Das rettende Nildniß. Historisch S!oveUelie. Von P. T I a g. AIS im Winter 1702 Tuttouwz an bet Spitze deS französischen :Xcoi)lutiunf hkkttS ftch in der Nähe von dr holländischen Flotte, Ut vorn W.t srst. gehalten worden war, bemC $tiüi hatte, zog er in Amsterdam ein und schlug hier sein Hauptquartier aus. Amsterdam war schon damals eine fröhliche Stadt und hatte eine große Anzahl reicher Bürger, welche nur die Gelegenheit suchten, sich auf jede Weise zu unterhalten, und in der Veranstal tung von Bällen, Festlichkeiten und son ftigen Vergnügungen wetteiferten. Be kanntltch sind in Holland, wie über Haupt in einem großen Theile der nord europäischen Länder, die Konditoreien der Sammelpunkt der besseren Gesell schast. und eS gehört zum guten Ton, sich hier alltäglich zusammenzufinden. Unter den Konditoreien Amsterdam? war die eines Franzosen mit Namen Rameaii ganz besonder; besucht, nicht allein wegen der Güte seiner Waare und seiner Höflichkeit, sondern auch wegen der hübschen Kellnerinnen, die er in seinem Dienste hatte. Die Ankunft deS ZievolutionZheereS that dem fröhlichen Leben keinerlei Ab. bruch. denn die französischen Ossiziere hatten nicht weniger Verständniß für die gutdesctzle Tafel und angenehme Gesellschaft. Bälle und Festlichkeiten wiederholten sich in der Konditorei in immer schnellerer Folge, und die einzige Veränderung war die. daß die Zahl der Theilnehmer eine größere war. Unter den Kellnerinnen RameauS zeichneten sich besonder? zwei durch außergewöhnliche Schönheit auZ. Die eine war groß, hatte dunkelbraune? Haar, schwarze Augen, einen sammct. ähnlichen Teint und war, wie man sagt, etwas ungebunden: die andere, vor Kurzem erst eingetreten, war blond, mit blauen Augen und einem außer ordentlich zarten Gesicht, aber im Ge gentheil zu jener ausnehmend schüchtern. Unter den die Konditorei besuchenden Franzosen entspann sich bald eine leb hafte Unterhaltung über die Schönheit der beiden Mädchen. Jede hatte ihre begeisterte Verehrer, und bei der Heiß blütigkeit der Franzosen würde die immer lebhafter gewordene Diskussion schließlich in einen Streit ausgeartet sein, wenn nicht, gerade zu rechter Zeit der Zapfenstreich geschlagen worden wäre. Als die Offiziere daS Lokal der lassen hatten, trat eine Schaar Stuben ten von der Akademie der schönen Künste ein; sie nahmen auf den leer ge wordenen Sitzen Platz und erkundigten sich nach der Ursache deS Streites. Potz Tausend!" sagte jovial einer der Jünglinge, der von den andern durch sein struppiges Haar und den un gepflegten Bart besonders abstach, .ich scheue mich nicht, offen zu erklären, daß ich, trotzdem ich Elsa'S Schönheit aner kenne, Margarethen entschieden den Vorzug gebe." Margarethe war die Blonde, die jetzt tief erröthete. Margarethe.' fuhr jener fort, .Du bist für mich der Typus der idealen Schönheit, und wenn Du mir eine große Freude machen willst, mußt Du mir erlauben. Dein Bild zu malen." .0, mein Herr." erwiderte sie fchüch tern. .Ja. Dein Bild! Das verpflichtet Dich zu nichts; ich werd auch zwei machen, Du kannst Dir dann eins aus wühlen, und daS andere behalte ich." DaS Mädchen erröthete immer mehr und antwortete nichts. Endlich legte sich Skameau in'S Mittel, um den Stu denten, die feine treuen Kunden waren, entgegenzukommen. Nimm es doch