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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (June 30, 1898)
in Gruß von ihm. Z!,n 1 Willibald. ,tiaü IrB mir mtV und aS! z ,U I In icölft mit, 1(6lft mit überall ! Heute war ihr Geburtstag und ihr PnMt4Siv JttillMm. ii!)!.!! o-n - Unbewealick, faß sie am offenen Fm Bet. Sie bemerkte eS nicht, daß die FrühlingSlutt schmeichelnd um ihre emu öriffl. Sie hörte nicht daS süßt Schlagen der Nachtigall, die unten am Bach im Weidengebüsch in den hellen Maimor ora b ne n ubelie. rnebt den ginienrus. der immer näher kam und schließlich dicht beim Hause aus dem Kirschenbaum ertönte. In ihrem Herzen blieb kS kalt und dunkel. 3d tbränenloen ugen, oe ren helles Blau von dem fast schwarzen Haar so seltsam abstach, blickten ftarr in den fruhlingZgrünen Garten hinaus. Sie konnte nicht weinen, auch heute nicht, an dem ersten Geburtstag seit ty. rer Hochzeit, den sie ohne ihn verlebte. Sie hatten sich so sehr geliebt ach, so sehr! Unablässig schlug der Fink im ir schenbaum. Nun hörte sie ihn doch. Ihr verkündete er keine Lenzesbotschaft. Aufstöhnend barg sie ihr schmales blaffeS Gesicht in ihren marmorweißm Händen. .Hörst Du den Fink im Kirschen bäum?" so hatte er noch vor wenigen Wochen zu ihr gesprochen oder waren es doch Jahre lange, traurige endlose Jahre, seit sie feine Stimme zuletzt ge hört hatte? ES mag ihm wohl ge fallen zwischen all' den Blüthenknospen. Wenn kein tückischer Nachtfrost mehr kommt, so wird der Baum gerade Ostern im schönsten Blüthenschmuck prangen. Und alS die Osterglocken klangen, da stand der Kirschenbaum herrlich da im weißen Blüthenileid. vom goldenen Sonnenschein überfluthet, von summen den Bienen umschwärmt, von bunten Schmetterlingen umgaukelt. Er aber, der sich so sehr auf den Frühling gefreut, er konnte seine Herr lichkeit nicht mehr schauen. Weiß und still lag er in dem verdunkelten Garten zimmer ; flackerndes Kerzenlicht huschte über seine hohe, blasse Stirn, über die eingefallenen Wangen, über die bleichen Lippen, die nie wieder lächeln, nie mehr ein gutes, ernstes Wort sprechen wür den. Und ein gutes, ernstes Wort aus ei nem liebenden Herzen Hütte ihr doch so nothgethan, der jungen, so schnell ver wittweten Frau, die thränenloS und berzweiflungSvoll ihrem Schmerze nach hing. Man hatte sie wohlmeinend auf ihre Kinder verwiesen. Aber bis jetzt hatte sie keinen Trost bei ihnen gefun den. Die beiden kleinen Buben, die Ver wandte in den ersten Tagen zu sich ge nommen hatten, kamen zurück, laut und luftig wie immer. Annemarie, die äl teste, des Vaters Liebling, fragte wohl, ob der Papa im Himmel auch ein Pferd habe, und wer nun feine schönen Uni formen bekommen würde, sie weinte wohl auch ein paar Thränen, wenn sie die großen Leute weinen sah, doch spielte sie gleich darauf ganz vergnügt mit ihren Puppen, und ging nach ein paar Tagen in ihrem schwarzen Trauer Ileidchen wohlgemuth wieder in die Schule. Ahnten sie denn gar nicht, welchen Verlust sie erlitten? Fühlten sie denn nicht, daß der grausame Tod ihnen den besten, geduldigsten Vater geraubt hatte ? Ein Sonnenftreifen fiel in das Zim mer. Hell beleuchtet schien die Gestalt eines hohen, stattlichen Offiziers aus dem breiten Goldrahmen hervorzutre ten. Die Hände krampfhaft verschlungen, das blaffe Antlitz vorgebeugt, wie in Schmerz versteinert, blickt fie mit heißen