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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 15, 1898)
Die WcV.i. uino:c.. oh A .S J d In einrm Separal'Zimmer bei Sie Rjurar.13 .um goldenen Horn" hatt d.e Tischzes'lltchaft ihren Sicmn'tisch und nahm Mittags und Abend? da selbst ihre Mahlzeiten ein. Die zehn älteren Herren waren KiZ auf einen. inen Wiltwer, zeitlebens unvermühlt geblieben und obwohl sämmtlich gut situirt. einige sogar sehr wohlhabend waren, hatten sie doch stet? einen der aeblichen Angelpunkt für die SvaStöch ter gebildet. In der letzten jeit wann zu den zehn alten Herren zwei junge Münner gekommen, durch Freundschift der Gesellschast hingezogen, deren AuS springen auS diesem l?lud der Hage stolze" man jeden Tag erwartete. Man darf sich unter unseren Hize Volzen keine griesgrämigen Münner 'vorstellen! wer je Gelegenheit gehabt hatte, ein Stündchen in ihrer Mitte zu öerbringen. der mußte einräumen, daß er fo joviale Menschen nicht bald gefun den. Heitere Anekdoten, Schnurren und Spaße nahmen während der gan zen Sitzung kein Ende, einer war luftiger als der andere und wenn dem '.Major Stoff und Athem ausging, nahm der Oberförster, der Hausbesitzer, der Professor oder der Apotheker da? Wort. Die Gesellschaft war eben aus mehreren BerufSzweigen zusammenge setzt, aber die Herren fast alle von frühester Jugend auf befreundet, theils inder derselben Stadt, theils Studien oder Amtskollegen. ES ist zur Mittagszeit, schon war die Tafelrunde besetzt bis auf einen Stuhl, dieser war der Platz eines der beiden jungen Herren. Man hatte schon die Suppe gegessen und der Zeiger der Uhr ging schon gegen eins, um halb ein Uhr -begann pünktlich das Diner. Richtig!" rief jetzt der Major, ein 'besonders fröhlicher Patron, mir füllt eben ein, UaS ich über unseren Referen dar hörte: er soll ja eine Braut haben ' seit ewigen Tagen und zwar in Mucken orf." 0 weh, so weit?" lachte der Apo. theker, ..da kann er seine künftige HauS hre ja selten sehen?" Aber ein prächtiges Mädel," nickte 'der Major, kenne sie; etwas verwandt mit ihr, mütterlicherseits, blond wie die Goldelse auS den Gestalten der seligen Marlitt, aber dabei schneidig, sehr schneidig hm, hat ja Eoldatendlut . i. am. .11-- .... u .10 ii ocr iimei uu. So, so," meinte der Oberförster, wir werden unserem jungen Freund gratulieren. Aber daS Eine sage ich. bedenklich wird eS mit dem Nachwuchs, wir haben da zwei Junge aufgenom mcn in unsere Gesellschaft und einen baden unS die Frauen schon wegge kapert." Ich werde mich halten, Herr Ober förster ," warf der zweite Junge, ein Doktor Groß. ein. Aber wo steckt denn das Mucken darf?" fragte jetzt der KreiSrichter. Drei Stunden mit dem Postzug von Hier." Also nicht einmal eine Schnellzugs Pation?" Der Schnellzug geht meines Wis 'yenS eine Stunde später ab, fährt dem 'Postzug vor und passtrt noch eine halbe Stunde früher den Ort, als der Post zug." berichtete der Apotheker, der die ganze Gegend genau kannte. In diesem Moment trat der Re ferendar ein. Alle richteten die Augen nach ihm und alle bemerkten, daß er in schwarzer Salonkleidung und neuer Krawatte war. Einer stieß den andern: Kommt er von ihr oder fährt er zu ihr?"