Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 06, 1898, Image 12
3bn IxfcMcbf Cosument. rtintOKf ( 0 ."Kokt o n e 4. John Meoro.t flrd'ilulö StiDPicl'u t;;:terlien ein Testament, i; welchem er feinem Itelun Freunde tniD Neffe:! et sagte ausdrücklich freunde tiiiö Neffen EbarleS Tun Smart fein ganzes bewegliches und unbeweglichiS Eigen tljuiii vermachte. lit Ausnahme der grvs-en teuer und einbruchsicheren MaMt von TuftlliiS und Kompagnie, sammt Inhalt, In deren Inhalt aber sollten obengknaniiter Charles S meixt und seine' Freunde Ben Jotmiton. Tick Jen lins und Tun iKigg.leS sich ehrlich und brüderlich theilen. ülie man sieht, also ein ganz wunderschönes Testament. Als es aber an' Theilen ging, da war kein Schlüssel zur ttasie da. Nicht die geringste S pur von einem Schlüssel. Mai, drehte das ganze Haus um. nichts. Er war rein zum Zollwerden. Ta hatte Smart eine Idee. Tuffkins und Compagnie, welche den schrank gefertigt hatten, mußten ihn öffnen können, sie mußten einen Schlüssel dazu haben, oder sie mußten einen machen können, wozu waren sie sonst Tuffkins und Eo. gewesen s Allein TustkinS und (io. schüttelten die öpfe. Nein, wo wäre da die Sicherheit? keine Spur. es gab nur zwei Schlüsselpaare, und die hatte Mr. Riddleby. Und Smart und Ben und Tick und Tuff gingen fluchend wieder zurück. versuchen wir s, die a',e z on- nen," sagte RiggleS, vielleicht geht s. Vielleicht geht'S," murmelten die Anderen im (Jhore, allein sie hatten verzweifelt wenig Hoffnung, denn die stauen von Tuffkins und Oo. waren weit und breit beriihnitnicht nur in Rodgersville. sondern auch darüber hinaus. Allein was thun, es blieb nichts An dereS übrig. Und Smart brachte ein Anzahl von Schüsseln herbei von allen möglichen tind unmöglichen formen, und Jcnkins schleppte einen Hammer herzu, den kaum zwei Männer zu schwingen ver mochten. Johnston aber und Riggles brachten Meißel und weiß der Kuckuck wie das Zeug alles heißt. Und nun ging es an die- Arbeit. 'Von den Schlüsseln paßte natürlich keiner und der Hammer, den Jenkins 'und Riggles als die Stärksten schwan 'gcn und auf den Panzer der Kasse nie Herfallen ließen, daß es nur so dröhnte, auch der Hammer machte keinen Ein druck auf das Kunstwerk von Tuffkins und Kompagnie. Und als Smart eine der Brechstangen in das Schloß steckte und Johnson und Riggles mit. dein Hammer darauf los hieben, da krachte es wohl, allein es war nicht etwa das Schloß, das krachte, sondern die Stange, die mitten entzwei brach. Es war rein um verrückt zu werden. Und die Vier arbeiteten darauf los, daß ihnen der Schweiß nur so herab troff und sie fluchten und schimpften und hieben und hackten; umsonst, alles um sonst. Aber das Geld mußte doch heraus, es mußte. Wer weiß, wie viel da d'rin war? zehn-, zwanzig-, dreißigtausend Dollars, hunderttausend vielleicht. Hunderttausend? Es war um schwind lich zu werden. Hunderttausend Tol lars! und Plötzlich leuchtete es auf in Jenkin's Gesicht. Jungcns," schrie er, ich habe eine gloriose, eine kapitale Idee. Wie war's wenn wir die Kaste nehmen, packen und , einfach zum Fenster hinunterwerfen." - Tie anderen sahen ihn an: Entweder hatte er den Verstand verloren, oder.. Aber er ließ sich nicht beirren. Versteht Ihr denn nicht? Wie hoch sind wir? Im vierten Stock. Wenn mir also die Kasse hinunterwerfen, mit welcher