alle Phrasen über Pflicht und Nächstenliebe. Sie wissen, das; diese Menschenliebe "en masse" für mich nicht cristirt. Ich habe Ihre An sichten über Humanität und Zusam mengehörigkeit mit der großen Allge nieinheit nie getheilt. Ich habe mich mein ganzes Leben lang verzweifelt ein sam gefühlt. Niemand von der gro ßen Allgemeinheit hat meine Enibeh rungen der Qual meines Taseins gc theilt, warum soll ich das Bischen Freude, das mir vergönnt ist, hinwer fen an die Masse, die sich nicht um mich kümmert? Es ist genug, wenn der Einzelne, sein Interesse und seine Nach stcnliebe dem Einzelnen widmet. Es ist ein Wahn, sich für die Masse zu opfern ! Ein Wahn, der zur Selbstver nichtung führt. Tic erste und nächste Pflicht ist die Erhaltung der Jndivi dualitüt. Meine Individualität ist der Brennpunkt alles Taseins für mich." Tas sind unedle Worte, Alfa, nnd Ilirer nicht würdig." Ich will keinen Edelsinn heucheln, den ich nicht besitze." Sagen Sie mir nur ein freundliches Lebewohl, es wird mir Muth geben zu allen Entbehrungen, in allen Eiefah reit." Nein ich habe kein Lebewohl für Sie, wenn Sie gehen. Wer mein Freund sein will, muß mich zuerst be rücksichtigen. Ich erkenne die Rechte dcr großen vJfitiic nicht an neben mei nen Rechten." Alia ! Sie wissen nicht, wie weh Sie mir thun. Sie reiften eine Kluft zwischen uns, wenn Sie auf diesen Standpunkt beharren. Ter meine ist und bleibt unveränderlich der, zu ar deiten für die leibende Menschheit. Sagen Sie, können Sie wirklich ruhig bleiben, bei Ihren engen Interessen, Ihren kleinen Freuden und Leiden, wenn Sie dort, so nah, im Bereich ihrer Hilfe Tausende und Tausende elend zu Grunde gehen wissen?" Ach," sagte Alfa mit einem müdem, trostlosen Blick in's Leere, man muh das Leben noch sehr lieben, wenn man so übergroßes Mitleid mit ein Paar Sterbenden mehr oder weniger haben soll. Tie Tragik des TaseinS ist über all und zu gleicher Zeit gleich groß. Ich brauche ,'o viel Bitterkeit und Harte gegen mich seit, dar, ich keine 2cnu mnüiiinit für Andere mehr adrig habe, las allgemeine ratienschicksal ver langt, das; ich mein Herz mit Fußen treten soll. I'lnt, ich habe es erstickt, nun kommen Sie nicht und verlangen, daß ich 'ür Andere ein suhlendes Herz haben toll." Alfa, ist das Ihr letzte Wort?" Mein letztes." Leben Sie wohl! Wenn ich wieder komme" Wenn Sie wiederkommen, ist Alles anders." Bielleicht komme ich nicht n ieder" Biellentit um so bester für Sie und mich." Leben Sie wohl!" Er riß für einen Augenblick die and des jungen Mädchens an die brennenden Lippen, er sah sie mit einem flehenden, heißen Blick voll See lenaual an sie stand stumm und regungslos, noch lauge, nachdem er ge gange war, mit todten, leeren Augen vor sich hinstarrend. Acht Wochen ' spater saß Alfa am Schreibtisch in ihres Baters Zimmer vor einem leeren Blatt Papier und wartete aus das Tiltat des alten Herrn, der heute noch hinfälliger und gebeugter in feinern Nrankenstuhl faß. Er be gann endlich: Lieber Schwager! Bittere Nothwendigkeit zwingt mich. Tich noch einmal um Hilse anzugchen. Alle Bemühungen, die gekündigte Hypo thek bis zum ersten Januar 1! z be schaffen, sind gescheitert: ich muß die