Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 01, 1898, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ÄfrTY (Y 0(Y
DckM
C
v..
- :
-j'g
A
IÖJ
Jahrgang 19.
Lincoln, üb., Donnerstag, t. Dezember 1898
SU.
ÄU5lu!!d-z!czicschcn.
fr ie Spanier nehmen bis Bediu
qungett der 1ltx. Staaten an.
Dreyfus läßt von sich norm.
ttt Pilqrt'ZI tu In sri?tk Ad
((tBfliitiimrr.
vni
te
Teutschland.
Berlin. 29. Novbr.
Der Kaiser bemerkte bki seiner Rück,
kehr nach Potsdam zu den ihn bkgrü
senden Ministern, daß die Mittelmekr
frage zu einer Beunruhigung zur Zeit
keinen Anlaß gkbe.
In Berlin hatten alle össentlichcn
und diele Privatgedäude geflaggt. Tehr
bemerkt wurde, daß Probst Neuber von
der St. HedwiZkirche angeordnet hat
U, daß alle katholischen Kirchen die
deutsche und päpstliche Flagge hiszten
und eine Viertelstunde die Glocken lau-
eten.
Mit der Rückkehr des Kaisers sind
mneren Zlvistigkeiten anscheinend
aus dem Wege geräumt. Ein gut un
krrichteter Gewährsmann sagte: .Die
Frage bezüglich des obersicn Militär
ScrichtSkiofö ist geerdnet, und mit der
ippe'Affaire wird bald dasselbe der
?all sein. Ich bin nur neugierig, wor
der sich dann die berühmte Reichsver
t,ros)enheit Luft machen wird."
Auch wird bekannt, daß dem Bun
dcSrathe ein Antrag Sachsens vorliegt,
wonach der Lundesrath sich in dem
Lippe'schen Erbsolgestreite für zustän
dig erklären, aber gleichzeitig anerken
nen soll, daß die Kinder des Graste
genten Ernst zur LitZpe-Biesterfeld zu
Erbfolge berechtigt und. Wahlschein
lies) wird auf dieser Basis eine tfini
gung erzielt werden.
Uebrigens haben sich sämmtliche
Bundesfürsten darauf beschränkt, die
Denkschrift 'des Graf . Regenten höflich
zu beantworten.
Wie es heiszt, ist zlvischcn dem Kai'
ser und der Mehrzahl der größeren
Bundesfiirsten in diesen Fragen eine
' Uebereinstimmung erzielt worden. Spe
ziell sei betreffs der Lippe'schen Frage
anerkannt worden, daß der derselben
die großen nationalen Gesichtspunkte
k!iE?iW.in nlvn m!ibtn iinh sl!
' "H,WB n1" ... ,, .
den
zu.
nere Meinungsverschiedenheiten
ruckzutreten hatten.
Die .Deutsche Tageszeitung", das
Hauptorgan der Agrarier, verlangt,
daß Ausländer prinzipiell von den tech
kischen Hochschulen ausgeschlossen im
-fcen sollen, weil sie dort nur zum wirth
schastlichen Kampfe gegen Deutschland
ausgebildet würden. Darauf erwidert
die Vofsifche Zeitung": dann würden
die Betreffenden nach England und den
Ler. Staaten gehen, wo in dieser Be
iehunq auch etwas zu lernen möglich
ei. Nicht durch derartige kleinliche
Mittel, sondern nur durch Fleiß, Gc-
schialichkelt und Aneignung der ersor
derlichen Kenntnisse könne das indu
strielle Ueocrgcwicht gesichert werden.
Die Meldung der Londoner .Daily
Mail", daß zwischen England und den
Drelbundmächten Vcrbandlungen be
ziiglich einer Allianz stattfanden, ist
absolut unbegründet. Eine Allianz sei
auch unnöthig, denn so oft es England
schlecht geht, suche es sowieso eine An
lehnung an den Dreibund.
In Dresden ist der Rittmeister a. D.
Heinrich Gabriel v. Schwerdtncr. der
früher im 1. Husaren-Regiment Dienst
that, feit Juni 1885 jedoch aus dem
Heercsi'lrbcnd entlassen ist und in
kZlauschnih bei Königsbrück lebt, wegen
schweren Sittlichkeitsverbrechens zu
drei JahrcnZuchthauS verurtheilt wor
den.
Die .Hamburger Nachrichten" spre
chen sich in einem Vorwärts" über
sckriebcnen Artikel energisch gegen die
.Reichsverdrossenheit" aus und beto
uen. daß eine überseeische Expansion
nothwendig sei. Die .Berliner Neue
ftm Nachrichten", ebenfalls ein Bis
wäret Blatt, sagen, es fei ein sympa
thischer Zug. daß der erste Tag der
erste Tag der Heimkehr des Kaisers zur
xAe-gnung desselben mit drei süddeut
Archen BundeZfürsten geführt hzbe.
I Die Eröffnung des Reichstages, de
ren Zeitpunkt in Folae der beständigen
Aenderungen des kaiserlichen Reisepw
oramms nicht scsistand, soll jetzt defini
tiv am 6. December stattfinden, doch
werden vor Weihnachten nur neun Sitz
ungen gehalten werden.
WaS die Vorlagen anbetrifft, die
dem Reichstage zugehen werden, so ist
eine der wichtigsten derselben daS Ge
setz, durch welches das im Jchre 1900
ablaufende Privilegium der Reichsbank
verlängert werd? seil. Das Gesetz er
höht des Grundkapital der Bank und
verändert die Kontingentirunq des No
tenumlaufs, d. h.,die Feststellung des
Betrages, über welchen hinaus Noten
obne Vaardeckung überhaupt nicht oder
nicht ohne Versteuerung ausgegeben
treiben dürfen.
