Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 29, 1898, Image 11

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    iu für die Freiheit.
T cm MiUidien uadiaalili von .1. cindit.
3 ii)Pii feit Dickn Jahren Uuir ick) als
VottMtiotiuf uljrcr angestellt. vi habe
meine Maschine lieb gewonnen und
nible mich nirgend- wvhler als ans der
Plattform, freilich werden wir nicht
w geachtet wie Kapitäne der Tampf
schiffe, obgleich auch wir das Leben von
Hunderten in der Hand haben. lies
toinmt aber wobl daher, weil wir lein
äußeres Z.eicheit haben, das uns den
Paiiaiticre kenntlich macht. Trotzdem
erfüllen die meisten Don uns ihren Be
ruf gern, und allen Votoinotiof ubrern
treten Z brauen in die Augen, wenn sie
turn ihrer Maschine Abschied nehmen
muffen.
Auf den Hauptstrecken der englischen
Bahnen liegen vierfache Geleise, für
den Schnellzug- und Perfpncni,tuu'cr
lehr, so das? zwei in gleicher Richtung
fahrende Zuge immer nur durch ein
Gleis von einander getrennt find. An
einem Zage im Herbst des Wahres
188. .wurde eine billige Sonderfahrt
von Portsiuoutb nach Waterloo veran
staltet, ich weis? heute nicht mehr, aus
welchem (Grunde, Ich war bestimmt,
den Zug nach Portsmviith zurück uibrin
gen. Wir fuhren um i Uhr 27 Minu
ten ab, hatten aber vor unserem Be
stimmnngsort nicht zu halten. 1a wir
einen anderen vor uns abgefahrenen
gewöhnlichen Zmi Überholen mußten,
uns aber lein anderer Zug entgegen
kam, benutzten wir das linke Gleis, so
daß wir dem rechten Echnellznggleis
recht nahe waren. Um 0 Uhr X Mi
nuten fährt von aterloo ein Erpreß.
zng ab, der in 3onthampton Anschluß
an das .tinualboot hat, uns also über
holen mußte.
Wir hatten die Station Namsvark
gerade passirt, als ich den Schnellzug
nahen hörte, der im nächsten Augenblick
neben uns war. In diesem Moment
erhielt meine Maschine etwas mehr
Tnnipf, deshalb blieben wir eine Weile
fast nebeneinander. Ta bemerkte ich,
das; sich im (5zpreßzngc an der Seite
unseres Zuges ein (Jouvee erster lasse
öffnete. (Weich darauf war der darin
fixende einzige Passagier auf das Tritt
brett getreten, hatte sich zum Sprunge
bereitet und sprang auf die Plattform
meiner Maschine. In einem Anfalle
von 3chreek erfaßten der Heizer und ich
den Ankömmling und brachten ihn in
Sicherheit. ' Wahrend der Heizer Koh
le auswarf, sagte er leise zu mir: Ich
glaube, der ist verrückt!"
Als wir eine kleine Station passirt
hatten, wandte ich mich dem fremden
wieder zu. Er war ein junger Mann
mit glaltrasirtem Besicht und gutem
Anzug, der todtenbleich und zitternd
vor mir stand, denn die Plattform einer
Lokomotive ist für Neulinge ein etwas
unangenehmer Aufenthalt.
Wissen Sie auch, daß Sie einen
tollkühnen Sprung gemacht haben?"
fragte ich. Was hat Sie dazu veran
laßt ?"
Ich war dazu gezwungen!" war die
Antwort.
Gezwungen? Von wem denn? Sie
waren doch allein im (5oupcc, soviel ich
sehen konnte."
Ja, ja, ich weiß. Aber ich war
trotzdem gezwungen und will alles er
zählen. Ich wollte entfliehen, dies war
der einzige Weg."
Entfliehen ? Vor ivern denn ? Bor
der Polizei ? Sie irren aber sehr, wenn
Sie glauben, daß wir Sie nicht aus-
liefern werden."
Nein, nein, nicht vor der Polizei,
denn ich bin kein Perbrechcr. Hören
Sie. was ich Ihnen erzähle: Ich gehörte
einer geheimen Perbindunq von ?uhi
listen an. 5s würde eine zu lange E!o
schichte werden, wenn ich erzählen wollte.
wie ich in die Gesellschaft kam. Wenn
aber jemand Mitglied ist, wird es
schwer, wieder Herauszukommen. Ich
Hätte alles Mögliche gegeben, um wie
der frei zu werden: es war aber alles
umsonst. Eines" Abends in der vorigen
Woche Hielten wir eine Versammlung
ab, in der ein Anschlag berathen wurde.