Wucht fliegt sie auf das Pflaster. Ta sind unsere Hammerschläge Quark dagegen, das' versichere ich Euch und ich bin überzeugt, die Kasse fliegt nur so auf." Er sah seine Freunde an und diese blickten ihn an und Eharles Tuff Smart sagte: All right! Jenkins hat Recht, wir können's versuchen." Auch die beiden anderen standen jetzt uf, machten sich dran und schoben und hoben die Kasse, bis sie am Fenster war. legten sie halb um, so daß sie halb auf den Fenstcrrand zu liegen kam und nun hu-up! schoben und zogen sie sie hinauf. 'S war kein kleines Stück Arbeit, aber endlich hatten sie sie doch oben. Smart warf einen Blick hinab in deu Hof, ob alles sicher sei, dann packten die Männer wieder an, ein Ruck und die Kasse flog hinab. Bum! Ein Knall war's und dann noch einer und dann ein Klirren und ein dumpfes Gcpolter. Tie Scheiben waren nämlich alle zersprungen im Hause und vom Dachsims war ein Stück heruntergefallen und das Haus hatte geschwankt und gezittert, daß die Da men im ersten Stock alle in Ohnmacht fielen und im zweiten sich aus dem Fen stcr stürzen wollten, weil sie glaubten, das Haus bräche zusammen. Smart und Jenkins aber waren die Treppen hinabgeeilt und schnell in den Hof. Ta lag' alles voll Glassplittcr, Steinen und Trümmern, von der Kasse aber war nur eine Ecke ein Bischen be schädigt, sonst aber war ihr nicht das Geringste geschehen. Kinder." sagte Johnston, nachdem kr eine Zeit lang schweigend dagestanden hatte, wie die anderen. Kinder, jetzt bleibt uns nur noch eine-, und dann, so uv.br ich iVn Jobnnon beiße, tcv.n geb' ich'? aus." ..Sprich!" ia;,te Smart und sprich" wiederholten die anderen. , Hier nebenan in eine Tamsnagerei. sie zc:Kt;:üSen Steine, Stahl, Eilen, was weiß ich, sie werden auch diese Ka'ie i nagen." Smart zuckte mit den Achseln. Setzt ist schon alles gleich, probiren wir auch das." Und sie machten Stricke fest an der Kasse und schleiften dieselbe bis bin zur Sage. Mitten auseinander sollte die Kasse gesagt werden. ..ob das ginge?" Jini Allen, dem die Sage gebort zuckte mit den Achseln. Wollen'S ver suchen," meinte er und er versucht! es wirtlich, Tie erste Sage brach und die zweite auch, die dritte aber schnitt ein. Und ritsch" ging es, ritsch" und die Gesichter von mart und von Ben und Tick und von John wurden immer heller, und Johnson rieb sich die Hände, und Jenkins rief munter : Es geht, cö geht !" Und es ging wirklich. Schon war die eine Seite durch und die Sage ar- beitetc darauf los, unermüdlich, auf und ab. Und endlich fehlte nur noch ein Haar. Eins zwei und krach sielen die beiden Halsten auseinander. Tie vier Männer sielen nun wie die Raben darüber her wer beschreibt aber ihre Wuth, ihren Schrecken, als sie nichts finden, absolut nicht das Ge- rinaste kein Geld, kein Tiefer Riddleby. dieser I ohn George Archibald war al o ein ganz gewöhn licher Schurke, ein Schuft, der sich mit vier Gentlemen wie es Smart und Tuff und Tick und John waren, einen Spaß gemacht hatte, einen elenden, erbärm lichen, nichtswürdigen Spaß? Dieser Riddleby O, es war ein Glück für dielen Riddleby, daß er todt war ! Jim Allen aber lachte. ,u waren aber auch wahrhaftig komisch genug. diese vier Männer, wie sie fluchten und sich die Hände vor den Kopf stießen, und dann fortgingen und ihn im Stich ließen, ihn und die Kasse. Jim Allen lachte noch, als