Aus dem Etat, der dem Reichstage
zugehen wird, ist zu ersehen, daß die
nrmirung eines dritten bayrischen Ar
tcckorps mit dein General-Kommando
in Nürnberg geplant ist. Es ist im All
gemeinen nur eine Organisation
Maßregel. frm die Truppen zu diesem
iieukn KorpS schon vorhanden sind und
nur dieStäbe neuformirt werden brau
chen. Das Korps erhält euer) ein Dt
kchement reitender Jäger.
Berlin. 29. Novbr.
Die Geschenke des Sultan für den
deutschen Kaiser sind in Deutschland
ingetroffkn. Ein großer Eisenbahn
VMgi, konnte sie kaum fassen. Außer
Gtickesrien, Teppichen. Seidenivaaren.
und anderen Kunftsscheu, d
öer Gil!.!n .s?i!'kk:. m; ;:c.ra Freunde
zum Cirutrrr :.:.;.l;te, irinten stlz nt
ler den Präsent? jungf Ztoenibauxe
und StcffefpfKinzer., beladen miiri.ch
ten. welche das Kaiskipaar in den P.:
last Gärtcn in Konstantinopel ve
wunderte, und die im Eingang ir,;t
orientalische::, Vr.'i'ch fofiett zum Ge-
j schenk gemacht wurden. 13 wird ver
anschlagt, daß der Gcsa'nmtner'.h der
Gesenke dem Werth der JuinUifte des
Kaisers sür ein Jahr gleichkommt.
In Dresden ist der Rittmeister a, D
Heinrich Gabriel v. Schwerdtner. der
in Glzuschnijz bei Köiiiabrii'! lel't.
wegen schweren Sitilichkeitsverbrechtn?
zu drei Jahren Zuchthaus verurtheilt
worden.
Die .Kölnische Zeitung." bestätig!
das Gerücht, daß eine große deutstt
Expedition bald unter dem Ober''eI,I
de bekannten Majors Wißmann nach
dem Tschad See ausdrehen werde.
E besteht die Absicht, daö deutsche
Gebiet bis nach diesem See hin (ins tu
dehnen.
Das Oberverwaltunas Gericht lie.t.
rntaegen der Entscheidung de? unteren
Instanz, die Klage der Getreidehänd
ler gegen die ministerielle Ver'ügvna
abgewiesen, welche die geschastlichen
Versammlungen der Getl?c!,ändl?r
im Feen Palast auslöste.
Kürzlich? Enthüllungen taU.x ere
bcn. daß daS große Gefängniß 'n l"-lcU
zensee bei Berlin ein wahres Parodie?
für bemittelte Sträflinge geworden it.
Die Wächter spielten mit ihren Pflege-,
befohlenen, die schlauer Weise stetstteld
verloren, Karten. Briefe, die Geld enl
Kielten, wurden regelmäßig für die Ge
fangenen durchgeschmuggelt . wosür
dann Eßivaaren und Tabak gskansl
wurde. Zuweilen wurde Gefangenen
gestattet, in die Stadt u gehen. Die
korrupten Wärter werden ie$t pre.f
sirt. Ein.'r derselben. Otto .yerman.
ist schon zu zwei Jahren Sefängnif:
rerurtbeilt worden.
Die Palästina - Fahrt es deutschen
Kaiser Paares bat offenbar eine un
gewöhnlicheThätigkeit in anarchistischen
Kreisen hervorgerufen. Sobald si'h
der Kaiser wieder auf deutschein Loden
befand, sah man sich veranlaßt, eine
aroße Anzahl Anarchisten in verschiede
nen Theilen des GroßherzogthumS Ba
ten verhaften, besonders in ZrariS
ruhe. Baden Baden und Konstanz.
Einer dieser, ein Mann Namens Ka
simir Kowalski, war aus der Schweiz
reriibergekommen. und die Schweizer
oliiei batte ibn im Vorau angekun
digt und ihn als besonders gefährlich
kiezrickmet. Man verhaftete ihn un
weit einer Stelle, wo der Kaiser vorbei
kommen sollte. Auch wurde in Frank
fürt a. M. eine Anzahl versammelter
Anarchisten überrascht und sämmtlich
tn Haft genommen.
r,sttrretk'Unarn.
9Him 90 tflnhfir
Das fünfzigjährige Regierunqs-Ju-biläum
des Kaisers Franz Joseph, des
sen Feier so großartig geplant war und
das nun unter so unerfreulichen Um-
ständen stattfindet, kommt doch wenig
ton einer Klasse österreichischer
Staatsbürgkr zu Gute: der Kaiser hat
angeordnet, daß alle wegen Desertion
und wegen Flucht vor der Gestellung
zum Dicnst in der k. und k. Armee und
Marine in Strafhaft befindlichen
Trückcbrrcer" an dem Tage der 50
ZN1l!!!5 pi$ÜU)rl
Hin Pari-er iMet: tl,.:l
2nm Unrecht.
r.ütl:
echncestürnie uns Pclrtcvellörun
gen im Cstni.
ajttcti(lif S;ir.-. üiiiM nn itt e la'tti'fiiM
K.;it-.
jährigen Rcqisrungsdauer des Kaisers
begnadigt und cuf freien Fuß gesetzt
werden sollen.