an, Margarethe!" sagte er.. ES muß Dir doch selbst Vergnügen machen, Dein Bild zu haben von Künftlerhand gemalt." .Aber waS wird mein Bräutigam sagen?" erwiderte daS Mädchen. Margarethe war seit einem halben Jahre verlobt, und ihr Bräutigam war der eifersüchtigste Mensch von der Welt. .Dein Bräutigam wird gar nichts sagen," entgegnete Rameau; .im Ued rigen nehme ich die ganze Verantwor tung auf mich." .Wohlan!" versetzte heiter der junge Maler; wenn Rameau für Dich ein steht, haft Du nichts zu befürchten." Dann gab er ihr ein GlaS in die Hand, nahm ein Stück Papier und begann das Mädchen in anmuthigfter Stellung zu malen. r Aber bald wurde er in femer Arbeit durch eine lärmende Stimme unter brochen. ES mar der Bräutigam, der unverhofft eintrat. Ich habe Dir ein für allemal der boten, mit diesen jungen Leuten zu sprechen!" schrie er. .Mein Herr." sagte der Maler, um ihm die Sache aufzuklären. .Mein Herr," erwiderte der Andere in trotzigem Tone, .wenn Sie kein Feigling sind, werden Sie wiffen, WaS Sie za thun haben." . Aber mein Herr." mischte sich einer seitö der Wirth dazwischen. Sie sind ein Elender, wenn Sie derartiges in Ihrem Hause dulden!" Ach, das ist zu viel!" rief Marga reihe, beleidigt durch den lächerlichen Zorn ihres Bräutigams, .ich habe selbst mein Portrait verlangt, und eS wird gemacht werden, magst Du eS wollen oder nicht !" Gut. wenn eS so ist." entgegnete der Bräutigam gereizt, .wenn Du nicht weißt. waS sich gehört und Dich Deiner Handlungsweise nicht schämst adieu! Nunmehr ist mir da? Leben uner träglich. Da meine Liede verschmäht mir, habe ich keine Hoffnung mehr und auch keimn Grund, wich länger z'i der neuen. So wlss't beim, ihr ue, daß '.ch d,r ras von Raden bin. im Dienn St. Majestät des Kaisers von Oester reich." Nach biesen Worten stürzte er von bannen. Da? Maschen brach in Thrä nen cu?, und die Studenten sahen sich einanoer derwunoert an. Der Unglückliche." rief Margarethe schluchzend au?, er wird verhaftet und erschaffen werden." In der That hatte er kaum die Straße betreten, als zwei Spione, von denen die Stadt voll war, ihn anhielten und nach dem Hauptquartier dcr Iran zosen führten. Bei dem RcvvIutionZheere wurde kurzer Prozeß gemacht. In wenigen Minuten war er, da seine Persönlichkeit festgestellt war, zum Tode verurtheilt und sollte am folgenden Morgen er schössen werden. Um auf die Bevölkerung Eindruck zu machen, befahl Dumouriez. daß die Exekutiern mit großem Pomp stattsinden sollte. Die Truppen waren in Parade aufgestellt, während er selbst, umgeben von seinem Etabe, wenige Meter ent fernt vom SxekutionZ'Peloton hielt. Der Verurtheilte wurde herbeigeführt, bleich, ober festen Schritte?. Da er tönte der Ruf: .Halt, halt, ich will den General sprechen." Und der junge Maler vom Tage vorher machte sich, einen großen Karton in der Hand, Platz durch die aufgestellten Soldaten, warf sich Dumouriez zu Füßen und bat um Gnade für den Trafen. Er erzählte in rührenden Worten die Geschichte jener Liede, die der einzige Grund war. weZ. halb der Graf in die Hände der Feinde gerathen war, die Verzweiflung deS Mädchens, und wußte feine Worte so schön auszuschmücken, daß Dumouriez gerührt wurde. Um ihn ganz zu ge Minnen, zeigte er ihm daS Bild Marga rethenS, das er am Abend vorher skiz zirt und während der