- Meine Herren, bitte um Ihre Ent 'schuldigung. ich fahre eben um halb drei weg und habe mich mit der Toilette zu lange aufgehalten." Ah. nach Muckendorf," lachte der -Major. Der Referendar war betroffen. ,Herr Major, woher wissen Sie. . . " AlleZ," warf der ein, alles wissen wir und auch Sie sollen waS erfahren; Feäulcin Fink ist eine entfernte Per Ivandte von mir." Der junge Mann verzichtete auf alles Leugnen und alle gratulierten ihm herzlich; unter diesen alten Junggesellen war mancher, der eS jetzt im Alter manchmal ganz im Stillen ein wenig bereute, daß er in jungen Jahren nicht auch in das gewisse Joch gesprungen. Sie fahren heute Nachmittag?" fragte dann der Major, morgen ist das VerlobungSfeft. Sie wissen wohl kaum, daß ich vor einer Stunde von Ihrem künftigen Schwiegerpapa durch 'ein Briefchen dazu eingeladen wurde." Ah!" Doktor Fink war ja mein liebster Studienkollege." Dann fahren Sie mit mir, Herr Major, das wird eine luftige Gesell schaft geben." Nein, mitfahren thu' ich nicht, aber ich werde sie dort erwarten." Erwarten? Nicht möglich; ich fahre in eineinhalb Stunden schon und bin früher als Sie dort." DaS kommt darauf an?" Soll das ein Aufsitzer fein. Herr Major. Sie wollen mich heute bei meiner Ankunft im Hause meiner Schwiegereltern erwarten?" .Wie ich sage." Na. da gehe ich eine Wette ein, daß das nicht möglich ist. ich habe mir doch schon um den schnellsten Weg nach Muckendorf den Kopf zerbrochen, und fand, daß man nur mit dem Poftzug um sieben Uhr Morgen? oder mit dem um halb drei Nachmittag? hinkommen könne. Die Schnellzüge halten nicht und die Stationen vor und nach Mucken ldois sind mit Siiigeri unU: zwei Stur,. den nicht zu r.czmen. m guter nter braucht von hier di? hin gute sech? Ständen " er schüttelte den Kopf und alle anderen sahen voll Spannung aus den Major, der ganz ruhig seinen Hasenrückcn zerlegte. Eduard, einen Fahrplan.' rief der Referendar, den die Sache nicht ruhen ließ, dem Kellner zu. In einer Pause, während de? Servi renZ einer Speise, ftudirte der junge Bräutigam nochmal die ihm schon fo geläusige Strecke bis Muckenvorf. au der er ja alle fahrplanmäßigen Züge auswendig konnte. Endlich legte er das Büchlein hin und sagte: Da wette ich hundert gegen eins das ist nicht mög lich, sofern eS kein Aufsitzer ist." .Ich bin zu einer Wette bereit, Herr Referendar." entgegnete zum Erstaunen aller der Major, .und wenn Sie wol len. gebe ich ein Briefchen an Fräulein Elfe ab, worin Sie Ihre Ankunft für heute anzeigen, sogar einen Strauß will ich an Ort und Stelle bringen." Angenommen." sagte daraus der Referendar, wie hoch ist die Wett, Ich denke eine Bowle." Gut." Nach Bedarf für unsere Gesellschaft hier und auZgetrunkcn soll sie am Sonn tag Abend werden." Einverstanden." Sämmtliche Herren waren verblüfft über diese Wette, die nach der Ansicht eines jeden der Major verlieren mußte; man dachte sich auch im Stillen, der alte Offizier wolle nur seine voreilige Aeußerung aufrecht halten und verliere lieber die Wette, als daß er jetzt den Rückzug antrete, indem er das als un möglich gelten ließ, was er einmal be hauptete. Die Herren telegraphiren unS doch noch heute Abend über den AuSgang der Wette?" sagte nach einer kleinen Pause der KreiZrichter. Jawohl!" widerte der Major lu ftig, einer wird zahlen und wir feiern dann unter unS daS VerlobungSfeft unseres jungen Freunde?, deS Bbtrün nigen von der guten Sache der Jung gesellen." Wie weit ist eS von der Station zum Ort?" fragte jetzt der Rentner Haas. Eine halbe Stunde." Wenn der Major mit dem Herrn Referendar zugleich in einem Zuge an kommt, auf der Station schnell einen Wagen nimmt, dann ist ja die Wette leicht zu gewinnen." So