Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 20, 1898, Image 9
I Der Ämltt!ag5gast. Jahrgang 11h Beilage zum Ncbraöka Ztaatslnzeigcr. No. 22. ?as liochz.'it5 .'dicht. i 011 C. is? h l b i ü i Paul Turins nun bereit zive i Iabre verlob, und noA immer eblie lede Aussi.fct auf Eirüntnmcj, eines eigeren Heims, liiern lebt eben nicht von einem Banditen "iedichte. von einigen bitl'idjen Feuilleton unD einem Roman, der modle rt und monatelang von einer :Ke daklion zur andern wandert, er er den richtigen Verleger da? geeignete Blatt findet. Aept hatte er gerade eine stürmische Äuseinanderseynng mit seiner 3 Atrie germutter in sjx- gehabt, wobei die entschlossene Tarne ihm erklart hatte, da, wenn er nidit bald Anstalten zur Hochzeit träte, sie die Verlobung ouflie bett würde. ..Eva ist schon zweindzwanzigalire alt und konnte sich anderweitig brillant verbeiratben." hatte sie gesagt. Nun habe ich lange genug geduldig zuge sehen. Jetzt wird mir' zu bunt! Jun ger und schöner wird das Vadel vom harten nicht!" Paul ging nervös in seinem Zimmer auf und ab. Tann setzte er sich an seinen Schreibtisch, stützte den Kops in beide Hände und wartete ja, er war tete auf einen Glückifafl. Erwünschte denselben so sehnsüchtig herbei, das; er mahnte, er müsse nun unbedingt ein treffen. Er sah icht-Z um sich herum, er dachte nichts er wartete. "lUaix hat manchmal so ahnungsvolle Ttim Hingen! Plötzlich klingelte es. Paul sprang auf. Tas war der biliicksfall! ES konnte eben so gut der Briefträger mit dem .zurückgewiesenen Mannscript sein: aber nein: es war, es mußte der Gliicks fall fein. Paul öffnete. Bin ich hier recht bei Herrn Paul Türirnz?" fragte ein älterer, ausgesucht fein gekleideter Herr. Oianj recht. Was steht zu Tien stcn ?" ..Mein Name ist Zchnecfcld. Ich komme in einer sehr delieaten Angele genheit.. .." ..Bitte!" Paul führte den Besuch in sein bc fcheidenes Ztudirstübchen. bot ihm Plap an und sehte sich ihm gegenüber. Ich habe Ihr Bändchen Gedichte ge lesen, sehr nett!" begann der Herr. War es ein Verleger? Paul rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Besonders die Gedichte an Eva sind hübsch." Es ist meine Braut," beeilte sich Paul einzuwerfen. Ihre Braut ist blond?" Aschblond, jawohl, und dabei hat sie wundervolle blaue Augen." Wundervoll ist zu Überschwänglich, sagen wir schöne." Ich werde es doch wissen!" fuhr Paul auf. Ter Fremde lächelte. Verzeihen Sie: Sie sprechen von Ihrer Braut, ich von meiner Tochter." So ich begreife nicht." Sie werden sofort begreifen. Meine Tochter vermählt sich nämlich in acht Tagen mit einem Rechtsanwalt. Er ist sehr reich. Meine Tochter übrigens auch, sie bekommt eine Mitgift von 150,000 Mark." Soll ich diese Mitgift poetisch be singen?" Paul warf den Kopf stolz zu rück?" Nein, nicht die Mitgift, meine Toch ter. Sie heißt zufälligerweise Eva, wie Ihre Braut, sie hat aschblondes Haar und. sagen wir: schöne blaue Augen. Vielleicht wird diese Ähnlichkeit Sie begeistern. Sie sind mir von Herrn Stahlfritz, unserm berühmten Humo ristcn, empfohlen worden. Im vorigen Jahre hat er das Hochzeits-Gedicht für meine älteste Tochter verfaßt, sehr prickelnd, amüsant und witzig: jetzt ist er krank, hat auch zu viel zu thun, kurz, er nannte mir Sie und meinte, Sie wurden das sehr gut inachen: gab mir auch gleich Ihr Bändchen Gedichte mit, das Sie ihm zur Besprechung geschickt. Sie haben darin allerliebste Gelegen heitsgedichtc, nicht so witzig wie die Stahlfritz'schcn, aber poetischer. Und meine Jüngste, die schwärmt für Poesie. Ueber den Preis werden wir uns schon einigen." O gewiß, gewiß," versicherte Paul. Sagen Sie mir nur Ihre Wünsche." Gern. Also erstens: als Einleitung ein Gedicht, An Eva" überschrieben. Tann einen Lcbenslauf der Braut. Ich gebe Ihnen die Taten." Vortreffliche Lehrer, großer Fleiß. Vorliebe für Literatur. Vergessen Sie ja nicht: mit fünfzehn Jahren hat sie selbst ein Gedicht gemacht. Weiter: sehr häuslich; als der Bräutigam zum ersten Mal kam, konnte sie sclbstgebacke neu Pfannenkuchen vorsetzen. Tic Wirtschaftlichkeit von der Mutter gc erbt; auf die Art bringen wir gleich etwas moderne Farben hinein. Nun den Lebenslauf des Bräutigams. Sohn armer Leute, hat sich durch Talent und Fleiß zu einer angesehenen Stellung emporgearbeitet, verdient an 50,000 Mark jährlich. Sie brauchen das Ein kommen natürlich nicht in Ziffern zu nennen. Als hübsches Tetail: war schon als Knabe von seinen Kameraden im mer dazu auscrsehen, Stetigkeiten zu schlichten und kleine Missethäter zu ver theidigen. Scharfer Kopf. Vielleicht bringen Sie da einen hübschen 2sltz an: Ter fremde Herr hielt von der lan gen Rede erschöpft innc. So, lieber Herr Türing, ich habe Ihnen alle wichtigsten Momente mitge-theilt." Gewin, 2it tollen zufrieden sein, Herr Tchneefeld." Ich werde das Manuicript in drei, vier Tagen abholen, wenn 3ie gestat ten. Aus Wiedersehen, lieber Herr Türing, aus Wiedersehen! Freue mich. Sie kennen gelernt zu haben." Bitte, ganz aus meiner Seite. " Paul schrieb Ins tief in die Nacht, mit einer Begeisterung, die ihn in der letzten Zeit nur noch selten erfaßt hatte. Am andern Morgen las er das Manu fcript dnrch. Ter Tiditer in ihm war zufrieden. Ir brachte das Hochzeitsgedicht seiner Braut und las ihr vor. Eva zerfloß in Thränen. Tann saßen sie lange bei- sammen und träumten von ihrem bevor- siebenden Glück und sprachen von der fremden Braut, die in wenigen Tagen am Ziele ihrer Zehnsucht angelangt sein würde. Herr Schneeield holte dcis Manu skript einige Tage spater ab. Er hatte es sehr eilig: er blätterte die sauber ge schriebeuen Seiten durch, nickte flüchtig und legte dann einen Briefumschlag auf den Tisch. Im Briesuiusckitag lagen zwei Hun-dertmark-Scheine! Paul wollte seinen Augen nicht trauen. Nach zehn Tagen traf aber noch ein Hnndertmark-Schein ein, dazu, auf einer Visitenkarte, die Worte: Ihr Hochzeitsgedicht hat Furore gemacht, und ich fühle mich ver pflichtet, Ihnen nochmals meine Tank barkeit zu beweisen. Hochachtungsvoll, Schneefeld." Schade, daß er nicht noch eine hei ratlistähige Tochter hat," murmelte Paul vergnügt. Herr Schnecfeld sandte aber, wie er versprochen, Kunden". Paul dichtete für alle Gelegenheiten: Hochzeiten. Ge burtstage, Jubiläen. Tabei verdiente cr ein hübsches Stück Geld. Tu siehst. Eva's Hochzeit hat uns Glück gebracht," sagte cr lächelnd zu