Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 19, 1898, Image 9

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    f . i
Ans 21Tittcrtucbtsuud
i'luj bm l'ruiiiciiiitgm cuuä Xctccitoc.
Zu jener Zeit. alZ ich noch mit der
Blankdorougher Polizei in Verbindung
stand, ereignete sich der nachstehend er
1 zählte Fall:
' Eine? Morgen? besprach ich mit dem
Polizei'Jnspe'tor gerade eine sehr der
wickelte Angelegenheit, cI3 ein Brief
von Mr. Aridgnorth, einem sehr be
kannten, in dortiger Etadt ledenden
RechtZanwalt, abgegeben wurde. Ter
Inspektor laS den Brief und wandte sich
dann zu mir.
.ES handelt sich wieder um eine
Mauserei, sagte er. .und natürlich
kann man den Tied nicht ausfindig
machen. Sie haben ja heute Vormittag
. doch nichts Wichtiges vor, Sampson,
gehen Sie doch mal hin und sehen Sie,
was sich in der Sache thun lüßt."
Jch setzte meinen Hut auf und verließ
das Bureau. Mr. Bridgnorth'S Woh.
nung war mir gut bekannt, und eS
dauerte auch nicht lange, bis ich in
einem Sessel in seinem Privat'Bureau
saß.
.Ich bin sehr beunruhigt," sagte der
Anwalt, indem er auf den Gegenstand
meine? Besuches überging, .daß aus der
(Zaffette, die ich in meinem Schreibtische
aufbewahre, bestimmte Betrüge kleinen
Geldes fehlen, und da ich fürchten muß.
daß ich von Jemandem aus meinem
eigenen Bureau bestohlen werde und eZ
mir leider noch nicht geglückt ist, den
Dieb zu erwischen, so sehe ich mich ge
nöthigt, die Hülfe der Polizei in An
' spruch zu nehmen."
.Daran haben Sie Recht gethan,
Herr Anwalt," entgegnete ich. .Darf
ich fragen, seit wann Sie diese Unter
schleife bemerkt haben?"
.Seit ungefähr acht bis zehn Tagen. "
lautete die Antwort, .und ver Diedstahl
findet immer in der Nacht statt, wenn
das Bureau geschlossen ist.
Woher wissen Eie daZ?"
.Weil ich das Geld jeden Abend
zähle, bevor ich das Pult verschließe, zu
einer Zeit, wenn daS Bureau leer lft,
und ebenso zähle ich eS wieder am
anderen Morgen, bevor noch Jemand
das Bureau betreten hat," sagte Mr
Bridgnorth.
.Wie groß sind die Beträge, die Sie
vermißt haben k"
.DaS ist verschieden. In der einen
Nacht fehlten mir fünf Pfund, in einer
anderen sieben, in einer dritten drei und
so weiter. Im Ganzen find mir bis
jetzt fünfundfünfzigSouvereignS geftoh
len worden, und ich weiß nicht, wie daS
enden soll."
.Haben Sie irgend einen Verdacht,
wer der Dieb wohl sein kann?"
Nein, indessen, jedoch " Mr.
Bridgnorth zögerte.
.Fahren Sie nur fort. Herr Anwalt,
bitte," ermunterte ich ihn, geben Sie
nur Ihren Gedanken freien Ausdruck,
vielleicht verhelfen Sie mir damit auf
auf eine Spur."
Mit augenscheinlichem Widerstreben
fuhr der Anwalt fort: Ich wollte nur
sagen, ob eS vielleicht doch nicht Hartley
wäre; aber," setzte er hinzu, ich kann
mir nicht denken, daß er dessen fähig
ist."
Wer ist Hartley?" fragte ich.
Mein Procunst." antwortete Mr.
Bridgnorth, seit seiner Jugendzeit, als
er noch ein Knabe war, ist er bei mir,
und sein Charakter ist über jeden Ber
dacht erhaben."
Warum bringen Sie ihn denn aber
doch mit diesen Diebereien in Serbin
dung?" fragte ich.
