- Teresina. 'JiODftloüf ven !, v Die Vaterstadt der kleinen Terenna Wt Venedig, einr elend, Tachlammer fou und ihrer Mutter Wohnung, ein Strohsack beider Bett. .Zeresina wird noch einmal ihr Glück machen in der Welt," sagte der Kunst reiler Antonio, ein naher Verwandter von Tereftna'S Mutter zu dieser, denn sie ist schön und hat einen festen Willen." .Die Madonna gebe ihr ein glück liie? Leben!" seusite die Mutter. Ein glücklicheres Leben alZ daS meine eS war. Ich habe wahrlich nicht auf Rosen getanzt." .Du solltest mir die Kleine zur AuS bildung übergeben," meinte Antonio. Die Mutter schüttelte den Kaps. .Nein. Antonio, lieber will ich mir für Teresina die Hände blutig arbeiten, als fie in kurzen Stückchen auf dem Pferde sehen." .Ader so denke doch an die Süfeig leiten, die Bou,uetS und die Brillanten, die sie bekommen wird." .Nein, Antonio, ich gebe da! Kind nicht her." Zerestna'S Augen blitzten. .Ich will aber." sagte sie. und sie setzte ihren Willen durch. Nun kam die Zeit deS Lernen? für Teresina, und das war eine schwere Zeit. Sie zog. von ihrer Mutter be gleitet, mit Antonio'S (JircuS mit. aber döi fte vorderhand noch nicht öffentlich Auftreten durfte, verdiente fie auch noch ni.it3. Wo find die Süßigkeiten? seufzte die Mutter. .Wo sind die Brillanten und BouquetS?" .Gedulde Dich nur!" lachte Antonio und trieb mit der Peitsche da? Pferdchen an. auf dessen Rücken Teresina tanzte. .Hopp!" rief er der Kleinen zu, und nun sollte sie durch den mit Papier der klebten Reifen springen. Sie hatte eS noch nie versucht, und ängstlich pochte ihr kleine? Herz, aber da sagte sie: Ich will l" und der Sprung gelang. .Brovo! Bravo!" rief Antonio und klatschte in die Hände. Sie wird etwa? Großes, etwas Bedeutende? wer den. Bald wird die ganze Welt von ihr sprechen." .Mir wäre eS lieber, wenn man sie mit Brillanten überschüttete." seufzte die Mutter. .Spricht man erst von ihr, dann kommen auch die Brillanten." sagte Antonio zuversichtlich. In einer kleinen Stadt Norddeutsch. landS tritt die kleine Teresina zum ersten Male öffentlich auf. Sie reitet auf einem niedlichen runden Schimmel, der mit allerhand Flitterkram bunt her ausgeputzt ist. Ihr rother Seidenrock flattert, ihre schwarzen Locken flattern und ihre dunklen Augen sprühen, wenn fte durch die mit Papier beklebten Rei fen springt. l.Jch will!" sagt fte jedesmal und iHcr Sprung gelingt. AüeS jauchzte der kleinen Teresina zu. Man macht ihr tausend Komplimente über ihr hübsches Geficht und überfchüt. tete fie mit Süßigkeiten. .Von Konfekt allein kann man nicht leben." seufzte die Mutter, aber ihre Augen strahlten dabei. Gedulde Dich doch nur!" sagte An tonio. .Erst kommen die Süßigkeiten, dann die BouquetS und zuletzt die Brillanten." Ich wollte, wir wären schon bei den Brillanten!" seufzte die Mutter. AIS Tcreftna am anderen Morgen aus dem Stübchen trat, welches fte und ihre Mutter bewohnten, so lange sich der Cirkus in dem Städtchen aufhielt, sah fte auf dem Flur einen mageren, schlecht gekleideten Jungen stehen, der fte mit seinen großen, wafferhellen Augen neu gierig anstarrte. Wie heißt Du? und waZ willst Du?" fragte sie ihn keck. Der