CErcu bis in Jen Tod. V.ai, fcjn aput'it nrt .";'iVüi f. 3. x 1 a t a r üi'dt". In eimm hocheleganten Boudoir j fußen ein jinlichcZ. dlkichkZ jangeS Wnb und ritt Herr, dem man auf den ersten Blick den Künstlet ansah, nun der gegenüber. Die tarnt war in tief fter Wlttwentrauer. .Sie wisset!, waZ für ein enifftjliif3 Unglück mich betroffen hat", sazte sie mit thränennftick'.cr Stimme. .?er furchtbare Schlag ' sie drehte ein zarteS Battifttuch gegen ihre Augen und schwieg, von ihrer GemüthZdewe. gung überwältigt. Der Besucher verbeugte sich mit der Miene hochachtungZvollster Egmpaihie. .Ich wünsche' fuhr die Wittwe fort, nachdem fie sich ein wenig beruhigt hatte, .dem Andenken meincS verftor denen Gatten ein Tenkmal zu errichten. Ich habe Sie dazu auZcrschen. wnl Ihr Ruf " AdermalZ schwieg fie. von Siurung überwältigt. Der Äiludauer verbeugte ftch von Neuem. .Sie werden mich der flehen, ich wünsche daZ Denkmal besonders groß artig, des Theuren würdig, den ich be traure Ihre Ergriffenheit steigerte ftch so. daß ihr Gaft einen Nervenzufall befürchtete und ihr ein Riech.Jlüschchen hinreichte, welches er auf einem Neben t,schchen stehen sah. .Sparen Sie keine Mühe und Kften l" fuhr die Lame in ihren An Weisungen fort. .Ich würde mit Freu den mein ganzes Vermögen zu feiner Ehre opfern." . Eine abermalige Pause, die dem Künstler zu heilig schien, um fie durch eine gleichgiltige Bemerkung zu unter. brechen. u , Ich Hütte gern ernen Tempel". be gann die gebeugte Wittwe von Neuem, .rundum mit einem Säulengang. alleS von Marmor, als Inschrift oben h,n eingemeißelt den Spruch : Treu biZ ln den Tod", unseren Trautezt. Mitten darin auf einem prächtigen Sockel sein Standbild!" Ihre Stimme brach in einem bitteren Schlucheu. und das kostbare Taschentuch trat wiederum in Thätigkeit. n .Ich werde mcme ganze Kraft daran setzen, um Ihren Wunsch zu erfüllen, gnadige Frau ! erwiderte der Kunst, ler. Indessen hatte ich nicht die Ehre, Ihren Herrn Gemahl zu kennen. Jeden falls besitzen Sie doch ein Portrüt von ihm. nach dem ich mich richten kann." Die schöne Frau erhob ihren fein gerundeten Arm und wies auf ein un gemein prächtiges Oelbild. von einem der berühmtesten Maler angefertigt, das über dem Schreibtisch hing. .Ein vorzügliches Porträt!" rief der Maler bewundernd. Ich brauche za wohl nicht zu fragen, ob es auch ahn Whist?" Er ist eZ selbst, wie er leibt und lcdt ! Nur der Athem fehlt, diese ritter liche Brust zu beben! O. könnte ich meinen eigenen Athem aushauchen, um ihn in'S Leben zurückzurufen!" Und von Neuem flössen ihre Thränen. Dann werde ich mir daZ Gemälde in "mein Atelier holen laßen, und ich Sehe Ihnen dasür. daß die Aehnlichkeit eine vollkommene sein soll", versicherte der Künstler. . i;s tn.mnth finten lassen? I" wie dahatte die junge Wittwe nut Schau dcrn. Sie wollen mir mein letzte? Glück, meinen einzigen Trost nehmen? Nein niemals l" , Aber, gnädige Frau, ich werde e nur ganz kurze Zeit nöthig haben." Kurze Zeit? Für mich wäre eS e,ne Ewigkeit! Wie könnte ich ohne dies theure Bild exiftiren? Tag und Nacht wende ich keinen Blick von ihm. Nein, mein Herr, dies Bild soll mir nicht aus diesem Zimmer kommen, wo ich den armseligen Ueberreft meines vernichteten LebenS zubringen werde!" Und die Dame arbeitete sich mehr und mehr in eine so hochgradige