Augen zu dem Bilde empor. ES kann ja nicht wahr fein," klang eS in ihrem wildklopfenden Herzen, daß Du mich verlassen haft. ES ist ein Traum, ein schwerer, böser Traum, der mich ängstigt. Nimm mich in Deine Arme, daß ich Deinen Herz schlag spüre. Die Welt ist so leer ohne Dich. Der Sonnenftreifen rückte vor. Das Bild trat in den Schatten zurück. Sie versank in leidvolleS Träumen. Als fie wieder aufschaute, erblickte sie im hellen Lichte eine andere Gestalt, sich selbst als Braut, dem Glück entgegen lächelnd. Ach, wenn fie eS damals geahnt hätte, wie rasch daS reichste Glück in Trümmer gehen kann! Mit einer müden Bewegung erhob sich die junge Wittwe von ihrem Sitz. Vor dem Bilde des Dahingeschiedenen blieb fie einen Augenblick stehen. Ach, Liebster," sprach sie leise, .sende mir nur einen Gruß, auf daß ich nicht ver zweifle." Einige Minuten später schritt sie langsam, in schwarze Schleier gehüllt, durch den sonnigen blüthenschimmern den Garten. An dem luftig plätschern den Bächlein ging sie entlang. Die Nachtigall im Weidengebüsch ver ftummte. Sie überschritt die leichte Brücke; fie schlug einen einsamen Pfad ein, der durch maiengrüne Felder führte hin zu dem stillen Garten, wo zwischen dunklen Cypressen weiße Marmorkreuze schimmern. Heute war ihr Geburtstag und ihr Hochzeitstag zugleich! .Was soll der Frühlinz noch für mich WaS ist der Frühling ohne Dich?!' In dem artenzimmer auf demselben Platz am offenen Fenster, durch daS jetzt in breitem Strom da? goldene Sonnen licht hereinfluthete, faß etwa eine Halde Stunde später die kleine Annemarie. deren langeä, blonde Haar icltn ette Sonnenaold ,u lein flutn. Bevaattaz. wie ein Kätzchen sich sonnt, schmiegte sie m in den aroken. ge chnitzten eyn stuhl, baumelte mit den Beinchen und dlin,elte woblia in die belle Maieniukt Wie fröhlich doch der Fink im Kir ckiendaum finat! I eS wohl oer'eive. den fie im Winter einmal halberftarrt gefunden hat, der in ihren warmen Händen zu neuem Leben erwachte und der nachher von der Fensterbank vor dem Kinderzimmer sich die Körner und Krumen holte ? Sie hatte lyn gerne ve halten. Aber da er so scheu war und fich daZ Köpfchen im Käsig fast blutig stieß, hatte fie ihm die Freiheit ge schenkt. .Er wird Dir dafür im Frühling .sein schönste? Stücklein pfeifen.' hatte der Vater aeiaat. Die Augen des KindeS wandten fich jetzt auch dem Bilde zu. Sie hatten denselben warmen, klaren Ausdruck, wie die Auaen. die aus dem lebenSvol len Männerantlitz ihren Blick zu erwi dern schienen. .Väterchen." sagte die leine zart lich, hörst Du dort oben auch, wie der Fmk im Kirschenbaume singt k Gelt, heute kannst Du wohl schön zu unS herunterblicken. Der Wind hat all' die garstigen Wolken weggeblasen. Sie suchte etwas tn lyrer leiver tasche und brachte ein blitzblankes, fun kelnagelneueö Markstück zum Vorschein. Siebst Du. da habe ich auch noch. Ich habe mir doch nicht den dicken Gummiball dafür gekauft. ES ist das Letzte, was Du mir geschenkt hast. Du weißt doch noch, weil lch zu Ostern ver setzt worden war. Deshalb verwahre ich eS immer und immer und immer." Sie drehte da? Markstück zwischen den Fingerchen, freute fich an seinem weißen Glanz und schob eS dann wieder in die Tasche. Wie still und einsam war eS doch im Hause. Od denn die Bonne mit den Buben noch immer nicht vom Spazier gang zurückkehrte l Wo doch nur die Mama so lange blieb? Auf