Per ftidcno Stricf. linier dcn fielen prunkvollen (Jrslb beut malern dcr alten berühmten iiathc bmle in Saüsbnrt) in England ist ei ne ans dem 1!'. Jahrhundert befmi bers nierkturubui, beim es liegt ein halb vermoderter und vielfach zerfaserter fei teuer 2 trief darauf, ber bett Besuchern ber Kirche als ezros'.e Kuriosität gezeigt ivirb. Es bat damit folgende Be nmnbtnif;: Zur Zeit der Königin Maria hauste in feinein Schlosse nahe bei Salisbury ber Lord Stourton, ber einem Bürger Namens Wrmiill viel l'ield schuldig war. Unter ber i'cnsfe heuchlerischer freund fchaft lockte er Wargill und dessen Sohn z sich in s schloß, bewirthete sie zu erst, und als sie betrunken waren, fiel er mit vier Tienern über bie beiden Unglücklichen her, liest sie ermorden und nachher die Reichen heimlich verscharren in einer fünfzehn Fuf, tiefen Oirube. Toch wurde burch irgend einen Zufall bie Zchanbthat ruchbar. Ter mörderi sche Sckjlofcherr und dessen vier Heiser kamen vor daS Kriminalgericht, das alle fünf von Rechtswegen zum Tode verurtheilte. Pergebens gaben seine einflußreichen Perwanbten sich alle mög liche Mühe, für den voniehinen Mörder Begnabigung zu erwirken. Tie Königin nd der Rathe zeigten sich unerbittlich, deines hohen Ranges wegen wurde ihm als einzige Pergünstignng zuge billigt, dafz zu seiner' Hinrichtung ein seidener Strick benutzt werden dürfe. Und so geschah denn auch die Erecution im März 1557. Tie vier Tienstleute wurden mit gewöhnlichen Hanfstricken, ihr Gebieter aber, der Hauptsnubcr, mit einem seidenen strick gehangt. Tie Reichen der Tiener verscharrte man nach h?r unter dem (Balgen: der entseelte Körper des Lords sollte in der Käthe drale zu Lalisbury in der dort befind lichen Familiengruft beigesetzt werben : soviel hatten die Perwandten doch er reicht. Aber damit war bie städtische Behörde zuerst gar nicht einverstanden? erst nach langwierigen Verhandlungen ließ sie sich bewegen, die Erlaubniß zu ertheilen, jedoch nur unter der Be dingung. das; der seidene Strick, der bei der Hinrichtung gebraucht worden, auf das Grabdenkmal des Lords gelegt werde, zum ewigen Andenken an das Perbrechen und die Schmach desjenigen, der darunter ruhe. Fortan betrachteten die wackeren Biir ger von LaliSbury den seidenen Strick in der Kathedrale als eine der größten Merkwürdigkeiten ihrer Stadt, ja sie wurden im Perlause der Zeit wirklich stolz darauf. Man kann sich also wohl ihre Aufregung erklären, als 230 Jahre nach Lord Etourton's Beisetzung dessen seidener Strick einmal in einige Gefahr gerieth. Im Jahre 1787 erschien näm lich ein interessantes Buch über die Al terthümer von Salisbury und beson ders über diejenigen in der Kathedrale. Tarin war denn auch in gebührender Weise- der auf dem Grabdenkmal des Lord Stourton liegende seidene Strick erwähnt. Nun lebte gerade zu jener Zeit in London ein spleenbehafteter reicher Sonderling, der, von einer sel teuen Sammelwuth besessen, zu einem Privatvergnügen eine Art Museum des Schreckens" angelegt hatte. (5r sammelte mit leibenschaftlichern Eifer die Gipstodtcnmasken berüchtigter Per brecher, soweit er solcher habhaft werben konnte, dann alle Arten von Mordwaf fen, die zur Ausübung von Perbrechen gebient hatten, auch alte Henkerbeile und Richtfchwerter sowie Folterwcrk zeuge, ferner Stricke, die zum Aufhän gen der ruchlosesten Bösewichte gebraucht worden waren. Um diese Stricke zu