Nacht vollendet hatte. General," fuhr er fort, geben Sie Ihren Gefangenen Margarethen zurück; sie wird Ihnen dafür ihr Bild geben, und Sie werden bei diesem Tausche nichts verlieren." Wenn das Original ebenso schön ist wie daS Bild," sagte Dumouriez, .will ich Gnade walten lassen." Der Maler gab nun ein Zeichen, und daS schöne Mädchen wurde vor den General geführt; ihre Augen zerfloffen in Thränen. Nun, weinen Sie nicht mehr, mein schönes Kinb." redete sie Dumouriez an, .wir alle werden Ihrer Hochzeit beiwohnen." Unb diese fand in der That eine Woche später statt, nachbem sich ber Graf auf Ehrenwort verpflichtet hatte, bie Waffen nicht wieder gegen Frank reich zu ergreifen. ES war eine äußerst glänzende Hochzeit, an der Dumouriez und seine sämmtlichen Offiziere theil nahmen. Gut gemeint I Die Baronessen Amanda und Cor nelia don Steimöthel auf Haselbach führten ein große? HauS. Sie glaub ten es der Würde ihrer alten, nge fehenen Familie schuldig zu fein, als einzige Trügerinnen deS hochariftokrati fchen Namens auch entsprechend zu reprüsentiren, zudem sie über die hiezu nöthigen Mittel vollauf verfügen konn ten. Ihr Jour fixe war von der besten Gesellschaft besucht; daS hiebei Gebotene trug immer den Charakter deS AuSer lefenen: sie fetzten einen gewissen Stolz darein, auch in der Ausstattung ihrer Appartements jeder Kritik die Spitze bieten zu können. In einem ihrer Salons befand sich ein kostbarer Teppich, der längst den Neid aller Befucherinnen erregt hatte. Eines TageS glaubte Baronesse Amanda entdeckt zu haben, daß die Farbenwir kund dieses Prachtstückes etwas nachge lassen habe; sie berieth sich beShalb mit ihrec Schwester, wie biesem Mangel ab zuhelfen wäre. Räch kurzer Ueberlegung beschlossen bie Damen, ben Teppich ver suchSweise chemisch reinigen zu lassen, waS Baronesse Cornelia zu besorgen versprach. ES wurde ein Dienftmann requirirt, der daS ziemlich schwere Prunkstück an den Ort seiner Be ftimmung schaffen sollte, weil im Hause nur weibliche Dienerschaft exifiirte. Eine halbe Stunde später meldet sich der von Baronesse Cornelia requirirte Dienftmann bei Baronesse Amanda. welche ihm den Teppich mit dem Be merken übergab: .Der Teppich hat einen großen Werth, behandeln Sie ihn recht sorgfältig; er ist noch wie neu nur die Farben scheinen etwas nachlas sen zu wollen l" TöS macht nix'n, Madam'!" er widerte der Dienftmann. Von der unpassenden Ansprache un angenehm berührt, fuhr daS Fräulein fort: Wir werden schon hören, waS man sagt; gehen Sie also. . Sie wissen doch, wohin Sie den Teppich zu tragen haben?" Verftündnißinnig lächelte der brave Mann und erwiderte, indem er seine Last zusammenpackte: Feilt si' nix, Madam' das is das erste Mal nöt, daß t' so waS b'forg'I' Tann der schwand er eilfertig. Ein paar Stunden später meldete daS Stubenmädchen, daß der Dienst mann wieder gekommen fei und die anädiae Baronesse zu sprechen wünsche Amanda befahl, idn vorzulassen. TaZ Mädchen führte den Mann in'S Boudoir und blieb an der Thüre stehen, um etwaige, sich aus der Verhandlung er, gebende nordnunzen er.tgegenzuneh men. insbesondere, weil die Ldlobnun gen solcher Dienstleistungen gewöhnlich alS kleine laufende Ausgabe von der Beschließerin erledigt zu werden pfl'g ten. Der Dienftmann trat ein. wischte sich den Schmeiß