3n tJiifvMii" il?th:n. Vumoif-iTf V.'N v t e i 3 SS a i i: 1 1. Ist Assessor Berken schmunzelt? vor ftch Hin. Dann fiedle er die Briefe In die Keuvert?, schloß letztere, dkschaute sich die Adressen noch einmal und machte ftch dtlrit. in eigner Prtso zum Post keilen zu andern. Leise pfeifend blieb er einen Augen blick vor dem großen Wandspiegel flehen, ftrich sich den buschigen Schnurr dart in die Höhe, nickte sich lächelnd zu und verlieb dann seine Wohnung. .Nächste Abholung sieden ein Vier tel," Ia3 er auf dem Briefkasten. Er sah nach der Uhr. eZ fehlten noch fünf Minuten bis dahin. Gut. mur melte er, warf einen Blick die Straße hinab, drehte sich dann auf dem Absätze um und schritt, die unterbrochene Me lodie wieder aufnehmend, nach Hause zurück. Jetzt trällerte er: Fata a mor gonfl", steig auf in deiner Pracht, du wunderholdeZ Ma örchen aus tausend einer Nacht." Den Refrain wiedcrho lend schmetterte er ihn so laut hinaus, daß feine Wirthin im Hinterzimmer zu ihrem Mann, dem penftonirten Kanz leioiener Kunze, grämlich sagte: Jotte doch, nu auf einmal und sonst durst ich kaum husten." .Laß ihm," erwiderte dieser wohl wollend, .davor hat er jeftern sein Asses sor jemacht Wir wissen, waS das zu bedeuten hat Als ich noch bei? Je richt war " Er schwieg, denn seine Frau hatte, die Thür laut knallend hinter sich zu werfend, das Zimmer verlassen. DaS pflegte ihm. sobald er daS Register sei ner gerichtlichen Reminiscenzen auf schlug, oft so zu gehen. Der Assessor hatte sich inzwischen eine Cigarre angesteckt; dann legte er sich auf die Chaiselongue und baute Luft schlsisser. Sein Gesicht wurde immer verklärter. Behaglich blieS er den Rauch in einer langen Spirale von sich und klapperte mit den Absätzen den Zapfen streich dazu. Er fühlte sich sehr glück lich. Plötzlich fuhr er auf. .Donnerwet ter." - sagte er, setzte aber sofort hinzu : .Ach Unsinn." Indessen ließ ihm der Gedanke, der so unverhofft gekommen war, keine Ruhe, er stand auf und ging hin und her. .Na. das wäre eine schöne Geschichte," dachte er. Aber wie war denn das Hm Zuerst schrieb ich den Brief an Onkel Ja, und legte den adres ftrten Umschlag rechts daneben aufs Fensterbrett und dann den andern, den an dessen Bruder. Onkel Karl. . . . und von dem fiel mir daS Couvert runter Donnerwetter DaS habe ich dann links neben den ersten Brief ge legt, damit'S in der Sonne trocknen sollte .... Na. natürlich .... ach, ich. ich ....An die verkehrte Adresse sind die Briefe gegangen Ha. ha an die überhaupt verkehrteste, die nur zu denken ist.. ..Na!.... Er setzte sich erschrocken, aber ganz schnell sprang er wieder in die Höhe, .DaS ist gar nicht abzusehen, was dar aus werden kann," knurrte er. .Kann ich mir aber nicht recht den ken." meditirte er dann weiter, ich bin doch sonst nicht so. . . .Na ja, luftig war ich fremch und da macht man Ach was, ich bin ja auch jetzt noch luftig, 's wird schon richtig sein." Wieder pfiff er. aber nicht lange, je mehr er sich zu beruhigen suchte, desto unruhiger wurde er. .Wenn nun doch eine Vertauschung vorlüge" Der Gedanke fascinirte ihn ... " DaS könnte mir unter Umständen mein Lebensglück I, so schlimm denn doch