erlangen, hatte er mit allen Henkern in den drei Königreichen geschäftliche Per bindungen angeknüpft. Er zahlte gute Preise. Sobald ein solcher richtiger Galgenstrick" ihm wohlbeglaubigt zu geschickt wurde, versah er ihn säuberlich init einer Etikette, worauf er die in Betracht kommenden Notizen geschrie ben. und hängte ihn zu dcn übrigen systematisch und chronologisch geordne ien Stricken in seinem Museum auf. Je mehr er davon mit dcr Zeit zusam menbrachtc, dcsto größer wurde seine sonderbare Liebhaberei. Zufällig gerieth das Buch über die Alterthümer von Salisbury in feine Hände, und er entdeckte darin die Notiz über den seidenen Strick. Sofort ent stand bei ihm die lebhafte Begier, den alten seidenen Strick, dies greifbare Andenken an einen berühmten Erimi nalprozeß des 16. Jahrhunderts, für sein Museum zu erwerben, dem nach seiner Meinung eine solche außcrordcnt liche Euriosität zur höchsten Zierde ge reichen mußte. Freilich dachte er sich wohl, daß die Erlangung des seidenen Strickes nicht so ganz leicht fein würde; doch hoffte er durch Geld und gute Worti: alle Schwierigkeiten überwinden zu können. So reiste er denn schleunigst nach Salisbury und begab sich nach der An kunft sogleich nach der Kathedrale, um sich das 'Innere derselben zeigen zu las sen. Anfcheincnb traf er es gerade recht günstig. Tcr fönst mit ber Führung der Fremden beauftragte Küster war erkrankt und lag zu Bett: ein junger Mensch, der bei ihm in Tienst stand, wurde daher beauftragt, den Fremden aus London gegen die übliche Gebühr in der. Kathedrale umhcrzuführcn. Tiefer bewies sich sehr gleichgültig ge gen alle Merkwürdigkeiten, bis er bei dem Denkmal des Hingerichteten Lords anlangte. Richtig, da lag der alte, faserig gewordene Strick, auf welchen sein junger Führer ibn eigens ausmerk sam machte. ..Für den alten Stnck mochte ich gern 10 Pfund geben." flüsterte ber Besucher und Persucher und gab dann durch weiteres Zureben seinem dringen den Wunsche noch mehr Nachdruck. Ter junge Mensch hatte wolil Lust, bas Geschäft zu machen, aber er meinte doch, daß er es nicht wagen durste, den ganzen seidenen Strick versckuvinden zu lassen : würde der Herr aber geneigt sein, ihm die 10 Pfund für die Halite desselben zu bezahlen, so wolle er beide Augen zudrücken und es dem Herrn überlassen, sich ein solches Stück abzu schneiden. Tcr Besitzer des Schreckens museurn war dcirn auch mit dcr Halste zufrieden, da er das Ganze nicht er langen tonnte. Er zog ein Messer aus der Tasche und schnitt die beste Halste des Strickes ab. die er zusammenrollte und zu sich steckte. Nachdem er bezahlt hatte, verließ er die Kathebrale und be gab sich in ein Gasthaus, um dort zu speisen. Ter Raub wurde aber sogleich ent deckt. Ein kleiner Junge, dcr sich un bemerkt in die Kirche geschlichen, hatte den Porgang gesehen ; er rannte davon und schlug Lärm in der Nachbarschaft. Man überzeugte sich schnell von dcr Richtigkeit seiner Behauptung ; der junge Mensch, der als Führer gedient, wurde verhaftet und mußte bekennen. Te Frembcn fand man in seinem Gasthose, und so schwer es ihm siel, er mußte sein Strickende wieder heraus geben unb außerbem noch eine schwere Geldbuße bezahlen. Tie beiben Enden des Strickes wurden geschickt wieder miteinander verbunben, und so liegt denn die sonderbare Euriosität noch heute auf dem bewußten Grabbenkmal. Im Reiter. Von Heinrich Witte, Lieutenant