er näher auf die ane zuging und sie betrachtete Tann buckle er sich und zog ein kleines Papierchen heraus, das ein klein wenig heraussah aus einem ä peilt, und er lachte, als er es, ohne sich was dabei zu denken, glättete und auseinander faltete. Als er aber zufällig darauf hinsah, da schlug er sich mit der Hand auf's Kniee und schwippte mit den Fingern, denn es stand klar und deut- lich da : Hunderttausend D o l lars dem, der im Stande ist, eine der einbruchssicheren Kassen von Tuffkins und Eompagnie ohne Schlüssel zu öffnen. Duffkins & Co. Und Riddleby? Riddleby war also doch nicht ein Schuft, nur daß Smart und Johnson und Jenkins und RiggleS sich nicht in ein Bermüchtniß theilten, sondern daß Jim Allen es für sich allein behielt, denn daß das Haus Tuffkins & Eo. das Geld bezahlen mußte, das versteht sich von selbst und das Gericht sprach Jim Allen die Summe auch zu, da er die Kasse ohne Schlüssel geöffnet hatte. (iebesprobe. Nooellekie von C a r o l u s ? r i o. Um fünf Uhr Morgens öffnete Nor- bert das Fenster. Unten lag noch das Thal in tiefem Schlummer, aber die Bergesgipfel erfreuten sich schon der ersten Liebkosungen der Morgenröthe. Tas schöne Wetter kehrte zurück. Schö ncs Wetter! Man muß im Regen im Berner Oberland gelebt haben, ge- trennt von den übrigen Sterblichen durch einen hartnäckigen und fast un durchdringlichen Nebel, um zu ver- stehen, welcher Trost in den Worten liegt: Schönes Wetter! Ein unvergeßliches Wohlbehagen überkam den jungen Mann. Außer in den blauen Himmel sollte er in kurzem in die blauen Augen von Miß rucy Blackwell schauen, jener reizenden Toch ter Baltimores, in die er sterblich ver liebt war. Ihre Flammenaugen hatten ihn den anften Blick Lieschens, der zarten Ge- fährtin seiner Kindheit, nicht vergessen lassen, die durch ein stillschweigendes Einverständniß zu seinerGattin bestimmt war. Lieschen, Fräulein Luise von Ava- rede war auch in Mengen. Traurig und still ergeben, sah sie den halben Verrath ihres Freundes, jedoch ohne Groll, denn sie hoffte auf die Zukunft und die Macht ihrer Liebe. Um nichts in der Welt hätte Norbert seinem Lieschen, die seine Knabenjahre verschönt hatte, einen Schmerz verur- fachen können. Wenn er sie so sanft und traurig sah, ohne daß ein bitteres Wort über ihre Lippen kam, empfand er eine unendliche, zarte Pietät für sie, aber er hatte nicht die Kraft, den Rel zeit der schönen Amerikanerin zu wider stehen. Er zögerte, sein Tomizil offen und frei in dem Gasthofe aufzuschla gen, wo die schöne Amerikanerin wohnte, aber trotz alledcm suchte er die Gelegenheit zu zufälligen" Begegnun gen und veranstaltete Ausflüge, die ein Zusammentreffen mit ihr begünstigten. Man wird daher verstehen, welche Wir kung die Wiederkehr schönm Wetters auf sein Gemüth ausübte. Schnell batte er Toilette gemacht und gerakewegS ging er nach dem (iait hause der schonen Amerikanerin. Was : Nitj Niemand nt au, den Beinen?" rief er' aus. Tann schrieb er einige Zeilen aus seine Visitenkarte und schickte sie zu Mi Blackwell. Tiefe Zeilen mußten eine magnetische Iran haben, denn fünf Minuten spa ter brachte ein niedliches Kammerinad- chen in Schweizer Tracht die Antwort: o stehe zu Ihrer Verfügung." Norbert wartete auf der Zerasse iT.Duei en einen :Vin inaaroeu. In ihrer dunigen Toilette und den goldenen Locken, die wallend auf