Genaueres darf ich nicht erzählen, aber
ich kann Ihnen sagen, daß es sich um
die Vernichtung einer hochstehenden
Person auf dem Kontinent handelte.
Wir zogen das Loos, um den Ausfüh
rcndcn zu bestimmen es fiel auf mich.
Vergebens bat ich, mich von dein Auf
trag zu entbinden, der Vorsil)cndc er
inncrtc mich an meinen Eid und fügte
hinzu: Tas Loos ist auf Tich gefallen,
Ihr müßt die That ausführen. Wenn
Ihr verzichtet oder zögert, giebt es nur
eins, das ist Euer Tod. Glaubt nicht,
ihm entfliehen zu können. Bis Tonncr
stag werdet Ihr sorgfältig überwacht,
am Abend dieses Zages benutzt Ihr den
Schnellzug nach Southarnpton und
fahrt via Havre nach Paris. Ihr fahrt
deshalb über Southamton, weil diese
Linie am wenigsten benutzt wird. Ihr
fahrt allein, aber jeder Eurer Schritte
wird überwacht. Glaubt auch nicht,
daß Ihr den Zug aus freier Strecke
zum Halten bringen und so entfliehen
könnt, denn zwei Verschworene befinden
sich im Zuge, die (such auf Schritt und
Tritt überwachen. Tas Gleiche geschieht
in Havre und Renten, wo ihr Aufent
halt habt. In Paris werdet Ihrüvon
Verschworenen erwartet die Euch immer
begleiten werden. Ihr seht also, es ist
alles umsonst!"
Erschöpft hielt der Freude einen Au
genblick inne.
Aber woher wissen Sie denn, daß
Ihre Wachter auch wirklich in Waterloo
den Zug bestiegen haben ?" CD
Bei Abfahrt des Zuges wurde mir
ei kleiner Zettel in Eoupee geworfen,
der mich daran erinnerte."
Haben 3 ir den Zettel noch bei sich ?"
Nein, ich sagte Ihnen schon, daß
ich in meiner Verveiflung nicht wußte,
was ich thun sollte. Schon wollte ich
den Sprung wagen, als ich Ihre Ma
fchiuc bemerkte. Tie Entfernung, war
nur gering. Teshalb ermannte ich
mich und sprang."
So weit waren Sie gekommen,
aber was soll nun weiter geschehend"
Können Sie mich nicht nach der
Außenseite absteigen Innen ! Ich müßte
sonst ja den Behörden den Eirund an
gebe, dies mochte ich verhüten."
Ich aber mache mich eines Tienst
vergehen schuldig. Außerdem." fugte
ich hin;, weiß ich ja garnicht, ob
Ihr? Geschichte wahr ijl!"
Ich schwöre es. Uebrigens weiß ja
Niemand, daß ich hier auf Ihre Ma
schine war. Wenn man erfahrt, und
durch die Untersuchung würde es nich
bar werden, daß ich auf diese Weife
floh, wird man mir nachstellen, und ich
komme nicht mit dem Leben davon.
Geld habe ich genug bei mir. um in s
Ausland zu entkommen."
Ich sah zu meinem Heizer hinüber,
der mir zunickte. Als wir vor dein
Bahnhof in Portsinonth hielten und
auf das Einfahits - Signal warteten,
ließ ich den Fremden absteigen, der mir
zum Tanke einige Goldstücke in die
Hand drücken wollte, die ich ober ab
lehnte. Einige Tage vergingen. Ich hatte
gerade meinen freien Tag, als der
Heizer bei mir erschien, mir eine Zci
hing brachte, sie entfaltete und auf eine
angestrichene Stelle zeigte. Mit Er
staunen las ich :
Gehcirnnißvollcs Verschwinden eines
Verbrechers. Am Tonnerstag Abend
verschwand auf geheimnißvollc Weise
ein Verbrecher, den die Polizei schon
sicher in ihrem Gewahrsam glaubte,
der Inhaber der Vereinigten Euro-
päischen und Kolonial Bank, der sich
große Unterschlagungen Hatte zu cck)ul
den kommen lassen. Am genannten
Tage wurde er Abends (J Uhr 35 Mi
nuten bemerkt, als er im letzten Augen-
blick in Waterloo den chiiellznq nach
Southaiupton bestieg. Tcr Geheim
Polizist folgte in demselben Zuge, sand
aber den Verbrecher in onthampton
nicht mehr vor. Ter Zug hatte unter-
wegs weder gehalten, noch war die
Nothbremsc gezogen worden. Man
nimmt deshalb an, daß der Gauner sich
aus seiner Flucht nach dem Festlande
im letzten Augenblick entdeckt sah und
in seiner Verzweiflung aus dem Zuge
sprang, obgleich man bisher keine
Spur von ihm entdeckte."