.Nun, aus folgendem Grunde," er
klärte der Anwalt. Hartley und ich
find die beiden einzigen Personen, die
hier an Ort und Stelle schlafen, und
da keine Spuren von gewaltsamen Ein
bruch zu entdecken sind und der Dieb
stahl immer in der Nacht stattfindet, so
mutzte ich trotz heftigen WiderftredenS
zu diesem Schlüsse kommen."
Unter diesen Umständen ist das eine
ganz natürliche Folgerung," warf ich
ein, .aber, bitte, sagen Sie mir doch,
haben Sie noch außer Hartley andere
Gehülfen?"
.Jawohl, vier."
.Um welche Zeit. d:rlaffen diese daS
Bureau?"
Um sechs Uhr."
Wann öffnen Sie eS?"
.Um halb sieben."
.Hat außer Ihnen Jemand Schlüssel
dazu?"
.Hartley, und zwar beide Schlüssel."
' Und Sie fagen, er schläft hier im
(Hause?"
Ja."
So'nft Niemand?"
Ich selbst noch."
Aber Sie wohnen doch nicht hier,
Mr. Bridgnorth!"
Ganz recht, meine Wohnung liegt
draußen in der Vorstadt, aber schon feit
ein paar Tagen habe ich hier in meinem
Bureau geschlafen."
.Wohl um den Dieb zu erwischen?"
fragte ich.
.Eigentlich war die? wohl nicht Ab
sicht." entgegnete der Anwalt rasch.
Thatsache aber ist eZ. daß die Diebereien
erst, seitdem ich meinen Aufenthalt hier
genommen habe, stattfanden, vorher
find solche nie vorgekommen."
.Sehr wahrscheinlich, aber nehmen
wir einmal an, daß Hartley wirklich der
Dieb sei, könnten Eie vielleicht ein
Motiv für seine Mausereien ausfindig
machen?" fragte ich.
Durchaus keines," erfolgte zur Ant
wort. Ader halt er ist mit einem
Mädchen aus anständiger Familie der
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lobt und gedenkt sich binnen Kurzem ein
eigene? Heim zu gründen."
.Also doch ein Motiv für die Diebe
reien. bemerkte ich, die AMM Meno.
.Wie so?"
Nun. ein eigener Hausstand erfor
dert Möbel, und Möbel kosten Geld."
Eie meinen also. Hartley hilft sich
zu meinem Gelde, um flch damit seine
WohnungS'Einnchtung anzuschalten
bemerkte Mr. Bridgnorth bestürzt.
.ES ficht fast so aus," entgegnete
ich, aber wir werden ja sehen, Sie
haben ihn doch noch nicht deZ DiebstahlS
bc chuldigt?"
0, nein, denn ich kann selbst an
seine Schuld noch nicht glauben."
Und er kennt auch nicht den Zweck
memeS Besuchs?"
.Meines WiffenS nicht."
Ganz gut so; lassen Sie ihn auch
einstweilen darüber im Dunklen. Sie
wollten mir ja auch erzählen, was Sie
veranlaßt hat, während der letzten
Nächte hier in Ihrem Bureau zu
schlafen?"
.Hm," sagte Herr Bridgnorth lang
fam. da? kam so: Seit einiger Zeit
fühlte ich mich etwas indisponirt; ich
kann eigentlich nicht sagen, was mir
fehlte, aber ich mußte viele Nächte schlafe
loS verbringen. Nächte, in denen ich
entweder gar keinen Schlaf fand oder
wenigstens nicht genügend, um während
des TageS fri ch zu fein. In der Vor
auSfctzung, daß gegen Schlaflosigkeit
oft ein Wohnungswechsel hilft, entschloß
ich mich, der ich doch ein Junggeselle bin
und als solcher ganz nach meinem Ge,
fallen leben kann, für ein paar Nächte
hier zu schlafen; Platz genug und auch
Bequemlichkeit in reichem Maße find ja
hier vorhanden.
Ich verstehe."
Sehen Sie." fuhr der Anwalt fort,
der Wechsel schlug auch vortrefflich ein.