Sache als hofsuungslos aufgeben. Ta auch noch die rückständigen Zinsen vom letzten Quartal zu zahlen sind, kommt Hohcnlanden, das schöne, alte Farni liengut, das Erbe meiner Bäter, nn rettbar unter dem Hammer. Ich muß als hinfälliger Kreis, mit einem Fuß schon im Grabe, noch zum Wanderstab greifen, und dieser Wanderstab ist ein Bettelstab. Aber nein, Tu wirst es nicht dahin kommen lassen, daS An denken an die Beglichene, an meine Schwester, wird genügen, Teilt Herz zu erweichen " Bei diesen Worten legte Alfa die Feder energisch nieder, während Seelen quäl sich in ihren Zügen malte. Papa," sagte sie leise, aber fest, es ist umsonst. Tas Andenken an Tante Malwine wird nicht genügen: Tu weißt, er hat sie zuletzt beinahe gehaßt. Teinetwegen, weil sie ihn stets zn Opfern zwang. Tu demüthigst Tich umsonst vor ihm. Er wird Tir nur mit Beleidigungen antworten. Thue es nicht, ich'bitte Tich." So?" fuhr der alte Herr mit tiefer Gereiztheit auf, weißt Tu einen an- deren Borschlag, einen anderen Aus weg '." Alfa preßte einen Augenblick beide Hände gegen die Stirn. Tann sagte sie ruhig mit klarer stimme, während sich um ihren kleinen weichen Mund herbe Linien legten: Porläufig nein. Wir können je doch bis zum äußersten Termin war ten." Tann ist es zu spät." ES wird nicht zu spät sein, Gras die'er Nacht kam kein Zchlaf in c tas, ant intern vager müden ugeir. ihre und starrte wieder mit todte Augen in' Leere. Endlich erbob sie sich und suchte lange unter ihren Büchern, bis sie einen klei nen Band, die Psalmen Tavids, fand. Sie schlug den neunzigsten Psalm auf und las die Stelle: Tetin taufend Iabre sind Vor Tir. wie der Zag, der gestern vergangen ist. und wir eine Nachtwache. T.t Kniest sie dabinfaliren wie einen Strom und find wie Schlai: gleichwie ein (tos. das doch bald well wird. Tas da frühe blühet und bald welk wird, und des Abends abgeliauen wird und ver dorret." Weiter las sie nicht, sie hatte den Trost gefunden, den sie stichle. Wie ein Strom," miedet belle sie träumerisch, wie ein Schlaf, es rauscht vorüber wie ein Strom es wird bald vorbei teilt!" Sie legte das Büchlein fort, und ihr Haupt sank aus das Kisten. Und immer wiederholte sie sich wie ein Strom", bis ihr war. als ob der ge waltige Strom alles Lebens reißend über sie hinweg slutliete und sie mit forttrüge in ben-Czeatt der Ewigkeit. Teqen wartet auf mich, so lange iei) will." Ich möchte cs Tir gern ersparen, Tiel) an den Krüppel zu verkaufen, mein armes Kind. Lieber möchte ich " Alfa machte eine abwehrende Hand- uuin'guiii(. . uji gut ein, -e-apei. vj bleibt sich gleich. Lieber heiratheic ich gar nicht, aber da cs doch einmal sein muß, ist Graf Tegen der passendste Mann für mich. Er ist sehr reich und sehr vornchm. Tas ist Alles, was ich brauchc." Herr von Berdcn warf einen besorg tcn, nachdenkliehen Blick auf seine Toch ter. aber die Berzweiflung war bereits aus seinen Zügen verschwunden. In dicscin Augenblick meldete ein eintretender Dienstbote den Besuch des Grafen Tegen. Herr von Berdcn be grüßte den Gast mit einer Herzlichkeit, die einen Anstrich von Ucberschwäng lichkcit hatte. Alfa mit stummer Ruhe und Zurückhaltung, ohne unliebenS würdig