p;r IPobltlütcr de? Ivnn Roller. . uf.ui Ä;cmata:n. Üutoui'.tt; l'cbci itt-nnfl von Cvfut v. ,:!?. Vor tuet Iahten wurde in einer De znndernacht daZ Koller'sche Bankhau fliiiufliibt: als der Buchhalter des Herrn Koller früh am Morgen vor dem tiltmen Rolldalkcn deS Bureaus er schien, zeigten ihm die Nachbarn unter erschrockenen Kufen die zerstörten w schästSlokalitäten. in denen ein Polizei, beamter die erbrochenen Laden unter, suchte. Herr Koller, der sonst erft um 10 Ubr u erwachen pflegte, erschien Zlkbn Minuten nachher mit verstörter Miene im Bureau; später mengten nd) auch noch einige Mitarbeiter der Abend dlatter unter die lärmende Volksver sammlung. Der Polizeibeamte kon ftatirte mit schläfrigem Geftchte die ver schiedenen unzweifelhaften Anzeichen deS Einbruchs, während Herr Koller todten bleich unter den verstreut herumliegen n Schriftstücken herumfuchte. Die Nachricht deS RaubeS wirbelte Äel Etaub auf. denn die Firma Koller erfreute sich in der ganzen Hauptstadt des besten RufeS. Der weißdärtige Leo Koller stand in dem Siufe eine ehren haften ManneS und die schmutzigen Wellen der modernen Bankmanipulatio nen berührten ihn niemals. Die Börse nahm die traurige Nachricht theil nahmSvoll auf. und als er spüter den interesftrten Bankfirmen AuZgleichS Angebote machte, wurde er hinter den Holzgittern der Bureaus mit höflicher Zuvorkommenheit aufgenommen. Der Raub war nicht alltäglich, denn Leo Koller wurde in jener Unglück seligen Nacht um zweihunderttausend Gulden geschädigt. Von diesem Be trage waren ungefähr hunderttausend 'Gulden in baarem Gelde in dem Porte ' feuille deS Bureaus gelegen, das Uedrige repräfensirten die geraubten Aktien und 'Wechselforderungen. Koller glich sich -mit seinen vornehmsten Gläubigern im Durchschnitt auf fünfundzwanzig Pro zent aus, seinen Klienten aber gab er eine dreißigprozentige Entschädigung für ihre verlorenen Forderungen. Diese Tilgungen zehrten seine bescheidene Villa sozusagen völlig auf. und als er später zum ersten Mal auf der Börse erschien, empfingen ihn die mächtigen Geldsürften der MarieValerieStraße mit wohl wollendem Handschlag. Die Polizei aber, die anfangs die Spuren der Ein brecher mit unermüdlicher Energie ver folgt hatte, verlor eines TageS in dem Aktenmeer die glücklich herausgefischten 'Läden vollständig. An der Thüre deS StadthauptmannS im Polizeipräsidium ließ sich an einem Märzvormittag ein schüchternes Pochen vernehmen. Auf das Pochen antwor tete Niemand, in der Thüre erschien aber darauf dennoch ein Mann der spähend hineinblickte. Der Stadt hauptmann sah ihn zornig an, der Mann indessen sagte unschlüssig: Ich weiß nicht, ob ich an der rich tigen Stelle bin. aber der Herr Schrei der aus dem Evidenz'Bureau wies mich hierher " In welcher Angelegenheit kommen Sie?" In Angelegenheit des Koller'schen RaubeS...." Und was haben Sie mit dem Kol Zler'schen Raube zu thun? Der Mann verbeugte sich bescheiden. Ich habe damit wohl Einige? zu tljun, denn ich selbst habe das Koller'fche Bankhaus ausgeraubt " Der Stadthauptmann sprang vom Schreibtische auf. Scherzen Sie etwa?!" Ich wünschte. eS wäre ein Scherz," sagte der Unbekannte: leider aber war 'ich jener Unglückliche " Sie sind ein wackerer Mann," fuhr er Stadthauptmann fort, setzen Sie 'sich. Sie scheinen müde und erschöpft." Dankbar betrachtete er den Fremden, in seinen Augen glänzten Thränen der Rührung. So überraschend und so traumhaft war diese unerwartete Selbst stellung! Der