Die Mitglirder des Wiener Gemein
dcraths, welche der Fortschrittspartei
und de: deutsch-nationalen Partei an
gehören, kiabcn beschlossen, einen per
sönlichen Verkehr mit dem Bürgerin:!
ster Dr. Lueger zu vermeiden.
Aus Bern sind auf Anordnung der
Kantonalrcaicrung zwei österreichische
Anarchisten Namens Wolf und Harrich
ausgewiesen worden.
Rußland.
Petersburg. 29. Novbr.
Bei Kineßma schlug auf der Wolga
eine mit Arbeitern gefüllte Fähre um.
29 Leute ertranken.
Japan.
Port Townsend. 29. Novbr.
Der hier von Japan angekommene
Dampser Glenogle" hatte eine sehr
stürmische Ueverfahrt.
In Japan, so meldet er, bereitet man
sich auf einen Kampf mit Rußland in
Korea vor.
Die Kaiserin-Regentin von China
hat den Prinzen Tsai Chi und Tsai
Lien das Schwert ShangFand" über
tragen, was bedeutet, daß sie nach ei
gencm Ermessen selbst die höchsten
Würdenträger binrichten lassen dürfen,
die ihnen verdächtig erscheinen. Eine
äbnliche Ilebertraqüng einer diktotori
schen Macht ist während der jetzigcnDy
nastie nur einmal vorgckonmen.
Die japa'k'sche Regierung bat bei der
englischen F'rma Vicker's Söhne und
Maxim wiederum ein gewaltiges
Schlachtschiff 1. Kl. von 15.0C0 Tons
Deplacement bestellt.
5uba.
H a v a n a . 29. Novbr.
Der Rücktritt Biancas hat die hier
herrschende Verwirrung nur noch ver
mehrt.
Bis zum 10. Dezember werden 15.
000 spanische Truppen eing?schifft sein.
Von einzelnen Punkten der Provinz
Santa Clara wird gemeldet, daß die
Insurgenten nickt gewillt sind, ihre
Waffen niederzulegen.
riechnlan.
Petra. 29. 2ovbr.
Gesikln Abend 9:40 fand hier ein
kflt Erdbeben statt, welches unter
den Einwohnern eine große Panik her
vorrief. Um 10:20 ereignete sich ein
zweiter Stoß. Unfälk siud bi jetzt
nicht gemeldet.
In Erwartung.
Washington. D. C.. 2!l. Novb.
Bis 1H Uhr lies im Staat samt lei
ne Nachricht von Paris ein über das
Ergebniß der Sitzung der FriedeiiZ'
Cvmmissäie.
Man ist hier ärgerlich über die un
gerechte Bchauptung eines Pariser
Blatte, daß die Bcr. Staaten ihre
Forderungen wicderum erweitert hat
ten und nun auch die Sulu-Jnseln for
derten.
Nach amiücher Erklärung wurden
jene Inseln von v?vn,erein als zum
Philippincn-Srsen qebcrig betrachtet
und sofort in die ursprüngliche Förde
rung einacschlosscri.
Snncfl',rm ,m ?sten.
N e w I o r k . 29. Novbr.
Der von Boston um ; Uhr gestern
Abend fällige Z ig der New ?)ork. New
Hcven & Hartford Bahn langte mit
25 Stunden Verspätung an in Folge
des Schneesturmes. oer den Betrieb
brachlegte. Die Passagiere hatten vor
Hunger und Kälte c,rg gelitten.
Die Ocean-Schiffsahrt wurde viel
sack gestört. Alle Dampfer haben Bcr
spätung. Bei Lcrkers Bluff. L. I..
strandete ein tlcinec Schuner.
Schreckliche Verwüstung.
Boston. Mass.. 29. Novbr.
Erst bei Tazezanbruch wurde man
die schreckliäe Verwüstung gewahr,
welche der Sturm hn Hasen und der
Umgegend angerichel hatte. Seit 1852
hat kein Sturm mehr so schlimm ge
haust, wie der gestrige. Wo man hin
siebt, erblickt man gestrandete Fahr
zeuge, etwa 35 an der Zahl. Die See
geht immer ncch hoch und erschwert
das Rettungswerk ungcmein und es
mag mehrere Tag: dauern, bis man
alle Leichen geborgen hat, so daß man
einen annähernd richtigen Ucberschlag
über den Berlust an ' Menschenleben
machen kann. Lei Hull Beach wo zwei
Barken und zwei Schuners strandeten,
konnte man genau mehr als ein Dutz
end Leicken in der Brandung erblicken,
doch war eine Bergung unmöglich. Die
Todtenliste stellt sich soweit wie folgt:
Vom Schuner Ealsin F. Baker",
nahe Boston Light gestrandet, ertran
ken 3 Matrosen und der Steward. Na
wen unbekannt.
Vom Schuner Abc! C. Bccck",
gescheitert bei Hull Beach, die ganze
Bemannung von 9 Mann. Namen un
bekannt.
Vom Scimi'.er Samuel W. Tilion"
gescheitert nahe der Babcock", die
ganze Bemannung, soviel man weiß,
aus 4 Mann bestehend; Namen uube
kannt.
Vom Schuner Virginia", gestran
det nahe Thompscu'sS Island, zwei
Mann, der Eapitän Stanley und der
Matrose Freeman.
Von derBart No. 4 leiHullBeach ge
strandet, die ganzc 5 Mann zählende
Besatzung.
Von einem unbekannten Schuner
die ganze Besatzung.
Vom Schuner Gcvernor Ames"
der Seemann Ed'rcrd Proffet.
Folgende Fahrzeuge wurden total
zerstört:
Der Schuner Calvin F. Bakers
von Philadelphia nach Boston.