zu erscheinen. Gras Tegen hatte das scharf mar kirte. ältliche Gesicht eines Krüppels. Ein Klumpfuß zwang ihn, stcts an cinem Stocke zu gehen, den er daheim mit einer Krücke vertauschte. Er war klein und hattc cincn Höcker auf dem Rücken. Wissen Sie schon das Neueste?" rief er nach kurzer Begrüßung mit cincm scharfen Seitenblick auf Alfa. Heute erhielt ich die Kunde, daß unser Toktor Rcynold citiern typhösen Ner- vensieber erlegen ist, nachdem er die Gefahren der Ebolera glücklich über standen hatte. Er sott sich aufgericbcn haben im Tiettste der Krankenpflege. und war bereits seit einiger Zeit selbst im Hospital. Sehade um ihn, sehr schade! begabter junger Mann, ange nehmer junger Mattn." Wieder ein forschender Blick aus Alfa: auch Hcrr von Bcrdcn sah angst voll aus dic Tochtcr. Alia blieb vollkommen ruhig, wah rend Herr von Bcrdcn in Lanicntatio nett ausbrach. Sie erkundigte sich nach den Einzelhciicn dieser Nachricht, die Grat Tegen jedoch nicht geben konnte: er wußte nur die Thatsache. Tann führte sie, wie gewöhnlich, die Unter Haltung mit Graf Tcgcn, ohnc eine Gemüthsbewegung zu verrathen. Eine glänzende Gesellschaft war im Kasino des Landadels, in der lleinen Garnisonstadt K. versammelt. Matt feierte den Svlvcsterabend mit einem Ball. Wenige Tage vor Weihnachten hatte die Berlobung des Grafen Roderich Tegen mit Alfa von Berden Aufsehen in diesem Gesellschaftskreise erregt, und das erste öffentliche Auftreten des Braut Paares auf dem Shlvefterball war die Beranlafsnng des vollzähligen Erfchci netts des ganzen Kreises. Ter Ball hatte bereits begonnen, als Gras Tegen mit seiner Braut und seiner alten Mutter den Saal betrat. Alfa und ihr Bater waren zum Neujahrsfest Gaste der alten Gräfin Tegen auf Schloß Lubbock. Herr von Berden be suchte jedoch seines Leidens wegen keine öffentlichen Feste mehr, und war in Lubbock zurückgcblicbcn. Alfas Erscheinung erregte Aufsehen im Ballsaal. Mau hatte sie lauge Zeit nicht 'gesehen, da sie sich mit ihrem Baker von aller Geselligkeit ferngehal ten hatte, und nun war man über rafcht, was aus dem einst tindlich lieb licheu Madechen geworden war: eine Schönheit, von der ein seltsamer Zau bcr ausging. Es war etwas in den feinen blassen Gesicht mit den ruhigen, dunllen Augen unter der Flechteitkrone. waö man nicht gleich ergründen konnte, und was mehr reizte und anzog, als dic seltene Anmuth der schlanken, stolzen Gestalt und dcr cdcl geschnittenen Züge. Aber die Menge hielt sich nicht dabei auf. den seelischen Zauber dieler Züge zu enträthseln, sie bewunderte nur das schöne Weib, dem das schimmernde, weiße Seidcngewand zur prächtigen ?volie diente. Graf Tegen war etwas laut, und forcirt in feiner Eigenschaft als glück licher Bräutigam, Tas Peinliche der Situation, sich mit citier tigtmilichett Gestalt neben einer solchen Braut der Kritik der Gesellschaft zn präfetttircit, schien alle seine Nerven anzuspannen und aufzuregen. Und doch hielten Stolz und Glück dieser Qual das Gleichgewicht, und mit heimlicher Wonne beobachtete er jeden großen und kleinen Triumph, den Alfas Schönhcit feierte. Er tanzte selbstver stündlich nicht, doch mußte sich Alfa sei- nein Willen