Stadthauptmann langte unwillkürlich nach seiner Cigarrentasche. Wollen Sie eine Cigarre?" fragte r den Unbekannten. Und verschämt fügte er hinzu: ES sind TrabucoS, wenn Sie aber 'wollen, kann ich auch bessere holen lassen." Ich danke," sagte der Einbrecher be scheiden, aber ich bin kein Raucher." Der Stadthauptmann wie? seinem Äafte Platz an. Erzählen Sie etwas, erzählen Sie so, wie wenn Sie einem vertrauten Freunde gegenüber säßen." Der Fremde blickte den Stadthaupt mann dankbar an und verbeugte sich 'dann. Ich werde Alles erzählen, denn ich glaube, ich würde explodiren, wenn ich die Sache noch länger geheim hielte. Oh, Herr Stadthauptmann. denken Sie nicht, daß mich das Gewissen in Ihr Amtslokal trieb. Das Gewissen ist eine im Ausfterben begriffene Thierrasse, 'and seit ich die Elementarschule verließ, bin ich ihm niemals wieder begegnet. TZwaZ ganz Andere? ist eZ, MaZ mich 'hierher brachte der berechtigte und billige Zorn,. .." ..Wer hat Sie erzürnt?" Die Gesellschaft, die Wcliordnung, die dumme Theilnahme. doch lassen Sie niich die Sache der Reihe nach er zählen. Der beraubte Koller ist mein LandZmann, wir besuchten die Schule bis zur sammen. Geschicke rathete. sechsten Gzmnastal -Klaffe zu Bon da an zweigten unsere ad. er wurde reich, hci erwarb sich ansehnliche Ber bindrngen, während ich als demüthi ger. armer Teufel mir mein täglich Brod schwer verdiente. In der Schule liefe sich Koller einstmals die griechi fchen und geometrischen HauZaus gaben von mir machen: der Bankier aber grüßte mich nachher mit stolzem Kopfnicken, wenn wir einander zuwei len im Treppenhause der Börse dcgeg neten. Ich, der arme Galopin. war viel zu wenig in feinen Augen, als daß er sich mit mir auch nur einmal in ein Gespräch eingelassen Hütte. Da geschah eZ, daß mich meine Frau an einem fal ten Wintermorgen mit Zwillingen be schenkte; eZ war aber kein einziger Gul den im Hause, als dies freigebige Him melZgefchenk anlangte. Ich suchte Kol lcr in seinem Bureau auf und bat ihn. er möge die Pathenflelle annehmen. aber mein einstiger Freund steckte mir blos mit demüthigendem Hochmuth fünf Gulden m die Hand. Später, im vo rigen Winter, ließ er mich gar nicht m fein Bureau hinein. Sie müssen das Alles wissen, Herr Stadthauptmann, damit Sie meinen plötzlichen Entschluß verstehen. ES war Anfangs Dezember, als ich in einer kalten Winternacht vor dem Bureau der Firma Leo Koller vor beischlenderte. Zu meiner Verwunde rung sah ich, daß der Rollbalken deS Geschäftes über der GlaSthüre halb auf gezogen fei, während drin pechschwarze Finsterniß herrschte. In der stillen Straße der Leopoldstadt war keine Seele sichtbar, und plötzlich erwachte der ent Gedanke in mir. daß ich die GlaSthüre einbrechen müßte. Ich habe in meinem Leben niemals BöseS gethan: aber der aufgezogene Rollbalken winkte mir zu: Jetzt ist die gute Gelegenheit da: das Schicksal selbst will eS. daß die Zukunft der Zwillinge gesichert fei." Auf einen heftigen Stoß brach die Glas thür ein. Jnterefstren Sie die Details, hochgeborener Herr Stadthauptmann ? Ich zog den Rollbalken von innen nie der und durchforschte sämmtliche Laden des Geschäftes auf das Gründlichste. Denn ich vergaß eS zu sagen: jede Lade, jedes Thürchen war offen, selbst die starke Eisenthür der Wertheimkasse hatte eine zerstreute Hand offen gelassen. Der Stadthauptmann schüttelte daS Haupt. Und was fanden Sie in den La den?" Der Unbekannte langte in die Tasche seines