nicht, nur beilloS unangenehm wär S " Er war bei seiner Promenade wieder vor den Spiegel gekommen. Diese? Mal musterte er sich höchst kritisch, dann machte er feinem Bilde eine tiefe Bev beugung. daS diese eben so ernsthaft tz widerte. .Nun denk Dir mal," begann daS Original. e? wäre so. Ich schreibe an Onkel ffntz. natürlich nur eine m fache Ueberschrift, lieber Onkel, ohne Vorname, bitte, schick mir tausend Mark, aber umgehend. DaS ist ganz in der Ordnung, denn er verwaltet mein zwar reduznteS, aber immerhin doch noch vorhandenes Vermögen. Den Brief erhält Onkel Karl, dem ich immer als Taugenichts gegolten habe, der m türlich denkt, ich will ihn anpumpen. und der einem Menschen eher einen Todtschlag, als einen Pump verzeiht Erste Etappe Nun zur zweiten, Ich schreibe an Onkel Karl, natürlich wieder bloS .lieber Onlel, ohne ü5or, namen, ich bitte Dich um die Hand Deiner Tochter; das Gretel lasse ich fort, denn er hat ja nur eine ; diesen Brie bekommt der Onkel Fritz, &eion verständlich meint der, er gelte feiner Mieze. Leiden mag er mich, sie vielleicht auch Na, wie gefüllt Dir diee fei tuation," wandte er sich ingrimmig an sein Spiegelbild. DaS sah ihn nur vorwurfsvoll an und schwieg. Dann drehte er ihm verächtlich den Rücken und rannte wieder auf und ab Plötzlich erleuchtete ihn ein Gedanke, er riß den Hut vom Garderobenständer und stürmte hinaus. Eilenden Laufes ging es zur nächsten Poftanftalt. Hier mußte er eine Weile warten, der Schal ter war besetzt; beleidigt sah ihn ein Dienstmädchen an, daS er zur Seite ge, schoben hatte, aber da eS doch ein hüb scher junger Mann war, sagte sie nichts. Endlich stand er dem Mann hinter dem kleinen Schledesenfter gegen über. Der SottnIaPaast. J tJ I Jahrgang 11). Bcilage zum Ncbraska taats-Anzeigcr. No. 13. .Assessor Berken ," stellte er sich vor. ' Er hatte seit seinem glücklich deftan denen Ezamen überhaupt den Vorfiel lungstic. Ter Andere erhob ftch. halb geschmel chelt. halb verwundert, ein Stück von seinem Stuhle. .Ach. verzeihen Sie. ich habe vor un geführ einer Halden Stunde zwei Briefe mit falschen Adressen in den Postkasten geworfen. Kann ich die vielleicht zu rückerhalten." .Welcher Kasten war eZ, Herr Asses. sor?" .An der Ecke Lange und Linden ftrasze." Bedaure, der Kasten geyört zum Postamt fünf. Müllerftraße 12." .Berken wandte sich, ohne ein Wort deZ Danke? zu sagen, um und drängte hinaus. Dadurch verlor das Dienst müdchen, das dicht hinter ihm geftan den hatte, wieder ihren guten Platz. Ein halberwachsener Lehrling mit der Ledertasche voll Geldbriefen ersah die schöne Gelegenheit und pflanzte sich schnell dorn auf. .Ich will doch bloS ne Jroschenmarke," jammerte sie, aber der Beamte rechnete schon. Draußen hatte sich Berken in eine Droschke geworfen und befahl dem Kut scher größte Eile. Der zog vom Bock auS dem Gaul die Decke ab. ergriff Zügel und Peitsche und rief .Hüh". Erschrocken galoppirte der Schimmel an, um gleich darauf in einen gemäch l'.chen schuggeltrad zu verfallen. In der Müllerftraße antwortete der Expedient dem Assessor : .Bitte, wollen Sie die Adressen genau so aus ein Stück Papier schreiben, wie sie auf den CouvertS