Ernst, ein junger Ossi zier, ber feit einigen Wochen ausgebil bet, nun als Polontär bei der Feuer wehr diente, war der Liebling Aller. Er war bei Kamerabcn, Vorgesetzten und Untergebenen gleich geachtet und beliebt burch seine stramme Tüchtigkeit beim Tienst, seine frisch zugreifende, keck darauf losgehende Thatkraft, durch seinen Gerechtigkeitssinn, seine Freund lichkeit und herzgewinnende Fröhlich seit, unb Jeder wäre im wahrsten Sinne des Worte? für den jüngsten Lieutenant ' ohne Besinnen durchs Feuer" gegangen. Sein größester Wunsch, sein heißestes Sehnen war. endlich ein wirklich großes Feuer zu crlcbcn, niib cnblich an einem heißem Julitage künbctcn die Glocken zeichen: Groß-Feuer." Mit strahlenden Augen, voll Kam pfeslust. sprang Lieutenant Ernst auf den Wagen. Er sollte nun erleben, was er sich so lange gewünscht hatte. Still, fast unheimlich öde blieb das Wachtgcbäudc mit seinen Posten zurück, und brückcnbe Nachmittagsschwüle lag über dem Excrcirplatz, dem Garten mit seinen alten Linden und Nußbaumen, dieser Oase des Friedens mitten in dem Lärm der Großstadt. Nur ein kleiner Theil Reservemannschaft war zurückge blieben; unten im Stall klirrten die Ketten der Reservegespanne, und aus der Hauptwache klang das Lauten des Telegraphen, der die Tcpcschcn von der Brandstelle brachte. Es war ein schwerer, erbitterter Kamps, dcr da ausgcfochtcn murdcr, cinc mächtig große Stätte menschlichen Fleißes, eine Pclvctsabnk, stand in Flammen; all dic Riesenballen der Stoffe wurden verzehrt und vernichtet und füllten die Luft mit schwarzem, er stickendem Qualm. Ernst war eine Schlauchleitung an vertraut worden, und mit stolzer Freude im Herzen betrat er in Begleitung eines Obcrfeuerrnannes. eines älteren, umsichtigen Mannes, den Glocken thurin. . Noch ganz unversehrt war das Ge bände, und man glaubte, von dort aus dem Brandherde beikommen und den rasenden Flammen Einhalt , thun zu können. Es war ein mehrere Stock werke hoher Thurm, dessen einzelne Etagen nur durch offene Gallcricn ge bildet waren. Ter Mittelraum dessel ben war frei, und es waren darin vom Tache bis zum Boden die riesigen Pel vetstücke, die gefärbt worden waren, zum Trocknen aufgehängt. Bis zur obersten Gallcric war dcr junge Ossi zier mit seinen Begleitern und seinem Schlauchrohr hinausgestiegen: als er ans Fenster trat, da sah er rings herum ein wildes, prasselndes Feuermeer, das dic Tächcr der niedrigeren, dicht dabei liegenben Gebäude gierig verzehrte und aus allen Fenstern lodernd zum Him mel stieg. Gerade dicht neben bern Thurm toste die Gewalt des Feuers am wildesten, und wurden sie von dem Eindringen in denselben abgehalten durch eine mächtige Eisenthür, die fort während Wasserstrahlen ausgesetzt wurde, welche zischend und sprühend das glühend werdende Eisen abkühlten. Ta gab Lieutenant Ernst das Signal Wasser". Und als das Wasser in dem Schlauch emporstieg, das er in die Gluthen senden wollte, stieß er das Fenster auf, und die ersten Strahlen ergossen sich prasselnd hinab. Toch was war das ? In einem einzigen Moment, schneller als der Gedanke, schoß cinc mächtige Stichflamme an dcn hängenden Stoffen empor, über die Köpfe dcr Männcr hinweg in die freie Luft hin- aus. Tcr ganze Zhurm. ber eben noch sicher und frei war. war im nächste Moment in seinem Innern eine einzige, furchtbare Feucrsaule. An Reitung war nicht zu deuten, ein Rückweg un möglich, bie