Was sagen Sie dazu?" fragte mein
Heizer.
Nur das, daß wir schweigen müs
sen," kntgcgnctc ich. Er war übri
gcns der beste Lügner, den ich jemals
traf."
Iolni Ritsch will dabei sein.
Ihst Neu York, Eiptembcr dc finftc
d. M. Ivnings Staats-Nuhspüper
ükroß die Brifch.
Mister Editer!
Thun Sie incr doch de ccnzige Ge
falle, Mister E.ditcr, un fixe Sie's
tnit'in Govcrment, daß ich als Telcgct
at largc geschickt werd. Ich that for
rnci Lebe gern derbei sein, wann näni
lich selwige Friedens- und Abrüstungs
Konwentschen abkimmt, wo der Zar von
Ruschä die Moschen derfor gemacht Hot.
Tie Juneited States müsse enihau
derbei ripresentcd sei, un ich müßt werk
lich nct, wen rner sonst schicke könnt,
exeept mich. Tcnn daß bciso crcr Ge
legeheit, wo lauter Kings un Empcrcrs
bcisamme fein, ziemlich was gespcut
werd un kanscqurntli die Juneited
States bei enic Mann ripresentcd fei
müsse, for den Erpenses kee Abschcckt
sein, des ls doch so klier wie Klösbrüh.
Un uct alleenig dessentwege, sonnern
aach üwwerhaupt. Tenn, biete loffe
derfe mer uns nct, Mister Editer, aach
nct in Tiplomcfsie.
Ich sein nor neugierig, Mister Edi
ter, ob die Tlitch Minnie, ich meen die
Quccn Wilhelmine vun Holland, Bei
ginm un die Niederlande, aach zu der
Konwentschcn kimrnt. Tcs thät die
Sach enihau e Bißle leivli mache.
Awwcr leid thät mcr's thun sor die
Quccn Victoria, dann wann die Quecn
Wilhclmine kimrnt, da werd sor die alte
Lady nei viel ze mache fein.
Wann Sie es for mich fixe, daß ich
hingeschickt werd, da schick ich Ihne aach
Speschcll Riports un Tclcgraff-Korrc-spondenzes
bei Wcicr.
Ich könnt Ihne schnn jetz die ganze
Gcschicht auffchreiwc, wie es tiniine
werd. Ich weesz nämlich bei Erpiriciiz,
daß so Lovcscasts gewöhnlich mit crcr
allgemeine Keilerei aufhörn.
Also am erschte Tag da is Acrrcivcl
un Begrüßung vun die Tclegats. (tu
Telegats sein nämlich erfept die Niprc-
sentätiss vun c Paar NipöblickS, lauter
Kings, QuccnsuiidEmpercrs.) Abends
is rtcsttoininerS un Van kett im die Tc
legäts wem vom Mal?or von der Zitti
begrüßt un kriege des Fricdom vun der
Zitti. Cf counc gebt s da nix wie
-champähn un des theuerste delikate
Esse. Bei dem Bankett werd os Course
der Emperer William e Paar vun seine
Ertra-Aftcr-Tinncr-Zpictschcs laslasse.
ia ftnimt I dann händig erci, wann
die Juneited, States cn.Mann wie mich
UN
de
er
geschickt len. wo einige Zeit ready
übel is. en 2 rast ;e antworte.)
Am nerte Tag is Mietling, es wer
Kaminitli an Kredentichells un an "M
folu'chens appoint. 1er Zar macht die
pening Adre. Und dann gehl s los
Es wem Refolut'chens aeo"ert. daß all
Pauers ihr Armies ausmustern, ihre
Kanons vernagle un ihr Guns un :hci
els taput schlage oder ins Wast'cr
schmeiße solle.
