c. M Der Sonntagbgast. Jahrgang 19. Beilage zum Ncbraska Ztaatö-Anzeiger. No. 20. 5s stimmt. Kad) ciucr wahren frqtbtiibcii txabt von i i ch k a m x. Das Leben ist idion, die Jugend ist schon und die Welt ist prachtvoll !' Tiefe Gedanken lachten aus den dunk leit Augen einer etwa zwanigjadrien und sehr elegant, nicht auffallend ge kleideten Dame, welche schnellen Sehnt teS den Parade-Platz passnen wollte. Zie war liier nicht einheimisch, aber sie kannte die Großstadt durch öfteren wochenlangen Aufenthalt daselbst und liebte sie, die sich ihr stets nur von der angenehmsten Seite gezeigt hatte. Plötzlich legt sich eine Hand auf ihren Arm und die untersetzte Gestalt eines Schutzmannes taucht vor ihr auf. Was wollen Sie?" fragte sie und schüttelt die Hand, die sich breit auf ihren Aermel gelegt hat. ab. Kommen Sie 'mal mit" sagt der Wächter des Gesetzes, aber die junge Tame macht keine Miene, der linbe gräflichen Einladung zu folgen. sofort sammelt sich eine chaar neugieriger Menschen um daZ seltsame Paar. Sie miiffen mir folgen", sagt der Schutzmann und die junge Tame thut es mechanisch, weniger aus Gehorsam, als um der gaffenden Menge zu ent fliehen, deren Zischeln und Hohnlachen ihr folgt. Was wollen Sie von mir?" fragt sie noch einmal mit thränenschwerer, zornbkbendcr Stimme. Tas werden Sie gleich erfahren", sagt phlegmatisch der Schutzmann und weiter ist von ihm nichts mehr zu ersah rcn, trotz der wiederholten Versuche des jungen Mädchens. (is zittert und er sieht sie von der Seite an seine Opfer gebärden sich immer unschuldig. I5r führt sie auf die nächste Polizei wache, wo sie zwei weitere Polizei beanitc in Empfang nehmen. Triiim phircnd steht der, welcher sie verhaftet hat, daneben, über sein finsteres, bar tigcs Gesicht fliegt ein stolzes Lächeln, während er sich die Hände reibt und sagt: Ich habe sie." Wen?" fährt die Verhaftete jetzt empört auf. Was denken Sie sich eigentlich von mir und was wollen Sie?" Na, na, man sachte, sachte", sagt überlegen einer der beiden anderen Po lizisten. Tas wird sich alles finden. Wie heißen Sie?" Erna Weitzrecht", ist die widerwillig gegebene Antwort. 'Hm, hm, wirklich?" sagt der Poli zeibcaintc. Wo wohnen Sie?" Erna giebt das vornehme Pensionat an, in dein sie schon mehrmals gewesen, ferner das Gut ihres Vaters, sowie Geburtsort und Jahr, was alles ganz sorgsam auf einem Zettel notirt wird. Ich möchte endlich wissen, auf roel chem Irrthum meine Verhaftung be ruht", fragt sie erregt. Irrthum?" Ter Polizei . Beamte lächelt sie pfiffig an. Ist das mög lich?" In Thränen ausbrechend, sinkt Erna auf eine Bank nieder und schluchzt herz brechend. Tie Polizcibeamtcn, an allerlei Schmerzensausbrüche bei den Delinquenten gewöhnt und dagegen abgestumpft, unterhalten sich leise mit einander. Erna erhebt nach einer Weile wieder den Kopf und fragt: Was haben Sie eigentlich mit mir vor? Wohin wollen Sie mich bringen?" Auf das Polizeipräsidium vor allen Dingen, Madamchen", wird ihr eut gegnet. Tort werden Sie alles au dcre erfahren." Nennen Sie mich nicht immer Ma damchen", verweist Erna, bebend vor Zorn, ich bin nicht vcrhcirathet." Auch nie gewesen?" Nein!" ist die heftige Entgegnung. Ich möchte aber wissen, auf welche Weise ich nach