stehen, dann werde ich nach sehen lassen." Der Assessor that wie ihm gesagt. Da er ein Depeschenformular dazu be nutzt hatte, begann der Beamte in der Gewohnheit seines Dienstes die Worte zu zählen, bis ihn Jener aufmerksam machte. Dann wandte er ftch in daS Nebenzimmer. Als er zurückkam, zuckte er mit den Achseln. .Ich bedaure, die Briefe find schon sortirt und an die ein zelnen Stadtpoftümter versandt." Vielleicht dort", unterbrach ihn Berken. Zu spät. eS ist ja gleich acht Uhr." Geknickt schlich unser Freund hinaus. Nun ist mir Alles einerlei", murmelte er. Hier nand er willenlos aus dem Trottoir, bis er angerannt wurde. Dann faßte er den Entschluß, den Abend mit ein paar guten Freunden zu verbringen, denn allein sein konnte er jetzt nicht. Obgleich er in der Nacht recht spät nach Hause gekommen war. ein Ereig, niß. durch dessen Mittheilung die Stm zen einen Theil ihrer gewöhnlichen Morgenverftimmung loS wurde, stand er doch schon zeitig auf. Gestern Abend hatte er eine Weile den Plan gewülzt, fich so früh zu erheben, daß er den Briefträger bei seinem ersten Gange vor dem Hause eineS der beiden Onkel ab zufangen vermochte. Da er fich aber mcht hatte schlüssig werden können, welches Schreiben ihm verhängnißvoller wäre mit Onkel Fritz ließ fich zwar leichter reden, wenn er aber den falschen Antrag feiner Tochter sogleich mit theilte, so war daS für die nachher schrecklich peinlich; Marie that ihm leid, und umsomehr, als fich ein gewis ser Weltschmerz bei ihm um die Zeit dieser Ueberlegung schon eingestellt hatte ; andererseits stand eS bei ihm fest, daß, wenn Onkel Karl den an geblichen Pumpbrief erhalten, er ihm niemals Guftel zur Frau geben würde so hatte er daS Unternehmen ganz fallen lassen. Mit einem großen Aufwand von Wasser machte er Toilette, dann früh stückte er so kräftig als möglich, um Alles ertragen zu können, und trat end llch feinen Canonagang an. Er hatte beschlossen, zunächst Onkel ritz aufzusuchen. AlS er klingelte, öffnete ihm feine Cousine Marie selbst. Unternehmend ragte ihr Stumpfnäschen in die Luft und die grauen Augen unter dem dlon den Haar blitzten ihm luftig entgegen. Sie war immer heiter, die kleine Mieze. .Ist der Onkel zu Hause", fragte er sie scheu ansehend. Non monsieur", antwortete sie lachend. Warum lachst Du denn?" Weil ich vergnügt bin." Er zuckte zusammen. Na, willst Du nicht eintreten", meinte sie endlich. .Danke, ich mutz den Onkel spre chen." Der ist verreift." Verreift, seit wann denn?" Seit einer Stunde, Herr neugebacke ner Assessor. So, ich hatte ihm geschrieben", meinte er kleinlaut. .Weiß ich. Papa sagte eS mir. Er hat sehr gelacht, als er? laZ und zab! mir einen Kuß." Also eS war richtig, die Briefe wa ren unter falscher Adresse angckom men". dachte er, .indessen fragte er: WaS drin steht, hat er Dir aber nicht gesagt." .GehtS mich denn an?" .Nein, nein Wann kommt er zurück?" Heute Abend um halb elf." Gott fei ich meine, ich werde ihn auf der Bahn abholen. Adieu." Er reichte ihr flüchtig die Hand und machte dann Kehrt. Sie weiß wirk lich noch nichts", dachte er etwas befrie digt, während er die Stufen hinab stieg. .Du. Vetter." tönte eS von oben. WaS