Tann werd jede vu die Pauers
Ameiidment onern. daß es noch fchn,
des oder Selwiges hawive möcht, bevor
das, der Friede diilart werd. ,traw
werd Elfaß-Lolhringc un des Rhein
ufer hawwe wolle. Ruicha werd Ehina
England Afrika u Asien, korz Jeder
werd was der'or haivwe wolle, das,
in der Zukunft kee Tfchans mehr bot
sich was zc neinine, un eh daß men
denkt, werd der größte Feit losgeh
des Mietling werd adfchörnt. Abend,
is wieder Kommers. Bankett un Hof
ball. Am nertc Tag bei der Mietung
ivern wieder vrledeusrelolutcheiis ge
ofsert un es werd neis getalkt, in speit
daß schun jeder vun die Empcrcrs un
Kings heim getelegraNt bot. ste tollt,
der!,,-,,,, alles readn hawive for eil War
f course acht der Tveit üwu'cr die
Amcndmcnts wieder los un es sollt mich
gar nei wiinnern, wann noch bivor dej
Adfchörnment feini Tcii ac macht werd
die Kings un Empcrcrs sich alle on tbc
fpot gcgcfcitig de War ditlart heu.
Gcivwe Sie or Acht. Mister Editer
ob es nei so kiinmt un ob es nct en
ierchterlichc Krach aebt. man die mg
un Emvcrcrs un Nivresentätiffs vun
Ripoblicks emol all minander bcisamme
fexit und da Jeder auslind. was cm der
Anncre hinncrrücks schun vor Tricks ge
spielt Hot mit Heimliche Bündnisse im
lauter so :achc.
Tcn Fon möcht ich nct misse. Mister
Editer. Wann Sie's nct fixe könne,
daß ich als Telegät oder Ripresentätif
geschickt werd, vertchasse ie iner enyhau
e Prarn.
Ich thu aach emol was for Ihne
Mister Editer.
Mit beste Rigards
Z)ourS
John Ritsch Esg
?ie Malrahnschcn Juwelen.
Im Jahre 17!!0 hatte der Lieutenant
v. Winterteld. der ich spater als Ma
jor in Friedrichs des Großen Ticnstcn
heldenhaft hervorthat, eine Anzahl
preußischer Unteroffiziere von Berlin
nach Petersburg zu fuhren, da die
Kaiserin Anna ihr Heer durch tüchtige
Trillmcister" des Soldatenkönigs
Friedrichs Wilhelm des Ersten nach
preußischem Muster zu organisiren ge
dachte. Bei der iaalichen Anwesenheit
des jungen Lieutenants im Haufe des
russischen Feldmarfchalls Munnich sah
Winterfeld die Nichte desselben, die als
erste Petersburger Schönheit gefeierte
Gräfin Malzahn, welche Hofdame der
Prinzessin Elisabeth, der späteren Kai
senn, war. Bald entmann sich Zwischen
ihnen ein heimlicher Roman, der jedoch
bald tur beide yeite an,,cylsios war.
weil die Malzahn sicher wußte, daß
weder ihr Qheint noch die Kaiserin die
Einwilligung zu der Bcrbindung geben,
ie viciinciir am vsc zunicnjuncii
würden. Sie kamen übereilt, ihr
Herzensgeheimniß sorglich zu verheim-
ltchen und abzuwarten, viS intersetd
nach Berlin heimackommen sei und sie
Gräfin Malzahn einen Besuch
in Teutschland bewerkstelligen könne.
Winterfcld erhielt bei eine Rückkehr
die Genehrniauna Friedrichs Wilhelms
des Ersten zu feiner Heirath und die
schone Malzalm, durch den vielievten
davon benachrichtigt, bat sogleich ihre
.fim-in die Prinzessin Elisabeth. UM
Erlaubniß, auf einige Monate nach
Teuischland reisen und die freunde
ihrer Jugend besuchen zu dürfen.
Mikirauifch faate Elisabeth: Ich
bin überzeugt, du kommst nicht wie
der !" Tie ' Malzahn versicherte das
Gegentheil. Nun out", lautete endlich
Elisabeths Entscheidung, ist es dein
Ernst, daß du mir treu bleiben willst,
so laß mir deine Juwelen zum
Pfand !"
Schon glaubte Elisabeth, welche
wußte, daß' die Juwelen der Malzahn
einen Werth von 100.W0 Rubel hat
tcn und ihr einziges Vermögen aus
machten, die Hofdame in der schlau
gelegten Schlinge gefangen zu haben,
allein nach wenigen Stunden händigte
die Malzahn, zur Abreise fertig, der
Prinzessin ihren ganzen Juwelenschatz
ein.
Wer nicht nach Petersburg zurück
kam, war die schöne Gräfin, welche
lieber ihr Vermögen darangeben, als
auf den Geliebten verzichten wollte.
Sie wurde Wintcrfeld'S glückliches
Weib.