Der Schuner ,.A!.el C. Babcock",
Philadelphia nach Boston.
Der Schuner Samuel W. Tilton",
von südlichen Häfen nach Boston.
Der Schuner Virginia" von einem
ostlichen Hafen nach Boston.
Die Schuner Waichman", von Ca
lais, .Seravhinc" von Parrsboro, und
Fred. M. Emerson" von Booth Bay
Maine.
Der Schuner G. H. Hopkins" von
Boston.
Drei unbekannte Zweimaster, ge
strandet bei Peddocks Island.
Der Schuner .Albert H. Harding",
von Boston.
Drei kleine unbekannte Schuner, bei
Moon Island gestrandet.
Der Schuner James Webster", bei
Süd Boston gestrandet.
Der Schuner P. R. Woodside" von
Norfolk nach Boston.
Der Schuner Lucy Belle", von
Sullivan. Me., nach Dorchkster.
Der Dampscr John I. Hill", von
Hillsboro. N. S.
Zwei unbekannte SchunerS bet den
Commonwealth Docks gestrandet.
Ein unbekannter Schuner. bei W?Y'
mouth gestrandet.
Ein unbekannter Zweimaster, bei
Harrisrn's Sg'inre gestrandet.
'Der Wilson Dampfer Ol,,ö" von
Hull. England, nach Boston, bei ßp::
tacle Island gestrandet.
W strandet.
Savannch. Ga.. 29. Novbr.
Der Bundes Transportdampfer
.Ehester" mit dem 15. reg. Infanterie
Regiment an Bord, fuhr heute von hier
nach Nuevitas, Cuba, ab. Vier Meilen
von der Stadt entfernt begegnete das
Fahrzeug dem Bundes Transport
dampfer .Manitoba". Dies letztere
Fahrzeug verminderte seine Fahrge.
chwindigkeit nicht und um eine Colli,
ion zu vermeiden, rannte die .Ehester''
auf den Strand. Man glaubt, daß da!
Schiff heute Nacht während der Flut
flott wird.
Illll!- Dcprschcn.
Tlr Ällsmusteruilz von Z.0l)
Mann l'efchlo!sen.
Furchtbar, Sturmschäden an Ren
glanö'O tküstea.
Vtt tna:na iSdtiL
MilltSrisch,.
W a s h i n g t o n . D. C S0. Novbr.
Sofort nach dem Friedensschlüsse
werden ca. 30.000 Mann der Freiwild
liqen-Aimee ausge.nustert werden. Die
Armee bestebt zur Zeit aus 130.00
Mann, wovon 52.000 Reguläre.
Für Besatzungozwecke sind 'n AuZ
sicht genommen: Für die Pbilippineii
20,000. für Portorico 7000. für Eubi
30.000: es bleiben 20.000 für Grenz
und Garnlsondicnst im Jnlande.
Eine Erhöhung des SoldeS w-r
geplant und voen Kriegssckreiär b:sür
wortet. Die reguläre Armee soll 75.
000 bis 100.000 Mann zählen und in
den Colonieen eingeborene Truppen
eingestellt werden.
Seekatastrophe.
B c st o n . Mass.. 30. Novbr.
EineSpezialdepesche an den.Herald"
von North Puro meldet, daß der Dam
pfer .Prrtland' wegen dessen Sicher
hcit man so große Besorgniß hegte, am
Sonntag Morgen um 10 Uhr auf der
Höhe des HighlandLeuchtthurmes schei
terte. und daß die ganze Besatzung und
alle Passagiere nicht sehr weit vom
Lande entfernt, umkamen.
Es wurden eine große Mass von
Trümmern an den Strand gespült.
Gestern Abend bei Eintritt der Dunkel
heit batte man bereits 34 Leichen ge
borgen. Eine Leiche war die einer
Frau. Die Depesche an den Herald"
wurde perSpezialzug bierber gebracht,
da die telegraphische Verbindung mit
Cap Cod immer noch unterbrochen ist.
Die Besatzung des unglücklichen Fabr
zcuges betrug 48 Personen und die
Zahl der Passagierewar 51.
Folgendes ist die Liste der Besatzung,
soweit sie erlangt werden konnte:
Kapitän Hollis H. Blanchard, 1.
Lootse. LewisStrout; 2. Lootse. Lewis
Nelson; Purser". F. A. Jnqrahan:
Clerk. Horace Moore; Maat, Edward
Deering: 2. Maat, John Mikay;
Quartitrmeister. Ansei Dver? Quar
ticrmeister. F. Peterson; Wächter. R.
Blake. T. Sewill. G. ?2hitten. Wil
liams: 1. Ingenieur. Thomas Merrill:
2. Ingenieur, John Waltön: 3. Inge
nieurC. Verrill; Steward. A. V. Mat
tbews: 2. Steward. Eben Heuston.
Dcckmannschaft: John Daley, George
Mipilvary, Artbur Sloan. James Da
vidfon. Peter Collins. Morris Grahan.
Cornelius O'Brien. D. Bruc:, Mat
thew Barren. Richard Hartley. George
C. Repley. F. M. Leichtcn. Elektriker:
I. A. T ilion. Oeler: J.Mineal. Oeler:
5. Merriman. Heizer: T. E. Fenittll.
Heizer: H. Carter. izer; W. I.