Erregung hinein, daß dem Bildhauer angst und bange wurde, und er sich erhob, um Hilfe her beizuklingeln. Sie aber legte ihre feine weiße Hand auf feinen Rockärmel und hielt ihn zurück. . .Dann müssen S,e Mir wenigstens . erlauben, gnädige Frau, hierher zu kommen und das Porträt zu kopiren. Fürchten sie nicht, daß ich Ihnen lange damit zur Last fallen werde ! Eine ein zige Sitzung wird genügen." Auf diesen Vorschlag ging d:e der zweifelte junge Frau ein, bat aber den Bildhauer, am nächsten Tage zu kom men. Der jedoch hatte über diesen Tag bereit? anderweitig verfügt, war über Haupt für die nächste Zeit noch durch einen anderen Auftrag in Anspruch ge nommen. Sie wollte zwar das Hm dernitz mit Gold aus dem Wege räu men ; er aber blieb fest. Ich habe einmal mem Wort gege ben und kann eS nicht brechen", sagte er. Seien Sie aber nicht ungeduldig über die Aufhaltung ! Ich werde so fleißig arbeiten, daß Ihr Tenkmal in wenigen Monaten fertig sein soll." Und dabei blieb eS denn. Nach Verlauf von drei Monaten , Ortnftfpr kick wieder bei ibm ein. Er fand die junge Wittwe noch in tiefster Trauer. , Indessen war sie -UM ..f. nn-ni fn hspiifl Und i&T llliyi irnv "S i- ' isfi Augen strahlten wieder in lUgendllchem tat SWi. mnMr HA IN hfT Brt. nuiizc. nuuf wie sie ihre Trauergewänder trug, eine ,rr r .11 : . CM.lf.tw tfim getmne oienerir ucmcuuut, mIA tilrtinrt ll.uyi .Gnädige Frau" sagte er. ich fi r f0 i n nnnmnna i r a r h a h, k, i b k i f a xl -4j ,r v -v r -yr w v rÖDrr Jahrgang 1!. Beilage zum Ncbraska 5taats-An;cigcr. Tto. 11. komme, um Ihr: letzten Instruktionen zu holen." C, daZ macht mir ja rechte Freude", entcznete sie mit einem unmuthigen Lächeln. WA der Statue bin ich so ziemlich fertig. Ich möchte mich nur überzeu gen, ob ich auch Ihren Herrn Gemahl völlig getroffen habe, 'eftatten Sie mir gütizft noch einmal den Zutritt zu Ihrem Boudoir !" ..Zu meinem Boudoir?" wiederholte die schöne Dame in unverkennbarem Erstaunen. Zu welchem Zweck denn daZ?" Um des Porträt noch einmal in Augenschein zu nehmen," .Ach so! Ja. das ist da nicht mehr zu finden. DaZ hängt jetzt im Salon! ES hat da besiereZ Licht als an feinem alten Platz." Als der Künstler die gewünschte Be stchtigung vorgenommen hatte, sagte er: .Würden Sie, bitte, meine Zeichnung von dem.Monument einer Prüfung un terwerfen?" Gewiß, gern! O, wie großartig da? aber ist! Die Verzierungen sind doch wohl ein wenig zu viel deS Guten, fin den Sie nicht?" Darin haben Sie Recht, gnädige Frau! Ader Sie sagten mir, eZ könne nicht großartig genug fein. Hier habe ich auch gleich den Kostenanschlag des Ganzen mitgebracht." Ader um deS Himmels willen, das ist ja ungeheuer viel!" rief die Schöne, die Gesammtsumme betrachtend. Sie beauftragten mich, nicht dabei zu sparen." Allerdings, ich wünschte etwas recht Hübsches zu haben. Ader dabei kann man doch auch die Vernunft zu Rathe ziehen!" Die junge Frau blickte den Künstler ordentlich vorwurfsvoll an. Nun, das ist ja nur erst die Zeich nung, gnädige Frau! ES steht Ihnen frei, veränderte Anordnungen zu tref fen." Nun, dann, denke ich, schenken wir unS den Tempel, den Süulengang, kurz, all das Architektonische und begnü gen unS mit der einfachen Figur." Sehr wohl! Und wo befehlen Sie dann Ihren Trautext angebracht zu sehen, gnädige Frau? Vielleicht am