N Entfiibnt. Bt ) i I "JicmUtf v?n v. ' I u ! Auf dein Anger am "Vuk lärmte das Oilslnticj.t'ii. Wie br.nl da-: nun! Gunter als der Sommer nnt all feiner BtutbeiH'rada. Ais schützen mit ihren Frauen iinD Mindern im Id-miiden Sptniuentaai. und Die ('lautier, b:e Weittdiulen. das .Mai-perle2beater, die TirMetUinger-Alles bunt. "Jlbi-r doch verschieden in feiner Buntheit - hier die grellen Farben der Jöetmatbio'en. der Schinbriidnaen, dort der abaetoute Pt:p der ordentlichen Veute. Amtsrath Beraemann sagte zu feiner Frau: Eigentlich sollte man die Minder von so ctuuH fernhalten, und Burger Meisters Minna raffte ihren rosa Bar latan zusammen, damit er den Flitter staat der Frau nicht berühre, die re ßiimilos bor der Mufikhalle stand, Kerfe Person, dachte die hübsche Minna, wie sie unseren neuen Amts rath ansieht! Als sei er der cinznic Mensch aus dein weiten Plan. Ta schien auch cr den starren Blick zu spüren, er sah auf und der fremden Fnni gerade in'S Eiefidit. Sofort senkte sie die Augen a den Kindern, die Papa und Mama mit niedlichern (-.(trappel solgten. Ihm aber kam cinc Eiinnerniig. Weid)' winzige Aebnlidikeiten solch eine Erinnerung wecken könne! Ein zweiter Blick sagte ihm, das; dies der kommene Weib nicht den leisesten Zita, von seiner Schwester habe, und doch war ihm bei seinem Anblick die Serjwc I ster eingefallen, an die cr so lange nicht l gedacht hatte. Bekannte drängten sich heran mit Vorschlägen, wie der Bogelschier.plun der auszukosten sei. Bcrgemann schickte die Kinder zum Kasperle, ließ sich zu den falschen Tirolern verfuhren, die man anhören nüine, um einmal so recht gewahr zu werden, wie tief der Mensch hcrabgleitcn könne, wenn cr einmal die gesicherte Höhe der Ordnung verlassen, und sah dabei nichts als Erinnerung bilder, die das verkommene Weib in ihm geweckt hatte. Er dachte seiner Jugend, cr dachte seiner Schwester. Wie lustig sie gewesen war, und wie schön mit ihrem lachenden Mund und den grünen Nirenaugen! wie sie jedes Spiel zu strahlender i'uft gesteigert und später jeden Ball und jede Landpartie über das Masz des All tags emporgehoben hatte, so daß cr den Mann haßte, der sie. gar so jung noch, aus dem Elterntjaiife lockte. Karl Ber gemann suchte damals die Schwester festzuhalten durch Schauergeschichten vom bösen Ehemann, sie lachte nur mit ihrem süßen, girrenden Lachen und schüttelte die braunen Locken: Ich hab ihn doch lieb. Karl! Als der Mattn aber bald darauf starb, meinte der Bruder, wcnig diivon zu mcrkcn. Nach kurzem rasenden Schmerz war sie wicder die lustige Thea. von einer wilderen Lustigkeit noch als sonst, und die braven Leute begannen die Köpfe über sie zu schütteln! i Nach einer Weile starb auch das Kind J die braven Leute sagten, durch Tliea'S Schuld: Mütter seien dazu da, für ihre kleinen Kinder zu sorgen, nicht um auf Tilettanten-Bühnen alberne Stücke zu spielen. Aber das machte die kleine Lucy nicht wieder lebendig. Tie schöne Thea versank abermals in maßlosen Schmerz, nach einem Vierteljahr aber war sie unter die Komödianten" qc gangen weil sie die Einsamkeit nicht ertrüge, sagte der Adschiedsbrief Narrenpossen. Alles das sah und bedachte der Amts rath, während er mit den ordentlichen Leuten in der vcrgrüntcn