Die blaue K:?. tfrid'jliiitg ooit , d e ! j. Vor etwa dreißig Jadren lebte in Bresfigny. der Stadt der Gattenkultur, ein eoemalieet gteuerbeamter. der sich mit Rosenzüchtunz deschästizte. JuliuZ SlMn hatte sich, wie viele alte Solda ten, erst nachdem er den Tienft ouiitirte derlzeiratdet. Seine Frau schenkte ihm in Ztchterchen, ftard oder bald darauf und ließ den armen Mann mit dem Rind allein. 153 war eine schwere P 'licht, doch der ölte Eteueraufselzer liebte daZ ihm in so spaten Jahren geborene Rind so zürt lich, daß er sich der ihm durch den Tod der Mutter zugefallenen Aufgabe in vollem Maße gewachsen zeigte. Damit sein Garten unter der ihm gewordenen Eorge nicht zu leiden bade, erhob er sich früher deZ Morgen? und legte sich später deZ AdendZ zur Ruhe. lZ Jeanette größer wurde, durfte sie nicht mehr von seiner Seite weichen. Er nahm sie mit sich, wenn er feine Blumen, Gemüse und Früchte zum Markt trug, setzte sie neben sich auf sei nen Rock, wenn er im Garten arbeitete, und unterbrach sich tausendmal, um ihr zuzulächeln, mit ihr zu plaudern oder auf ihren Ruf herbeizueilen. Man war so gewöhnt, ihn nie ohne das Kind zu sehen, daß er in der ganzen Nachbar schaft Papa Amme" hieß. Wie gesagt, er trug zur damaligen Zeit noch tüglich Früchte und Gemüse zu Markt, denn erst viel später widmete er sich ganz der Rosenkultur. Sein Garten war groß und nach Art der HanoelZgörten angelegt. Die Mauern waren mit Wein und Obst, spalieren bedeckt. Schmale, mit BuchZ bäum eingefaßte Gänge liefen zwischen breiten, mit allen möglichen Gemüsen gefüllten Beeten hin. Den Mittelpunkt bildeten prächtige Obftdäume ; Johan niZ und Stacheldeerftrüucher, Rosen sticke und andere Stauden dienten alZ Rahmen, und der Vordergrund war einem wahren Durcheinander von Nutz und Zierpflanzen erfüllt, die ohne jede Symmetrie, sichtlich nur, um sorg fältig jedes leere Plätzchen auszunutzen, dort angebaut waren. Ein eigenthümlicher Zufall hatte Papa Allain zum Rosenzüchter gemacht und in dem alten Garten eine totale Uuiwälzung hervorgebracht. Bor dem Häuschen befand sich näm lich ein Rosengebüsch von verschiedenen Rofenarten. Eine? Tage? nun hatte der gute Mann einige Samenkörner gesammelt in einen Topf gesäet und dann die zarten Pflänzchen. die daraus entstanden waren, der Gartenmauer entlang gesetzt. Er pflegte sie sorglich und war gespannt, waZ daraus ent stehen würde. Im dritten Jahre brach ten sie endlich KnoZpen hervor. Unter den vielen einfachen und haldgefüllten Blüthen war auch eine von außer ordentlicher Regelmäßigkeit, herrlicher Fülle und tief purpurrother Farbe die gegen den Kelch zu ins Schwarze über ging. Nach den ersten Augenblicken der Ueberrafchung dachte er sofort an feine Jeanette, die mittlerweile zu einem jungen Mädchen von fünfzehn Jahren herangewachsen war. Er lüfte die Rose behutsam von dem schwachen Strauch und trug sie triumphirend zu seiner Tochter. Beide konnten sich nicht satt daran sehen und wurden nicht müde, sie zu bewundern. Dieses Ereigniß machte große? Auf sehen unter den Blumenliebhabern deZ Landes ; von weit und breit kam man, die Rose des guten Allain zu betrachten, und ein Rosenztichter bot ihm zweitau send Franc? dafür, die auch freudig angenommen wurden. Dieser unverhoffte GlückZfall brachte ihn auf einen Gedanken, der ihm früher nie in den Sinn gekommen war. Er hatte sich das Recht vorbehalten, seiner Rose den Namen zu geben und nannte sie: "1s Demi de Simplicia", weniger der düsteren Nüance ihrer Farbe wegen, als zum Andenken an feine noch immer betrauerte Frau. Wenn man ihn nun erstaunt fragte, warum denn die Rose nicht nach seiner so sehr geliebten Tochter heiße, so ant wortete er : 0, sie wird schon an die Reihe kom men. Die Rose, die ihren Namen er hält, wird so schön und so eigenartig sein, daß man noch niich hundert Iah ren von meiner Jeanette reden wird." Und richtig, von diesem Tage an widmete er sich mit Leid und Seele der Rosenzüchtung. Die so reichlich Frucht tragenden Aepfel und Birnbäume sielen einer nach dem anderen unter seiner Axt ; die Blumen und daS Gemüse verschwanden allmälig, und alleZ mußte der Rosen kultur weichen. Jeanette wohnte täglich mit feuchten Augen neuen Exekutionen bei. Sie war noch zu jung, um den materiellen Schaden zu begreifen ; sie betrauerte die fallenden Opfer nur als Freunde ihrer Kindheit, deren köstlichen Reichthum sie bewundert und an deren saftigen F:üch ten sie sich erlabt hatte. Einige Male versuchte sie, für ihre besonderen Lieblinge, deren starke Aefte sich schon mit schwellenden KnoZpen be deckten, Fürbitte einzulegen; doch der sonst so schwache Bater zeigte sich uner bittlich, er schüttelte den Kopf, that einen kräftigen Hieb gegen den Baum und murmelte : Deine Mitgift! Tu mußt mich Deine Mitgift erwerben laffen, meine kleine Jeanette l Mit Aepfeln und Bir, v.in kann ich die für Dich erträumten znianzigtauienS Franc! nicht finden. Ich brauche eine blaue 2bfe !" AIS aber der Garten kahl war, hatte Bater Allain wever Odg noch Blumen oder Gemü'e auf den Mat!t zu tragen. 'und der bescheidene Wohlstand vcr i schwand allmälig auZ dem Häuichen. ! Der Bau eincZ holländischen GlaZ ! hauscZ und die Anlagen der zadlreich.-n ! Mistbeete, die für die jungen Spröß linge nöthig waren, hatten seine letzten Ersparnisse aufgezehrt. HauZ und Garten wurden mit Hypotheken belastet, doch die blaue Rose zeigte sich noch immer nicht. ES fand sich unter den Tausenden von jungen Pflänzchen, die alle Jahre ihre Kelche entfalteten, wohl hier und da eine neue Spezialität; aber so de merkenZwerth wie damals die erste war keine mehr. Man bot ihm einen Spott preis dafür, den er auZschlug. und er verfolgte fein Ziel mit der Hartnäckig Zeit der firen Idee, die alle Gedanken und Kräfte auf einen einzigen Punkt richtet. Er wendete alle Künste der. Bewäs serung an, mengte den Boden, auf dem seine Schützlinge standen, mit Schiefer staub, Eisenoxyd. Kupfersulphat und allen erdenklichen Chemikalien, und je eigensinniger die Blüthen bei Weiß und Roth beharrten, desto eigensinniger suchte er durch immer neue Mittel die erträumte Rose zu erhalten. Dieser Kampf währte bereit? fünf Jahre, da brach die Katastrophe herein. Jeanette, die nun im einundzwanzigsten Jahre stand, erkrankte gefährlich. Sie hatte längst eingesehen, zu welchem Ab arund der Rosenwahn und der väterliche Ehrgeiz den alten Gärtner führten, und sah deutlich, daß unter dem verlockenden Trugbilde nur Elend lauere. Doch war sie gegen daZ hereinbrechende Un heil ftark gewesen, denn sie liebte und wurde geliebt. Ein braver junger Tischler bat den Vater nm ihre Hand und beschwor ihn, der trügerischen blauen Rose sammt der Mitgift zu entsagen, da er und Jeanette durch ihre gegenseitige Liebe auch ohne Mitgift reich genug seien. AlleZ Hütte gut werden können, da aber zog der junge Mann bei der Re krutenstellung