fügen und an dem Tanz thcilnchmcn. Tic Mittcruachtsstundc nahte, und man tanzte den Koiillon. Eine neue Tour hatte soeben begonnen. Alfa wurde von ihrem Tänzer vor dic gc schlosscnc Porticrc einer Saalthür ge führt, hinter wclchcr kitte Rcihe von Herren vorübcrschritt. Wer von den Hcrrcn ihr gcgcnübcrstchcn würde in dem Augenblick, wo sie die Portiere hob, mußte mit ihr tanzen. Tie Musik intonirte soeben die Heimliche Liebe", Alfa zögerte einen Augenblick, aller Augen waren mit Spannung auf die Portiere gerichtet. Ta rauschte die Porticrc ans ein andcr, Alsa hatte die Schnur gezogen, dock) mit einem gellenden Schrei taumelte sie zurück. Und dicfer Ausschrei pflanzte sich fort durch den ganzen Saal in einem einzigen Ruf des Stauncus und Schreckens. In dem Rahmen dcr Thür stand cine bleiche Gestalt, dic sich unheimlich gegen den dunkleren Hintergrund des Gc maektes abhob Toktor Reynold. Graf Tegen crschicn bei dein Auf schrei seiner Braut hinter dcr Porticre dcr gcgenübcrliegcnden Thür. Tie Ge sellschaft drängte in hcftigcr Aufregung der fragwürdigen Erscheinung entgegen, und die Musik verstummte. Alfa hatte nach dem ersten Schrei wie erstarrt gc- standen. Tr. Rcynold war in großer Er regung näher gckommcn! cr faßtc nach Alfas Hand und fragte: Habe ich Sie erschreckt?" Ehe sie antworten konnte, war er umringt und von allen Seiten mit Fragen bestürmt. Ter Irrthum klärte sich nun auf. Tvllor Rcynold hattc lange Zeit an typhösen Nervcnficber in cincm Hospital gelegen und war dann in cinem Zustand gänzlicher Apathie an einen Luftkurort gebracht worden, wo sich seine erschütterten Nerven laug sain erholten. Aus dem Ballsaal crsuhr er zu seinem Erstaunen, daß man die Nachricht von seinem 2eoe verbreitet habe. Er war erst vor einigen S tun den in K. eingc!ro'f, n. und da er von dem Feit im Kastno borte, zu denen Mitgliedern er zablte. Hatte er sich sonnt bort'.! in begeben, um Freunde und Be kannte zu begrüßen. Tie Mitternachtsslunde schlug. Alles drängte sich mit gestillten Matern in den Saal. feierlicher t'!lvckenton verkündete vom nahen Kirchtlmrm den Beginn des neuen Iabres! Posaunen setzten daraus ein zu einer Jubelt t) tine in getragener, brausender Melodie. Taun wurden draußen in der Stadt Böllerschüsse laut. Fröhliche Zurufe von der Straße tonten in die gegen seitigen '!liickirünsche der Ballgefell sch.n! hinein. Alia hatte ant Arm ihres Brät! gams das neue Jahr erwartet. Er ließ sie nicht von seiner Seite. Sie halten sich etwas aus dem dicht gedrängten Krei'e zurückgezogen und waren in eine Fensternische getreten. Ihre dunklen Augen hingen träumend am Nacht' Himmel. Wie ein Strom wie ein Sehlas." Tiefe Worte gingen ihr durch den Sinn. Alsa bat bald daraus ihren Bräuti gant, mit ihr nach Hanse zu sahren. sie suhle sich ungewöhnlich ermüdet. Er willfahrte gern ihrem Wunsche und vcr ließ mit der Braut das Fest, als dasselbe erst recht heiter und lebhast zu werden antinq. Hcrr von Berden hatte unterdessen einsame und trübe Stunden in Schloß Lubbock verlebt. Taö Qpfer seiner Tochter hatte ihn zwar vor dem Ruin und vor Heimathlostgkeit gerettet, doch ihn drückte die Sehwere dieses Opfers, Er ahnte, daß