ihren Nacken sielen, war sie in der That reizend. Guten Morgen mein Freund!" sagte sie, indem sie ihm ihre zarte Hand reichte und aus den rosig, angehauchten Gedirgskainm zeigend, fügte sie hinzu: O, sehen cic, wie schon, wie Herr lich!" Aber doch nicht so schön, wie Ihr Lächeln!" bemerkte Norbert. ..Fangen Sie nur nicht so frühzeitig mit Schmeicheleien an," versetzte mali tios die Amerikanerin, es bleibt Ihnen sonst sür den Abend nichts übrig." Ich bin kein Freund von Kompli menten," sagte Norbert, aber Jdnen gegenüber fühle ich immer das Bedürf niß zu sagen, was ich denke." Bald waren sie auf dem Bahnhofe angelangt. Luise und Frau von Ava- rede waren schon da, auch andere Touristen, die in demselben Gasthofe wohnten. Als dck arme Mädchen Norbert in Begleitung der schönen Fremden sah. durchzuckte sie ein schmerzliches Gefühl. Wieder sie! Immer wieder sie!" dachte sie. und fast wollte ihr Herz zerspringen beim Anblick jenes Weibes, das ihr das Liebste raubte. Der Zug! Ta kommt der Zug!" rief Lueg in die Hände klatschend. Eine fröhliche Menge nahm in den Waggons Platz, und der Zufall gestat tete Norbert neben Miß Luey zu sitzen. An der Station Lauterbrunnen stan- den die bestellten Wagen bereit. Ter Morgen war kühl, und fröstelnd in ihre Plaids gehüllt, saßen Miß Lucy und räulein von Avarede auf dem Rücksitze eines Landauers, frischer wie zwei auf- gebluhtc Rosen: sie sahen sich bcobach- tet, und daher Nichte jede von ihnen als die anmuthiqste zu erscheinen, ein Wunsch, der auch minder ehrgeizigen Naturen angeboren ist. Norbert wurde durch das sonnige Lächeln der beiden Madchen ganz ver- wirrt. Beim Dörfchen Stechelberq verengt sich die Straße in einen schmalen Berg steig, man mnßte die Wagen verlassen. Luisens Mutter und die älteren Theil- nchmcr an der Partie, denen eine drei- stündige Bergtour zu anstrengend war, blieben hier, mährend das junge Volk den Weg nach dem oberen Steinberg einschlug. Fräulein Lieschen und Min Lucy wetteiferten mitunter mit einander ihre Kunst als Bergsteigerinnen zu zeigen. Wie zwei Gemsen kletterten sie munter empor, dabei bald rechts, bald links Alpenblunicn pflückend, mit denen sie ihre Hüte schmückten. Und die Alpenrosen ?" fragte plötz- lich Miß Lucy; giebt es hier keine Al penrosen ?" Niemand hatte solche gesehen. Diesen Strauß dem, der mir Alpen- roscn bringt!" fuhr sie fort. Und mit einer koketten Bewegung zeigte sie auf den Strauß, den sie am Busen trug. Aber die armen Burschen konnten lange suchen; nicht eine Spur von Al- penrosen war zu sehen. Die Wände rung ging weiter; die Sonne sandte immer glühendere Pfeile herab. Tie beiden Mädchen hatten ihre frühere Munterkeit verloren und fragten einmal über das andere, wann man am Ziele ein wurde. Als der Weg eine Biegung machte, wurde von weitem die Sennhütte, wie an dem Felsen hängend, sichtbar. n zehn Minuten würde man dort sein, hatte Norbert gesagt, und diese Aussicht rief die ermatteten Lebens geister wieder wach. Miß Lucy schien unermüdlich; mit Leichtigkeit einer Gemse eilte sie voran, so daß ihr Rosa- kleid in der ttxne wie ein rother ivletf erschien. Plötzlich schien sie stehen zu bleiben und rief mit allen Zeichen un bündiger Freude: Alpenrosen! Alpen-rosen!" Alle beschleunigten ihre schritte, und bald konnten sie am Bergeshange eine Unmenge blühender Alpenrosen bewun- dern, die sich wie ein rother Teppich vor ihnen ausbreiteten. Wie schön! Wie reizend!" riefen die jungen Damen.