Von der ersten Nacht an schlief ich ganz
vorzüglich, und nur schwere Träume
ängstigen mich und lassen mich dcö
Morgens noch müde sein. Der Frau,
welche für Hartley die Bedienung be
sorgt, macht eS wenig Arbeit, auch für
mich ein Bett aufzuschlagen, und so bin
einstweilen hier geblieben. TieS ist der
Grund, den Sie wissen wollten."
Besten Tank. Herr Anwalt. Nun
wollen wir den Dieb zu fassen suchen.
Ich schlage Ihnen hierzu ein sehr ein
facheS 'Mittel vor. Lassen Sie mich
hier irgendwo verstecken, vielleicht hinter
dem Ofenschirm oder einem Schrank,
ich bin an enge Verstecke gewöhnt
und ich werde von dort aus Alles beob
achten, was zu sehen ist. Verschließen Sie
auch ganz wie gewöhnlich Ihren Schreib
tisch und die Zimmerlhür, aber geben
Sie mir einen Schlüssel zur letzteren,
falls ich ihn etwa brauchen sollte."
Herr Bridgnorth war hiermit einver
standen, und so entfernte ich mich bald
darauf. Als ich durch das äußere Zim
mer ging, konnte ich, ohne Verdacht zu
erregen, einen Blick auf die Gehilfen
und speciell auf Hartley werfen. Nach
dem Aussehen zu urtheilen, konnte die
ser junge Mann kein Dieb sein; er
zeigte einen offenen, freien GeftchtSaus
druck, und jener liftige Blick, der daS
charakteristische Zeichen deZ schlechten
Gewissen? ist. fehlte ihm ganz und gar.
Da ich jedoch wohl weiß, daß nichts so
sehr täuscht wie daS Aussehen, glaubte
ich doch bei meinem Wezgange in Hart
ley meinen Mann gefunden zu haben.
Spät am Abend sprach ich an Mr.
Bridgnorth'S Thür vor und wurde von
diesem Herrn persönlich eingelassen.
DaS Bureau war schon geschlossen, die
Gehilfen waren sämmtlich nach HauS
gegangen, auch Hartley war aus, ver
muthlich zu einem Schäferstündchen.
ES bot für Mr. Bridgnorth weiter keine
Schwierigkeit, hinter einem Schrank,
der in einer Ecke des Bureaus stand, ein
Versteck für mich ausfindig zu machen,
und hier machte ich eS mir so bequem,
wie eS unter diesen Umstünden möglich
war.
Um halb Zehn kam der Anwalt nach
HauS, verschloß sein Schreibpult u.nd
die Comptoirthür, gab mir den Schlüs
sel zur letzteren, um den ich ihn gebeten
hatte, und ging dann nach oben. Er
sagte mir noch, Hartley würde wohl
gegen 11 Uhr nach Hause kommen und
dann direkt nach seinem Zimmer im
oberen Stockwerk gehen.
Die Vermuthung deS RechtSgelehrten
erwieS sich als richtig, denn genau mit
dem Glockenschlage elf Uhr hörte ich
einen Schlüssel in der Außenthttr sich
umdrehen; der Procurift war nach
Hause gekommen. Er brauchte nicht
durch da? Bureau zu kommen, um in
sein Zimmer zu gelangen, aber als er
vorüberging, hörte ich ihn stehen blei
ben und die Klinke Probiren, ob die
Thür auch geschlossen sei; als er sie so
fand, setzte er seinen Weg fort, eine
Minute später hörte ich ihn seine Zim
merthur verschließen, und meine Wache
begann.
Die Zeit verstrich langsam; eS schlug
zwölf, eins, auch zwei, und schon glaubte
ich, ich sei vergeblich auf Wache. alS ich
in der Stille der Nacht oben eine Thür
leise öffnen und Jemand die Treppe
vorsichtig hinunter kommen hörte. Am
Fuße der Treppe, dicht bei der Thür
deS Zimmers, in dem ich versteckt lag.
blieb er stehen, und ich hörte das Ras
seln eines Bundes Schlüssel, als ob der
Träger den passenden aussuche, um ein
Schloß zu öffnen. Einen Augenblick
svüter öffnete sich die Thür, und der
Dieb trat ein.