AlfaS Heirath mit Graf Tegen einen Scclenverkauf fiir sie be deute, schlimmer als der Tod. Tie Liebe zu seiner Tochter war das einzige Glück in dem Leben des alten Mannes, doch es war eine Liebe auf feine Art, stark ans Eitelkeit und Selbst sucht gegründet. In seinen Augen Minute Alfas Qpfer nicht iiberschwäng lich genug belohnt werden, und seiner Meinung nach mußte Gras Tegen den Staub von ihren Fußsohlen küssen da fiir, daß sie sein Weib wurde. Es hattc sich jedoch vom ersten Augen- blick der Berlobung an gezeigt, daß der Graf nicht der Mann war. sich zu un tcrschätzeu. Er ließ den alten Herr mit einiger Rücksichtslosigkeit fühlen, daß er in feiner bedürftigen Lage nicht berechtigt sei. Gesetze vorzuschreiben. Auch verlor er, trotz aller Leidenschast, dcr schönen Braut gegenüber nicht den Kopf. Als ,nerr von Berdcn eine glan zcitdc Sicherstellnng der Zukunft feiner Tochter verlangte, mit einem Wort, daß der Gras sie zur alleinigen und unab- hängigen Erbin seines Bermögens ma chen und ihr bei Lcbzcitcn jährlich cine große Stimme zur freien Bcrfügung aussetzen solle, crsuhr cr von dem tünf tigen Schwiegersohn dic kühlc Zurück wcifuttg. daß er nach cigcnctit Ermessen handeln wollc. In dcn solqcttdcti Ta- gen nach dieser Unterredung hatte der Graf mit seinem Notar sein Testament gemacht, von dcstcn Inhalt .crr von Bcrdcn jedoch nichts erfuhr. Tcr Grimm darübcr wühlte und kochte nun in dcnt Hcrzcn des alten Herrn, in dein sich ein heimlicher, ohn- mächtiger Hat; gegen den Schwieger sohn ansammelte. Tie Wuth schüttelte ihn förmlich, wcnn er dachte, daß dieser Krüppel seine schöne, herrliche Tochtcr besitzen würde, ohne für diesen Besitz dcn höchsten Preis zu zahlen. So saß er in seinem Krankenstuhl am Kaminfeucr in seinem prächtig ans gestatteten Schlafgcntach in Schloß Lud bock, brütend und grübelnd, wie er den Inhalt des Testaments erlangen könne, um danach feine Handlungsweise bc stimmen zu könncn. Er hattc zusüllig erfahren, daß Graf Tcgcn eine Abschrift des Testaments in dem Sekretär feines Arbeitszimmers aufbewahre. Blitzschnell tauchte der Gedanke in ihm ans, daß die Zimmer dcs Grasen unter seinem eigenen chlaf gcmach in demselben Flügel dcs Schlos scs lügctt, und daß sich zur Zeit keine Meuschcnsccle außcr ihm aus dicscr Seite dcs Schlosses befände. Tic ge sniumtc Ticttcrfchaft hatte sich zur Syl vcstcrfcicr bei dcm Hausmeister int Erd geichoß dcs Schlosscs versammelt: Graf Tcgcn würde mit den Tanten erst gegen Morgen vom Balle hcimkchrcn was hindcrtc ihn also, cincn Versuch zu wa- gen, sich mit dem Inhalt des Testaments bekannt zu machen l Wer würde cs cr fahren, wcnn er heimlich das Testament läse, eö heimlich wieder an seinen Platz legte? Tie Schwierigkeit, den Sekretär zu öffnen, existirie nicht. Gras Tegen wußte nicht, daß er das Geheimniß kannte, dcn ckrctär ohnc chlustel durch den Trnck einer verborgenen Feder zn öffnen. Es halte bereits ein Uhr geschlagen, als Herr von Bcrdcn in cincm Eichpelz uithörbar aus seilten großen Filzschuhen langsam die Treppe hinnntcrhumpelte, nach den Gcmächcrn dcs Grafen, ein Licht in dcr Hand. Er hattc das Schlafzimmer dcs Grafen zu pasfircn mib ließ die