meinte ich eS aber nicht," der theidigte sich der Major, der Herr Re ferendar wird ja jedenfalls von den Herrschaften auf der Bahn erwartet werden; ich aber will schon alleZ im Hause selbst besorgt haben, wenn der Herr Referendar auS dem Zuge steigt, ja ich gehe die Bedingung ein. daß ich gar nicht mit demselben Zuge fahre, und verpflichte mich, doch eine halbe Stunde früher dort zu sein." Der Referendar schrieb ein Brieftein. welches der Major an Fräulein Fink übergeben sollte und um zwei Uhr brach der junge Bräutigam nach dem Bahn hose auf. Der Major rauchte noch ruhig seine Zigarre weiter; er wolle bis zum Ab gang de? Personenzuges hier bleiben, meinte er. Man fragte ihn von allen Seiten, wie er die Wette gewinnen wolle, aber er sagte nicht? aus, sondern lächelte ge heimnißvoll auf all' die verschiedenen Ansichten seiner Freunde und paffte seine Virginia behaglich wie gewöhnlich, Schlag drei Uhr entfernte sich der Major und auch die anderen Herren gingen ihrer Wege; sie waren heute alle länger am MittagStifche sitzen geblieben als gewöhnlich, denn jeden interessirte die Wetteangelegenheit sehr. Indessen fuhr der Referendar mit dem Poftzuge gegen Muckendorf; die Fahrt wurde ihm furchtbar lang. Der lange Aufenthalt in allen Stationen, wo besonder? an diesem Tage der Tran! Port von Postpaketen ein starker war, machte den ungeduldigen Bräutigam schier nerdö?. AI? auf einer Station der Schnellzug vorbeibraufte, sah der gute Referendar demselben ärgerlich nach; wie luftig wäre e?, mit diesem Zuge zufahren, wenn er nur in Mucken dorf anhalten würde, aber so mußte man mit diesem Schneckenpostzug fort zukommen suchen. Wie unzufrieden die Menschen sind vor einem halben Säkulum hätte so ein verliebter Re ferendar eine Tagereife im Postwagen zurücklegen müssen, um zu seiner Erko renen in Muckendorf zu kommen. Wiederholt fiel ihm die Wette mit dem Major ein; er glaubte diese sicher gewonnen, denn wie hätte der Major schneller wie er nach Muckendorf gelan gen können? Bei einem längeren Halt durchsuchte der Referendar alle Wag' gon? unter dem Vorwand, einen Be kannten treffen zu wollen, aber er ent deckte vom Major keine Spur. Also konnte e? nicht ander? fein, dieser mutzte die Bowle zahlen. Endlich kam der Zug in Muckendorf an. Auf der Station wurde der Re ferendar von seiner Braut und den künftigen Schwiegereltern empfangen; und gleich nach dem Handkuß deS jun gen ManneS rief Elsa; Und meinen Dank für Deine Karte, die ich eben er halten habe." Der Referendar erschrak. Meine Karte und durch wen?" Vor einer Viertelstunde durch Ma schrie jor Bcrger. er warttt bei un? auf Dich." Der. BriJtigarn sch'en ein Schwindel anzuwandeln, er machte ein surchtdar dummeS Gt ficht und grisi sich mit einer hastigen Bewegung noch dem st ja f. dafei Elsa sowie ihre Eitern ordentlich Furcht bekamen. .Wa? ist denn? " fragte der Herr Schwiegerpapa. .Der Major ist bei Such? mehr alS sprach der Referendar .Warum soll er nicht? Er kam bor einer guten Viertftunde und erwartet Dich!" Zum Kuckuck, wie ist er denn kommen?" ;aä in eoen nicht zu erfahren, er sagt mit der Bahn. Ader wir kann er denn eine halbe Stunde früher kommen atz der Zug?" Der Referendar vergaß Über diese Nachrichten fast seine Braut, er schüt telte immerfort den Kopf zur Besorg rnß aller, und stieg mechanisch in den Wagen, der die Gesellschaft in das Wohnhaus dcZ Doktors fuhr. Dort stand der Maior schon an der HauSthiire und empfing