Das Zimmer lag in vollständiger
Dunkelheit, und ich mußte meine Augen
anstrengen, um seine Bewegungen zu
beobachten. Die Laterne, die ich bei
mir hatte, wollte ich jetzt noch nicht ge
brauchen, denn ich hoffte, den Tied auf
frischer That zu ergreifen. Ich brauchte
nicht lange zu warten. In einen lan
gen Schlafrock gehüllt und barfuß
schlich der Tied heimlich zum Schreib
ti ch, und einen Schlüssel in da? Loch
steckend, hob er den Deckel empor. Er
ergriff dann die Cassette und entnahm
ihr ein paar Goldstücke.
Jetzt war meine Zeit gekommen.
AuS meinem Versteck herausschleichend,
ergriff ich meine Laterne und ließ ihr
Licht auf den Einbrecher fallen. AlS
dieS geschah, wurde mir jedoch keine
geringe Ueberraschung zu Theil, denn
ich erkannte in dem Einbrecher Mr.
Bridgnorth selbst, und an feinen ge
schlossenen Augen konnte ich sehen, daß
er fest im Schlafe war und daher auch
nicht wußte, was er that.
Da ich bemerkte, daß daS Licht meiner
Laterne ihn belästigte denn er fuhr
mit der Hand mehrmals über die Augen
so machte ich die Laterne dunkel; der
Schlafwandelnde verschloß hierauf so
fort sein Pult und verließ daS Bureau,
die Thür hinter sich verschließend. Ge
räuschloS öffnete ich sie wieder und
folgte ihm.
Er ging nach oben, blieb vor einem
Schrank auf dem Trcppenauffatz stehen,
durchstöberte ein oder zwei Sekunden
lang alten Plunder, der am Boden des
SchrankeS lag, und schien dort die
Goldstücke hinzulegen. Tann ging er
in ein anstoßendes Zimmer, in daS ich
ihm vorsichtig folgte. Hier konnte ich
noch beobachten, wie der Schlaftrunkene
fein Nachtgemnnd ablegte und sich be
mußtloZ in fein Bett legte, das er nur
wenige Minuten vorher verlassen hatte.
Nun, Herr Sampson," fragte mich
Dr. Bridzmorth. als er andern Tag?
herunter kam, was haben Sie auf
Ihrer Wache entdeckt?" Haben Sie den
Dieb herausgefunden?"
Ich glaube ja. Herr Rechtsanwalt,"
war meine Antwort.
Und ist ist - Hartley der Dieb?"
fragte er ängstlich.
Nein. Herr Anwalt, Hartley ist der
Dieb nicht," beruhigte ich ihn.
Gott sei Dank dafür." stieß der An
walt heftig hervor, als ob das Bekannt
werden dieser Thatsache ihm Erleich
terung gewährte. Ader, fragte er
dann mit großer Spannung, wer ist
also der Dieb?"
Bevor ich eS Ihnen sage," antwor
tete ich ihm. bitte ich Sie, nachzu
sehen, wieviel Ihnen in der vergangenen
Nacht gestohlen worden ist."
Er ging an sein Pult, durchzählte
das Geld und antwortete:
Drei Pfund."
Das macht Alles in Allem?" forschte
ich weiter.
.Neunundfünfzig."
Kommen Sie, bitte, mit, Mr.
Bridgnorth," forderte ich ihn auf. Es
sollte mich gar nicht überraschen, wenn
ich Ihnen wieder zu Ihrem Gelde ver
helfen könnte."
Mit verlegenem Geficht folgte mir der
Anwalt die Treppen hinauf zu dem
Schrank, den ich schon erwähnt habe
und dessen Thüre ich sodann öffnete.
Ein schmerzhafter Zug erschien auf sei
nem Gesichte, während er mir zusah.
Wie seltsam!" sagte er, halb zu sich,
halb zu mir gewandt. Ich träumte
in jeder Nacht von dieser Nische, die ich
immer in Zusammenhang mit den
Diebereien brachte, und merkwürdig,
der Inhalt deS SchrankeS erscheint mir
so bekannt, obwohl ich ihn vorher in
meinem Leben noch nie gesehen habe."