von der Stirne, rüu sperre sich und sah, ohne etwa! zu sagen, bald auf die Dame deS HauseS, bald auf die erwartungsvoll wartende Zofe, bis ihn endlich die Erstere mit einem ungeduldigen .Nun, was tst s k' um Sprechen aufforderte. Der a wlssenhafte Dienftmann wiederholte seine pantomimischen Bedenken, die Unterhaltung zu eröffnen, indem er ziemlich deutlich mit dem Daumen über seine Achsel nach dem Stubenmädchen deutete, ndignirt Herr chte ihn nun Amanda an: .Nun, so reden Sie doch !" Offenbar erleichtert durch diese Aufforderung, griff der Dienstwann in seine Tasche, brachte daraus drei Zwan ztgmarkstücke hervor, welche er sammt einem Zettel auf den Tisch deS HauseS Niederlegte und sagte trtumphirend: Sechz'g Markln had'n wir lriagt, döS hätt' i' meiner Lebtag nöt denkt !" Wie ein Tiger schnellte die Baronesse empor und rief im Tone der höchsten Empörung: Mensch, Dienftmann. sind Sie betrunken! WaS haben Sie mit dem Teppich gemacht? WaS soll dieS Geld diese elenden 60 Mark?" Sichtlich beleidigt entgegnete der Dienftmann: .Mit dem Teppich hab' ich gemacht, waS mir ang'fchafft wor den is. und mehr hab' i' nöt d'rauf kriagt !" Wo ist der Teppich?" .Ja. wo denn, als im Versatz' hau,!!" Die Baronesse fank . mit einem schwachen Aufschrei in den Fauteuil zu rück, und daS Stubenmädchen stopfte hastig ihr Taschentuch ln den Mund. ..Sind Sie verrückt?" kreischte Baro nesse Amanda, hat Ihnen denn meine Schwester nicht angegeben, wohin Sie den Teppich tragen sollen?" Aergerlich versetzte der Mann für Ave?: Da brauch' i' koan' Schwester nöt; wenn Sie amal sag'n: Sie wissen doch, wohin Sie den Teppich zu tragen haben', dann kennt sich unsereins boch aus, unb da giebt S dann nix anders, als daS B e r f a tz h a u S. So machen 's alle feinen Leut'. die net woll'n, baß über a' solche Sach' viel g'reb't wird I (Fliegende Blätter.) Die erste Meerschaumpfeife. Um'S Jahr 1723 lebte zu Pest ein Schuhmacher Namens Karol KowatS, welcher sich in seinen freien Stunden mit Schnitzarbeiten beschäftigte und einem Kunden, den Grafen Andrassy, mitunter Stücke seiner Schnitzerei ver ehrte. Als Andraffy von einer Reise nach der Türkei zurückkehrte, brachte er seinem Schuhmacher ein Stück eines weißen thonrtigen MmcralS mit, wel cheS ihm in Kleinasien als Merkwür digkeit geschenkt worden war. Der Schuhmacher welcher ein leidenschaft licher Raucher war, kam aus den Ge danken, auS diesem Material eine Ta bakSpfeife zu schnitzen, weil ihm das selbe wegen seiner Porösttüt zur Auf saugung deS NicotinS sehr geeignet er schien. KowatS machte sich an die Ar beit und schnitt zwei Pfeifenköpfe, einen für den Grafen, den zweiten zum eige neu Gebrauch. Nun geschah eS eines TageS, daß er seinen schönen Pfeifen köpf mit Pech besudelte, und er be merkte zu seinem Schrecken, daß dasselbe an dem warmen Kopfrande schmolz und in daS Material eindrang. Er wischte mit dem Aermel über den Pfeifenkopf, um den Schaden wieder gut zu machen, und sah, zu seinem Erstaunen, daß daS geschmolzene Pech dem Kopfe eine schöne Farbe verlieh. Nun nahm er weicheS Wachs und tränkte damit die noch rei nen Theile deS KopfeS und machte die Entdeckung, daß dieser sich braun an rauchte. KowatS theilte dem Grafen seine Entdeckung mit und präparirte auch bessen Pfeifenkopf mit Wachs, so baß auch