Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 07, 1898, Image 12

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    Ijauptnunn ltt's Nachtdienst
ES fiel lange gedauert, bis bft Haupt
mann Ptter Flott auf die gleichmäßige
HauSoidnuna rircS frhS dasirten Ehe,
Henri e'.ngeschssscn war; aber ein guter
rtillfriji. der feine ÄUEtafelrt lenr.t.
trifft SlltS, und so ist auch cuZ dem
Monden t'eter, aa3 dem hartgesottenen
Junzgesllen. auS den: üdermüthizcn
Führer oller Ifdigen und tünzscheuen
Subalternen, ein selbit Ehezerr getrur
den, oder nur cllmalia.
ern und leicht kjit Ptter unter dem
süßen Joch einer a?üa.lch?n Eze die mei
ften Jungese2enewodnheiten und alle
ihm licd geivtsenen GsrcvnPassi!?ncn
aufgegeben; denn er hatte um die schöne
The'la nur auZ Liede geworben und er
kannte eS alS sein größte? Pilüi, dieses
sanfte, unmuthige W-ftn seine Frau zu
nennen.
Nur hier und da sehnte ftch seine Hak
hinaus aus den dusligen Gemachern sei
ner schönen HZuZlichkeit hinauZ nach
Puloerdampf!
Unter Pulverdampf verstand er aber
bie raucheschmSnerte Atmosphäre in
dem kleinen Stammlokale au- der
Jungzesellenzeit; dort vereinten sich die
alten Freunde PeterZ täglich zum
Frühschoppen und zur Vesper, um an
den vom Wirth der .Pulverkammer
gebotenen Genüssen ihr leidiges, lediglö
Dasein zu verschönern bei allerlei heite
rem Wortgefecht und kameradschaft
lichem Ulk.
Auch nach seiner Verheirathung fand
sich Peter, wenn der Zufall die günstige
EelecenKcit bot. auf ein Stündchen bei
den alten Kameraden in der , Pulver
kammer" ein. trank seinen Schoppen.
lachte sein Kapitel und eilte zu seinem
Weibchen Heini. Am günstigsten traf
sich S, wenn Peter zur Regiments
Inspektion commandirt war und in die
sem Dienste Nacht? eine Wachender die
Bereitschaft zu vifitiren hatte; dann ot
lohnte er sich wohl jedesmal nach g
thsner Arbeit durch einen Besuch bei
den Kameraden in der Pulvcrkam
rner." '
Die Nachtsitzungm in der Stamm
kneipe hatten eine besondere AnziehungS
kraft sür Peter und manchmal kam er
wohl auch spät Abend?, trotzdem er nicht
im egimcntS.JnspkktionSdienfte stand,
mit umgehängter Cartouche die Pul
derkainmer' visitiren; er markhte"
den Nachtdienst.
AlS er auf diese Weise in einem Mo
nate ftc&'mcl nach dem Abendessen von
Thekla sich verabschiedete, um den Pflich
ten der StegimentZ'Jnsp.'ktion nachzu
gehen, da entschloß ftch die Gute, lieber
auf den Besuch deZ bevorstehenden Ka.
tharincN'KrSnzcheiis zu verzichten, be
vor sie dem durch die Nachtdienste ohne
dieS so vielzchlagten Gatten noch die
Ruhe einer siebenten Nacht in diesem
Wonate störte. ,
Der lieben Nachbarin, der Frau dcS
HauptmanneS Ctreder, welche sich für
diefcS Kränzchen eine besondere Toilette
hergerichtet hatte, theilte sie diesen Ent
schlußund seine Motibirung Vertrauens
voll mit.
.Aber liebe Frau v, Flott, das ist ja
ganz unmöglich! Erstes ist eine so
jungt und schöne Frau verpflichtet, bei
dem ersten Kränzchen der Saison zu er
scheinen; oder wollen Sie, daß unsere
Kaflnv'Piäfidentin, dieFrauGeneralin.
Ihnen am nächsten Tage einen Kran
lenbesuch macht? und zweitens ist es
nicht möglich, dllß Ihr Herr Gemahl
sechsmal in einem Monat zur Regi
rnentS Inspektion commandirt wird ;
denn vom Hauptmann Stemmer bis
zum Oberstlieutenant von Belningcn
hatten alle Herren die Inspektion.
Schau'n Sie nur einmal in der Rang'
liste nach-. da sind scch'zehn Dienstbare!
Folglich kann Ihr Herr Gemahl nur
jeden sechzehnten Tag. also höchstens
z?vei Mal in einem Monate Inspektion
bekommen!"