die Hsrrschaf ten mit fröhlichem Lachen. .Ader wie ist daS möglich," rief ihm der junge Mann entgegen. .Durch List!' entgegnete der Bit ger in der Wette. O erzählen Sie." Was ist denn geschehen?" mischte sich Fräulein Elsa in das Gespräch. ex Referendar erzählte nun von der Wette und alle waren nun gespannt aus die Erklärung deS MaiorS Dieser sagte in seiner immer helleren rt : .Ich fuhr mtt dem Schnellma." Aber der hält ja nicht bei unS !" DaS wußte ich. deshalb gab ich gerade vor der Station das Nothsiznal und der Zug hielt doch " Ah ! " Die Sache war nicht so einfach, ich mußte mich gehörig verstellen und noch extra meine Personalien abgeben, werde vielleicht auch noch eine Strafe zudiktirt bekommen, obwohl ich ein furchtbare? olikartigeS Unwohlsein markirte und infolgedessen auf der Station vom Chef mit verschiedenen Schnäpsen trak tirt wurde. Doch schließlich sagte ich. ich müsse mir Bewegung machen, und lief hierher fo habe ich die Wette in aller Ehre gewonnen" Die Zuhörer war?n paff. Wer hätte dem alten Offizier auch nur eine solche Schlauheit zugetraut. Meine Fahrkarte kann ich jeden Tag bis zur nächsten Station, bis wo hin ich sie löste, weiterbcnützen ," nahm dann der Major wieder da? Wort. aber ich werde mich lieber hier kuri rcn lassen, von Deinem berühmten Kel ler, alter Jinkenhahn ! Und dann wol len wir telegraphiren, damit unsere Freund wissen " So geschah eZ und am Sonntag zahlte der Referendar eine Bowle, von der man erzählen konnte, denn der glückliche Bräutigzm schonte seine Börse nicht. ES war ein fröhlicher Abend im goldenen Horn" und der Major mußte nochmals seinen schlauen Streich er zählen. railoois Tourte. Tk,;;c von ? I i s e Vo I k g. ist eben drüben in KIeiniricnon, ,"! 1 t tllV MtlS Klttit (1 1 f 1 KoH cytu u v ui.u vuiiii uiju vin Wie viel die Weli sich auch fort und ort mit den herrlichen Instrumenten der Geige und Eellie beschäftigt, wie geläufig un? die Namen ihrer verschie denen Erbauer, der italieniichen und deutschen, auch find, nur selten gilt ein dankbares Erinnern jenen Manne, ohne dessen Erfindung der Kiang einer Stradivan, Amati. Guarneri. Stai ner und so weiter nicht halb so zauber haft erscheinen würde. Welcher Geiger önnte wohl einen fo berückenden Ton ziehen", wie er heute unser Ohr er reicht, ohne einen Tourte-Bogen, so ge nannt nach seinem Erfinder Franoi? Tourte. Im Jahre 1774 in Paris als Sohn eines unbemittelten Jnftrumcn tenhändlcr? geboren, kam er bei einem Verwandten in die Lehre, einem Hof Uhrmacher, der den höchsten Adel und auch berühmte Künstler zu feiner Kund chaft zählte. Aukergewöhnlich hüb ch, hatte Franoi? bei jungen Mädchen in Paris viel Glück, aber vor gefährlichen Thorheiten schützte ihn eine aufrichtige HerzenZschwürmerei. Die Z.zozen der herannahenden Re volution ließen bereits ihr dumpfe? Brausen ertönen, als Franczoi? Tourte eine Tage? in Stellvertretung feine? erkrankten OheimZ nach Trianon ge chickt wurde, um dort die Uhren der Königin Marie Antoineite nachzusehen, reizende, kostbare Spielzeuge aller Art. In den Gärten und PurkS von Trianon gewahrte man nichts von dem drohenden Schrecken. Die Fenster de? Palastes standen weit offen, als der entzückte Fran?oi? seinen Fuß zaghaft auf die erste Stufe der Freitreppe setzte und die rothen Seidenumhünge mit den schweren goldenen Fransen wie grüßend ihm entgegenwogten. Man dolinenklünge und silbernes Gelächter drangen an fein Ohr. und gleich dar