Beiben da oben waren ver leren. Lieutenant Ernst lehnte sich zum Fen ster hinaus. Ta unten war auch nur eine tobtbringenbc Tiefe, und über ihn hinweg, als wollte er ihn schützen mit feinem eigenen Leib, lag ber Obers euer mann, ber ihn begleitet hatte. Im nächsten Augenblick verloren Beide das Gleichgewicht, und ehe noch die Unten stehenden bas Furchtbare ber Situation recht begriffen hatten, lagen schon die entseelten Körper zn ihren Füßen. Nicht der Sturz hatte ben tobesinutlii gen Männern ben Tod gebracht, bie Flamme hatte es gethan, die fürchter liche Stichflamme dic mit Gedanken schnelle kam, vor der es kein Entrinnen gab. Enblich, nach lange erbittertem Kampf mußte das heiße, glühende Ungeheuer fein flamineufprübenbes Haupt beugen unter die Gewalt des Menschen, zurück gezwungen sprühte es nur noch hier und da aus in kleinen zuckenden Flüinni chcn. die zwischen dem Schutt leicht un terdrückt wurden; eine Wolke dumpfen Rauchgeruchs lagerte schwer über der Stätte der Perwüstung. In Lieute nants Ernsts Zimmer, in das Linden düste des Gartens hineinwehten, lagen in der Sommernacht die Beiden, die ihr Leben dahingegeben hatten. Frieb liche Stille wieder ringsum, über den Menschen der Schlaf dcr Erschöpfung! Tie Elcmcntc waren wieder in Ruhe, denn sie hatten ihr Opfer gefordert und erhalten. tit beiden Weinreisenden. Man berichtet aus Paris: Ueber einen Kniff, dem zwei Bordelaiser Wein reisende angeblich manchen Auftrag ver banken (er erinnert an den Kniff Kon rad Bolz' gegenüber Herrn Piepen brink) berichtet Francisque Sarccy im Figaro" Folgendes: Pater und ohn sind einreisende und jcdcr von ihncn vertritt ein anderes Haus. Sie machen sich indessen seinen Wettbewerb, sondern haben einen ge rneinsamcn Plan ausgearbeitet, durch den sie fast sicher Aufträge erhalten, bald für das eine, bald für das andere Haus, während sie die Gewinnantheilc redlich unter einander theilen. Einer von Beiben nehmen wir an, der Pater geht zu einem Kunden und macht ihm mit großer Beredsamkeit Angebote. Gelingt es ihm, den Mann herumzubekommen, so ist.s gut; er führt den Auftrag aus und theilt dcn Pcrdicust mit dcm Sohne. Wird er aber, wie das meistens dcr Fall ist, trotz seiner eindringlichen Bcrcdtsamkcit abgewiesen, so sagt cr, bevor er dcn widcrspcnstigcn Kundcn vcrlüßt: Gc statten Sie mir wenigstens. Ihnen meine Preisliste zu lassen!" Er wirb dann wieder so eindringlich, daß dcr Kunde endlich das Papier annimmt. Tas ist dcr erste Akt. bie Einleitung zur Handlung. Zwei Tage später erscheint dcr Sohn. Auch cr macht mit all' seiner Ucbcrredungskunft Anträge. Tcm Umwordcncn wird das fchlicßlich zu vicl und er ruft ungeduldig aus: Por zwei Tagen hat mir einer Ihrer Kollegen genau die gleichen Lobeserhebungen über seine Weine gc macht. Ich glaube sogar, cr stellte billigere Preise, als Sie." ,.Tas ist rein unmöglich. Bitte, zeigen Sie mir doch mal die Preisliste, wenn Sie sie noch haben." Warten Sie, ich glaube, ich habe sie da unter meinen Papieren!" Er sucht und findet sie. Geben Sie sie, bitte, mal her!" sagt der Reisende mit einem leisen An flug von Perachtung. Er nimmt sie, aber kaum sind feine Blicke auf sie gefallen, so nimmt fein Gesicht einen halb verzweifelten, halb ärgerlichen Ausdruck an und er sagt in einem respektvollen und entmuthigten Tone: Ah das ist etwas Anderes! Ta will ich nicht weiter in Sie dringen. Wenn es