seiner hübschen Braut am Vorabend seiner Verheiratung. Beide beschlossen, die erste Seite des ersten HochzeitSge dichts einzurahmen und in ihrem Zim mer aufzuhängen. Jahre vergingen. Paul Türing war eine Berühmtheit. Er bewohnte mit seiner immer noch jungen, hübsihen Frau das halbe Stockwerk eines hoch herrschaftlichen Hauses, besaß eine prächtige Einridztung. In seinem Ar bcitszimmcr aber prangte nach wie vor an einem Ehrenplatz das eingerahmte erste Hochzeits-Gedicht. Eines Tages erhielt Türing den Brief eines Eollcgcn, der ihm eine Stenographin empfahl. Wenn du gerade eine brauchst, so kann ich dir Frau Horsten bestens empfehlen. Sie ist aus gutem Hause, hat Unglück ge habt, und es liegt ihr sehr daran, Be schäftigung zu finden. Sie wird mor gen Vormittag kommen, sich vorzu stellen." Uni die bestimmte Stunde trat Frau Horsten in's Zimmer. Sie war groß, schlank und trug tiefe, wenn auch ärm lickie Trauer. Türing bot ihr Platz an und begann sofort die Unterredung im geschäftlichen Ton. Sie stenographiren rasch, nicht wahr?" Ja. ich bin geübt darin." Wenn Sie augenblicklich frei sind, dann legen Sie, bitte, ab und setzen Sie sich an den Tisch." Frau Horsten nahm den Hut ab: ein bleiches, abgehärmtes Gesicht kam zum Vorsdiein, aus dem kleine blaue Augen matt hervorlcnäiteten. Sie ergriff die Feder; ihre Hand zitterte leucht. Tie Uhr schlug Zwölf. Türing madztc die Thüre zum Nebenrauni auf: Eva!" Tic Frau am Tische zuckte leicht zu sammen. ' Eva, bring' uns ein paar drin kenbrödchen und zwei Glas Wein herein." Gleich, gleich," ertönte eine frische, helle Stimme. Nach einem kleinen Imbiß geht die Arbeit doppelt so flott von statten," wendete er sich liebenswürdig an die Stenographin. Tiefe nickte und spielte, trübe lääielnd, mit dem Federhalter. Einige Augenblicke später trat Eva in einem hübschen hellen Morgenkleid herein. Sie verneigte sich lcüht vor der Fremden und stellte das Tablett mit dem Frühstück auf den Tisch. Fühlst du dich recht aufgelegt zur Arbeit heute?" fragte sie ihren Mann. Heute mehr, denn je, Schatz. Sie müssen wissen. Frau Horsten, es ist heute unser Hochzeitstag. Ja, heute sind es gerade sechs Jahre, daß wir ver hdrathe't sind, und dies Ereigniß muß gefeiert werden. Prosit!" Er hob daS Glas. Frau Horsten nippte leicht und stellte das GlaS gleich wieder hin. Türing suhr fort: ..Nun möchte ich eben y.i Ehren des heutigen Tages eine kleine Erinnerung schreiben: aus mei nein Leben." Eva klatschte in die Hände. So ist's recht, Paul ! Beschreibe nur alles von Anfang an: wie wir uns kennen gelernt beim Geburtstag meiner Freun bin, erinnerst du dich och? Wie wir uns verlobten, wie die Mutter nichts davon wissen wollte, und wie wir sie bestürmten, einzuwilligen? Wie sie dann immer brummte, die gute Mutter, daß wir noch immer nicht Anstalten zur Heirath trafen, wie du deinen Roman nicht los werde tonntest und wie dann schließlich Rettung kam erinnerst du dich noch, dieser Herr wie heißt cr doch glcick)?" Ach, der Name ist ja gleichgültig. Ja. laß nur, ich muß gleich an die Ar beit gehen. Prachtvoll, wie er immer aus den Reichthum zu sprechen kam! Er gab eine Mitgift von 150, oni) Mark, der