denn. Mie?e." Haft Du Kater?" .Nein, warum?" .Weil Du so komisch bist. Adieu." Die Entrethür klappte zu. Na. nun kann ich also wenn auf jeden der Beiden die Hälfte kam men wird. daS wären fünfzig mit Onkel Fritz reden ist bei der ganzen Sache daS mindest Unangenehme, sagen wir zehn bleiben mithin kann ich also um vierzig Prozent ruhiger sein", reflektirte er, als er auf die Straße kam. ' Die wenigsten? soll fich nicht aufregen .... Aber Gretel, Gre tel, mein armes Gretel Natürlich hat der Alte geschwatzt, der kann nicht dicht halten. Ich hör ihn schon krüch zen: Soooo, der Fra anz. der theu re. lie be Fra anz; Geld soll ich ihm lei hcn, tau send Mark. Der leicht finnige Mensch. . . Ueberhaupt net ter Schwiegervater, warum solche Ekel immer die reizendsten Töchter haben" . . Je mehr er sich dem Haufe seine? zweiten OnkelS näherte, desto unbe haglicher wurde ihm wieder. Endlich ftand er dem gestrengen Herrn gegenüber. Onkel Karl, eine lange, magere Gestalt und so auch daS strikte Gegentheil feines kugelrunden Bruders Fritz, knöpfte sich den Rock von oben bis unten zu; ein etwa? mißbilli gendeS Lächeln trat auf fein Gesicht, als er feinem Neffen die kalte, lang fingrige Hand reichte. Setze Dich." sagte er gedehnt. Dann sah er fein Schlachtopfer, daß die Augen verlegen zu Boden geschla gen hatte, wortlos eine Weile an. .Na. nach den Vorbereitungen wird'S nett werden," dachte dieser. ., ooo, waS soll ich zu Dei nem Briefe sagen?" Franz aber wollte ihn unterbrechen, aber der An dere winkte ab Störe mich nicht hörst Du, ftö-öre mich nicht Du weißt, wie ich in diesem Punkte denke, wie ftre ng. Und nun verlangest Du daS Du, dessen leicht sinn lg er LebenSwa andel. bö-Srft Du, höchst leicht sin niz er evenswa anoel mich immer mu Kummer und So argen erfüllt hat. . unterbrich mich nicht " Ader Franz hatte eZ gar nicht beab fichtigt, er war in fich zufammengefun ken und gewillt, kein Wort zu sagen. bevor der Onkel nicht seinen Sermon beendet Hütte. Vielleicht ist er am ehesten zu beruhigen, wenn er ftch Alle? von der Seele gestöhnt hat," dachte er der alte Krakehler." Ja, sogar eine Art Galgenhumor regte sich in ihm. Ob ich ihn nachher gleich um GuftelS Hand bitte." meditirte er weiter, hier bin ich doch einmal." Da fuhr der Andere fort : .Du haft zu meiner gro ßen Ver wunderung das Examen bestanden, und ich muß Dir deshalb gratuliren. Ich Hütte eS nicht.... gedacht HS-örft Du.... nicht.. ..gedacht." Franz verbeugte fich trotzdem sankend. Unterbrich mich nicht. . . . Aber daß DU daraus das Recht ableitest ja wohl.. . . direkt.. . . ableitest, mir ein solche? Ansinnen zu stellen, da? finde ich HS-Schft.... allerhö chft.. .. un ver fro ren " Der Assessor reckte sich, da? Wort ging ihm doch zu weit. Obgleich ihm der Andere mit seinem Unterbrich mich nicht" zuvorkommen suchte, so kehrte er nco man daran. Ich will sie ja garnicht." sagte er rurz. .Wa aS. Du willst.. .. sie., ja garnicht?" ' Nein. Da? Game ist ein Versehen. Ich habe einfach den Brief, der für Onkel Fritz bestimmt war, in ein an Dich adresfirte? Couvert gesteckt und umgelehrt. " Der Eindruck dieser Worte auf Gre, tel? Vater war frappircnd. Die Hände