dem Polizeipräsidium gelangen werde. Noch einmal mit einem Schutzmann durch die Straßen zu gehen, können Sie mir doch nicht zumuthen." In diesem Augenblick tritt ein Poli zeilieutenant in das Zimmer. Eine schlanke, elegante Gestalt mit jener strammen, schneidigen Haltung, die den gewesenen Offizier kennzeichnet. Auf seinem sehr hübschen Gesicht liegt ganz offenbar Freude und Genugthuung, denn man hat ihm gemeldet, daß die langgcsuchte Gattenmördcrin Jda Satt ler endlich gefunden worden und der haftet ist. Mit schnellen Schritten geht er auf die Delinquentin zu. Dieselbe hat sich erhoben. Der Offizier bleibt vor ihr stehen, fixirt scharf ihre Gestalt, ihr kurz a la Titus gehaltenes Haar, dann das Gesicht, auf bellen rechter Wange sich ein kleines, braunes Mal von der rosigen Haut abhebt, und nachdem er alles in Augenschein genommen, wen bet er sich zu seinen Ünterbeamten und sagt: Es stimmt!" Was stimmt denn?" fragte nun Erna. Das Signalement", entgegncte der Polizcioffizier. Sie werden mir auf das Polizeipräsidium folgen." Nein, das werde ich nicht thun", protcstirt die als Gattcnmörderin An geklagte. Aber ich werde mich beim Polizeipräsidium über die Behandlung, die einer Tame widerfährt, beschweren." Hm", lächelt der Polizcioffizier das Selbstbewußtsein der Delinquentin amüsirt ihn offenbar, Sie gehen ja sehr energisch vor, aber ehe Sie solche Gewaltmaßregeln ergreifen, muffen Sie doch aus der Haft befreit werden." Das muffen Sie veranlassen vor allen Dingen mir erklären, wessen man mich beschuldigt, worauf der offenbare Irrthum beruht?" Wenn es ein Irrthum ist," der Offizier flicht ein ungläubiges Lächeln ein so wird er sich auf dem Polizei Präsidium aufklären, wo eine Photo graphie derjenigen, die wir suchen, vor Handen ist." vUnd da wollen Sie mich verglei chen '" Erna lacht höhnisch auf. Und Sie meinen, ich würde darauf gutwillig eingehen ? Wenn Sie mich im Leben verkennen, kann eine schlechte Photo graphie und eine, gute werden Sie ja nicht besitzen erst recht den Irrthum vergrößern." ' Woher wissen Sie so genau, daß wir nur eine schlechte Photographie be sitzen." fragt der Offizier und ärgert sich dabei, daß er sich in eine Unterhal tung mit der Delinquentin einläßt. Aber es liegt etwas verblüffend Jmpo nireudes in dem Auftreten der jungen Dame, das ihn freilich in seinem Arg wohn noch mehr bestärkt, da die gesuchte Mörderin die Polizei durch ein gewand tcs, wie elegantes Auftreten schon oft irre geführt hat. Es stimmt alles," bestätigt er im Stillen, und dennoch entsteht in seinem Innern ein seltsames Gefühl der Schwäche gegenüber dieser Persönlich keit. der ein Hauch von Unschuld und selbstsicherer Ruhe nicht abzusprechen ist. Haben Sie irgend welche Papiere, die Sie legitimircn, bei sich ?" fragt er weicher. Papiere? Seit wann müssen Damen mit Papieren" versehen sein, wenn sie über die Straße gehen?" fragt Erna trotzig. Aber zufällig besitze ich einen Paß nach Rußland, da ich dahin zu Verwandten zu reisen gedenke. Genügt der?" Gewiß mein Fräulein, zeigen Sie ihn mir." Ich habe ihn nicht bei mir. sondern bei meinen Sachen in dem Koffer." Den müssen Sie uns auf alle Fälle verschaffen." Ich werde ihn holen und Ihnen zu senden." Ter Offizier wechselt mit