König Friedrich Wilhelm der Erste,
der bald von den näheren Umständen
des RomanS seines Lieutenants unter
richtet wurde, dachte nüchterner und
iirnftiniVr als das neuvermählte Paar.
welchem die Einbuße der 100,000 Ru
bel nicht sehr zu Herzen ging. Er sor
derte durch seinen Gesandten am russi
schen Hos die Juwelen der Frau Licu-
tcnant v. Wintcrscld zurück, jedoch der-
. r i r r . i , t. fs' f. i . "If. Ti
gevuai. vriiiaoein viicv iauv. ccmii
nachdem sie 1741 den Thron bestieg
und jetzt durch Friedrich den Zweiten
gemahnt wurde, die Malzahn scheu
Juwelen herauszugeben, erfolgte ein
abichläaiaer Bescheid. Kur?, die Mal-
zahn'schen Juwelen blieben in Ruß-
land.
Prsscfforendumor tr 3m jaltrrn.
Am Ausgaitg des . Jahrhunderts
erfreute sich der Professor der Tich!
kunst. Friedrich Zaubman zu Witten
derg. als witziger und geistreicher Kopf
allgemeinen Ansehens, und der Schnur
ren und Aneldoten, die über diesen ge
lehrte Herrn umliefen, waren nicht
wenige, besonders ergotziiZ, ttt die er
Nnderiiche Art, mit der sich der err
Pro'esior die. wie es scheint, des ottern
verlorene iiunst am iur'urstlich sachsi-
scheu Hof stets wieder zu erobern wnr-.te
So hatte, wie die Magdeb. Ztg." er
zahlt, der damals regierende Kurfürst
hnltiait II. tu seinem aus irgend
einer Ursache gegen Zaubmaitn erwach
ten Groll den Befehl ertheilt, die Hunde
gegen den Professor zu hetzen, sobald er
sich wieder bei Hof sehen ließe. Taub
mann erfuhr hiervon und traf feine
Anstalten. Mit drei lebenden Hafen,
die unter feinem Mantel wohl verhör-
gen waren, machte er sich auf den Weg
Kaum hatte er den Schloßhos betreten.
als auch schon etliche Hunde gegen thu
gehetzt wurden. Ter erste Hase wurde
in Freiheit gesetzt, die wilde Jagd hin-
ter diesem begann und unser Professor
gelangte vergnügten Sinnes bis zur
Zrcppc. Hier wurde bei den Angriffen
anderer Hunde das gleiche Manöver
wiederholt, bis vor dem Zimmer des
Gewaltigen das kurfürstliche Windspiel
seinen Angriff machte. Gegen diesen
Feind erfüllte das dritte Exemplar der
amilie Lampe feinen Zweck. Unbe
hindert betrat der findige Professor des
Kurfürsten Oieinach, der sich über die
gelungene List Taubiuauns freute und
ihn wieder in Gnaden aufnahm. Toch
bald zogen sich erneut die turmwolken
zusammen: dein Gelehrten wurde die
bis dahin gewährte Holzlieserung ent-
zogen. Bei einem Besuch weidete sich
nun der Kurfürst an der grimmigen
Kalte, die bei dem strengen Winter in
der Taubinann IchenWohnunq herrschte,
bis der Professor dem hohen Herrn er
klärte, daß es bei ihm nicht warm wer
den wolle, obgleich er für 10 Thaler
Holz im Ofen habe. Ihr seid nicht
klug", erwiderte der Kurfürst, Holz
mag wohl im Ofen sein, aber gewiß
kein vener." O ta, auch .veuer
Wollen sich Eure kurfürstlichen Gnaden
selbst bemühen, hineinzusehen?" Ta-
mit öffnete Taubinann die Ofenthür,
und siehe, die Baßgeige (der Professor
war ein Meister aus dieser) lag im
Ofen und daneben stand ein kleines
brennendes Lämpchen. Tie Ungnade
war auch diesmal abgewendet. Taub
mann war stets fröhlicher Laune. Auf
die ,rage seines Beichtvaters Baldum
nach der Ursache dieses ständigen Ver
gnügtseins erhielt er die Antwort:
Warum soll ich nicht fröhlich sein, ich
habe so viel, als ich brauche. Giebt
mir Gott auch keinen Frankenweiit, so
giebt er mir einen weniger guten: giebt
er mir auch diesen nicht, so giebt er mir
Kuckuck (ein Bier). Und ist auch das
nicht da, nun. gottlob! so ist noch Was
ser in der Elbe. Ter Trank ist mir
sicher. Tiefes Fischbier ist mein tägli-
ches Tischbier.