blaffe Junge lächelte schüchtern. Ich bin der Johannes, wir wohnen hier im Hause in der Kellerwohnung. Mein Vater ist Schuhmacher und und ich wollte Dich so gerne sehen." Teresina reißt vor Verwunderung die dunklen Augen auf. Warum denn?" Weil Du mir gestern in der Vor ' Mutig so gut gefallen haft und " .Du warft gestern im EirkuS. Du?" unterbrach fie ihn und streifte seine ärmliche Kleidung mit flüchtigem Blick. v VMx daS blaffe Geficht deS Knaben fl5u ein brennendes roth. ,iJa, ein Kunde meines LaterS schenkte mir ein Billet zur Gallerie. Ach, war daS schön im EirkuS! Aber Du warft doch da? Schönste dort." Teresina lächelte und schob ihr braunes, rundes Händchen in die magere Rechte deS Knaben. ' .Heute Abend sollst Du wieder in den CirkuS gehen. Ja. heute und an jeden anderen Abend auch, fo lange wir hier bleiben, ich werde dafür sorgen. Aber Du sollst nicht oben auf der Gallerie stehen, sondern auf einer Bank sitzen und alle BonbonS, die ich bekomme, theilen wir." Sie lachte vor Vcr' gnügen hell auf. C, daS wird sehr schön sein!" Ja, sehr schön," sagte Johannes und seine Augen leuchteten. Er durfte nun Abend für Abend im CirkuS auf einer Bank fitzen und alleS mit ansehen. Aber er machte fich nicht? auS den Kunststücken der Erwachsenen, nur wenn Tereftna auf ihrem runden Schimmel in der Manege erschien. Sonnt llgögllfl. V( Jahrgang l!. Beilage zum ?!ebraska 5taats-?lnzeiger. No. 17. klatschte er wie sasend und rief: Hur rah!" Und Teresina lächelte und nickte ihm zu und dann wurde er so roth so roth. Wie bebt sein Herz, wenn fie durch die Reifen springt! Wenn fie einmal siele sich Arm oder Fuß bräche oder gar todt bliebe ! Der helle Schmeiß steht ihm auf der Stirn, wenn er da? denkt. Aber Teresina fällt nie. Ich will !' sagt fie jedesmal, und dann gelingt der Sprung. So verging Tag um Tag, die Stunde des Scheiden? war gekommen und Te refina eilte in die Kellerwohnung hin unter. Ist Johanne? hier ? fragte sie den Schuhmacher. Ich will ihn nach oben schicken, hier ist kein Aufenthalt für Sie." meinte der Mann. Als Teresina und Johanne? einander im Flur gegenüber ftchen, da hat der blaffe Junge Thränen in den Augen und auch ihr ist das Weinen nahe; aber sie hat gelernt, sich zu beherrschen, und daher gelingt e? ihr. ein Aufschluchzen zu unterdrücken. Weine nicht!" flüsterte fie und ftrei chelte seine bleiche Wange. Weine nicht! Sieh, wenn ich groß bin, in zwei, drei Jahren, dann komme ich wie der und bringe viel Geld mit, und Du bist dann ein Schuhmachermeifter wie Dein Vater und nähst mir ein Paar rothe Saffianschuhe, weißt Du, solche, wie ich sie Abend? trage, wenn ich auf dem Schimmel ftche, und dann dann ", fte fuhr energisch mit dem Rücken der Hand über die Augen, dann haben wir uns sehr lieb und ich werde Deine kleine SchuhmacherSfrau." Ja, komme wieder!" schluchzte Jo hanneS. Komme wieder!" Direktor Antonio hat Recht gehabt, als er sagte: Erst kommen die Süßig ketten, dann die BouquetS und zuletzt die Brillanten." Die kleine Tereftna ist ein Stern ersten Rang:Z geworden. Wo sie auch immer hinkommt, alle? ju belt ihr begeistert zu. Man wirft ihr Kränze und Bouauet? und bringt ihr