Bücken Sie sich mal, bitte. Herr
Anwalt, und greifen Sie in die Ecke
dort," forderte ich ihn auf.
Er that, wie ihm geheißen, und
brachte einen Sodereign nach dem an
deren hervor.
Zählen Sie, bitte," drang ich weiter
in ihn. als er so viele Goldstücke heraus
geholt hatte, wie er finden konnte.
Neunundfünfzig!" rief er überrascht
aus, als er Stück für Stück durchging,
genau so viel, wie mir gestohlen wor
den ist."
Genau so viel," bestätigte ich und
fuhr fort: Und wenn Sie jetzt die
Güte haben wollen, mit mir nach Ihrem I
Bureau zurückzukommen, so will ich
Ihnen auch sagen, wer der Dieb ist, be
vor Hartley kommt."
Wir gingen in das Bureau zurück,
und hier erzählte ich ihm zu seinem auf
richtigsten Erstaunen, wessen ich in der
vergangenen Nacht Zeuge gewesen war.
Wenn Sie mir meine Freiheit nicht
Übel deuten wollen. Herr Anwalt."
schloß ich meine Erzählung, so möchte
ich Ihnen rathen, einen Arzt zu consul
tiren. Allem Anscheine nach leiden Sie
an einer GehirnLffection. die, wenn
sie vernachlässigt wird, sich zu einer
Krankheit entwickeln kann, deren Folgen
gar nicht abzusehen sind."
Der Anwalt folgte meinem Rathe
und begab sich in die Behandlung eines
CpezialarzteS. der ihm auf längere Zeit
Ruhe und Enthaltsamkeit von jeder
Thätigkeit verordnete. Ein schwieriger
und sehr verwickelter Prozeß, den er vor
nicht langer Zeit geführt hatte, hatte
ihn zu sehr mitgenommen und diese
eigenthümliche Art geistiger Verwirrung
bei ihm hervorgebracht. AIS ich daS
letzte Mal Nachricht über ihn hatte,
hörte ich, daß er anscheinend vollständig
wieder hergestellt sei. und Hartley, sein
Procurift, der 'iuzwischen ein reizende-?
Frauchen geheirathet hatte, sollte nun
mehr sein Socius werden.
(Ein Item".
AuZ den Crlebiiiiieil eines Ziepoiters.
Was thut ein Reporter nicht Alles,
um Stoff zu einem recht interessanten
Item" zu bekommen? Er steigt mit
dem Ballon in die Lüfte, in der Tau
cherglocke auf den Grund deS Meeres,
läßt sich in ein JrrenhauS sperren,
macht Entdeckungsreisen kurz, es
giebt thatsächlich nichts, vor welchem
daS Berichterstattergenie zurückschreckt.
Auf eine neue Idee aber kam vor
einiger Zeit, als die Barnum und Bai
ley'sche Show gerade einen Besuch in
London abstattete, ein dortiger Repor
ter: es handelte sich darum, mal eine
ganze Nacht unter den wilden Bestien
der Barnum'schen Riesenmenagerie im
Olympiathellier zu verbringen. Es ge
lang dem Journalisten, einen Wärter
zu bestechen, der ihm zwar sehr von dem
Vorhaben abrieth, sich aber endlich be
wegen ließ, den couragirten Herrn nach
Schluß der Vorstellung heimlich Zutritt
zur Menagerie zu verschaffen und ihm
ein Strohlager in der Nähe deS Ele
phantenquartierZ zurechtzumachen. Der
Mann schildert nun seine Eindrücke fol
gendermaßen:
Wenn es irgend eine Gerechtigkeit
in der Welt giebt, dann müßte ich
während der Dauer meines ferneren
Lebens von allen bösen Träumen und
jeglichem Alpdrücken, an dem ich häu
fig leide, verschont bleiben, denn was
ich in dieser Beziehung in der vergange
nen Nacht durchgemacht habe, war mehr
alS genug für ein ganzes Menschen
dasein. Am Tage und bei strahlender
Abendbeleuchtung der anregendste amü
santefte VergnügungSort in London,
verwandelte sich Barnum'S Sbow",
nachdem das Heer der Artisten, Wun
dermenfchen, Statisten u. f. w. das
Feld geräumt hat und die unzähligen
elektrischen Flammen ausgeschaltet
find, in die ödeste Scenerie, die man
sich nur denken kann. Geradezu be
ängstigend aber wirkt daS düstere Däm
merlicht daS in dem riefigen Raume
herrscht, in welchem ich mein Nacht
quartier aufgeschlagen hatte.