Brctterhalle beim Kaffee saß. aber nur aus tiefem, eigensüchtigem Zorne heraus. Was das für eine Zeit gewesen war voll Scham und Gram! Er hätte sich vor Allen verstecken mögen dazumal. Nun, diese neue Heimath lag weit ab von der alten hier wußte Keiner, daß er eine Schwester besessen hatte, hier konnte er ruhig schlafen. Er trank seinen Kaffee und hörte mit halbem Ohr nach den Sängern. Da trat ja auch die Frau auf, die seine Erinnerung geweckt hatte; sie stand lassig da in ihren bunten Fahnchen und sang. Die Stimme war matt, nur manchmal suchte sie einen wirkungsvoll len Ton grell aufzusetzen und doch war in diesem Jodeln ein Klang, der Karl Bcrgcmann's Erinnerung heftiger schüt telte als vorhin der Anblick des Weibes da ertönte er wieder barmherziger Gott sie war's! sie war's wirklich! dies verkommene Weib, diese vcr ' .-Icbminktc. verwüstete Eouplct-Sangerin war seine Schwester. ' Der Schrecken rückte an seinem Stuhl: sie hörte das Geräusch und der leere Blick, mit dem sie die Tische ent lang kokettirte, wurde zum bewußten Sehen. Was solche Person nervös ist," sagte Doktor Wcndt, wird kreideweiß von so einem bischen Stuhlrückcn. Nun, das mag wohl erbärmlich leben." Erbärmlich? Ja, zum Erbarmen für alle ordentlichen Leute." Der Amtsrath saß wie auf Dornen: sobald sich's thun ließ, rettete er sich aus dieser Nähe. Draußen kam ihm eine neue Angst und überschüttete ihn mit Scham und Sorgen: Thea hatte ihn ja auch erkannt, wenn sie ihn bc suchte? oder wenn sie den aufhorchenden Leuten erzählte: Euer neuer Amtsrath ist mein Bruder. Er umkreiste die Musikhalle just, als die Schwester durch ein hinteres Pfört- Sonntagsgast. Jahrgang 11). Beilage zum Ncbraska Ztaats-?ln;eiger. No. 21. dien heraus trat. Aber sie entfloh, als er ans s:e zuging. cie will mir nichts versprechen, sie will reden, dachte er, und eilte ihr nach durch das Bogelichießgedrange, bis in die buschigen Anlagen am Flu'ie. wo der Jasmin blühte und die binden dnf teten. Aber Theo Bergemann floh nicht vor dem. was er ihr etwa abverlangen könnte, sie floh vor ihrer Jugend, vor ihren goldenen Tagen, vor ihren ver wüsteten Gaben, die sich alle in des Bruders Gestatt vorwurfsvoll vor ihr aufrichteten. Als sie merkte, daß es kein Entrinnen gab. blieb sie stehen. Der Athem ging ihr kurz, si? fetzte sich auf einen Baum stumpf nahe dem Wasser und erwartete den Bruder in finsterem Trotz. Was willst Du von mir'" Er stürmte mit zornigen Borwürfen auf sie ein, deren jeder endete: Und Du wagst es. hierher zu kommen?" Sie rührte sich nicht, und unterbrach ihn nicht, erst als er fertig war, ant wortete sie spöttisch: Konnt' ich wissen, daß Du gerade hier der Ordentlichste der ordentlichen Leute bist?" Du mußtest die HeiittathS-Geaend überhaupt meiden." Mußte ich?" Er sah, daß der Zorn eindruckslos an ihr vorübcrrauschtc, und versuäztc es auf anderem Wege. Ob das denn ein Leben sei, was sie führe? Ob sie jemals fröhlich sei? Ob sie nicht gemieden, werde? Ob er ihr das nicht vorausge sagt Habe? Sie solle bereuen und von dem Irrweg ablassen, sonst werde sie noch auf der Straße sterben. Sie hörte nicht der PHarisaer-Tvn. der da sprach, sie hörte nur die Worte, und der satte Sommer ringsum, das friedliche Wasscrgcrinsel, das