Der Stiefelknecht. Won M a i t I, o R e n a ! k ch c i . Ttx AmtZrichter that den letzten Bür ftrnftrich an seiium Kopfe und sazte bj iei ficnttuy.:!$: ,?cl tttax ein regel tY)r: Uederfall ! Ich bfr.se, tu bist mdeßenS f au jifl VltiUn von mit ent fernt, da thut sich die Thür aus und tu sinkst in meine brüderlichen Arme." .Ja, ja! sputk Dich! T;e Herrschaf ten warten." Herrschaften? Xf.ni fälligst l" .Mutter, Vater. Tochter." Rana und Stand?" .Der Alte ist Kaufmann. -' .Alter?' .Vierzig und Fünfzig." .Und die Techler fa wohl Znrnnrg?" .Ja ungefähr. Adcr räche, daß Du fertig wirft. " .Erlaube theurer Bruder. Du überfällst mich, um mich sogleich in die Ausstellung zu verichlcppen. wo ich meine zukünftige Schmazerin kennen lernen soll denn so fteht die Cache ja wohl?" .Ungeführ!" sagte der Bruder ein wenig verlegen. .Da muh ich mich doch schön machen," sprach der Amtsrichter mit Wurde. .Mache Dich! Du solltest übrigens auch heirathen." .vm." .Das Alter hast Du. Zlchtur.d dreißig, nicht wahr?" .Neununddreißig." Nach einer Weile sagte der AmtZrich tdr. .Weißt Du. alter Junge, zum hl irathen fühle ich noch kein Bcdürf tlifc" .Ja. eZ steht merkwürdig ordentlich bei Dir auS. Du wohnst Shamdre garnie?" .Im Gegentheil, der (Fernhält geht auf meinen Namen." .Wie denn?" .Sieh' mal ! die Wohnung hat fünf Etüden. Davon habe ich drei für meinen Gebrauch. Zwei und das Ne. bengelaß habe ich abgegeben für Auf' Wartung." .Ordentliche Leute?" .Wittwe einis RcktorZ." .Kinder?" .Eins." .Sohn oder Tochter?" Sohn." iWie a'lt ist denn die Frau?" .Ja. lieber Mensch, daS kann ich Dir so genau nicht sagen." .Ist sie jung - hübsch?" fragte der Bruder mit Nachdruck. Da fuhr der Amtsrichter kurz herum und sprach mit klingender Stimme: .Sie ist respektabel." Er zog den Ueberzieher an, nahm den Hut und schritt seinem brüderlichen Gast vorauf in den Korridor. Hier sagte er: St l Du, geh' ein bischen facht." .Ist Einer krank?" Der Amtsrichter flüsterte zurück: .Nein. Aber mein Stiefelknecht ,fchlüft." ) Die Antwort kam erst auf der ober Treppenstufe und klang ein wenig grämlich: Du bist doch immer noch der Alte, mit Deinen Alfanzereien im lang famen Tempo." Die Herren kehrten spät heim, eS war schon elf Uhr vorüber. Der Bruder schwelgte in ZukunftS bildern. Er hatte seinen LiedeShandel mit der Tochter abgeschlossen, und die war ein hübsches, gefcheidteS Mädchen mit siebzigtousend Mark Mitgift. Auch der Amtsrichter hatte sich amü sirt. Er war neben den beiden Alten her gepilgert und hatte seine Freude gehabt an diesen, die auf Tochter und zukünf tigen Schwiegersohn mit athemftockender Besorgnitz achteten, als wären sie zwei Angler, und der Fisch stände dicht vor dem Köder. Aber daS traf insofern nicht zu, als des Amtsrichters Bruder sich ohne ihre Einmischung angefunden hatte. Kaum waren die beiden Herren nun wieder in deS Amtsrichters Wohnge mach, so machte sich dieser auch an das Büffet und pflanzte eine Reihe Flaschen auf den Tisch. .AIS er dann prüfend daS erste Gläschen hob, klappte die Klinke, zog sich herab, wie wenn ein tüchtiges Ge wicht daran hinge, und schnappte zu rück. Darauf wurde der Ritz zur Spalte aufgeftoßen, und ein Hemden matz erschien