Sockel?" Den Trautext ? Treu bis in den Tod !" Hm. ja !" Die Dame gerieth unverkennbar in Verlegenheit, und der Bildhauer bemerkte mit Vergnügen, wie viel da? feine Roth, das in ihre sanftgerundeten Wangen stieg, zu ihrer Verschönerung beitrug. Ich weiß nicht, an der Statue käme mir der Spruch ein wenig Übel angebracht vor, finden Sie nicht auch ?" Ganz, wie gnädige Frau oesohlen." meinte der Bildhauer mit einer tadello sen Verbeugung. Nun gut, dann bleibt S dabei. Nur die Statue auf einem schlichten Sockel und als Inschrift nur Name, Geburts und TodeZtag." Nicht lange nach diesen Verhandlun gen verfiel der Bildhauer in eine gefähr liche Krankheit. Er sah sich nach feiner Wiederherstellung gezwungen, seine Ar beiten liegen zu lassen und sich für ei nige Monate, dem Rathe der Aerzte ge mäß. einem gründlichen Klimawechsel zu unterwerfen. Nach feiner Rückkehr begab er sich wieder zu der Dame. ES waren nunmehr seit dem Tode ihreS Gemahls zehn Monate in'S Land ge gangen. Diesmal hatte die Trauer kleidung der kleidsamsten Halbtrauer Platz gemacht und ein paar blaßrosa Ro en blühten an ihrem Gürtel, feie sah blühender und unvergleichlich viel schöner auS als das vorige Mal. Der Künstler brachte ihr ein kleines Gips modell der Statue mit, die ein Meist' werk zu werden versprach. ..WaS sagen Sie zu der Aehnlichkeit, gnädige Frau?" .fragte er mit dercch tigtem Stolze. Die Aehnlichkeit? Nun, Sie haben ihm entschieden geschmeichelt. Mein ar mer Mann war durchaus nicht häßlich. Sie haben ja aber einen wahren Apoll anS ihm gemacht!" Wirklich ? Aber nach dem Porträt, von dem Sie doch sagten, eS gliche ihm vollkommen. ES läge mir diel daran, meine Arbeit noch einmal mit dem Bilde vergleichen zu dürfen." Ei nun, eS lohnt sich doch wohl nicht, darum so viele Umstände zu ma chen. Auf ein bischen Aehnlichkeit mehr oder weniger kann eS nicht ankommen. Wenn eS nur ungefähr so ist." Ich bitte um Verzeihung, gnädige Frau, wenn ich in dem Punkte nicht ganz mit Ihnen übereinstimme ! Ich thue mir viel darauf zu gute, bei meinen Arbeiten eine sprechende Aehnlichkeit zu erzielen." Wenn Sie fich wirklich damit noch solche Extra Mühe geben wollen, so werde ich Ihnen das Bild holen lassen." j entgegnete die Gnädige und streckte den schönen Arm nach der Klingelschnur auS. Klingeln Sie. bitte, nicht, gnädige Frau I Das Bild hängt ja im Salon ; wenn Sie mir nur erlauben ollen, einzutreten, kann ich eZ ja an Ort und Stelle besichtigen." Im Salon iS eZ nicht mehr." war die jlniort der schönen Wittwe. Sie zug die Klingel und befahl dem ein tretenden Diener: Bringen Sie doch einmal daZ Bild deS verstorbenen Herrn hierher!" DaZ. welche? ich vor ein paar Tagen nach dem Boden geschafft habe?" ..Ja. dasselbe." Gerade in dem Augenblick ging die Thür auf, und ein elegant gekleideter junger Herr trat in daS Gemach. Er schritt ohne Umstände auf die trauernde Wittwe zu, küßte ihre Hand mit der Miene eineS ManneZ, der nur fein gu teS Recht ausübt, und erkundigte sich sehr eingehend und theilnehmend nach ihrem Ergehen. WaS ist denn daS für ein närrische? klein:S GipZmännchen ?" fragte er und zeigte auf die Statuette, die der Bild Hauer auf den Kamin gestellt hatte. EZ ist das Modell zu einer Figur für das Grab meines Gatten," erklärte die Wittwe, ihn schwärmerisch an blickend. Alle