BerbiudungStkür nach dcnt Privatkabinct offen, in dein sich außer dcm Sckreiär nur Akten und Geld schränke befanden, und welches keinen anderen AnSgang hattc. Es gelang ihm, dcn Sckrclar ohnc Schwic'rigkcilcn zn öffnen, und nach ei nigem suchen tano er oic vpir ve Testaments und beim Lesen desselben seine Befürchtungen bestätigt. Ter oin hatte, im I'tui,I der Eit.tiucht. daß seine schöne 0at!in nach seinem mög lichen trübere,! Ableben als reiche Erbin baldigst eine Neigi,ngsbeirat!i eingeben würde, dies zu vereiteln gesucht, indem er die Erlnchati. sall? Nachkommen da wären, mit strengen Bedingungen vet Ilaunilirte. und im Falle er kinderlos stürbe. Alia aus das Pt!ich!be,l setzte, wahrend teilt großes Bermogen einem Neffen zunel. Blaß und bebend vor Wuth war Herr von Berden gänzlich in die Lektüre des Aktenstückes verliest. Plötzlich betrat der !'!r,ts sein schlai zi miner. Einen Augenblick blieb er wie gebannt aus der Schwelle, als er die halboffene Tbiir seines Privat Kabincis und Liait in demselben gewahrte. Sein erster bedanke war: Weldktnank und liehe! Ter b!tas war zwar ein Krüppel, aber er belaß Muth und Unerschrocken heil. Er überlegte, daß die Tiebe ent kommen würden, bis er die Hilfe der Tiencrschait herbeigeholt hatte, und so ging er mit schncllci Entschluß ach dem Rcvolvcrkasteit vor seinem Bett, nahm einen sechsläungen Revolver her aus und begab sich geraden Wegs mich der halboffenen Thür. Tas geschah so behutsam, daß Herr von Berdcn unter seiner Pelzkappe die Ankunft des Mrinen gar nicht bemerkt hatte. Erst ein Geräusch unter der Thür ließ ihn aus seiner über das Licht gebeugte Stellung emporsahren. Sein erster Gedanke war, das Licht auszu I tischen. Wer da? Tieb!" rief der Gras, der unter der Pelzmütze und in dein alten Mantel seinen Schwiegervater nicht cr lannt hatte. Mit vorgestrecktem Revol ver schritt dcr 0!rat' aus ihn zu. In dicscr (Gefahr faßte der Bedrohte schnell cincn Rcttnngsplan. Es galt dcn Bcrsnch, unerkannt an dem Gegner vorbeizukommen. Tcn Pelzkragen' lies über das Gesicht gezogen, nahm er einen vcrztvciseltcn Anlauft dcn Grasen über den Haufen zu werfen. Aber er erfuhr einen unerwarteten Widerstand. Mit eiserner Kraft krallte sich die Hand des Grafen beim Falle an ihn sest und riß ihn mit zu Boden. Ein kurzes Ringen begann. Herr von Bcrdcn raffte sich empor und stürzte der Thür zu, aber der Krüppel hing an dcn Falten seines Mantel und wurde von ihm einige Schritte mitgc-schient. Ta tiel der Mantel zn Boden! Mit Entsetzen starrten sich beide Männer in einem Angcnblick dcs ErkeitttcnS gcgcn- seitig in dic verzerrten Gesichter. Einen Augenblick und blinde Wuth. ein wttoer, toottichcr atz loderte im Herzen des alten Mannes empor. Ti er nippet wollte an lcnt elendes Ta- sein das schöne Wcib fesseln, ohne dcn höchsten Preis dafür zu zahlen! Und vor diesem Elenden stand er nun ent ehrt, gcbrandmarkt. wic ein gemeiner Verbrecher! Tie Tragweite feiner Handlungswciie kaut ihm plötzlich zum Bewußtsein und machte sein Blut sieden. Im Wahnsinn des Hasses und der Verzweiflung riß er dem vor Schreck erstarrten Grafen den Revolvcr aus dcr Hand und richtete gegen ihn dic Waffe. Zwei