Schwiegersohn hatte ein Einkommen von 50,000, seine Tochter trug bei der ersten Begegnung ein weißes Kleid mit echten Spitzen garnirt. Paul Türing lachte behaglich und steckte sich eine Eigarrc an. Sie verzeihen schon. Frau Horsten, daß ich Sie warten lasse, aber ich pflege alles mit meiner Frau durchzusprechen, und besonders in diesem Fall, wo der Stoff der Arbeit einen Theil gemein sanier Rückeriunerungcn bildet." C bitte, bitte!" Tie Stenographin lehnte ihren Kopf zurück, ihr Antlitz war um einen Schatten bleicher. Und dann weiter, wie ich mich in die Arbeit stürzte, dein Bild vor Augen: wie ich in das Hochzeits-Gedickt immer mehr von dem gegebenen Stoff abwich und eigentlich unser Verhältniß zu ein ander schilderte." Tas Ehepaar lachte laut auf. Was wohl aus dein Paar geworden ist?" fragte Frau Eva. Seltsam, daß wir ihnen in der Ge sellschaft nie begegnet sind. Und wenn anch! Ich habe 'ja weder ihn noch sie gc kannt. Für mich sind sie nur so weit von Interesse, als sie mittelbar unser Glück begründeten. Ich wurde bald der beliebteste Hockizeitsdichter, sparte Geld, heirathete dich, sank vom Tichter auf den Schriftsteller hinab, wurde be- kannt wahrhaftig," Schatz, das kann eine ganz niedliche Humoreske werden." Frau Eva schüttelte den Kopf. Schade, daß der Abschluß fehlt. In der Humoreske müßten der Rechtsan walt und seine Frau uns nochmals be gcgncn." Sie ging zur Thür, blieb aber noch einen Augenblick vor dem eingerahmten Hochzeits-Gedicht stehen. An Eva!" las sie und dann die erste Strophe. Vielleicht infpirirt dich das. Adieu. Frau Horsten, viel Glück zur Arbeit !" Sie schlüpfte aus dem Zimmer, und Paul trat an den Schreibtisch. Also bitte, wir wollen anfangen." Frau Horsten setzte die Feder an. Ihre Hand zitterte, ihr Antlitz war geisterhaft blaß. Plötzlich erhob sie sich. Verzeihen Sie, Herr Türing. .. . ich fühle mich nicht ganz wohl. Ich bin ganz unfähig, ein Wort zu schrei den. ich...." Sie wartete gar keine Antwort ab, sondern setzte sich den Hut auf. Ich sende Ihnen jemand anders zum Sie nographircn.. .. nochmals verzeihen Sie." Ehe Paul noch eine Frage an sie richten konnte, war sie verschwunden. Sonderbar," sagte Frau Eva, nachdem ihr Paul gesagt, daß Frau Horsten plötzlich fortgeeilt sei. Am andern Morgen kam ein Brief, unterzeichnet : Eva Horsten. Er enthielt nnr wenige Zeilen. Mein gestriges Benehmen muß Sie befremdet haben, und ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig. Tic Heldin jenes Hochzeits-Gcdichtes, das Sie zum Mittelpunkt Ihrer Humoreske machen wollten bin ich. All' die Poesie, die Sie in das Hochzeits-Gedickzi hineinge legt, hatte ich für mich erträumt. Aber meine Ehe war nur eine Spekulation. Ich bin von meinem Manne, der mich um meine ganze Mitgift betrogen hat, verlassen, und da mein Vater, der sein Vermögen größtcntheilS verloren, vor kurzem gestorben ist, bin ich darauf an gewiesen, mir mein Brod selbst zu verdienen. Verzeihen Sie, daß ich, in dem ich mich zu erkennen gebe, der Er-inncrungs-Skizze, die Tic als Humo rcske geplant, vielleicht einen ernsten Schluß verleihe. Im wirklichen Leben klingt ja nicht immer alles so heiter aus, wie es begonnen hat." Die