Drl,ghty. Heiz; H. Rollison. Hetzer;
I. E. Mately. Heizer: W. B. Robichaw.
Gcpäckmeistkr. Aufwärter: Jolmson,
Arthur Johnson, L Forman, George
Groham, Gatlin, Samuel Smith,
Latimer, Barber Comer. Aukoär!e-rinnen-
Frau Carrie M. Harris. Frau
M. Berrp.
Folgendes ist eine theilweis: Liste der
Passagiere:
O. Hooper: H. True Hooper; Jsiah
Frye: Frl. Rutb Fryc; Frl. Maud
Frve: Frl. Maud Symms; Frau Eze
kicl Dennis: Frau Theodore Allen;
Frl. Allen: Frl. Cole. von Springfield.
Mass.: Frau Daniel Rounds; Fred
Sherwod; Frl. Roß; Frl. Edna Mi
crilliS; C. F. Wilson. von Bethcl Me.;
Hon. F. Dudlev. von Boston; Frl. So
phie Holmes: Frl. Helen Lanatborne;
Frl. Emma L. Plimpton. von Charles
Rivrr: C. W. Cole: M. L. Scwell. von
Portland: Fred. Sberwood. von Port
land: Charles H. Thompson; Frau
Thompson und Kind, von WoodfordZ,
Me.; Wm. Chase vnd PhilipChase. von
Woreester: Frau Kate Coy. von East
Boston; Arthur F. Heerson und Frau
Heerson. von Cl,e!sea, Mass.: Frl. A,
Swift, von Pvrtland; Harri) Swift.
21 Marion Str.. East Boston; Frau
Cornelius N. Mitchell und Frl. Jennie
Hoyt. von Nortb Easton; Frau I. il.
Carroll. von Loivell: Frau Jennie Ed
monds. Marion Str.. East Boston;
Frau Anna Rounds. von Portlund;
George B. Kennison, ir.. von Booth
ban. Me.: Berrv Jachson. Frau und
Kind, von Souib Portland. Me.; Frl
Bnrns; Cbarles Wiagin: H. C. Hut
chinlon: Frl. Hutchinson; Frau Gevrqe
C. Ebic?erinq. von Wevmouth. Mais,,
und Schwester, ftrrn, Wheeler. von S,
Wel'montl?. Mass.: Fred. Stevens, von
Portnd; M. Vierre. von Vortland;
ein flind rn Cbarlcs H. Thompson,
von Woodford. Me.
Der Diwvfkr Portland" wurde in
190 in Bath, P?e., aebaui: er war ein
eitenrddamvskr von 1317 7onnen
Trae,krf,si. Die Länac wr F
Ze 9?3tMt!&TMt 42 und die Tiefe 1?
ZViib. Der Werth des ??akr'euae ax
??5,000 und iss der Verlust vovstän'
dig durch Bersicheruns, gedeckt.
Provincetown. Mass.. 29. Nov.
Sikbenundzwanzig Fahrzeuge strar
deten in dieser Gegend und wurden
vollständig zertriiminert. Mehrere
Personen verloren dabei ihr Leben. Die
Mehrzahl der Fahrzeuge waren i
scherboote. Vier Eishäuser und eine
Schlächterei bei Beach Pvint wurden
zerstört. Die Straßen sind über
schwemmt und die Wersten zerrissen,
- Unter den gestraredeten Fahrzeugen
befunden sich die 5chM.K .Daniel
Bcone". .Mary Cabral". .Jsaac C?
I'.ns . t:t Dampfer ,A. B. Nicker! on"
von 'rrvincetown. der Sbconcr .Elc,
ra Sayivard" von Glouccsttr; .Ivc
sler Whaleil" von Boston; .F. P. Fr
s!er" unz .F. H. Smith" von Pro
vincetown. sowie das Fischerbiot
.Unique" von Boston: Trümmer lii
Schconers .R. Walkcr" von Glouccstcr
und die Küstensabrzcuge Addie E.
Snom" von Rockland. Maine. trieben
bei Race Point an's Land. Bei High'
land Liaht sind mehrere Leichen, ein
Theil des Danrpfcrs .Portland" sowü
Mehl. Fleisch un) Schnaps an's Land
getrieben.
Der Dampfer .Jordan L. Moti,'
welcher am Samstag hier gescheite:!
war, wuide von der Lebensrettungö:
Mannschaft in den Haien gebracht. Die
Mannschaft hatte sich an den Mcs!bäu
men festgebunden. Der Kapitän D??ei
rief der LebensrettiinaSma:'nschaft n.
.Rettet meine Mannicha't. Mein Ba
ter ist am Mastbaum erfroren." Dei
Vater des Kapitäns war der Schifis
koch.
, Ter Dreimaster .Lcster A. LewiZ.'
dessen Mannschaft ertrank, wurde eben,
falls geborgen.
Bei Peaked Hill scheiterte der S&oe
ner .Albert L. Butler' Ter .apitän
Leland. der Maat Ra!hb: rne und oei
Matrose Offlander ertrunken.
Ter Panama 5anal.
N e w f- o x l , 30. Novbr.
A. Hutin. der Gcneral-Director der
neuen Panama Eanal Co. in Paris,
langte hier an. Er protcstirt gegen die
Annahme, daß der Bau des Canals
aufgegeben worden sei; es seien meh
rcre Tausend Arbeiter beschäftigt und
bereits 18 Meilen von den nöthigen 46
vollendet. Der Canal sei 23 Fuß tief.
Die Gesellschaft Kgbe Eigenthum im
Werthe von Z75.0O9.000. Die Durch
führung des Projectes biete durchaus
keine unüberwindlichen Hindernisse.
Aus der Bundeshauptstadt.
Washington, D. C.. 30. Novbr.