Blumen und Schmucksachen in'? Hau?. Teresina aber nimmt nur die Blu men an. Warum weist Du die Brillanten zurück?" seufzte täglich die Mutter. Lg? solltest Du doch nicht thun." Ich will fie aber nicht," sagte Tere sina und warf da? Köpfchen in den Nacken, dann deutete sie auf ein mit Goldstücken und Papiergeld gefüllte? Küstchen. Sieh nur, wa? ich mir schon erspart habe. Mutter!" Unterdeffen saß der arme Johanne? in dem kleinen norddeutschen Städtchen. Tag aus Tag ein auf dem Schemel in seine? Vaters Werkstube und nähte Schuhe. Seine Gedanken flogen dabei weit hinaus in die fremd? Ferne, seine Augen leuchteten und immer bleicher wurden seine Wangen. Unser Johanne? wird nicht alt wer den." sagte der Schuhmacher. Ueber Jahr und Tag werde ich ihm die Tod tenschuhe anmessen müssen. Hörst Du, wie er hustet, Frau ? Siehst Du die rothen Flecke auf seinen Wangen? Da? sind die Kirchhofkrosen! Uud wie sonder bar seine Augen leuchten! Wenn der Vater so sprach, dann wischte er eine Thräne au? dem Auge und auch die Mutter wenite, aber Jo HanneS sah und hörte nicht? von dem, waS um ihn herum vorging. Lächelnd schaute er auf seine Arbeit, denn nun mußte Tereftna ja bald kommen. Aber Teresina kam nicht, so sehr er fich auch nach ihr sehnte. Da nahte er zwei wunderniedliche, rothe Safsian schuhe und bei jedem Stich, den er machte, dachte er: Wenn die Schuhe fertig find, dann wird auch Teresina hier sein." Doch nun standen die Schuhe schon monatelang fertig im Schrank und jeden Abend und jeden Morgen drückte Johanne? sie an die kranke Brust, aber Teresina wollte noch immer nicht kommen; Die Wangen de? armen Johanne? wurden immer schmaler und dlaffer, die Kirchhof?rosen auf ihnen blühten immer schöner und immer seltsamer leuchteten seine Bugen. Trotzdem aber schwand da? Lächeln nicht, da? seinen Mund umspielte. Teresina konnte ihn ja nicht vergessen haben! E? ist ein Cirku?in der Stadt." sagte der Vater, al? er eine? Tage? von einem Geschäftsgang nach Haufe zurück kehrte. Heute Abend findet die erste Vorstellung statt." Da muß ich hin!" rief Johanne? und er ging wirklich, so krank und elend er fich auch fühlte. Damen und Herren zeigten ihre Kunst ftücke, aber Teresina war nicht unter ih nen. Eine namenlose Angst überfiel Johanne? plötzlich. Zum ersten Male fühlte er, daß der Tod in seiner Brust wühlte. Sehe ich fie heute nicht, dann sterbe ich," flüsterte er. Dann sprengte auf einem schneeweißen Pferd eine Dame in die Manege. Ihr kurzer rother Rock flatterte, ihre Locken umwogten sie wie eine dunkle Wolke, ihre Augen sprühten, wenn sie durch die mit Papier beklebten Reifen sprang. Ich will!" schien der rothe Mund jede? Mal zu sagen, und jeder Sprung gelang. Kein Brillantstem schmückte da? üp pige Haar, keine Perlenschnur den schlan ten HalS, wie sie fortgegangen war. so war fie auch wiedergekommen, die kleine Teresina. Johanne? klatschte wie rasend und rief wie einst als Kind: Hurrah!" Und Teresina wandte den Kopf, ihr Auge fand ihn und lächelnd nickte sie ihm zu. Dann wurde er so roth so roth! Als Johannes nach Haufe kam, mußte er sich sofort zu Bett legen. Seine Augen glühten, fein Gesicht war weiß wie