Plaudern der Kinder seitwärts ans der Bank cr weckten in ihr ein heißes Heimathvcr langen. Ja," sagte sie plötzlich, ich bin elend. Unrast in Leib und Seclc, Noth um den Groschen und ungestillte Sehn sucht nach einem reinen Athemzug. Hilf mir! Ich sehne mich nach Hciinath frieden, laß mich bei Euch bleiben." Entsetzt streckte er beide Hüude gegen sie aus. Um Gotteswillcn!" Sie sah ihn an wie ein Mensch, der aus einem Traume geweckt wird, aber noch nicht recht wach werden kann. Hastig fuhr er fort: Ich habe es selber knapp, aber ich will versuä)en, ob ich irgendwo, wo Dein Leumund nicht vor Dir hcrgclaufen ist, eine Hospitalstcllc für Dich finde." Langsam wachte sie aus, aber noch verwirrten sich Traum und Wirklichkeit, wie sich das Kindergcschwätz neben ihr mit dem Rauschen des Flusses mischte. Das hülfe mir nichts, Karl, das wäre Einsamkeit, vor der mir graut, und Oede, die mir Unruhe macht. Bei Euch laß mich bleiben: ich sah vorhin Deine Kinder, was wollte ich sie lieb haben, die kleinen Menschen; Dich und mich noch einmal auf die Erde geschickt, es klüger zu machen wie wir zwei." Wie wir zwei das verletzte ihn schwer. Du vergißt meine Stellung!" sagte er hochfahrend. Der Traum wurde blasser; hastig, als wollten die fliehenden Wellen ihr etwas Köstliches entreißen, sagte sie: Ja, Deine Stellung dann nicht als Schwester, als irgend etwas als Haushilfe, als Kindsmagd " Tu? Du!" rief er zornig und lachte hell auf. Jetzt war sie ganz wach. Ich gehe zu Grunde, Karl." Das klang so matt, fast wollte es sein Herz rühren, aber die Rinde war zu fest. Und wenn Tu zu Grunde gingest," sagte er kalt, so zahltest Tu nur Deine Schuld. Das müssen wir alle. Wer rettet wohl einen verbrauchten Menschen, wenn er dabei die hoffnungsvolle Zu kunft in Gefahr bringt? Du, meine Kinder! Tu. die Tu Tein eigenes durch Pflichtvcrgeffenhcit umgebracht hast !" Thea stieß einen Schrei aus. Er meinte, weil sie sich getroffen fühle und wurde doch wieder irre, denn ihre aus gestreckte Hand deutete auf ein Bübchen, das in's Wasser gestürzt war; sein Auf schrei hatte sie mit dem ihren vcrdun den. Hilfe!" rief der Amtsrichter in die Luft hinaus. Barmherziger Gott, warum ist er solch ein schlechter Schwim mcr! Tcr Gedanke daran lähmte ihn völlig, da war die Schwester schon die Böschung hinab, in den Fluß hinein sie erfaßte das Kind, aber das Waffcr riß. beide gcricthen in seine Gewalt. Karl Bergcmann schlug das Herz bis zur Kehle hinauf; sie schwamm immer gut, war das Einzige, was er zu denken vermochte. Thea kämpfte inzwischen gegen die Fluth, die sie nach dem Strudel reißen wollte, die Linke hielt das Kind empor, die Rechte theilte das Waiser. aber wo waren die Kräfte vergangener Zeiten ? Ich kann nicht mehr, denkt sie, wer lost mich ab? ich kann nicht mehr, Ta kam einer heran und schob ihr eine Stange zu. Aniaffen! festhalten! schrie eine Stimme, die sie kaum noch horte, der aber ihre Hand gehorchte, Sie griff und hielt und wnrdc an's Land gezogen. Das Kind war so munter, daß cS gleich zn weinen begann. Seine Mut ter riß es an's Herz und überströmte es mit ihren thränen, die Menschen rannten herbei, der Anger wurde leer, Alles fragte wie und was? Einen Augenblick lang war die Retterin