auf die Knie gelegt, so saß er ,unöck fteif und bewegungslo? wie eine alt ügyptl che KönigSftatue da. dann erbad er fich mit einem Ruck und trat mit drei langen Schritten, sodaß die Rock lazoe nanerten, aus seinem Neffen zu. .Tu bist ein Don Juan, hö-örft Du..... ein Ton Juan." Franz horchte aus. WaS war das? Später war er überzeugt, in diesem Augenblick kein allzu kluge? Geficht gemacht zu haben. Inzwischen fuhr der Andere fort : ...... Ein Verfuhrer.... Mar ga re the sagt mir, daß Ihr Euch liebt, daß Ihr einig seid; ich bin auf ihre Bitten hin bereit, ein zu wil ligen und um die An de-re hältst Du an?'.. .. Unterbrich mich nicht, wollte er hinzufügen, denn Franz war aufgesprungen, aber da? Mitleid feiner Tochter ließ ihn nur sagen : Mein armes Kind." Da fühlte er die Arme seines Neffen um seinen Hals geschlungen und einen Kuß mitten im Geftcht. .Hurrah I" brüllte Franz, dann habe ich die Briefe ja richtig eingesteckt. Natürlich will ich fie. Wo steckt sie denn?" Wa aL? Der Fra anz ist von Sinnen. Er " Aber fein Neffe hatte ihn schon lo?ge- lassen und stürmte in da? nächste Zim mer mit dem KriegSruf : .Gretel, Gretel, Papa hat eingewilligt!" End lich fand er fie. Verdutzt hatte der Onkel ihm nachge sehen. Dann rückte er seinen von der Umarmung verschobenen Schlipp? etwa? zurück und ging dann kopfschüt telnd m?t großen Schritten dem Ande ren nach. .Der Fra ariz," knurrte er nur. Ader sein Lächeln war weniger miß' billigend als gewöhnlich, obgleich e? ihn ärgerte, um feine schöne Rede gekommen zu sein. AbendS um zehn Uhr zog Franz die Uhr. .Du. Gretel." sagte er. .eS ist Zeit, ich muß auf den Bahnhof, um Onkel Fritz abzufangen, sonst bin ich morgen mit Mieze verlobt." -Aber fie ließ ihn nicht fort. D i e n st Novellen von Rene Ghio. 1. Eine leuchtende, lauwarme Septem bernacht, bizarres Mondlicht durch leichte Nebel hindurch, die alle? bedecken. Noch dröhnen die Schienen im kleinen Bahn, Hof von BerdieS von den Bewegungen der Maschine aus der Drehscheibe, dem häufigen, ganz kurzen Pfeifen. Obgleich der Bahnhof nur einem fast dörflichen Städtchen zugehörte, zählte ir doch zu den besuchtesten Stationen der Linie Paris Brest, als Knotenpunkt verschiedener Bahnen. Eden hatte eS zehn geschlagen. Den Kopf in die Hände begraben, hockte Herr DeSdree, der Bahnvorftand. vor feinem Pult. Plötzlich fuhr der Mann auS dem ihn übermannenden Schlum mer jäh in die Höhe. Dieser Kopfschmerz, der mich gar Nicht mehr verlülzt," sagte er in klagen dem Ton. Wieviel Uhr ist e? denn? zehn Uhr fünf!" Er erhob sich eilends. Mit halbge, schlossenen Augen lief er hinaus und prallte beinahe wider feinen Gehilfen. Zug acht nach Brest? Sie haben das Abfahrtsfignal gegeben. Mahant? Ader da steht er!" Ja. Herr DeSdree. Ich wollte Sie eben benachrichtigen. Ich komme vom Semaphor, Andre ift krank, e? ift ein Ersatzmann genommen worden." Gut. Wir haben zwei Minuten Verspätung." Er führte die Pfeife zum Munde und keuchend machte ftch die Maschine auf den Weg in der hellen Nacht. Seit 43 Stunden war der Bahnvor ftand schon auf den Füßen. Außer den etwa 8g Zügen, welche im Zeitraum von 24 Stunden durchzuführen pflegten. hatte er seit