da? Linnen deS Kiffens und die Kirchhofsrosen auf seinen Wangen blühten schöner denn je. Ich habe Tereftna wiedergesehen, Mutter," sagte er, .nun kann ich ruhig sterben. Vater, bitte, gieb mir die ro then Schuhe dort aus dem Schrank. Teresina sollte sie an unserem Hochzeit; tage tragen. Ach, daran ist nun nicht mehr zu denken!" Die Mutter schluchzte und auch der Vater weinte. Johanne? aber stellte selig lächelnd die rothen Schuhe auf seine kranke Brust. Da wurde plötzlich die Thüre leise, ganz leise geöffnet und eS huschte etwas auf flinken, leichten Füßchen herein. Teresina!" flüsterte der Kranke. Ja, sie war eS, die fein müdeS Haupt an ihre Brust zog und eS mit Küssen bedeckte. Wie gut, daß Sie gekommen sind !" schluchzte der Alte. Nun wird ihm das Sterben leichter werden." Da? Sterben !" Teresina wurde blaß und ihre Lippen bebten, aber fie hatte in der harten Schule de? Leben? gelernt, fich zu be herrschen. Thränenlo? küßte fie deS Sterbenden bleiche Stirn, die schon kal ter TodeZschweiß bedeckte. Jktzt geh' ich nie wieder von hier fort, Johannes," flüsterte fie zärtlich. Siehst Du dieses Kästchen? Alle?, wo? darin ist, bringt Dir Deine kleine Braut mit in die Wirthschaft. Brillan ten und Perlen habe ich nicht. Ich bin rein geblieben, rein für Dich, Johan ne? Du brauchst Dich meiner nicht zu schämen." Der Sterbende lächelte glücklich. .Die rothen HochzeitZschuhe ich habe sie für Dich genäht da da ", er fuhr unsicher mit der Hand umher. O Gott ich sehe sie nicht ! E? ist zu dunkel ! Ist da? der Tod?" Teresina lächelte, obgleich ihr da? Herz zerspringen wollte vor Weh. Wa? svrichft Du da?" flüsterte sie sanft. Meine fchwarzen Locken um wogen Dich, daher ist e? so dunkel vor Deinen Augen. Hier sind die Schuhe I" Sie legte die Hand de? Sterbenden darauf, dann bat fte : Schließe Deine Augen, ich will fte lüffen!" und fie küßte ihn leise, aber innig auf die ge schlossenen Lider. Die Glocken rufen zur Kirche. Ziehe die rothen Saffian schuhe an Tereftna ! Wir wer den sehr glück lich fein meine klei ne Schuhma cher frau. Sehr glück lich !" Tereftna richtete sich langsam empor. Johanne?' Augen blieben geschlossen. Der alte Schuhmacher schluchzte, seine Frau schluchzte und auch Teresina weinte jetzt, weinte, al? ob ihr da? Herz bre chen wollte. Nun gehe ich nie mehr von hier fort, ich habe ja meinem Johanne? der sprachen, bei ihm zu bleiben", sagte fie. die alten Leute umarmend. Meine Mutter ist mir gestorben. Laßt mich Eure Tochter fein !" Der verhängnißrolls Rsgsiv schirin. jurnorc5fc von N. Ro i. Der Referendar Erich Wallstein saß in seiner eleganten Chambre garnie in der BictoriaEtraße der königlichen Haupt und Residenzstadt. Seine Gliedmaßen, die gerade nicht zu den kürzesten gehörten, hatte er weit von sich gestreckt und ließ seine zu den sonst! gen Körpertheilen verhältnißmößig klei nen Füße sich'? im gegenüberstehenden Fauteuil bequem machen. Wahrhaftig, da? war ein Au?ruhen nach dem ewigen Treppauf. Trepp ablaufen, und dazu dieser fortwährende Regen, der fich zeitweise in förmlichen Kladderadatschcn zu gefallen schien. Der schwarze Gebrock dort an der Thür klinke schien auch ein Wörtchen