auf erschien eine kleine Schaar reizen der. eleganter Frauen oben in der Flügelthür, um leichtfüßig in den Park binabzucilen. In der ehrerbietigsten Haltung ließ Fran?oi? diesen entzückenden Wirbel wind an sich vorbeiziehen, aber die An führerin, die au-gclaffene Herzogin von Polignac, blieb stehen, streifte ihn mit glärzendem Blick und sagte lächelnd: .Ihr seid wohl der junge Herzog von Fronkac, der neue Page der Königin ? Sie wir kleinen Tuc. unS zu folgen Unter dem Kreuzfeuer der vielen schönen Lugen fand aber FranoiS doch noch den Muth, mit schüchternem Augm ausschlag zu sagen: Ich bitte um Bei zcihunz. schönste Frau; leider bin ich nur der Uhrmacher FranoiS Tourte ich wurde hierher bestellt, Eine Wolke überschattete plötzlich daS pikante Gesichtchen der Vertrauten der Königin Marie Antoinette. Sie war einen etwas hochmütigen Blick über die volle Schulter hinweg auf den jun gen Mann und sagte kalt: Meldet Euch beim Diener.". Damit wendete sie sich stolz von ihm und ihre Geführten folgten unter leisem Gekicher. Nur eine einzige Frau blieb zurück und näherte sich dem Zurückgewiesenen, dessen Wangen brannten. Monsieur Garat hat mir Eure Ge schicklichkeit schon oft gerühmt." sagte sie zu ihm mit einer Stimme, 'die wie ferne, süße Musik klang, ich freue mich also, Gelegenheit zu finden, Euren Händen eine Famillenreliquie anzuver trauen, eine kleine alte Uhr, die ich immer bet mir trage. Seht her Die schlanke weiße Frauenhand löste eine feine Goldkette vom Gürtel, mit einem runden, mit Perlen de etztcn Medaillon. Wollt Ihr mein kranke? Kleinod mit nuch Hause nehmen und gesund machen? Ich werde Euch dank sein." Die Augen FranzoiS' hingen wie festgebannt an den Lippen der Spre cherin, während feine Hand die kleine Uhr ergriff. Welch ein Antlitz da vor ihm ! Die schöne Frau schwebte weiter, aber sich zurückwendend, sagte sie noch gütig: Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt über die kleine Kranke, die ich Euch oeden anvertraute, so fragt nur nach der Prinzessin Lamballe." Kaum einen Monat nach jenem Be suche in Trianon brauste der erste wilde Sturm durch die Straßen von Paris : die Bastille ward erstürmt und der Erde gleichgemacht. Die Zeit flog weiter, schwerer und dunkler wurden die Wolken am Horizonte Frankreich?, und FranoiZ Tourte. der noch oft in seiner Eigenschaft als Uhr machn feine Schritte nach Versailles entert mußte denn die kleine Uhr der Lrinzesflv Lamballe wollte trotz aller Mühe seltsamer Weise nicht in geregel ten Gang kommen. sah dort nicht fei ten verstörte Gesichter. Zerstreut hatte sich der glänzende Hofstaat und ver chwunden waren die lebenslustigen Ge stalten. Und dann kam der Tag, da sich die eisernen Thore deS Temple hin ter den Gestalten de? Königs, der Kö nigin. der Prinzessin Elisabeth und der unschuldigen königlichen Kinder schlos en. I Es war ein sonniger Morgen, al? e? Fran?oi? Tourte auf die Straße trieb. Die kleine Uhr der Prinzessin Lamballe war plötzlich in Gang gekom men, da? Wer! schien endlich in Ord nung. öZ war ihm. als mahne ihn daS seltsam scharfe Ticken. daZ Kleinod zu zu tragen, die es vielleicht erwartete. Ein wüder Tumult hemmte plötzlich eine schritte: ein schreiender Hause wälzte sich in der Richtung nach dem Temple zu. in seiner Mitte, von den blutigen Fäusten eine? riesenhaften Ge sellen getragen, schwankte eine hohe Pike. Die Augen deS jungen ManneS hoben sich zagend zu ihr empor. Sein Blick fiel auf