Thella hatte gar keine militärischen
Kenntnisse; die RangSliste des Negi
mentS war für sie eine fremde mattze
matische Formel und von einem Kran
kenbesuch" der Frau Generalin hatte sie
gar keine Vorstellung; als aber Peter
heimkam, bat sie ihn, er möge ihr die
Belehrung der Frau Streber erklären.
.Geh'. Nutscherl, kümmere Dich doch
um solches Gerede nicht! Ich bin eben
nicht so. wie die Ludern, welche sich bei
jedem Wind gleich marod melZen, oder
welche um Urlaub bitten, wenn sie bei
Regenwetter visitiren sollen ; aber ich
Verve eS von nun an genau so machen,
wie diese - und Du brauchst daher die
RcngZlifte nicht zu ftudiren. Daß
ich aber auf meine zweite Quadrille mit
Dir, mein Engel, deshalb verzichten
möchte, das bilde Dir nicht ein ; wir
gehen!"
Seitdem hat Peter nie mehr außer
feiner Tour Regiments Inspektion ge
halten.
Ein kalter Dezember; aber warm
und wohlig ist's in der Pulverkam
mx," wo sie eben ein große. Fest vor
bereiten sür den Senior deS Stamm
tische?, für den Hauptmann Stemmer;
er vollendet sein sünfundzwanzigsteS
Dienstjahr, erhält daher das Offizier?
Tienstzeichcn. Sin besonderes Exemplar
dieses Ordens, daZ kreuz aus purem
Golde, der Adler aus reinem Silber,
ließen die Kameraden aus der Pulver
lammer" ihrem Senior anfertigen und
der redegewandte Herr Hauptmann v.
Flott ward dazu erwählt, bei einem so
lennttl Frühschoppen die Festrede am
Stammtische zu halten.
Da gab'S kein Sträuben.
Am Morgen deZ Festtage? hängt der
Peter wieder die Cartouch: um; .Liebe
Thekla. ich karrn heute nicht mit Dir zu
Mittag speisen; w.r haben einen .tarn
schert UcdunaZritt mit cpp!ikatorischer
Lrsprechung: ich werbe draußen speisen;
komme erst Nachmitlazs oZer xbencs
zurück ; zum Kaffee hose ich bei Dir zu
sein."
Damit ritt er zum Thore hinaus und
da der Gaftvirth der Stammkneipe
über keinen Stall vcrfü.zte, wurde Pr
ter'S Etreitroß für die Zeit deS Früh
fchoppenZ in den Keller der .Pulsev
lammet' eingestellt.
Die Kaff-ezeit war vorüber; eS
dämmerte bereit!; eS war ja schon dunk
ler Abend: Peter dar noch immer
nicht zu Hause. Da entschloß sich die
besorgte Frau endlich, clS eS schon sin
per war, an den RegimentSAdjutan
ten. Odcrlieutenant Firniß, die (chrifi
liche Anfrage zu richten, wann die Her
ren vom .taktischen Uebung?ritt mit
applikatorischer Besprechung' zurück
kehren werden.
Die Antwort deS OberueutcnantS
Firniß besagte, der UedungSritt sei
bald zu Ende, die Besprechung werde
erst morgen sein.
Kurze Zeit darauf ritt Peter zum
Thore herein. Ueberglücklich eilte ,hm
die schöne Thckla entgegen: Peterchen,
Du kannst heute schon zu Hause blei
ben; die Besprechung wird erst morgen
sein!'
Woher kommt Dir solche Willen
schaft. mein Schatz?'
Ich war befolgt ob Deine? langen
Ausbleiben? bei dieser Kälte und fiifter
war'S auch schon, d'rum hab' ich in die
Regimentskanzlei geschickt und da haben
fte mir diesen Bescheid gegeben!'
.Thu' daS nicht mehr, liebe Thekla;
die Leute könnten sonst glauben, ich
stehe unter dem Pantoffel. Und daS
kannst Du doch nicht wollen, mein klei
ner Engel!'
Jetzt vergingen vier Wochen glück,
lichen EheledenZ, durch keine außertour,
l'.che RegimentS'Jnspektion und durch
keinen .Uedungsritt in den Keller' un
terbrochm. Thekla war glücklich und
Peter schien alle Sehnsucht nach der
.Pulverkammer" vngeffen zu haben;
da erhielt er eine? TageS, gerade wäh
rend de? MittagStischcS. einen ..Reser
vat-Dienftzettel" folgenden Inhalts:
.Euer Hochwohlgeboren werden, als
Vertreter der Artillerie, in die mit Heu
tigem Tage aktivirte .BeftreichungS
Commission" bestimmt. Zur Vorbe
sprcchung über daS Programm dieser
Commission versammeln sich sämmt
liche Mitglieder derselben heute Nach'
mittags um 4 Uhr im Lesezimmer deS
militür-wiffenfchaftlichen Vereins.
Die Spezralkarte der Garnison ist
mitzubringen."
Wir müssen Peter da? Kompliment
inachen, daß eS ihm einen harten Kampf
kostete, den ihm gar wohlbekannt aus
dem Dienftzettel entgezenklingenden
Cchelmcnftimmen zu folgen; aber um
Uhr war er doch im Lesezimmer.
BuS der Vorbesprechung über daS
Programm der BeftreichungS-Commif
fion feien hier nur einige Schlägworte
erwähnt:
Darfst Du also doch allein, ohne
weibliche Aufsicht, ausgehen? Pantof
felheld, Du ruhmgekröntcr! Meine
Herren, seht den Luftftößler an. er
trügt Lackschuhe! O, Du wässerige
Süßdolzrasplerseele! Mit dem ewi
gen Vlelliebchm-Effen wirft Du Du
noch den Magen verderben. Ver
blendeter Kleingeift der Solidität! Ist
e? wirklich wahr, daß Du jetzt jeden
Samstag von Deiner besseren Hälste
einen fficr chzettel erhält? c,
schmücke Dich nur mit diesen Lorbee
ren! Mit die en V'tovunqen tür das
Verbrechen der rücksichtslosen Vernach
läsflgung alter, treuer Freunde!"
u. f. w.
Aber, meine Herren, ich bitte!"
Peter konnte nicht zu Worte kommen.
Endlich gebot Hauptmann Stemmer
allgemeine Ruhe und sprach: Pcter,
Du wirft heute Deiner lieben Frau
sagen, daß Tu Mitglied der Beftrei
chungS Commission" bist. Diese Com
Mission hat die Aufgabe, an Ort und
Stelle und bei Nacht zu ermitteln, auf
welche Distanzen bei finsterer, bei halb
dunkler und bei mondheller Nacht das
Vorfeld der einzelnen Forts der Festung
noch durch wirtsame Schüsse deftrichcn
werden könne. Daß Du aber Deiner
Frau Gemahlin gleich einschärfst: die
Thätigkeit der Commission, sowie über
Haupt die Existenz derselben sind ein
allergeheimfteZ Dienstgeheimniß, von
welchem nur der FeftlingS'Commandant
und Commission?. Mitglieder Kenntniß
haben dürfen; die gnädige Frau darf
also darüber weder mit der Frau Haupt
mann Streber diZkutiren, noch mit dem
RegimentS.Adjutanten correspondiren.
Verstanden?"
WaS nützte Peter'S Sträuben?
Schließlich, sagte er sich, ist die Freund
schaft auch ein edleS Gefühl und Thekla
wird sich doch freuen, wenn sie hört,
daß gerade ihrem Peter die AuZzeich.
nung widerfuhr, zum Miialiede einer
so wichtigen und geheimen Commission
ernannt zu werden und einige Tage
später kam schon der erste lithographirte
Reservat'Dienftzettel vom CommisfionS
Präsidenten. deS Inhalts, daß sich die
Mitglieder der BeftreichungS.Commis
ston heute Abend um neun Uhr auf der
Römerschanze zu versammeln haben. . .
Punkt neun Uhr traf auch Peter in
der Pulverkammer' ein an Stoff
zu heiteren Debatten war da kein Man
gcl; der erste Tag der segensreichen
Wirksamkeit der hochwcisen .Befirei'
chungZ'Commissi?n" versprach ein: Herr
t'.che Zukunft.
Die Eil-derufngZ'Dienst,kttel vom
V?2sibium der Lcstreichunz??emmis
sien kamen Anfang? solid jeden
ahnten lag, später wöchentlich, dann
zweimal tn je echt Tagen, und elZ der
arme Peter endlich sogar dreimal in
einer Woche durch seine Thätigkeit bei
der BkstreichungS'Commisfton der ha!
Im Nachtruhe beraubt wurde, da war
der Stolz der Frau Thekla über die
ZZ'rtrauenSftellung ihrcZ ManneS längst
geschwunden, Sorge und Mitleid für
den so diel geplagten, geliebten Peter
erfüllten die liebende Gattin und fi
faßte sich ein Herz.
Jour bei Excellenz! Die Creme
der militärischen Gesellschaft hat hier
von fünf biZ sieben Uhr BbendS ihre
Vereinigung. AlS der allezeit galante
standen sie und da! grenzte just an den
Hof dS eMi'.ndesirthZzaus.Z
Ob die junge Boitcnthzlerin ihre
eben sehr gereizt zurückgc.?ics'nen Reden
rcir'lich nicht so ernst gemeint, oder ob
sie nur daZ Een der Leute scheute,
daZ wird sich später erweisen. Thalsach
ist eS, daß sie ihren Schz?i?gervatkr mit
sachter cwalt in da? Hau? hineinschod
und daß der alte Mann leise murrend
in die Stube trat, in welcher ein kleiner
Bud' auf dem Boden umherkrabdelte.
Beim Anblicke diese? dicken KerlchenS
erheiterte sich da? faltenreiche Gesicht
deZ VoitenthalerZ.
Doßvater, da sau, Berti iann re:
FestungS.Lommandant die schöne Frau
von Flott begrüßt und artigst nach
ihrem Besinden fragt, da seufzt die
kleine Frau tief auf und flüstert: .Ach.
Excellenz, ich könnte die glücklichste Frau
unter der Könne sein, aber..
.Höre ich recht? Sie, gnädigste
Frau, sollten nicht glücklich ftlnk'
. .7 n..v v .. n . rsc ... 1 1
e4-cuuii uiu uusei eiui, acnes
meine Klage hört; Excellenz sind aber
auch der Einzige, der mein Glück wieder
herstellen könnte.
.Gnädige Frau ich verstehe Sie
nicht !"
um, xceuenz. wenn fcte mir er
lcubten, daß ich mich auSspreche : ach.
und wenn Sie mir die Hoffnung geben
mouren, vag ie mir helfen !
Gewiß will ich da?, gnädige Frau:
und ich bitte S,e. mir ihr volles Bcr
iiauen zu icyemen i Was rn meinen
rüsten steht, ist Ihnen unbedingt zu
Diensten."
Aber, Excellenz, wenn ich Sie dann
erzürnte," erwiderte Thkla ängstlich
und zögernd.
Bitte, gnädige Frau, sprechen Sie
nur, und sei eS selbst die Forderung
oc großen 'psers von mir.
.Ach. Excellenz! So fei'S denn: ich
bin unglücklich, weil Sorge und Kum
mer um die Gesundheit meine? Manne?
mich Plagen, so lange er in der Unglück
lichen Commission ist."
Ja. in welcher Commission denn,
gnädige Frau?"
.Ader Excellenz müssen doch wissen.
der arme Peter hat beinahe keine Nacht
uhe; vorige Woche war er drei Nächte
bis über Mitternacht draußen auf de
Forts. Der Arme wird mir sicher krank
werden, weil er dann auch noch in der
ruy zeitig zur Batterie muß."
Gnädige Frau, ich weiß wirklich
nicht, was Sie meinen."
Verzeihen. Excellenz, ich weiß, eS ist
zwar ein tiefe? Dienstgeheimnis;, aber
wenn ein verheiratheter Mann Zivei
bis dreimal wöchentlich die Halde Nacht
außer Hause ist, dann muß doch die
Frau erfahren, was ihr Mann in dieser
Zeit thut. Und da hat mir Peter daS
Geheimniß anvertraut, daß Excellenz
ihn in die .BestreichungS-Commisston"
bestimmt haben."
Ach, sooo!" sagte der FestunaZ.
Commandant gedebnt und nachdenklich;
natürlich sooo !"
Ich bitte vielmals um Verzeihung.
Excellenz, wenn ich ... '
Ader ich bitte, gnädige Frau. Sie
haben vollkommen recht! ES ist nur
billig, daß verheirathete Offiziere nicht
zur BeftreichungS Commission gehö
ren."
Wie dankbar bin ich Excellenz für
diese? Wort !" rief Thekla überglücklich.
Danken Sie mir noch nicht, qnädiae
Frau ! Sagen Sie überhaupt Nieman
oem. auch Ihrem Herrn Gemahl nicht,
daß Sie mit mir über diese Angelegen
heit gesprochen haben. Sie könnten
sonst mehr verderben, als mein guter
Wille zu nützen vermag."
Zwei Tage später kam wieder ein
Dimstzettel in'S HauS Flott, der letzte
mit dem Signum der Bestreichung;
Commission," deS Inhalts:
Euer Hochwohlgeboren werden hier
mit von der ferneren Theilnahme an
der Thätigkeit der BeftreichungS. Com
Mission" enthoben. Gleichzeitig wird
Cuer Hochwohlgeboren für die in dieser
Verwendung geleisteten vorzüglichen
Dienste die belobende Anerkennung auS
gesprochen."
Unterschrieben waren sämmtliche Mit
glieder der Pulverkammer' und der
FestungS'Commandant.
Jetzt ist die schöne Frau Thekla v.
Flott die glücklichste Frau in der ganzen
Artillerie-Brigade.
Im Ausgeding.
Dorfgeschichte von Auguste ? r o n e r.
Sei ftad. Büu'rin, sei stad (still).
I hab iazt g'rad' g'nua. Warft nia
als'? z'herzli' mit mir, aber was D'
m'r heut' z' koft'n ged'n haft, woaßt,
das kann i nimmer abischluck'n!
Haft 'S cndl' erreicht, WaS D' schon so
lang ang'ftrebt haft, ja, Bäu'rin, ja, i
geh' schon l"
WaS red't da der Vater daher? Net
cinfall'n thät 'S mir, Euch aus 'n HauS
z' vertreib'n. Alte Leut' sein halt
empfindli' und leg'n sie' All'S andersch.
ter auS, als 'S g'moant iS. Geht'S,
Vater, macht'S do koani G'schicht'g,
geht'S in 's Stübl eini. d' G'moan
wirth'nLoiS, die hört leicht falsch und
sprengt 's nacha im ganz'n Ort auZ."
Die so Sonderbares mit einander
sprachen. daS waren der greise Voiten
thaler Jakob und seine verwittwete
Schwiegertochter. Im HauSgärtchen
ten!" lallte der kleine Ruppert und
rutschte, ihre Bestimmung ganz verken
nend. auf der Riithe weiter, welche vor
hin hinter dem Spiegel auf den Boden
geglitten und auf diese Weise dem
Stammhalter deZ Voitenthaler
GcschlcchteS in die Hände gekommen
war,
.Iazt hat der Fratz gar d' Saih'n
zum Epicl'n, a da? fehlat nol Gibst
f gltl her, du kloana Ruach!" DaS
waren die Worte, mit denen da? junge
resolute Weid dem Bertl da? gefährliche
Spielzeug nahm. .Gefährlich', sage
ich und daS war eS auch, denn als der
lüngfte Voitenthaler eine sehr bemerk
liche Lungenthätigkcit zu entwickeln be
gann, führte dessen Mutter daS nichts
würdige Reisigbündel sofort wieder sei
ner eigentlichen Bestimmung zu. Mit
einem Blick, der an Haß grenzte, sah
ihr der Alte zu.
Bisgurn," murmelte er vor sich
hin. Sie that, als ob sie eS nicht hörte,
was dafür spricht, daß diese Bezeich
nung nicht für sie paßte, setzte den nun
sehr kleinlauten, schluchzenden Buben
nieder und sagte : .So, jetzt geh'n m'r
'n.'
Mit flinker Hand deckte sie den Tisch.
Sie war ehedem bei einer vornehmen
Familie in Dienst gewesen und daher
hatte sie die gute Gewohnheit, alleS fein
säuberlich, jz zierlich zu ordnen.
Bertl war indessen, noch immer
schluchzend, zu seinem Großvater hin
gekrochen und lehnte sich an dessen zit
ternde Beine. ES stieß daS arme Kerl
chen noch und während seine thrünener
füllten Augen aufmerksam dem Thun
der Mutter folgten, bohrte er mit dem
Zeigefinger der rechten Hand in den
groben Maschen deS großväterlichen
SrrumpfeS, indessen er die linke Faust
so gut es anging, in den Mund stopfte.
ES war ein ehrlicher Kinderschmerz,
der sich da Luft machte und ein gewiß
nicht weniger ehrlicher Schmerz wühlte
im Herzen deS alten Voitenthaler.
Mit zitternden Händen strich er über
den Blondkopf des Enkels. DaS Kind,
wie lieb er eS hatte ! War eS doch fein
einziger Enkel und fo herzig, so sauber,
so rosig und hell; schier für ein Englein
konnte man ihn halten, für ein Eng
lein, daS auf feinem Fluge zur Erde
nichts als die Flügel eingebüßt hatte.
So meinte der immer gar weichherzige
Mann, der seinen eben solchen Sohn
vor nicht allzulanger Zeit verloren
hatte.
Veit war nicht sehr lange verhei
rathet gewesen, glücklich verheirathet,
daS mußte selbst sein Vater zugeben,
der die ewig fröhliche, resolute Schwie
gertochter niemals recht leiden konnte.
Wie das fo üblich ist, hatte der Voi
tenthaler den jungen Leuten sein hüb
scheS Gütchen übergeben und lebte bei
ihnen im AnSgeding. Weib und Kind
waren deS jungen VoitenthalerZ Erben
und der mißlaunige, schwachherzige
Greis sah sich nun mit Schrecken in den
Händen seiner Schniegertochtcr.
Frau Lore war nun allerdings nicht
übermäßig sentimental, doch wollte sie
nicht gerne einem Anderen weh thun
mit ihrer kurzen, derben Rede, rnit
ihrem zuweilen rücksichtslosen Handeln.
Der Greis aber, der bezog jede?
böse Wort auf sich und war erfinderisch
in Selbftqualen aller Art. Sein Miß
muth wuchs mit feinem Mißtrauen und
mit feiner Furcht vor dem. was kom
men konnte. Lore fragte ihn um
nichts und hatte wenig Achtung vor sei
nem Urtheil.
Herrschsüchtig, ja da war die Lore,
unausstehlich herrschsüchtig. Immer
war sie fast an allen Orten zugleich und
schimpfte und schalt, wenn die Arbeit
nicht vorwärts wollte.
Daß sie selber von seltener ArbeitS
tüchtigkeit war, daS übersah der ge
reizte Voitenthaler, der überall nur die
Schattenseite aufzufinden wußte. Und
nun hatte sie ihn mit ihrer Herrschsucht
aus dem Hause getrieben. Ja, heute
hatte sie in ihrem Jähzorn fo harte
Dinge gesagt, daß er gehen mußte.
WaS mischt Ihr Euch in All'S. Vater,
i bin alloani stark g'nua. All'S z'richt'n!"
DaS hat sie zum Schlüsse gesagt;
was er ihr darauf antwortete, das wif
fen wir schon. Und jetzt denkt er über
sein Elend nach. Von HauS und Hof
vertrieben! O, wie schrecklich ist daS;
WaS kann sie auch Anderes gemeint
haben mit ihren zornigen Worten. Der
alte Voitenthaler langt plötzlich nach
seinem Enkel. ES ist ihm, als müsse
ihm da? Herz brechen, wenn er an die
kommenden Tage denkt. Er weint laut
und Bertl weint mit nachdem er den
Großvater verwundert angeschaut
Kinder glauben ja immer, daß eS
Grund und Zweck habe, wenn einGro
ßcr etwa thut.
Frau Lore tritt mit einer appetiter
regenden gefüllten Schüssel ein. Tapfer
verbeißt der alte Voitenthaler feinen
Gram. Rheinauken und alter Wein
dazu, da? besänftigt seine Seele, den
noch bleibt ein Schleier von Düsterkeit
darüber gebreitet, denn er denkt der
künftigen Entbehrungen und neue Bit
terkeit steigt gegen Lore in ihm au
denn sie ist ? jz. die ihn hinausstößt
.Will der Bater a Stück! Brod?
Seine Feindin und Bedrängerin fragt
es ganz ruhig. ES giebt ihm einen
Stich. So frat sie ja auch die Bett
ler, deren keiner undetchenkt aus ihre
Haufe geht ihrem Hause, jz; er hat
ja keines mehr l
So denkt der Alte und der gute
Bissen, den er eben im Munde hat,
lchrmllt ihm dnbn an.
Er wirft ihr einen Blick dcS Hass
zu. Verdrossen legte sie die Gabel nie
der und nimmt Bertl auf den Echooß
Der Bube langte nach d:S Großvaters
Gabel. .Lass' 'S fein." sagte Lore und
Z'.eht deS KindeS Hand zurück. Ter
GreiZ fühlte eZ heiß in feine Augen
steigen.
9K na. lass'n nur herfchau'n und
hergreis n. wirft ihn ja so bald ganz
allani had'n. I six ja ein, wirZwoa
hab n koan Platz neb n einand . Am
liabft'n geh' i morg'n in d' Fremd' !
Lore schaut ihren vor selbstgemachter
Aufregung zitternden Schwiegervater
mit einem selt amen Blick an. Sie ,sl
bleich und nun zittern auch ihre Lippen,
aber fte gebietet ihnen Schweigen, bl
der Sturm, der in ihrer Seele auZge
wühlt, sich gelegt hat. Tann erhebt si
sich, .fest drückt sie ihr Kind an die tie
athmend: Aruft.
Ja. Bater. schier tftö so. wie
Jhr'S g'sagt habt; wie's jetzt iS, kann's
net bleib'. Oan? ven un? muaß
vom Hof. Morg'n aber, morg'n dürft
Ihr no net fortgeh n, da? versprecht i
m'r. I hab' grad morg'n ein' wich
tig'n Gang." Mit diesen Worten, die
hart und schars von ihren Lippen fallen,
geht die junge Boitenthalerin auS der
Stube.
In selbiger Nacht hat ihr Schwieger
Vater nicht geschlafen, fortwährend
mußte er ihrer Rede denken, diese hatte
ein Schickml besiegelt. Nun erft fühlte
der alte Mann, was eZ heint. unglück
lich fein.
ore geht am nächsten Morgen in
n Schulzenhof hinüber. Sie ist sehr
ern. wie ob chiednehmend ruhen ihre
klugen Augen auf Allem, was sie
sehen. Da sie wieder zurückkommt, n.i
det sie den Alten sitzen. Er hält seinen
Enkel auf dem Schooße und sieht elend
und verfallen au?. Verwundert blickt
er auf, da Lore, ebenfalls bleich und
erregt, auf ihn zugeht.
Vater, da? wird Euch Rnah geb'n.
Um mi sorgt'S net, i find überall a
Arbeit und gelt'S, geq'n Eueren Enkel
werd'S all'weil gerecht fein !'
DaS sagt die Boitenthalerin und
reicht dem Greise ein Schrift; dann
geht sie rasch in da? Hau?. Verwirrt
öffnet der alte Mann den gefalteten
Bogen, langsam, sehr langsam lieft er.
WaS da mit großer, deutlicher Amts
fchrift geschrieben ist. ES ist eine Schen
kungZurkunde. Seine Schwiegertochter
tritt ihm darin ihren Erbantheil ab.
ab. Lang ftarrt der Voitenthaler auf
daS Dokument, nur undeutlich sieht er
eS endlich, weil feine Augen voll Thrü
nen find. Wohl eine halbe Stunde
vergeht ihm im tiefen Sinnen, dann
erhebt er sich und geht mit zitternden
Beinen in das HauS. Lore steht, als
fei nichts Sonderliches vorgefallen, am
Herde und kocht. Plötzlich rauscht eS
hinter ihr. Die Fetzen der Urkunde
fliegen dann in'S Feuer. Lore!" ruft
der alte Mann und breitet die Arme
aus.
DaS junge Weib "wendet sich um.
Zum ersten Male sieht sie daS Voiten
thaler? Augen voll Liebe auf sich gerich
tet. Vaterl. Vaterl!" schreit fte und
liegt auch schon in den Armen, die sie
zitternd umfassen.
kandfeuerwehr.
BezirkSamimann: Aber, Hofbauer,
was war denn schuld, daß Ihr. als
nächste Feuerwehr, bei dem gestrigen
Brand Eurem Nachbardorf nicht zu
Hilfe kamt?"
Hofbauer: Ja, wissen S' Herr
BzzirkSamtmann, dös iS a so: Der
Wurschtbauer hat si' da? Mundstück!
vom Spritzenschlauch zum Wurscht
macha z leiha g nomma, und da hamm
ma' halt gestern koan Mundstück zu
uns'rer Spritz'n g'habt !"
(sin lustigts JollstüLlkitt
erzählt die italienische Tribuna": An
der Zoll Barriere einer italienischen
Stadt erscheint ein Zimmermann mit
einer nagelneuen Leiter, die er auf Be
ftellung angefertigt hat und in die
Stadt bringen will. Neben dielen an
deren schönen Dingen wird in dieser
Stadt feit einiger Zeit auch neue? Holz
besteuert, und ein übereifriger Zoll
Beamter, der die Verordnung streng
nach dem Buchstaben auslegt, fetzt dem
erstaunt aufhorchenden Zimmermann
auseinander, daß er für feine Leiter
Zoll bezahlen müsse, denn die Leiter fei
erwiesenermaßen auS Holz, und neues
Holz werde verzollt, ergo: Geldbeutel
auf. Eine schon gebrauchte Leiter
Hütten Sie unverzollt einführen kön
nen," fügte er wohlwollend hinzu.
Ohne ein Wort zu erwidern, nimmt
der Zimmermann feine Leiter von der
Schulter, lehnt sie gegen die Mauer deZ
Zollhauses und klettert zur größten
Verwunderung der Zollbeamten, die
mit offenem Munde dastanden, wohl
ein Dutzend Mal auf und nieder. Dann
legte er sich die Leiter ruhig auf die
Schulter und sagte : Ist sie jetzt ge
braucht oder nicht?" Ja!" Na, dann
habe ich nichts zu bezahlen." Sprach's
und zog unbehelligt mit seiner Leiter in
die Stadt.
Letale Zerstreucheit.
Warum hat der Professor Dussel
dorf denn die Jägerei ganz aufge
geben?"
Er wurde zu viel ausgelacht, weil
er in seiner Zerstreutheit regelmäßig
schon auf dem Hinwege zur Jagd einen
Hasen auZ dem Wilopretladen mit
nahm."
l xasicndt Put.