Wetter. Du willst dem Alten ein Denkmal errichten lassen? Auf Ehre, daS ist nobel von Dir !" sagte er mit einem so zärtlichen Blicke, daß der Bilddauer unwillkürlich denken mußte : Wenn er sie nur nicht mit den Augen verschlingt! Findest Du?" sagte die junge Wittwe schmachtend. BloS, weißt Du, die ganze Figur gefüllt mir nicht," fing er feine wirkliche Meinung zu äußern an. Große be rühmte Leute stellt man ja so dar ; mir scheint aber, daß Dein Gemahl, Gott lass' ihn selig ruhen! ein recht gewöhn licheS Menschenkind gewesen ist. DaS wirkt lächerlich. Eine Büste würde sein Andenken weit angemessener be wahren!" Allerdings, ich kann Dir darin nicht Unrecht geben," meinte nun auch die junge Wittib. Also lassen wir eS bei der Büste! Und hier kommt das Bild. Bitte, lassen Sie sich nicht in Ihrer Be schäftigung ßörcn!" Damit verbeugte sie fich und tänzelte mit dem jungen Elegant zur Thür hinau?. Zwei Monate später wollte der Bild. Hauer die Fertigstellung der Büste mel den und die Bestellerin bitten, fie in seinem Atelier zu besichtigen, ehe fie auf den Kirchhof geschafft würde. Er kam gerade recht, um die junge Wittwe, in voller Lebenslust strahlend und mit bräutlichen Gewändern geschmückt, die Treppe hinunterschreiten zu sehen, am Arme desselben jungen Manne?, der die Statue feine? Vorgängers zu einer bloßen Büste hatte zufammenschrum pfen lassen. ES war doch ein recht glücklicher Umstand, daß die Braut schon vorher ihren Trautext: Treu bis in den Tod" davon ausgemerzt hatte. AuS den Papieren meines GewähS manneS geht hervor, daß auch die Büste der unverhältnißmäßig hoben Kosten halber" ihrem Schöpfer zurückgegeben werden sollte, und daß eS ihm nur nach vielen Schreibereien und der energischen Androhung eineS Prozesses gelang, die Annahme und die Honorirung zu er zwingen. Ja. ja," schloß er ingrimmig seinen Bericht darüber, .Treu bis in den Tod !" 1H1 Die öand. Bon N. H. Tcthlefs. Knick, Knack! DaS Schloß der Kassette hatte dem starren Drucke nach gegeben, welchen das eingeführte Stemmeisen ausübte, und scheu fuhr er, dessen Hand jenes Werkzeug führte, zu fammen. Das Licht der Blendlaterne zeigte deutlich die fieberhafte Röthe, welche fich über feine bleichen Wangen ausbreitete, als er mit angehaltenem Athem lauschte, ob sich Etwas auf daS Geräusch hin rege. ES war ein junger Mensch von ungefähr 25 Jahren, doch hatten fast alle Leidenschaften schon ihre Spuren in seinem hageren Geficht hin terlassen. Auf seiner Oberlippe kräu feite sich ein leichter, dünner Schnurr bart. und unstet blickten die braunen. düfter brennenden Augen im Zimmer umher. Nichts war zu hören. Also wieder ans Werk. Mit fieberzitternden Händen riß er den Deckel auf. Ah! Ihn blendete zuerst fast das rothe Gold, das ihm ent gegenftrahlte. Gleißendes Metall ! Haftig griff er zu und steckte ungezählt den Raub in die Tasche; da? war nur daS kleine Geld für ihn, wo aber waren die Banknoten? Er wühlte auf dem Boden der Kassette herum, da ein Klingeln, er hatte die Feder zu dem Geheimfach berührt und dasselbe lag offen vor ihm, voll mit KafsenbilletS. Wie gebannt ftürrt er hin auf die blauen Scheine, die so ruhig daliegen. Heißa! Wenn ihr erst in allen Winden flattert! Tamit läßt sich schon eine gute Weile lustig leben! Vielleicht laaiü? er dann auch ewe neue, anständige Existenz