Beinkleides. Ich habe Alles mitgebracht, selbst das geringste Papierschnitzel ist da, daS ich aus dem Geschäfte raubte." Der Stadthauptmann sprang erregt von seinem Sessel auf. Sie haben Alles mitgebracht?" Der Mann schlug die Schriftstücke auseinander. Hier sind zwölf Gulden Baargeld, hier drei Rothe KreuzLoose. zwei Basi likaLoose und zwei zerknüllte Palffy Loose...." Aber eS ist ja von zweimalhundert tausend Gulden die Redel" Der Fremde lachte bitter auf. Zweimalhunderttausend Gulden ujjeh, ich danke für solche zweimalhun derttausend Gulden Ich schwöre bei dem Leben der Zwillinge, hochgebore ner Herr, daß außer diesem kein Kreu zer Werthes in dem Bureau vorhanden war " Der Stadthauptmann machte ein strenges Gesicht. Gehen Sie in sich und bleiben Sie nicht auf halbem Wege stehen, Unglück licher Wenn Sie Ihr Gewissen mit dem Geftändniß erleichtert haben, der schweigen Sie nichts von dem Geschehe nen." Der Fremde erhob die Hände gen Himmel : So verstehen Sie denn nicht, hoch geborener Herr, sehen Sie denn auch jetzt nicht die Wahrheit ? . . . . Koller hat den Rollbalken absichtlich offen gelassen, damit sein Geschäft um jeden Preis ausgeraubt werde Ich war ja fein größter Wohlthäter, denn durch mich hat er zweimalhunderttaufend Gulden erworben Seine Gläubiger nahmen ein Drittel ihrer Forderung an und der schlaue Koller genießt auch heute noch unverkürzt die unverdiente Achtung ..." Der Stadthauptmann heftete seine Augen voll Staunen auf den Mann, doch der Mitschüler deS Herrn Koller re dete nun wohlgemuth weiter : Ich wäre fein größter Wohlthäter, wenn ich die Sache auf sich beruhen ließe. . . .Ich lasse sie aber nicht auf sich beruhen, nein, und wenn man mich selbst meinen Zwillingen und meiner Frau entreißt. Als ich in den Zeitun gen die Jeremiaden Kollers las. durch fuhr plötzlich der entsetzliche Gedanke mein Hirn, daß auch ich seinem infamen Glücke gedient habe. . . .für zwölf Gul den Lösegeld soll er den Schulden von zweimalhunderttaufend Gulden entrin nen ? Zwei Monate lang gährte in mir die Galle, doch ich hätte meine Auf regung vielleicht klugerweise in mir er stickt, wenn ich ihm nicht gestern begeg net märe. Herr Koller saß in einem unnummerirten Fiaker, und als ich unwillkürlich meinen Hut vor ihm lüf tete. sah .er stolz in den Rauch seiner dicken öigarre hinein. Dieser Hoch muth empörte meine Seele, und plötzlich reifte in mir der Entschluß, Alle? an'S Tageslicht zu bringen. Ich weiß, daß ich eine Tollheit begehe, denn man wird mich vielleicht schärfer bestrafen alS ihn. aber ich glaube, ich wäre daran umae kommen, wenn ich das Gchkimniß noch! länger in mir herumgetragen hätte Eher erdulde ich daS Zuchthaus, als daß auch ich seinem Glücke diente!" Der Stadthauptmann warf einen et was unmuthigen Blick aus d:e zwöl Gulden Baargeld und auf die zerknüll ten Loose. Doch dann fiel ihm plötzlich ein. daß ja so die Eventualitäten viel leicht noch günstiger seien. Die Ver Haftung Kollers, die Aufdeckung deZ schlauen Schwindels, die sich erneuern den Sensationen der entdeckten Fäden Er blickte daher den Unbekannten freundlich an und sprach liebenswürdig zu ihm : Gut. lieber Freund, gut und nun werden Sie schön bei unZ hier bleiben " (Ein gefährlicher Ordonnanzritt i;on l'anl Holzhauscn, EZ war am Abend deZ 2t. Novem ber 1808. während deS furchtbaren Krieges der Franzosen mit den Spa mern, als von Tudela im Ebrothale ein junger Hauptmann der reitenden Jäger aufbrach, um auf Befehl deS