davon mitreden zu können, und erst der Chapeau claque, der seinen gerechten Unwillen darüber in borstiger Wider ftandSfühigkeit seiner Eeidenhürchen zu erkennen gab. Ohne Regenschirm hatten all' diese schönen Sachen, die in ersten Mode Bazaren mit schwerem Geld erkauft worden waren, den letzten Weg zurück legen müssen. Im Hause deS Geheim rath? W. in der Bendlerftraße mußte den Besitzer derselben irgend etwa? ein wenig alterirt haben, denn der Referen dar Erich Wallstein war mit seinem Regenschirm, ohne den er bei auch nur mit winzigen Federwölkchen bedecktem Himmel sonst nie zu sehen war, bei sei nen AmtSkollegen schon sprichwörtlich geworden. Bald erfüllten dicke Rauchwolken einer HavanaCigarette den Raum. Da, ein Pochen an der Thür. Herein", ließ fich eine kräftige Män nerftimme aus den Wolken heraus der nehmen. Gleich darauf trat ein behä bigeS Männchen mit vielen Bücklingen in da? Zimmer, der Referendar erhob fich au? feiner komplizirten Stellung und trat dem Eintretenden einige Schritte entgegen. Verzeihung. Herr Referendar!" redete das dicke Männchen Herrn Wall stein, komme eben von Geheimrath W., hatte dort geschäftlich mitderGnä digen zu thun und fand bei Suchen meine? Regenschirme? in dem dortigen Schirmständer nicht meinen, wohl aber einen andern Schirm vor. Da? Mäd chen meinte, derselbe könne nur Ihnen gehören, da außer Ihnen heute kein anderer Besuch dort gewesen wäre." Erschöpft von diesem Redeschwall nahm der also Redende auf einem Stuhl Platz, und mit der einen Hand Mittel? eine? röthlichen Taschentuches seine Stirn von kleinen Perlen de freiend, bot er mit der anderen einen zierlichen Tamenregenschirn den der wunderten Blicken de? Referendar? dar. Da ertönte draußen die Glocke. Nach wenigen Sekunden überbrachte die Tochter der Wirthin dem Herrn Rrferender mit verschmitztem Lächeln einen Regenschirm mit dem Bemerken, daß er denselben im Reisedureau stehen gelassen hätte; derselbe sei eben von einem Laufjungen hergeschickt. Da ist ja mein Schirm I" rief da? korpulente Männchen hoch erfreut und verließ mit einer tiefen Verbeugung gegen Herrn Wallfteiq hin mit dem jungen Mädchen da? Zimmer, seinen wiedereroberten Schirm mit fich neh mend. Der über diesen Vorgang sprachlos gewordene Referendar nahm den feide nen EntoutcaS in hie Hand, beschaute ihn nach allen Himmelsrichtungen hin und spannte ihn endlich auf. Da ! fiel ein rosa Briefchen herau?. Hastig bückle fich der Referendar dar nach. Auf dem zart duftenden Couvert standen die Worte : Herrn E. W." Im nächsten Augenblick war der Um schlag zerrissen. Süße Rache !" E? wünschet Ihnen viel Plaifir Mit diesem Schirm fo klein, Hingegen führet fort von hier Jhr'n Schirm ein Mägdelein. Zum Bergefteigen ist er gut, Besonder? nach der Koppe, Sinkt Ihnen nächste? Mal der Muth, Dann denken Sie an Lotte I" Nun ging dem jungen Mann ein Lichtlein auf. Geheimrath? Töchter lein Lotte, der blondgelockte Wildfang, hatte fich also doch durch sein Beneh men verletzt gefühlt, al? er bei der letzten Abendgesellschaft im Hause seine? Onkel? ihr allzu kecke? Auftreten ihm gegenüber mit Verachtung strafte. Seit dieser Zeit hatte sich zwischen