im fernen Lande führen kin nen. wo Niemand seine Vergangenheit kannte. Er biß sich auf die Lippen; wie war eZ ihm doch ergangen. Dem verzogenen Liebling feiner Eltern war AllcZ ge währt. waZ er begehrte, und so wurde e ihm später, als das Vermögen ver loren ging. alS feine Eltern starben und er fich einschränken mußte, um so schmerer. sich darein zu finden. Dann kam der eine unselige Augenblick, da er fich an fremdem Gelde vergriff. AuS einr anvertrauten Kasse hatte er fünf zig Mark genommen, um ein MaSken fest mitmachen zu können, zu welchem ihn luftige Freunde überredet hatten, und er gedachte am Ende deS Monats von seinem Gelde die fehlende Summe wieder hineinzulegen. Aber er hatte sich verrechnet; ein Zufall brachte die Revision früher, als er erwartet hatte. Er wurde vor Gericht zur Verantwor tung gezogen und verurtheilt. WaS die Unbedachtsamkeit der Jugend zu seinen Gunsten sprach, daS hob sein leichtsin nige? Leben wieder auf; so erhielt er die Strafe ohne mildernde Umstünde zugesprochen und er mußte ein halbes Jahr hinter den Mauern deS Gefäng nisseZ verbüßen. TaS gab feinem schwachen Charakter den letzten Stoß. In der Gemeinschaft der Sträflinge lernte er die ganze Verdorbenheit und Zuchtloftgkeit auf Erden kennen und machte sich bald diese Ersahrungen zu Nutze. Er dachte nicht mehr an ehr lichen Erwerb. Warum arbeiten, wenn ihm ein Augenblick der Lift mühelos einbrachte, wofür er fich sonst einen Monat hätte abquälen müssen? So sank er von Stufe zu Stufe immer tiefer hinab. Da wurde er zum zweiten Male über rascht; er erhielt ein Jahr Gefängniß wegen Betrug?; im Wiederholungsfälle war ihm das Zuchthaus sicher. Das Zuchthaus? Der Name brachte ihn zur Besinnung; denn noch war nicht aller Stolz in ihm erloschen. Nur nicht in's Zuchthaus! Sein Plan war bald gefaßt. Er wollte einen Haupt coup wagen, der ihm da? nöthige Geld einbringen sollte, um nach drüben fahren und fich dort eine anständige Stellung sichern zu können; dann wollte er Alle? vergangen sein lassen, ein neues, ehrliches Leben beginnen. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. ES dauerte nicht lange, und er hatte eine Gelegenheit erspäht. In einer alleinstehenden Villa auf Groß Fon tenay lebte ein reicher, alter Juftizrath. der nur eine Haushälterin und ein Mädchen hielt. Der Dummkopf hztte fein Geld nicht auf der Bank dcponirt. sondern hielt eZ in einer eisernen Kas fette verwahrt, die fich in seinem Schreibtisch befand. So viel hatte er von dem Hausmädchen erfahren, einem jungen, unschuldigen Ding, daS er leicht gewonnen hatte. Er beschaffte sich Nachschlüssel und begab fich eines Abends ans Werk. Zu später Nacht stunde, al? Alles schlief, schlich er fich inS HauS hinein; bald waren die Thüren von feinen geschickten Händen geöffnet und auch der reiche Schreibtisch bot ihm keinen ernstlichen Widerstand, nur da? Kassettenschloß trohte feiner Kunst. Er mußte also Gewalt anwenden und daZ Stemmeisen nehmen, um das Schloß aufzubrechen. Einen Augen blick hatte er gefürchtet, daß da? ent. standen? Geräusch den Alten aufgeweckt hätte, aber e? blieb Alles ftill, und so steckte er denn mit zitternden Händen die Scheine zu fich. diese elenden Fetzen Papiere, die doch so viel bedeuteten. Nun endlich hatte er die Mittel, sein Vorhaben auszuführen. Da?, was er da an