blonde Locken die blutge tränkt tief herabhingen, ein todtblasse? Frauenanilitz, das Haupt der Prinzessin Lamballe, starrte ihm entgegen. Ein herzzerreißender Aufschrei, und über den bewußtlosen Körper des zu Boden ge stürzten jungen Manne? ftürmte die SchreckenZschaar achtlos weiter. Viele Wochen und Monate schwankte FranzoiZ Tourte zwischen Leben und Tod, doch die Jugend siegte auch hier über die finsteren Gewalten. Seine Seele aber erholte sich viel langsamer al? der Körper. Er betrat da? Hau? eine? OheimS nie wieder und nichts konnte ihn bewegen, zu seinem Uhr macherhandwerk zurückzukehren. Still und in sich gekehrt saß er nun in der düsteren Werkstatt seines VaterZ, legte mit Hand an und war nur froh, wenn keiner mit ihm redete. Nach und nach csielte fein Auge die noch so auffallend unvollkommene Gestalt deS Geigen und CellobogenZ, und diesem offenbaren Mangel wendete der junge Tourte all mählich sein volles Interesse zu. Man erzählt von dem Reformator deS Bogens, daß er zuerst feine Versuche mit den Reifen der Zuckerfässer gemacht habe, au? Sorge, das kostbare, theure Holz zu verderben. Später probirte er der Reihe nach alle Holzarten, bis er endlich, nach unermüdlichem Grübeln und Prüfen, zu der Ueberzeugung ge langte, daß nur das edle Brafilienholz die nothwendigen Eigenschaften der Leichtigkeit und zugleich geftigkoit zu entwickeln vermöge. Seine ersten Ver uche verkaufte er freilich für zwanzig bis dreißig SouS. erst feine späteren Bogen, mit ihren graziösen Verzierun gen von Schildplatt, Silber und Gold, wog man mit Gold auf. Die großen Erfolge, die er mit dieser seiner vorneh men Arbeit überall errang, haben allein allmählich aus feiner Seele die erlebten chreckni?e der Jugendtage verwischt. chwerllch aber jenes holde grauenant litz. dessen blaue Augen voll sanfter Schwermuth den ersten LiebeZsonnen strahl in sein Herz geworfen, und die kleine Uhr der unglücklichen Prinzrist XamvaUe blieb die theuerste 3fel;qji seine? Leben?. Zttt und V.h!supp,. AuS dem Leben dkZ Prinzen Albrecht (Bater) von Preußen wird in den vom .Milltär.Wochendlatt- verösientlichten Tageduchblüttern deZ Generals von Hagen, welcher 187071 persönlicher Boiutant deS Prinzen war, unterm 3 August 187 folgende interessante Epi fode mitgetheilt: Der Prinz erwähnte. daß heute der hundertjährige Geburt? tag seine? in Gott ruhenden Vaters Friedrich Wilhelm'S III. sei. Er sprach über ihn mit größter Verehrung und Liebe. Die Geschichte urtheile hart und ungerecht über den König. Seine große Pflichttreue, seine persönliche Rechtlich keit, fein frommer Sinn, seine Ord. nungSliebe und Sparsamkeit seien auf die Armee und daS Beamtcnthum über tragen worden. Preußen würde nie fo weit ohne die lange fegenSvolle Regie rung feines Vater? gekommen sein. Der Prinz wurde immer wärmer bei dem Gespräch über den König. Er er. zählte von der kaum glaublichen Ein fachheit im königlichen Haushalte. DaS Abendessen bestand größtcntheil? nur au? einer Mehlsuppe und kaltem Auf schnitt. Neben dem Eßzimmer befand sich ein Raum, tn dem die zum Abende drod benutzten Teller abgewaschen wur den. Durch diesen Raum mußte die königliche Familie gehen, wenn sie sich nach dem Essen in die anderen Gemächer begab. Den nassen Handtüchern der Spülfrauen habe man. äußerte der Prinz, um nicht von dem Spülwasser bespritzt zu werden. au?weichen müssen Eine? Abends habe er sich um eine Mv nute zum Abendbrod verspätet. Er hatte vorher