Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 21, 1898, Image 11

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    JEWÄ
Sbf
in cjcfabrli andir.'rk.
.(fiiiiail'ilta nsl) d.,ü ViK:i.
X
.Wo? ? Ich soll unthätig sein, wo
Amt und Beine regt, um bis
Kriegsnoth und Gejakjr vom lieben
Vaterland abzuwenden ?
ok)o, Schneider! Tu ha? nie ein
Mewehr getragen, wirft aus Leine allen
Tage auch keine? trafen lernen! ife
nommist. Hab Tich nicht. ScckSfarl!"
höhnte ein Zuhörer, dessen Armde
tteflunjen einen Bartscheerer verriethen.
Glaubt Ihr denn, ich habe keinen
Muths"
A is Mefc3 Wort reimt sich Blut;
wer es nicht ohne Luisen fließen sehen
kann, der vergrabe sich."
3a, Xu bist aber der tapfere Blut
egeldündiger in der warmen Stube.
Schäme Lich waS!"
SchneiSerZseele ! Aus Taille! Ha
ha!"
.Zum Trnnerrectit! Aergert mich
nicht!'
Er flücht schon trie ein Sergeant,
der Botf'tatl!"
..Jeder wie er kann!" eifert der kleine
Mann erregt, welcher die paar Haare
auf seinem schmalen Haupte fortmüh
rend breit zu streichen suchte. Der
Eine mit dem Arm, der andere mit den
Beinen, wie unsere braue Infanterie,
der Tritte mit dem großen Mund, wie
na . der Kluge aber mit dem 5?opf!
Pro! hi Herren! ich geh jetzt."
Tarnst verließ der Meister von der
Nadel die Winkelkneipe deZ Kleinstadt
chenZ.
Recht hat er schon!" sagte nach einer
Weile der Echmiedemeister zum Bar,
die?. Wir liegen hier aus der faulen
Haut, indessen sich unsere Bruder die
Knochen kaput schießen lassen. Man
muß sich ordentlich schämen, daß man
deS Abends ins warme Bett kriecht, die
draußen aber in nassen Eraden Über
nachten müssen."
Lafür find sie eben Soldaten."
Was? Wir aber sind Bürger eineS
Landes mit gleichen echten und gleichen
Pflichten; wer mehr thut als ich, vor
dem schäme ich mich."
Wn? mag der BockZkarl vorhaben ?
lenkte der Heilgehilfe ad. Am Ende
will er gar Marketendern und. wenn die
Geschichte aus ist. die EchnZpSmedaille
erhalten. Ter Ehrgeiz kitzelt ihn. das
ist seine ganze Begeisterung."
Nicht doch! pfui! Der Schneider ist
ein Mensch von guter Gesinnung, ein
tüchtiger Handwerker, ein treuer Ehe
mann und Bater, dem über Frau uns
Kinder nichts geht. alZ die Ehre. So
kenn ich ihn, und wer das Gegentheil
behauptet, dem schlag ich seine Zähne
ein."
Noch einer Pause sagte der Barbier
kleinlaut: Möchte wissen, waS der kluge
Schneider vor hat!"
E: wird eS ja wissen, (guten
Abend."
Auch der Andere ging.
Am nächsten Tag verbreitete sich im
Städtchen das Gerücht, der Schneiden
meister Karl Bock sei fortgereift und
komme vor Wochen nicht zurück. Tie
Frau sei mit den Kindern zu ihrer
Mutter auf? orf.
Ter Krieg war aus, die Tinge scho
den sich allmählich in? alte, ausgetretene
Gleis.
General R. saß gerade im Kreise sei
ner Familie und erzählte von dem jüngst
Erlebten, alZ ihm ein Hr. Bock gemeldet
wurde, welcher dringend bittet, borge
lassen zu werden.
Wie sieht der Mann auZ ?"
Aeltlich, stark gebückt, klein, bescher
den. Er behauptet. Euer Excellenz vom
Kriege her zu kennen."
In meine Stube führen, sobald ich
klingle!" lautete die Weisung des HavZ
Herrn. Verzeih' ich komme gleich wie-
der!" fügte er im Berlasien deZ Zim
mcr? hinzu.
Ter Angemeldete trat beim General
ein: er blieb an der Thüre stehen.
.Anliegen?"
Ja."
Taucrt eS lange ?"
Ach. ich wäre fo glücklich, wenn der
Herr General mich anhören wellten.