einzige Bedingung, Er: Theure Ella, hat Ihr Herr Vater etwas gegen mein Rauchen?" Sie: Wenn Sie Ihre eigenen Cigarren mitbringen, nein." Pie irrncclicfcntna. Huir.zntti'che 2f;;;c aus dein Lürgtitr.egk. Von i'i'iut Iivain, Gelegentlich der Klage::, welche wah rend des letzten Krieges über die Armee liefernngen laut geworden sin), beruft tet Mark Twain ein kostliches Stück chen ans dem Bürgerkriege und über den bureaukrati'd,cn Zopf, der damals herrschte : John Wilson Mackenzie aus Rotter dani, Provinz Eliemung, Staat New Iericn. zur Zeit schon verstorben, hatte am 1". Cttober 1801 einen Vertrag mit den Ver. Staaten auf Lieferung von !!l Tonnen Pökelfleisch, lieferbar an die Armee des General Sherman, abgeschlossen. Tic Sache erscheint ziemlich einfach, aber, als Mackenzie die Waare abliefern wollte, hatte der Oiene rat Washington verlassen und sich nach Manaffas begeben. John Wilson reiste ihm mit seinen Tonnen nach, aber er kam zu spat. Sherman war nach Naihville aufgebrochen, von Nashvillc nach Ehattanooga und von Ehatta nooga nach Atlanta. Wieder tauchte Iolin mit seinem Pökelfleische auf. er honte den General wenigstens am Ufer des Meeres zu trcf fett, aber auch diesmal kam cr wieder einige Tage zu spat. Nun erfuhr er, Sherman hatte sicki auf dem Schiffe The Quaker (Mit)" nach dem heiligen Lande eingeschifft, und so reiste er selbst nach Beirut, na türlich immer in Begleitung seiner Pökelfleisch-Toiinen. AIS er in Iern salcm anlam, erfuhr cr, daß der Oie ncral Thc Quäker-Eitt?" niemals be treten, sondern, daß cr gegen die Präric-Indianer ausgezogen sei. Er kehrte also nach Amerika zurück und wandte sicki den Rockn MonntainS zu. Nach einer mühsamen Reise von 08 Tagen fiel der arme Wilson, als er sich ungefähr viertaufend Meilen vom Hauptguartier Shcrmans befand, unter dem Tomahawk dcr Indianer, die sich des Pökelfleisches bemächtigten, nadidcm sie den Lieferanten skalpirt hatten. Nur ein einziges Tönnchcn entging der Plünderung und fiel den Soldaten Shermans in die Hände, so daß Mackenzie seinen Vertrag selbst noch nach seinem Tode zum Theile erfüllen konnte. In seinem Tcstamentc hintcr licß er seine Schuldfordcrung seinem Sohne Bartholomäus. Dicscr stellte kurz vor seinem Tode folgende Rech nung aus : 30 Tonnen Pökelfleisch & $100 gleich 83000; Reise uud Transportkosten 314,000, zusammen $17,000. Als dcr Sohn John Wilsons gcstor ben war, ging dic Schuldforderung in die Hände von William Martin über, welcher ebenfalls darüber hinweg starb und sie cincin gewissen Barkcr Allen vermachte. Anson Rogcrs, der diesen Barkcr beerbte, bemühte sich eifrigst, zu seinem Gelde zu gelangen, aber dcr Tod raffte ihn hinmcg, nachdem erneun Eontrolbureaus seine Sache vorgctra gen ; einer seiner Verwandten aus Eonnccticut, ein gewisser Hopkins, folgte ihm und starb, als cr bis zum zwölften Eontrolbureau vorgedrungen war ; cr vermachte sein Guthaben einem seiner Cnkcl, Eharles Johnson ; dcr Unglückliche hatte nicht die Kraft zu einem solchen Kampfe ; seine letzten Worte waren : Weint nicht um mich, mit amerikanischen Behörden kämpfen Götter selbst vergebens." Sieben an dere Personen erbten diese berühmte Schuldforderung