Fast bereute ich den tollkühnen Ent
schluß, hier fechS lange Stunden ver
bringen zu wollen, und in sehr gedrück
ter Stimmung streckte oder vielmehr
kauerte ich mich auf daZ saubere ange
nehm duftende Stroh. Ein beständiges
Scharren. Schnüffeln, Stöhnen und
viele andere seltsame Laute um mich
her, fesselten meine Aufmerksamkeit,
die bald in noch höherem Maße erregt
werden sollte. Unweit von mir stimmte
ein offenbar elegisch veranlagter Löwe
einen schauerlichen Nachigesang an, der
mir durch Mark und Bein ging, glück
licherweise aber bald in einem höchst
unschicklichen lauten Gähnen seinen
Abschluß fand. Die plötzlich eintretende
Stille machte mich fast noch mehr ner
vöZ und ich kam mir unter den 1002
lebenden Geschöpfen unbeschreiblich ein
fam und verlassen vor.
Ein schweigsamer Wächter kam hm
und wieder an mir vorüber und ich be
grüßte sein Erscheinen jedesmal wie
daZ eines längst verlorenen Freundes.
Zu meinem Verdruß trug der Mann
aber wohl aus Rückficht für die
Thiere Gummischuhe und so waren
seine Schritte, deren Geräusch mir eine
imne gewesen wäre, total unhörbar.
$eacn Mitternacht sing ein Affe wie
im Dilirium zu phantasiren an ; er
schnatterte und wimmerte dazwischen,
als ob er von beständignn Schmerz
gepeinigt würde. Ich konnte es zul.'tzt
nicht mehr mit anhören, tastete mich in
der Halden Dunkelheit bis zu dem
Affenhause und unterhielt mich eine
Weile halblaut mit dem in Flanelle
gewickelten Vierhänder, den meine
Gegenwart etwaZ zu beruhigen schien.
Als ich dann zu meinem Lager zu
rück wollte, der ich mich und gcrieth
in den Stall einiger festgebundener
Zebras, die den nächtlichen Ucb:rfall
ziemlich unwirsch aufnahmen. Froh,
von den heftig ausschlagenden Thieren
nicht getroffen zu fein, stolperte ich
weiter und siel dabei über einen
Karren mit Gerätschaften. Mein
Schrecken, ein solche? Gepoltcr vcrur
sacht zu haben, verwandelte sich in Ent
setzen, als ich beim Aufstehen unmittel
bar vor mir zwei große glühende
Punkte und die dunklen Umrisse eine?
mächtigen Körpers gewahrte. Ich
wagte erst wieder zu athmen, nach
dem ich mich durch schärferes Hinsehen
überzeugt hatte, daß sich zwischen den
gelblich schimmernden Augen einer
grollenden Löwin und meiner Wenig
keit thatsächlich noch die dicken Stäbe
deS Käfigs befanden.
Mein Strohlager aufzufinden, war
mir jedoch unmöglich und so setzte ich
mich refignirt auf den kalten Asphalt
nieder und horchte mit zitternden Ne
ven und immer häufiger sich sträuben
dem Haar auf die unheimlichen stetig
wechselnden Laute um mich her. Bald
brach ein Schakal dicht bei meinem
Ohr in mißvergnügtes Heulen aus,
bald ließ eine Hyäne ihre schauerliche
Kirchhofftimme ertönen und endete mit
emem so graucnhasten, langgezogenen
Lachen, daß eS mir eiskalt den Rücken
hinunterlief. Einer der Elephanten
rasselte mit feiner Kette, die bald darauf
einer merkwürdigen Ton von sich gab,
als ob sie plötzlich auseinandergeriffen
wäre. Fast mit Gewißheit erwartete ich,
daß der riefige Dickhäuter sich steige
macht Hütte und nun den Wärter ab
lösen würde, der seinen Rundzang
augenscheinlich längst eingestellt hatte
Im nächsten Moment schien die ganze
Menagerie m Aufruhr zu gerathen :
ein einziges, entsetzliches Heulen und
Brüllen dröhnte durch den Raum und
ließ mir das Blut in den Adern er
starren. Das ftrampfte und scharrte,
rasselte und tobte, als ob die wilde
Jagd oayerqe au l käme. Wie ein
plötzlicher Donnerschlag hatte der furcht
bare Tumult eingesetzt ganz allmüh
lich wie verschiedenartig durcheinander
heulende Dampfsirenen nahm er dann
ad und starb zuletzt rn halblautem
Winseln, seufzen und Grunzen.