diesen beiden jungen Leuten, die man schon zum nächsten Brautpaare gestempelt hatte, ein gespannte? Verhältniß be merkbar gemacht. Erich Wallftein. der gern die alten Beziehungen wieder hergestellt Hütte, suchte oft mit fragendem Blick LottchenS Augen, die ihn sonst so schelmisch an blicken konnten. Aber vergeblich I So kamen seine Ferien heran und noch im mcr hatte fich die Gelegenheit zu einer längeren Aussprache nicht finden kön nen. Seine letzte Hoffnung hatte der Referendar, der demnächst zum Assessor befördert werden sollte, auf den Ab schiedöbesuch bei GcheimrathS gesetzt. Lottchen war jedoch heute nicht zum Vorschein gekommen und aufgeregt hatte er da? HauS in der Bendler Straße verlassen. Seine Besuche vor der Reise, die ihn dicZmal nach Tyrol führen sollte, waren mit dem heutigen Tage, an welchem er deren sech? gc macht hatte, beendet. Jetzt aber kam Herrn Wallstein eine Idee; in wenigen Minuten eilte der künftige Assessor unter strömenden Regen nach dem Reisedureau. fein ftrohdedecktcS Haupt mit einem zierlichen Damenschirm beschützend. Er lächelte vergnügt vor fich hin. .Bitte, mein Billet für eine Rund reise in'S Riesengebirge und nicht für Zvrol zusammenzustellen !" lautete sein kurzer Bescheid. Einige Tage später wanderte eine lustige Gesellschaft von Krummhübel au? nach der Schneekoppe. Die Sonne sandte warme Strahlen herab, die ein fiocler, breitschulteriger Referendar mit einem für seine Körperlichkeit gar winzige EntoutcaS ein wenig von sich abzuhalten suchte ; eS war unser Be kannter auS Berlin, Herr Erich Wall stein. In der Riesenbaude, wo die Anderen eine Ruhepause machten, trennte er sich von ihnen. Oben auf der Koppe wollte er fie erwarten. Mu thig begann er jetzt feinen Aufstieg. Endlich kam er oben erhitzt an und wollte sich gerade in die österreichische Restauration begeben, als er von hin ten auf die Schultern geklopft wurde. Haben Sie Ihren Reiseplan noch im letzten Augenblick geändert? Wir vermutheten Sie in Zurol !" tönte e? an sein Ohr, und sich umdrehend, sah er Geheimrath W. mit Frau und Toch ter vor sich stehen. Ah. guten Tag, Herr Geheimrath I Verehrte gnädige Frau I" Lottchen hatte sich bei dieser gegen seitigen Begrüßung schleunigst zurückge zogen und ihr Ferngla? au? dem Be hülter ziehend, schien fie ihren Blick in'S Weite schweifen zu lassen, während fie hinter dem Glase verstohlen auf die Gruppe blickte. Zu ihrer großen Freude gewahrte fie in der Hand de? Referen dar? ihren Schirm. Flink wollte sie feinen Schirm, den sie den Eltern gegenüber al? neuesten Gebirg?schirm auS irgend einem Geschäft präsentirt hatte, hinter ihrem Plaid verbergen, doch da war schon Erich Wallstein an ihrer Seite. Guten Tag, mein gnädiges Fräu lein Lottchen !" Habe die Ehre, Ihnen einen alten Bekannten au? Berlin vor zuzeigen I" Mit diesen Worten spinnt: er den Schirm auf, denn ein plötz licher, wolkenbruchartiger Regen strömte hernieder, und geleitete da? erröthcnde Mädchen in da? Häuschen, wo die El tern bereit? einen Tisch reservirt hatten. Viele vergnügte Partien wurden nun gemeinschaftlich unternommen und un gern sah mn dem Abschiede au? dem schönen Schlefierland