Gerne. Setzen Sie sich. So. nun
schießen Sie los."
Ach. wie dankbar "
Keine Umschweife! Zur Sache!"
Ich bin der Schneidermeister Karl
Bock aus S. Als der Krieg auZbrach,
litt eS mich nicht mehr zu Hause in un
serem kleinen stillen Städtchen. Ich
wollte fur'S Vaterland thun was ich
konnte. So verließ ich Weib und Kin
der und meldete mich auf dem Stabs
bureau. Ter Hauptmann v. M., Ihr
braver Adjutant, hat sich dann meiner
angenommen, und ich habe mich nützlich
gemacht, mein? Schuldigkeit gethan,
wie eS mir nur irgend möglich war."
Ter General war sehr ernst geworden
und sagte leise wie zu sich selbst: Bon
einer zuverlässigen Nachricht hängt oft
doS Leben vieler Taufende ab."
Als ich nämlich", so fuhr der Er
Zähler fort, noch alZ Gesell auf der
Wanderschaft war, bin ich weit herum
gekommen, darum find mir Viele da
heim nicht grün, aber spinnefeind, denn
fte bilden sich ein, ich sei stolz und hoch,
nasig. TieS ist aber ganz gewiß nicht
wahr, denn ich weiß, daß die Selbst
überhebung unsittlich, unchriftlich ist.
Aber mit dem, was ich gewußt, glaubte
ich dem Vaterlande ja Tienste leisten zu
können."
Als was?"
AIS Kundschafter."
Ter General biß die Lippen zusam
men. sah dem kleinen Schneider fer
schrNd.lnZ Besicht und sagte bedächtig:
Jetzt entsinne ich mich, von Ihnen ge
hört zu haben."
EZ seilte mich freuen, wenn eS Gu
teZ war.'
.(Zkfkhea habt ich Sie mit Z2:sien nie;
man sagte mir aber, daß Sie sich nütz
lich zu machen bestrebt gewesen seien."
Hm, ja! e? war ja nicht immer
leicht, etmaZ zu ersahren! Einmal wurde
ich sogar erwischt, und sie schlugen mich
derart, daß man mich als todt liegen
ließ. Hier, im Kreuz, habe ich Scha
den genommen: darum stehe ich auch so
krumm da."
TaZ thut mir herzlich leid. Herr
Bock ! Sie sind doch hoftentlich genügend
entschädigt werden?"
C ja, ich habe meine Schulden dc
zahlen und sür den Unterhalt meiner
Familie, die ich doch ohne Verdienst und
Mittel zurücklassen mußte, etwa? sorgen
können."
Nun, und jetzt geht eZ ihnen wieder
gut?"
Ach. Herr (jienern! !" Ter kleine
Mann schluchzte still vor sich hin, rcä
rend ihm dicke Thränen die gefurchten
Backen hinuntersielen.
Nun. was ist Ihnen?"
Mit schwimmenden Augen sah der
arme Kerl dem alten Soldaten in'?
Gesicht, holte sich in den theilnehmenden
Zügen Muth, saltcte die mageren
Hände und sagte mit herzbrechender
Stimme: Ich bin so namenlos un
glücklich!" Ter General war betroffen.
Ter Kleine einte bitterlich.
..Ist Ihre Frau gcftorben?"
Ach nein."
Kinder?"
Tie find brav und gesund."
Nun, was dann?"
Ich kann mich zu Hause in meiner
Heimath nirgend? mehr sehen laßen!
Alle sagen, ich sei ein elender Spion,
und ein Spion sei da? Gemeinste, was
eZ auf der Welt giebt, meint sogar
mein früherer Freund, der Schmied,
der mir sonst immer die Stange hielt."
Weiter."
Meine gute Frau härmt sich ab, ist
der Verzweiflung nahe: meine armen
Kinder weinen den ganzen Tag, weil
sich Niemand mehr mit ihnen abgeben
will. In der Schule sitzen sie abseits,
die Mitschüler sprechen nicht mit ihnen.
Alle? weicht den Meinigcn aus. Keiner
will mit unS zu thun haben: verachtet
sind wir. geächtet. Ter Zuchthäusler
gilt als ehrlich gegen den Spion. O.
hätte ich das ahnen können!" Er schlug
beide Hände vor? Gesicht. Um deZ
elenden Vortheils willen riZkirte ich, so
wahr ein Gott lebt, meine Haut nicht,
da? Leben schlug ich ohne Besinnen
mehrmals in die Schanze in glühender
Vaterlandsliebe und Begeisterung für
unsere gerechte Sache. Meine Familie
verließ ich, um thcilzunchmen am Kriege
gegen unsern Erdfeind. Mit der Waffe
in der Hand konnte ich eZ nicht, darum
setzte ich aber doch Kopf und Leben ein.