unglücklicherweise eine der ersten Nummern und mußte zur Marine. Dieser Schlag war zu hart für daZ junge Mädchen, und ihre schon ange griffen Gesundheit unterlag. Als der alte Gärtner fein Kind in Gefahr sah war er augenblicklich wieder der einstige Papa Amme. Seine Rosen? Er wußte kaum, daß sie noch da waren. Er wachte Tag und Nacht an ihrem Bette, dachte an keinen Schlaf und lebte von einem Stück trockenen BrodeS. daS er in der Eile aß. und da e? ihm an Geld zu Arzneien fehlte, verkaufte er nach und nach alles, waS er besaß, selbst seine Gariengeräth schaften. Doch alle Sorge, alle Mühe war um sonst, alle Gebete vergeben?, fein Kind starb. EZ schien, a'Z ob die Seele deZ Grei seS mit der seiner Tochter entflohen wäre. Er saß unbeweglich neben der Hülle der Entschlafenen, er sah, wie man den Sarg vernagelte, er folgte ihm auf den Kirchhof, hörte daS dumpfe Geräusch der fallenden Erdschollen, ohne daß eine MuZkel verrieth, waZ er empfand, ohne daß seinen blutrothen Lidern eine Thräne entfiel. Er ging wie eine Maschine, die nicht weiß, waS um sie her geschieht. Men schenfreundliche Nachbarn führten ihn nach Hause. Am anderen Morgen kam der G: richtsdiener und kündigte ihm an, daß er da? HauZ verlassen müsse, da eZ zur Versteigerung käme: doch seine Gläu biger, von feinem Unglück gerührt, er laubten ihm, die nöthigsten Möbel mit zunehmen. Er machte stumm ein kleines Packet von seinen Kleidern und denen, die seine Tochter getragen, und wandte sich zur Thür. Der GerichtZdiener wiederholte, er möchte die Dinge bezeichnen, die er zu behalten wünschte. Ich brauche nicht? für mich, für sie werde ich eine Rose auZ dem Garten nehmen, wenn Sie eZ gestatten." Zehn, auch hundert, fo viel Sie wollen!" sagte der GerichtZdiener tief bewegt. Eine einzige, und Sie selbst sollen sie bezeichnen!" Sie traten in den Garten, und der Rosenstrauch, welchen der GreiZ auf suchte, war der höchste und stärkste unter den jungen Pflanzen. Der unglückliche Gärtner grub die Rose vorsichtig aus, umwickelte die Wurzeln sammt der Erde mit Stroh, dankte dem Gerich'Zdiener und schritt, sein Strüuchlein in der Hand und da? Packet unter dem Arm, dem Kirchhof zu. Ein Jahr darauf, im Juni, trieb der Rosenstrauch, welchen der GreiZ auf den Gradhügel seines KindeZ gepflanzt hatte, die ersten Blüthen, und ihre selt same Farbe erregte die Aufmerksamkeit eines KirchhofbefucherS. Diese Rosen waren blaß'dlau, ein ganz verwaschene?, weißliche? Blau, aber doch vollkommen deutlich blau. Er bat den Kirchhofwüchter, ein Aüge von diesem Strauch nehmen zu dürfen, doch dieser verweigerte die Erlaubniß. Der Fremde bot eine beträchtliche Summe für ein einzige? Zweiglein. Zufälligerweise war er aber auf einen streng ehrlichen Mann gestoßen, der ihm erklärte, nur de: 'esttzer der Roe. der Vater deZ dort ruhenden Mädchen?, habe da? Rech:, darüber zu verfügen. Er gab jedoch dem Drängen de? .Manne? nach und schickte nach Vater j Alla:n. der im Armer.hau'e der Stadt j eine Umerkunft gesunden hatte, j Der GreiZ erschien auch Ä-bald. und ,der Wächter bahnte ihm einen Weg j durch die Menge, die sich unterdessen inn ffirnllfrlnmn Ü if'llftl.f fltl.1 sammelt hatte. Der Liedhader wiederholte sein Lner bieten und verdoppelte die Summe, die er dem Todtenzräder geboten hatte. Vater Allain schien ihn nicht zu boren. Er betrachtete mit glühenden Augen die erblühten Rosen, und Fieber schauer liefen über sein bleiche?, ge furchte? Angesicht. Plötzlich, mit einer fo unverhofften Bewegung, daß Niemand im Stande war, ihn daran zu hindern, riß er den Strauch aus der Erde, zerbrach ihn mit seinen Händen und zertrat ihn mit Füßen. Unglücklicher!" rief der Ro'en freund, waZ thun Sie, ich hätte zwanzigiausend Fran.Z dafür gegeben!" Wozu blaue Rosen? Wozu zman zigtausend Franc?? Sie ist nicht mehr!" Und er kniete auf den Hügel und weinte bitterlich. 