sich rahm, war reichlich genug, ihm ein sorgenloses Dasein drüben zu sichern. Da wollte er schon leben mit seinem Geld. Seinem Geld? Ach waS! Wer das Geld hat. der hat eS eben; gleich viel, wie er in den Besitz gekom.. . WaS war DaS? Draußen auf dem Flur ließen fich schlürfende Schritte vernehmen, wild sah er um fich. Nichts wo er fich verstecken konnte, da da ging auch schon die Thüre auf und in dieser stand der alte Juftizrath, welcher von dem Geräusch beim Sprengen der Kas fette geweckt war und demselben nach. spüren wollte. Wie erstarrt vor Schreck stand der Grei? da, als er den Ein brecher vor feiner halbgeleerten Scha lulle sah, und er vermochte für den er ften Augenblick keinen Laut hcrvorzu bringen. Auch der Andere stand be täubt da. Ertappt! Wenn d?r Alte da um Hilfe schrie, so war er verloren und daS Zucht HauS nahm ihn auf. Vorbei war eS mit der gotdenen Freiheit auf lange Zeit. Nein! Nicht zurück hint-r die graue Mauer, schrie eS in ihm auf. Ich bin noch jung, ich will noch etwa vom Leben haben! Und wer stand denn zwifch.n ihm und dem lachenden Lebens Nur der ulte, abgelebte Mensch vor ihm, und um seiiictivillkn sollte er ver trauern. Mit Blitzesschnelle durchkreuzten diese Gedanken seinen Kopf; kaum einen Augenblick hatte eS gewährt. Und auch der lreiZ vor ihm war zur Be sinnung gekommen, er wollte zurück weichen, einen Hilferuf auSstoßen, da sprang der Andere auf ihn zu, packte ihn bei der Kehle und ließ mit aller Kraft daS Stemmeisen auf seinen Kopf niedersausen. Ein pfeifender Laut ein dumpfer dröhnender Schlag wie ein Klotz fällt der Alte zu Boden, ohne einen Schrei von fich zu geben. Dunkelroth sickerte das Blut aus tiefer Wunde hervor und rannte über den Fußboden; mit weit aufgerissenen ftar ren Augen hlickte der Sterbende seinen Mörder an. Er wollte sprechen, aber nur eiw unverständliche Gurgeln ent rann sich feiner Bruft. wie zum Fluche reckte er die Hand aus, dann ging ein krampfhaftes Zucken durch feinen Kör per. er hatte ausgelitten. Der Andere schaute starr in die ver glasten Augen deS Todten, von denen er den Blick nicht abwenden konnte, ein Schauder überlief ihn, und wie eine Donnerstimme gellte eS in fein Ohr: Du sollst nicht tödten!" Und die Hand deS Erschlagenen, diese gespenstische dürre Hand, fie blieb er starrt in derselben Haltung, wie fie der Tod überrascht hatte, al? wollte sie ihn fassen, alS krampften fich die Finger schon in ihn ein. Mit einer mächtigen Anstrengung machte er seinen Geift frei von diesem Bann. Rasch leerte er die Schatulle und eilte in flüchtiger Hast, wie von Furien gejagt, fort auS dem unheim lichen Zimmer, nicht ohne einen Blick voll Grausen auf die Hand deS Todten geworfen zu haben, die fich noch immer nach ihm ausstreckte. Er eilte aus dem Hause, schwang sich über daS Gitter deS Gartens und befand fich auf der Straße. Niemand begeg nete ihm, da eS späte Nachtstunde war und trübes, nebliges Wetter herrschte. Nun schnell hin zum Hannover'schm Bahnhof, um noch den Zug zu errei chen, der ihn in die Ferne tragen sollte. Scheu schlich er an den Gaslaternen vorder, als könne er da? Licht nicht er tragen, und er zitterte, wenn er daran dachte, was er gethan habe. Wie Fieber durchschauerte eZ ihn, und feine aufge. regte Phantasie ließ ihn immer wieder in den phantastischen Gebilden