In, Jahre 1613 starb dies Wittcn
berger Original. Man fetzte ihm fol-
gcndc Grabschrtft:
Muß gleich Taubmann's Leib in dieser
Gruft vergehen,
So wird sein Nachruf doch, trotz Erz
und tcin bestehen.
Und das hat sich bei dem Schalk bc-
wahrheitet.
Tie Weckuhr.
Taß ein Lieutenant einen thörichten
Burschen hat, kommt häufig vor, und
daßer glücklicher Besitzer einer Weckuhr
ist, kaun beinahe als Regel betrachtet
werden. Was aber dem Lieutenant
Tcwitz mit seinem Burschen Kacz-
rnarck und seiner Weckuhr passirt
ist, das dürste selbst den alten Bcn
Akiba Lügen strafen.
Eines Tages hatte Kaezmarek so
lange an der Weckuhr hcrumprobirt,
bis sie ob der ungewohnten schlechten
Behandlung stehen blieb, und Kaezma-
rck von feinem Herrn den Befehl erhicrt,
sie beim Uhrmacher wieder in Ordnung
bringen zu lasten. Als Lieutenant
Tcwitz Tags darauf die Uhr wieder
munter tickend auf seinem Schreibtisch
findet und fragt. Was hat die Re
paratur gekostet?" gainst der Bursche
vergnügt und sagt: Nichts. Herr
Lieutenant!"
Nichts!" fragt dieser zurück, war
sie denn nicht entzwei?
Jawohl, Herr Lieutenant, aber
die Leute, wo meine Maruschka als
Köchin dient, hatten ebensolche Uhr,
und da hab' ich sie umgetauscht!"
Ueber die Muth vonKcrnausdruckcn,
welche hierauf über das Haupt des bic
deren OberschlcsicrS hereinbrach, wollen
wir den Mantel der Nächstenliebe decken.
Zum Schluß der donnernden Stand
pauke wurde Kaczmarck beauftragt, die
fremde Uhr sofort wieder gegen die
stehen gebliebene einzutauschen und letz-
tcrc schleunigst repariren zu lassen.
Am nächsten Tage kommt Tcwitz
vom Nachiuittagsdicnst nach Hause und
findet wieder eine richtig gehende Weck-
uhr auf dem Tische vor. Ist das nun
meine Uhr?" fragt er den aus einen
kräftigen Pfiff herbeigekommenen Kaez-
ntarek. Zu Befehl, Herr Lieutenant!"
..Na, das ist Teilt Glück! Was hat
die Sache gekostet?"
Nichts,' Herr Lieutenant!"
Nichts?" fragt dieser erstaunt.
Nein, Herr Lieutenant, hatten die
Leute, wo meine Mamschla ist, schon
Wecker wieder ganz machen lassen!"
i$it man licde kntvcckk.
K ::i;e Zeit nach der Ernennung eines
englische Offiziers zum Koinmandan
ten des M. Regiments der Eingebore-
j ne Bengalen in Britisch. Indien war
jin der .Katerne ein iiebitaht verübt
worden. Bon dein Uebeltbater war
j keine Spur au'umnden. Am Zage
nach dein Vor'all un schritt der Oberst
die Front der Truppe ab. gab jedem
Manne des zweite Regiments ein klei
es Bambusrohr und sagte dann in
feierlichem Ion: ..Leite, unter Euch
befindet sich ein Tieb. und Brahma hat
mir enthüllt, wie ich ihn entdecken kaun.
Einer nach dem Andern sollt Ihr zu
mir kommen und mir Euer Bambus
rohr geben, und der Schuldige, er mag
thun, was er will, wird das längste
Rohr haben." Tie Soldaten aschra-
len über eine solche musteriosc Trohung.
gehorchten lautlos, zitternd, aber als
kau, das erste Tutzeud passirt war.
stürzte sich der Oberst aus einen der
Soldaten, und ihn an der Gurgel sas-
send, riet er: ..Tu bist der Spinbube!
Ter Hindu warf sich aus die Knie und
stammelte zitternd das Gestandniß,
während feine Kameraden sich vor dein
Sabib" niederwarfen, dem Brahma
eine so furchtbare Macht verliehen hatte.
Als sie weggegangen waren, fragte der
Major, der in staunende! Schweigen
dieser Szene beigewohnt hatte, den
Obersten, welche List er in Anwendung
gebracht habe. Sie ist sehr einfach.
lieber Major", erwiderte lächelnd der
Oberst, ,,-ehen ic, diese Bambus-
rvlirc sind alle von gleicher Länge, aber
der Ticb brach ans viircht, das längst
Rohr zn haben, ein Stuck von seinem
Rohr ab, wie ich es mir gedacht hatte
und so war er entlarvt."