MarfchallZ LanneS dem Kaiser Napoleon einige wichtige Depeschen zu überbrin gen. Napoleon stand in Aranda, einer an der großen Straße von BurgoS nach Madrid gelegenen Ortschaft. Um diese auS dem Ebrothale zu erreichen, mußte der Jägerofftzier ein einsames, ödeS und felsiges Gedirg durchreiten. In den Höhlen der Berge und in den Schluchten der Sturzbäche, hinter jedem FelZblock, lauerte der Tod. Der Tod in seiner grausigsten Gestalt. Denn in unglaublicher Erbitterung war das spanische Volk aufgestanden, um für seinen von dem Kaiser gefangenen König zu streiten. Die ergrimmten Bauern mordeten Alles, was ihnen in die Hände fiel, und begingen zugleich an Verwundeten und Gefangenen die entsetzlichsten Grausam leiten. Diesen Unglücklichen wurden die Augen auSgeftochen, die Nasen und Ohren abgeschnitten: andere wurden zersägt, gekreuzigt oder an langsamen Feuer ledendig verbrannt. Unter diesen Verhältnissen gehörte wahrscheinlich der Muth eineZ ManneS dazu, den Auftrag auszuführen, den der Jügerhauptmann eS war der nachmals berühmt gewordene General Marbot von LanneS erhalten hatte. Allerdings hoffte er auf feinem Marsche durchS Gebirge auf das Korps deS Marschalls Ney zu stoßen, das nach Aranda hin poftirt war; aber wo und wann, war ungewiß. So war er Abends von Tudela aufgebrochen. bis zur Stadt Tarazona, am Fuße des oben erwähnten Gebirges, von einem Zuge Husaren begleitet. Hier in Tanazona stand die Avantgarde des Korps von LanneS, deren Kommandant dem Hauptmann Marbot noch zwei Husaren mit auf den Weg gab. wäh rend feine bisherigen Begleiter, den er haltenen Befehlen gemäß zurückkehren mußten. ES war eine mondhelle Nacht in der die Franzosen zwischen den felfi g?n Hüngen deS Gebirges einherritten. Plötzlich vernahmen sie den dem Soldaten wohlbekannten zischenden Laut, den das Fliegen von Kugeln hervorbringt; aber weit und breit war kein Mensch zu sehen. Da Niemand verwundet worden, ritten sie kaltblü tig weiter, bis sie auf einige Leichen ermordeter Soldaten des Ney'fchen Korps stießen. Diese waren völlig entkleidet; aber an den neben ihnen liegenden EzakoS waren die Nummern des JnfanterieRegimentS, zu welchen die Unglücklichen gehört hatten, zu lesen. Noch waren die Reiter starr von dem schauerlichen Anblick, und schon began nen die Kugeln von Neuem zu pfei seit; aber wiederum, ohne einen von ihnen zu treffen. Diesmal kam daS Feuer aus einem unfern der Scheune gelegenen dichten Gebüsch. Die Hufa ren antworteten mit ihren Karabi nern. tödteten zwei der Angreifer und stürzten sich dann, mit dem Sübel in der Faust, auf die übrigen. Im Nu hatten sie zwei andere der Spanier von den Pferden gehauen. An Pardon war angesichts des Ge fchehenen nicht zu denken. Auch hatte ein kaiserlicher Armeebefehl die sofortige Erschießung aller mit den Waffen in der Hand betroffenen, nicht dem Mili tärftande angehörigen Spanier aus drücklich angeordnet. Hauptmann Mar bot ritt ein wenig abseits, um nicht Zeuge der Exekution zu fein, die von den ergrimmten Husaren unverzüglich an den Mördern vollzogen wurden. Nach diesen zum Weitermarsch wenig ermutigenden Vorfällen sahen die Rei ter bald im offenen Felde ein Biwak feuer, bei dem ein Unterlieutenant mit zwanzig Husaren und fünfzehn In fanteriften Wache hielt. ES war der äußerst vorgeschobene Posten der fran zöstschen Avantgarde. Hier mußten ihren Befehlen gemäß die beiden dem Hauptmann mitgegebenen Husaren Halt machen, und dieser sollte von nun an