bieser balb eine schöne braune Farbe bekam. Der Graf ließ nun mehr beS merkwürbigen Materials aus ber Türkei kommen, feine guten Freunbe bekamen zunächst Proben von beS Schuhmachers neuer Entbeckung, unb bieser nach unb nach so viele Auftrüge, baß er Pfriemen unb Ahle an ben Nagel hing unb nur Pfcifenköpfe schnitzte. So würbe KowatS, ber Schuhmacher aus Pest, ber erste Fabrikant von Meerschaumköpfen, bie noch ein halbes Jahrhundert lang sehr theuer unb nur reichen Leuten zugänglich waren. Seine erste Meerschaumpfeife aber ist noch vorhanden, ne wird im Mu eum ,u Pest aufbewahrt. Tit Rechenkunst der SökimoS. Der Wortschad der ESkimosvraiben ist, waS die Dinae der Aukenwelt be trifft, ziemlich reich. Man hat mehr als einen Namen für d,e Verschiedenheit eines Thieres nach Gestalt. Geschlecht und Alter, für daS Fischen jeder Fisch art, für alle erdenklichen Erscheinung? formen don EiS und Schnee. Nur spärlich sind daaeaen die Ausdrücke kür bloße Begriffe und Vorstellungen ver ireren uno ganz veionders arm ist der Wortvorrath sür Zahlen. Namen für Zahlen über zehn binauS fieinen dem Eskimo vollständig zu fehlen. Für ge woynuq zählt er nur blS fünf oder zehn. Aber schon bei dieser einfachen Addition nennt er meist nicht die Zah len. sondern gebraucht Finger und Hände. BiS fünf hebt er die eine Hand, bei z'bn beide Hände in die Höhe; bei drei streckt er Daumen, Zeige, und Mittelfinger der einen, bet sechs beider Hände aus. Bei Zahlen von zehn bis zwanzig gebraucht er bereit fremde Hilfe, er ruft den Nachkar her bei, um mit dessen Händen die Zhl zu vollenden. Tritt je einmal an den Eskimo die Noth heran, sich in der höheren Mathematik" verständigen zu müssen, so ist guter Rath theuer. Er greift dann in seiner Verlegenheit zu den sonderbarsten Mitteln. Ein sehr ergötzliches Beispiel solch' schwieriger Rechnerei erzählte ein eng lisch Offizier, der an einer Polar expedition deS Kapitän Parry theil nahm. Der Ossijjer befand sich an der Repulsebai mit einem Eingeborenen allein im Gespräch begriffen, als ihm dieser die derhältnißmüßig so einfache, aber für ihn ungewöhnliche Zahl drei ßig begreiflich machen wollte. Zu die sem Zwecke hielt der ESkimo zunächst beide Hände empor, wußte aber nicht. waS weiter machen, und blickte lange rathloS umher. Endlich kam ihm die glückliche Idee, um zehn mebr zu be kommen, die Hände deS OsftzierS zu ergreifen. Jetzt waren eS aber erst zwanzig. Woher die übrigen zehn be kommen? Die Schwierigkeit schien un übcrwindlich. Wiederum indessen kam dem Eskimo ein rettender Gedanke. Er hielt zuerst einen seiner Füße empor, aber so wurden eS erst fünfundzwanzig. Um die Zahl zu vollenden, gab sich der Mann deS eisigen Ordens nun alle er dcnkliche Mühe, auch den anderen Fuß gleichzeitig in die Höhe zu heben und seine Anstrengungen waren überaus possierlich. Aber daS große Kunststück gelang jedoch nicht. Nach unglaublichen Mühen kam endlich die Zahl dreißig durch bie vier Hände und je ein Bein der beiben Personen zu Stanbe. So waren, um der dösen dreifachen Zehn Ausdruck zu geben, Anstrengungen nothwendig gewordm, wie sie in so hohem Grade kaum daS schwierigste Reikturnen erfordert. Studntenulk. Professor Dr. Klopfleisch, der vor wenigen Tagen in Jena im Alter von fast 67 Jahren entschlafen ift. war von hoher Begeisterung für alterthümlicht Forschungen beseelt. Da er aber nicht sonderlich vorsichtig war in der Beuv theilung deS angeblich Alten, brachte ihn sem wissenschaftlicher Eiser blS weilen in seltsame Lage. EineS Tage? manches Jahr ist seitdem vergangen wurde ihm laut Leipziger 7c, Nachr." von einigen Studenten geme! det. sie Hütten in der Nahe der Stadt ein Hünengrab entdeckt; sie baten den Herrn Profeffor, eS öffnen zu lassen. Natürlich ist Klopfleisch einverstanden. Für einen schönen Sommernachmtttag wurden Arbeiter mit Spitzhacke und Schaufel bestellt, Bekannte geladen; Studenten kommen in einer unge wohnt großen Zahl. Die Arbeit be ginnt. Die Erdschicht wird abgeräumt, daS Geröll beseitigt. Die Sonne brennt heiß hernieder, die Arbeiter triefen don Schweiß, bie Aufregung wächst von Minute zu Minute; hat boch Professor Klopfleisch wieberholt seiner Ueber zeugung Ausdruck gegeben, daß nicht eS hier unzweifelhaft mit einer borge schichtlichen Grabstätte zu thun habe. WaS wird daS Ereigniß der Nachgra bungen sein? Welche neue Errungen schaften für die lterthumSwissenschaft werden fte bringen? Welches Museum wird die Funde in seine Hallen aufneh men? Endlich berührten die Spitzhacken eine Platte von Schiefer, roh und unbe hauen. Sie scheint über hohlem Raum zu liegen. Sorgfältig werden die Rün der bloSgelegt, unter athemloser Span nung wird sie gehoben. Etwas Glän zendeS wird darunter sichtbar. WaS ist eS ? Ein Arbeiter hebt daS Kleinod mit vorsichtiger Hand unb reicht eS dem Professor. Unb siehe da: ein funkel nagelneuer Deckelfchoppen mit der Wid mung: Julius Cäsar seinem lieben Klopfleisch!" Der so Beschenkte war indeß der Erste, der in die stürmische Heiterkeit über diesen Studentenulk mit einstimmte. Von späteren Nach grabungen in der Nähe von Jena hat man aber nichts wieder gehört. Der Ulk ift ebenso gut als alt und wird in verschiedenen Lesarten auch in an deren Universitätsstädten erzählt. Wir d Buer ich ferntt." Aus der Provinz war er nach Berlin gekommen und fühlte das dringende Bedürfniß, das Leben und Treiben der Großstadt auS der vornehmen Perfpek tive einer Droschke von oben herab an zusehen. Er bestieg eine Taxameter broschke unb ließ sich nach dem Thier garten hinausfahren. DaS Vergnügen gefiel dem Manne außerordentlich. WaS ihm aber nicht gefiel, fondern fein höchstes Mißfallen erregte, war der Fahrpreisanzeiger. Erstaunt sah et sich daS Ding an, zog seine Taschenuhr und machte Vergleiche. Er schüttelte mit dem Kopfe und sing über die komi sche Droschkenuhr zu Philosophiren an, biS ihn endlich die Ruhe verließ und er den Kutscher fragte : Seggen Se mal, wat iö bat for een Ding?" Na, der Fahrpreisanzeiger. Nee, min Jong." erwiderte der Fahrgaft, dor hebt Se bi mi keen Glick. bat iö ja 'bulle Bebrd gerie. Dat schall 'ne Uhr sin un bie Wieser, bie spring'n, aS wie bi bat Ballet! Nich n Gröschen betahl ick!" Der Kutscher mußte halten und der Bauer wollte sich ohne Bezahlung ent fernen, aus die Berliner und ihre Droichkenudren nach ihc'ten schim pfend. Äser so leichten Kaufe? kam er Nicht davon, Der Kutscher pochte auf fein gute? Recht und cerlangte daS Fahrgeld. ES kam zu einem lauten Streik, der bald eine große Menschen menge anlockte. Der Bauer blieb bei seine: Weigerung. Tot betnhl ick nich. da! ii kerne