Tas ttind als Postsendung.
Kinder mit Plakaten auf der Brust,
auf denen das Endziel der Reise ver-
merkt ist, kann man auf den Eiscnbah
neu öfter wahrnehmen. Tie Bahn
beamten geben auf derartige Kinder be
sondere Obacht und sorgen für sichere
Ablieferung am Bestimmungsorte.
Einer besonders ängstlichen Mutter, der
in der Miihlenstraße zn Rixdors woh-
nettden kMii P.. mochte indessen diese
bahnväterliche Fürsorge nicht genügen.
denn sie erschien letzthin in Begleitung
ihres neuitiährigen Knaben am Packet
fchalter der dortigen Postanstalt mit
dem Ersuchen, den Knaben als Packet
nach Neuivcdcl ut der Neuniark zu be
fördern. Zu diesem Behufe überreichte
sie dein erstaunten Schalterbeamten eine
vorschriftsmäßig ausgefüllte Begleit-
adressc, auf welcher sich unter anderem
die Worte befanden: Anbei ein Knabe
und ein Bündel in grauer Leinwand."
Ter Beamte mußte feinen ganzen Be-
lehrnngsapparat in Bewegung setzen,
ehe es ihm gelang, der Frau begreiflich
zu machen, daß durch die Post wohl le-
bende Thiere, aber nicht lebende Men
schen zur Beförderung gelangen. Ter
tYCill erregte begreiflicherweise tm Post-
gebaude ungeheure Heiterkeit, während
die Frau mit ihrem eigenartigen Post-
kollt" betrübt von bannen ging.
(sin Schüler Maseagnis.
Als sich der bekannte Eoniponist vor
einiger Zeit in London aushielt, hörte
er von seinem Hotel ans einen Trelsor-
gelfpieler, der das Intermezzo aus sei-
ner Eavalleria rustleana" herunter
leierte. Ter Mann, der das Stück viel
zu schnell spielte, brachte den Meister
fast zur Verzweiflung, und schließlich
lief er auf die Straße. Schnell trat er
auf den Leierniaun zu und sagte: Sie
spielen die Sache ja viel zu schnell. Ge-
ben Sie her, ich werde Ihnen zeigen,
wie das gespielt werden muß."
i-o! Wer sind ttc denn?" fragte
der Leiermann.
Ich bin zufällig der Komponist de
Stuckes," erwiderte Mascaqni, und
spielte nun das ganze Intermezzo dem
erstaunten Trehorgelspieler int richtigen
Tempo vor.
Man kann sich aber Maseaqnis
Ueberraschung denken, als er am fol-
genden Tage denselben Trehorgelspie-
ler wieder vor feinem Hotel erblickte:
auf seinem Instrument prangte ein Zet
tel, auf welchem in großen Buchstaben
die Worte standen: Schüler Maseag-nis!"
Unglückliche Liebe.
Sie saßen im därnmrigen Laubengang,
Von Blüthendüften urnwoben.
Ein Seufzer sich seiner Brust entrang,
Ta hat sie ihr Antlitz erhoben.
Sie Aermster haben unglücklich ge-
liebt."
Begann sie, mir sagt's Ihr Gebah-
reu."
:o ist es," seufzte er tief betrübt.
Es war vor etlichen Jahren."
Ich liebte ein Mädchen von seltenen,
Reiz.
Mit Schönheit und Anmuth gesegnet.
Und meiner Verehrung ward ihrerseits
Mit zärtlicher Liebe begegnet.
Ter Frühling unserer Liebe verging
In süßesten Harmonien,
Toch das Glück ist ein zerbrechliches
Tiuq,
Und die hvldesteu Traume entfliehen."
Warum nur," so fragte sie theil-
nahmövott,
Ward sie nicht die Ihre sür's Leben ?"
Er sprach, und dem Aug' eine Thräne
entquoll : I
Sie ward es das ist es ja eben!"
Ctoit.
Ter Ixch. den uns in schweren Leiden
Verwandte und Bikanute flennen.
Ter Wortichirall. welchen sie vergeu
den
Laßt uns das Leid erst ganz erkennen.
Teu jeder denkt, der kondolirt:
Wie nett, daß in i r das nicht passirt.
!'kesj.
Meister: Wat Heu 1,1 e. Beugel ("
Lehrling: Tie Frau Aeestern hat
mir verbauen!"