den Unter beamten einen Blick, der soviel sagt, als: Sie stellt uns eine Falle." Laut sagt er wieder in barscherem Tone: Ich werde Sie begleiten!" Ich bitte Sie," fährt Erna auf. Sie werden mir doch diese Schmach nicht anthun! Was soll die Inhaberin des Pensionats denken, wenn ich, von der Polizei eskortirt, bei ihr erscheine?!" Tann bedauere ich," ist die kalt lächelnde Entgegnung. Ich kann Sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Also...." Erna schluchzt laut auf sie ist außer sich. Wieder geht in dem Polizcioffizier etwas ganz Merkwürdiges vor. aber kühl und geschäftsmäßig sagt er: Be ruhigen Sie sich, mein Fräulein. Wenn es wirklich ein Irrthum sein soll, so wird derselbe sich auch ganz sicher auf klären! Haben Sie keine Verwandte oder Bekannte am Ort, die Sie recognosci ren können ?" Gewiß!" Erna hebt den Kopf und über ihr thränenüberströmtes Gesicht gleitet ein hoffnungsfreudiges Lächeln. Mein Onkel, der Bankier Z., wird jede Bürgschaft für mich übernehmen." Bei Nennung dieses bekannten und hochangcsehcnen Namen werden die Ge sichter der Polizcibeamtcn langer, der Offizier zieht finster die Augenbrauen zusammen die Situation fängt an, äußerst fatal zu werden. Ein Miß griff der Polizei wird von der Presse so leicht ausgebeutet, und es sieht beinahe so aus, als habe sie hier einen schlim men begangen. Die Bürgschaft dieses Herrn wird in der That völlig genügen," sagt er um einen Grad höflicher und Erna unter bricht ihn, indem sie Miene macht, sich zu entfernen: Ja, gehen Sie nur hin Herr Lieutenant, und fragen Sie nach seiner Nichte Erna Weitzrecht. Er wird Ihnen die gewünschte Auskunft geben." Sie will gehen. Der Schutzmann aber, der sie verhaftet hatte, vertritt ihr den Weg so leicht läßt er sich seinen Fang aber doch nicht entschlü pfen. Auch der Offizier wird wieder irre durch die Eile, die die Delinquentin an den Tag legt. Es ist nicht zum ersten Mal vorgekommen, daß Verbrecher die Namen bekannter Personen angegeben, was dann auf leere Ausflüchte heraus gelaufen ist. Pardon, mein Fräulein!" sagt der Offizier ernst und verweisend, trotz des höflichen Wortes. Ich muß Sie noch einmal auffordern, mir nach dem Po lizeipräsidium zu folgen, wohin wir Ihren Onkel telephonisch berufen wol len." Folgen Ihnen auf das Polizei Präsidium ?" und um Ernas Mund Winkel zuckt es wie Hohn, wahrend die Thränen schon wieder die Wangen her abrollen. Sie irren sich, Herr Licu tenant, wenn Sie glauben, ich würde mit einem unnornnrten Polizeibeamten durch die Straßen gehen." Ueber des Offiziers Gesicht fliegt eine dunkle Rothe, die ihn noch hübscher er scheinen läßt. Mein gnädiges Fraulein," sagt er. und Erna konstatirt mit Genugthuung, daß er endlich die richtige Anrede ge funden, Fremde könnten leicht denken, daß wir gesellschaftlich zusammen ver kehren und Sie brauchen meine Beglci tung nicht als Eskorte zu empfinden, wenn Sie so sicher sind, daß dcr Irr thum sich aufklären wird." Bedaure," sagt Erna erzürnt und zitternd, ich weise eZ ganz entschieden zurück, mit Ihnen gesellschaftlich zu ver kehren, Herr Lieutenant, und ich begebe mich nicht einen Schritt in die Ocffent lichkeit in Begleitung eines Polizei beamten wagen Sie es, Gewalt an zuwenden!?" In dem