Schüsse krachten! schwer und dumpf sicl dcr Graf zurück. Noch einmal raffte cr sich vorn Bodcn ctnpor. mit weit aufgcrisscncn Augen und wildern Blick. Mörder, Mörder!" tönte es von seinen blutigen Lippen. Tann brach er in seinem Blut zn sammen. Stumm, rcgungslos stand dcr Alte vor seinem Qpfer. Tcr Sturm dcr Leidenschaft hatte in ihm ausgetobt. Tie Folgen seiner That standen ihm klar vor Augen. Er hatte sein Leben verwirkt. Sich vor Schmach und Kcr kcr, und sein Kind vor Schande zu retten, gab cs noch ein Mittel! In dem Revolvcr stccktcn noch drei Schüsse. Ein erneuter Knall und dcr alte Mann lag entseelt neben dem jungen. Um die Mauern des Schlvffcs wch- klagte der Wind und der Neujahrsntor- gen dämmerte über seinen Zinnen. Tas alte Jahr war hinabgesunkcii in dic uncndlichc Ticfc dcr Vergangen hcit. Ein Tropfcn mchr in dcm Qzean dcr Ewigkeit, in dic Erdnijahrtauscnde hincinraufchen wie ein Strom und aus ihren Wogen die Todten hinübertragen in das unbekannte Land, die todten Völker, dic stcrbcndcn Generationen, dic welken Blüthen und fallenden Blät tcr vom Baum dcs Lebens, die da frühe blühen und Abends abfallen und vcr dorren. Ter furchtbare Tumult, den dieses Ereignis! auf Schloß Lubbock hervor gcruten, hatte sich gelegt. Tie alte Eirafin war erkrattlt und unter ärztlicher Pflege. Aerzte und Gcrichtspcrlonci, herrschten im Schloß. In stummer, thränenlofcr Besän bnng saß Alsa bei dcr Leiche ihres Vaters, wie cs schien, von Allen vcr gcffcn und gemieden, ja fast verab scheut, als die Ursache des entsetzlichen Unheils. So traf sie Toktor Reynold. Er nahm ihre kalte Hand und sagte ruhig und milde: Kommen Sie. ich bringe Sie zurück nach Hohenlanden." Alfa deutete auf den todten Vater. Ich kann noetz nicht fort." Man wird ihn nach Hohcnlandctt bringen, sobald das Eiericht es gestattet. Kommen Sie." Ai'et ließ sich in ihren Mai. hu!!,,!. In der Täm,itcriin.g des NeujaH: morgens hielt ein Wagen im d, Schloßporlal. Tokios Relmold h Aha hinein und folgte ihr. Er Hüt ne folglich in warme Tecken: wie wi.lcnlaies, müdes Kind lief-, sie H nrnt i int I, Ivttt.. 5,'..il . I...f4,4 .1 i,n iiuiii. ' 1 1 1 1 :'uü u. in. im im Wagen wahrend der , !!, aus der Landstraße ticies Schweigen. Ueber deut 'lachen Land hingen leichte Nebelschleier, BI vlillch aiihi , in eiiiiicr Vnitlunch über die dnune -chneedecke der Acker iiii.mn, i'ic sramunu'ai'pein am ee ranellen und klapperten wie im Fre schauer und die Tammcrung wi einem todten, graue Lickü, in dem a! Gegenstände farblos und gespensti' aussahen. Toch allmählich verschob sich die grauen Nebelwände in, Cste: eni goldener Streis zeigte sich wie ei: Spalte, durch die b:ld ein rosig Lichistroin flnlhcte. Alles gewa! Farbe, Leben, Bewegung: die Soli ging auf in siegender Pracht, Tie Neuiahrssoune!" sagte Totl, Rcynold leite zu seiner Begleiter! deren Hand sich heim onuciiaufga: mit der seinen vereinigt hatte. ES dieselbe Sonne, vor der Iahrtaufen vorübergegangen sind, wie ein Strot vor dcr der Menich ist wie 'ia,' der Wind darübcr gehet, ist es niini da. und seine Statte kennet cS n mehr." ano 1,1 auo innren tie der ni gehenden onue entgegen. cw Ivu ien, oa,z icniens von ov und Oira auch ihnen eine conne ausgehe wurde: die Morgeiuonue des Gliiefes, .