dem Tischchen vor ihr lagen mehrere uneröffnete Briefe, alle an die Mutter gerichtet. Freilich, eö war ja ihr Geburtstag heute. Sie hatte fich jeden Besuch, jedes Geschenk, jeden Glückwunsch fast heftig verbeten. ES war Annemarie streng ftenS eingeschärft worden, mit keinem Wort den Geburtstag zu erwähnen. Wie war daS anders gewesen im vorigen Jahr., Der Vater hatte fie ein Gedicht gelehrt, daS er selbst verfaßt hatte, ein großer Geburtstagskuchen mit vielen Kerzen hatte mitten auf dem Tisch gestanden, und Annemarie hatte mitgehen dürfen, als der Vater im nächsten Blumenladen einen großen Strauß Maiglöckchen für die Mama kaufte. Maiglöckchen waren ihre Lieblings blumen. Auf dem Bilde dort, wo fie so wun derschön in dem weißen Kleide aussah, so ganz anders wie jetzt in dem fchwar zen, hatte fie auch Maiglöckchen in den Händen. Annemarie blickte von dem Bilde der Mutter zu dem des VaterS. Sie hatte das blanke Markstück wieder hervor geholt und drehte es unschlüssig hin und her. Sollich?" fragte sie leise. Dann huschte sie aus dem Zimmer, lief auf den Kiesweg um das HauS herum und schlüpfte flink durch daS Gartenthor. ES war fast Mittag, als die junge Frau vom Kirchhof heimkehrte. Wie sie fich mit langsamen, müden Schrit ten dem Hause näherte, hörte sie Anne marieS helle, lachende Stimme im Pferdeftall. Sie denkt schon gar nicht mehr an ihn." dachte die Mutter bitter. AIS fie die Thür des GartenzimmcrS öffnete, wehte ihr ein süßer Duft ent gegen, der vorher nicht darinnen war. In jähem Schreck fuhr sie mit beiden Händen nach dem Herzen. Ein großer Maiglöckchenftrauß lag auf dem Tisch chen am Fenster. DaS war immer seine Gabe zu ihrem Geburtstag gewesen. Mit zitternden Händen griff fie da nach. Sie sank auf den Sessel nieder und barg ihr Antlitz in den weißen Blüthen. Zum ersten Mal wurde eS ihr wieder warm um'S Herz, zum ersten Mal konnte fie weinen um daS, was fie verloren. Unaufhörlich rannen die heißen Thrä nen über ihre Wangen in die duftenden Blüthen nieder. Ein schmerzliches Schluchzen erschütterte ihren Körper und doch! wie wohl thaten ihr diese Thränen. In der halbgeöffneten Thür stand Annemarie. Erschrocken blickte fie auf die Weinende, die sie gar nicht bemerkte. War eS denn so schlimm, waS sie ge than, daß die Mutter fo sehr darüber weinte? .Mama," begann sie zaghaft Die junge Frau blickte auf und trock nete schnell ihre Thränen. .Annemarie", rief sie und breitete ihre Arme nach dem Kinde auS. Ader die Kleine zögert. .Ich habe eS gethan. Mama," bekannte ne klein laut. .Ich wußte nicht, daß eZ Dich weinen machen würde. Ich dachte nur. Väterchen würde traurig sein, wenn er auS dem Himmel sähe, daß Niemand Dir Blumen zum Gedurt-lag schenkt. Tief bewegt zog die Mutter daZ Kind an ihr Herz und küßte daS liebe Gesichtchen. .Mein Liebling," war alles, was sie sagen konnte. Annemarie athmete tx leichtert auf. .Sind sie nicht fchön?' plauderte sie, indem fie ihr NäZchen in die weißen Blüthen steckte. .Ach. und wie sie duften! Sie kosten aber auch eme ganze Mark." .Woher hattest du daS Geld denn. Annemaricchen?" Die Kleine senkte den Blick. .SS war die blanke Mark, die Papa mir zuletzt geschenkt hat. sprach sie Sockend. .Die du niemals ausgeben wolltest?" fragte die Mutter gerührt, während neue Thränen ihre Augen füllten. Annemarie nickt, stumm. Tann sah sie bittend zur Mutter auf. .Ich hätte