Offizier dringt immer cncr gifchcr die Ueberzeugung durch, daß er es in der That mit einer Unschuldigen zu thun hat, und das Fatale der Lage wird immer größer. Ich mache Sie darauf aufmerksam, gnädiges Fräu lein, daß ich nur meiner Pflicht folge, die mir verbietet, da Sie nun einmal als diejenige, die wir suchen, bezeichnet sind, Sie auch nur eine Sekunde ohne Aufsicht zu lassen, bis Sie uns nicht Beweise unseres Irrthums gegeben." Eine merkwürdige Auffassung in dcr That." ruft Erna erbittert, aber es sei, ich will Ihnen ja in dcr Bürg schaft meincs Onkcls die untrüglichsten Beweise Ihres Irrthums geben." So lassen Sie uns Ihren Onkel aufsuchen, gnädiges Fräulein! Ihre Weigerung, sich in meiner Begleitung zu zeigen, könnte ich als Beleidigung auffassen." Klassisch!" lacht Erna bitter. Aber legen Sie mir meinetwegen Handschellen an, um das Maß voll zu machen. Gutwillig gehe ich als die von Ihnen polizeilich Bewachte nicht über die Straßen." In dem Offizier kämpfen Pflicht und Mitleid einen heftigen und entscheiden den Kampf. Er darf sie nicht frei geben, bis sie nicht als die, die sie zu sein vorgiebt, sich ausgewiesen, aber er beschließt auch, ihrem Willen, so weit es seine Pflicht zuläßt, nachzugeben. So müssen Sie sich hier noch eine halbe Stunde aufhalten, bis ich Ihren Onkel persönlich aufsuchen und herbrin gcn kann," sagte er schnell und Erna willigte ein. Der Offizier verläßt das Zimmer um unten in einem Tezameter so schnell wie möglich das Bankhaus Z. u. Eom. zu erreichen, während Erna die Pein lichsten Minuten ihres Lebens verlebt. Von zwei Polizeibeamten wie eine Tie bin bewacht ach, sie verwünscht die Großstadt, die ihr plötzlich als ein So dom erscheint. Es währte genau 25 Minuten, bis sie unten eine Troschke vorfahren hörte. Sie will an's Fenster eilen, um zu sehen, ob der Onkel es sei, aber einer der Polizisten vertritt ihr den Weg sie könnte sich ja durch ein Zeichen mit irgend jemand verständi gen. Aber noch ehe Erna dazu kommt, sich von neuem zu ärgern, wird die Thür geöffnet und ein vornehm aus sehender Herr mit wcißcm Haar tritt in's Zimmer. Kind, was machst Tu denn für Ge schichten?" Erna antwortete nicht sie lacht und wcint abwechselnd ; dann wendet sie sich zu dem Offizier, dcr mit den peinlich sten Empfindungen neben dem Kom merzienrath steht, und fragt mit einer vernichtenden Fülle von Spott im Ton und um die Lippen : Nun, stimmt es, Herr Lieutenant?" Vollkommen! Taß heißt, Ihre Angaben, gnädiges Fräulein. Und ich muß im eigenen, wie im Namen unserer Polizei tausendmal und unter thänigst um Verzeihung bitten, daß Ihnen diese Unannehmlichkeit bereitet werden konnte." Unannehmlichkeit? Eine Schmach hat man mir angethan und nicht wahr, Onkel, dcr Polizeipräsident muß mir Genugthuung verschaffen, oder " Ihre großen, schwarzen Augen blitz tcn, vor Zorn. Sie sieht sehr hübsch aus, erscheint dem Polizeioffizier ent zückend, aber daß sie ihm derartig fcind lich gegenübersteht, erfüllte ihn beinahe mit Verzweiflung. Ich möchte in Ihren Augen nicht dcr Verbrecher sein, der Ihnen so viel Schmerz zugefügt hat. Ich bitte Sie, Herr Kommerzienrath," wendete er sich zu diesem, wollen Sie bei Ihrer Fräulein Nichte mein Fürsprecher sein und ihr " Klar