Und die elenden Kerl, die zu bequem
und feige waren, mitzuthun, die hinter
dem Ofen hocken blieben, diese be
schimpfen jetzt mich, meine arme Frau,
meine lieben Kinder!"
Unverstand! Niedertracht !" mur.
melte der General.
.Ja, ja!" seufzte der Schneider:
aber unter diesen Unverständigen. Nie
dertrüchtigen können wir nicht weiter
leben."
Ich will überlegen, was zu machen
ist!" versicherte mit Theilnahme der
alte Soldat. Ich verspreche Ihnen
meine Hilfe. Tie Beweggründe sind
sür mich entscheidend, ob eine Handlung
verwerflich sei oder zu entschuldigen.
Gegen die Volksftimme aber, und sei sie
noch so falsch, läßt sich nur schwer an
kämpfen." Tiefbewegt entließ der General den
Unglücklichen.
Einige Wochen später bestieg der
Meister Bock mit Frau und Kindern
ein Auswandererschiff, um, verseben
mit neuen Mitteln, jenseits des großen
WafferS eine neue Heimath zu suchen.
Tie AuSgeftoßenen erreichten ihr Ziel
nicht. Vierundzwanzig Stunden nach
Lichten der Anker hatte die See Alle
verschlungen.
e
,'iankce, lein Grandpa iZ schon hirr
dcren. WaZ iZ daZ Gute davon l
Mein -l'a h2t den deutschen Weg.
Er kommt einmal in einer Weile nach
Hause mit einem Jag an. Ten nex
ten Morgen iZ er !r:fj bei dem Break
fast, cder geben 2it ihm die Haare von
den Hund, wo ihn gebissen hat und er
iZ der seinste Mann auZ un alleZ iZ
vorbei.
Ter M'.stcr Tu Long der sagt eZ
wär der Klobd geweken und wenn er
heimkommt, zieht er die Schuh auZ.
bevor daß er die EtipZ hinauskommt,
aber eZ nemmt ihn drei Zage darüber
ze kommen und dann geht er erst hinein
sür gut und für drei Wochen iZ er an
dem Gange und er is nicht gut für eini
gcZ Tinz.
TiefeZ iZ, warum ich zcrickgeganzen
bin an die ?)ankecs und ich gebe nichlS
darum, wer eZ weiß, daß ich den deut
fchen Weg bester gleiche cl? den amen
kanischcn Weg. wo die Spree periodi
cal is. wäbrend bei den Tutch endet eZ
mit jedem Tag und fängt von Fri
schem an.
Ich gleiche ze wissen, was der Mister
Tu Long denkt, wie lange ich das stehen
werde.
Nein, Mister Editor, ich muß eine
j klare Brust davon machen und ich sage
es Jznen: Ut voze'.i is ein eoier
und kein Irrthum. EZ is ein gute?
Ting. daß eS in diesem Lande noch
Tivors-EourtZ gebt und Sie machen
eine Wette von hindert TollarS gegen
einen alten Hut. daß ich gerade genau
weiß, was ich darum bin und daß der
Mann, wo mich foolcn kann, noch nicht
geboren iZ. Ich gleiche meinseldft zu
sehen alZ der Fool von irgend einen
Mann, ich gebe nichts darum, wie er
heißt! .
Für ein feine? Leben, wo man Ion
bat un nicht der Slave iZ von einigen
Mann, geben Sie mir den einzelnen
Stand.
So jetz habe ich Ihnen ein Stück von
meiner Meinung gegeben über den ge
heiratheten Stand und Sie wetten, ich
stecke zu meinen Wort einige Zeit und
ich gebe nichts darum, was die Leute
sagen. Wenn sie eZ nicht gleichen, Zön
neu sie eS berufen.
Tiefe iS, waS, und vergessen Sie
eZ nicht, Herr Editor!
Getreulich Ihre liebende
Misses Maud Tu Long.
nee Maud Ritsch.
Zu Hause jeden Tag auf den Abend,
exskpt vielleicht ich bin zu meine Ma
hinüber.
!Naud ist unzufrieden.