ver gessen. Sie lehnte am Weidenstainnt und lächelte; irgend etwas Liebliches war ihr geschehen, aber sie wußte nicht was: sie tonnte nicht denken, das Herz arbeitete in rasenden Schlägen, sie fühlte nichts, als dies Herz, aber sie lächelte, dann sagte sie plötzlich: Aus und glitt in das Gras. Mit Wehklagen bemühten sich die Leute um sie. der Arzt ließ das Kind, horchte und klopfte an ihrem morschen Leibe, konnte aber nichts thun, als den Tod bestätigen. Schreck, Temperatur Wechsel, Kampf mit dem gewaltigen Gegner Wasser, wie soll ein Körper das überstehen, der so wie so nur noch müh sam zusammenhält. Die Leute waren sehr ergriffen dar über, daß cinc Spielerscke" so brav sein könnte. Der Bürgermeister er klärte, die Stadt werde sie begraben 1. Klasse, denn das wäre ein Heldentod, aber der Bater des geretteten Kindes wollte es ganz allein bezahlen. Karl Bergemann stand noch immer auf derselben Stelle, blaß und athcm los unter der Gewalt einer bitteren Reue. Nun war sie todt, und das Letzte, was ihr das Leben gebracht hatte, waren seine grausamen Worte gewesen. Und diese Reue war so heiß, daß sie all sein Tugcndstolj und all seine Lügeneitelkeit zerschmolz. Mit zwei Schritten stand cr neben der Todten, schob dcn Bürgermeister bei Seite und sagte sehr laut: Das Begräbnis; ist meine Sache, sie war meine Schwe ster." Der Trauring. Humoreske von o h a n n a . ra u ß. Das junge Mädchen war kaum von dem Eoupizfenstcr wegzubringen. Mit großen Augen sah es hinaus in die prää)tige Berglandschaft, durch die der Zug brausend und rasselnd dahinschoß. Die grüne Steiermark war doch noch viel schöner als Mizzi sie sich vorgestellt hatte. Mizzi!" Ja. Onkel schau nur die Burg ruine da drüben auf dem Berg. Wie wunderschön! Da haben wohl Raubrit tcr gcscsscn ?" Du, Mizzi, ich hab' jetzt zu reden mit Dir!" Die großen blauen Augcn in dem frischen Mädchcngcsicht sahen jetzt bang lich auf den weißhaarigen Mann. Was hatte der sonst so lustige Onkel nur? Er machte ja ein ganz grimmiges Gc sicht. Bist.. ..bist Du böse. Onkel?" Ach was böse, keine Spur. Wenn man mit Euch Weibern ernsthaft reden will, habt Ihr immcr gleich Angst Ich habe Dich gern mitgenommen in's Bad, sehr gern. Aber was mir nicht taugt, das ist, die Gardedame zu spie len. In so einem Badeorte sind die Laffen dreimal so arg hinter einem hüb scheu Gesicht her. als anderswo, also muß man ein Mädel dreimal so scharf hüten als in der Stadt. Das ist mir zu strapaziös. Und darum steckst Du diesen Ring an." Auf das Aeußcrste verblüfft sah Fräulein Mizzi auf den kleinen, glat ten Goldreif, den der Onkel ihn dar reichte. Dabci sah sie an dem vierten Finger seiner rechten Hand einen ganz ähnlichen Ring leuchten Verwirrt stotterte sie: Aber Onkel, das das sind ja Eheringe?" Na natürlich!" antwortete der Alte. Wenn ich Dich als meine Nichte führe, muß ich überall hinter Dir herlaufen. Und das ist mir zu anstrengend, wie ich eben qcsagt habe. Also giltst Du ein fach für meine Frau. Eine junge Frau darf viel mehr Freiheit haben als ein Mädel." Das Fräuleinchen wurde roth, dann blaß, dann wieder roth, und dann siegte der übermüthige Humor der zwanzig Jahre, die sie gerade vor drei Tagen er reicht hatte. Sie brach in ein hellcs, lustigcs Mädchcnlachcn aus. Deine Frau, Onkel! Das ist zu drollig! Ich Deine Frau!!" , Die grauen Augcn des alten Herrn l'I'tzten schalkhaft unter den buschigen, weißen Brauen hervor. Mir scheint gar. Tu lachst mich aus, Du Kröte? Glaubst wohl, ich bin ;n alt. um den Herrn Gemahl von so ei nem jungen Ting martiren zu können? Da möcht' ich doch bitten! 