machen, daß Sie nur Ihrer Pflicht gefolgt find. Gewiß, Herr Lieutenant, daß will ich thun," lächelte gutmüthig dcr alte Herr. Damen fassen jede Berührung mit der Polizei als eine persönliche Beleidigung auf. Aber du mußt das nicht so tragisch neh inen, Kind. Sied, dcr Hcrr Lieutenant hat nur feine Pflicht gethan und jcdcr Staatsbürger muß sich das gefallen lassen, wenn eine fatale Achnlichkeit mit einem Verbrecher ihn in den Ver dacht bringt, dieser zu sein." Ter Offizier verneigte sich dankend. Wollen Sie mich Ihrer Fräulein Nichte vorstcllcn, Hcrr Kommerziell rath?" Herr Liculciiant von Salden meine Nichte Erna Weitzrecht. Abc? nun komm, mein Kind, wir fahren nach Hause." Lieutcliant von Saldcn begleitete den Koinmerzicnrath und seine Nichte an den Wagen, was letzterer nicht mehr als ehrenrührig" auffiel, aber sie war doch noch so aufgebracht gegen ihn, daß sie ihn keines Wortes, keines Blickes würdigte. Zerknirscht blieb dcr Lieutenant zurück und schon wollte sich über des armen Schutzmannes Haupt ein schreckliches Gewitter zusammen ziehen. Aber plötzlich hellte es sich auf Saldens Stirn wieder auf. Ohne den Mißgriff hätte er ja das reizende, tcm peramcntvolle Kind gar nickst kennen gelernt. Taß sie sich so tapfer gchal tcn, anstatt in hysterische Krämpfe zu verfallen, wie manche andere bei dem Schreck gethan hättc, war über alle Begriffe schneidig. - Saldcn befand sich in Feuer und Flamme er strich seinen Schnurrbart und faßte einen Entschluß ! Unterdcß mußte Erna im Hause ihrer Verwandten Ehinawein trinken und sich zu Bette legen, da die Er rcgung sie doch ermattet hatte. Ihre Sachen wurden aus dem Pensionat geholt man ließ sie nicht mehr fort. Am nächsten Morgen wurde ein mächtiges Füllhorn köstlicher Orchideen und Rosen für Erna abgegeben. Mit tags erschien der Geber selbst, Licute nant von Saldcn, Fräulein Weitzrecht seine Bitte um Vergebung noch einmal zu Füßen legend. Erna, noch etwas bleich, war heute doch gnädiger im merhin glaubte sie sich die Genugthuung schuldig zu sein, den, der sie gestern zur Gattenmörderin hatte stempeln wol len, heute als Verbrecher zu behandeln. Salden ließ sich das nicht anfechten und wußte sich so die Gunst des Kom mcrzienrathes zu setzen, daß er ein häu figer und gern geschcncr Gast in dessen Haus wurde. Nach vier Wochen trat er vor Erna hin und fragte sie, ob sie sich so weit an seiner Seite in dcr Oeffcntlichkeit zeigen wolle, um seine Frau zu werden. Ich habe mir allerdings ein ganz bestimmtes Ideal gemacht, das ich zu heirathen gedenke," sagte sie ernst, in deß ihr dcr Schalk im Nacken saß. Nun, und trifft diese Vorstellung die Wirklichkeit in etwas?" Sie musterte mit finster zusammen gezogenen Brauen seine schlanke, ele gante Gestalt, das schwarze, glänzende Haar, wie das kecke Bärtchen in dem hübschen Gesicht, und sich leicht in den Hüften biegend, sagte sie mit schelmi schein Lächeln in dem blühenden Gesicht endlich: Es stimmt!" Mit einem Jubelruf schloß er sie in die Arme und küßte das braune Mal auf der rosigen Wange, das besondere Merkzeichen", das hauptsächlich zu ihrer Verhaftung geführt hatte. Wenige Monate später fand die Hoch zeit des jungen Paares statt. Am Hochzcitsdiner flüsterten die Gäste von einer Devise