entgegen. Eine Uederraschung wurde den gegenseitigen Bekannten aber zu Theil. Auf Lott chen? innigsten Wunsch wurde noch ein mal die Koppe bestiegen und von dort au? der erstaunten Mitwelt die Ver lobung der einzigen Tochter de? Ge hcimraths W. mit dem Referendar Erich Walstein mitgetheilt. Bange machen gilt nicht. Unter dieser Spitzmarke berichtet die Carole" über folgende amüsante Bahn Wärterprüfung: Ein treuer, biederer und zuverlässiger Bahnbeamter wird von seiner vorgesetzten Behörde aufge fordert, an einem bestimmten Tage be Huf? Ablegung der Weichenftellerprü fung auf Zimmer 9 im DirektionS gebäude zu erscheinen. An dem be treffenden Tage ist er wirklich da und wartet der Dinge, die da kommen sollen. Zuerst wird er einem Betriebs Kontrolleur vorgestellt, welcher ihn auch alsbald über Sachen des äußeren Be triebSdienfteS prüft. Zwischen Beiden entspinnt fich folgende Unterhaltung: Kontrolleur: Was würden Sie thun, wenn Sie Ihre Strecke begehen und eS kommt ein Zug vorbei, und Sie bemerken am Zuge etwas Ordnung? widrige?, welche? die Weiterfahrt de? ZugeS gefährlich erscheinen läßt?" Bahnwärter: Ich würde dem Zug sofort daS Haltesignal geben mit mei ner rothen 'Fahne." Kontrolleur: Womit würden Sie denn da? HalteSignal bei Dunkelheit geben?" Bahnwärter: Mit meiner rothen Laterne." Kontrolleur: Wenn Ihnen nun ober das Licht ausgeht, was machen Sie dann?" Bahnwärter (zieht aus der linken Hosentasche eine Schachtel schwedischer Streichhölzer): Dann nehme ich diese hier." Kontrolleur (nimmt ihm die Streich Hölzer fort): Nun, jetzt find Ihre Streichhölzer fort, wa? würden Sie jetzt thun?" Bahnwärter (zieht au? der rechten Hosentasche eine zweite Schachte! her vor): Dann nehme ich diese hier, Herr Kontrolleur." Kontrolleur (nimmt ihm auch diese Schachtel weg): Nun, lieber Mann, haben Sie lein Feuer mehr, was thun Sie in diesem Fall?" Bahnwärter: .Oho, man immer sachte. H?rr Kontrolleur, dann nehme ich diese hier !-" (fiii? der hinteren Tasche wiederum eine Schachtel zum Vorschein dringend). Kontrolleur (greift nochmals zu, fich der Heiterkeit kaum erwehrend):, .Na, und jetzt?" Bahnwärter: .Nein. Herr ttontrol lcur, Sie fangen mich doch nicht so leicht!" (Greift in die rechte Westen, tasche und dringt ein einzige? Streich bolz herau?, welche? er aber mit den Fingern fcft umklammert.) .Dann nehme ich meinen eisernen Be stand, davon habe ich die Tasche voll, die bekommen Sie aber nicht, die be kommt nicht mal meine Frau." Der Bahnwärter hat seine Prüfung glänzend bestanden. Napoleon und sein englisches Studium. Unter die riesigen Begabungen deS ersten Napoleon gehörte da? Sprach genie nicht. E? fiel ihm in der Krieg? schule zu Brienne recht schwer, neben seiner korftsch-italienischen Muttersprache da? Französische zu lernen und er sprach letzteres stet? mit italienischem Accent. Aber zu behaupten, er habe nicht richtig französisch gekonnt, ist Unsinn. Sein unerbittlichster Beurtheiln: und Verurtheiler Hippolyte Taine, der aber stet? wieder sein wunderbares Genie an erkennt, giebt sogar zu, daß Napoleon die französische Sprache mit einer Menge der urwüchftz geistreichsten AuSsprüche bereichert