Geck: .Ich ich möchte äh einen
Hut kausen aber üh üh ! der für
meinen Kopf paßt !"
Huthändler: .Fritz, geben Sie 'mcl
'nen Etrohhut 'runter!"
Ilindlich MißvcrslZndni.
Der kleine HanS: Mama, kann
denn ein Mensch ohne Herz leben?'
Mutter: .Nein, mein Kind."
Der kleine HanS: .Na. der Papa
lebt aber doch, und Du sagst immer, er
hat kein Herz im Leide."
Gcdankensj'littrr.
Glaube Jedem wenigsten? einmal,
und mißtraue Jedem wenigstens zwei
mal.
Achtung bor der verschämten Ar
muth ! Doppel.Achtunz vor dem der
schämten Reichthum l
Gerecht sein, wenn man unrecht bat.
daS ist Größe.
Ein Schmeichler giebt Dir Eizen
fchaften. die Du haben möchtest.
U,ch nicht.
Schuster Schnuppke lioill den Ueber
zicher anzich'n und erwischt da? Aer
melloch nicht), a. steckt denn der Sa
tan in meinem Uiberzieher?"
chustcriunge: Noch nicht. Meestcr
chen!"
Vas ist ganz einfach.
.Ich bedaure. Herr Baron. Ihr
Sohn ist leider der Letzte in der
Schule !'
Wa?, der Letzte. Herr Rektor? Hat
er denn gar nichts gelernt?'
Doch. doch. Herr Baron, aclernt
hat er schon etwas, aber. . . . "
Ader warum ist er denn dann der
Letzte?"
.DaS ist ganz einfach. Herr Baron.
die andern haben eben noch mehr ge
lernt, als er !'
Bit weiß es besser.
Einem unserer bekanntesten Schrift
eller. der seit einiger Zeit leidend ist.
wurde der Genuß von Fachinger Was
er verordnet. Minna, das Dienst
müdchen, kredenzte ihm da? erste Gla?.
Der Patient trank einen Schluck und
,t,eß es schaudernd zurück. Aber daS
ia heiß." rief er. Wie kommen
Sie denn dazu, das Wasser zu wär
men."
Minna lächelte überlegen. Mochte
sie auch sonst wohl bei einer passenden
Gelegenheit eine kleine Dummheit be
gangen haben, diesmal war sie ihrer
Sache sicher. Sehen Sie nur, gnä
digrr Herr," sagte sie mit heiterer Ge
müthSruhe, indem sie auf da? Flaschen
ikett deutete, .hier steht eS ra deutlich:
Von ärztlichen Autoritäten warm
mpfohlen.. .."
Bauernschlauheit.
Also, Biermann, wie ist's mit un
erer Wette? Ihr habt gewettet, vier
Tage nicht zu essen und vierna
Nächte nicht zu schlafen bleibt'S
dabei?"
Natürlich ! I hab' schon vorgestern
ie Wett' ang'fangcn !"
Na. und wie acht's. Wer vürt
Ihr noch nichts von Hunger und
chlaf?
Nich im Geringsten. I ess' halt
bei Nacht und schlaf bei Tag'."
Modernes Daheim.
Mama: .Dein Herr Lebrer bat kick.
heute bitter beklagt, daß Du während
deS Unterrichts fo viel schwätzest; Du
kannst decd dabeim oenua snreZien.
aber in der Schule mußt Tu schmei
gen."
Töchterchen: .Aber Mama. ,u Kause
kann ich ja mit Niemand kdrecken. Du
spielst immer Klavier, der Papa fchreibt
uns in die rtüche darf ich nicht."
Zu wenig.
Mutter: Ich gehe jetzt zur Groß
mutter, Hedwig. willst Du milkom
men."
Tochterlein: Nein."
Mutter : Warum denn nicht?"
TSchtcrlein : Man kriegt dort nichts
S gute Lehren."
Modern.
Gnädige Frau : Seh'n Sie doch.
Herr Oberst, wie auffallend Fräulein
Malwin gekleidet ist !"
Oberst: Ich finde, im Geaentheil.
re Toilette höchst einfach "
Gnädige Frau: Nun. ,ft das etwa
icht auffallend?!"
MaüiiSs.
Frau: Stelle Dir vor. lieber
Mann, gestern Nacht, als wir vom
Maskenball heimkehrten, da träumte
ch während des Schlafes, ein junoer
Mann hätte mich entführt."
Mann: .Sonderbar! Nun. und
warft Du schon damals dcmaZkirt?"