Greater New York. StaatZ-NuhS
pöper, City.
Mister Editor, dear friend!
ES ist ziemlich eine Welle, daß ich
nicht die Feder aufgehoben habe, für
Ihnen einige Zeilen zu tropfen. Ich
habe versprochen, alles Ihnen wissen
zu lassen über den verheiratheten Stand.
Um zu beginnen damit, glaube ich
jetz, daß Hochzeit kein Erfolg ist. Ich
wüßte nämlich nicht, wo der Erfolg
hereinkommen sollte. ES iS alles schön
genug ze schreiben von die BlessingS
von den verheiratheten Zustand, aber
um Ihnen die Wahrheit darüber zu
schreiben, werden Sie sehr bald müde
davon.
Ich frage Sie, waS iS der Gebrauch
von einen Mann, wenn er die Abende
nicht zu Hause spendet, und dann, wenn
er kommt, dann iS er ein Epektückel zu
behalten k Ich bin immer gegen die
Tutch gewesen (obwohl bei Tezent
komme ich selbst daher). Aber der Mi
ster Tu Long (Sie wissen, ich bin ictz
MisseZ Tu Long) cla,mt ein hier Ge
borener z; fein alZ FrentfchCanadian
bei Tezent und ziemlich viel von einen
yin Freund der Armen.
In Denver, der bedeutendsten Stadt
des Staates Colorado, lebte vor meh
rercn Jahren ein alter Herr Namen?
Sheffield, der, in England geboren,
schon jung nach Amerika gekommen
war, wo er, völlig verwaist, anfangs
durch harte Arbeit kümmerlich fein
Leben fristen mußte. AlZ dann im
wilden Acften die Gcldsucherei begann,
trieb eZ auch ihn in jene bisher unbe
kannten Gefilde. TaS Glück begünstigte
ihn derart, daß er schon nach wenigen
Jahren daZ Minenleben aufgab und,
im Besitze von ungefähr einer Million
Dollars. alZ Tonnst die weite Welt
durchstreifte. Auf seinen Reisen, die er
jah'elang fortsetzte berührte er auch
seine alte Hcimath. wo er die genauesten
Nachforschungen nach etwaigen Ber
wandten anstellte. Hierbei ergab eZ
sich, daß seine Familie völlig ausge
ftorben war, er also ganz vereinsamt
auf der Welt dastand. AIS die borge
rückten Jahre seiner Wanderlust ein
Ziel setzten, zog er sich nach Tenver zu
rück, in deren Umgebung er einstmals
den Grund zu seinem Reichthum gelegt
hatte. Kein Freund großen Umgangs,
lebte er nunmehr still für sich, in aus
gedehnter Blumenzucht seine Erholung
und Zerstreuung findend. Die einzige
Sorge, welche ihm jedoch von Tag zu
Tag mehr zu schaffen machte, bestand
für ihn darin: wem sollst du dereinst
dein Vermögen hinterlassen, damit es
nicht dem Staate verfällt oder wohl gar
in unwürdige Hände gerüth?
Nach langem Nachdenken kam er auf
den sonderbaren Einfall, fein ganzes
Geld m Posten von 10,000 Dollars zu
vermachen, so daß er etwa 100 Personen
respektive Familien durch einen solchen
Erbschaftsantheil beglücken konnte. Um
sich die gewünschten hundert Erben zu
verschaffen, verfuhr Sheffield auf ganz
eigene Art. Von vornherein war eS
seine feste Absicht, nur arme Leute an
der Hinterlassenschaft Participiren zu
lassen, und zwar solche, die Voraussicht
lich einen guten Gebrauch von dem
Gelde machen würden. Um nun aber
geeignete Leute, denen noch ein gute?
Herz inne wohnt, herauszufinden, wühlte
er eine Methode, die ihn in nähere Be
rührung mit der armen Bevölkerung
bringen mußte. Er machte sich nämlich
durch falschen Bart, abgetragenen An
zug und dergleichen mehr völlig un
kenntlich und begab sich sodann als
Bettler verkleidet in die Stadttheile, in
denen vornehmlich Unbemittelte wohn
ten. Um eine milde Gabe bei diesem
und jenem ansprechend, suchte er einen
möglichst genauen Einblick in die Fa
milienverhültnisse zu erlangen, indem
er meist bat, wegen Ermüdung etwas
ausruhen zu dürfen. Wurde ihm dieZ
verweigert und auch ein Zehrpfcnnig in
unfreundlicher Weise abgeschlagen, so
ging er ohne Weiteres von bannen
die Betreffenden fielen selbstverständlich
bei der Erbschaft auS.
Anders aber gestaltete eS sich in den
Familien, wo man ihm freundlich ent
gegenkam. und ihm eine, wenn a::ch
noch so ger',"ge abe mit irohlmeinen
den Werten vcradreichte. Selche ihm
zu'agendt Familien d,''uch'.e er cH ncch
einiger Zeit ein jTeiies, auch wohl ein
drittes Mal und netirte sich dann zu
Hauke Namen und Wohnung derselben.
?a er lehr gerrifieuhakt zu Werke ging,
so dauerte eZ saft zwei Jahre, bis er die
ersoiderliche Zahl von Erden zusammen
hatte und er ein diesbezügliches Testa
ment errichten konnte.
Als alles nach Wunsch geregelt war.
fühlte sich der alte Herr glücklich in dem
Gedanken, mit seiner Eidschaststheilung
ein gute? Werk gethan zu haben, durch
welche so manche Familie von Noth
und Sorge befreit würde.
Allgemeines Staunen rief e? hervor,
als nach dem Ableben deS alten Shef
field gegen hundert arme Leute eine ge
richtliche Porladung erhielten. Wie
aber überraschte diese erst Sie Nachricht,
daß sie mit je f lO.OuO von dem Erd
lasscr bedacht worden seien. Jedem der
Erschienenen wurde noch ein kleines
Päckchen aus'händic,t. in welchem sich
die einstmaligen Zllmosen befanden, die
man dem vermeintlichen Bettler geze
den; überdies lag noch ein kurzes Schrei
den bei, in welchem der Testator die
Honi'.ung auss'rach. daß der zur An
wenoung gelangte Zinsfuß den Gebern
wohl genügen werde.
Selten hat sicherlich eine so große
Anzahl Glücklicher zu gleicher Zeit ein
Gcrichtsgedüude verlassrn, alZ an dem
erwähnten Zage in Tenver.
Tie Kröte als Lohlthäter.
Ter Mensch muß der Kröte Abbitte
leisten, wenn er etmaZ auf Gerechtigkeit
hält, denn dieses so allseitig gehaßte
und mit Abscheu und Fußtritten dehan
delte Thier ist ein Wohlthäter der
Menschheit, wie eS nur wenige giebt.
Tie landwirthschastliche Untersuchung?
Behörde der Ber. Staaten hat jüngst
von dem Naturforscher Kirkland als
Verfasser einen umfangreichen Bericht
herausgegeben, der beinahe vom ersten
Buchstaben bis zum letzten ein Loblied
auf die Kröte ist. Beweis: 149 Krö
tenmagen und ihr Inhalt. Tie Wie
derhcrstellung des guten RufeS dieses
Thiere? hat also leider damit beginnen
müssen, daß 149 Individuen ihr Leben
lassen mußten, um durch ihren Magen
inhalt daS ganze Geschlecht glänzend zu
rechtfertigen. Kirkland stellte genau
'fest. ' waS für Speisereste sich in den
Krötcnmagen befanden, und fand, in
Prozenten ausgedrückt, folgende Ergeb
nisse: Stoffe, deren Natur nicht zu er
mitte! war, 5 Prozent: KicZ und Erd?
1 Prozent; Planzenrefte nur 1 Pro
zent (!); Regenwürmer 1, Schnecken 1,
Tausendfüßler 10, Spinnen 2, Heim
chen und Heuschrecken 3, Ameisen 19,
Laufkäfer 8. Blatthornkäfer (Scara
been) 6, verschiedene Larven 19, au
pen 9 Prozent u. s. w. Diese Festste!
lung allein genügte natürlich nicht, son
dem man mußte wissen, wie viele der
verzehrten Arten nützlich und wie viele
schädlich sind. Luch dicZ hat Kirkland
festgestellt und gefunden, daß die Kröte
auf vier nützliche Thiere sieben schädliche
verzehrt, so daß ihr Nutzen, den übrigens
gebildete Lündwirthe wohl vielfach schon
gewürdigt haben, außer Frage steht.
-))hn sollte also die Kröten schützen und
in ihrer Vermehrung begünstigen, an
ftatt sie zu verfolgen und todt zu fchla
gen. Kirkland geht sogar so weit, auS
zurechnen, daß jede Kröte jährlich fo
viele schädliche Insekten tödtet. daß da-
durch ein Schaden von etwa 25 Dollars
vermieden wird, den diese Insekten sonst
angerichtet hätten, wenn sie am Leben
geblieben wären.