auf der Schwelle. ES war ein Jungchen von zwei bis drei Jahren, und sein Hemdchen hatte en Schnitt eines SchürzchenS mit Hei Yen Aermeln; denn eS stand hinten in ganzer Länge auf. Der kleine Kerl trabte heran, schnitt sein Fratzchen von schlaftrunkenen Au. gen. und rieb mit den Fäustchen. Dann war er beim Amtsrichter, faßte zärtlich mit beiden Armen um dessen Bein und sagte mit dem kleinen, befeh lenden Ton deS guten Rechtes: Tiedeln ausziehen!" Der Amtsrichter lockerte sofort den Stiefel, stellte sich fest gegen den Tisch, und der kleine Bengel spannte sich vor. Er faßte den Stiefel bei Hacken und Spitze und zog mit aller Gemalt ! Ein klatschendes Geräusch: patsch! und der Junge saß auf der Erde und hielt den Stiefel im Schooß. Ebenso machte er eZ mit deS Amts richterS zweiten Bein, dann pustete er, wie nach schwerer Arbeit, rappelte wie eine kleine Dampfmaschine und machte sich auch an den Bruder heran. Der sah auf den drollen Hemdenmutz 'Tl. rn f!. V 1.4 0r - j Zahrgang 11). Beilage zum Ncbraska Ztaats ?ln;cigcr. ?lo. I. halb de!!ft!t, halb unbehaglich herab und fragte: .Wer ist da?' .M'in Stu-f Unecht," sate der Amtsrichter. Er süßte daZ Jun,ch?n bei den Hän den, !i:ß eS an sich emporkletlern, wobei er sich bog. um bequemere Linie zu dil den. trudelte den jauchzenden Strick zwickte ihn in die Waden unZ gab ihm einen schallenden Kuß. DaZ schönste Einvernehmen herrschte auf diese Weise, als eS an die Korridor thür klopfte. Auf daS Herein" erschien eine noch junge Sran an der Thür. Sofort ging der Amtsrichter hinaus, und entschuldigte sich bei der Mutter, daß ihr Eöhnchcn bei idm war. Wahr schernlich sei er mit seinem Gaste so ge rüuschdoll eingetreten, daß daS BÜdlein davon erwachte, Er hielt das Kind in beiden Armen vorn im Rock, so wohl verwahrt, daß nur deZ Jungen Nasen spitze zu sehen war, und machte der Mutter drei Verneigungen in einem Athem. Die grau stand ihm höflich, freund lich und reservirt gegenüber. Dann langte sie, und der Amtsrichter legte ihr den zappelnden Stiefelknecht in die müt terlichen Arme. Als er mit dem verbindlich strahlen den Gesicht in'S Zimmer trat, sagte der Bruder, der bis dahin auf der Schwelle gestanökn hatten, trocken: .Sie scheint ja ehrliche Absichten zu haben." Aber der Amtsrichter beachtete weder Wort noch Ton und machte sich wieder mit seinen Flaschen zu schaffen. Der andere Nachmittag fand die bei den Herren wieder in der Ausstellung. Diesmal hatten die Eltern, die lieber unbeobachtet waren, vielleicht auch noch aus anderem Grunde, als Partnerin für den Amtsrichter, ein Nichtchen mit. gebracht. Das Mädchen war hübsch und aufgeweckt, plauderte über Kunst und verwandte Dinge und wußte auch in allen Haushaltungsfragen Bescheid. Da ste sich auf keinen großen Ton stimmte, sondern natürlich und gemüth lich blieb, gefiel sie dem Amtsrichter ganz gut. Die Familie brach zeitig auf. Auch die Brüder begaben sich heim. Als der Amtsrichter in seinem Zim mer war, ging er unruhig umher, brummte: WaS ist denn das bloß heute?" Dann schien er erleuchtet zu werden und drückte auf die Klingel. Das eintretende Mädchen fragte er: Sagen Sie mal, Rosaura (sie hieß Bertha). ist etwa der Junge