beim Garde du Corps zu Mittag gespeist, sich prächtig unterhal ten und mehr Sekt getrunken, als ihm gut war. Seine Entschuldigung, sich verspätet zu haben, wurde vom König scheinbar Überhört. Als der Prinz den Löffel mit der weichlichen Mehlfuppe an die Lippen brachte, wurde ihm entsetz lich übel und er legte den Löffel fort. D.r König", fuhr der Prinz fort, sah mich ernst an und sagte: Da? schmeckt Dir wohl nicht?" Mit einer leeren Ent chuldigung durfte man meinem Vater nie kommen nichts haßte er mehr als Unaufrichtigkeit ; meine Unpünktlich keit denn Alle? war auf die Minute im Hofstaate geregelt hatte den König entschieden schon unangenehm berührt, und so antwortete ich. eS wäre mir ganz unmöglich, die Suppe beute zu essen. Ein vorwurfsvoller Blick traf mich und ich würgte die Suppe hinunter. Mein Herr Vater, der Wohl ahnen mochte, wie entsetzlich mir zu Muthe war, hob früher wie gewöhnlich die Ta el auf und tch stürzte tn'S Freie." Vin Jnfpizirungs'kkrgebnib. Dem jüngst verstorbenen österreichi schcn Felozeugmeifter Eduard Freiherrn v. Handel'Mazzetti, widmet daS Neue Wiener Tagblatt" einen Nachruf, dem wir folgende Stelle entnehmen: Als Brigadier gab Baron Handel viel dar auf, daß der Mann im Stande fei, über militärische Dinge seiner Wissen' fphäre ordentlich und klar zu sprechen. Er hatte sich ein eigenes gragebüchlein angelegt, da ihn auf allen Jnfpizirun gen begleitete, und worin er auch eine Sammlung von Blüthen aus dem Soldatenleben" hatte, von denen viele in den verschiedenen Garnisonen auch außerhalb Tirols zirkuliren. Wenn auch gewiß nicht alle echt sind, will ich doch einer erwähnen, bei deren Entstehung ich selbst dabei war. Frage: Erklären Sie mir die Bor und Nachtheile deS WerndlgewehreS!" Der Soldat schweigt. Frage: Wissen Sie, was ein Vor theil ift?" Der Soldat schweigt. Frage: Wissen Sie, was ein Nach theil ift ?" Soldat (lebhaft): A Nacht-Eul' iZ a fchiacher Vogel!" Ihr rwt. Ich hatte mit meinem Cousinchn UVroettet um eirei Kni; Nicht Licht war drZ Streite? öntschei dunz Ztf meinem grossen Verdruß. Denn während bestimmt ich die Ansicht Vertrat, der Sieg sei mein. Behauptete sie mit Eifer Der Wette Gewinner zu sein. Ich mußte galant mich fügen. Erkannte als Sieger sie an. Entsagte mit stillem Bedauern Dem Kuß. der. ich redlich gewann. Doch seltsam, mein kleines Cousinchen Erfreute des Sieges sich nicht. Sprach nicht ein einziges Wörtchen Und machte ein döse? Gesicht. Und al? ich den Grund erforschte, Da warf sie verächtlich hin : Willst Du. daß ich mit Dir spreche. So gieb mir erst meinen Gewinn." neue wie sie trägt. Teutsch. Es dar im Herbst deZ Jahres 1374, desjenigen Jahres, in dem zum ersten Male reichsländische Abgeordnete in den Reichstag gewühlt worden waren. Daß sich die Elsässer nicht allzu gemüthlich fühlten im Reichstage, ist um so be greiflicher, als einige von ihnen in der That daS Deutsche nur radebrechten. Sie denützten denn auch jede Gelegen hit, um wenigstens im Privatgefprüche die französische Sprache zu gebrauchen. Da trat einer von ihnen während einer Sitzung an den Reichskanzler heran und stellte eine französische Anfrage an ihn. Fürst Bismarck zog dräuend die Brauen zusammen und antwortete kurz weg: Ich verstehe nicht." Aber Durchlaucht," sagte jener, so viel mir bekannt, sprechen Sie ein vor treffliches Französisch." Hier nicht!" lautete die abweisende Antwort. Tifersiichti. Sie: Emil. Du haft mir gestern sehr weh