in den Ringen der Beiden und man fragte endlich bei ihnen an, wie jene wohl laute. Lachend wiesen sie ihnen die Ringe, die in der Innen feite neben dem Datum des Ver-lobungs- und Hochzeitstages zwei Worte trugen nichts weiter als: Es stimmt." Der Absagebrief. Am 2. Oktober 1343 eroberte der Fürst Windischgrätz das aufständische Wien, und gleich in den nächsten Tagen wurden viele Verhaftungen und zahl reiche standrechtliche Hinrichtungen vor genommen. Ein gewaltiger Schreck war in dic Wiener Bürgerschaft ge fahren. Niemand, fühlte sich vor dem Kerker sicher, und viclc zitterten für ihr Leben. Unter den politisch Verdächtigen be fand sich auch dcr Advokat G., bei dcm auf eine Denunziation hin eine Haus suchung vorgenommen wurde. Grund los war der Verdacht nicht. G., ein sonst sehr besonnener und vorsichtiger Mann, hatte sich von dcn hochgchcuden Wogen der revolutionären Stimmung Wiens hinreißen lassen, sich mit Wort und That an dem Ausstände zu be thciligcn. Nach der Eroberung Wiens freilich kam ihm die Große dcr Gefahr, in der cr sich befand, zum Bewußtsein. Er war Vater einer zahlreichen Familie, dic, wenn cr ihr geraubt wurde, in Elend zurückdlicb. Die Haussuchung, welche unter Lei tung des Hauptinanns v. Z. ausgeführt wurde, fetzte den Advokaten in Schrecken, jedoch beruhigte ihn dcr Gedanke, daß man nirgends etwas Kompromittirendes finden werde. Er hatte sogleich bei der Nachricht von dem Einzüge des Fürsten Windischgrätz auch das kleinste Erinne rungszeichcn an die Revolution vernich tet. Die Haussuchung schien auch in der That keinen Erfolg zu haben, und schon wollte der Hauptmann den Befehl zum ückzuge geben, als einer der Po lizisten, der sich am Papierkorbe des Advokaten zu schaffen machte, plötzlich cin kleines Stück Papier triumphirend seinem Vorgesetzten übergab. Auf die sein zcrrisscnen Fetzen las man die Worte: zu den Waffen", und darunter: Verschwörung theilneh men ." Sogleich befahl der'Hauptmann, den Papierkorb weiter zu durchsuchen, und wirklich wurden noch zwei kleine Papier stücke gefunden, auf deren einem man: arrikad ", auf dem anderen: Er oberung " las. Diese Bruchstücke rührten in der That von einem Manifest her, welches der Advokat entworfen, und in welchem er zur Fortsetzung der Empörung aufge fordert hatte. Bleich und zitternd sank er auf den Stuhl vor seinem Schreib tische. Er war keines Wortes mächtig, und dcr Hauptmann erblickte in seinem Benehmen ein Zugeständnis seiner Schuld. Mit lauter Stimme erklärte er ihn für verhaftet. Weinend eilte die Gattin des Unglücklichen zu ihm hin, die Arme um ihn schlingend, als wollte sie ihn zurückhalten. Blaß und dcn Offizier finster anblickend, stand Heb wig, die älteste Tochter des Verhafteten, neben ihrem Vater. Plötzlich aber tiat sie auf dcn Haupi mann zu und sagte: Den Brief, dessen Fragmente Sie im Papierkorb gefun den haben, mein Herr, habe ich ge schrieben." Tie Blicke aller richteten sich verwun dert auf das junge Mädchen. Der Ad vokat, in dem Glauben, feine Tochter wolle sich für ihn opfern, erhob sich und wollte sie zurückweifen, aber der Offizier verhinderte ihn am Sprechen und be fahl mit scharfer Stimme allen zu schweigen, bis er das junge Mädchen verhört habe. Auf feine Frage fuhr