- Schade, daß man nicht hmablangen ann, um sie zu pflücken," sagte Je- mand aus der Gesellschaft. In der That fiel der Abhang in er chreckendcr Steilheit mehr als tausend Meter jäh ab. Aber Miß Lucy nahm den Strauß von ihrem Busen, und einen unwiderstehlich schelmischen Blick auf Norbert werfend, sagte sie: Mei- nen Strauß demjenigen, der mir Al- penrosen bringt ! Norbert entledigte sich der Zachen, die er bei sich trug, und schwang sich über den Felsen. Man suchte ihn von seinein Vor- haben abzuhalten. Halten Sie ein; es ist Wahnsinn !" rief man ihm zu. Lieschen, ernst schüchtern und zurück haltend, eilte vorwärts und bat mit flehender Stimme: Norbert, bleiben Sie! -ie wagen Ihr Leben!" Und als sie bemerkte, daß die Amen- kancrin ihm schelnmebt Blicke zuwart fugte iie errottiend hinzu: lenken S an Ihre Mutter!" Der es war zu Ipat. er junge Mann kletterte den Netten Abhang bi ab. sich am trieft rupp festhaltend. Alle folgten feinen Schritten mit ängstlich Blicken. Plötzlich sah man ihn schwanken Ein Strauch, an dein cr sich fest ge klammert, batte seiner Last nachgegeben und Norbert verschwand in die Tiere. Ein gellender Schrei tönte durch die Luft, und Franlein v. Avarede wurde obnmachtig. Wahrend man sie nach der cenntrntte am objrcn steinberg trug, wollte einer der jungen Männer Norbert zu Hülse kommen. Tiefem aber war es gelungen, sich im nallen festzuhalten; mit meines gegenwart sich an einem Zweige an klammernd, war er wirklich wieder au die Füße gekommen. Komm nicht herab!" befahl er dem Freunde. Tann pflückte er ruhig die ersehnten Blumen, machte davon einen gcwal tigcn Strauß, den cr mit Grashalmen zusammenband, und kletterte, sich am Gestrüpp festhaltend, gewandt miede empor. Norbert vertheilte seine Alpenrosen Tie Hälfte davon überreichte er Miß Lucy: dann, mit suchenden Blicken um sich schauend fragte er: Und Lieschen? Wo ist Lieschen?" Ter Entsetzensschrei des armen in des war nicht bis zu ihm gedrungen Tann wurde ihm daS Vorgefallene mitgetheilt und eine tiefe Rührung überkam ihn. Ohnmächtig!" seufzte er, o die arme Kleine ohnmächtig!" Und unbekümmert um den Strauß den Miß Blackwell von ihrem Busen nahm, eilte er zur cnnhütte. Fräulein von Avarede lag auf einem Bette, bleich und wie träumend. Als er sich näherte, bewegte sie sich. Lieschen, mein liebes, theures Lies chen," rief er und erfaßte ihre weiße Hand. Jetzt schien sie zu erwachen. Es war Unrecht," stammelte sie. groncs Unrecht !" Norbert kniete vor ihrem Bett nieder Verzeihe mir," bat cr, verzeihe! Ich war ein Thor! Jenes Weib forderte mich heraus, und ich wollte ihr zeigen, daß ich keine Furcht kenne. Aber jetzt verabscheue ich sie, well ich Tich liebe, Lieschen, Tich anbete." Tiefe letzte Worte flüsterte er ihr ins Ohr. Ta kam ein Lächeln, ein Zug der Erleichterung auf Lieschens bleiches Gesicht. Sie konnte nicht spre- chen, aber ihre Hand drückte kräftig die des Freundes. Plötzlich hörte man Lärm; die übrige Reisegesellschaft war angelangt. Laß uns hinabgehen!" sagte Lies- chen, Niemand braucht davon zu wis sen." Du hast Recht, mein Lieb," ant wortete Norbert; und auf dessen Arm gestützt erschien das junge Mädchen auf der Terrasse. Tie Amerikanerin war auffallend kalt