Dem Kriegsamt ist aus Manila gc
meldet worden, daß der Transport
dampfer .Zealandia" mit 7 Compaz
niecn des 1. Tennessee Regiments
dort anaekovmmen ist.
Von Paris ist die Bestätigung der
Preßnachricht von dem Abschluß des
Friedens fkkommcn. Die Depesche
wurde in der heutigen Cabinettsitzung
verlesen. Sie deckt i'ich vollständig mit
den Zeitungsberichten.
Der verfügbare Baarbestand des
Bundes Schatzamtes beträgt dem
heute veröffentlichten Ausweise zufolge
5294.248,515. wovon Z241.054.915
auf die Goldreserve entfallen. ,
Ein Schalt gesunden.
R i ch m o n d . Ind.. 30. Novbr.
In Centerville. sechs Meilen westlich
von hier gelegen, fand ein Mann Na
mcns Walter Eommons beim Umbau
der alten Heimstätte der Familie Wi
dup eine alte Austernkanne, die mit
52000 in Goldmünzen angefüllt war.
Kann nicht mclir kauen.
Topeka. Kas. 30. Novbr.
In Philippsburg hat LewisRhoades
ein früherer Angestellter der Rock Js
land Bahn die Bahngesellschaft auf
510,000 Schadenersatz verklagt, weil
er nicht mehr kauen kann. Rhoades
sagt, daß sein Kopf in solcher Weise,
von einer Lokomotive verletzt wurde,
daß er nicht mehr zu kauen im Stande
ist.
Konnten sich nicht einigen.
San Francisco. 30. Nov.
Die Geschworenen in dem Falle deZ
unter Mordanklage stehenden Solda
ten Walter Nasser, der ren Civilisten
Henrp Hildebrand erschoß, konnten sich
nicht einigen. Sechs waren für Vcr
urtheilung auf die Anklage des Mor
des im 2. Grad, die andern 6 waren
für Freisprechung.
Zlnständige Summ.
N e w I o r k. 30. Nov.
Die Beiträge zu dem Fonds für die
Wittwe des verstorbenen Col. Waring
haben eine Höhe von 552.323 erreicht.
Wieder flott
S a v a ii n a l . Ga., 30. Novbr.
Der Bundcstransvortdampfer Ehe
ster", der gestern festfuhr, wurde heute
wieder flott und wird gegen Abend die
Fahrt nach Nuevitas, Cuba, fort
setzen.
Zfeuer.
Manchester, Conn., 30. Novbr.
Hier brannte der Chcney Block.
Ter Verlust wird auf ungefähr 555,
000 abgeschätzt, ist jedoch fast vollstän
dig durch Versicherung gedeckt.
Pilole, Ca!.. 30. Nov.
Feuer zerstörte beute medrereFabrik'
gebäude ver Calisorna Powder Co.
Der Verlust beträgt 525.000. Es kam
men 100 Mann dadurch zeitweilig au
ßer Arbeit.
E v a n s v i I l e , Ind.. 30. Novbr.
Der Geschäftstheil von Tennr,son
und mehrercWohnhäuser wurden durch
Feuer zerstört. Verlust ca. 520.000.
Schissonachrichten.
Angekommen.
New Z)ork.29. Nov.
.Bovic" von Liverpool.
Mord in der Backftude.
London. 15. Nov.
Eine grausige Mordthat beschäftigt
hier in diesen Tagen lebhaft die Gemü
ther und das Stadtgespräch. Zu einem
Bäcker im Norden der Stadt. inHamp
sleadRoa'd. der einen jungen deutschen
Gesellen Namens Konrad Berndt be
scäftigtk. kam dieser Tage ein anderer
Bäckergeselle, der früher bei ihm gear
beitet lzatte und bot. die Nacht bei ihm
im Backhause zubrinz.cn zu dürfeil, va
er ganz früh am Morgen sich dem Mei
j:cr einer anderen Bäckerei vorsicllrk
müsse. Ta gegen diesen Mann, de:
meist Richard Mrniague. aber auck
Richard Mandclkow und Job. Ccknei.
der genannt wird, nichts Ungünstig
Verlag, wurde ihm das bewilligt.
Abends um II Uhr kam Montagne,
und der Bäckermeister lieh ihn ein unt
rief dem im Backhause beschäftigten
Gesellen Conrad Berndt zu, der Ein
tretende habe Erlaubniß zu bleiben.
Dann ging er selbst zu Bett und hört,
tteiter nichts bis gegen 3 Ubr früh in
gewöhnlicher Weise an seine Thüre gr
klopft wurde. Er gaö Antwort. ver
nahm aber nichts weiter, stand auf. zoz
sich an und stieg zu dem im Kellerge.
schoß befindlichen Backraum hinunter,
wo er nur Montagne vorfand. Auf dii
Frage, wo der Geselle sei. erwidert,
Montagne. es sei Berndt unwohl ge,
worden und er sei zu Bett gegangen.