krank?" .Nein. Herr Amtsrichter." Ich hab' ihn doch den ganzen Tag nicht gesehen." Frau Rektor hält ihn in der Stube. Er soll nicht immer beschwerlich fallen." Ja, wag ließ sich da thun! Der Amtsrichter zog verdrießlich feine Stiefel aus, holte Cigarren und ließ sich von seinem Bruder über dessen ZukunftS bilder unterhalten. Dieser war in hohem Schwünge; denn er wollte am nächsten Vormittag feine Werbung machen. Am anderen Morgen fing er zeitigst mit der Toilette an. Auch der Amts richtn legte seinen Frackanzug zurecht, denn ein Diner war durchsichtig an gekündigt worden. AIS der Bruder zu dem AuSgang fertig war, trat er vor den Amtsrichter hin und sagte, gleich beiläufig, wie ein dringlich: Eigentlich solltest Du die Nichte heirathen. Sie hat zwanzigtau send Mark nicht viel! aber sie ist doch auch eine sehr angenehme Persönlich keit." Ja. sie ist ein netteS Mädchen." Die Wohnung haft Du ja schon." Er rechnete die Eintheilung der Zim mer vor. Du brauchst bloS zu kündi gen." .Wieso? Wenn Du heiratheft, brauchst Du doch die sämmtlichen Räumlichkeiten für Deinen HauSftand. Und dann lieber Amtsrichter, sei nicht naiv! kannft Du Deine Frau nicht mit der interessanten Wittib in Berührung bringen. Dage gen protefiire auch ich auS Ver wandtschaftSrückfichtennach jener Seite." Proteftiren?" dachte der AmtSrich ter, da der Bruder nun gegangen war. Interessante Wittib. WaS fiel denn dem Menschen nur ein ? Die Frau Rek tor war gar nicht interessant! aber ste war eine prachtvolle, brave, respektable Frau! nur durch ihr Stückchen gemeiner Armuth wurde sie preisgegeben! Das wäre ja noch schöner! Durch ihn kommt die arme Frau in schlechten Ruf und daS ist dann gleich ein unsaube reS, Gewand für den kleinen Stiefel Inecht. Sein Bruder hätte gar nicht herzukommen brauchen. Denn er hatte ihm nur die Laune verdorben und hier die Situation verschoben. Na ja jetzt war der Musternicnsch vielleicht schon am Ort und würde wohl bald mit den Schwiegereltern einig sein. Denn der Eilbote konnte ja kom inen, um den Herrn Schiraer hinzu schleifen. Der Amtsrichter zog gerade die Stie fel an. als die Klinke klappte daZ uncht daran hing und der Schnoppton erfolgte. Er drehte sich sogleich mit dem G.ftcht dahin. Junge," sagte er zu dem heran::?: tenden öengelchen, .wo bist T.l denn gestern den ganzen Tag gewesen ?" Der Kleine zog in trauriger Erinne rung ein Schnippchen und brummte : .Mutter hat nich gelassen " umfaßte dkZ AmtZrich!e:S Beine und befahl Tiedel ausziehen !" Nee, mein Sohn, die habe ich kaum angezogen." ,Na Onkel Ziebel ausziehen! .Wird nichts daraus der Onkel geht aus." Und er setzte das Jungchen auf den Tisch und stellte sich davor. Nun suchte der Kleine in deS AmtSrich terS Westentaschen und drehte die Ehe misettenkröpfe. Als der Amtsrichter den Frack an zog. fragte der Stiefelknecht: WaS is' deZ?" .Las tn ein LochZtttZrock. mein Sohn!" DaS Wort verstand daZ Kerlchen zwar nicht, aber eS antwortete trotz dem. ES sagte: .Und nun Tiedeln auZiiehn !' Der Amtsrichter hob den Kleinen herab, lockerte den einen Stiefel und der Junge spannte sich vor und nel damit um. Er war heut im Kleidchen mit Wadeklftrümpscn. AIS der fcnesel wieder angezogen