Hedwig fort: Ter Brief, dessen Stücke Sie hier sehen, hat nicht das geringste mit Poli tik zu thun, sondern ist nichts weiter, als dcr Entwurf eines Absageschrcibens an einen Freier." Das klingt doch etwas zu unglaub lich," lächelte der Hauptmann. Was haben Worte wie Verschwörung" und Barrikaden" in einem Liebesbrief zu thun?" Es war eben kein Liebesbrief, son dern ein Absagebrief." erwiderte Hed wig, und wenn Sie gestatten, Herr Hauptmann, schreibe ich Ihnen diesen Brief auswendig nieder." Darum wollte ich Sie bitten, mein Fräulein." Hedwig setzte sich und schrieb: Geehrter Hcrr! Nach Ihrem letzten Schreiben halte ich jede weitere Vcrbin dung zwischen uns für ausgeschlossen. Sie nehmen zu den Waffen dcr Ein schüterung und Drohung Ihre Zuflucht, um mich umzustimmen. Aber selbst der Umstand, daß meine Eltern an der gegen mich gerichteten Verschwörung theilnchmen, wird mich gar nicht man kcnd machen. Geben Sie alle weiteren Versuche auf, ich werde mich gegen jede Aufdringlichkeit zu verbarrikadiren wissen. In der Hoffnung, daß Sie bald eine andere Eroberung machen werden, die sich Ihren Wünschen ge fügiger zeigt, verbleibe ich Ihre Hedwig G." Tas ist überzeugend." sagte der Of fizier, nachdem er die Niederschrift ge lesen hatte, und sich zu seinem Gefolge wendend, fügte er hinzu: Die Haus suchung ist beendet, die Schuldlosigkcit des Herrn Advokaten liegt klar zu Tage " Einige Wochen später, als allmäh lich Ruhc und Ordnung in dcr Haupt stadt wicder eingetreten waren, erhielt dcr Advokat G. das folgende Schreiben: Hochgeehrter Hcrr! Sie erinnern sich meiner wohl von der Haussuchung hcr, bei welcher die Geistesgegenwart Ihrer Tochter Ihnen das Lebcn rettctc, denn Sie werden selbst nicht glauben, daß ich mich durch diese rasche Erfin dung täuschen ließ. Ich habe damals meine Pflicht verabsäumt, weil ich es nicht über das Herz brachte, eine so zärtliche Tochter, eine so kluge junge Tame unglücklich zu machen. Es wurde mich freuen, wenn Sie mir ge statteten. Sie besuchen und eine so werthvolle Bekanntschaft fortsetzen zu dürfen. Ihr ergebener v. 3" Tie Besuche des Offizier wurden angenommen, und nach einigen Mona ten schon führte er Hedwig G. als seine Göttin heim. Icr Sikrtlt einer Stimm,. In franzosischen Blattern tursirt augenblicklich folgende nette Anekdote von dem berühmten Baritonistcn Faure, dessen besondere Vorliebe für allerlei Statuetten und Bronzen dcn Parisern sehr bekannt ist. AIS Monsieur eincS ZageS aus dcr Probe kam und seiner Gewohnheit gcmaß vor dem Schau fenster der Firma Barbedicnne auf dem Boulevard Poiffounnicre stehen blieb, gewahrte er unter den ausgestellten Kunstgcgcnständen auch eine zierliche Bronzestatue, die ihm so gefiel, daß er sie gleich zu kaufen beabsichtigte. Er betrat das Geschäft und fragte nach dcm Preise. Tcr Prinzipal kam selbst zum Vorschein, als er dcn Sänger erkannte, und gab die gewünschte Auskunst. Tie für die Statuette geforderten 100 Frcs. schienen Herrn Faure doch etwas viel zu sein, und unschlüssig, ob er daS Ting kaufen sollte, ließ er sich in eine Unterhaltung mit M. Barbedienne ein, die dieser auch bald auf den Beruf oder vielmehr die Kunst feines berühmten Kunden lenkte. Ich möchte Sie zu gern einmal ganz für