'Wenn ich nur will, bab' ich in vier Monaten eine wirtliche Frau, die noch um ein, zwei Jahre junger ist als Tu und ein ganzes Theil hübscher. las Madchen fiel ihm um den Hals. Aber gewiß. Onkel! Tu bist doch ein so ein prachtiger alter Herr. Wenn Tu nicht schon mein Onkel warft, würde ich Tich selber beiratben. Alle meine Frenndinmen sagen ja. daß mir weiß am besten steht. Her mit dem Ringel! Das toll ein Spaß werden." Hell lachend und dock? mit einem tlet neu Schauder im jungen Herzen, als thäte sie etwas äußerst Bedenkliches, schob sie den Reif auf den rosigen Fhi- gcr. In dem kleinen Badeorte gab cs ein mächtiges Ansuchen, als das ungleiche Paar aufzog. Er war ja ein schöner Mann von strammer Haltung, dem man den ehemaligen Offizier ansah. aber gcwin schon über die sechzig. Und sie so jung, kaum zwanzig. Und so märchenhaft hübsch. Das konnte doch kein Ehepaar lein?. . , . Als die neue Eurliste herauskam. 'kürzte man nch ordentlich darauf. Rich tig, da stand's: Hauptmann a. D. Fa ber und Frau aus Wien. Unglaublich! Die arme junge Frau!" fügten die Herren hinzu. ES ist beinahe unmoralisch, einen um so viel älteren Mann zu haben," sagten die Mütter. Frau Fräulein oder Fräulein Fran Mizzi suhlte sich natürlich pudelwohl in ihrer Rolle, sobald sie erst die ansang liche Befangenheit überwunden hatte. Sie war der Mittelpunkt der Badege sellschaft: wo immer sie sich zeigte, hatte sie sofort eine Gruppe von dienstbcflis scnen, sich in Aufmerksamkeiten erschö pfenden jungen Herren um sich. Dazu genoß sie eine Freiheit, wie noch nie zu vor, cinc geradezu köstlichc Freiheit. Jeden Abend hatte sie ihrem Pseudo qcmahl etwas Ncucs zu berichten. .Du. Onkel Herr Dornbusch, weißt Du. der Dünnbeinige mit der großen Glatze, will uns durchaus in Wien besuchen. Er kommt immer auf Urlaub hin. sagt cr." Das hat nichts zu bedeuten, Kind. Solche gesellschaftlichen Beziehungen werden in den Badeorten immer vcrab- redet. Und wenn man abgereist ist, denkt man nicht mehr daran." Du. Onkel, Herr Rosenberg, der mit dem schwarzen Spitzbart, cr soll ein Dichter sein, der behauptet, ich hätte ihn zu einem großartigen neuen Roman begeistert. Er hat mich um die Erlaub niß gcbctcn, mir das Buch zu widmcn. Dazu hat cr so melancholische Augcn ge macht! Und ein Gedicht hat cr mir vor- gelesen das war ganz schauerlich schön!" Die Widmung des Romans kannst Du ruhig annehmen. Ter Kerl bringt doch keinen zu Wege. Die Gedichte hör' aber nicht mehr an. das bitt' ich mir aus!" Nach einiger Zeit aber begann der Redefluß des jungen Mädchens zu sickern, um schließlich gänzlich zu vcrsie gen. Mizzi wurde nachdenklich und hattc manchmal cincn so sonderbaren Glanz in dcn Augen. Tcr alte Herr ließ sie eine Wcilc ge währen, und beobachtete blos scharf ihr verändertes Wesen. Tann fragte cr sie eines Abends: Tu erzählst mir ja gar nichts mehr, Kind. Wie unterhältst Tu