2luswandmniten. Erzählung aus der Gegenwart von Jllivine von ifrvach. Der Mond zog still seine Silberbahn über daZ leise rauschende Meer; von dem rastlos dahineilenden BuZwande rerschiffe baute er eine Brücke nach irgend einem fernen, unbekannten Ge ftade. Wache nach vorn !" rief der acht habende Steuermann über daS Schiff hin, und vom Bugspriet her entgeg nete in etwa? schläfrigem Tone der Ausguck: Alles wohl!" Bor dem hohen Bollwerk fielen breite Schatten über daZ tiefgelegene Zwischen deck, und hier hatten zwei junge Mäö chen, AuZwanderinnen., sich ein Plau dereckchen gesucht, wo sie nun in halb lautem Tone ihre Gedanken auZtausch ten. ,,Ja" sagte eben die jüngere, eine volle, hübsche Blondine, mir sind die Ersten, die hinausziehen, um unser schon halb verlorene?, deutsche? Süd weft'Afrika der deutschen Frau zurück zugewinnen, wir sind die weiblichen Pioniere dieser neuen Welt, und der Gedanke dieser tulturmission hat für mich etwa? Erhebende?. Meinen Sie nicht, liebeS Fräulein Marie, daß eZ un? gelingen wird, die schwierige Situation zu überwinden und geordnete Zustände zu schaffen, wo jetzt schon halbe Barbarei herrschen soll?" Die Angeredete, ein bleiche?, hochge wachsene? Mädchen mit nachtschwarzen Augen und ebensolchem Haar, lächelte ein etwa? melancholische? Lächeln und, den Kopf an di Schulter der Freundin lehnend, entgegnete sie mit einem ganz kleinen Seufzer : Wer weiß! Man hat e? un? gesagt, und wir haben es geglaubt, theure Alma. Die degeiflerten childerunzen unserer Frauenrechtlerinnen haben unS mit fortgerissen. ES ist viel über die AuZ Wanderung unversorgter deutscher Frauen nach frauenarmen Ländern gesprochen und geschrieben worden, und Major Leutwein hat, in Verbindung mit dem Eolonialverein, den Gedan ken schnell zur That werden lassen. Je mehr ich aber jetzt darüber nachdenke, um so mehr drängen sich Zweifel an mich heran, ob wir auch recht gethan, dem Rufe zu folgen. Freilich, da ist die Culturmission ein schöne? Wort, aber Hauptzweck ist und bleibt doch die Versorgung. Wir sollen heirathen. Und diese? Sollen" ist für mich ein Stein des Anstoßes. Kein Mensch muß müssen", sagt der weife Nathan. Jedenfalls bin ich gewillt, mir mein Schicksal selbst zu gestalten", schloß sie in herber Auflehnung. Ich meine, wir deutschen Frauen de? neunzehnten Jahrhundert? brauchen keine helfende Hand. Weg mit dem ganzen Wust veralteter Anschauungen! DaZ Weib soll gleichberechtigt neben dem Manne stehen und nicht die Erfüllung ihrer heiligsten Pflichten alZ ein Geschenk von seiner Hand entgegennehmen. Ich will mich nicht versorgen lassen, ich will selbst für mich sorgen und meinen Platz mir erkämpfen in der Welt. DaZ ist der Zweck meiner Ausreise !" Bravo ! Gesprochen wie ein Weib !" tönte hier eine männliche Stimme vom hohen. Deck herad. Erschrocken blickten beide junge Mädchen empor und in das männlich starke, jetzt gutmüthig lächelnde Geficht eine? breitschultrigen, jungen Mannes. Sie kannten den sonst sehr wortkargen Mitreisenden