sie ja selbst lieber behalten," sagte fie entschuldigend, ober ich hatte doch keine andere." Die blaffe Frau zog daS Kind auf ihren Schooß und hielt eS fest in ihren Armen. .Sie hat nicht nur des Va tnS Augen," dachte fie, .sie hat auch fein warme? Herz." Nun fühlte sie doch, daß sie in ihren Kindern Trost sinken werde. Ein Gruß von ihm war ihr der duf tige Strauß, den sie aus den Händen seines Lieblings empfangen hatte ein Gruß und eine Mahnung ! Aus dem Garten drang fröhlicher Knabenlärm durch die sonnige Mit tagZftille. .Komm, mein Kind," sagte die junge Wittwe, wir wollen den kleinen Brüdern entgegen gehen." Annemarie an der Hand stand fie noch einen Augenblick vor dem Bilde ihres Gatten. .Du bist nicht todt, Geliebter," klang es in ihrem Herzen, du lebst in unsern Kindern." . Schullneisters Aelteste. Don V. Rödgcn. Clara MertenS, des Schulmeisters älteste Tochter, überflog mit prüfendem Blick das Zimmer. Sie zupfte noch einmal an den blüthenweißen Gardinen, rückte die weißen und gelben Narzissen zurecht und glättete mit schier zärtlichem Streichen das schneeige Linnen, das über den Tisch gebreitet war. Es waren keine ausgesuchten Delikatessen, die zier lich geordnet, in reicher Fülle dort auf gestellt waren, aber waS Küche und Garten des DorfschulhauseS boten, hatte Clara herheigeschafft: süßduftende Ho nigscheiben, draunwangige Sooleier, frischgebackenes Schwarzbrot, goldgelbe Butter, dazu verschiedene Sorten Wurst und verlockend aussehenden Schinken. Und alle die einzelnen Teller und Schüs sein waren geschmackvoll garnirt mit frischgrünen Rapunzen, den ersten Früh lingSgaben des GartenS. Die außergewöhnliche Reichhaltigkeit der Tafel sowohl, wie auch die Sorg fält, mit der da Ganze zugerichtet war, ließen errathen, daß Gäste im Schul haus erwartet wurden. Und so war'S auch in der That, und zwar waren eS gar vornehme Gäste, die sich angemeldet hatten: Frau Eberlein, die Wittwe des reichsten Fabrikanten in der nahen Pro vlnzstadt, und deren Sohn Ernst. DaS junge Mädchen schien mit dem Resultat ihrer Revision zufrieden; sie ließ jetzt ihre Blicke nach der altmodi schen Wanduhr hinüberschweifen: ein halb zehn Uhr! In einer halben Stunde konnten die Erwarteteneintreffen. Nun flugS noch ein paar Sträuße für die Gäste gepflückt, Sträuße von Blumen, wie sie die noch wenig vorgeschrittene Vegetation um diese Jahreszeit bot. Clara wußte, wo sie solche fand: an der Hecke entlang, die den Schulgarten vom Felde trennte, wuchsen Veilchen die Menge, und nur wenige Schritte weiter hin, unter den ersten Bäumen des Waldes, der fich in weitem Bogen um das Dorf zog, gab'S Schneeglöckchen, Himmelschlüssel und Windröschen. Dorthin lenkte Clara ihre Schritte. Und während sie emsig Blume um Blume pflückte, weilten ihre Gedanken bei denen, für welche die Blumen be ftimmt waren. Länger als ein Jahr hatte sie im Eberlein'schen Hause zuge bracht als Stütze oder Gesellschaf. terin, wie ,S offiziell hieß, thatsächlich aber war sie wie die Tochter vom Hause gehalten worden und fie selbst hatte fich so gefühlt. Reizende Stunden hatten die drei mit einander verlebt, bis dann der Tod ihrer Mutter all' der Freude ein jüheS Ende bereitet hatte. Clara mußte, als Aelteste, heim, um daselbst den Haushalt zu führen. Schweren Herzens hatte sie dem Rufe des VaterS Folge geleistet. Wie schwer ihr der Abschied vom Eberlein'schen Hause geworden war, daS ahnte Niemand, das wußte fie nur allein. Selbst der, um dessentwillen ihr das Herz schier brechen wollte, ahnte eS nicht durfte eS nicht ahnen. Tag für Tag. des Mittags und deS Abends, wenn Ernst Eberlein, der stattliche junge Mann, auS der Fabrik heimkehrte, hatte Clara fich am Fenster zu schaffen gemacht, von dem aus fie die Straße übersehen konnte. Verborgen hinter der Gardine, hatte fie sein Kommen erwar tet und heiße Blicke verzehrender Leiden schaft waren ihm au? ihren große' blauen Augen entgegengeflogen. Hier, wo sie Niemand beobachtete, durfte sie daS wagen; nachher, wenn sie am Zisch, einander gegenübersaßen, mußte fi wieder Eleichgiltigkeit heucheln, denn nie hätte fie eZ über sich gebracht, dem Lohne ihrer mütterlichen Freundin auch nur durch einen Blick zu verrathen. wie sehr er all ihr Denken, all ihr Sinnen und Fühlen gefangen genom mcn. Und Ernst, wie dachte er über sie? War sie ihm gleichgiltig oder brachte er ihr ein wärmeres Interesse als nur da? der Freundschaft entgegen? Wie oft hatte sie sich diese Frage vorgelegt Allein bisher war eS ihr noch nicht ge lungcn. die rechte Antwort darauf zu finden. Ein paarmal, wenn sie deS Abends beim Lampenfchein über eine Arbeit gebückt war und plötzlich aufge schen hatte, hatte fie Ernst ertappt, wie er verstohlen über seine Zeitung oder sein Buch hinweg zu ihr hinuberdlickte. Da war dann allemal eme heiße Blut welle ihr zu Kopf gestiegen, und fie Hütte aufjubeln mögen vor lauter Glück, seligkeit: er liebt dich, er liebt dich Aber daS war eben nur ein paar Mal gewesen, sonst wollte eS ihr eher schei nen. als ob Ernst, wenn seine Mutter nicht zugegen war, fie zu meiden suche. als ob er ein Alleinsein mit ihr zu furchten chien. Freilich, als fie dann Abschied voll ihm nehmen mußte, da hatte er immer wieder die Hand gedrückt, und ihr war eS auch so vorgekommen, als umflorte ein feuchter Schimmer fein Auge; aber konnte sie denn wissen, od das ihrem Scheiden galt und nicht vielmehr eine stumme Beileidsbezeugung war wegen des Hin cheldenS ihrer Mutler? Und heute sollte sie ihn wiedersehen! AIS kranker Mann kam er in ihr Vatev HauS, nm dort Genesung zu suchen von langen, schweren Leiden. Landluft und Ruhe, hatte der Arzt verschrieben, und Frau Eberlein war deshalb vor ein paar Tagen herausgekommen m das idyllisch gelegene Dorf und hatte Clara'S Bater gebeten, den ReconvaleScenten in seinem Hause aufzunehmen. Und als dieser zunächst noch Bedenken geäußert. ob er in dem schlichten Haushalte wohl hinreichende Verpflegung finden würde. da hatte Frau Eberlein mit so sonder barer Betonung entgegnet: Die Ver pflegung allein thut'S nicht immer . die Pflege ist'S, die manchmal Wunder wirkt!" Nun, waS an ihr lag. daS hatte Clara sich fest vorgenommen, wollte sie schon thun, daß Ernst fich über Mangel hafte Pflege nicht würde zu beklagen haben. Fernes Peitschenknallen schreckte Clara aus ihren Gedanken auf. Sie befchat tete die Augen gegen das blendende Sonnenlicht und blickte über die in jungen Lenzesgrün prangenden Felder hinweg nach der Landstraße, wo ein altmodischer Landauer in langsamem Tempo auf das Dorf zufuhr. Er brachte, wie Clara's scharfes Auge bald festgestellt hatte, die Erwarteten. Schnell lief fie in'ö HauS zurück, steckte die gepflückten Blumen in die bereits auf dem Tische stehenden Vasen und eilte dann wieder vor daS HauS, wo fie gerade zur rechten Zeit eintraf, um die Gäste zu empfangen. Sie müssen mir Alles zeigen. Früu lein Clara, den Garten, die Hecken und den Wald, wo fie die reizenden Blu men gepflückt haben !" Wenn s Ihnen nur nicht zu viel wird, Herr Eberlein !" Bewahre! Ich fühle mich ,a, od wohl ich kaum länger als eine Stunde hier bin, bereits so wohl! Ich weiß nicht, ob ich das auf Conto des treff lichen Frühstücks oder der Landluft setzen soll ! Also, wie ftehtS. Fräulein Clara, wollen Sie mich führen?" Gewiß sehr gern I" Und die bei den jungen Leute ließen den Schulmei fter und Frau Eberleln allem lm Zim mer zurück und schlenderten hinaus in's Freie. Frau Eberlein blickte ihnen leuchten den AugeS nach. .Sie werden sehen, Herr MertenS," sagte fie dann, zum Schulmeister' gewandt, ich behalte Recht: die Pflege hier in Ihrem Hause wird Wunder wirken !" Unterdessen schritten Clara und Ernft, Letzterer leicht auf den Arm des jungen Mädchens gestützt, auf den mit niederem Buchsbaumgefträuch ein gefaßten Wegen dahin, dem AuSgange deS GartenS zu. Aber merkwürdig, während fie drinnen in Gegenwart von Vater nnd Mutter munter geplaudert, gingen fie jetzt einsilbig neben einander her, ein Jedes mit feinen innersten Ge danken beschäftigt. An der Hecke, an der Clara vorher die Veilchen gepflückt, stand eine Bank. Wollen Sie hier erst em wenig ruhen?" fragte sie. Ernft blickte sie mit dankbaren 25 cheln an. Wie besorgt Sie um mich sind! Ich danke Ihnen!" Und erbe gleitete seine Worte mit einem leichten Händedruck. ES that Ernft augenscheinlich wohl. fich von der wärmenden LenzeSsonne, die noch gar nichts von dem Sengen und Brennen sommerlicher Hitze an sich hatte, bescheinen zu lassen. Rechts von ihnen stiegen die dunklen Stämme des Hochwaldes empor, blätterlos noch, an daS kaum verflossene Regiment des Winters gemahnend; nur daS Un terholz zeigte schon einen zarten, grü nen Hauch deS erwachenden Frühlings. Ader vor ihnen, soweit daZ Auge reichte, sproßte die junge Saat in kräftigem saftigen Grün, unterbrochen hie uns da nur von einem gelben Streifen, einem blühenden RapSftlde. Kein Wölkchen zeigte sich am Himmel, in strahlender Bläue spannte fich da welje Zelt Tiefe, feierliche Stille herrschte rinzS umher, nur auS weiter Ferne drang durch den klaren Aether daS Judiliren einer Lerche zu den beiden jungen Leu ten hcrad, und vor Ihnen summten einige Bienlem, emsig den Honig sam melnd, um die gelben Blüthen der Hlmmelschlllffel. Wie ich mich hierher gesehnt bade unterbrach plötzlich Ernft die feierlich Etllle. Nach dieser himmlischen Ruhe?" fragte Clara. .Jawohl auch danach !" Auch danach?" Ernft legte seine Hand auf die Cla ra'S und sie fühlte, wie die Hand zit terte. .Jawohl, Fräulein Clara auch danach l In erfter Linie aber" und dabei blickte er ihr voll in'S Gesicht in erfter Linie aber hatte ich Sehnsucht nach Ihnen, Clara! Nach Ihrem lie den Geplauder, nach Ihren Augen. Die mußte ich wieder sehen, die haben mir gefehlt, seit Sie unS verlassen. Und Sie, Fräulein Clara haben Sie wohl manchmal meiner gedacht? Ja? Sprechen Sie, ich bitte haben Sie meiner gedacht gern meiner gedacht?" Clara schlug vor dem forschenden Blick die Augen nieder. Sie versuchte. ihm ihre Hand zu entziehen, nein, er hielt sie fest. Und IS Clara schwieg, legte er leise seinen Arm um sie und zog die Widerstrebende mit sanfter