war. drohte der Mann: Tu, mein Sohn, der Or.Icl gcht jetzt auZ und kommt überhaupt nicht wieder. Nee?" Ader gewiß !" Ich komm' mit." Du bleibst da und der Onkel geht allein." ,Aber Du kommst wieder und ich denn Deine Tiedeln ausziehen." Nein, mein Sohn, die Scheidung geschieht für'Z Leben und ich komme nie malz wieder." Der Junge reckte ftch im Kleidchen, zog ein fürchterliches Mäulchen und brach in Thränen aus. Ein Bach ent sprang an jedem Auge und lief über die pralle Wange. Der Amtsrichter nahm daS Kind empor. daZ sogleich beide Arme um sei nen HalZ schlang. Und da weinte und schluchzte daS Kerlchen ganz still zu sei- nem großen Schmerz. Herrgott ! er konnte sich doch von dem Stiefelknecht nicht trennen! Tag war la garnicht möglich ! Wenn er heute heirathete, wo würde dann wohl der Stiefelknecht mit seiuer tapferen Mutter em neues Unterkom men finden? Er hatte Erkundigungen eingezogen und erfahren, daß die Frau zuvor gehungert hatte. Und was denn nun? So schutzlos die Beiden! Diese prachtvolle stolze Frau, und das kleine, warme prächtige Bengelchkn ! Wie eine Wärterin ging er mit dem Kind in der Stube umher, summte da bei und beruhigte es. Und des KindeZ Wärme strömte an seinen Körper, und seine Wärme an deS KindeS Körper. Dazu nun sein festlich Gewand. Eine selige HeirathSftimmung kam über ihn. Er ging ftrackS an der Frau Rektor Wohngemach, klopfte an und trat ein. Die Frau kam ihm entgegen mit der stillen Würde in Blick und Haltung, und er machte ihr drei Verneigungen in einer Minute stammelte kam ganz auS dem Text bis er in heraus brechendem Gefühl schnell ihre Hand faßte und ihr sagte, daß er sie schon immer geschätzt habe t- er verbesserte sich eifrig : geliebt habe. Danach trug er sich ihr zum Gatten an, dem Stiefel knecht zum Vater. Denn eS war ein doppelter Antrag. Der kleine Stiefel knecht wurde nicht blos als Zugabe be trachtet. Die Frau lächelte und daS war nun wieder ein doppeltes Lächeln den daS Strahlen der Mutterliebe und der Weibesliebe trat bezwingend auf ihr Angesicht. Und schließlich lachte sie wie ein übermüthiges Mädchen. Ob sie ihn wollte? Aber gewiß ! Sie hatte ihn nicht umsonst kennen gelernt. Jeder, wer ihn kannte, mußte ihn ja verehren. Mr. ward aus Amerika. Humoreske von Arthur N o e h l. Es kommt alles darauf an. wie man eine Sache aufzufassen versteht. Wenn ein Mann bescheiden mit einer kleinen Reisetasche in der Hand in einem Hotel Portal erscheint und um ein einfache? Zimmerchen. gleichviel, in welchem Stockwerk, bittet, kann er, wer er auch sein mag. nicht verlangen, daß man vor ihm tiefe Bücklinge macht. Er wird cerem."!i!e!zZ auf sein Zimmer ge führt und diUl bei erster Gelegcnhk't seine Rechnung. Einem Manne, der nicht gilt, gedühlt auch kein Kredit. DaZ w'ßte der Inhaber der schön ften Zimmerreihe im elften Stock de? fashionadlen HotelZ .zum Kaiser von Oesterreich". Ihr Kaiser von Oester reich" hatte, so lange Wirth und Per sonal denken konnten, ein so exclusiver und anspruchsvoller Gast, der mit nicht? zufrieden zu fteuen war, über alles die Nase rümpfte und Jedermann verächtlich über die Achsel ansah, noch nicht logirt. Und Wirth und Personal waren der unumstößlichen Uederzeu. gung. daß