gegen sie; sie hatte alles verstanden. Nach dem Frühstück machte man sich auf den Rückweg. O wie verschieden war dieser von dem Aufstieg am Mor- gen. Die verführerische Amerikanerin schritt auch letzt den übrigen voran, aber schweigend. Norbert und Lieschen waren die Letzten im Zuge. Am andern Morgen erfuhr man, daß Frau von Avarede mit ihrer Toch ter abreisen würde, um die Saison in Montreux zu beenden, und daß Norbert sie begleitet. Ta ist eine Hochzeit in Aussicht," war die einstimmige Meinung an der Table d'hotc. Auch Miß Blackwell war dieser Ansicht. Sie war, als Norbert sich von ihr verabschiedete, sehr ironisch; dieser aber sagte einfach: Sie haben von mir einen Strauß Alpenrosen ver- langt, und ich habe ihn besorgt mit Gefahr meines Lebens; Lieschen hat mein Leben vorgezogen, und ich biete es ihr. Adieu!" Seltsames Wiederfinden. Eine romantische Scene wird dem Berl. L. A." aus London berich tet : Zwei elegant gekleidete Tamen, von denen die ältere ein wohlgcfülltes Portemonnaie in der Hand trug, gin gen in der Hollway Road an einem Restaurant von der niederen Sorte vor über, als plötzlich ein wild und herun tergekommen aussehender junger Mann von etwa 25 Jahren aus demselben hervorstürzte, der Dame, ehe sie sich be sinnen konnte, das Portemonnaie aus der Hand riß und sich eiligst damit aus dem Staube machte. Der Hülferuf der Beftohlenen brachte schleunigst drei junge Burschen herbei, die Jagd auf den Entlaufenen machten. Es gab eine aufregcndeVerfolgung durch ein Ge wirr von winkeligen Straßen und Gas sen, bis der Gehetzte zu seinem Unglück in eine ihm jedenfalls unbekannte Sack gasse gerieth, wo er von den drei Ver folgern gestellt und gefangen wurde. Vergebens flehte er sie an, ihn laufen zu lassen, er sei am Verhungern und habe die Börse nur aus Verzweiflung gestohlen, um sich etwas Nahrung ver schaffen zu können ; seine Wächter blie ben unerbittlich und hielten ihn mit eisernen Griffen, bis die Damen herbei geeilt kamen. Groß war jedoch ihr Erstaunen, als sie die ältere Dame plötzlich auf die Knie fallen und um Verzeihung für den Dieb bitten ahcn. Im nächsten Moment lag auch dieser auf seinen Knieen und bat die Dame himmelhoch, sie möge ihn eingedenk vergangener Zeilen nicht dem Richt ubenvei'en. Nunmehr gab die Be uomene leoem der drei inneren ein Pfund Sterling unter der Bedingung von dem Geschehenen abtolut nichts zu verrathen, und nachdem sie ihnen noch eine kurze Erklärung gegeben, verließ tie Arm in Arm mit dem liebe den Schauplatz. Wie sich herausstellte war sie eine reiche Hotelbesinerin an dem Seebade Brighton. die vor Ku zem iliren ohn aus dem Haufe gelto ßen hatte, weil sie benimmt glaubt, daß er ihr fünf Zehn Pfund Note genohten bade, iie vermiete Noten fanden sich zwei Tage später doch von dem unschuldig ver'hr,enen Sobnc konnte die verzweifelte Mutte keine pnr entdecken, bis sie ihn als den Tied ihres Portemonnaies, wie oben beschrieben, so seltsam wieder gesunden hat. Ski Ithto Wort. Moritz Sapbir. der bekannte Satiri er. gerieth in den letzten Jahren seines Lebens, die er in Wien verbrachte, mit einem dortigen Literatcn in einen m ocrtrieg, der mehrere Wochen ganze palten zweier Zeitungen füllte Saphir's Gegner nannte ihn wieder holt einen alten, aus der Mode gekom menen Narren u. s. w., und schließlich erklärte er unter der