gethan." ,' Er: Womit denn, mein Herzchen?" Sie: Du sagtest, ich wäre eine? der hübschesten Mädchen der ganzen Stadt." Er: Ja. daZ bist Tu doch auch!" Sie: Du sagtest: eine? der hübsche ften. O. Emil, ich hätte nicht gedacht, daß ich Deine Liebe noch mit Andern theilen müßte." T)ct Einkchl'eit bdlbcr. Frau v. Boisseau hat ein Dienstmädchen bekommen. daZ, selbst, den Vornamen Emma Daraus entwickeln sich denn alsbald. wenn Herr von Boisseau seiner Gattin ruft. Verwechslungen, weßhald seine Frau zu dem Dienstmädchen äußert: ES wird wohl am Besten sein, wir nennen fcie. wie unser früheres Mäd chen, Anna !" Die Neueingetretene nickt zustimmend, kommt aber nach einer Stunde wieder zu ihrer Gnädigen und meint: Hören Sie 'mal. Frau v. Bosso. ich hab' mir das Ding Überlegt! Wie Sie das meinen mit dem Namen. das ift sehr praktisch ; Sie werden aber nichts dagegen haben, wenn ich Sie, der Einfachheit halber, auch gleich, wie meine frühere Herrschaft. Frau Mül er nenne I" Fatal ?rlckfel,lcr. . . .Und nun, meine Herren, rufe ich dem Gedeihen unsere uneiaennükiaen Unternehmens ein kräftiges Profit" zu! Das Inristenkiild. Karl (zur Tante, die ihm eineSchauer gefchichte von einem Mörder erzählt, der im Grabe leine Rube nnden sann: Sag' mal, Tante, warum muß der denn jetzt noch immer herumfpuken?. . Die Sache ift doch längst v e r j S h r t I' Anthcilnahme. A: . . Sie kommen also au? Afrika. wo Sie bei dem Bau des neuen Schi nenwegeZ beschäftigt Waren. Sagen Sie. zeigen die Schwarzen für die Eisen bahn auch A n t h e i l n a h m e ?" B: Gewiß, drei Ingenieure haben sie bereits gefressen!" Erklärung. Hierdurch theile ich mit, daß der Schreiner Hobel mit meiner Frau durch gegangen und mir dieselbe, weil da? Geld zu Ende war. schon nach vier Wochen zurückgeschickt hat. Ich erkläre deßhalb den Hode! für einen gemei n en Kerl." August Stift. r'chste Bpposiiio, Wie dringst Tu eS nur fertia. daß Deine Frau ihren Hut fo lange trägt?" Ich frage sie öfters, ob sie nicht einen neuen brauche, und da sagt sie, auS angebor'ner Oppositionellst, immer nein!" wirksame Drolz,lg, Karlchen (zu seiner Mama, die sich auf der Straße längere Zeit mit einer Freundin unterhält): Tu. Mama, wenn Du jetzt nicht bald gehst, sag' ich der Dame, was Tu heute früh über sie gesagt haft !" Trost. Alte Jungfer : ..Ein Trost ist'S wenigstens : daß man sich zwar öfter verheirathen. aber nur einmal sitzen bleiben kann !" Eine gute Freundin. Frl. Bertha: Ich möchte einmal nur um meiner selbst willen geliebt werden I" Freundin ' Dazu bist Du doch nicht reich genug !" Ans der guten alten Zeit. Der Bürgergardift Zipperlein hat wohl eine recht strenge Frau?" Und ob I Mit der muß immer erst der Herr Major felbft behandeln, eh' sie ihren Mann für eine militärische Uebung freigibt !" Aus der Schneiderwerkstatt. Lehrjunge: Meefter, ich hab' 'n Krag'n an'Z Armloch genäht, v e r b ü g e ! t sich das?" Jl'r Aoanrement. Sie (zu ihrem, vom Amtsbürcau heimkehrenden Gatten): ..WaS ift Dir nur Freudiges pasfiri, Männchen?" Er: ..Den!' Dir nur. Elife. Du bist Rät hin geworden!" Va? fehlte noch. Gcfängiiißdirektor (zu einer entlasse nen Zuchthüuslerin): Nun halten Sie sich aber brav! Es hat Ihnen jedenfalls nicht so gut bei unS gefallen, daß Sie Lust Hütten, so bald schon wie der zu kommen !" Zuchthäuslcrin: O, Herr Direktor, eS hat mir ganz gut hier gefallen, und wenn ich alle 14 Tag' meinen AuSgang hätt', dann blieb' ich schon gern für immer!"