deS Nebels den Todten erkennen, der die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn der Gerechtigkeit zu überliefern. Kalter Schweiß rann über feine Stirn, er biß fich auf die Lippen und schalt sich selbst Feigling! Dann wieder befühlte er seine Taschen, die er mit Gold angefüllt hatte und ängstlich glitt seine Hand in die Brufttasche, wo er Banknoten geborgen hatte. Ja! fie waren noch da. Erleichtert athmete er auf und wischte sich mit der Hand den Schweiß ab. WaS war das? Wie fühlte sich das an? Er fuhr zusammen und besah die Hand. Blut, dickes, rotheZ Blut klebt an ihr, das er fich von der Stirn ge wischt hatte. Menschenblut l Trug er so daZ Kainszeichen auf der Stirn zur Schau? Verwünscht! Ein paar Tropfen mußten auf ihn gespritzt sein, als er den alten Mann niederschlug. Aber er konnte fich ja so gezeichnet nicht unter den Men schen wagen, erst mußten diese furcht baren Spuren getilgt sein. Er befand sich gerade auf der Leon hardtZdrücke und eilig ging er die Treppe hinab, welche zum Anlegeplatz derDam pfer führte. Die Alfter lag ftill und schweigend da, nichts an ihren Ufern regte sich, ruhig schlief die Großstadt, während in ihren Mauern die Blutthat gen Himmel schrie. Er kniete nieder, um sich das Blut abzuwaschen. DaS Stemmeisen hatte er auS der Tasche gezogen und hielt eS in der Hand, zwei große rothe Flecken be fanden sich darauf. ES war wohl am besten, so überlegte er, sich hier im Wasser deS unseligen Werkzeuges zu entledigen aber aber da vor ihm. was löste fich da loS. was kam da auf ihn zu, so stumm, so schrecklich in seinem Schweigen? Die Hand war eS, die Hand deS Todten, die fich nach ihm aus streckte. Wie die Finger fich zusammenkrall ten, um fich in fein Fleisch zu schlagen! Immer größer wurde die Hand, immer näher kam sie ihm, da, da wollte ihn die Rieser.fauft erfassen! Wild schrie er auf: .Weg! weg n.it Dir. laß lcZ!" rt.f er und holte mit dem Stemmeisen zum Schlote aui gegen die Nedch-cftal:. dZ sie zerschmettern sollte; weit beugte er sich vor, er verlor dS Vlcichewicht. dann ein Schrei ein Plätschern im Wasser, dann wie der Stille; sein Körper war in den Fluthen verschwunden. DcZ Rächers Hand hatte den Mörder ereilt! ladstone uad ein Berliner Lchud machtr. Wie fich oft unerwartet, aber zur rechten Zeit da? Glück im Leben ein stellen mag, davon handelt eine kleine Geschichte, die der .Britisch Weekly" auZ Deutschland mitgetheilt wird: Durch den englischen Konsul in Berlin gelangte zu dem Begräbniß Gladstone'S ein einfacher Eichenkrar.z mit der Bitte nach London, ihm. wenn möglich, einen Platz auf dem Sarge de verstorbenen Staatsmannes zu gewähren. Der Ein fenoer war ein Berliner Schuhmacher, der fein Glück im Geschäft dem Grand Old Man" verdankte. Dieser Jünger dc? Knieriemens war vor etwa 20 Iah ren nach London gekommen und hatte hier eine kleine Werkstatt eingerichtet; aber allem Fleiß und aller Ausmerksam keit ungeachtet kam er nicht voran und konnte schließlich nicht mehr daS Ma terial für feine Aufträge einkaufen. Eines TageS befand er fich mit seiner Braut in der Flüftergallerie von St. Pauls. Er klagte der Dame seines Herzens seine traurige Lage und die Unmöglichkeit einer Heirath in nächster Zeit. DaS junge Mädchen vertraute ihm alle ihre kleinen Ersparnisse an, mit welchen er fich am nächsten