Freut tvrimtndett, die in hhui,ebender Weife ibrc Pflichten aeaett ihren (Kitten erfüllt, wahrend der Zimt für olle? Schone mW (irrie in ihr rege itt. Edwin widmet t'ick) mit aller, ihm ui Gebote stellenden Eneriiie der Bewirth schattung tetner ausgedehnten Herr scharten. Im Besitze einer Fülle fön praktischen Kenntniisen. gepaart mit wahrhaft humanitärem (Seist, hat er bereit mannigfache günstige Reformen ans seinen (intern eiiuiefuhrt. schulen, kranken- und Verfoniiimi, hanser danken ihm ihre Entslcbniui, wahrend die Privatwohlthatigkeit. welche er int Vereine mit Ellinor übt, feine ('! reu zeit zn haben scheint, Ihren ?portpassionen hat letztere langst ent- jagt, nie hat sie die !!ennchnng gesuhlt wieder ein Pferd ,11 befteiaen. Ihr Liebling Fatima", die schon lanait das (inadenbrod aenient. wir häufig von ihrer jungen Herrin besucht und mit Liebkosungen überbaust. IX'rrcdntet. Tas Städtchen war im schönsten -dirnucf, in allen ('iesichtern war die hellste Freude zn sehen, in Erwartung des beliebten Fürsten und der damit vei bundenen Festlichkeiten. Herr Schlaumeier gen oft die hohe Ehre, vor seinem Haute alle seine Ka meraden in Reib und Glied stehen zn sehen. Irin Mann schritt in sein Haus, um die grosie Zrommel zu holen. Herr Schlaumeier riß die mit einem Kran versehene Ihnr zu dem bewußten Ilci neu Zimmer auf und da stand sie nun. die Krone seiner Ahmst und seines Fleißes, durch das nun wieder gebsinete Zensier von der Sonne hell beleuchtet. Tcr Mann ging vor. mit ein paar (innen hatte er sich die große Trommel mittelst Riemens umgehangen. und einige ersnchsschlage bekundeten den Außenstehenden, daß die große Zrom mel jede Augenblick fichtbar werden müßte. 7 och mit des Geschickes Machten, Ist kein ewiger Bund zu flechten. Und das Unglück schreitet schnell." Dic h'jjbrntc irftcriyenituc. Xortüe rett Öriüt fatenin i'n;S. Tnrd) die herbstlich entlaubten Alleen des Partes von schloß Franfenberg sprengte hoch zu Roß ein elegantes, junges Paar. Tic Tarne war ('.rann Ellinor Frantenbera, und an ihrer Seite befand sich ihr Verlobter, (iras Edwin Türnkrut, einer der reichsten Majoratsherren von Preußisch--chle-sicn. Tik Beiden hatten einander erst kürz lich aus einciii Hosballe kennen gelernt. Tik blühende Schönheit des jungen, erst achtzehnjährigen Mädchens hatte Edwin gcsangcn genommen, so daß er ohne lange zu überlegen bei (iras Frau kcnberg um Ellinors Hand anhielt. Bei diesem fand er das freundlichste Entgegenkommen und EUinor gab ihm ohne Zögern ihr Jawort. Taf, die Beiden einander wenig kannten, kam nicht in Betracht gegenüber der Rücksich ten der Konvenienz. welcher in diesem Falle Genüge gethan ward. Er und sie gehörten dem Hochadcl an, Beide waren reich, somit (irund ge nug für die beiderseitigen Eltern, sich dieser Verlobung innig zu freuen. In diesem Augenblicke jedoch machte pZraf Edwin durchaus nicht den Ein druck eines glücklichen Bräutigams. Schweigend ritt er an ihrer Seite ein her. In der allerletzten Zeit stiegen wiederholt Bedenken in ihm auf, ob Ellinor Frankcnbcrg wirklich diejenige sei. an deren Seite er das erhoffte Glück finden würde. " Er war erst kürzlich einer gefährlichen Eiree entflohlcn, einer Tante der Pari ser großen Welt, mit welcher er ur sprüiiglich nur eine flüchtige Liaison anknüpfen wollte. Tiefes schöne Weib, voll lcidenschaft licher Glittst und Hingebung, dabei körperlos wie ein Schatten, sie schien nur aus Ncrvcn und Spitzen zu be stehen, bildete so recht das Prototyp ei ner hysterischen Französin. Mit raffi nirten Künsten verstand sie ihn festzu halten, so daß cr beinahe ihrem Unheil- vollen