zwei Tagen infolge der Manöver zahlreiche Mmtärtransporte zu überwachen, die ihn der wenigen Ruhestunden beraubten, welche er sonft genoß. Unfähig einen Gedanken zu fassen, drückte er seinen schmerzenden Kopf an eine Glasscheibe. Da durchzuckte ihn eine Erinnerung: mit fichtbarer Unruhe eilte er an? Geleise. Mahant? Nummer 4 von Brest?" Der andere, ein großer einfacher Mann, entgegnete angstvoll: Ja, ja, Sie haben Depeschen. Herr De?dree?" Nein!" Sie hielten sich an den Händen ge faßt, um nicht zusammenzubrechen unter der Wucht des Unglücks. Er war nicht eingetroffen und Nummer 8 ift abgefahren!" stammelte der unglückliche Bahnvorftand. Beide wandten unwillkürlich ihre Blicke auf die langen, regelrechten Schienen, folgten ihnen im Geist zwi schen Hecken und Gräben bis dahin, wo schrecklich, unabwendbar, auf dem gleichen Geleise zwei Züge, mit Men schen dicht besetzt, einander entgegen brausten! Wir haben eine Maschine unter Dampf." rief DeSdree; fie soll vor fahren mit Güterwagen und Stroh für die Verwundeten." Er schwankte und streckte abwehrend die Hände gegen die Schreckensdilder, die mit Gewalt sich auf ihm aufdrüng ten. Während Mahant den Befehlen nach kam, begab ftch DeZdree. zitternd vor Verzweiflung, die Treppe hinauf in seine Privatwohnung. Erst stand er eine Minute vor der Thür ftill, um die Herrschaft über sich zu gewinnen, dann trat er leise in da? Vorderzimmer ein und schlich mit großer Vorsicht bis zu einem kleinen Möbel, dessen Schublade er etwas entnahm, das er in feine Tasche gleiten ließ. Jetzt öffnete er eine zweite Thür. ES war daS Schlafzimmer, traulich durch eine Nachtlampe erhellt. Im Bett schlief ruhig athmend Frau Desdree, ein Bild friedlichen Glücks. Zu Füßen deS Bettes ruhte in einer Wiege mit zurückgeschlagenen Vorhängen ein süß träumendes Kind. Der Vater deharrte regungslos im Rahmen der Thüre; leise, wie er gekom men. zog er sich dann zurück. Als er die wartende Maschine beftieg, zeigte sein Geftcht eine geisterhafte Blässe. Er stieg auf, und der Zug rasselte davon. Und plötzlich durchtönte die Nacht ein dumpfer, furchtbarer Lärm. Oh, Gott l Gott!" Herr DeSdree war auf die Knie ge funken und barg, außer ftch, den Kopf in seinen Händen. Muth, Herr DeSdree!" sagte der Heizer tief bewegt, während der Loko, motivführer nachdenkend die Geschwin, digkeit müßigte: Es kann nicht mehr weit sein murmelte er. Vor dem Tunnel glücklicherweise.' Verschiedene Krümmungen hinderten den Ausblick. Nach einigen Sekunden vernahmen fie Schreien Röcheln vor ihnen thürmte ftch ein Berg von Wagen und Matertal aus der Strecke, Die beiden Maschinen beherrschten die ganze Verwüstung, noch fauchend, noch blitzte das große rothe Auge, während Dampf und springende Funken die drohende euerödrunft verriethen. Einige Meter vom UnglückSplatz hielt der HilfSzug ftill. Der Bahnvorftand stieg ab. Eine übermenschliche Energie hatte fich seiner bemächtigt. Mit einem Blick vermochte er zu Überblicken, daß die Katastrophe doch nicht so schwer sei, wie seine Verzweiflung eZ ihm vorgegaukelt Die beiden Lokomotiven hatten wohl bremsen können, und in den Wagen hatten die nicht sehr zahlreichen Insassen zumeist