Ueberschrift: Mein letztes Uvort an j?errn aphir, er selbst und jeder anständige Journalist schreibe für die Ehre, während Saphir nur für Geld schreibe Tarauf erwiderte Saphir ganz kurz als sein letztes Wort an Herrn .: Je der schreibt eben für das, was ihm eblt !" Tie witzige Antwort zog die Lacher auf seine Seite und der Federkrieg war zu Ende. Ihr Verlust. Eine Radlcrin stürzt Abends auf der Straße von Straßburq nach Schiltiq- heim. Tas Rad ist be,chädiqt, die La terne zersplittert ; die Passanten bleiben stehen ; einige Herren richten die junge Tarne auf. Einer der Herren fragt ,Est-ce au vous etes fait mal, mademoiselle?" (Keine Antwort; die Radlcrin schaute suchend zu Boden.) Der Herr: ,,Estce que vous avez perdu quelque chose, ina demoiselle?" (Keine Antwort ; sucht weiter.) .m Dcrr : ..Uuest-ce vous chercliez, mademoiselle?" Be harrliches Schweigen der Dame.) Der Herr : No, was suchen S denn, Mainsel?" Die Dame: Mine Zähn '." Kindermund. Mama: Na, Karlchen, war es denn hübsch im Museum?" Karlcheiz: Ja. Mama!" Mama: ..Weint Tu auch noch, was Du Alles gesehen hast?" Karlchen: Gewiß, Mama!" Mama: Na, kannst Tu mir auch sagen, wie die Figuren heißen, die Du gesehen hast?" Karlchen: Ja, Mama, die meisten hießen: Nicht anfassen !" Unsere Dienstboten. Hausfrau, Sie treiben es aber gar zu arg, Minna. Ich habe gestern ge- zhen, wie Sie sich von drei Soldaten ach Hause bringen lienen." Tienstmädchen: Ja, gnädige Frau, heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein es ist zu unsicher auf der -tratze." Hausfrau? Un,icher? Wieso?" Tienstmädchen : Na, ja ! Schon allein die vielen Schutzleute " Empfindlich. Wirthin: Aber, Herr Bummel, war- um kommen Äle denn immer erst des Morgens nach Hause ?" Student: Ja, seh n Sie, ?rau Schmidt, ich kann halt die Nachtluft icht vertragen!" Bffenherzig, Ich komme von der Frau Neehwa- dal, sie sagte mir, Sie brauchten ein Stubenmädchen. Tas muß ein Irrthum sein, ich mache mir meine Arbeiten alle selbst." schade! Tas wär so ein Platz für mich gewesen!" Sarkastisch. Frau Schmatzmaul (einem Herrn weitschweifig erzählend, wie sie ihren Gatten kennen gelernt): Ja, und denken Sie sich, wie wir da ganz welt- vergessen unter dem Baume saßen und ich ihm gerade erzählte " Herr .: Pardon, datz ich isie un- terbreche was für ein Baum war es denn, unter dem le saßen r Frau Schmatzmaul: Tas kann ich wirklich nicht sagen." Herr .V: Jedenfalls ein Pappel- aurn. Cin guter Soldat und Bater. Eine allerliebste Geschichte U'iid ans Laon (Frankreich! berii tit. Tort kam ein zn den Manövern einberufener Reservist mit seinem ixeri:brige,i Kna ben an der Hand in die Kaserne des 1.". Infanterieregiments und erklärte ans die Ai,"0loe:ung, oen Kleinen ,in derweiti i unterzubringen. Folgendes: .Ich habe Niemanden, der ans das Kind Acht geben konnte. Wenn ich es in Paris allein ließe, würde es auf der Straße heruinwildern und schlechte Streiche verüben. Sie zwingen mir einen Tienst auf. der mich daran hin dert. über mein Kind zu wachen. Ich Mitziehe mich nicht dieser Pflicht, aber Sie tonnen nicht von mir verlangen, daß mein Sohn darunter Schaden lei det!" Gegen diese Logik des braven Vaters ließ sich beim besten Willen nichts einwenden und man verstand sich lachend dazu, dem Bürschchen einen Speisenapf und ein Bett anzuweisen, damit es die 'tägige