Tich denn jetzt eigentlich?" Tas junge Mädchen wurde roth und ließ das Köpfchen hängen. Onkcl ich ich möchte am liebsten ab- reisen." Ter alte Herr machte eine erstaunte Bewegung, Oho? So auf einmal? Was ist denn los?" Nichts, Onkcl. Ich möchte nur fort. Ich habe solche Sehnsucht nach Mama, und nach Anna und Minna." Jctzt hatte sie richtig Thränen in den Augcn. Bestürzt zog sie der Onkel an sich. Aber Kind! Tu hast mir doch versprochen, mir Alles zu erzählen. So sprich doch, ich bitte Tich." Mizzi weinte eine Weile still in sich hinein; dann zog sie mit resoluter Bc wcgung ihr Taschentuch hervor und trocknete sich die Augen. Warum soll ich's nicht sagen. Es ist da Einer, Friß Tobcrbcrg heißt cr, der macht mir dcn Hof in einer Weise, wie ich nie geglaubt hatte, daß man es bei einer vcrhcirathctcn Frau thut.. ." Tas hat nichts z bedeuten, Herz chen." Aber cr schwört mir, er liebt mich." bat auch nichts zu bedeu . aber ich ich hab' ihn Tas ten." Aber, auch lieb. Ter alte Mann fuhr zusammen. Mit gepreßter Stimme sagte cr: ..Das ist sreilich schlimm. Er ist ja offenbar ein schlechter Mensch, sonst konnte cr nicht, ..." Mizzi richtete sich jah empor, und suchte sich dein Anne des Onkels zu entwinden. Ihre blauen Augen snn kelte. Nein, Onkel das darfst Tu nicht sagen! schlecht ist der Fritz nicht." Wenn er einer verheirathetcn Frau " Tas ist ganz anders gekommen als Tu denkst. Onkel. Im Anfang hat er sich ganz fern gehalten von mir. Und als cr dann doch Herankam. Hat er mir auch nicht, die Kur geschnitten, wie die Andern. Ich sah. wie gut er mir war. und wie cr mit sich kämpfte, um kalt zu scheinen. Ta hat mir dcr Spaß, dcn wir trieben, schon leid gethan. Und dann stellte er mir vor. daß ich doch nicht glücklich sein könne neben einem so alten Mann..,, und und ich solle mich scheiden lassen , . . . Und und ich mußte das Alles anhören und konnte ihm nicht sagen, wie die Tinge liegen, ich schämte mich so sehr vor ihm und kam mir vor wie eine Ber- brccherin Onkel !" schrie sie auf, laß uns abreisen! Gleich morgen, ja. Onkel?" Sichtlich aufgeregt streichelte der alte Herr den blonden Scheitel des Mad chens. Ja, wir reifen, Herzchen, wir reifen. Uebcrinorgen, wenn Tu dann noch willst. Und morgen nehm' ich mir die fen Herrn Toberberg vor. Hast Tu ihn denn wirklich, so gern?" Ja, wirklich, Onkel!" Tann tröste Tich nur Mizzi. Es kann ja noch Alles gutwerden .... Aber jetzt geh' schlafen."' Ter Herr Hauptmann a. T. ging die ganze Nacht rauchend und gestikulircnd in seinem Zimmer auf und ab. Am frühen Morgen machte cr dann Toilette und ging fort. Zwei Stunden spater kam er sichtlich aufgeräumt zurück und brachte cincn jungen Menschen mit, bei dessen Anblick Fräulein, Mizzi erst die Flucht ergreifen wollte. Als ihr das Unverständige dieses Beginnens recht eindringlich vorgehalten wurde, sah sie es gegen die sonstige Gepflogen heit der Tamenwelt auch sofort ein und war so eifrig bemüht, ihren ansäng liehen Fehler wieder gut zu machen, daß sie nun Herrn Fritz Toberderg gerade wcgs an dcn Hals flog. Wahrend das Pärchen Hand in Hand und eifrig tuschelnd in der Tivanccke saß, schricb der Herr Hauptmann ver gnügt schmunzelnd folgenden Brief: Liebe Schwester! Ucbermorgcn kom inen wir