schlafend oben auf den Bänken gelegen. Doch gab eZ Todte zu beklagen und mehrere waren ernstlich verletzt. Die Geretteten betheiligten fich. nachdem der erste Schreck vorüber, an den RettungS arbeiten. Mit Gefahr feine? Lebens hatte sich Herr DeSdree dahin gestürzt, wo die unmittelbarste Gefahr herrschte, wo zwischen den aufrecht stehenden Maschi nen und den geborstenen Dampfkesseln da? Feuer wüthete l Eine Stunde verstrich in unausge, setzten Mühen. Der Schrecken hatte ein wenig nachgelassen. Man fand fich wieder, Gruppen bildeten fich, die wein ten. noch zu leben, ach l auch um die Opfer weinten. Die ersten vier Wagen deZ Zuge? 4 hatten schließlich Feuer gefangen, und die gelben und purpurnen Flammen beleuchteten wie ungeheure Fackeln die Zerstörung umher. Von einem zum andern ging die Kunde, daß nun Alle gerettet feien, bis ouf einen Heizer, der unter feiner Ma fchine lebendig begraben lag. Man zählte sieben Todte, darunter einen Zugführer und etwa 40 Verwundete. Ist der Bahnvorftand da. der von Verdie??" bemerktö ein Passagier. Ihm fall ja das ganze Unglück zuzu schreiben sein !' DaS weiß man nicht. Sind Sie sicher, daß es sich so verhält? Er war bewunderswerth, eine Kühnheit, eine Todesverachtung! Da, sehen Sie" Aber wo will er hin. DaS ift Wahnsinn!" Beim Schein der Flammen erklomm DeSdree die Maschine deS ZugeS 8. Fast ganz aufrecht ftand sie da, wie nach einer gewaltigen letzten An ftrengung, riesenhaft zeichnete fich der Schatten gegen die helle Nachtland schast ab. Er erschien oben, allen Blicken, die ängstlich auf ihn gerichtet waren, ficht dar. Einen Augenblick blieb er regung? ls?. wie um nochmals den Schrecken auf fich einwirken zu lassen, die Ver zweiflunzsfchreie, die er gehört Langsam führte er die rechte Hand an die Schläfe man merkte den Mctallglan, deS Revolvers Bevor noch Jemand hekdeizu?ile vermochte, war der Schuß loSgegängen. Doch eine Hand hatte sein Hand gelenk erfaßt und die Waffe abgelenkt. Hinter ihm erhob sich eine schreckliche Erscheinung, blutend, kohlschwarz, mit versengten Haaren : der Heizer, welchen man verloren geglaubt, und dem eS gelungen war. ftch zu befreien. Die Kugel hatte die Stirn mir gestreift, das Blut strömte Über da? bleiche Ge ficht des Beamten. .Laß mich, laß mich sterben. Denain !" Er versuchte zu ringen, den Revolver zu fassen! Doch Denain, der Heizer, war ein Herkules ; jetzt ftand er oben auf der Maschine. Er brachte ihn herunter. Zusammengekauert auf der Böschunz fitzend, redete der Unglückliche kein Wort, während daS Blut auf feine Bruft niedctropfte. Denain kniete vor ihm und betupfte die ungefährliche Wunde mit einem Taschentuch. Warum haft Du mich nicht sterben lassen? Mein Blut für die Todten. .." .Wir wir wissen, daß eS nicht Ihre Schuld ift, Herr DeSdree l und dann, da unten, die Frau, der Kleine?" .Dank, Denain. Ah, fie wieder sehen! Jft'S möglich?" Er empfand, daß sie ihm verziehen, all' diese Leute um ihn herum, und weinend warf ftch der Bahnvorftand an die Bruft seines RctterS. Sin genialer Ditbeöftreich. Vor einigen Tagen ift bei einem rei chen Rentner der Rue Ballu in Paris ein großer Diebstahl entdeckt worden, der unter