sich um eine Preisliste des Haufes X handelt, kann ich nichts thun. Ich kann Ihnen gleich gute Waare für denselben Preis liefern, aber besser oder billiger das ist nicht möglich. Tas ist ja das erste Haus von Bordeaux; da ziehe ich mich zurück. Adieu!" Oho!" sagt sich der Kunde, wenn ein Wettbewerber sich so schmählich vor den Weinen eines Kollegen zurückzieht, so muß das eine ganz außergewöhnlich gute Gelegenheit sein!" Und er giebt sofort schriftlich einen Auftrag an dcn Patcr, dcr dann mit dem Sohne den Verdienst theilt, worauf sich Beide in's Fäustchen lachen." Unerwartete Wirkung. Tcr Schnellzug fuhr eben ein. Eine Unmasse von Mcnfchcn wühltc nnd wogte durcheinander, denn zu dcm bevorstehenden Osterfest wollte jeder nach dcr Heimath gelangen. Man ahnte schon, daß es wieder eine Ueber süllnng geben würde, wie immer an solchen Tagen dic ganzc Bctricbs Verwaltung jagte auf dcm Pcrron hin und her alles lommandirtc nnd schimpfte durcheinander es ist cin Jammer, an solchen Tagen reisen zu müssen! Nun war der Zug angekommen, und der eigentliche Schrecken begann. 1.. 2., 3.. 4. Klasse" wurde durch, einander geschrieen, Eoupccthürcn wur- den aufgerissen, jeder wollte sich mit (ieirnilt einen Platz erobern. Alles überfüllt ! Was, kein Platz mehr?" ..Schnell, schnell, wir haben schon Verspätung," schimmle ber Schamier und war wieder verschwunden. Tie beiden Reifenden konnten sich noch immer nicht beruhigen, da war der Zug schon wieder im Fahren. Man stellt ja Hier birelt aus ber Plattform." brummte ber erste, es ist ein Skanbal " Tas lassen wir uns absolut nicht gefallen," bestätigte ber anbere, wir beschweren uns auf der nächsten Sta tion!" Selbstverständlich, Kollege." be tlieuerte der erste wieder, es ist ja uu glaublich!" und nun machten sie ihren Herzen Luft, bis ber Zug wieber auf ber Station stillstanb. Schaffner, bas Befchwcrbebuch!" Tas große Ting wurde gebracht, und nun schrieb der älteste von den beiden Kollegen ein langes Jammerlied hinein: Tie Bahnverwaltnng sollte doch an solchen Tagen mehr Wagen an hängen sie hatten Beide direkt aus der Plattform stehen müssen das ginge doch nicht, da müßten doch Abän berungen getroffen werben, u. f. w. Ter kürze Aufenthalt reichte nicht aus, um all den Groll zu notiren, den sie in sich trugen, die Lolomotive hatte schon wüthend gepfiffen, als das Buch endlich zugeklappt wurde. Acht Zage waren vergangen, und dic Bahnverwaltung hatte nichts von sich hören lassen. Nach vierzehn Zagen endlich kam ein Schreiben, welches den obrigkeitlichen Stempel trug. Es wurde natürlich sofort aufgc brochcn, und da stand gcschricbcn: Ta dcr Aufenthalt auf der Platt- form während der Fahrt verboten ist, so sieht sich die unterzeichnete Ti- rcktion genöthigt, die auf beiliegen- dem Ttrafzettel angeführten beiden Herren zu je 3 Mark Geldstrafe zu verurtheilcn. Tie Betriebsverwaltung. X." tat dücht ehr to wenig." Zrina." scggt Fro Schulze to ehre nigc Magd, dc se erst vör acht Tagen krccgcn hat. Trina, Tu schallst mal utgahn. ick will hüt Nomiddag ecnc lüttjc Kaffccgcscllschaft gcbcn, un bato schallst Tu de Tarnen nödigen. Süh, dc Namen heff ick Ti up düssen Zeddel schreben; un nu gcihst Tu hcn und seggst: Froo Schulze lcct grüßen un laad dc Tamen to hüt Nahmiddag Klock vecr to ccn Taß Kaffcc in. Heft Tu dat verstahn. min Teern?" Jawull, Froo Schulzen, ick will't bestelln." seggt Trina und