-..l fc.,-- r;.. ,.: : j.i .. "! v? in- viviiniiimg ueijiajiii hatten. Sie wußten, daß sie stets zn einander geHort hatte und daß nichts ie ttieb trennen konnte. Tie Waffer der Trübsal und waren ihnen bis an die See gangen, jetzt sahe sie im 01K, Neni,ahrsloiie von fern den tlseiji rei fen eines blühende. foiiigen Landes schimmcrn. dcS Landes ihrer Hoffnung. furchtbare Rache! Ter Komitee Kastcnzieher eine Hauptstütze dcr klciitcn Schauspiel truppc machte sich ein Vergnügen daraus, in seinen Rollen dcr Rcihe ach die Bäter dcr Stadt zu kopircn. Tcn Bürgcnncistcr hattc das bisher ricsig belustigt bis Kastcnzichcr ihn uibuu; um -aiiijf; iuu (iiiy oic Bühne brachte und zwar in einer so vorzüglichen Earicatur, daß er allgc meinen Beifall erntete. Jetzt ivar das Stetdtoberhaupt wüthend, und am Abend fand beim goldenen Krügl" im Nebenzimmer große Verschwörung aller Gekränkten statt. Pläne wurden geschmiedet und vcrwvrscn: endlich fand' man das Rich tige. Tas sollte den kecken Frevler ,in die 'eelc treffen! Am nächsten Sonntag war Ko zieher s Beneficc angesagt und er i lim- uiu zi (jiniuimuc. vr ii raieu Abend mm sollte keiner der Herrn i -iiiuu'i er, meinen, or einem teere: Hause sollte drr kecke Spöster spiele:! müssen. Mi aucn onoratiorcu wurde dct Beschluß herumgcsagt die Strafe mußte eine fürchterlichc wcrdcn. Tcr Bürgermeister lachte hämisch, als er sich am Sonntag !orgcn das lange Eicsicht vorstellte, das! Kastenzieher heute Abend machen würde. Ticsc enttäusch tcn, gefolterten Vcicncn anzusehen, wäre eigentlich der,' höchste, raffittirtcste Genus;,' dcn man sich nicht cntgchcn lassen sollte. Gesagt aetihnn! eimlick ließ sich- .rtv u . : ,u:(f.i ... imi -i.'uu(t-uiuiitf im iuei u c unten und betrat damit Abcttds voll voshaftcr Erwartung dcn Ähcatersaal. Aber welch' Mnttetzcn! Lautes Stim mengewirr schliig an sein Qhr, Kopf an Kopf wen das) Theater gefüllt. Alles ausverkauft! Nlnd in den vordersten Reihen Ma nn für Mann mit der- blufften Gcsitcrn sämmtliche Vcr- schworcnc! Ni,t Einer fehlte! Icdcr von Ihnen hi'ttc ezcdacht wie dcr Bür gcrmcister und sich, gleich ihm, feinem Triumphes stauen wollen. jtn nein e ner.vner tinn nein 'j nn trr. !..(,. f..,. .' ... ..... ... . iiuiiu ium, um -.nie luisueuuu'iicr uc spielt haben wie anVdiesetn Abcnd. Ungleich vertheilt. Königin Wilhclmine von Holland ist aus Anlaß ihrcr Krönung bekanntlich j vom deutschen Kaiser zum Ehcf der 'Wandsbecker Husaren ernannt ii en u a s..... ti oi . ','" I in niiu; ueu k. 'Jl. Vi.Went affUlch lolgcndc hubfchc Vcrßf diehtct: Tcn, holdcn Holländer Königskind 'Mit seine achtzehn Jahre Tein schenkte der Kaiser als Attgebind! Ei Regiment Husaren. ' j Ta seufzte manch' Mägdelein Bliets Qb all' dcr Reiter und Pferde: Wie sind doch dic wahren Güter d Glücks So ungleich vertheilt auf der Erde Tie Eine kriegt sast achthundcrt Stiie Husaren es ist zum Weinen ! Tax war schon der winziaste Licnte nant ein Glück Toch mir schenkt der Kaiser keinen." luitbctvrMiitbc retestor der Philoiophic: Ter Ge , ist die Wurzel und dic Fran die Qu, dratwurzcl alles Uebels!" flf .. naiie: