l L 1W ) r f iintt liiiann VWH'WHVHW ?J U Jahrgang 11). Beilage zum Ncbraska taats-?ln;cigcr. No. 7. IParurn sie fdjinolltc? tfuif (5hcitanb8fii:tnrur?ii kn Richard t'üui tjtr ;Heiu8 6otf f. Cin Novemderadend war i3 ; ich er l , , tl. f i- - - W...4:. f.'.;4 iiiztctr. Mich Iriiick Nv utuuuv, ui'uuii seitdem manch.-? Jahr in die Lande ge gangen ist. Und ich sehe rr,ich. in mei nen Hsveleck gehüllt, durch da! Schnee gcftöber meiner Bchausunz zueilen; ja. ich weiß sogar noch, des; mein Herz sehr laut und ungeftäm klopfte, just, als od ich einer großen erwartungsvollen greude entgegenliefe. , Die? sollte nun zwar, wie ich mich bald zu meinem Leide über zeugen muhte, nicht der Fall sein, aber einen Girind hatte besagtes Herzklopfen doch, einen guten, gewichtigen sogar, der "fronern fominini" war. wun der volle blaue Augenfterne und gold blonde Locken besaß, aus den Namen Rosa hörte und seit zwei Monaten meine kleine Frau war.. .. Endlich war ich dahcim! Mit schnellen Schritten hatte ich die Treppe zu meiner Wohnung erstiegen und war, aus dem Borsaale d-n nasictr lesenden Mantel und Hut ablegend, nach dem Wohnzim. mer geeilt, sroh. den staubigen Conto dllchern entronnen zu sein, zwischen de nen ich der geplagte Mitinhaber der Firma Strahlendorff & Co. tagS Über bis über die Ohrcn begraben ge Wesen war. Traußen ächzte und stöhnte der Sturmwind in immer heftigeren Stößen und rüttelte ungeduldig an den Fenstern hin und her; innen aber war eZ behag lich erwärmt durch da? lustig flackernde Feuer im Kamin, da! In röthüchen Re siezen auf dem Fußboden spielte. Die Lampe verbreitete einen traulichen Licht schein auf dem Tische, vor dem meine kleine Frau mit einer Häkelarbeit in den geschäftigen Händen saß. ES war ein köstliches Bild behaglich fter. heimlichster Gemüthlichkeit, da! fich meinen Augen darbot! Die alte Rococo uhr in der Ecke deZ Zimmers, ein alteS Erbstück unserer Familie, tickte mit der ihr eigenen Gemüthlichkeit herüber und hinüber; die um den Tisch stehenden Sessel streckten einladend ihrer Armleb nen nach mir aus, just, als wollten sie mich zum Niedersetzen animiren, und das Wasser zum Thee im Samowar auf dem Tische summte und surrte so gc schäftig zwischendrcin, alö sei eS schier ungeduldig ob des langen Wartens. Wie dezaubert blieb ich an der Thür stehen und ließ meine Blicke sich an dem reizvollen Bilde weiden. In diesem Augenblicke erst fühlte ich so recht, wie glücklich ich doch war. der ich nach des TageS Last und Mühen dah:im eine trauliche Häuslichkeit hatte, eine kleine liebe Frau fand, die mich auf Händen trug, die mich liebte, wie nur eine Frau den Gatten zu lieben vermag! Ich lachte sie Alle aus im Geheimen, die Anderen, die noch unbeweibt in der Welt umherftolzirten. Sie hockten jetzt dahcim in kalten ungemütlichen MiethZ. siuben, oder vertrauerten die langen Abende in durchräucherten Kneipen beim Kartenspiel, indeß ich am wärmenden Ofm saß und mit meinem Weibe plau derte. scherzte und koste. Freilich früher hatte ich eS auch nicht begreifen können, wie man nur einen einzigen Abend im Jahre daheim .veröden" könnte; ich war auch so ein Brausewind gewesen, dem die eigenen vier Pfühle immer zu eng waren; aber seit ich der heirathet, war das AlleS andrS gewor den. Nicht gezwungenermaßen! Nicht weil meine Gattin vielleicht gesagt hätte: Ader Männe, Du wirft doch nicht in's BierhauS gehen und Deine kleine Frau allein daheim bleiben lassen wollen!" O nein, bei Leibe deswegen nicht! Aber sie hatte eS verstanden, mir da? Leben zu HauS so traulich, so einzig gemüth lich zu machen, daß ich mich den ganzen Tag über nach dem Abende sehnte, um wieder an ihrer Seite zu sitzen, in ihr rofigeS, lockenumvalltes Gefichtchen mit den schelmischen blauen Augen zu schauen, ihrem fröhlichen Geplauder zu lauschen. Und jeden Tag dankte ich der Holden von Neuem durch einen Extrakuß hier für. Den sollte sie auch heute haben ; gleich jetzt doch halt! Ich durfte der althergebrachten Ge wohnheit" nicht vorgreifen, die darin bestand, daß Mimi mir allabendlich, wenn ich vom Bureau heimkehrte, bei meinem Eintreten in'S Zimmer ent gegeneilte, um sich den Abendkuß auf die rosigen Lippen drücken zulassen Indeß.... was war das?.. ..Heute kam sie nicht!.. .. Diese Abweichung von der .altherge brachten Gewohnheit" konnte ich mir im ersten Augenblicke nicht anders erklären, als daß sie mein Eintreten überhört ha. den mußte, weshalb ich mich durch ein ziemlich vernehmliches Siäuspern bemerk bar machte. Allein auch das half nicht; sie blieb unbeweglich fitzen .... Rosa." rief ich nun. Keine Antwort. Da eilte ich auf sie zu. und meinen Arm um ihr blondlockiges Köpfchen le gend und mich zu ihr niederzeugend, fragte ich nicht ohne eine gewisse heim liche Besorgniß im Herzen, denn ich fülchtete, sie könnte sich unwohl fühlen, vielleicht gar bedenklich erkrankt sein: .33a5 fehlt Dir, mein Liebling, daß Tu fo still und betrübt dasitzest und mir nicht, wie sonst entgegeneilest ? Fühlst Tu Dich unwohl, mein Her,?" .Geh," sagte sie statt aller anderen Antwort und streifte unwillig meine Hand von ihrem Haupte hinweg. Und dann, als ich sie an mich pressen wollte. sich von mir wendend, mit Herder, ton lofer Stimme : .Laß das" dann Ichritt sie hinau. aus dem Zimmer, in ihr Boudoir. .Geh!.... Laß da?!...." wieder holte ich, der Davonschrcitenden wie im Traume nachblickend, denn ich dezrifs ibr sonderbares Wesen nicht. Nur das Eine wurde mir allmählich klar, daß sie nicht krank war, sondern schmollte. Ader weswegen schmollte sie? Wie sehr ich auch mein Hirn zermarterte, ich vermochte Nichts, absolut Nichts zu ent decken, wodurch ich ihr Veranlassung zu diesem, allem Anscheine nach höchst un gnädigen Zorn gegeben hätte. Solid war ich bis zur Lächerlichkeit, das hatte mir vorhin noch mein ehemaliger Schul freund, mit welchem ich zusammen das Gymnasium bis Obcrsecunda besucht hatte, der luftige, fidele Paul Thierfel der, zugerufen, als ich ihm, wie regel müßig feit zwei Monaten (seitdem ich vcrheirathet war), die Partie Billard abgeschlagen hatte, zu welcher er mich d,i unserer Begegnung auf der Straße anzureden gesucht hatte. Ja, ich kam nachgerade wegen bemeldeter Solidität bei meinen Freunden und Kollegen schon in den Geruch, ein Pantoffelheld zu sein, und erst gestern hatte Freund Hanow, als ich ihm, dem eingefleischte ftcn aller Junggesellen, im Gegensatze zu seinen pessimistischen Ansichten über das Ehcleben. die Annehmlichkeiten desselben in den bewundernden Aus drücken geschildert hatte, allen ErnfteS gemeint: .Na, na, alter Junge, werde nur nicht gar zu überfchwünglich in der Schilderung dieses dieses Immer daseinS; mir will'S bald scheinen, als wärest Du auf diese Schönfärberei ab gerichtet! Du stehst doch nicht etwa schon unter dem Pantoffel der Gnädi gen?" Wogegen ich mich natürlich sehr der wahrt hatte! Ueber meine Gutmüihigkeit, meine ehemännliche Aufmerksamkeit, hatte meine Frau ebenfalls keinen Anlaß zur Klage. Denn jeder Wunsch, den sie äußeite, war schon von vornherein ge wählt. ES verging kein Tag, wo ich ihr nicht durch irgend eine kleine Lie besgabe, eine Nippsache, ein Tütchen mit Zuckerwerk oder sonst irgend Etwa?, eine Freude zu machen bestrebt war! Und nun sollte ich um Nicht? und wie der Nicht, um einer Laune willen (denn eine solche konnte eS ja doch nur fein!) ihren Zorn ertragen! Zwar hatte Rosa mir heute beim Mittagsmahl ihr Leid über die Unge fchickUchkeit deS HauSmädchcnS geklagt, welchem .ine der kostbarsten Punschter rincn, die unS mein Associer zum Brautgeschenk gemacht hatte, beim Siei nific in Trümmer gegangen war; aber was hatte das mit mir zu tdun? Sie konnte mich doch unmöglich für die Un Vorsichtigkeit des Mädchens verantwort lich machen? Nein, das that sie nicht, so ungerecht war sie nicht, daß sie um deS Mäschens willen auch über mich ihren Verdruß ergoß! Aber waS war'S dann? Sollte eiwa doch Freund Hanow Zkecht haben, der stets behauptet hatte und trotz eindringlichster Gezenbeleuch tung immer noch steif und fest behaup tete: .Und ich sage Dir. alteS HauS, die Weider find die unbeständigsten Ge schöpfe der Welt! Unzuverlässiger, wechselnder alS der April find sie in ihren Stimmungen, ihren Entschlüssen, ihrem ganzen Wesen. Für Alles leicht entflammt, enthusiaSmirt, aber wie lange? Hahahal Was ihnen heute gefällt, das werfen sie morgen zum alten Eisen! Freilich da? vermagst Du Idealist nicht zu begreifen, der Du geradezu haarsträubender Weise in deS alten PostöirekiorS Töchterlem vernarrt bist; Tu siehst nur die Lichtseiten an den Frauen, willst die Schattenseiten mit aller Gewalt verkennen und ruhst nicht eher, als bis eS Dir geht wie den Motten, die so lange um das Licht flat tern, bis sie sich die Flügel verbrannt haben. Ich sage Dir, die Zeit wird kommen, wo Du an mich zurückdenkst. Du bekümmert ausrufst: .Er hatte echt, mein Freund Hanow, die Wei der find die undeßündigften Geschöpfe der Welt!" Ich hatte bei solchen ZorneSauS brächen deS weiberfeindlichen Freunde? immer hell auflachen müssen heute aber war das anders! Sollte er etwa Recht haben? Sollte fie meiner in der kurzen Zät unseres Zusammenlebens wirklich schon überdrüssig geworden sein? Ich saß trübselig, verstört auf dem Sessel, auf dem sie vorhin gesessen hatte, und grübelte Und je län ger ich grübelte, desto mehr verfinsterten ftch meine erregten Sinne. Das Bild der Geliebten, das mir bisher in den rosigsten Farben vor Augen geschwebt hatte, verlor mehr und mehr an Glanz; die schelmischen lachenden Augen, die für mich der Inbegriff alles GlückeS gewesen, der holde, süße Kindermund, der so lustig zu plaudern, so hcrzer quickend zu lächeln, so wonneberauschend zu küssen verstand. ach! AlleS er schien mir jetzt nur als gefügige? Werk zeug in der Hand einer berechnenden Ko ketten, die darnach gestrebt, mich dum men Gimpel um meiner sicheren Exi ftenz. meiner