Zauber unterlegen wäre. In letzter Stunde raffte er alle Energie zu sammcn und entfloh aus Paris. Tns Schicksal führte ihn bald darauf mit Ellinor zusammen, die in jeder Be ziehung einen Gegensatz bildete zu jener Anderen, und das war bestimmend für seine Wahl. Ellinors Wesen hatte et was frisches, ungekünsteltes; Auf den ersten Blick sah man cs ihr an, daß ihr jegliche Koketteric fern lag. In ihrer äußeren Erscheinung mahnte sie an eine blühende, kraftstrotzende Thusnelda. Ihre Gestalt von mittlerer Größe war von üppiger Rundung der Formen und es schien, als wäre ihre Muskelkraft in einer bei Frauen seltenen Weise ausge bildet. Goldblonde Haare umrahmten ein regelmäßig geschnittenes Antlitz, aus dem ein paar tiefblaue Augen hervor leuchteten. Ohne einen gewissen Zug von Trotz, der sich um ihren etwas zu vollen Mund lagerte, hätte man dieses Gesicht nicht nur schön, sondern auch lieblich nennen können. Eigensinn und Trotz bildeten den Grundzug ihres Wesens. Im Zorne war sie im Stande. Worte zu sprechen, von denen ihr Herz nichts wußte. Tic Mutter hatte sie schon im zarten Kindesalter verloren und ihr Pater, dessen einzige Tochter sie war. verzog sie gründlich, wodurch der Entwickelung dieser Eigenschaften noch Vorschub ge leistet ward. Edwin hatte es wiederholt versucht, im günstigsten Sinne auf seine Braut einzuwirken, jedoch ohne Erfolg. Seine ruhige, ein wenig spöttische Art bildete einen zu großen Gegensatz zu Ellinors leicht erregbarem Naturell. Auch an diesem Tage hatte eine hef tige Mcinungsdifferenz zwischen Beiden stattgefunden. Während der Graf seinen Unmuth zu beherrschen trachtete, überließ sich Ellinor ihrer üblen Laune. Mit zusam mengczogcncn Brauen ritt sie schweigend an seiner Seite. Sie hatten mittler weile den Park verlassen und befanden sich auf offenem, freiem Terrain. Plötzlich zog Ellinor die Zügel stram mer an und begann ihr Pferd in wil dem Galopp zu tummeln. Edwin nahm ebenfalls eine fcharfcre Gangart an, um in ihrer Nähe zu bleiben, konnte sich aber nicht enthalten, ihr diesbezüglich eine tadelnde Bemerkung zu machen. Ellinor, eine ebenso gewandte als un erschrockene Reiterin, setzte über einen Wassergraben von ziemlicher Breite hinüber, ohne irgend einer Ermahnung zu achten. Eben wollte sie dies Kunst stück, diesmal über einen Hügel wieder holen, als ein Schrcckcnsschrci aus nächster Nähe ertönte und Ellinor hatte kaum noch die Zeit, ihr Pferd mit Auf bietung ihrer ganzen Kraft zurückzu reißen, daß es sich hoch aufbäumte, sonst würde sie ein altes Mütterchen, das am Feldrain gesessen war und sich nicht rechtzeitig flüchten konnte, nieder geritten haben. Eine Fluth von Verwünschungen er goß sich über das Haupt der tödtlich er schrockcncn Alten. Tann und wann entschlüpfte auch ein kerniges Fluchwort Ellinors Lippen. Auf das Peinlichste berührt, hatte Edwin diesem Vorfall mit angewohnt, nun ergriff cr mit festem Truckc Ellinors Handgelenke, in englischer Sprache dazu sagend: '..Genug'. Ich bitte sie ernstlich, dieser Szene ein Ende zu machen, denn ich kann ihre Rohheit nicht langer an sehen." Mit Zorn geröthetem Antlitz richtete sie sich stramm in dem Sattel aus und sprach vor Erregung zitternd: Ich glaubt mit größerem Rechte könnte ich Ihnen den Vorwarf der Rohheit machen. Sie haben mich soeben in einer Wei'e behandelt, wie kein Mann von Bildung gegen eine Tarne vor gehen sollte " Eine Tarne fluchen zu hören, ist aber auch etwas, das ich nicht ertragen kann unterbrach sie Edwin. ..uud vollends unter diesen Umstanden. Tie arme Alte hatte ja vor Schreck den Tod haben können, daran dachten Sie wohl nicht?" Lächerlich ! Als ob ein Baucrnweib so zarte Nerven hätte" Ellinor! sprach cr in vorwurfsvol lein lerne, was soll ich Ihncn auf so eine Bemerkung erwidern? Sie sind sich dessen wohl nie bewußt geworden, daß die bevorzugte Stellung, die Sie ein nehmen. Ihnen auch Pflichten gegen tiefer unter Ihnen Stehende auferlegt? Sie haben wohl nie daran gedacht, daß die Armen und Bedrängten in erster Linie ein Anrecht an unsere Theilnahme besitzen, die wir ihnen um so weniger versagen dürfen, je hilfloser sie uns gegenüber stehen. Ein ungc rechtes Geschick hat unsere ärmsten Mitbrüdcr aller Güter des Lebens be raubt, um sie auf uns zu häufen, die wir deren zumeist nicht würdig sind. Tie Aufgabe, die nun an uns herantritt, besteht darin, nach Mög lichkeit zu streben, diese Ungerechtigkeit auszugleichen. Solche Gedanken sind Ihnen wirklich nic gekommen, Elli nor?" Nein, ich gestehe, daß ich nicht die geringste Sympathie für das Volk hege." antwortete fic trotzig. Und so etwas sagen Sie, die Toch tcr Ihres edlen, guten Vaters, und und mcinc künftige Gemahlin, von der ich hoffte, sie würden mich dereinst unterstützen in meinem Wirken" Was zwingt Sie denn eigentlich, mich zu Ihrer Gemahlin zu machen, wenn Sie mich dieser Ehre für so un wcrth halten ?" Was? Ter point d'honneur zwingt mich dazu. Ein Türnkrut Halt sein Wort." Wenn ich Sie aber bitte, dies Wort zurückzunehmen, was dann?" Ejnen Augenblick stutzte cr, dann sprach cr mit schneidendem Hohn in der Stimme : ,',Zu Befehl. Gräfin ! Von dieser Stunde an sind Sie frei !" Sie erwiderte kein Wort. Leichen blasse bedeckte ihr Gesicht, während ein Zittern und Beden ihre Gestalt ergriff. Gestatten Sie, daß ich Tie nach Hause begleite?" frug Türngruk nach einer kleinen Pause. Nein, ncin, lassen Sie mich allein," bat sie mit tonloser Stimmc. Verzeihen Sie, wcnn ich doch dar auf bcstchc, Sie zu begleiten ich kann Sie jetzt unmöglich verlassen. Sehen Sie nur, wie erregt Fatima" jetzt ist, ich sürchte, cs könnte Ihnen ein Unfall zustoßen. Nach diesem letzten Tienst, welchen ich übrigens jeder fremden Tamc an Ihrer Stelle erweisen würde, will ich Sie für immer von meiner Gegenwart befreien. Ich verlasse auf der Stelle Schloß Frankenberg." Jedes seiner Worte, die cr im gleich giltigsten Tone gesprochen hatte, bohrte sich schmerzhaft in ihrer Seele. Und dazu mußte sie sich beherrschen, um von ihrer Erregung nichts merken zu lassen. Sie suhlte sich mit ihrer Kraft zu Ende. Ta sie mittlerweile das Parkthor erreicht hatten, sprach sie abgewandten Hauptes zu ihrem Begleiter : Bitte, wollen Sie mir jetzt den Reitknecht senden, lichwcrde hier auf ihn warten " Einen Augenblick 'zögerte' er, ihrcn Wunsch zu crfüllcn, sein Blick streifte sie flüchtig, dann zog cr grüßend den Hut, wandte sein Pferd und ritt im Galopp davon. So lange er in Sicht war. blickte sie ihm nach, während Thränen in ihre Augen traten, dann ließ sie die Reit peitsche über das Haupt Fatimas" sausen und sprengte wieder zum Park thor hinaus. Sie blickte nicht rechts, nicht links, ihr Pferd immer zu vcrstärktcr Schncl ligkcit antreibend. Endlich schien Fatima" ein eben solches Vergnügen zu finden an dieser tollen Jagd, als deren Herrin. Unaufhaltsam ging es weiter über Stock und Stein, über Sümpfe und Wiesen. Ellinor war schließlich keines klaren Gedankens fähig, sie fühlte nur einen bohrenden Schmerz in der Brust, der allmälig nachließ, während sie so cinhcrstürmte. Plötzlich gab es einen dumpscn Fall ! Fatima" war gestürzt. Blitzschnell hatte sie sich wieder erhoben, Ellinor, die aus dem Sattel gerutscht war. lag einen Augenblick quer über dem Rücken der Stute, sie versuchte die Zügel zu ergreifen, die ihrer Hand entglitten waren, fiel rücklings zu Boden und der lor das Bewußtsein. Mittlerweile hatte Türnkrut den Grasen Frankcnbcrg aussuchcn und ihn von dem Vorgefallenen in Kenntniß setzen wollen. Zu seinem Mißvcrgnü gcn erfuhr er, daß der Graf in Bcglci tung seines Forstmeisters focbcn das Schloß verlassen habe und vor dem Tincr kaum zurückkehren werde. So lange wollte Türnkrut nicht, warten, um Ellinor nicht wieder zu begegnen; so schrieb er in fliegender Hast ein paar Worte, welche dem alten Herrn seine sluchtahnliche Abteile erklären sollten. Als dies geschehen war. wollte er sich ohne Verzögerung zur Bahnstation bc geben. Mit dem Nachmittagszuge ab reisend, konnte er am folgenden Tage i Berlin sein. So sagte er sich und dennoch sand er nicht den Entschluß. sortzugekcn. Ant Fenster stehend harrte er der Rückkehr Ellinors. Als Virtel- j stunde auf Viertelstunde verrann, ohne daß die Erwartete kam. ergriff ihm eine namenlose Angst. Verraucht war aller Zorn gegen sie und nur die Sorge erfüllte ihn, es könne ihr etwas zugestoßen sein. Er suchte sich einzureden, daß Elli nor. die ja eine so passionirte Reiterin war, schon ostmalz mehrstündige Spa zierritte unternommen habe. Sich zur Ruhe zwingend, wartete cr nach eine gute Weile. Endlich vcr mochte cr nicht länger in Unthatigkcit zn verharren ; er ließ rasch wieder sein Pferd satteln, um nach Ellinor Umschau zu Halten. Als cr sie in dem weiten, ausgedekn ten Park nicht fand, schlug cr dic Rich hing nach dem etwa zehn Minuten ent fernten Orte ein. Tort fand er dic Lcute in nicht geringer Aufregung. Ein Mann hatte berichtet, cr habe mit cige ncn Augen dic Fatima" hcrrcnlos ein hcrjagen sehen. Er hatte versucht, sie cinzusangen, was ihm jedoch nicht ge hingen war. TarausHin hatte sich eine Anzahl Münncr und Wcibcr auf den Weg ge macht, die Verunglückte zu suchen. Auf allen Mienen drückte sich unge heuchelte Theilnahme und Besorgniß aus, um die liebe cngclgutc Komtesse, dic den Armen so reichliche Wohlthaten erwies, was Edwin nur mit Stauncn vernahm. Rastlos suchte cr die kreuz und die quer, wo immer cr Hnsspurcit zu sehen glaubte, dazu ihrcn Namen laut rufend. Endlich antwortete ihm die Stimme des Reitknechtes. Näher kommend erblickte er Ellinor am Boden liegend, bleich und mit geschlossenen Augen, während unter dem wirren Haar ein wenig Blut auf ihre Stirne sickerte. Mit einem Aufschrei stürzte er an ihrer Seite nieder. Gottlob, sie war nicht todt ! Sanft bettete er ihr Haupt an seine Brust und horchte gespannt ihrcn rcgclmäßigcn Athemzügen. Tie Kopfwunde schien nur leichter Art zu sein. Er pries den Himmel, der ein schweres Unheil von ihr abgewendet hatte. Mit größter Vorsicht ward die Verunglückte ins Schloß zurückgebracht und schleunigst um einen Arzt gesendet. Ansanglich konstatirte dieser nur eine leichte Gehirnerschütterung, nach ge nauer Untersuchung stellte sich jedoch ein Bruch beider Beine heraus. Graf Frankcnbcrg und Edwin um staudcn ticf erschüttert Ellinors Kran kenlager, die in wilden Fieberphan tasten dalag. Wiederholt rief sie in schmerzlich kla gendem Tone Edwins Namen aus. Tie Vorstellung, er sei ihr fern und sie werde ihn nie wieder sehen, schien sich ihrer bemächtigt zu haben. Mit staunender Rührung gewahrte er zum ersten Male, daß ihr Herz ihm innig und leidenschaftlich entgegen schlug. Welch' unseliger Trotz, der sie be wogen hatte, ihm so lange Zeit ihre Gefühle zu verbergen! Als das Fieber gegen Morgen nachließ, schien sie ihn er erkennen! Als das Fiber gegen Mor zu erkennen. Ein seliges Lächeln ver