güng. Na," seggt Froo Schulzen, als Trina weederkam, wart hebbt de Tarnen scggt?" Te Müllen Alle kaamen. Se schie nen sik bannig to frei'n, denn sc lachen alltohoop." Soooo? Trina. lacht hebbt sc? Ach watt, datt hett Ti wull man so dücht!" Tormit güng Froo Schulzen in dc Stuuv. kreeg Teller un Tassen iit'n Schapp un stell se opp'n Tisch, un als se allens fartig harr, ook den Kaffc goor, do kömcn denn ook ehre Güft'. Froo Schulzen fung denn nu ok an, intoschcnken, un gccw dcn Kookcn hcrürn. Te Tamen lcctcn sik nich lang nödigen, man kunn't jüin anschn, datt dc Kaffc schmecht. un dorbi keeken se sik eenanner an un sch'n so vcrgnögt ut, as harr'n sc chr Lcbcn lang noch nich so'n schöncn Kaffc drunkcn. Froo Schul zcn schenkt tum twcct'n Mal in, un dc Tamcn drunkcn turn twcctcn Mal ut. Aß se aber nu jüst ccn frische Kann'n vull cinholt harr, un tum drüttcn Mal inschcnkcn wull. da danken sc allthoop un hinnen sick vor lachen nich hclpcn. Froo Schulzen wuß nich. watt denn passircn düh. und fröög. watt denn datt to bcdüdcn harr. Aber nüinms wullt scggcn. Endlich nöhm Froo Müller dat Wurt und säh : Liebe Frau Schulzen, Sie haben uns ja zu zwei Tassen Kaf fce einladen lassen !" Froo Schulzen wür ganz bestört, doch se bcgreecp sick bald wccdcr un rööp dc Magd. Trina, wat hcst Tu to dc Tarnen scggt ?" fröög sc. Ach Froo Schulzen," süh Trina, un dc Thränen Iceven ehr över de Backen, ick fchüll ja scggcn to ccn Taß Kaffee aber dat mügg ick nich feg gen datt dücht mi doch een beten wenig, un da heff ick seggt to twee !" Ter Lieutenants Trick. Lieutenant Pictor Blue, dcr junge, kühne Offizier, der kürzlich 75 Meilen auf albanischem Boden zurücklegte, um sich die spanische Flöte im Hasen von Santiago einmal genau anzusehen, war früher der Bennington" attachirt, welche vor ungefähr drei Jahren im Hafen von Honolulu lag. Tamals war er Fähnrich und bis dahin hatte cr noch nic als Meßvorstand sungirt. So fort wurde cr für dieses wichtige Amt gewühlt. Licutcnant Blue ist von Na iiir sehr gutmüthig, aber dieser Job" gefiel ihm gar nicht. Seine Abrcch nunqcn stimmten nic, und fast jede Woche mußte cr von seiner Gage zu lcgcn. Zag und Nacht grübcltc er nach, wie er dieses Ehrenamt wieber los werden könnte. Nun ist es Sitte, daß, wenn cin neuer Meßborstand gewählt wird, sich bie Offiziere jcben Tag nach dem Essen wiegenlaffen. um dem Eaterer" zu zeigen, baß sie an Oienuebt verloren haben, feine Verpflegung clfo nichts taugt. Hierauf baute Blue. Er conftruirte sich alio eine große Waage und eines Nachmiitags lud er bie Cifiziere ein. seine Waage zu benutzen. Bei allen zeigte es sich, baß sie ein Pfund an !ewicht verloren hatten. Am nächsten Zage hatten sie wieder je ein Pfund verloren. So ging es mehrere Zage fort. Schließlich hielten die Offiziere eine Perfammluiig ab und beschlossen cin stimmig, Lieutenant Blue wegen ,.Un säbigkeit" seines Amtes zu entsetzen. Blue protestirtc anfangs dagegen, schließlich ergab er sich in fein Schicksal, aber jedes Mal. wenn er feine Waage sah, mußte er leise vor sich hin lächeln. (sin amerikanisches tueü. Zwei Todfeinde, A. und B.. find der Meinung, daß die Erbe für sie alle Beide nicht mehr Raum habe und daß Einer sterben müsse. Um kein Aus sehen zu erregen, nehmen sie ihre Zu flucht zum sogenannten amerikanischen Tuell, wonach Terjenige, ber bie schwarze Kugel zieht, sich ungesäumt aus der Welt zu schaffen