seinen gefahrvollen Weg allein fort setzen. Seine Lage wurde noch gefähr licher, da sein Pfcro auf dem steinigen Terrain ein Eisen verloren und zu lahmen begonnen hatte. So mußte er zu zZusz weiter wandern; doch gab igm der Feldwachlommanoant einen Jn fanteristcn zur Begleitung mit. EZ war ein junger Konskridirtcr auS der unteren Normandie. Die Nor mannen gelten iin französischen Heere als tapfere Leute, und der Hauptmann ließ sich alsbald mit seinem Begleiter in ein Gespräch ein, um zu erforschen, wie weit er sich wohl im Falle ernster Gefahr auf ihn verlassen könnte. Der Soldat antwortete auf die an ihn ge richtete Fragen weder mit Ja" noch mit .Nein", und Marbot merkte recht bald, daß er eS mit einem verschlage nen Burschen zu thun hatte. Inzwischen waren die beiden Man derer auf ihrem gefährlichen Pfade bis zu einem großen Torfe mit Namen Agreda gekommen. Dieses Dorf lag am Fuße einer Hügelreihe. Eine breite Straße durchschnitt eS der Länge nach ; eine Menge enger Gäßchen bog von ihr ab. um den Hügel hinauf und in die Weinberge zu führen, die den unteren Theil desselben bedeckten, während der obere von schroffen FelSblöcken starrte Die Torfftraße war mit einer dicken Schicht von trockenem Laub bedeckt, das die Einwohner, einer spanischen Sitte gemäß, auffahren, um eZ verfaulen zu lassen und als Düngermittel zu ver wenden. Diese Laubschicht dämpfte den Schall der Tritte und Hauptmann Marbot schritt rüstig die Straße ent lang, während der vorsichtige Normanne behutsam an den Mauern vorbei huschte. Der Mond war untergegangen, aber die ersten helleren Streifen am östlichen Himmel verkündeten daSkommende Mor, genlicht. Schon war Marbot mtt seinem Begleiter fast an den AuSgang der men fchenleeren Dorfftraße angelangt da blinkten ihm die Säbel von vier fpam fegen arablnieren entgegen. EZ war eine feindliche Patrouille. Der franzö fifcheHauptmann machte eine halbe Wen dung. um eine Mauer als Deckung be nutzend, sich gegen die Feinde vertheidi gen zu können. Da sah er. sechs Zoll von seinem Gesichte, eine Klinge blitzen und einen Augenblick später rann ihm daS Blut aus einer klaffenden Stirn wunde in die Augen. Ein spanischer Korporal, der Führen jener Patrouille, war auS einer der Seitengassen heraus gekommen, hatte sich ihm. geräuschlos durch das aufgeschüttete Laub reitend, von hinten genaht und ihm den Hieb beigebracht, welcher infolge der halben Wendung, anstatt seinen Hinterkopf zu palten. deS Hauptmanns Stirn getrof fen. Doch fand dieser Zeit, sich mit einem Begleiter fechtend in eines der Dorfgüßchen zurückzuziehen, das auf wärtS zu den Weinbergen zuführte. Aber die Spanier folgten. Die Lage war kritisch. Hätte frei lich der normannische Jnfanteeift seine Schuldigkeit gethan, so wäre eS ihm ein Leichtes gewesen, mit seiner Flinte in der engen Torfgaffe einen der feind lichen Reiter nach dem anderen vom Pferde zu holen. Denn daS Gäßchen war so schmal, daß die Spanier hinter einander reiten mußten. Als aber der Hauptmann Marbot sich einen Augen blick umdrehte, sah er, daß der Nor manne Reißaus genommen hatte und gerade im Begriffe war, hinter den Rebenstöcken zu verschwinden. Der Hauptmann zog sich fechtend durch die Gasse zurück. Die Karabiniere folgten, allen voran ihr tapferer Korporal, der wuchtig auf den Franzosen einhieb. Aber er hinderte seine eigenen Leute, in der Gaffe von ihren Karabinern Ge brauch zu machen, da sie sonst ihren Führer zuerst getroffen hätten. Diesen