eine sz?che Impertinenz de? Benehmens nur der Höhe des Range? und dem Reichthum deS Fremden ent sprechen sonnte. Darin aber lag eben die ganze Berechnung deS vornehmen Fremden auZ dem Hotel zum Kaiser von Oesterreich". Denn hätte er sich unter dem simplen Namen Steinicke. den er im E'.vilftandZregifler trug, und unter dem er auch schon manch eine un liedsame Bekanntschaft mit der hohen Polizei gemacht, in dem Hotel vorge stellt und weiter kein Wesen von sich gemacht, so wäre ihm gewiß längst feine, wenn auch noch so geringfügige Rechnung prüfentirt worden. Und er hätte zahlen müssen, oder er wäre mit Schimpf und Schande auZ dem Hause herauZgeflozm und a!Z Zechpreller dingfest gemacht. So aber hatte er sich, als er in dem Kaiser von Oesterreich" abstieg, in dem Fremdenbuch a'Z Mr. Ward auZ Amerika" eintragen und eZ dem Wirth und dem HauZpersonal zu rathen über lassen, ob er ein Eisendahnkünig auZ New Jork oder ein Petroleum kkniz auZ Pennjylvanien wäre. DaZ Eine schien festzustehen, er mußte ein Nabod sein. Die eleganteste Equipage deS Hotels beanspruchte er von früh bis in die Nacht. Die erqui fiteste Küche und der theuerste Sekt schienen ihm kaum zu genügen, und gegen den Wirth schlug er einen hoch fahrenden Ton an. daß derselbe, ob gleich die Zeche deS Amerikaners schon in'S Ungeheure lief, immer noch nicht wagte, ihm die Rechnung vorzulegen. Steinicke. der, abgesehen davon, daß er ein Hochstapler, kein schlechter Kerl war. fing selbst für sein Opfer Mitleid zu fühlen an. ES "war ein Bomben geld, um daS er ihn brachte, aber er konnte eS wirklich nicht billiger machen. Seine Sicherheit erheischte den Auf wand. Er wollt leben und mußte, wollte er leben. Komödie spielen, nur daß fein Komödiespielen gefährlicher alZ das anderer Schauspieler war. Jene wurden, fielen sie aus ihrer Rolle, nur ausgezischt ; er ward hinter Schloß und Riegel geworfen. Konnte man eS ihm verdenken, daß er sich Mühe gab, bei seinem Spiel nicht mit der Wimper zu zucken? Seine Rolle war eine fest vor gezeichnete. Er hatte so lange herrlich und in Freuden gelebt und den Wirth genau so schwer gebrandschatzt, wie er eS ftch vorgenommen. Seine Rolle schrieb ihm letzt vor. ftch ferne Zechschuld tn Güte niederschlagen zu lassen. Wenn möglich, mußte er dabei sogar noch etwas verdienen. Er wartete also in Geduld ab, bis ihm der Wirth doch endlich glaubte, die Rechnung zusenden zu müssen, dann zitirte er den guten Mann sofort in seine Gemächer. Schmunzelnd und katzenbuckelnd traf er dort em: Mylord werden die RechnunqZzu ftellung vrzeihen", sagte er. ES ift in meinem Hause so Sitte, spätestens alle zwei Wochen den Rechnungsauszug vorzulegen." Sehr vernünftig !" unterbrach ihn der Amerikaner. Ich hätte längst schon von selbst um meine Rechnung gebeten. Ich habe in meinem Leben stets Pein lich Promptheit geübt" .Ich bin ganz überzeugt !" glaubte der Wirth süßlich zustimmen zu müssen. Um so unangenehmer berührte eZ mich, daß ich wegen unerwartet aus bleibender Zahlungen in Ihrem Haufe meinen Prinzipien untreu werden mußte und es so lange gesäumt habe" WaS aber gar nichts auf sich hat. Mylord, wirklich gar nichts auf sich hat. das Geld kämmt auch heute