habe. Und wie wußte er gar zu feinen Soldaten französisch zu sprechen ! Zu den dierunddreißig Ouartbänden Napoleonischer Briefe sind kürzlich zwei neue Bände getreten, und jetzt hat man noch 1500 Briefe von ihm entdeckt, worunter auch solche von St. Helena. In einem Briefe auS seiner Wohnung Longwood in St. Helena von 7. März 1316 sagt der gewaltige Gefangene: Seit sechs Wachen lerne ich Eng lisch, mache aber keine Fortschritte. Sechs Wochen machen 42 Tage. Könnte ich 50 Wörter täglich lernen, so wüßte ich .jetzt 220 Wörter. DaS Wörter buch enthält 40,000 Wörter; sagen wir nur 20,000; 120 Wochen wären also nöthig, um diese zu erlernen; daS macht mehr als zwei Jahre. Daraus können Sie sehen, daß Sprachen zu erlernen eine schwierige Sache ist, die man be ginnen mnß, wenn man jung ist." Seinen englischen Unterricht auf St. Helena erhielt Napoleon von dem edel ften freiwilligen Begleiter in die Ver bannung, dem Grafen Las CafaS. der die englische Sprache in England selbst erlernt hatte. Nachdem der Graf durch Napoleon'S Kerkermeister Hudson Löwe vertrieben war, hörte der englische Unter richt auf. Wie man sieht, war Napoleon keine? weg? gegen die Erlernung mehrerer Sprachen; aber er wollte dieselbe in die Jugendzeit verlegt wissen. jrn Vermiethungö'Bureau. Dame (zum Dienstmädchen): Ge füllt Ihnen die Straße, in der wir wohnen?" Das Mädchen: Gewiß. Madame." Dame: Wir haben aber eine große Familie." Da? Mädchen: Je mehr, desto besser." Dame: Sieben Kinder, darunter zwei noch sehr jung." Da? MäZchen: Ich habe kleine Kin der sehr gern." Dame: Sie müssen auch waschen und bügeln. Da? Abstäuben besorge ich selbst." Da? Mäochcn: Wenn Sie nicht? dagegen haben, stäube ich auch ab." Dame: Ich kann Ihnen nur alle vierzehn Tage frei geben." Da? Mädchen: O. ich gehe garnicht au?; die Hauptsache ist für mich, tücktia zu arbeiten und die Wirthschaft in vtand zu halten, damit Sie immer mit mir zufrieden find." Dame: Al? Lohn erhalten Sie 180 Mark." Da? Mädchen: Ich bin schon mit 15 Mark sehr zufrieden." Dann nehme ich also " Herr (erregt hereinstürzend): ,.Ent schuldigen Sie. Madame, aber Sie sprechen mit einer unheilbar Kranken, die mir entsprungen ist. Ich bin Di rektor de? Central.Jrrenhause?." Auch ein Jubiläum. ES find jetzt, wie ein holländisches Blatt au? Amsterdam zu berichten weiß, 25 Jahre, seitdem die Mode der söge nannten Ponylöckchen in der Frauen Welt Eingang gefunden hat. Ursprung lich wurde hierbei daS Haar vorn kurz abgefchitten und nur glatt ausgekämmt, und erst langsam bürgerte sich in der Folge daS Kräuseln dieses HaareS ein. Niemand Anders al? die Kaiserin Eu genie ist eS, die die Mode der Ponylöck chen schuf; nicht aber, um damit wieder einmal als die Königin der Mode zu glänzen, sondern um damit ihre Trauer um den Tod ihre? Gemahl?, de? Kai ser? Napoleon de? Tritten, an den Tag zu legen, der am ?. Januar 1873 starb. Ursprünglich wurde die Mode auch le diglich in diesem Sinne befolgt und erst späterhin, mit der wachsenden AuSbrei tung. verlor sie ihren ursprünglichen Charakter. Modern. Tante: ..,Elli. ärgere Deinen Mann nicht zu sehr I Er kehrt sonst am Ende zu seinen Eltern zurück !"