günstigen Umstand benutzte Marbot. ein äußerst geschickter und gewandter Voltigeur und Fechter. Er lockte den spanischen Korporal immer weiter hin ter sich her. und als dieser in seinem Ungestüm eben wieder zu einem wuchti gen Hiebe ausholte und sich dabei un vorstchtigerweise weit über den HalS fei neS Pferdes vorbeugte, stieß ihm der Franzose mit aller Kraft seinen Sübel in die Seite. Der Spanier taumelte. Während sich nun aber die Karabiniere um ihren verwundeten Korporal be mühten, hatte Marbot Luft bekommen. Er entwich, so schnell eS ihm der steile Pfad, die gespornten Reiterstiefel und der fchwere Blutverluft erlaubten, in die Weinberge und befand sich bald oben auf dem Hügelrücken zwischen den Felsen, wo er an einem klaren Berg dache sein Gesicht von dem Blute reini gen konnte. Dann verband er sich mit einem Fetzen seines HemdeS, fo gut eS eben ging, die klaffende Wunde, ruhte einen Augenblick auS und überlegte. Seinen Weg fortzusetzen, wäre, bei sei ner hochgradigen Erschöpfung. Wahn sinn gewesen. Schon waren auch seine Depeschen, die ihm in dem Kampfe auS der Tasche gefallen waren, mit Blut bedeckt. Mit Mühe hatte er sie noch wieder zusammengelesen, als die Spa nier ihrem gefallenen Führer ihre volle Aufmerksamkeit zugewandt und darüber dem Gegier einen Augenblick außer Acht gelassen hatten. Er durfte fie nicht in die Hand deZ FeindeS fallen lassen; er mußte zurück. So wanderte er denn rückwärts in der Richtung auf die französische Feld wache zu, von der er etwa zwei Weg stunden entfernt war. Aber die Gefahr war noch nicht vorüber. Auf den schmalem Pfaden durch die Weinberge konnten die feindlichen Reiter zu Pferde nicht folgen; sie schlugen einen anderen Weg ein, um ihren Gegner dennoch un schädlich zu machen. Während nämlich dieser sich immer oben auf dem steilen Felscnrücken hielt, zogen drei der Spa nier der vierte war bei dem Perwun beten geblieben die Thalsohlc entlang, wobei sie den mühsam zwischen den FelZblöcken umhcrklctternden Gegner unausgesetzt beobachteten und ihm von Zeit zu Zeit einen Gruß auS ihren Karabinern hinausschickten. Klatschend flogen die Kugeln gegen daZ harte Ge stein, an dem fie mit lautem Widerhall abprallten. Dazwischen riefen die Rei ter dem Franzosen zu, er solle sich doch ergeben. AIs reguläre Soldaten wür den fie ihn nach dem Völkerrechte be handeln, während er. wenn er den Bauern in die Hände fiele, ein schauer llcheS Ende nehmen müsse. ES ging nicht; er mußte aushalten wegen der Depeschen. So wanderte der Verwun dete, immer schwächer werdend, den Hüzelrücken entlang, während wieder und wieder die Kugeln um seinen Kopf pfiffen. Dazwischen war eZ hell gewor. den. Noch kurze Zeit und eS wurde lebendig in den Bergen. Tann war er unrettbar verloren und der schrecklichste Tod unabwendbar. Da sah er unten im Thale in einiger Entfernung eine Schaar von zwölf oder fünfzehn Man nern im Lausschritt heraneilen. In den Händen hielten sie Waffen, die er aus der Ferne für die Aexte und Schaufeln spanischer Bauern ansah. Was thun? Nun war es vorbei. Als letzter Schlupfwinkel winkte ihm eine kleine Schlucht, in dem Thale eines Berg Wassers. Doch, er würde bald gefun den fein ! Immerhin aber wollte er von den letzten Zufluchtsstätte Gebrauch machen und schickte sich an, in diese hin einzukriechen. Noch einen Blick warf er auf seine im Thale reitenden Gegner, da machten diese plötzlich Kehrt und sprengten in gestrecktem Galopp die Straße in der Richtung