Uhr. dat ne Bkvrö gerie l" Ei war ihm nicht begreiflich zu machen, daß er im Unrecht sei und der Zank drohte schon in Thätlichkeiten überzugehen, als eine feingekleidete Dame herantrat und lüchklnb baS Fahr geld erlegte. Der Kutscher fuhr bavon und der Bauer entfernte sich mit der Friedensstiftern, bie ihm vergeben? den Mechanismus zu erklären versuchte. Der Odotrite blieb dabei: Dat 'S kerne Uhr, daS iS' ne Bedrögerie !" Mein Heim. Soll ich Dir einen Zauber nennen. Der rrautel Glück umfaßt, Wo Sorg' und Noth, des Leben! Kum mer Und Gram sehr schnell erblaßt? S ift mein Heim, daS liebe, traute, Bescheiden zwar und klein, Doch schließt eS trotz deS engen Raumes Viel Freud' und Wonne ein. Wenn nach deS TageS Müh' und Sor gen Mein Liebster eS betritt. Bringt er mit seinem frohen Lächeln Die Sonne selber mit. Und alle Grillen, alle Plagen, Gar schnell sind sie dahin; Hier darf nur Lieb' und Frohsinn woh nen, Nicht trüber, düft'rer Sinn! Und kehrt die graue Base .Sorge" Auch wirklich bei un? ein, Eins wird ihr nimmermehr gelingen: Die Herzen zu entzwei'n! Wo wahre Lieb' den Bund geweihet, Nicht Treu' und Tugend fehlt: Da ist das Heim, so arm 'S auch fchei net, Vom wahren Elanz beseelt! Ein bittersüß Geschicht. Er hieß Ernst Bitter und war ein bit terernster Mensch. Da sah er Sußchen Süß. Er raspelte Süßholz, Sußchen fand ihn süß und bald kosteten Beide die Süßigkeiten der Liebe. Sie het ratheten. Bald darauf zeigte eS sich, daß Ernst Bitter gern einen Bittern trank, und nun wurde die Sache ernst. Sußchen sagte mit Bitterkeit : Ernst war bisher mein Leben, jetzt wirb mein Leben ernst." Sie bat mit den üße ften Worten, aber Ernst sagte, er könne nicht von dem Bittern lassen. Ernst, ift das Dein Ernst?" fragte Sußchen. Mein bitterer Ernst," antwortete Ernft Bitter ernst. .DaS ift ja süß !' rief Sußchen bitter. Nicht lange dar auf ftarb Ernft Bitter am Delirium, vnd Sußchen BitterSüß blieb nicht, als bie bittersüße Erinnerung an Ernft. Grob. Alte Jungfer : .Ich fühle mich heute wie neugeboren." Herr : Sie sehen aber gar nicht so aus. Gemüthlich. .Also jetzt frag' ich zum letzten Mal, wann Sie mich bezahlen wollen." Na, Gott sei Dank, baß baS bumme Fragen einmal ein Enbe nimmt." Faule Entschuldigung. Frau : Du kommst ja ganz d e n e d e l t nach Hause, was soll baS?" Mann : Na, geh' Du boch 'mal in bem Nebel braußen spazieren." Spruch. Ringst Du im Leben nach bem Ehren platze, So streb' unb harre, wirb die Zeit auch lang; ES springt ein Riese selbst mit einem Satze Niemals empor zur Höhe des Mont blanc. Fawm. Lieutnant A.: Kamerad find recht verdrießlich !" Lieutnant B.: ,Aeh. eben faulen Witz über unsereinen jelesen !" Lieutnant A.: Loog deS Schönen!" verschlag zur Güte, Pferdeknecht: Hurrah, hab' baS große L00S in der Lotterie gewonnen l" Herr : Nun, dann werden wir uns wohl trennen." Pferdeknecht: DaS wäre ja nicht nöthig. Sie könnten ja bei mir Pferbe knecht werben." Rein Besuch. Frau : Wer kommt denn dort?" Dienstmädchen : Niemand, der gnä' Herr iö." schnell benutzt. Kommerzienraih : Ella, Sie ftnb meine Königin unb ich Ihr Unter than!" Schauspielerin: Tann werbe ich Sie mit Abgaben belegen !" Di, Frauen unb ber Ofen gehören in'S HauS. in gesunder SchZdrl. Bäuerin (acht Zage roch der Kirch weih): .Heut'. Jörg, laßt Du Dir