klärte ihre Züge und sie schlief ein, ihre Hand in der seinen ruhend. Lange Wochen lag sie geduldig und still ohne zu klagen. Beide Beine bis zum Schenkel in Gipsverbänden steckend, machten es ihr zur Unmöglichkeit, sich ohne fremde Hilfe nur im Bette aufzu richten. Mit rührender Dankbarkeit nahm sie die Hilfeleistungen ihrer Ge sellschafterin entgegen, ihrem Vater dankte sie in bewegten Worten für jeden kleinen Liebesdienst und war erst Edwin in ihrer Nähe, dann wich ein glückliches Lächeln nicht von ihren Lippen. Als sie endlich auf zwei Krücken gestützt, zum ersten Mal ihr Lager verlassen konnte, kämpfte sie tapfer ihre Thräncn nieder. Nur äußerst langsam schritt die Bcs serung vorwärts. Ein aus dcr Ferne berufener Professor nahm eine Wasser kur mit ihr vor, die sehr schmerzhaft war und sich nur von geringem Erfolg erwies. Tos eine Bcin war und blieb steif, da dcr Bruch gerade am Knöchel ein äußcrst komplizirtcr war. Tcr Knochcn hatte eine Tplitterung erfahren, was wiederholte operative Eingriffe nothwendig machte. Hatte sie schon vordem, als es sich blos darum handelte, still zu liegen, eine seltene Geduld gezeigt, so ertrug sie nun in wahrhaft heldenmütiger Weise die über sie verhängten Leiden. Tic behandelnden Aerzte konnten nicht Worte genug finden, den Muth und dic Standhaftigkcit des jungen Mädchens hcrvorzuhcbcn. Groß war die Theilnahme, dic ihr von allcn Sei ten entgegengebracht wurde und Edwin hörte auf Schritt und Tritt die Her zensgütc und den wohlthätigen Sinn Ellinors preisen. In eifriger Weise hatte sie stets für dic Armcn gesorgt und nicht nur mit vollcn Händen Äl mosen gcspcndct, sondcrn dcn Lcutcn auch warmes Interesse und Theilnahme für deren große und kleine Leiden ent gcgcngcbracht. Ties jedoch bildete ihr streng gehütetes Geheimniß. Niemand sollte sie auf guten Thaten ertappen, weshalb Sie in Gegenwart Anderer einen Karten Sinn zur Schau trug. oder Aeußerungen that, denen ihr j ganzes inneres Wesen widersprach. I Staunend frug sich Edwin, wie a nur möglich gewesen war. daß rr so lange Zeit den guten Kern, der hinler einer rauhen Sehale steckte, in Ellinor nicht wahrgenommen und ihr so schweres bitteres Unrecht gethan hatte. Nun. da er wußte, welch' einen Schatz er an ihr besaß, schloß r sich mit inniger Liebe an sie an. Von dem Zerwursniß. das zwischen Beiden stattgefunden und die Veranlassung zu Ellinors Unfall gebildet hatte, war nie mehr die Rede. Als Ellinor ihn einmal der bitteren Worte wegen, die sie an jenem Tage zu ihm gesprochen, um Verzeihung bitten wollte, hatte er sie durch Liebkosungen zum Schweigen gebracht, dabei be theuernd, daß er allein der Schuldige gewesen sei. Ellinors Eharakter hatte eine große Wandlung erfahren, all' ihre guten Eigenschaften gewannen in ihr die Oberhand. Sie Hielt stille Einkehr in sich und ging scharf mit sich ins Ge richt. Wohl hatte sie noch mitunter mit Anwandlungen ihre alten Trotzes zu kämpfen geläutert aber ging sie aus diesen Kämpfen Hervor. Nur eine eigenthümlich melancholisch resignirte Stimmung war über sie ge kommen, für welche ihr allerdings schweres Leiden dennoch keine genügende Erklärung gab. Als sie zum ersten Mal ohne Krücken, nur auf Edwins Arm gestützt, Gehver suche unternommen hatte, und nun tief erschöpft ausrastete, sprach sie folgende Worte: Edwin, mein Geliebter! Tie Zeit ist gekommen, da Tu mich bald ver lassen wirst. Ich danke Tir innig sür Tcine Opferwilligkeit und Sorgfalt während mcincr langcn Krankheit. Tcine Nähe hat mich Alles leichter er tragen gcmacht. Ich wcrdc nie vcrgcs scn, wie gut und lieb Tu gcgcn mich gewesen bist unterbrich mich nicht! Es muß endlich einmal klar werden gerade heute fühle ich mich stark dazu. So wisse denn: ich habe gehört, wie dcr Professor zu Papa sagte sie glaubten mich schlafend ich würde mein Leben lang auf dem einen Fuß hinken." Ellinor! Tas ist nicht wahr; Tu täuschest Tich!" O doch! Es ist so, wie ich Tir sage. Tcr Professor fügte noch bei, cs müßte geradezu cin Wundcr gcschchen, wenn ich je wicdcr so wic einst würde gehen können. Mit einem derartigen Gcbrc chcn kannst Tu mich nicht hcirathcn; dies Opfer könnte ich niemals von Tir annehmen. Nein, Edwin, nie und nimmermehr! Schon einmal, in kindi schem Trotz, habe ich Tich gebeten, mir die Freiheit zurück zu geben. Gott allein weiß, was ich damals gelitten habe, als dieser böse Geist in mich ge fahren war. Ich habe auch schwer da für gebüßt. Heute stcllc ich dasselbe Ansinnen an Tich; Tcinctwcgen mein Edwin! Tcnn Tu darfst Tcine Existenz nicht an dic mcinige ketten. Glaube mir, dies mal wird mir das Scheiden von Tir leichter werden, denn es gereicht mir zum Trost, daß ich Tciner , vollen Zu ncigung und Achtung sichcr scin kann; jctzt da ich nicht mehr das launenhafte, eigenwillige Geschöpf von einst bin " Zuneigung, Achtung! Was sagst Tu da? Elli, mein Lieb! Tie Sprache ist viel zu arm, das auszudrücken, was ich für Tich empfinde, erst mein ganzes Lcbcn an Tciner Seite soll es Tir klar machen. Ich kann von Tir nicht lassen; Tu bist mein Sonnenschein, mein AI lcs! Und selbst, wenn cs wäre, daß Tu nic wicdcr Tcine voll Gesundheit erlangen solltest, so will ich Tich stützen, Tich führen, Tich tragen, auf daß Tu im Leben keinen rauhen Stoß füh len mögest. Ter Gedanke, Tir nütz lich, vielleicht unentbehrlich zu werden, hat für mich etwas Beseligendes. Elli, Tu hast kein Recht, Tich und mich unglücklich zu machen; jawohl Tich auch, denn ich weiß cs, Tu liebst mich " Edwins Bercdtsamkett mußte wohl den gewünschten Erfolg gehabt haben, denn als eine kleine Weile später Graf Frankcnbcrg sich zu dcn Bcidcn gcsclltc, warf sich Ellinor an scinc Brust und stammcltc unter Weinen und Lamcn: Papa. Papa, ich bin so selig, wic noch nie in nieinmm Leben. Uno weißt Tu, wem ich zunächst dieses Glück ver- danke? Fatima", dic mich denabösen Sturz machen ließ." Ein Jahr später fand die Vcrmäh lung Edwins und Ellinors statt. Tie Jugend und kräftige Konstitution letz terer hatten bewirkt, daß sie was kei ner der Arzte nach dem unglücklichen Sturz für möglich gehalten den Ge brauch ihrer Beine wieder erlangt hatte. Auf dem einen Fuß hinkte sie zwar noch ein klein wenig, dies thut jedoch der Schönheit dcr jugendlichen Braut keinen Eintrag. Ein Murmeln dcr Bcwundcrung ging durch dic Menge, als sie im langwailen den Brautkleid, mit dem Familien schmuck der Türnkruts geschmückt, an Edwins Seite zum Altar schritt. Tic Bcidcn sind unaussprcchlich glück lich und sührcn eine wahre Mnstcrehe. Edwin tragt seine junge Frau auf den Händen, und Ellinor kennt kein höheres Bestreben, als sich in Allem ihrem Gat ten anzupassen. In ihm erblickte sie ihre Welt. Tas übermüthige, trotzige Mädchen von einst hat sich in eine sanfte, ernste Im Städtchen .. hielt eines Abends der Kriegerverein General - Versamm lung. Als die Tagesfragen alle erle digt waren, kam man auch darin über ein. daß jetzt endlich einmal für die Vereinsmufik eine neue große Trommel geliesert werden sollte. Ter Verein besaß seine eigenen Musikinstrumente und bestanden dic Musikanten aus Mitgliedern des Vcr ein, die für wenig Geld bei oikom mendcn Festlichkeiten die wackeren Va terlandsvertheidiger durch ihr Spicl cr götztcn. Es sollte nun einmal eine neue