hat. und zivar. so wurde in diesem Falle extra be stimmt, durch Erschießen. Tas Loos trifft B. und derselbe reist ab, um ber Uebereinkunft gemäß sich jenseits der Grenze niederzuknallen. Nach Jahr und Tag führt den A. eine Geschäftsreise nach Paris, und wen trifft er dort auf dem Boulevard? Seinen von Gesundheit strotzenden Todfeind B. Wie?" ruft A. indig nirt aus, Sie leben noch? Sie haben die Frechheit, noch zu leben? Hatten Sie nicht dic schwarze Kugel gezogen und sich verpflichtet, innerhalb drei Tagen ein todter Mann zu sein? !" .Allerdings," erwiderte B. gelassen, aber was kann ich dafür, daß ich cin so schlcchtcr Schütze bin? Ich habe brci Mal auf mich geschossen, aber leider jedes Mal gefehlt !" Fatales Mifzverständnifj. Ein sehr bekannter reicher Bankier in Berlin, dessen Name mit F. an fängt, ließ einen Wagcnlackircr kom rncti, um dcmsclbcn dcn Auftrag zu gcbcn, cinc Kutsche neu zu malen. Machen Sie die Sache ganz cin fach," sagte cr, ohne allen Glanz. Ich will sein Aufsehen machen, ich hasse das. Bringen Sie auf der Thüre des wegen auch' durchaus kein kunstreiches Emblem, keine Krone, keinen Namens zng an, sondern nur cin klcincs, ncttcs F'chcn." Gut," sagte dcr Lackircr, cs soll Alles nach Wunsch geschehen." Und richtig. Nach vier Wochen kommt die Kutsche an, ganz einfach, ohne allen Glanz, mit keinem Emblem, keiner Krone, keinem Namenszug) nur auf dem Kutschenschlage befand sich das bestellte, kleine nette Aeffchen. Gut gegeben. Als die Franzosen nach dcr Schlacht an dcr Bcrcsina Rußland vcrlasscn mußten, meldete ein deutsches Flug blatt: Tie Franzosen kehren aus Ruß land zurück, um in Frankreich neue Stiesel zn holen; die Wichse dazu haben sie in Rußland erhalten." Uncollcgial. Sanitätsrath: Nun, was ist wäh rend meiner Abwesenheit vorgekom men?" Stellvertreter (junger Arzt): Zwei Patienten find gestorben, darunter Kommerzienrath Goldstcin!" Sanitütsrath: Tcn hätten Sie mir aber lcbcn lassen sollen!" itt unbilliges Verlangen. Bankier (zn einem Bettler): Sie sind schon wieder da? Augenblicklich gehen Sie hinaus und sagen Sie dcm Ticncr. daß er Sie niemals mehr her cin läßt." Glaubwürdig. Lchrcr: Wclche Gcstalt hat dic Erbc?" Schüler: Tie Erde ist rund." Lchrcr: Und wohcr wciß man das?" Schüler: Tcr Hcrr Lchrcr hat's schon oft gcnug gesagt." Stark beleidigt. Zofc: Gnädigste Frau Baronin, ich muß den Tienst vcrlasscn. dcr Johann war so grob mit mir. daß ich das nicht mchr ertragcn will." Baronin: Was hat er denn gesagt?" Zofe: Er sagte, ich wäre noch düm mcr, als dic gnädige Frau Baronin." Schlau. Warum hakn Sie gerade diese Wohnung gemiethet?" In dem Hause wohnt ein Polizei beamier, und da nimmt sich meine Frau wenn ich einmal spät nach Haus komme vor nächtlichen Ruhestörungen in acht." Zukiinftsfteuden. Nun, Frau Nachbarin, wie war denn dic Fahrt mit Ihrem Herrn Gc mahl in dcm ncucn, lcnkbarcn Luft ballon?" Entzückend, wie eben nur eine Fahrt in einem lcnkbarcn Luftschiffe mit einem lcnkbarcn Manne sein kann!" (sin gerükrles riedcken. Zchon Aenncheii war viel umworben. Toch Niemand erhielt itire Haud. Zum I'iluck ist sein Freier gestorben Aus '!raiu, soviel mir bekannt. Sie haben ilir Körbchen genommen Und trugen es, bis sie zuletzt An günstige Stellen gekommen. Ta haben sie's abgesetzt. Nur einer wrb' von den Banden Ter heißesten Liebe nicht frei: Ob viele Jahre auch schivauben, Sein Herz blieb schön