Gewalt an sich. Clara, Clärchen, Du ein zige, ahnst Du denn nicht, daß ich ohne Dich nicht leben kann? Und Du sag mir doch nur ein einziges, kleines WM chen, ob Du mich liebst !" Ader auch jetzt schwieg Clara noch. Einen einzigen flammenden Blick warf sie dem Geliebten zu, dann schlug sie die Hände vor das Gelicht und sank schluchzend an seine Brust. Aber nicht Thränen des Schmerzes waren s, son dern lauter Freudenthränen, die ihr die Augen füllten. Und Ernst küßte sie ihr alle alle in glühender Leidenschaft hinweg. Wie ringS um sie her alles sproßte und knospete, waS in starrem Schlummer dem Erwachen entgegen harrt, fo war in den Herzen der bei den Menschenkinder jäh die Liebe aus geflammt, die lange, lange schon dort verborgen gekeimt. Als der Schulmeister und Frau Eberlein etwa eine Stunde später vom Fenster aus die beiden jungen Leute durch den Garten auf das HauS zu chreiten sahen, meinte Frau Ebenem .Nun sehen Sie bloß, wie mein Junge aussieht ordentlich rothe Backen hat er gekriegt und sein ganzes Gesicht strahlt a vor Wonne I" Ja, ja, ganz recht ! Ich hatte nicht geglaubt, daß die Landluft solche Wunder wirken könnte !" .Die Landschaft!" lachte Frau Eber lein. Nein, mein lieber Herr MertenS die hat s auch wirklich nicht gethan Die Pflegerin ist'S gewesen. Und nun will ich Ihnen auch etwas gestehen! AlS mein Junge todtkrank auf seinem Lager lag, da kehrte in seinem wirren Fieber Phantasien immer und immer ein Name wieder, und dieser , Name hieß Clür chen". Da wußte ich, wo der Aermfie die richtige Medizin zur. völligen Gene ung finden würde, und nun wissen Sie auch, weshalb ich ihn gerade hierher brachte. Sind Sie mir böse deS wegen?" Sie streckte ihm bei diesen Worten mit einem freundlichen Lächeln die Hand entgegen. Der Schulmeister war aber durch diese Eröffnung fo überrascht, daß er zunächst qar keine Worte fand. Dann stammelte er verwirrt: Sie glauben doch nicht, daß Clara meine Aelteste " Doch, doch," unterbrach lhn Frau Eberlein lachend. Ich glaube nicht nur, sondern ich weiß " Und noch ehe sie den Satz vollenden onnte, that sich die Thür auf und froh lockend warf fich Clara in die Arme ih reg VaterS. Vater ich bin ja so glücklich so glücklich!' Auf dem Birnbaum vor dem Schul Hause schmetterte eine Amsel ihr Liebes lied in die blaue Lenzesluft hinaus. Ob fie eine Ahnung hatte von dem Glück, das mit der erwachenden Natur da drinnen in dem traulichen Zimmer deS SchulhaufeS feinen Einzug ge halten? Die RaSerche. In ihren .Erinnerungen" erzählt die bekannte Schriftstellerin Thekla v. Gum pert folgende ergötzliche Geschichte. Die Fürstin v. Radziwill besaß zwei grüne Papageien, die, weil sie gern daS Wort Racker" auSsprachen, die Rackerchen genannt wurden. Sie nahm dieselben auf ihren Reisen stets mit. Einst kam fie mit ihren beiden jugendlichen Söh nen durch Schlesien, nahm die Mittags tafel in einer kleinen Stadt ein und wurde von deren Bürgermeister feierlich verabschiedet, alS sie wieder in ihren Wagen stieg. Sie dankte ihm und rief dann einem Diener zu: Sind die Rackerchen auch im Wagen?" Diensteifrig erwiderte der Bürger meifter mit einer tiefen Verbeugung: Zu Befehl, Königliche Hoheit, die jungen Prinzen sind bereits einge stiegen." Kein 'ichntt. Erster Strolch: .'l is nich zu jloben, wat de 23t li jetzt fortjeschritien iSl' Zweiter Strolch: .