und theilten das Schicksal ihrer Vorgänger. Endlich ließ mich einer meiner Ver wandten, Bethlehem Hubbard aus Jndiana, mit dem ich längere Zeit er zürnt gewesen, an sein Todtcnbett rufen, versöhnte sich mit mir und über gab mir weinend dic Schuldfordcrung über das Pökelfleisch. So stand die Sache, als das berühmte Tokumcnt in meine Hände siel. Ich reiste mit meiner Schuldforderung ab und suchte den Präsidenten dcr Vcr. Staaten auf. Was wünschen Sie, mein Herr?" fragte cr midi. Sirc, erwiderte ich, John Wilson Mackenzie aus Rotterdam, Provinz Eheniiing, Staat New Jenen, zur Zeit verstorben, hatte am 10. Cetober 1861 einen Vertrag mit den Ver. Staaten auf Lieferung von 30 Tonnen Pökel fleisch, lieferbar an dic Armee des Gene rals Sherman. abgeschlossen." Bei dieser Stelle unterbrach mich der Präsident und verabschiedete mich höflich, aber entschlossen. Tann besuchte ich den Staatssekretär, den Marinc-Miiiistcr, den Minister des Innern, den Gcncral Postmcister, den Minister der Landwirth schuft, brauchte dazu zwei Wochen und wurde überall um schleunigen Rückzug ersucht, da keiner der Herren etwas mit Pokel'leisch zu thun hatte. Ich bekam schließlich doch noch eine Auskunft; man erklärte mir kurz und bündig, id sollte mich mit meiner Forderung an den o"entl:chen 5arj wenden. ' Ich befolgte den guten Rath: nach nur dreistündigem Warten fnhrte man mich zu dem Sdiatzmeister. Hochedler, würdiger und erlauckiter Herr." sagte ich. mich verneigend. Am I". Cetober ls51 hatte John Wilson Mackenzie. Es ist gut, mein Herr, man hat mir schon von Ihnen erzahlt, gehen Sie zu meinem ersten Rath." Ich begab mich schleunigst zu den, ersten Rath, der mich zum zweiten schickte. Ter zweite schickte midi zum dritten und dcr dritte sandte mich zum ersten Kontrolcur der Abtheilung für Polelfleisch. Im Laufe der Woche kam ich diS zum sechsten Eontroleur. in der folgenden Wodie war ich beim Reklainations Bureau angelangt, und acht Tage dar auf warf man mich ans dem Bureau der verlorenen Rechnungen hinaus. Jetzt blieb mir nur noch eine Be böroe. das Bureau der diversen Angele genheiten. Ich suchte den Vorsteher auf. Er war ausgegangen. In dem Zimmer, wel ches ich betrat, faßen etwa fünfzehn junge, hübsche Tamcn und machten unter der Leitung von sieben jungen Leuten Notizen in große Bücher. Tie Tarnen lächelten, die jungen Leute lächelten, uud alle waren vergnügt, wie bei einer Hochzeit. Nach ziemlich langer Pause fragte mich ein junger Mann, was ich wünschte. Am 10. Cetober 1801.. .." Ah! Sie sind der Mann mit der Pötelfleischliefernng, geben Tie mir Ihre Papiere." Ich beeilte mich, ihm dieselben zu übergeben und er blätterte etwa ändert halb Ttunden in seinen Akten. Endlich sah ich, daß er das betreffende Fascikel und die auf das Pökelfleisch lautenden Stücke gefunden hatte. Ich war tief gerührt und im Uebermaß meiner Freude sagte ich zu ihm: Geben Sie mir bitte, das Toku nicnt. Tic Regierung kaun mir jetzt die Bezahlung meiner Forderung nicht mehr verweigern." Er wandte mir den Rücken und incinte, cs wären noch einige Formalitäten zu erfüllen. Erstens," fragte cr mich, wo ist dicscr John Wilson Mackcnzic?" Er ist todt. Ein Tomahawk