Aennchen treu. Und wenn sie sich sahen wieder. Füllt sich mit Thränen sein Blick. Schön Aennchen war gut und bieder. Es rührte sie sein Geschick. Es schmolz vom Herzen der Schönen Allmählich das starre Eis. Er fühlte gestillt sein Sehnen. Belohnt seine Liebe heiß. Und als er wiedergekommen, Test" Liebe so bauernd und wahr, Ta hat sie gerührt ihn genommen In ihrem dreißigsten Jahr. Tarnung. ' Ob cin Glück bein Herz erfüllt, Ob ein Leid es hart bedränge: Halt' es vor dcr großen Menge Wohl verschlossen und verhüllt. Tenn dein Glück, das wird der Neid Zu zerstückeln sich beeilen Niemand doch wird mit dir theilen. Jeder mehren noch dein Leid. Romaiistvlbliithe. . . . Mit schwarzen Pcrdachte im Her zcn. Groll in dcr Brust, Racheplänen im Gchirn und dcm Pudel an der Leinc begab cr sich zur Gräfin. ' Z?cshaft. Aeltlichc Kokette: .Ich habe noch nic gelogen!" Herr: So sind Sie noch nie nach Ihrem Alter gefragt worden!" Rathedcrblüthe. Professor: Meine Herrn, dcr Beruf eines Asnkarciscndcn ist cin äußerst gc fahrvollcr; dcr Gcdankc, stets mit einem Fuß im Magen irgend eines Kanibalcn zn stchcn, mag nicht angcnchm scin!" Boshaft. Ein Förster gcht mit seinem Tackl in dic nahe Stadt. Wie er von seinen Freunden im Wirthshaus Abschied nimmt, bcmcrkt er, daß sich scin Hund verlaufen hat. Seine Freunde lassen darauf folgende Annonce in dic Zci tiliig setzen: Ein Tackl, schwarz und braun gezcichnct, manchmal auf dcn Ruf Waldl hörcnd. hat sich vcrlaufcn. Um Rückgabe wird ersucht." Ein Ausweg. Erster Porstand eines Vcrcins (zum zweiten Porstand): Weißt D', Sepp, unser Kassier g'fallt mir nimmer recht; in dcr Kass' fchlt's die ganze Zeit und ist doch alles richtig eingezahlt worden; 'rauöwerfen können wir'n aber auch nct, weil er schon bei der Gründung dabei war. Was machcn wir dcnn da?" Zwcitcr Borstand: Weißt T', Hans, das einfachste is, wir ernennen ihn zum Ehrenmitglied, na' kriegt dic Kass' ein Anderer!" Iveiiigstens etwas. Richter: Pon den 4000 Mark, die Sie dein Angeklagten anvertrauten, haben Sie nichts gerettet?" Zeuge: Keinen Pfennig!" Angeklagter (einwerfend): Er kriegt doch jetzt 2 Mark Zcugengeld." Unsere Rinder. Zur Mama kommt wcinend die kleine Marie und beklagt sich, dcr Franz habe sie geschlagen. Tie Schlüge hättest Tu ihm zurückgeben sollen", sagt Mama. Ja, die Schläge hatte ich ihm schon vorher gcgcbcn." Unsere Dienstboten. Tochter des Hauscs (zum Ticnstmäd chcn): Eine Picrtclstunde beobachtete ich jctzt schon einen Unteroffizier, der vor unserem Haus Fenstcrpromenade macht." Ticustmädchcn: Bildcn Sie sich nichts cin, gnüdigcs Fräulein, dcr gcht incinctwcgcn ans und ab." Till Acngstlicher. Schaffncr (zu einem Pafsagicr, dcr neben einer älteren, sehr bissig aus sehenden Tarne sitzt): Ihre Karte ist ja schon abgelaufen warum sind Sie denn nicht ausgcstiegen?" Herr: Ach' här'n Sa ich wolldc schon, awcr dic Tamc da sidzd Sa näm lich uff nicincn Hut." Nicht vorwitzig. Ein Jungc, der vom Feldhüter beim unbcrufcncn Psiaurncnpflückcn ertappt wurde, nahm eiligst Reißaus. Warte doch rief der Fcldwart ich will Tir etwas sagen!" Ach. so ein Jungc wie ich braucht noch nicht Alles zu wisscn!" cntgcgnctc dcr Angcrufcnc und rannte davon. Vom Rege in die Traufe. Tamc: Sie sollen ja behauptet ha ben. ich wäre kokett!" Hcrr: Abcr ich vcrsichcrc Sic. mcin Früulcin. ich habe kcin Wort gesagt; ich behalte meine Gedanken stets für mich."