Tage zum Einkaufe von Leder auf den Weg machte. Er bemerkte hierbei nicht, daß ihm ein Herr folgte, der beauftragt war, Erkundigungen über ihn einzu ziehen. Unser Handwerksmeister war nicht wenig überrascht, als ihm der Lederhändler mittheilte, daß er ihm einen kleinen Kredit eröffnen wolle. Natürlich griff der Schuhmacher zu. Zu feinem großen Erstaunen trafen auch in nächster Zeit allerhand Auf träge und zwar aus den wohlhabendsten Kreisen der Londoner Gesellschaft ein. Sein Geschäft ging da! so, daß er in der Lage war, sich zu verheirathen. Jahrelang war er bekannt als der parlamentarische Schußer". Aber erst, als er seiner Frau zu Liebe nach Deutschland zurücklehrte, theilte ihm der Lederhändler mit, wem er seinen Kredit vor 20 Jahren verdankte. ES war dieS Herr Gladftone, der zufällig eben fall?, in der Flüftergallerie Dank deren seltsamen Akuftik die sorgenvolle Erzäh lung unseres Schuhmachers überhört hatte und durch den ehrlichen Kummer des Handwerkers gerührt, ihm beige fprungen war. Die fälscht Not. Ein junger Musiker, der vor einiger Zeit auf gut Glück nach London ging und dort in einem besseren Theater Orchester als Piftonblüfer Anstellung fand, brachte kürzlich ganz gegen feine sonstige Gewohnheit einige Verwirrung in daS Ensemble. Der junge Mann laS sehr gut Noten, war aber sonst nicht mit besonderem musikalischem Gehör oder gar Verständniß ausgestattet, und obendrein litt er auch ein wenig an Kurzsichtigkeit. Der Kapellmeister war jedoch trotzdem mit ihm zufrieden, und schärfte ihm immer von Neuem ein, stets Alles abzuspielen, was auf den Noten stand. Mit welcher rührenden Gcwif senhaftigkeit der junge Mann die Er Mahnungen feines Kapellmeisters be sorgte, dafür spricht ein kleines Jnter mezzo. oas na? giuauazerwelie wayrend der Probe ereignete. Bei der Wieder holung eineS Walzers, der bereits am Tage vorher ganz geklappt" hatte, hörte der Dirigent plötzlich aus der Gegend des Piftonbläsers einen grauen haft falschen Ton. Sofort ließ er den Theil noch einmal spielen, und wieder ertönte dieselbe Disharmonie. Wa? spielen Sie denn da?" rief nun der Ge strenge zornig dem erschrockenen Muftker zu. ..Nur was auf dem Vavier siebt " entzegnete dieser gekränkt. Ach waZ, geben feie mal her!" Und damit lanate der Kavellmeifter nack dem I?n. tenblatt, betrachtete es aufmerksam und oraaz in icyauenoes Gelächter auS: Sie Dummkopi, können Sie denn nicht sehen, daß dieser Punkt eine todtae drückte Fliege ist?" rief er dann und zeigte auf ein dunkles Etwas, da? aller dingS große Aehnlichkeit mit einer Note hatte. Hm, ganz gefchcidt kam mir daS Ding ja auch nicht vor, aber eZ war einmal da. und so mukte icb's dock si. lcn," gab der junge Mann mit vev tegenem srrotyen zur Antwort. in Zeitkind. Frau Assessor : .ck bin aevt stufest mir wegen unseres Jungen! Mein Mann will, daß er Kaufmann wird. Ich möchte gern, daß er ftudirt. er aber hat fich'S in den Kopf gefetzt. Schau fpieler zu werden, und läßt fich durch nichts, davon abbringen!" Frau Verwalter : WaS Sie sagen! ... Wie alt ist er denn?" Frau Assessor : Im nächsten Monat wird er fünf Jahr' !" Dixlm.itisch. Ich hätte nichts dagegen, wenn Z?e mein Schwiegersohn würden." Aber Ihre Fräulein Tochter hat fich ja schon versprochen." Schon versprochen? Da muß fte sich wirklich versprochen haben."