noch zu recht !" Zu meinem Bedauern !" fuhr Mr. Ward fort, find die erwähnten Gelder indeß auch bis heute noch nicht einge gangen. Eine Depesche, die ich heute Morgen erhielt, läßt mich auch kaum noch hoffen, dieselben richtig eingehen zu sehen. Ich sehe alle? über mich zu sommenftürzen, und daher habe ich be schlössen ' Der behäbige Wirth prallte zwei oder drei Schritte zurück, als Mr. Ward plötzlich seine Rechte, die er so lange auf dem Rücken gehalten, mit einem Redoloer bewaffnet hervor rief er. .Gnade Mifw.de ftrkck:e. Allmächtiger ! deS HirnmeiS r seine Angst. Herr!" sagte der falsche Ämeriküner gklassen. Ich plane kei nerle: Anschlüge gegen Ihr kostbare? Leben. Sie können ganz unbesorgt sein. Die Kugel in diesem Lauf gilt mir und keinem Anderen. Ich bin. wie gesagt, von der Höhe des Glücke einerlei wie. nehmen Sie an, durch mißzlückte Spekulationen. in den Abgrund menschlichen Elends geschleu dert. Ich bin ohne die moralische Kraft, diesen Umschlag meine? Geschickes zu ertrazen. Verfitzen Sie sich selbst in meine Lage ! Ich, ein Mann, der über Millionen geboten, und der nun plötz lich so mittellos dasteht, daß er nicht einmal diese plunderige Wirthshaus zeche" er nickte kläglich, die Achseln zuckend, auf die ihm am Morgen präsenrirte. auf feinem Schreibtisch liegend: Hotelrechnung hin bezah len kann. Ehe ich jedoch zu mei nem traurigen Vorhaben schreite, bade ich an Sie. den einzigen Menschen, den ich im Ledn geschädigt habe, noch eine Bitte: Krollen Sie mir nicht. Herr, um den Verlust, den Sie durch mich erlüden ! Glauben Sie nicht, daß ich ein schlechter Mensch bin ! Seien Sie überzeugt, ich bin nur zu bedauern!" Dem verdutzten Wirth deS Hotels zum Kaiser von Oesterreich" schien eS, als er so weit gekommen war. klar ge worden zu sein, was ihm geschehen sollte. Die Rechnung Mr. WardS auS Amerika sollte unbeglichen bleiben, er sollte die ganze Zeit bei ihm umsonst gewohnt, gespeist und den hohen Herrn gcspiclt haben. Von allen den AuS lagen, die der Wirth für ihn gemacht, sollte er nicht einen Kreuzer wieder sehen. Und nun schien Mr. Ward sich gar auch noch in seinem Hotel vor seinm Augen crschießeu zu wollen. Jedenfalls hob er plötzlich den blinken den Stahllauf in seiner Hand wie in leidenschaftlicher Verzweiflung an seine Stirn. Er fetzte die Waffe an, im nächsten Augenblick konnte sein Finger den Hahn abgedrückt haben. Der Gafiwirth sprang entfetzt auf ,hn zu : Mister Ward", rief er. .hat ten Sie ein! Im Namen deS Him mels ! Ist eS nicht genug, daß ich Ihr Konto an Ihnen verliere? Wollen Sie mich ganz und gar ruiniren?" Der falsche Amerikaner hatte auf eine ähnliche Antwort gerechnet. Er hatte den Lauf der Ereignisse haarscharf im Voraus berechnet, aber er machte, als er jetzt wie widerwillig die Waffe ab setzte, ein unbeschreiblich erstauntes Geflcht. Er war, wie gesagt ein gro ßer Mimiker. indeß, er mußte zu eS sei nem Gewerbe auch sein. .Jq le ruinnenk" lachte er m grimmig. Wenn ich mich erschieße? WaS kann Sie mein Leben, was kann Sie mein Sterben bekümmern?" Lichts!" rief der Wirth. .Ob Sie sich erschießen wollen oder nicht. mir soll eZ gleich sein. Nur sollen Sie sich Nicht hier unter meinem Dach. m