große Trommel angeschafft wer den, da die alte unbrauchbar, schon unzühligcmal geflickt und daher ihr Ton vicl zu wünschen übrig ließ. Tcr zweite Vorsitzende, Herr Schlau mcicr, sollte nun diese Kommission übernehmen. Ja, mcinc Hcrren, das will ich schr gern thun, ich kenne auch eine gute, leistungsfähige Firma, die uns in jeder Beziehung zufrieden stellen wird !" Tcr erste Vorsitzende erwiderte, daß Herrn Schlaumcicr überlassen bleiben solle, woher er dic große Trommel be ziehe, wüßte cr doch im Voraus, daß dies Geschäft in guten Händcn sei Schluß dcr Versammlung. Zu Hause angekommen, ging Herr Schlaumcicr in seinem Zimmer voller Gedanken auf und ab. Er zcrbrach sich darüber dcn Kopf, wic er bei dieser Kommission hätte cin paar Pscnnigc vcrdicncn können, aber nur. ohnc den Verein in irgend einer Weise zu schüdi gen. Er hegte keineswegs einen schlcch ten Gcdankcn dabci, kostete cs ihm doch auch Mühe genug, all die Gänge, dic man als Vorstand bei einem Verein thun muß. zu machen ; Tank hatte cr dafür niemals, sogar manchmal Unan nchmlichkcitcn. Endlich kam cr auf cinc glückliche Idee. Ja, wcnn cr das richtig anfing, dann konnte er diesmal cin kleines Geschäft dabei machen. Herr Schlaumcicr war cin gelernter Instrumentenmacher. hatte aber dieses Handwerk aus irgend einem Grunde aufgcgcbcn ; vielleicht, daß cs in dem kleinen Städtchen nicht genügend Ar beit für ihn gab, war Spezcreihändler geworden und fühlte sich nun beim Verkauf von Schnupftabak. Kaffee, Zucker ii. f. w. viel besser in seiner finanziellen Lage, als vorher. Was hatte cr denn eigentlich für einen klugen Gedanken gefunden ? Kei neu anderen, als die große Trommel selbst zu machen. Er besaß ja noch das nöthigste Handwerk dazu, und genügende Zeit würde er schon finden. Vor Freuden machte er ob dieses Ge dankens einen Lustsprung und legte sich wohlgemut!? zu Bette. ' Ten nächsten Tag benütztc Herr Schlaumcicr dazu, das zu dcr Pauke nöthige Matcrial aus dcr nächsten größeren Stadt zu holen. Spät Abends kehrte cr zurück, und wcgcn dcr herrschenden Finsterniß (die städtische Beleuchtung hatte keine Kraft diese Finsterniß zu durchbrechen) konnte ihn auch Niemand sehen, was ihm auch sehr lieb war. Hinter seinem Laden hatte er ein kleines Zimmer, das nur durch eine schmale Thüre mit dem Hausflur in Verbindung stand ; in die ses Stäbchen schaffte er all das Zeug, das cr zu seinem Kunstwerk brauchte. Tainit ihn Nicinand bei scincr Arbeit cittdcckcn sollte, verklebte er alle Ritzen der Fensterläden mit Papier und ar bettete bei Licht, und wenn er hörte, daß Jemand dcn Hausflur entlang ging, hörte er auf z hämmern, um sich durch nichts zu verrathen. Nach vieler Mühe und mancher durchwachter Nacht sah er endlich sein Meisterwerk vor sich stehen. Er konnte aber auch wirklich zufrieden sein. Es war ent zückend für Herrn Schlaumeier, sie im mer und wieder anzusehen und ihren donnerähnlichen Klang zu probiren. Im Geiste überzählte cr schon die blan len Thaler, die er dadurch verdient hatte. Er machte nun dem Verein bc sannt, daß die große Trommel ange kommen sei und ein wahres Pracht eremplar genannt werden dürfte. Es wurde nun beschlossen, dieselbe zwei Tage später, an welchem Tage ein Festzu g zu Ehren des kommenden Für sten geplant war, der Vereinsmnsik einzuverleiben. Herr Schlaumeier sah diesem Tage voll Ungeduld entgegen, cr konnte cs kaum, abwartcn, daß sein Kunstwerk an's Licht dcr Sonne kam. Endlich kam der heißcrschnte Tag. Tcr mit dcr großen Trommel bc hangenc Mann wollte eben zur Thür hinaus, als cr mit einem Ruck wieder zurückprallte, cin neuer Anlauf, doch dasselbe Resultat. Ter