mich allein fingen hören," meinte der Bronzefabrikant und lud den Baritonistcn ein, ihm in das an dcn Ladcn stoßende Zimmer zu folgen. Ich sehe, Sie haben Noten bei sich und hier ist ein gutes Jnstru mcnt. wollen Sie mir nicht ein Lied vortragen?" Monsieur Barbedienne bat so liebenswürdig, daß dcr Künstler nicht abzuschlagen vermochte. Meine Töne sind unter diesen Umstanden aber sehr theuer," bemerkte er scherzend und folgte dem Fabrikanten lachend in des- , scn elegante Privaträume. Nun, wir werden schon einig werden." entgegncte dieser, öffnete den Flügel und machte es sich dann in einem Armstuhl bequem, entschlossen, jede Note des Sängers in Ruhe zu genießen. Als der Gesang beendet war. langte der Zuhörer nach dem Notenblatt und vertiefte sich eine ganze Weile in den Anblick der zahlrei chen Punkte und Striche. Tarauf klingelte er einem Gehilfen aus dem Ladcn herbei und hefahl ihm, die be wußte kleine Bronzestatue einzupacken und an Monsieur Faurcs Adresse zu senden. Tann wandte er sich an den erstaunten Baritonistcn mit den Wor tcn: Kommen Sie, bitte, zu meinem Kassircr, der Ihnen das Uebrige aus zahlen wird. Sie haben mir 450 Töne vorgesungen, macht 450 Francs: die Statue kostet 100, folglich erhalten Sie noch 35 Francs. Sie sehen, Mon sieur, ich weiß eine , Stimme wie die Ihrige schon richtig abzuschätzen." Starkes und schönes Geschlecht auf dem Zweirad. Ein norwegisches Blatt macht seinem Unwillen Luft über die schlechte Körper Haltung, die die Herren der Schöpfung auf dem Rade beobachten, und bemerkt dabei u. a.: Wenn man einen Krüp pel krumm und gcbeugt durch die Stra ßen wandern sieht, wird man von Mit leid erfaßt. Aber wenn man hundert und aber hundert kräftige und gerade gewachsene junge Leute mit krummen Rücken und schlechter Haltung auf dem Rade reiten sieht, wird man ärgerlich. Unsere Jugend sollte viel zu viel Schön hcitssinn haben, als daß sie sich dazu versteht, wie ein Heer von Bücklingen auszuschauen, die man auf Zmeiräder gesetzt hat. Wir wissen sehr wohl, daß die Herren Radler glauben, daß es sportmännifch aussieht, wenn man wie ein lendenlahmer Pavian im Sattel sitzt; denn die Professionals auf der Rennbahn befleißigen sich ja auch dieser Haltung, ' wenn es einen Rekord von 1M0 Sekunde gilt. Aber es ist doch etwas anderes, wenn man durch die Straßen einer Stadt fährt, da ist das Raisonncment nicht mehr stichhaltig. Es ist mchr als thöricht, wenn die Rad ler zum Spazierenreiten einen Sijj wählen, dank dessen sie sich kaum von Meerkatzen unterscheiden. Auch hier heißt es: Kopf hoch! Brust heiaus!" Das ist gesünder und sieht auch weit schneidiger aus, als die , abscheuliche Haltung mit vornüber gebeugtem Kopf und krummem Rücken. Nehmt Euch ein Beispiel an den Damen, ihr Herren dcr Schöpfung, sie sitzen weit eleganter im Sattel als Ihr!" Oerschnappt. Wie alt sind Sie. mein Fräu lein?" 23 Jahre!" Und Ihre jüngere Schwester?" Die ist 20 Jahre alt!" Summarisch. Hausfrau: Aber Marie, ich habe Ihnen doch gesagt. Sie sollen die Tasten abstauben und jetzt spielen Sie wicdcr!" Stubenmädchen: Ach. gnädige Frau, ich verbinde gleich das Angenehme mit dcm Nützlichen!" Zutreffende Crslärung. Was sind eigentlich Nixen?" Weiber, mit denen man zu Grunde geht!"