meinem yauie. :m Hotel zum alter von Oesterreich" erschießen, Begreifen Sie nicht, ein Selbstmörder in meinem Hause I? Und daS kurz vor Anvruch der hohen saison !" Der Amerikaner grinste. Hm". brummte er, allerdings, wer wird in ein Hotel ziehen wollen, in dem eben erst Jemand durch Selbstmord geendet? Die ganze Saison lang kann Ihr Hotel teer ottiven." Also machen Sie mich nicht un glücklich !" bat der geängstigt Hotelier. Gehen Sie, wenn Sie durchaus fter den müssen, anderswohin sterben ! Ich lasse Sie ungehindert aus meinem Hause. Ich erkläre Ihnen hiermit, daß Sie mir keinen Kreuzer schuldig sein sollen, die Rechnung ift niederge dergeschlagen. und ich verspreche Ihnen, deß ich. sobald Sie meine Schwelle verlassen. Ihrem äußersten Entschluß nicht daS geringste Hinderniß in den Weg legen will. Wir find, hier haben Sie eS schwanauf weik ." er reickte ibm dabei eine mit seiner Unterschrift ver sehene Note, wir sind quitt. Nur müssen Sie sich an einem anderen Orte erschießen, nicht hier." Aber wo?" wollte der Andere wissen. ,Soll ich mich auf der Straße er. schießen, soll ich. nachdem mich mein ganze? Leben lang Luxus und Wohl fahrt umaebcn. wie ein frnnd h'mtn dem Zaun verenden? Unmöglich Herr!" rief er. ich brauche, um mein Lebens licht aufzublasen, eine meiner würdige Umgebung." Wohlan, so ziehen Sie in ein an der?S HauS. Ich empfehle Ihnen zur Ausführung Ihres Vorhaben? daS Hotel zum russischen Kaiser", gleich um die Ecke. Sie finden dort denselben Komfort wie im Oesierreichischen Kai. ser". also gehen Sie hinüber!" Der Z.tneri?aner zeigte sein leere Portemonnaie. Weh mir!" sagte er. .Wie gern thäte ich Jhne diesen Gefallen. Sie waren edel gegen mich. Ter Troft nieiner letzten Stunden ist eZ. daß Sie mir Sympathie mit meinem Geschick de wiesen und nicht einen Augenblick einem unedlen Verdacht gegen mich Raum gaben. Soll ich nun auf meine letzten Minuten mich wirklich noch einer mit dem Gewissen eine? khrrnmanneZ un vereinbaren Handlung schuldig machen? Uederlegen Sie selbst. Herr, wenn ich heute auZ dem Ocfterrnchischen Kaiser" auZzieh' und morgen im .Russischen Kaiiei" alZ Leiche gefunden werde, und in meinem Portemonnaie kein Kreuzer liegt, wie wird eS dann heißen? Wird nicht Jedermann uns zwar dann mit Recht sagen können: Er ift ein Zech preller gewesen. Soll ich diesen Schimpf mit in mein Grad hinein nehmen? Ter Hotelier hielt eZ für gernthen. eine Banknote auS feinem Portefeuille für ihn herauszunehmen. .Gut," meinte er. .Es will ich so gar auch noch für Ihr letzte? Quartier die Kosten tragen." Er HZndigte ihm den Kassenschein ein. ES war kein Schein über Tau sende, aber Mr. Ward war zufrieden. Der Wirth de? Hotels .zum österreicht schen Kaiser" hatte den verarmten Na dob auch nicht gerade die kleinste Note anzubieten gewagt. Er wünschte vor allem, den Eelbft mörder aus seinem Hause zu entfernen. Dabei erhoffte er übrigens auch noch, daß sich die Banknote, die er ihm auf seinen letzten Erdenweg mitgab, lohnen würde, denn wenn Mr. Ward sich drüben im .Russischen Kaiser" eine Kugel durch den Kopf jagte, war der Russische Kaiser' für den Sommer ein verbehmteS Hotel, wovon natürlich der Oefterreichische Kaiser" nur