nach dem Dorfe Agreda zurück. Und jetzt er kannte der Verwundete in den Waffen der durch daS Thal . marschirenden Truppe regelrechte Gewehre: eS war eine Abtheilung der braver französischen Feldwache, deren braven Offizier daS Schießen in den Bergen gehört und fei nem Kameraden, den er kaum noch lebend anzutreffen hoffen durfte, auf gut Glück entgegengezsgen war. Der Berwundete ward nun auf die Feldwache zurückgebracht, wo er ordent lich verbunden wurde. Hier fand sich inzwischen die Marketenderin deS Regi ments ein, und Hauptmann Marbot belohnte seine Retter, die Soldaten der Feldwache und seine beiden Hufaren, mit einem tüchtigen Schinkenfrühftück und einigen Flaschen Rothwein. Dann kam er in daS Hauptquartier deS Mar schallS LanneS zurück, der am folgenden Tage den Kaiser Napoleon von dem merkwürdigen Vorfall in Kenntniß setzte und ihm die blutbefleckten Depeschen auf einer anderen Straße übersenden ließ. ?czriffssliyi.z. Junger Mann: .Mein Ech:viegei vater wird immer dümmer! Klag' ich ihm da neulich in den rührendsien Wor ten, daß mein Heiar durch d:e Gkldsor gen ergraut fei. Bereitwillig verspricht er auch Hilfe und wa? sendet er mir heute?! ..Ein Haarfärbemittel"!" IVrf.chljJi. Direktor : Ja. meine Herren, wenn eS unZ nicht gelingt, neue Absatzgebiete für unser Bier zu finden, fo muß unsere Brauerei den Actried einstellen. Weiß vielleicht einer der Herren einen Bor schlag zu machen?" Aktionär : Wie wäre eS. wenn wir hier in der Stadt eine Universität grün den würden?!" Unter grauen. ... 63 kommt mir so vor, als ob die Köchin, die früher bei Assessors war. jetzt bei Amtsrichters ist. und umae kehrt die AssefforS'Köchin bei AmIZrich terS !?" Frau Generalin : .Eo ist eS auch. Die Frau Assessor und die grau Amts richtcr haben im Kaffeekränzchen oeaen feitig über ihre Mädchen geschimpft; weil sie aber einander nicht glauben, so hat Jede die Köchin der Andern ge nommen !" In der Zerstn'uil'eit. Professor (der. statt seines neuen Regenschirms, den Sonnenschirm seiner Frau mitgenommen): .Merkwürdig, wie klein der Schirm ist!.. Sollteer etwa von dem Regen schon so ringe gangen sein?!" Fortschritt. Ihre Frau malte früher so reizende Stillleben" hat sie inzwischen noch Fortschritte gemacht?" Bedeutend! Jetzt kann sie bereits Alles, was sie früher malte kochen !" AlteZ gesucht. üß !" Annonce. Klavier schnellsten? zu kaufen Anträge unter: Rache ist Durch fünf deutsche Fürftenthümtr i noch nicht l j Stund. Da. wo die Weiße Elfter in daS Flachland tritt, von dem am linken Ufer des Flusses sich weitenden Blach felde auS. auf dem Rudolf von Rhein selben im Kampfe bei Mülsen am 15. October 1030 gegen Kaiser Heinrich IV. die rechte Hand abgehauen wurde, bei deien Anblick er in die Worte auSbrach: DaS lft die Hand, mit der ich meinem Kaiser Treue gelobt hatte !" von dort auS beginnt unsere Reise, auf der wir in 83 Minuten mit der Eisenbahn die Grenzen von fünf deutschen Herren Län der überschreiten. Nach kurzer Zeit schon befinden wir unS auf dem Bahn Hof Krossen, Kreis Zeitz, Königreich Preußen. Um 1 Uhr 49 Minuten Mittags fahren wir ab. Die Fahrt geht wie durch einen Rosengarten, so köstlich ist der Duft, der von rechts auS einem umbüschten Idyll kommt. Sta tion Köftritz I" ruft draußen der Schaff ner, und die Coupcehür wird aufgerif fen. Um 2 Uhr 1 Minute Nachmittags geht die Fahrt weiter. Zwischen lang gestreckten Hügelketten rollt der Zug durch Gera. Fürstentum Reuß j. L., mit seinen