folgenden Umstünden bereits vor längerer Zeit verübt worden ift. Wahrend Herr L. mit feiner Familie sich auf'S Land begeben und feine Woh nung der Obhut de? Portiers ander traut hatte, erschien eineS TageS ein Möbelwagen mit einem großen not manischen Schranke beladen vor dem Haufe. Die vier Männer, die den Wagen begleiteten, erklärten, der Schrank sei für Herrn L.; der Portier, obgleich über diese Möbelsendung sehr verwundert, ließ den Schrank in die Wohnung des abwesenden Miether bringen, indem er dabei scharf auf die Möbelträger acht gab. Am nächsten Tage erschienen dieselben Leute wieder und erklärten, ftch getäuscht zu haben : nicht der normanische Schrank, fondern ein kleiner, den sie mit sich führten, sei für Herrn L. bestimmt. Der Tausch wurde wieder unter Beaufsichtigung des Portiers ausgeführt, der ebensowenig bei dieser Gelegenheit, wie bei späteren Besuchen in der Wohnung deS Herrn L. etwas Auffälliges -bemerkte. Erst als der Rentner nach dreimonatlicher Abwesenheit wiederkehrte, bemerkte er, daß ihm au? Schränken und Geldspin den, Werthpapiere, Schmucksachen, Sil berzeug, kurz alle leicht verkaufbaren, einen bedeutenden Werth darstellenden Gegenstände gestohlen waren. Der Dieb war von seinen Helfershelfern mit dem normanischen Schranke in die Wohnung eingeführt und am nächsten Tage mit den gestohlenen Werthgegenständen in diesem sicheren Verstecke wieder hinaus geschleppt worden. (?in Schlauberger. Ein ergötzlicher Vorfall spielte sich kürzlich auf dem Viehmarkte einer hannover'schcn Stadt ad. Ein schlich teZ Bäuerlein hatte von einer Wittwe eine Kuh gekauft und mit 32 blan ken Thalern bezahlt. Nun wurde der übliche .Leihkauf" getrunken, und bei dieser Gelegenheit fragte der Käufer die Wittwe, ob die Kuh Fehler besüße, da mit er fich darnach zu richten wiffe. In ihrer Vertrauensseligkeit erzühlte die Frau, daß die Kuh beim Melken aus schlage und stoße. Dem Uebel ift sehr leicht abzuhelfen l sagte der Käufer. Er führte die Wittwe zu dem störrischen Hornvieh, hieß sie die Thalerftücke in die Schürze nehmen und laut zählend, über den Rücken des Thieres in seinen Hut werfen. AlS die Wittwe in der That darauf einging und das letzte Thaler ftück in den Hut hinabgeglitten war, sagte der Schlauberger: Nun könnt Ihr Eure Kuh Schalten; ein solches Vieh habe ich selbst verkauft l" Man muß sich zu helfen wissen. Der regierende Fürst eineS kleinen Staates wohnt in der Univerfitäts Stadt der feierlichen Einweihung eines ihm zu feinem Regierungs-Jubiläum von den städtischen Behörden gestifteten Monumental'BrunnenS bei. Nach der Festrede des Bürgermeisters fällt die Hülle aber, zum Entseden deS fteft Comites kommt kein Tropfen Wasser. .Wie geht das zu?" frügt staunend Serenissimus, bleibt aber einige bärge Minuten ohne Bescheid, bis ein dem Comite angehöriger biederer Bier brauereibefitzer vortritt, und auf die spalierbildenden akademischen Corpora tionen deutend, die Entschuldigung stammelt: .Durchlaucht entschuldigen, er g e n i r t fich vor den Studenten l" Ans der guten alten Zeit. Korporal: Du machst aber schlechten Laufschritt. Maier!" Bürgerwehrmann: .Im Ernstfall lauf' i' scho' g'schwinder."