Uebungszeit mit seinem Vater zusammenbleiben könne. Lin gemiitlilichek Kiitfibcr. Ein Herr fuhr vom Leipziger Bahn Hof hinaus nach Plagwitz, allerdings bei greulichem Schmutz. Etwa ls0 Meter vom Ziel entfernt, hielt der Knt scher an und sagte ganz treuherzig: Nu sehn Se nur einmal den Treck, ich muß weeß ttneppchen zwee Stunden an der Kutsche rumpntzen, wollen Sie nicht so gütig sind und des Endchen lovfen 5" Ach so. Patient (an Fettleibigkeit leidend): ,,-agen ie, Herr Tvltor. wie viel Fleisch kann ich täglich bei Ihrer Be- Handlung verlierend" Arzt: Tas kommt daraus an. ick habe einen Patienten, der hat gestern fünfuiiddreßig Pfund verloren."' Patient: Nicht möglich." Arzt: Toch; ich habe ihm ein Bein mputirt!" U?er weiß ? Frau Krüger: ..Na. !rau Mitte, Ihre Tochter sollte ja wohl Lehrerin werden. Ist wohl nichts daraus ge worden, was?" Frau Milke: Ne. Frau Krüger, da war sie zu dumm dazu. Tie lernt über- Haupt niicht bei ihre Dummheit." ?vran Krüger: co, na. da sind Sie wohl sehr unglücklich darüber?" Frau Milke: Manchmal ja. aber manchmal denke ich ooch wieder: wer weeß. wo ihr det mal znjute kommt." Ihr Standpunkt. Ich sage Dir, Lina, beim eS nicht mehr zum Aus- Köchin: Na, Fritze, denn kundige Soldat Militär i halten." janz einfach Fataler Beweis. Richter: Womit wollen Sie bewei- en, daß dies gerade die Strümpfe sind. die Ihnen fehlen ?" Zeugin : Ich kenne sie an den Lü- chern!" diese Im Aquarium. Mann: Schau nur einmal chöne Seerose an!" Frau: Sehr hübsch. so werde ich mir meinen neuen Hut garniren lassen." Anzüglich, Wirth (zum Gast, der sich einen Humpen Wein über die Hose geschüttet an: Las ist wohl durchaeaanaen. was ?" Gast: 0 bewahre der Stoff ist ia wasserdicht!" Ausgleich. Wenn Tich Dein Meister so viel an den Ohren zieht, müssen die ja schließ lich vom Kopfe weit abstehen." chu terlehrlmg: Tarum keene Bange, die Meisterin schlägt sie dafür immer wieder in ihre alte Facon zurück. Renommage. Gast: Auf dieser Speisekarte ist ia alles gestrichen ?" Kellner (ihm in's Ohr flüsternd): Im Vertrauen Renommage die w e i Speisen, die noch zu haben sind, waren überhaupt die e i n z i a e n. die wir kochten!" Neues wort. Tarne (im Badeorte): jetzt für viele Briefe habe, ich bin wirklich eine f ch w e r g e riefte Person! ich Nein, was zu schreiben Widerspruch. Professor: Was weinst bette ?" Babette: Ach. so ungnädig!" Tu. Ba- die Gnüd'ge ist Leine Antwort. Kommerzicnrath (zum stark verschul- beten Baron, der um die Hand seiner Tochter anhält): Sie müssen mir ver- zeihen, daß ich in pekuniärer Hinsicht meiner Beunruhigung über die Zukunft meiner Tochter an Ihrer Seite Aus- druck verleihe." Baron: In Anbetracht Ihrer Ver- hältnisse können Sie darüber vollkom men beruhigt sein!" Scharfe Replik. Ein reicher Schneidermeister H in Riga, der dortigen Edelleuten die Kleider auf den Leib und auf Pump machte, hatte seine Tochter an einen adeligen Offizier vcrheirathet. Turch seinen Schwiegersohn kam er manchmal in die exklusivsten Kreise Riga's, so auch zu einem Baron, wo nur die Haute Poilce und die Spitzen der Kunst ver kehrten. Während einer solchen Gesell schaft kommt der Baron auf H zu. Na, wie finden Sie es hier, lieber ...." fragt er ihn. Sehr gemischt!" antwortet dieser. Ader lieber H ." sagt der Ba- ron, es können doch nicht lauter Schneider da sein!"