Nutzen ziehen konnte. Die Anlage war am Ende also gar keine so üble. Leider entzog Mr. Ward im letzten Augenblick diesem Konkurrenz.Mcnötr seine Begönftigung. Jedenfalls ward er am nächsten Tage nicht als Leiche im Russischen Kaiser" aufgefunden. Man hatte den Amerikaner überhaupt dort nicht gesehen. Er war verduftet, und der Besitzer deS HotelZ zum öfterreichi schen Kaiser" fing an, zu ahnen, daß der Revolver, mit dem Mr. Ward sich so wüthend vor der Stirn gefuchtelt hatte, nicht geladen gewesen sein mochte. ostbare Hundthalsbünder. Hundeliedhaber sind gewöhnlich sehr geneigt, hohe Ausgaben für das Wohl lyrer ledlmge zu machen, am weitesten darin scheint aber ein englischer Eentle man gegangen zu sein, der im Jahre 1806 in London ein Halsband im Werthe von ZOO Pfund Sterling, d. h. 11.000 Mark herftellen ließ, um damit den Nacken feines edlen Rassehundes zu schmücken. DaS Halsband bildete einen starken, schweren Reif auS reinem Golde, ohne weitere Verzierungen. Ein silbernes Haisband wurde 1832 von Lady Mackin für ihr kleines Schooß Hündchen gekauft; vier Diamanten, die eZ schmückten, gaben ihm den Werth von 40Q0 Mark. In Frankreich war eS vor einigen Jahren Mode, den ge liebten Vierfüßlern Armbänder um die Vordcrfüße zu legen, während den Hatt ein entsprechende? kostbares Band zierte. Der Preis für die .Armbänder" schwankte zwischen 4 und 1000 Mark, ein Halsband kostete ungefähr 400 Mark, doch wurde der Preis gewöhnlich durch angebrachte Edelsteine bedeutend erhöht. Ob sich wohl solche gut situir ten Hunde in ihrem Schmuck behaglich gefühlt haben? Ttubenarrest. Besonders streng mit der Verhängung von Stubenarrest über seine Verwand ten war König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, und mehr als einmal er hielt namentlich der geistvolle Krön Prinz, spätere König Friedrich Wilhelm IV., diese Strafe, weil er seinen Witz nicht im Zaum hielt. Zwei solcher Ver gehen, die Stubenarrest nach sich zogen, sind noch bekannt. Das erste geschah auf dem Congreß zu Wien. Bei einer Hoftafel, bei welcher der gutmüthige Kaiser Franz von Oester reich den Vorsitz führte, wurden Räthsel aufgegeben; als aber die Reihe an den Kaiser kam. sagte er: .Mir fallt halt nix ein!" Als nun die Reihe an den Kronprinzen kam. stellte er die Frage, wer der beste Baumeister sei. und aab die Lösung: Kaiser Franz, denn dem Ml nichts eml" Die Belohnung für diesen Scherz waren drei Tage Stubenarrest. Ein andermal scdte es ioaar aihi Tage, weil der Kronprinz die Parade soldaten verspottet hatte. 3u den Na. roden erschienen damals die Soldaten 10 neis tn Unform. Gamaschen, Leder zeug und dergleichen eingezwängt, daß sie sich nicht bücken konnten. Der Krön, Prinz, der auf der Parade vor Eintref fen de? König; erschienen war. legte ein Goldstück neben den rechten Flügelmann und forderte ihn auf. dasselbe aufm. heben, was derselbe im Paradeanzug eoeniowcnlg tonnte, wie alle übrigen. Darüber bemerkte der Kronprinz sar küstisch: DaS find nun Eoldatkn nd können nicht einmal ein Goldstück auf ycoeni Die Bemerkung wurde drrn S?s?:n binterbracht und trug dem Spötter acht Tage Stubenarrest ein. Wer vom Leben nichts lernen will, wird vom Leben belehrt.