Mit dem Wort: .Dann ist es nur gut.
daß Sie gerade hier sind", wairdte S,
der Bäckermeister dann dem Ofen zu.
erhielt aber im selben Augenblick vor
hii,ten einen furchtbaren Schlag übei
den Kopf. AIs er sich umwandte, sä!,
er Montagne mit einem soaenannteii
Tcdtschläzer bewaffnet und stürzte eilic,
an ihm vorbei, ohne ein Wort zu sagen
die Treppe hinauf. Halbwegs nach dem
cbeien Stock hörte er Montagne hintn
sich, fühlte seine Besinnung schwinden
und begann nach der Polizei zu rufen
Schon aber hatte ihn Montagne er
reicht, umschlungen und stieß ihm ei
scharfes Messer in die Brust. Der
Bäckermeister wehrte sich verzweifelt,
stieß den Mörder zurück, wobei er sich
an dem Messer die Hand verletzte. Da
erschien glücklicher Weise seine Frau an
ihrer Zimmerthür und nun gab Mon
tagne den Kampf auf. eilte in die Back'
stube zurück, durch deren äußeren Ein
äang in den Vorhof des Kellergeschos
ses, die Treppe hinauf auf die Straße
und entrann. Der Bäckermeister rief
inzwischen aus dem Fenster weiter nach
der Polizei. Ein Polizei Jnspektoi
mit ein paar Mannsckasten und eir
Arzt kamen allmählich zur Stelle; tei
ziemlich übel zugerichtete, wenn auch
nicht gerade gefährlich verwundete
Bäcker wurde verbunden und man
suchte nach Berndt, den man jedoch
weder in seinem Zimmer noch sonst im
Hause vorfand, bis man den Backofen
öffnete, wo man auf seine schon halb
verkohlten Ueberreste stieß. Die ört
liche Untersuchung hat mittlerweil,
ergeben, daß Montagne den armen
Berndt in 'der nächtlichen Stille des
Backhauses nach blutigem Kampfe mit
einem Beile überwältigt und dann der
noch Lebenden, wenn auch vielleicht Ve
wußtlosen in den Backofen geworfen
batte. Darauf scheint er die Backstube
sorgfältig gereinigt, die Beute zusam
mengesucht und 'den Bäckermeister geru
fen zu haben. Ob er in dessen Zim
mer einzudringen versucht oder die
Absicht gehabt hat. ihn in der Backstub,
zu ermotden und dann auch auszu
plündern, oder ob ihn die Furcht voi
Entdeckung des ersten Mordes zu einer
neuen Unthat getrieben, ist vorderhand
nicht zu ermitteln. Man fand denMör
der noch in derselben Nacht, keine Vier
telstunde weit vom Schauplatze der
That, in einem so augenfälligen Zu
stände der Aufregung, daß ihn ein
Polizist auf der Straße anrief und
stellte. Er suchte zu entrinnen, warf
im Lause ein blutiges Messer von sich,
wiirde aber auf das Pfeifen des ver
folgenden Polizisten von 'dem nächster
Wachtmann angehalten, festgenommen
lnd auf die Wache gebracht, wo man
eine stark mit Blut befleckte Weste, die
Uhr des ermoideiei! Berndt und eine
Wunde in der Hand feststellte, die er
im Zustande der Trunkenheit sich selbst
beigebracht haben wollte. Bald wal
jedoch sein Zusammenhang mit dem
Mord in der Bickstube festgestellt und
er selbst erkannt. Bei der UntersU'
chiing vor dem Leichenbefchauer blieb
über' den Thatbestand keinerlei Zweifel
und Richard Mor tagne wurde im
Lause des gestrigen Tages unter der
Anklage 'des Mordes vor die Geschwo
renen verwiesen. (Wie aus Kurhessen
geschrieben wird, stammt der ermorde!
Bäckergeselle Konrad Berndt aus der
kurhessischen Kreisstadt Wolfhagen. Er
ist der 19jährige brave Sohn des dor
tigen Wagnermeisters H. Berndt. Voi
zwei Jahren war er nach Beendigung
seiner Lehrzeit nach London gereist.)
Sels' ott.
Im .Jahre 1405 herrschte in ganz
Teutschland ein Stickhusten, der be
sonders auch in Oberschwaben viele
Menschen tödtete. Manche mußten so
lange und so heftig niehen. bis sie er
stickten. Von dieser Zeit her soll sich,
wie der Chronist des Benediktinerklo
sters Ochsenhausen, HieronymusWirth
berichtet, in Schwaben der fromme
Brauch bei dem Landvolk erhalten ha
den, daß man den Nießenden Helf'
Gott!" zuruft. Diese Sitte soll indeß
nach den Angaben des Kardinals Cäsar
Baronius im 8. Bande seiner .annales
ecclesiastici", Gregors des Thaumatur
gen (Wunderthäters) und des berühm
ten Philologen Karl Sigonius (geb.
1520 zu Modena. gest. in Bologna),
schon im Jahre 1590 in Rom durch
Papst Gregor d. Gr. eingeführt wow
den sein. Damals wüthete nämlich in
Rom eine schreckliche Seuche, bei ker
Leute, die oft nießen und aäbnen muß
ten, darauf eines plötzlichen Todes star
ben. Daher soll nun die Sitte entstan
den sein, daß man den Nießenden Ge
sundheit wünscht, daß die Gähnenden
aber das Kreuz, machen. Letzter'rBrauch
ist jedensall längst abgekcmmcn.
Durchschaut. Hnu'frau: .Wenn
Sie Ihre Wintersacken vor Motten
schützen wollen, dann bringen Sie sti
nur zu mir: Schauspieler: Danke!
Ich kann sie ja auch selbst versetzen!"
ceft,rektchUgarn.
Wien. 30. Nov.