ader endlich ninil die lasjpliitkr auS dem Schäkel uthtn, Du zcrreiß't mir ja alle 'Zoplk.sim!" Aus d.r tSccuuf hirStunde eines Prinzen. Lebtet : .Wie nennt man da? Meer zwischen Oft ificn und dem w stlichcn Smerikj?" (Prinz schwrigt.) Lehrer : Durchlaucht deuten ganz richtig an: ESiftdcr stille Ocean !" Moderne Gnth?rzigstit. . ..M.in Mann hat schreckch viel' Schulden! Damit er sich der vor mir nicht gar so sehr zu geniren braucht mach' ich jetzt auch Schulden!" Arzt: schlau. Ader Mensch, wie konnten Sie denn meinen Schneider zur Ordi nationsstur.de hereinlassen?" Diener: .Bitte, er hat gesagt: eS fehle ihm 'waS!" achederblüche. Professor: ..Meine Herren, dieser Fall ift eine Seltenheit, die oft vorkommt!" Aus dem Genchtsfaal. Richter : .Nicht allein ein gewiegter Einbrecher sind Sie. fondern auch ein gefährlicher Ausbrecher !" Angeklagter : .Aber, Herr Präsident, das gleicht sich doch aus!" Doppelsinnig. .Wer ift der junge Mensch, ber ba eben zur Thüre herausflog?" Ein entfernter Verwanbter vom Hausbesitzer I" Die 4 Temperamente bei der Arbeit. Der Phlegmatiker thut ein'S nach bem anbern, ber Sanguiniker ein'S vor bem anbern, ber Choleriker zweierlei zugleich, der Melancholiker gar nichts. Aus der Kaserne. Corpora! (ber von einem Einjährigen auf eine Frage eine unrichtige Antwort erhält): Euch Einjährige kann man noch so dumm fragen man bekommt doch nie eine g'scheidte Antwort !" Schicksalstücke. ES ift entsetzlich, Herr Toctor, ich darf beginnen, waS ich will und noch so wenig genießen ich nehme doch im mer zu !" .SchickfalSdicke, gnädige Frau !" Kindliche Reflection. Peterl (zu seinem Vater, der beim Waschen den Krug vom Waschtisch her untergeworfen): Du haft'S gut, Papa, daß Du kein Kind bist!" Aus der Schule. Wie ich gehört habe, HanS. ist Deine Mutier an Scharlach erkrankt. Bis sie wieder gesuud ift. darfst Du nicht in die Schule kommen, da Du diese Krankheit sehr leicht von ihr be kommen kannst und von Dir dann die übrigen Schüler !" Da brauchin Sie sich nicht zu be ängstigen, Herr Lehrer! Ich habe eine Stief-Mutter. und von der hab' ich noch nie 'waS bekommen !" Ein GIückxilz. Grab' aus bem Wirthshaus komm' ich heraus, Herrgott, ich trau' mich fast nimmer nacd Saus. ES füllt mir für heut' keine Nothlüge ein, Die für'S Ausbleiben könnte plausibel sein. Unb wie ich so grüble, merk' ich'S mit Strecken. Ich bin schon am Thor ; um mein Weib mal ,u wecken Ziehe ich sacht mir bie Stiefel aus Und schleich' wie ein Dieb mich heimlich ins HauS. Drin brennt noch die Lampe I Mein brauchen wacbt I Ich öffne die Thür mit Vorsicht ganz facht Dem Himmel fei Dank ! In beS Bet teS Hafen Hat sie die Gardinenprebigt glücklich verschlafen. vriickfelzler. Bald hörten wir auch im Rücken Schüsse, und wir waren umzingelt. Kurz. unsreLagefingan,ur(un)gemüth lich zu werden. Schlau. Arzt: ..DaS Kind muß EiZüdkrsck,l,ie auf dem Kopf haben." Dame : .Damit eS die Kälte ni,Ht kn sehr erschreckt, darf ich daS EiS wohl 'n bischen würmen?" Unter Brautleuten. Sie : mfiAle hn6 mir mm ,,. lich Hochzeit machen, ich bin es müde, uv muyn zu marien. Er: Na. wenn Du müde bist, dann will ich Dich sitzen lassen." Unverfroren. Hören Sie mal. Sie bülten mir meinen Schirm dock, törrn lanne mi,k,?. bringen können." Ja, aber eZ reziict doch immerwüb. rend."