Ursprung des "Gak.c H'tilk".
Der "Cake Walk" datirt um tmhr
als ein Jahrhundert zurück und der
dankt wahrscheinlich sein Entstehen den
französischen Negern Louifiana'Z. Es
exiftirt nur wenig Zweifel, daß er einem
der alten französischen ländlichen Tänze
entstammt, da er mit mehreren derselben
Aehn'.ichkeit hat. Von New Orleans
verbreitete sich dann der "Cake Walk"
über den ganzen Süden und von da
nach dem Norden. Man fand dense!
den von Vortheil für die Neger auf den
Plantagen. Bei einem "Cake Walk"
konnte ein Mann in gesetzlicher Weise
seine Vorliebe für eine Frau bekunden
und sie öffentlich als fein Weib bean
spruchen. Ter "CakeWalk" war so
mit in der Wirkung von der alten
schottischen Verheirathung nicht verschie
den, welche nur die öffentliche Aner
kenntniß und Einräumung ihres Ver
hülinisseS Seitens der Contrahenten er
forderte. So wurde der "Cake
Walk" in gewissem Sinne ein Freien,
eine Annahme oder eine Ablehnung der
Werbung und eine Ceremonie. Tiefer
Umstand schon erklärt die Beliebtheit,
deren sich der "Cake Walk" unter
den Schwarzen erfreut, abgesehen von
der Schönheit der Ceremonie und der
hierzu erschallenden Musik, die so wie so
stets des Negers lebhafteste Unterstützung
und feinen Beifall findet. Der "Cake
Walk" hat sich, wie die meisten stets
praktizirten Gebräuche, im Laufe der
Zeit verbessert. Er hat die Bedeutung,
die er ehemals im Süden befaß, der
loren. Der Neger heirathet jetzt nach
Art der Weißen, und der "Cake
Wlk" ist ein Pantomimen-Tanz ge
worden. Richtig ausgeführt, ift der
Tanz ein schöner. Der Kuchen hat als
Preis gerade nicht viel zu bedeuten, ent
spricht aber der Liebhaberei der Schwor
zen für Näschereien.
?er Arechspatz
ist zu einer auch in übertragenem Sinne
ost anemandttn Bezeichnung gewo"
den. Wie sehr dieselbe auf ihren eigent
lichen Träger, den HauSI:l'.ng, zu
trifft, kann man ost genug beobachten,
zuweilen aber artet diese Frechheit zu
einem wahren RowdJthum aus. das in
der Thierwelt nur selten seines Gleichen
findet. Tavon erzählt A. Hertz im
Zoologischen Garten" einige dezeich
ende Geschichten. In einem Hause,
da? noch im Rohbau stand, hatte sich in
I eines der unteren Mauerlöcher. die zur
Befestigung der Pierüslflangen gedient
hatten, ein RothschwänzcheN'Ehepaar
eingenistet, dessen Familienleben fich
dort dkiiuem berbeichten ließ. Tie
Zhierchen waren so wenig scheu, daß sie
'trotz der Nähe neugieriger Menschen sich
! in ihrem Brutgeschäft nicht stören ließen,
und bald war das kleine Heim um fünf
! neue Jnkassen bereichert. AlZ die Jun
gen eine Woche alt waren, fah der Be
odachter einen Spaß auZ dem Mauer
loch hervorkommen, ui.d eine genauere
Besichtigung stellte fest, daß nunmehr
nur noch vier Junge im Nest? waren,
das fünfte lag todt aus der Erde. Am
übernächsten Tage hatte wiederum ein
-perlmg dem fremden Haufe einen
Besuch abgestattet, und wieder lag ein
junges Rothlchwänzchen unten todt, ein
anderes war scheinbar auch auZ dem
Neste gezerrt, hatte sich aber noch o!'?:i
halten können. Nun wurden die
Spatzen immer zudringlicher und be
trachteten sich scheinbar schon ganz als
Miteigenthümer des NefteS. sie flogen
mit dem Nahrung zutragenden Eltern
paare abwechselnd ein und aus. Am
folgenden Nachmittag war ein drittes
der kleinen Rothschwünzchen todt, am
dritten Morgen auch die beiden letzten,
und auf der gegenüberliegenden Gar
tenmauer saß ein Volk von 20 Spatzen,
die mit sicherer Befriedigung auf ihr
Mordwerk schauten. Natürlich zogen
nun auch die vereinsamten Eltern fort
und räumten den rohen Patronen das
Feld. Solche Unthaten von Spatzen
gegen harmlose und nützliche Singvögel
sind gar nichts Seltenes. Mit welchen
Strafen würde man wohl unter unZ
Menschen solches Einbrecherthum und
solch schamlosen Luft und Raubmord
verfolgen?