gesellschaftlichen Stellung willen in ihre Netze zu locken C Falschheit. Dein Name ifl Weib! Ich sah unS im Geiste wieder in der Kirche vor dem Altare stehen. Vom hohen, farbig bemalten Fenster fließt eine bunte Garde gedämpften Lichtes zu unS herüber. Orgelllünge. Weihe doller Gesang. Der alte, ehrwürdige Geistliche legt unsere Hände in einan der. wir wechseln die Ringe und sprechen au? brünstigen Seelen das .Ja", das unS für immer bindet. .Sei ihm, dem treusorgenden Gut ten, allzeit ein liebendes, gehorsames Weib," sagte er ihr in den Geleitwor ten, die er unS Beiden mit auf den Lebensweg giebt, .bereite ihm ein trau licheS, holdes Heim, in dem die Liebe, die unverwelkliche, immergrüne Liebe wohnt, auf daß er an Deiner Seite Er holung und Labung findet, wenn er heimkehrt von dem beschwerlichen und sorgenvolle Tagewerke." Haha! Schöne Erholung und Labung das! Statt des traulichen, holden HeimS wartet meiner unheimliche, trostlose Einsam keit. statt freundlicher, antheilvoller Blicke, statt eine? zärtlichen LächelnS empfangen mich verfinsterte Mienen. Freilich ich bin aufbrausenden, jähzornigen Temperamentes und lasse mich leicht zum Zorne, zu einem bösen. Worte hinreißen. Vielleicht hatte ich auch heute Mittag, durch irgend eine berufliche Unannehmlichkeit erregt, mit einem unüberlegt gesprochenen Worte ihr leicht empfindsames Gemüth verletzt. Aber war eS nicht ihre Pflicht, zu der gcsscn, zu verzeihen, mir, dem Vielbe schüftigten? Wußte fie nicht, daß ein einziger, liebender Blick aus ihren Lugen hinreichte, um all' meine trüben Gedanken zu verscheuchen? Warum kam fie nicht, wie eS ihre Pflicht war, als gehorsames und dem Manne unter tbänigeS Weib und liedkoste mir den Aerger, den Verdruß, die Sorgen von den Wangen? Ein nie gekanntes Wehegefühl stieg in meiner Bruft auf. krampfte mein Herz in namenloser Bitterkeit zusam men. Gut denn ! Sie hatte den Streit heraufbeschworen, mochte fie auch die Folgen tragen, mochte sie selbst empfin den, wie es thut, wenn um Nicht! und wieder Nichts Zank und Unfrieden in's HauS getragen werden Das versöhnende Wort sollte nicht über meine Lippen dringen, stumm, kalt, herzlos, wie fie vorhin an mir vorübergeschritten war, so wollte ich an ihrer Seite sitzen, bis sie selbst er kannte, wie Unrecht sie mir gethan ! Ich setzte mich an meinen Arbeitstisch und versnchte mich in'S Lesen zu ver tiefen, um gewaltsam die verzweifelte Stimmung zu bannen, die mein Herz erfüllte. Aber vergebens ! Ich fand keine Ruhe. Die Buchstaben tanzten vor meinen Augen, sie sprangen bunt und wild durcheinander, wurden im mer größer und größer und formten fich schließlich zu kleinen, zwerghasten Wesen, die mir höhnisch lachend zurie fen: .Haha, hihi, kurze Herrlichkeit war'S mit Eurer Liebe; vorbei ist AlleS. und Du trügst die Schuld l" Tu trägst die Schuld ! Immer und immer wieder gellten mir diese Worte in die Ohren. Ich sah mich gefesselt, willenloZ gebannt am Boden liegen und mein Weib, seitab stehend, ihr Ohr dem Ge flüster verleumderischer Zungen leihen, sah. wie mein Weib erst fragend, ent setzt auf mich schaute, als könne sie nicht glauben, was man ihr gesagt.. .. wie sie dann erbleichend sich von mir wandte, mich floh, und fliehend zu sammenbrach unter der Uedermacht deS Schmerzes wie ich aufspringen wollte, um sie an mich zu reißen, um sie den Schändlichen zu entreißen, die fie belogen wie ich machtlos zurück- sank wie man sie hinwegtrug weiter. . .. immer weiter schier endlosen Weg. . .. Entsetzt, schweißgebadet sprang ich auf. reckte und dehnte die Glieder; Gott sei gedankt ! fie waren frei ; eS war ein Trugbild, das mich gcquült I Und wunderbar. Wie nach tosen dem Sturm und Ungewitter die Sonne freundlich wieder zur Erde hernieder lächelt, daß AlleS erheitert athmet, daß AlleS am erneuten Leben sich labt, so zog auch in mein Herz allmählich eine friedvolle, erquickende, süße Ruh: ein. Eine ermahnende Stimme in meinem Innern sprach vernehmlich zu mir: .EZ ist so traurig, einsam zu sein, und so schön, zu lieben. Soll eS immer so bleiben zwischen Euch?" Ihr habt Nicht auf der weiten Erde, als einander. Ihr hattet Euch lieb und wäret glücklich: vergesset Beide, waS Euer Herz beküm mert und lasset eS sein, wie eS früher, wie eZ gestern, wie eS heute am Mor gen noch war !" Ja. so sollte eS fein ! Von einem un widcrftehlichen, halb unbewußten Im pulse getrieben, eilte ich nach dem Schlafzimmer. Da lag mein Weib, süß schlum mernd, im Traum noch lächelnd, der gedämpfte Lichtschein der rosenrothen Ampel spielte auf ihrer alabafterweißen Hand, die an dem Bettrande hernie derhing. Behutsam kniete ich nieder und bedeckte die schlanken Finger, die so oft in fröhlichem Uedermuth in mei nem Barte gezaust, mit glühenden Küs fen. Da erwachte sie. .Botho, Tu hier?" rief sie, noch traumbefangen, zu fo später Stunde und-angc!leidet? WaS ist geschehen?" .Ich kann nicht schlafen, wie Du," erwiderte ich, .denn ich werde bis zum Wahnsinn gemartert, durch Dein schweigendes Zürnen! Weöhalb weshalb zürnst Du mir?" Da lachte sie silberhell auf und flü fterte mir Etwas in'S Ohr. Ich aber preßte sie an mich und verschloß ihr den Mund mit Küssen Und warum sie schmollte? Weil ich vergaß, ihr den Ab schied skuß zu geben, als ich heute am Nachmittag von ihr schied, um mein Bureau aufzusuchen ! Königin Ulab. Novelle!!? aus der Bühncnwelt. Von Charles Buet. Man spielte im Theater der Porte Montmartre eine prächzige Feerie, in der alle wunderbaren Schöpfungen der shakespcare'schen Werke vorkamen: Cym beline und Porzia, DeSdemona und Cordclia, Ophelia, Julia und hundert andere, blond wie die Aehren und schwarz wie der ErebuS. Diese Feerie hieß, wenn ich mich recht erinnere, ein WeihnachtStraum". Im letzten Akt vor der Apotheose, während eines Bal lets, in welchem silbergepanzerte Ama zonen gegen goldgeschmückte Ktiegeiin nen kämpften, erschien ein ungeheurer Käsig mit afrikanischen Lösen und japanischen Tigern, die ein rothhaariger kleiner und phlegmatischer Engländer, ein Thicrbändiger von Beruf, mit der Klugheit eines Helden und dem Blute eines Hexenmeisters beherrschte. Doch nicht in der schönen Hoffnung, den ThierbSndiger von seinen Bestien zerrissen zu sehen, ging Loredan Mon tagncc alle Abend nach der Porte Montmartre; ein arderer Magnet zog ihn hierher. Lucy Bell, welche im .WeihnachtStraum' die Rclle der Kö nigin Mao spielte. Wenn Lucy Bell auch noch nicht die große Künstlerin ge worden war. um die sich London, Wien und Petersburg streiten, fo war sie doch schon daZ graziöseste, hübscheste, liebenS würdigste Kind, das man seyen konnte. Sie war elfenhast klein, dazu hatte sie goldfarbige Haare, die sie vollständig wie mit einer leuchtenden Aureole ein hüllten, ein feiner, goldiger Nebel, der sie stets umwallte. Unter diesem flam wenden Schleier zeigten ftch eine reine Stirn und große, sehr große Vergiß meinnichtaugcn. i Loredan liebte, ohne Hoffnung, ohne Wunsch. Lucy Bell war die Freude seines Herzen?, die Fee feiner Träume, die Freundin seiner Seele. Er sah sie überall; unaufhörlich beschwor er das angebetete Bild, und die sanften, azur blauen Augen mit dem weichen Blick erhellten sein Leben wie eine unauS löschliche Fackel. Lucy ftand in tausend Dingen höher als die anderen Evastöchter, ihre Schwestern. Sie verstand weder lächelnd zu lügen, noch mit den Leiden eines Bndern zu spielen, noch die zarten Ge fühle eines Menschen zu verspotten. Sie spielte keine Rolle im Leben. Sie gehörte nicht zu jenen entsetzlich koketten, schönen Sirenen, die das Rechnen aus dem Zrunde verstehen und nie ver lieren, sondern stets bei jenem Hazard spiel gewinnen wollen, daS man die Liebe nennt. UcbrigenZ sprach Loredan nie mit ihr, und man wußte im Theater von ihm nichts weiter, als daß er daS Ori ginal war, daS man alle Abende auf feinem Fauteuil No. 33 bemerkte. Eines Abends ging der Vorhang wie cewöhnlich über der großen, prachtvollen Dekoration hoch, die den Palast der Königin Mad darstellte. Der Saal der Porte Montmartre war gedrängt voll, lein leere Plätzchen, bis auf den Fauteuil No. 33, den Bre don Montagnac eben verlassen hatte, um hinter die Kulissen zu gehen. Grade begann daS Ballet vor der hübschen Königin Mab. die, aus Kissen l egend, ihren Zofen erzählte, wie sie am vorigen Tage stundenlang in Begleitung eineS jungen Edelmannes Namens Raoul daS Gehölz von Meudon durchstreift hatte. Hinter dem Hinterprospekt ftand der eiserne Käfig, in welchem die von dem Lärm der Instrumente aufgeregten Löwen und Tiger umhersprangen. Ihr englischer Wärter hatte an jenem Abend zu viel Rum in seinen Erog gethan und zu viel getrunken; er schlummerte in glückseliger Ruhe. Plötzlich übertönte ein schreckliches Gebrüll die Fansaren. Dann hörte man einen Angstschrei; darauf erhob sich ein Ruf der Verzweiflung aus zwei tausend Kehlen. Ein junger Löwe war auS dem Käsig entwischt, auf die Bühne gesprungen. Seine Augen blitzten vor Wuth und Wildheit, seine fürchterlichen Pranken bearbeiteten den Boden und zerrissen die Tttllschärpen, die Guirlanden, die Blumensträuße, die die entsetzt ent fliehenden Figurantinnen zurückgelassen hatten. ES war schrecklich. Man suchte Was fen, hundert Stimmen kommandirten, Niemand gehorchte. Geheul, Rufen, ein wirres Durcheinander, ein unstn Niger Wirrwarr, Körper, die alle Aus günge versperrten, ein sich in den Ku lissen zusammenballender Strom ent setzter Menschen und Wände, die unter dem Drängen der Menge zusammen brachen; daS war daS Bild, das das Theater in diesem Augenblick bot. Nie erschütterte eine entsetzlichere Scene Paris. Tort unten lag die kleine Königin Mab, Lucy Bell, von dem magnetischen Blick der Bestie faScinirt. leblos und starr auf den Kissen; eine leichenhafte Blässe wandelte ihr hübsches Gesicht zu Wachs, und ihre blauen, in Thränen schwimmenden Augen schloffen sich in restgnirter Angst. Ter Löwe beobach tete sie. Noch eine Sekunde und Lucy fiel der Bestie zum Opfer. Loredan überlegte nicht. Er hielt in der Hand einen Stock, einen leichten, biegsamen Stock mit einem silbernen Griff. Schnell stürzte er vor, rannte auf die Bühne und schlug den Löwen mit dem Kuopf dcS Stockes auf die Nase. Beim Anblick diese? Mannes, dem an seinem Leben so wenig zu liegen schien und der fich selbst den Klauen und Zähnen deS schrecklichen ThiereS darbot, erhob sich ein neuer Lärm. .Dann herrschte ein tiefeS, majestätisches Schweigen, als wolle es den Mann be grüßen, der zu sterben wußte. Doch Loredan starb nicht. Er fühlte in sich eine unbekannte, über menschliche, unerschöpfliche Kraft, die jede andere Kraft verachtete. Er peitschte den Löwen mit feinem bieg samen Stöckchen mitten auf die Schnauze. Er bohrte seinen haßerfüll ten Blick in die wilden Augen des Fein des, und wie geschah das nur? der Feind war besiegt! Da erschien endlich der Engländer, der aus seinem Rausche erwacht war, mit einem großen Netz, daS er über den Löwen warf. Dann erzwäng er sich mit fich mit seinem im Feuer gerötheten Eisenftabe Gehorsam und schleppte die Bestie nach dem Käfiig, in den er sie ein schloß. Ter Vorhang fiel. Die Zuschauer hatten an jenem Abend mehr für ihr Geld erhalten, als fie er wartet hatten. Und als Loredan sich itefdewegt sich Lucy Bell näherte, und sie aus ihrer Erstarrung erwacht war, da warf sie ihre Arme um seinen HalS und fragte ihn mit zärtlicher Stimme: .E ist also wahr, daß Sie mich lie den?" Drei Monate' später berichteten die Zeitungen von der Vermählung Lore dan MontagnacS mit Lucy Bell, der kleinen Königin Mad. Die schönen HSndl'n. Der Peperl hat mit feinem Schwester! und seinen Eltern einen Ausflug ge macht; nun sitzen sie wieder im Koupce um heimzufahren und ein Jäger hat ihnen gegenüber Platz genommen. Der Pepi ist ganz weg über die vielen Hündl'n", welche der Weidmann neben sich liegen hat, immer nühcr und nüher kommt er hinzu und giebt nicht undeut lich zu verstehen, daß er ein solches für sein Leben gern Hütte, während dem Vater ein umS andere Mal das Wasser im Munde zusammenläuft, denn er sieht , sie im Gedanken schon gebraten vor sich. .Kommst dielleicht billig dazu", kalkulirt er und fragt, ob nicht einige feil" wären? .DaS nit". sagt der Jäger, .aber da? nette Büberl da soll sei Freud' um sonst haben!" .Wirst sehen Alte". Zäunt der Mann der Gattin zu. .da springen ein paar umsonst 'rauS, das soll ein Abendessen werden! Sauber in Speck wickelst ' ein, Sauerkraut haben wir ja auch noch Bis hierher ist er in feiner Gedanken fchwelgerei gekommen, da pfeift e? und man führt nun in der heimischen Bahn ftation ein. .Jetzt paß' auf Mutter", sagt der Ehegatte im AuZfteigen. .jetzt wirft einen nobeln Menschen kennen lernen" und der Pepi macht ein paar Lugen wie die Ealzdüchsen vor Erwartung. Da. jetzt I der Jäger langt neben sich und, rasch, hat er einem Huhn ein Federt auZgeruft, da? er dem sprach losen Buhen hinhült. .So", sagt er grinsend. Z.daS steckst Tu aufs Hauberl und jetzt allerseits adjcS !" ras höchste Glück ist stumm." Diese Wahrheit hat Mancher wohl schon selbst erlebt. Gestern Mittag, so erzählt ein Berliner Zeitungsmann waren wir Zeugen einer kleinen Scene die da Wort treffend illustrirte. Eit hochdctagteS Mütterchen war mit eine Kiepe voll Jliederfträußen nach Berlir gekommen, um die Blumen hier zt verkaufen. Beim Verlassen deS Stadt bahnhofs Friedrichsftraße hatte fie daS Glück, einen Damenrinz zu finden. Die Alte, welche wohl den hohen Werth de? Ringes nicht erkannte, war schon im Begriff, ihren Fund einem Schutz mann abzuliefern, als eine elegant ge kleidete junge Dame in Begleitung eines älteren Herrn auf sie zustürzte und den Ring als ihr Eigenthum rekla mirte. Die Dame hatte das Schmuck stück mit dem Handschuh vom Finger gezogen, den Verlust aber beim Beftei gen einer Droschke sofort bemerkt. Be reitwilligst wurde ihr der Ring über geben, der Herr, in dessen Begleitung sich die Dame befand, griff in die Tasche und drückte der Alten einen Fünfzig, markschcin mit der Bemerkung in der Hand, sich dafür gute Feiertage zu machen. DaS sich vor Freude kaum fassende Mütterchen hielt den Schein noch immer in der Hand, als der freundliche Spender mit dem Fräulein schon lange davongefahren war; sie vermochte kein Wort über die Lippen zu bringen. Tag höchste Glück ist ftumm. Die drei ersten Papiermühlen in Deutschland. Die erste Papiermühle in Teutschland ward im Jahre 139 in Nürnberg ange legt. Da erft 50 Jahre später die Buchdruckerkunft erfunden und zu den ältesten Drucken Pergament genommen wurde, der Briefwechsel aber auch äußerst beschränkt war, so mag sie, ob schon auf die natürliche Weise, als Monopol bestehend, doch nur wenig Ab satz gehabt haben, und eS vergingen volle 80 Jahre, the eine zweite in Basel 1470, entstand; mit ihr fast zugleich aber erblühte eine dritte, 1477 vom Grafen Eberhard von Württemberg am See zu Urach angelegte, die für 15 Gulden jährlichen Zins an einen Pa piermacher aus Caftilien verpachtet wurde. Sie machte bedeutende Ge schäfte, weil nun die Buchdruckerkunft fich deS leinenen Papiers bediente und in Schwaben bereits eine Menge Pressen (in Ulm, Eßlingen, Blaubeuren. Reut lingen und Tübingen) beschäftigte. Wortspiele. Da? dumme Kind, weil ihm die Butter auf dem Ofen schmolz schmollt's. Tausend Felle kaufte er jüngst und hundert Häute heute. Mähen haben wir nicht, noch wohl die Leute sähen sehen. Wer von Natur aus grob der kaum ein guter Wirth wird. Die Mutter sagt, daß auf dem Brod nicht Butter oder Schmalz sondern Muß muß. Ich wünschte, daß das große LooZ nicht auf einen Einz'gen, sondern auf Viele fiele. Es dauerte nicht lange, bis der Bar bier mit seinem Kamm kam. Nicht arg ermüdet wird, wer mit 'nem Pferd führt. Die Mutter sprach: Den Ofen will ich nun anstecken ; geh' Wilhelm, geh', hol'ö Holz!" Kaiser Wilhelm . bei Spichern. Als der Kaiser Wilhelm I. nach der Schlacht von Spichern die fast senkrech ten Höhen betrachtete, welche zu stürmen eS gegolten hatte, sagte er zu einem Soldaten, der in der Nühe stand: .Aber Kinder, das war ja foft nicht möglich, daß Ihr da heraufgekommen seid. .Ja. Majestät." lautete die Antwort, .möglich war'S freilich nicht, aber rauf sind wir doch!" Buern-Renommage. WoaS, Sedp, mi haßt' an armen Schlucker. Tu? I han ja mehr Mist in mei Stuab'n, wia Du af Dein Acker." Gerechte Strafe. Münchener: .Hab'n Sie aber an Kröpf! Wie hab'n S' denn den kriegt?" Stciermürkcr: .Der kommt vom Wassertrinken." Münchener: .TL? g'fchicht Jhne aber g'rad recht!"