zurück und bringen einen hüb- schen, braven, in behaglichen Bcrhalt- innen lebenden jungen Mann mit, der Tich um die Hand unserer Mizzi bitten wird. Damit habe ich Tir die Ucbcr Icgcnhcit dcs Mannes sogar auf dem weiblichen Gebiete des HeirathsstiftcnS schlagend bewiesen. Tu wirst vor Neu- gier platzen, wie ich das anstellte und darum sei Tir dies Geheimniß ver rathen, aber nur Tir, hörst Tu? Ich calculirte einfach so: Wenn unsere jungen Leute von heut zutage, die so fürchterlich klug sind, sich in Gefahr fühlen, sich in ein Mädel zu verlieben, so besehen sie sich die Um stände, in denen die Huldgöttin lebt. Sind die nicht glänzend, so reißt der Romeo einfach aus. um sich nicht hin reißen zu lassen. Einer jungen Frau aber machen sie ganz arglos den Hof, wenn daö Gemüth sie dazu treibt. Tas ist ja ungefährlich. Tarum gab ich Mizzi hier im Bade für meine Frau aus. Als der Köder so zubereitet war. legte ich mich auf die Lauer, um das Netz zu schnappen zu laen, sobald der richtige Bogel erst hineingegangen wäre. Tiefer richtige Bogel ist eben der Toberberg. Ein äußerst netter Mensch. Es macht mir ordentlich Gewinensbisse, ihn hineingelegt zu haben. Tenn hin eingelegt hab' ich ihn doch. Wie un bändig er sich freute, als ich ihm sagte, Mizzi sei ein ganz und gar lediges Fräulein. Trei Wochen früher wäre er ihr eben deshalb ans dem Wege ge gangen Wer war also wiedcr einmal dcr Schlaue? Natürlich Tein treuer Bruder Gustav." Eine Kntifgcschichte. Tcm 33. L.-A." wird das folgende hüdfchc Erlebniß erzählt: Eincin in Berlin in Garnison stehenden Stabsof fizier hatte kürzlich ein Unteroffizier verschiedene Ordres zur Unterschrift vor zulegen ; cr begab sich zu diesem Zwecke in dic in der Potsdamcr Straße be findliche Wobnnng des Borgcfepkcn. Auf fein Lauten wurde ihm dann von einem jungen nn'il'lichfn Wesen geoff -net, das ein Kind ant den: Arm trug. Ist der Herr Caerft zn Haute, mein Schatzchen, fragt der galante Uüterof nzier und knin das Sdiatzchen iz'uichzei tig tüchtig in die Wangen. Was unterstehen Sie sich !" war die entrüstete Antwort, doch zeigte ihm das Schatz dien" die Thur des Tienstzimmers, verfugte sich selbst aber in ein Neben zimmer ; der Unteroffizier schwitzte Was ser und Blut vor Angst ; denn daß e die Frau Oberst und nicht ein Kinder madchen war. die er gekniffen, daß sah er mir zu deutlich. Ich niodite Tich bitten," sagte die Taine im Nebenzimmer zu ihrem Gc mahl, dem Unteroffizier zu sagen, er solle, wenn rr wicder einmal kommt, unsere Mädchen draußen in Ruhe las seit ich kam gerade hinzu, wie er eine ganz tüchtig in dic Wangen kniff." ..Wenn Tu cS wünschest will ich's ihm verbieten," erwiderte der Oberst lachend, aber eigentlich, was ist denn viel dabei?" Tarnit begab cr sich wieder in sein Tienstziniiiicr, wo der Unteroffizier voll banger Ahnungcit ihn erwartctc. Hören le, Unteroffizier, diese Knci fereien im Borziminer lassen Sie küits tig bleiben !" Entschuldigen Sie, Herr Oberst, aber ich wußte nicht, daß cS dic Frau Cberft " Ja. daß es die Frau Oberst ge sehen hat," ergänzte der Oberst : einer lei. es schickt sich unter keinen Umstän den. hauptsächlich nicht, weint Sie sich im Tienst befinden !" Eiligst verschwand nun der Unteroffizier. Tie