dem Namen nach, hatten ihm bisher aber wenig Beachtung geschenkt. Sie müssen schon verzeihen," fuhr jener, ein wenig die Mütze lüftend, fort, die schöne, warme Mondnacht hat mich vom Lager getrieben, wie Sie, und verwundert, daß von den Paffagieren außer mir noch jemand wache, trat ich heran. Ich " Ersparen Sie sich Ihre Entfchul digunzen!" siel ihm Marie im Tone der Entrüstung in'S Wort. WaZ ich nur für daZ Ohr meiner Freundin gesprochen, durfte ein Tritter nicht hören, und er hätte eZ auch nicht gehört, wenn " Sie brach kurz ab, und sich wegwendend, sagte sie zu ihrer Freun din : Kommen Sie, Alma !" Wenn ich k-in iü:itt von drüben wäre." ergänzte er spöttisch. tJ3 ziit ich N'ch:." gab sie rauh zurück. Ader gedacht lzb:n Sie eZ." de harrte er. ..und eigentlich verdiene ich ja auch eine Abwei'unz. wenn auch keine so schrone. Ich wollte mich den Damen nicht aufdrängen, aber in der Erregung sprachen Sie ziemlich laut, Fräulein Waiden, und da e? das Land betraf, dessen Kolonist ich din, lauschte ich m-.t Jnteres't. Vielleicht gestatten Sie mir " Garnicht? !" kam e? trotzig von Marien? Lippen, und beleidigt schritt daZ schöne, stolze Mädchen hinweg. Wochen und Monate sind vergangen. Die Wasserwüfte ist der Sandwüste ge wichen, welche sich in unabsehbarer, flimmernder Weite in die endlose Ferne verliert. Langsam aber stetig, bewegt sich ein mit vierzehn Ochsen, zu Zweien mar schirend. bespannter Wagen durch die Ebene. Eine Art Zeltdach ist bogen förmig über dem mit Kisten und Säcken schwer deladenen Wagen au?gedreitct. und darunter fitzt hinter dem geistes stumpfen Karrensührer einen Aus druck der Resignation in dem bleichen, schönen Gesicht. Marie Walden. Etwa? ander? hatie sie sich das Leben hier in den kolonien doch vorgestellt, al? wie sie e? gefunden. Mariens Freundin. Alma Horst, eine Buchhalterin, hatte schnell genug Stellung in der Lüdernitz Faktorei in Angra Peauena gesunden und sich bald darauf mit einem dort angestellten Be amten, einem liebenswürdigen, jun gen Manne, verlobt. Andere Mit reisende waren ihrem Beispiele gefolgt. Um so trotziger hatte Marien? Unad hängigkeitZgefühl dagegen sich aufge lehnt, und nun war sie unterwegs nach Bethanien, der etwa 150 englische Meilen von Angra Pequena entfernten MisfionZftation, wo sie die grauen und Töchter der Nama in verschiedenen Lehrfächern, so besonder? in Handar beiten, unterrichten und, da sie einige medicinische Kenntnisse hatte, nebenbei auch alZ Samariterin thätig sein wollte. DaZ war eine ermüdende Fahrt, die jeder Bequemlichkeit und Ablenkung entbehrte. Die hätte sie unerträglich gesunden, wäre nicht der Ausblick auf die fern heraufdämmernden Berge ge Wesen, denen sie zusteuerten. Gegen Abend wie? der Wagenführer mit seinem kurzen Peitschenstiel auf ein paar in der Ferne aufsteigende Rauch fäulen und sprach das einzige Wort: AuZ !" Die? war nämlich der Name einer neuen Niederlassung, ungefähr haldwegZ zwischen Guo? und Bethanien. Der Anblick der wenigen verstreuten Zelte und Baracken war nicht gerade verheißungsvoll, aber nun kam man doch in da? Bergland und tn eine tei nere Luft al? die, welche dumpf und schwer über dem niedrigen Küstenstrich lagerte. Bethanien, daZ man nach weiteren zwei Tagen erreichte, hatte eine hübsche und auch genügend hohe Lage, um ein angenehme? oder doch erträgliche? Klima erwarten zu lassen. Besonder? herzlich war hier der Empfang der unterneh wenden, jungen