hat ihn umgcbracht." Wer hat ihn mit diesem Tomahaivk umgebracht?" Natürlich ein Indianer, oder glau ben cic vielleicht, daß cs ein Schu'lmci ster war?" Ncin, wcr war dieser Indianer?" Tas weiß ich nicht." Wir müssen seinen Namen haben; wcr hat gesehen, daß dieser Mackenzie getödtet wurde?" Tas weiß ich nicht." Sie waren also nicht bei seinem Tode?" Meine unbeschädigte Kopfhaut be weist es Ihnen zur Genüge." Wir müssen den Indianer haben. Haben Sie den Tomahawk nufgefun den?" Ich gestehe aufrichtig, ich habe an so etwas gar nicht gedacht." Wir müssen den Tomahaivk haben und den Indianer, der sich seiner be diente. Können Sie die Beweise vom Hinscheiden Mackenzie's beibringen, so dürfen Sie Ihren Fall der Konimission für streitige Angelegenheiten imtcrbrci ten; Sie haben dann Aussicht, daß Ihre Kiudcr ciues TageS die Summe bekommen, die Sic heute rcklamircn. Aber ich kann Ihnen schon heute sagen, daß die Regierung niemals dic Trans-Port- und Reisekosten bezahlen wird, wcld)e Herr Mackenzie beansprucht! Man wird Ihnen vicllcicht dic eine Tonne ersetzen, welche dic Soldatcn Shcrnmn's wirklich bekommen haben, was aber die anderen 2!) Tonnen, welche die Indianer geplündert Habens anbctrifft, so brauchen Sie sich keiner Hoffnung hinzugeben." Warum haben mir der erste und der zweite und der dritte Kontroleur nicht gesagt, wie die Sache steht? Warum hat man mich in den Bureaus und in den Abtheilungen, an dic ich mich gc wandt habe, nicht unterrichtet?" Tas konnte Niemand. Hier geht Alles ordnungsmäßig zu; Sie haben den richtigen Weg eingeschlagen ' nd man hat Ihnen dic betreffende Aus kuuft ertheilt. Tas war das Einzige, was Sie thun konnten. Wir gehen langsam, aber sicher vor!" Ich will Ihnen was sagen, junger Bureaukrat, Sie lieben jenes entzückende Geschöpf mit den blauen Augen, dic dort die Feder hinter dem Ohr hat, ich sehe cs an Ihren verliebten Blicken. Sic möchten sie hcirathcn, aber Sie ha ben Um Verr.jgen. Gide:: Sie mir Ihre Hard. i-naer Mai:;:, (tut baden 3ie die ."iV.N'ruiig über das Pökel fleisch, nel'mei: Sie Uc i:rd seien Sie glücklich! 'o:t segne Euch, meine in der! ' Tamil vrli.'ß ich da-? Bureau. Ter Beamte, dem i.t die Sckuld'orderung übergeben, i't seitdem gt sterben; von der Zoune Pökelfleisch bade ich nie wie der etwas getvrt: ('ott ti tle sie beide selig! W,Kkalv? Tanischen Blattern entnehmen wir folgende Schnurre, dic zivar schon früher von anderen erzählt worden, aber immer noch gut genug ist, um wiedergegeben zu werden: Ter königliche Schauspieler Olaf Poulsen wollte in einer bekannten Kopenhagener Restauration zu Mittag essen. Tie Suppe wurde servirt. Olaf Poulsen betrachtete dieselbe mit bedenklichen Blicken, schüttelt den Kops und ruft den Kellner. Es entspinnt sich daraus folgender 'Wortwechsel: O. Poultei:: Tiefe Suppe kann ich nickt essen. Kellner lbetroneni: Nicht? Nun, dann werde ich gleich eine andere Por tion bringen! Er tragt dic Snppc weg und bringt sofort eine andcre Portion). O. Poulsen betrachtet sie scharf, blickt empor und zieht die Schultern): Auch diese Suppe kann ich nicht essen. Kellner: Mein Gott! Können Sie auch diese Suppe nicht essen! WaS fehlt derselben denn ? O. Poulsen ("bestimmt): Ich sage Ihnen, ich kann diese Suppe nicht essen. Kellner i bestürzt): Ja. nun werde ich Ihnen einen anderen Teller bringen! Gleich darauf kommt eine neue Por tion an.) O. Poulsen (kurz unb bestimmt): Ich kann dic Suppe nicht enen. Kellner (entrüstet) : Ja, dann muß ich den Wirth rufen, denn in der Küche sagt man, daß dcr Suppe nichts fehlt. O. Poulsen Cintperatorifch): Rufen Sie den Wirth, ich kann die Suppe nicht essen. Ter Kellner holt den Wirth, der sich gleich ciiifindet. Ter Wirth: Sie klagen über die Suppe, Herr Poulsen ? O. Poulsen: Ich klage nicht über die Suppe, aber ich kann sie nidit esse. Ter Wirth trocken): Mögen Sie keine Suppe? O. Poulsen (schwärmerisch): Ich liebe die Suppen! Ter Wirth: Aber weshalb können Sie sie nicht essen, wenn ich fragen darf? Tic müssen doch einen Grund haben ? O. Poulsen (wehmüthig): Ich habe keinen Löffel! ?er Retter. Ter bekannte Anatom an der medizi nischc Hochschule zu Eambridgc, Pro fcfsor Mr. Buxthorn, saß einmal spät Abends ganz allein in seiner Wohnung, welche eine Reihe von vier Zimmern bildete, an seinem Studirtisch. Plötzlich tritt ein Mann herein, wirft einen ra sdien Blick durch das Zimmer, und da er Niemanden darin sieht, schreitet er hastig auf den Professor zu und sagt kurz und barsch: Wir sind allein, ma cheii Tie keine Umstände, geben Tie all' ihr Geld her, oder " Und dabei machte er eine spreäiende Gcbcrde mit der Hand, welche einen scharf gcschliffe ncn Tolch aus dcr Brusttasche des Rockes zog. Ter Professor sieht stumm den Fremden, dann den Tolch an und beugt sich über den Tchreibtisch, als wollte er aus dcr Schublade etwas ho len. Ter Fremde hält den Tolch ge zückt über des Professors Nacken, um ihn, wenn cr dic gcringste Miene ina chcn sollte, etwa seinen Revolver oder sonst eine Waffe aus dem Tchubfach zu ziehen, augenblicklich niederzustoßen. Ta plötzlich ertönt aus dem Nebcnzim mer. dessen Thür offen war. eine dvm pfc Stimme: Fürchte nichts, ich komme Tir schon zu Hülse." Tics hören und mit einem argcrlichcn Ha, zum Henker, cr ist doch nicht al lein, " noch eiliger, als er erschienen war, davonlaufen, war für den Frcm den dic That zweier Sekunden. Ter Professor richtete sich langsam auf, ging dann dem Gauner nach, aber nicht, um ihn zu verfolgen, sondern um zur Be Wahrung vor weiteren ungebetenen Ac suchen die Thüre hinter ihm abzuschlie ßcn und setzte sich wieder ruhig an fei ncn Studirtisch. Als er am andern Tag dic Geschichte cincin seiner Freunde erzählte und dicscr ihn fragte, wer sein Retter im Nebenzimmer gewesen, crwi dcrtc der Professor mit 'trockenem Lä cheln: Mein verstorbener Vater." Ihr verstorbener Vater?" Nun ja, denn der hat mir immer gesagt: Junge, lerne jede Fertigkeit, die Tu Tir nur aneignen kannst, denn Tu weißt nicht, wann sie Tir von Nutzen sein kann, und wär's auch das Bauchreden. Und da hatte ich mich denn in meiner Jugend im Bauchreden geübt, das mir denn auch diesmal wirklich ei nen großen Tienst erwies." Zlm dem crjtiuii. Professor (der Über edle Metalle vor trägt): Wir erfahren Tie am besten, ob ein disgenstand wirklich ans Gold oder Silber ist?" Student: Wenn man ihn vcr setzen will!"