?in ..h" zu viel.
Wir lesen im Wiener Fremdenblatt:
Im Jahre 1845 war die jugendliche
Königin Victoria von England nebst
dem Prinzen Albert, ihrem Gemahl,
Gaft des preußischen KönigspaareS auf
der herrlichen Rheindurg Stolzenfels.
Auf dem Wege dahin nahm die Mo
narchin kurzen Aufenthalt in Köln, wo
ihr zu Ehren eine allgemeine Jllum'
Nation veranstaltet wurde. Tic große
Anzahl der herrlichsten Transparente
waren noch lange der Gegenstand des
Stadtgesprächs und der Berichte zahl
loser Blätter, aber keines erregte mehr
Aufsehen, als der kurze Spruch auf
ölgetränktem, von einigen hinter der
Rückseits angebrachten Kerzen beleuchte
tem Papier, das Über dem Ladenein
gang eines ViktualienhändlerZ prangte.
Der gute Mann hatte dem Gaft seiner
Vaterstadt mit dem Zuruse des in Eng
land allgemein üblichen "God savo
the Queen!" eine besondere Ehre er
weisen wollen, unglücklicherweise aber
hatte er sich zur Ausführung seines
löblichen Gedankens an einen Stuben
maler gewendet, der besser in feinem
Fache als in der englischen Sprache be
wandert sein mochte, denn das Segens
wort trug einen Buchstaben zu viel, ein
überflüssiges wodurch der Spruch
lautete: "!ccl shave the Queen!"
Ta sich mit allerbestem Willen diese vier
Worte nicht anders übersetzen lassen,
als Gott rasire die Königin!" s
ift das Heitere Auffehen leicht erklärlich,
dessen sich die seltsame Ovation für die
englische Königin erfreute.
5d'Id.
Herr (r der Br-nntw inschenkc):
Edrn habe ich Ihnen 25 tfent? erge
ben; jext wollen cie sie wohl gleich hier
?er:::n!eni"
Streich: Durchaus nicht, mein Herr.
Ich wollte nur meine Schulden von
gestern AsenZ bezahlen !'
tl'enii schon n schon.
A, : Ich ziehe morgen ous. möchtest
Tu mir nicht behilflich sein, den Koffer
aus dem Hause zu schaffen?"
B. : Recht gerne!"
A.: Na, dann pumpe mir zehn
lollarS für die rückständig Miethe,
sonst giebt ihn nämlich die Wirthin
nicht heraus."
1IcI'ericiik.
Richter: ..Sie sollen Ihrer Frau
öfters gedroht hz'ien: Ich schlage Tich
todt !"
Angeklagter: Herr Richter, ich habe
in der Errkaüiig auch manchmal gesagt:
Ich schlage den ganzen Erdball zusam
men! Aber Sie können mir glauben,
daß ich die nstl.chc Absicht nie gehabt
habe."
Liü (Nngnial.
Herr (nachdem er sich die Haare hat
schneiden lassen): Ein Barbier wie
Sie. ift mir schon seit Jahren nicht vor
gekommen."
Barbier: Gott, man thut. waZ mau
kann, mein Herr."
Herr: Ach, das meine ich nicht; aber
Sie sind seit zehn Jahren der erste
Ihres Stande, der mir nicht erklärt
hat. mein Haar würde oben schon be
deutend dünner.
Ans der ?chle.
Lehrerin: ,.We?hald hielten die
Athener den TiogeneS für einen Son
deriing?"
Schüler: Er ging immer mit der
Laterne ohne das Fahrrad durch die
Straßen !"
Lzprcß.
Von Moskau nach Toms! kommt
man auf der neuen sibirischen Bahn
mit dem Schnellzug bereits schon in
sieden Tagen.
Ein noch größerer Kulturfortschritt
wäre es. wenn man von Moskau nicht
so schnell oder gar nicht nach Sibirien
käme.
Adresse.
Richter: Wo wohnen Sie?"