Äch wat, quassele nich von Fortschritt; wenn De heite wat stiehlst, wirft De jrrade so injcsperrt wie vor zwechundilt Jahren." Aknstnsxlitter. Wer zu viel über daS Leben nach denkt, vergißt zu leben. Einst schrieb man für' Herz, heute schreibt man nur für die Nerven. Kopsschmerzen rühren nicht immer von .Kopfarbeit' her. IrucffobI. Er schwur, fie könne jederzeit auf seine Hiebe (Liede) rechnen. Schlau. Herr Wirth, bringen Sie mir, bitte, ein Beefsteak, aber ein großes; denn ich bin furchtbar nervös jede Kleinigkeit regt mich auf." Okrschnaxxt. Herr: .So. der Rentier Müller ist Ihr Patient; wird seine Krankheit lange dauern?" Arzt: .Jedenfalls, der ist ja beinahe Millionär." Kucgemäß. Ein Polizist rennt hinter einem Mann einher, endlich holt er ihn ein: .Wer sind Sie?" Der Mann legitimirt fich. .Weshalb laufen Sie also?" .Ich habe Marienbader Wasser ge trunken und muß gemäß Verordnung meines BrzteS laufen." Sie sehen doch aber, daß ich hinter Ihnen herrenne." WaS geht mich das an vielleicht haben Sie auch Marienbader getrun ken." verplappert. Ich darf Sie also nicht mehr sehen. Fräulein Alice?" .Nein niemals. Dann leben Sie wohl für immer l" .Adieu auf Wiedersehen!" lNoderne Kinder. Großmutter: WaS seh' ich in Deinem Zeugniß steht da eine Bemer kung plaudert gerne!?" Die kleine Ella: Ach. Großmama Du weißt, daS ist ja bei uns Frauen die schwache Seite!" Gut geschildert. Ist die Braut unseres Freundes Albert auch hübsch?" So, so; sie hat ungefähr ein solches Geftcht, wie wenn ein Mädchen, welches Leberthran getrunken hat, in eine Citrone beißt." Achsol Gattin: Emil, ich glaube, eS wäre beffer, Du giebst das Selbftrasiren auf und gingest lieber zum Barbier?" Gatte: Aber warum denn? Ich rafire mich doch ausgezeichnet." Gattin: Ja, aber wenn Du Dich rafirft, ist Karlchen immer dabei, und das Kind lernt dann fo häßliche Schimpfworte." Ai,a. A.: Ich sag? Ihnen, eö ist zu viel Freiheit auf den Straßen." B.: Das kann ich gar mcht finden; worüber beklagen Sie fich denn?" A.: Na, denken Sie fich. neulich läuft unser kleiner Hund auf den Damm, da kommt solch' ein Radfahrer angesaust, überführt ihn und reißt dem Thier den halben Schwanz ab. Ist das mcht ein Skandal?" B.: Ja. hübsch m eS nun gerade nicht, aber WaS wollen Sie nun thun?" A.: Na, selbstredend werde ich den Kerl, der ihn überfahren hat, auf Scha denersatz verklagen." B.: Wo ift er denn?" A.: Na, vorläufig liegt er noch im Krankenhause, fo habe ich ihn zuge richtet !" wer Schaden bat. .fiiiftpriiinn (tt t'mem nnntrtslS r i ."-'n- J ........ - n - reiter, der vom Pferde gefallen ift): Sind Se denn schon so müde, daß Se sich hinlegen müssen?" Sport süchtig. Hausfrau: Mina. sind Sie aber lange Zeit bei'm Einkaufen ausge blieben, trotzdem Sie dazu mein Zwei rad benutzt haben." Dienstmädchen: Ja sehen Sie, Ma dame, unterwegs traf ich die Auguste von nebenan auch auf dem Bicycle und da haben wir vor dem Einkau en erst em kleines Wettradeln veran staltet !' Frech. Gast: Kellner, da fitz' ich nun be reits eine halbe Stunde und bekomme nichts." Kellner: Eine halbe Stunde na, wie die Zeit vergeht l" Erratk?en. Arzt: Ich finde, daß Sie sehr nervös sind, Sie verrichten gewiß eine anftren gende Kopfarbeit?" Patient: Jawohl, ich bin Friseur. Das beste Mittel. l.: Wissen Sie, das ift ja fkan dalöS, das sollte man veröffentlichen!" B.: Sie haben recht; ich werde es gleich meiner Frau erzählen!"