Meister: Tummer Junge und
wenn sie mir zehnmal verhauen würde
iif wollte doch s r o k l o ck e n. tv e n n
ick blos ihr Lehrling war'!"
i?)Uie Zweifel,
A. : Hat Ihr 2 ohn denn die S chan
l'pieleiin gelieirathet?"
B. : Leider, ja. die Liebe macht eben
blind."
A.: Na. lasten Sie nur gut sein,
in der Ehe werden ihm die Augen wohl
wieder ausgehen."
:rchnKrn'r Ividersruch,
Rechtsanwalt: Sie wollen sich von
Ihrem Gatten scheiden lassen, warum
denn ("
Tante: .Weil er so furchtbar u u
ordentlich ist."
Rechtsanwalt: Was ist denn Ihr
Gatte ?"
Tante: Ordentlicher Pro
fessor."
in neuer Tanz.
Junge Tarne (zum schlechten Tän
zer): Herr Professor. Sie tanze voll
Potpourri ?"
Erster Gedanke.
A. (int Theater zu seinem Nachbar):
Tie Ohninachtsseene bringt Fräulein
Berger großartig zur Tarstellung."
B. : Ja zur Frau möcht' ich die
nicht haben."
Zurückgegeben,
Erste Taiue (die um eine Beisteuer
für einen wohlthätigen Zweck gebeten
wird): Mein Tiener wird Ihnen fünf
Mark geben."
Zweite Tame: Und meiner wird die
fünf Mark abholen."
In der Schweiz.
Gast: Tonnerwcttcr, Herr Wirth,
die Rechnung ist aber gesalzen!"
Wirth: Aber, Herr Baron, rechnen
Sie denn die gesunde Lust für gar
nichts ?"
vergleich.
Schauspieler (zu seinem Ticnsimäd
chc, welches im Theater war): Na,
wie habe ich Ihnen heute als Lohen
grin" gefallen, Anna ?"
Tienstmädchen: Ach, großartig! Ich
mußte immer an meinen Bräutigam
denken der dient auch bei den Kii
rassieren."
Ans dem kande.
..Tie Kürbisse sind schön gerathen,
Frn Nachbarn."
Ja, ick segg' et jo immer, je beter
der Mist, desto beter dat Essen."
Rasernenhofblüthe.
Wachtmeister: Einjähriger'.Maier,
stramm sitzen! Nicht so zimperlich thun,
als wären Sie der selige Schmerzenreich
und ritten auf Ihrer Hirschkuh zur
Genovcva auf die Heirath!"
Einfaches Mittel.
Ich kaun mich anftmiim wie ick
will, mein Unteroffizier erklärt mich im
mer inr n schlappen erl."
..Bring ihm nur 'mal von : .CSmis
'ne tüchtige Speckseite mit und Tu wirst
gleich sehen, dan alles wie aesch,it,in,
Ticilftc geht!"
Rasch belehrt.
Hcrr: ..Wissen &ie nnrfi
" " " " IW II Ifr
vor sich haben?"
Tcr Angcsprochcnc: Nein!"
Hcrr: Escl!"
Tcr Anacsvrochcnc: Vardnn ibt
.. " " ' " '
wciß ich s."
Rasenilpfl'liithe.
Unteroffizier: Wissen Sie Kerl., Sie
sind das reinste Kaincel, Ihnen fehlen
nur noch die Hörner."
Kindermund,
Ter kleine War: ..Liebe Mama ,
Tciiicm Oieburtstage wünsche ich Tir,
daß ich immer recht artig bin!"
berliner pflanzen.
Einem dicken Herrn fliegt sein 'Hut
ort : ein Bummler saugt ihn aus. 'und
rennt davon. Herr (tr-iithrtihV. ßrf
wollen Sie mir wohl den Hut bringen!"
Bummler : ?.e Mi'n fn na
" " I". " v Hin uu7,
Ihnen kann ick nifcht nachdrageit !"
Große Aehnlichkeit.
Entschuldigen Sie. aber mir ist
als müßten wir uns kennen. Sind
Sie nicht ein Bruder oder ein naher
Verwandter des Majors Gibbs?"
Nein, der bin ich selbst."
Ach, wirklich Tarum die Aehsi.-s,-
seit !"
IZeirn llirt genommen.
Fraulei : Ter Mau, den ick
heirathe, muß ein idealopsermuthiger
sei, er muß für mich dnrchs Feuer
gehen können." r 1
Herr: Tann kann ich Ihnen nur
rathen, einen Feuerwehrmann ;u neh
men."