Vagabund: Im Stadtwaldl unier
die B,im'."
Richter (zum Zweiten): Und Sie?"
Vagabund: I wohn' dem Herrn
grad vis-a-vis."
Kindermund.
Ter kleine Paul: Ach. Mama, ich
möchte so o.tzm ein kleine? Efelchcn
sein."
Mama: Aber Kind, wie kannst Tu
nur so etwas wünschen?"
Ter kleine Paul: Ja. Mama, dann
brauchte ich nur die zwei Buchstaben i
und a zu lernen."
Selbsibewußt.
Reisender: Wie, Sie haben noch
zUzei Schwestern?"
Wirthstochter: Freilich, weshalb
hieße denn sonst unser Gafthof zu den
drei Engeln !"
Der kleine Schlaukopf.
Mäzchen: ,,Mama, wenn Carl Zahn
schmerzen hat, gehst Du doch zum
Zahnarzt mit ihm ur.d läßt den Zahn
füllen?"
Mama: Jawobl, Mäxchen."
Mäxchen: Ich habe jetzt Magenweh,
Mama, wollen wir nicht zum Konditor
gehen?"
Ter perside Gaul.
Aus Tostcdt wird dem Hann. Cour. "
folgende ergötzliche Episode erzählt:
Neulich war hier ein Gaul nicht im
besten Wohlbefinden, und der Tbicrarzt
ward geholt. Er verschrieb ein Pulver,
das eine na, sagen wir, eine stark
drängende Wirkung hat. Mehrbesagtt?
Pulver ward in eine gebogene Röhre
geschüttet und diese dem Pferde in den
Schlund gelegt. Ter Knecht aber ward
angewiesen, da? Pulver dem Pferde
schnell einzublafen, wenn e? einmal just
tief aufathmete. Dann ging der Thier
arzt mit cen Bauern in die Stube.
Nach einer kurzen Weile war draußen
beim Stall ein lautes Hilfegeschrei.
Der herauSstürzende Thierarzt sieht auf
der Tiele seinen jammernden Knecht
und ruft: Na, was fehlt Ihnen denn?"
O, o." ruft der. o, o, der Gaul hat
zuerst geblasen'"
Stes Mittel.
Tame: Herr Toktor. ich möchte Sie
gern fragen, ob eS kein Mittel gegen
Nachtwandeln giebt. Ich leide schon
seit Jahren daran, doch eS wird immer
schlimmer !"
Arzt: Tavon kann ich Sie heilen.
Hier, lassen Sie dieses Rezept bei
Bergmann A: Co. machen."
Tame: Aber das ist doch leine
Apotheke das ift ja einen Eisenwaaren
Handlung."
Arzt: Ganz recht. Ich verschreibe
Ihnen zwei Pfund kleine Nägel. Ta
von streuen Sie gefälligst zwei biZ drei
Hände voll vor dem Schlafengehen in
Ihr Schlafzimmer !"
wol?lhätigkeitszweck.
Fremder: Heus Abend ift hier ein
Wohlthätigkeitskonzert und Theatervor
ftellung. Herr Wirth? Zu welchem
Zw?ck denn?"
Wirih: Ach. wissen S' daS ift halt
alle Jzhr' so bei unS. Es kommen
immer ein paar Verlobungen dabei
'raus !"
Au ! A !
Frau Schulze: Joseph, wie kann
wan nur diese schwere Cigarrcnkifte auf
meinen Hut setzen? !"
Joseph: Entschuldigen gnädige
Frau, e-find ganz leichte Cigarren!"
Treffend charaktcrifirt,
Freund: Haft Tu gestern die Ver
lobung der beiden Mediziner, deS Fräu
lein Toktor Brand mit Herrn Doktor
Ritter gelesen? Wer denkst Du. wer
von beiden einmal seine Praxis auf
geben wird?"
Gatte: Nun. jedenfalls der Mann:
denn eine Frau giebt wohl so leicht
nichts auf."
Anknüxwng.
Michel: Annamierl. sag, ißt Tu
gern Gsölcht'S mit Knödl?"
Annamierl: Ja!"
Michel: Na, fixt, da könnt'S mein
Weib werden."
Bc5h.nt.
Frau: MamaS neue Telephon-Num
mer ift 777. also dreimal sieben !"
Mann: Na, die scheinen sie ja auf
dem Telephon Amt auch schon zu kön
nen !"
Tie Schwäche ift die Selbstsucht der
Güte.
V
Z,IMV
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