Dame, welche die weite Reise mit keinem anderen Ausblick al? auf Mühe und Arbeit unternommen hatte. Nach wenigen Tagen der gebotenen Erholung begann für Marie ein neueZ reges Leben, an welchem sie Freude hatte und auZ dem sie die Kraft schöpft, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken. Wochen und Monate vergin gen dem fleißigen Mädchen in gleich mäßiger Thätigkeit. Ab und zu erhielt sie Kunde von Alma, welche nach ganz kurzem Brautstand geheirathet hatte und nun am fernen Strande der Angra PequenaBucht ganz einfach ihre HauS frauenpflichien erfüllte, genau so, wie sie eS daheim im lieben Vaterlande auch gethan haben würde. Mit einem leisen ttopffchütteln setzte sich Marie über diese ihr fremde, energielose Genügsam seit hinweg. Wie anders war das nun alleZ gekommen. alZ sie eZ damals in jener Mondnacht auf dem Meere be sprachen hatten. Und wie sie daS dachte, stieg klarer als je zuvor jene Nacht auf dem Meere wieder vor ihr auf. Sie sah noch einmal den markanten Kopf deZ jungen Herrn Borrmann über der Reeling auftauchen. Er hatte ihren UnadhängigkeitZ Bestrebungen zuge stimmt. Gesprochen wie ein Weib !" Sie hatte damals einen Spott darin gesehen nnd ihm empört den Rücken ge kehrt. Konnte eZ aber nicht auch an derZ gemeint gewesen sein? Seiner Rechtfertigung hatte sie daZ Wort abge schnitten und ihn während deZ ResteZ der Reise absichtlich ignorirt. Sie hatte wohl bemerkt, daß ihn da? schmerzte und verletzte und daß er sie oft heimlich mit seinen Blicken verfolgte. O e? war nicht schön von ihr gehandelt gewesen ! Und dann war er gegangen, ohne Ad schied zu nehmen irgendwohin. Eine? Tage? wurde e? seltsam leben big auf der von Au? und Berseda her anführenden Straße. Mächtige Staub wollen wirbelten zum Himmel auf. Tarau? hervor aber tönte Brummen, Roffewichern. Schreien und Peitschen knallen. Große Heerdcn von Rindern wälzten sich daher gegen Bethanien, den Boden mit dem Stampfen ihrer Hufe erschüt ternd. Marie erfuhr, daß sie von un tcrnehmenden Männern von den Vieh zcht treidenden Stimmen dc? Cften? ts:i Polente erhandelt waren und nun von d'eien südafrikanischen Pcra B.'y' läng? Se? Gedirgc? nach der Kap.'olcnie adgetrieden wurd.-n, um gort verkauft zu werden. Natürlich waren solche nach Hunder ten zählenden Heerd:n ganz verwilderter Zuchtthiere nicht auf der Straße zu halten. Sie brachen nach allen Richtun gen hin au?, und ihre Verfolgung durch die Reiter war eine? der aufregendsten Schauspiele, da? sich denken läßt. Plötzlich entstand ein große? Geschrei im Torf. An einer Stelle waren Roß und Reiter und Vieh über einen kleinen Abhang hinabgestürzt und wälzten sich nun im wilden Knäuel am Boden. Der Missionär war zugleich Arzt. Alle, auch Marie, eilten der Unfall stelle zu. Fast wäre sie mit einem lauten Ausschrei zurückgefahren, fo erschreckte sie der Anblick deZ wie todt daliegenden Reiter?. E? war ihr ehemaliger Reise genösse, der junge Herr Borrmann ! Da? also waren seine Geschäfte. Und nun war er zu einem so jähen Ende gekommen. Ein tiekeZ. nie empsunde neZ Weh schlich sich in daZ Herz der jungen Samariterin. alZ sie zitternd mit Hand anlegte, um die blutenden Wunden zu stillen und einen ersten Verband anzulegen. Die Rinderhirten hielten sich knapp so lange auf. um einen mitleidigen Blick auf ihren verunglückten Genos sen zu werfen und einen Boten in seine entfernte Heimath zu entsenden. Tann wälzte sich die Heerdenflut üder Betha nien hinaus und auf dem Wege nach Aus hinab m die Ebene. Nun griff eine tiefe, unheimliche Stille im MisfionShause Platz. Mis nonar uno feamantertn waren uner müdlich thätig, um daZ junge, kraft strotzende Leben dem Tode zu entrei ßen. und fei eZ auch nur auf fo lange, bis der Vater deZ beklagenswerten jungen Manne? eingetroffen war. Tarüber konnten allerding? fünf bi? fechZ Tage vergehen. Nach und nach kehrte Leben in den jugendlichen Körper zurück. Philipp Borrmann schlug die Augen auf. und al? er Marie Walden erblickte, glitt e? wie ein Lächeln de? Erkennen? über sein Gesicht. Bravo !" murmelte er kaum vernehmbar. Gehandelt wie ein Weib!" Und dann versank er noch einmal in Bewußtlosigkeit. Da? war keine Ironie, da? war auf richtige Bewunderung ! Und so hatte er e? auch damal? gemeint, al? sie seine Annäherung so schroff zurückgewiesen hatte! Nun, Gottlob, sie könnte viel leicht noch wieder gut machen, wa? sie damals gegen ihn gefehlt hatte. Marie gelobte e? sich. Kaum, daß sie mehr vom Lager de? Kranken wich, der Tage lang im heftigsten Wundfieber lag und mit dem Tode rang. Der alte Borrmann, der einen zwei ten TranZport vorbereitet hatte, traf erst nach drei Wochen in Bethanien ein. Er fand einen ReconvaleScenten. Wem er da? verdankte? Er brauchte nicht erst lange zu fragen. Nach vierzehn tägigem Verweilen fuhr er auf feinem Wagen statt de? todtgesagten SohneS ein glückliches junges Brautpaar von bannen. Marie Walden hat ihre Cultur misston erfüllt. Sie wirkt noch heute als grau Borrmann zum Segen der Colonie und ihrer Familie. U'iaHnung. Wenn gegen wen. der treu sonst zu dir hält. Dich t:n vielleicht gerechter Groll befällt, Laß nicht dein Herz vom greundeZherzen lölen. Und wenn sein Luze bittend auf dir ruht. Und du sagst nicht : Ich din dir wieder gut. Dann bist du auch wohl niemals gut gewesen. Anüg!.ch. Ich habe ein neues Trauerspiel gk. schrieben !" O geh'n S, mach'n S' keine solchen Possen!" !No)em. Dame (zur neu eintretenden Köchin): Können feie auch Fahrrüder putzen?" Köchin: Nein, grädige Frau, aber ich kann Ihnen die Adresse geben, wo ich daZ meinize putzen lasse !" Ulld? Glimd. Mutter : Kii'der, Jh? müßt jetzt recht brav sein ! Der Vater hat sich die Hand verstaucht, und da kann er Euch nicht durchhauen !" Ter goldene Wagen des Serzogs von Reichstadt. Daß ein Berliner Rentner der Be sitzer deZ goldenen Wagens deZ Herzogs von Reichstadt ist, dürfte wohl nur we nigen bekannt fein. AIs der Unglück liehe, 1311 geborene und 1832 an der Schwindsucht verstorbene Sohn Napo leonZ I. und seiner Gemahlin Marie Louise von Oesterreich das Licht der Welt erblickte, schenkte die Stadt Paris dem bereits in der Wiege zum Könige von Rom gekrönten Stammhalter deZ damals noch allgewaltigen Corsen einen goldenen Wagen. Dieser Wagen wurde nach dem Sturze Napoleon'S mit vielen anderen Gegenständen auZ dem Privat besitze deZ Kaisers vom Könige Mazimi lian I. von Banern erstanden, der ihn den Kindern seines Schwiegersohnes, deZ Herzog? von Leuchtenberg, schenkte. Der Wagen ging dann noch durch der schieden Hände, bis er in den Besitz deS jetzigen Eigenthümers, deZ Rentners Eifert in Berlin, kam. Bemerkens werth ist noch die interessante Thatsache, daß Herr von Treuse. der Erfinder des Zündnadelgewehr?, als junger Mann zur Zeit, als er noch als armer Hand werker bei dem Hofwagenfabrikanten Napoleons arbeitete den berühmten goldenen Wagen zusammenstellen half. nüut tcrnb'c, Ter kleine Franz (der von e.nem Be such ein Thierdilderduch geschenkt be kommt, erstaunt): DaS ist also ein Rhinoceros? Du. Mama, da? sieht aber eigentlich ganz anders aus, als der Onkel !" Faister (Stab. Die Frau Echu'.ze hat idren Mann wohl gründlich unter dem Pantoffel?" Und ob! Ter hat keinen HauZ fchl üffel und ist doch ein Schlof. fer!" Zerstreut. Professor Meier, welcher alltäglich mit feinen Kollegen, den Professoren Müller und Schultze, an einem Tische im Gasthaus zu speisen pflegte, sitzt heute ausnahmsweise allein auf seinem Stammplätze. Ein Fremder kommt, grüßt und setzt sich am Tische nieder. Höflich erhebt sich der Herr Profenor : Erlaube mir, mich vorzustellen, mein Name ist Meier, Professor an hiesiger Universität, und hier (niit einer Hand bewezunz auf die leeren Stühle wei send) meine beiden Freunde, die Herren Professoren Müller und Schulße, welche aber leider heute abwesend sind." 2afembof bsiithc. Unteroffizier : Einjähriger, einge bildeter wie Sie konnte daZ Huhn nicht fein, welche? da? Ei de? ColumduS ge legt hat I" Gcdnkenspä.ie. TaZ Mitleid mit dem Schurken ist ein Tiedstahl an der ehrlichen Mensch heit. DaS Gewissen ist das Gesetz deZ Guten, daS Gesetz daS Gewissen deZ Schlechten. So München läßt ein Schatten erst erkennen. Daß irgendwo ein Licht muß brennen. Der ärgste DeZpot, den man sich nur denken kann, ist ein verzogenes Kind. praktisch. ..Tu willst Deiner Frau ein neue? Kochbuch geschrieben haben? ! Ja, wie hast Tu denn das angestellt?" Ganz einfach, ich habe den Titel und Namen der betreffenden Speise ge schrieben und darunter das Gasthaus, auZ welchem sie geholt werden soll !" Aus dem Aufsatz der kleinen Llla. Die Sardine ist ein Fisch, der leinen Kopf hat und in Oel lebt. ViS neue Radfahr Aoftüm. Lisi sdie in ibrem neuen Dienst ,um ersten Mal die Kleider reinigt): Jetzt muß i' erst die gnä' Frau frag'n. ob döS g'fchpaßige G'wand'l Ihr oder Ihm g yori i Mißverstandene Csrrectur. Ter Herr Professor kommt während feines Landaufenthaltes bei einem Spa ziergang an einem Bauernhof vorbei, der mit Brettern eingezäunt ist. Auf einem derselben hat ein Junge mit Kreide angeschrieben: Ter Hupaur üJitchl ist ein Ee! !" Die hiesige Jugend", bemerkt der Herr Professor, scheint hier mit der Orthographie auf sehr gespanntem Fuße zu stehen. Ich will eZ doch einmal rich tig hinschreiben." Der Hubauer überrascht den Herrn Professor bei dieser Beschäftigung, und mit den Worten : Hab' ich Dich end lich einmal erwischt. Du verflixter Schmierer !" packt er den Herrn Pro sessor beim Kragen und jagt ihn recht unsanft zum Dorfe hinaus. ciscr wink. HauZfrau (zum Gast, den sie zu einem sehr spärlichen Diner geladen): Nun, Herr Toctor. wie gefällt Ihnen unser neuer Tafelaufsatz?" Gast: Man kann sich gar nicht satt daran sehen, gnädige Frau !" Vom Ercrcierxlatz. Unteroffizier (zu einem kleinen Rekru ten, der sich bei Antreten" an den rechten Flügel gestellt hat): Aber. Hartbauer. Kamee! ! Ich hab' doch be fohlen, nach der Größe antreten und nicht nach der Dummheit !" logisch. WaZ, Sie lassen sich ein neueZ HauZ bauen?" Natürlich, in altcZ kann mir keiner bauen." Neid, Betrunkener (an den Vollmond hin aufstierend): Du BeneidenZwerther kannst voll sein, ohne 'n Kater zu kriegen !" Auf der Hochzeit. A. : Wie froh Z doch jedesmal auf einer Hochzeit zugeht I" B. : Ganz natürlich: die meisten Menschen sind eben schadenfroh l"