Je Erwiderung auf eine Jnterr'k!
lation im ReichSrath bcrülich derAuS
Weisung von Oestkilkichern aus Prcu
s,en sagte der Premier Gras Thun Ho
henstein. daß. obwohl das Vorgeben
der preußischen Regierung unstreitig
ein sehr strenges sei. es dcch nicht all
line Verletzung der internationalen Ge
setze bezeichnet werden könne. Da
Auswärtige Amt habe aber trotzde,
gegen die Ausweisungen protestirt und
die Versicherungen deS Berliner Ka
binetts gebe Hoffnung, daß tn Zu
kunft größere Milde gegen Oesterrei
cker geübt werde. Aber, meinte der
Premier, sollte sich die Erwartung nickt
erfüllen, so wird die Regierung nicht
zögern, energisch die Rechte der Oester
reicher zu wahren und wenn notbeoen
dig. Vcrgeltungsmaßrcgkln anwenden.
W i e n . 30. Novbr.
Am Sonntag wurden Triest und die
benachbarten Distrikte von einer furcht
baren Fluthwelle heimgesucht, welche
au Wasser und zu Lande großen Scha
den verursachte und auch den Verlust
zahlreicher Menschenleben zur Folg?
hatte. Bis jetzt sind 2 Personen alt
umgekommen gemeldet. Zur selben
Zeit wurde im südlichen Oesterreich
ein starkes Erdbeben verspürt.
England.
London. 30. Novbr.
Die heutige .Contemporary Rcview"
veröffentlicht einen anonnmen Artikel
mit der Ucberschrist .Der Erzfeind
Englands" in dem die PolitikDeutfch
lands in Ostasien in bekannter Verlo
aenheit angegriffen wird. (Siehe 4.
Seite.)
Der deutsche Kaiser habe dem Z
ren versprochen. Kiautschau sofort,
wenn die Russen es wünschen sollte,
zu räumen. Der Kaiser habe auch seit
4 Jahren einen Vlan fertig, die bri
tiscbk Ueberlegenheit zur See mit Hil
fe Rußlands und Frankreichs zu bre,
chen und Deutschland zur ersten Han
delsmacht zu machen. Aber dieser Plan
sei durch den spanisch-amerikanischen
Krieg vereitelt. Zum Schluß wird
energisch für ein Zusammengehen Eng
lands und der Ver. Staaten in Ost
asten geworben.
Frankreich.
P a r i s . 30. Novbr.
Der spanische Tclegirte zur 7rie
deiie-'nfeiciiz. Abarzuza, sagte heute:
..Wir h.len hier unsere Million er
süllt. wir haben einem Friedensver
trage zugestimmt, aber wir thun da
unter Protest, daß unsere Souveräne
tätsrecktc über die Philippinen unbe
rührt sind. Wir verlieren unser Kolo
nialreich, aber Amerika weiß nickt,
welche neue und schwere Verantwort
lichtet es übernimmt. Allein die Jnset
Mindanao wird es Jahre lang in Be
wegung halten."
Der Vertrag enthält keine Andeu
tung wegen der Schuldfrage.
Auch der spanische Delegat Ojeda er '
klärte, daß die Spanier ihre Souvera
netätsrecht: über die Philippinen nicht
aufgegeben hätten und daß sie allein
der Gewalt gewichen feien.
Dagegen erklärte der amerikanische
Kommissar Moore, daß die Spanier
olle ihr Rechte ohne Vorbehalt aufqc
geben hätten. Sie hätten für die Phi
iippinen $20,000,000 crhalten. Rich
ter Dslij meinte, daß die amerikanische
Delegation in 14 Tagen heimkehre
könne.
Die spanischen Delegaten waren k
der Montagssitzung sehr gedrückt. D
Übliche Austausch von Höflichkeiten un
terblieb. Montero Rios batte Sagasta
vorher gebeten, die spanische Comm's
sion der unangenehmen Verpflichtung
zu entheben, und ihre Resignation an
zunehmen. Die mußte Sagasta ab
lehnen. Montero Rios verließ das Zimmir
gesenkten Hauptes und mit wankenden
Schriften.
Die Sekretäre der beiden Commis
sionen. die Herren Moore und Ojeds.
werden heute Nachmittag mit der Ar
beit. den Friedensvertrag aufzusetzen,
beginnen.
Der heutig: Figaro" veröffentlicht
eine Unterredung mit dem derzeitigen
Premierminister Dupup. in der diese?
gesagt haben soll: .Seit 28 Jahre
haben wir unter widerspruchsvolle
Verhältnissen gelebt. Das Heer und dfc
Demokratie existiren neben einander.
Die Aufrechterhaltung der Ueberliefe
rungen der Armee ist eine stete Bedrs
hung der Freiheit, aber sie wahrt die
Sicherheit des Landes und seiner bei
ligen Verpflichtung. Trotz allem bin ich
getrost, daß die Lebenskraft des Lan
des auch den gegenwärtigen Sturm
siegreich überwinden wird, wie die frö
here Krisen, die es zu bcstehn hatte.
Eine Depesche aus Brüssel mel
det, daß der Major Esterhaziz sich in
Rotterdam nach den Ver. Staaten ein
geschifft hat.
Marseille. 30. Nov.
In dem Börsen Gebäude wurde et
ne Bombe gefunden, die 140 Gramm
Pulver und Nägkl enthielt. Die Zünd
schnür war angebrannt.
Türkei.
6 o n st n t i n c p e l . 30. Novbr.
Auf die Dkpescbe des Sultans vom
26. d. M., daß der Zar von seiner Ab
sicht Abstand nehmen möchte, denPrin
zen Georg von Griechenland als Gene
ral-Commissär der Mächte in ttret
einzusetzen, hat dieser geantwortet, dcj
Rußlands freundschgftliche Gefühle g,
gen den Sultan unverändert seien urö
daß bei Sultans SouveiänitatSreHle
in Kreta durch dieErwählunq des grie
j chischcn Prinzen nicht gefährdet feie.
,