hinter ihm stehende Schlaumeier war kreidebleich geworden, er versuchte den Mann durch die Thür z drücken, cinc stillc Ahnung kam in ihm ans, dicke Schwcißtropsen standen aus seiner Stirn, dic Sinne drohten ihm zu schwindcn. Ja, warum denn? Nun, Herr Schlaumeier hatte keinen kleineren Fehler begangen, als die große Trommel z i, groß zn machen, als daß sie hätte die schmale Thüre pnssircn können. Ten Außenstehenden schien das aber alles zu lange zu dauern, denn dcr Herr Kommandant erschien im Rahmen der Thüre und sah immer mit fragendem Blick von einem zum anderen, bis ihm der mit der großen Trommel alles in kurzen abgerissenen Worten erzählt hatte. Tas Kritische der Situation so fort erkennend schrie er mit der größten Verwunderung den fast Ohnmächtigen an: Aber Schlaumeier, wie ist denn da die große Trommel hinein ge kommen ?" Toch der Gefragte war jeder Antwort unfähig. Es blieb den guten Kriegern nun weiter nichts übrig, als heute noch einmal mit der alten großen Trommel vorlieb zu nehmen. Vielleicht, daß Seine Turchlaucht nicht das Mangelhafte des Tones bemerkt hat; Herr Schlaumeier aber hat sich da durch unter seinen Kameraden unsterb lichen Ruhm erworben, hat sich aber nie wieder die Mühe gegeben, eine große Trommel zu machen. Hänschcn'ö Aufsatz. Tie Schule." Tas Schulzimmcr besteht aus dcr Wandtafcl, dcn Bänkcn, den Tintenfässern, dem Stock und dem Lehrer. Tie meisten Sachen in der Schule sind alt. nur dcr Stock ist ncu. Wcr spätcr als dcr Lehrer in dic Schule kommt, ist dcr größte Faulenzer und wird durch diesen bestraft. Auf dcr Wandkarte sind Flüsse und Städte ge malt, damit wir sie auswendig lernen miiffcn. Tcr Lehrer hat mit dem Stock cin Loch in's chinesische Reich gestoßen. Mit dem Globus machte cr dic Tonnen sinstcrniß. In der Gesangsstunde streicht dcr Lchrcr dcn Bogen; auch schlägt cr uns so langc dcn Takt, bis.cS klappt. In der Tchulc hängt auch cin Thcr momcter; mit diesem macht man es im Tommer heiß, bis frei ist: der Lehrer sieht so lange darauf, bis 90 Grad sind. In dcr Frcivicrtclstunde essen wir cinc halbe Stunde lang unser Brod. Ter Schulinfpektor lobt uns immer, aber der Lehrer ist doch froh, wenn er wieder fort ist. In der Turnstunde springen wir über den Bock; der Lehrer springt zu erst, dann springen wir auch und stärken unsere Glieder. Ter Lehrer macht uns zu ordentlichen Menschen; denn Fleiß bricht Eis. Wer Aepfel stiehlt, kommt einen herunter, wer sie aber dem Lehrer stiehlt, kommt zwei herunter. Wcnn dcr Lehrer Orgel spielt, treten wir ihm den Balg und singen zweistimmig dazu: wenn man ihm den Balg zu arg tritt, quietscht die Orgel. langlebige Prozesse. Bei keinem deutschen Gerichtshof dürfte sich ein Prozeßverfahren wohl jemals so lange hinschleppen, wie das bei französischen Gerichten wiederholt vorgekommen ist. Lei diesen vcgctiren wahre Methusalems von Streitereien. Ein solcher Prozeß wurde 1210 vom Grasen de Revers gegen die Einwohner von Tonzy angesprengt, und dieser dauerte glücklich bis. ..1842, d. h. i32 Jahre lang! Ein zweites Gcrichisver fahren, das 1254 von dcn Bewohnern von Eampan gcgcn dic von Baguörcs cingclcitct wurdc. zog sich bis I8!'2, also (8 Jahre hin. Ein dritter Pro zeß aber, auch 1254 angestrengt von den Streitköpfen in Eampan gegen vier Törfer in Aneau. ist noch nicht zu Ende und sieht sür einen Scchsciiihalbhun dcrtjährigen sogar noch recht munter aus. In allen drci Fällen handelt cs sich um recht herzlich unbedeutende Wald- und Wcidegerechtigkeitcn. Köchin (zum Soldatcn, dcr in der Speisekammer beschäftigt ist): Paul, laß mir sein für die Herrschaft auch was übrig !"