Villen und zahlreichen Dampfschloten. ES sind Gegenden, über die die Geschichte mit ehernem Tritt hinübergeschritten ist. Massen mord und Bruderkriege, der dreißigjäh rige und siebenjährige Krieg, die Napo leonischen Waffen haben diesem Theil deS ThaleS der weißen Elfter ein unver gängliches geschichtliches Gepräge gege den. 2 Uhr 3 Minuten Nachmittags Station Wolsigeführt, Großherzogthum SachsenWeimar, Nach kurzem Auf enthalt geht eS weiter. Um 3 Uhr 13 Minuten kommt daS altersgraue Kirch lein deS Dorfes Veitsberg, die erste schriftliche Kapelle Oftthüringens, in Sicht. .Greiz !" Fürftenthum Reuß S. L. Ein prächtiges Stückchen Erde ! Sind feine Bewohner doch ein arbeit fameS, auf der Höhe der Zeit stehendes Völkchen. Um 4 Uhr 14 Minuten Nachmittag läuft der Zug in Station Elfterberg, Königreich Sachsen, ein. Ziehen wir das Facit. Bahnhof Crof fen im Königreich Preußen verließen wir um 1 Uhr 49 Minuten Mittags. Ziehen wir nun von der Gefammtfabr zeit 145 Minuten, den fahrplanmäßi gen Aufenthalt, 57 Minuten, ad, so bleiben 83 Minuten Bahnfahrt, in der wir fünf deutsche Staaten kennen ge lernt haben. dchneidige Mahnung. Barbier (nachdem fich ein Kunde ent fernte): Hat der immer noch nicht ein Rasir.Adonnement bezahlt?" Gehilfe : I bewahre I Ich bade ihn geschnitten, daß er geschrieen aber gezahlt hat er doch nicht !" Ein Glücklicher. Nun, Du machst ja ein ganz ver klärtes Gesicht !" Ja. denke Dir. als ich heute spazie ren ging, kam die schöne Bertha die Straße herumgeradelt und über fuhr m i ch ! . . Du haft keine Ahnung, wie glücklich ich mich fühle !" Trclusiv. Bei Herrn Eommerzienrath verkehrt wohl nur eine sehr exclusive Gesell schaft?" Nur Leute, die im ConverfationS lexikon stehen !" Starke Einbildung. A: Wie geht eS denn unserem Freunde Arthur in der Ehe?" B: Er bildet sich halt ein. er fei der SokrateS, feit er verheirathet ist !" Radfahrcrmitz. Radler : Ich kann Ihnen nur ra then, Herr Müller, ebenfalls zu radeln!" Herr Müller : Nein, daS werde ich niemals thun !" Radler : Nun, wem nicht zu radeln ist, dem ist auch nicht zu helfen !" Aus dem Uricfe eines Studiosus. . . .Lieder Cnlct, sende das Geld möglichst rasch, da ich weit von der Post wohne. Moderne Dienstboten. Hausfrau : Und wie viel Lohn ver langen Sie?" Dienstmädchen : 2g Mark monatlich und die Bezahlung meiner Police für Unfall beim Radfahren !" ein Enttäuschung. Liebst Du mich, Aennchen?" O Fritz !" Thust Du'S, Aennchen? Nur ganz klein BiSchen?" Nun ja denn, Fritz Und würde unS Dein Papa eine Wohnung einrichten, wenn ich Dich heirathe?" Ja, Fritz." Und mich zum Geschäftstheilhaber nehmen?" Ja, Fritz." Und würde Deine Mama nur dann kommen, wenn ich sie einlade?" Gewiß. Fritz." Und Deine Geschwister gleichfalls?" Aber natürlich. Fritz." Und Dein Alter würde meine Schul den bezahlen?" Doch wohl, lieber Fritz." Liebe, Süße, willst Du mich heira then?" Nein, Fritz." Gütliches Zureden. ..Schau Alte ! Die Würfte san gut. S' Kraut ist gut. sogar daS Bierl is a gut, warum bist Du net gut?" hinreichender Grund. Sie sind stets betrunken und wackeln immer, deshalb können Sie auch keine feste Anstellung bekommen I" Reitbabnboskeit. Wachtmeister (als ein Reiter in den Sand purzelt): Einjähriger, wollen Sie die Kriechübungen nicht der Jnfan terie überlassen?" Ein Koferwri. Bräutigam: C, Tu sukeZ,' holdes Mädchen, ich schwöre Dir ewige Liede, ich schwöre Dir Treue, ich schwöre Dir " Braut : ..Bist Tu oder ein Schwö rennöther!"