Frau Oberst hat aber diese kleine Geschichte ihren Bekannten zur großen Erheiterung zum Besten gegeben. tit praktische Hahrradwärtkri. Folgende tragikomische Radler-Ge-schichte wird aus einem französischen Badeort berichtet: Madame L , ein reizendes junges Frauden und ntthu siasmirte Radlerin lud eines schönen Nachmittags ihre sämmtlichen dem edlen Radfahrfport ergebcnen Freunde und Freundinnen ein, mit dem Rad zu ihrer romantisch gelegenen Billa hinauszukommen, das Souper bei ihr einzunehmen, und dann bei Mondschein nach Hause zu radeln. Mit heller Be gcisterung wurde die freundliche Ein ladung angenommen und pünktlich um sechs Uhr erschienen einige vierzig Pedal tretende Menschenkind beiderlei Ge schlechts. Tamit keine Verwechselung dcr Maschinen stattfinden konnte, hatte die liebenswürdige Wirthin einen ab gelegenen iiartenpavillon zur Auf nähme der Räder hergerichtet und eine Frau beauftragt, die Räder mit nume ritten Zettclchcn zu versehen und sorg sam zu bewachen. Tie Gäste erhielten ihr Nummern und für das richtige Abliefern jedes Rad versprach die gut müthige Wächtcrin aufkommen zu wol lcn sie sei nicht umsonst lange Zeit Garderobiere an einem Theater ge wcsen. Man vertrautc also der Alten ganz arglos sein kostbares Eigenthum an und gab sich allgemeiner Lustigkeit hin. Tas zur Aufsicht der Rädcr be orderte Mütteräicn war nun zwar eine sehr ordentliche Frau, aber das Ge hcimniß dcs pncumatischcn Gummi mantels war ihr völlig fremd. Sie hatte zuerst dic Zcttclchen mit den Nummern auf dic Sättel gelegt, doch als ein kleiner Windstoß eines der Kürtchen beinahe fortgeweht hätte, kam sie auf den genialen Gedanken, die Nummern mit einer Stecknadel am Vorderrad zu befestigen. Mit der er forderlichen Kraftanstrengung steckte sie die Nadeln so tief wie möglich in den mühevoll aufgepumpten Schlauch und blickte zuletzt befriedigt auf ihr Werk. Tie pathetische Szene, dic sich abspielte als die Gäste gegen zehn Uhr in animir tcr Stimmung erschienen, um ihre Stahlrößlein in Empfang zu nehmen, laßt sich bcer in Gedanken ausmalen als mit Worten schildern. Ter zerstreute Amtsrichter. Zu dem Thema Heiteres aus dem Gerichtssaal" theilt ein badischer An walt Folgcndcs mit : Am 2. Januar war Schöffengerichts-Sitzung. Der Amtsrichter eröffnete die Sitzung augenscheinlich unter dcn Wirkungen eines Katers" und vielleicht auch ün vorbreitet mit dcr Fragc an die Schöf fen : Haben Sie dieses Jahr schon Schöffendicnste geleistet?" Die Antwort war natürlich k,'i? s- jahendc. Unmittelbar darauf ruft der Amts richtcr die Zeugen auf, darunter ein fünfjähriges Mädchcn, das weinend vor die Rampe tritt. Der Amtsrichter fragt die Zeugin, in den Akten blstt- . on:. -ii. r- r-' i iciiiu . .neun ino ter Antwort unter erneutem Thränen ausbruch : Fünf Jahre." Frage: Ledig oder vcrheirathct?" Keine Antwort. Tas Kind schien in der That ledig zu sein. wie sich die ,?citcu ändern. Mutter : Was ist denn los, Klara, Tu siehst ja so verzweifelt aus !" Tochter (Braut) : Ach, denke Tir, Mama, Karl muß verreisen und wird vor zwei Tage nicht zurückkommen." Zehn Jahrc spätcr.) Mutter: Tcin Mann ist verreist, wie lange bleibt cr denn fort?" Tochter: Ach, weißt Tu, darnach habe ich ihn gar nicht gefragt."