Die Stille dauerte jedoch nur wenige
Minuten: da erhob sich in dem großen
Affenhaus ein wahres Zetermordio,
Ohrenzerreißendes Kreischen und klüg
liches Quietschen deutete an. daß zwi
schen zwei Affen ein Kampf auf Tod
und Leben entbrannt war, der schließ
lich mit der Niederlage deS Quietschen
den endete, dessen jämmerliches Geschrei
immer schwächer wurde und plötzlich
ganz aufhörte.
Ueber Mangel an Abwechselung
hatte ich wahrlich nicht zu klagen.
und als gegen fünf Uhr Morgens
wieder ein allgemeiner Krach auSbrach,
war ich sehr froh, meinen Wärter vom
vorigen Abend wiederzusehen, der sich,
sarkastisch lächelnd, nach meinem Be
finden erkundigte und mich dann auf
meine dringende Bitte schleunigst aus
dem unheimlichen Labyrinth hinaus
führte.
Zu meiner innersten Entrüstung
mußte ich noch die Wahrnehmung
machen, daß ich, kaum drei Schritte
von meinem bequemen Strohlager ent
fernt. die schaurige Nacht auf dem kal
ten Boden kauernd zugebracht hatte.
Ti Symbolik der Trauerfarbc.
Man ist eS gewöhnt bei uns, die
schwarze Farbe alS jene zu betrachten,
welche die Trauer am besten ausdrückt;
diese Anschauung ist und war aber kei
neswegS allgemein verbreitete.
Die Spartanerinnen und Römerin
nen trauerten um ihre verstorbenen Lie
den in weißem Gewände. Die Mutter
König Ludwig? des Heiligen von Frank
reich, Bianca von Kastilien, erhielt
vom Volke den Beinamen die meiße
Königin", weil sie um Ludwig den
Achten in Weiß trauerte. In Spanien
währte derselbe Brauch bis zum Jahre
UOS. Die Chinesen trauern heute
noch in Weiß; die Türken kleiden sich
Blau oder Violett, bei den Aegvptern
wird der Trauer durch gelbe Gewänder
Ausdruck gegeben, bei den Aethiopiern
durch Grau. Die Polen verzieren heute
noch ihre schwarzen Trauerkleider durch
daran angebrachte weiß; Einfassung.
Wenn man der Ursache dieser ver
schicdenfardigen Trauer nachgeht, so
dürfte sich dieselbe wohl am besten aus
der Symbolik der Farben erklären
lassen.
Es ist ein alter Glaube, daß Weis;
die Farbe der Unschuld und der Rein-
leil fei. Grau ist daZ Symbol der
Erde, in welche der Todte begraben
wird und mit der fein Körper in Folge
der Verwesung wieder dauernd der
einigt wird.
Geld find die abgestorbenen verwelk
ten Blätter, welche der H.-rdststurm von
den Bäumen schüttelt, diese Farbe eig
net sich demnach ebenfalls ganz wohl als
Symbol deS ZodeZ.
Schwarz ist die Finsterniß, welche
wenigsten? den Körper deS Verstorbenen
umgiedt; sie ist aber auch daS Symbol
deZ Nichts. deS Nichtfichtbaren.
Blau ist die Versinnbildlichung de
Glückes, das nach dem frommen Glau
den der Völker den Verstorbenen in der
jenseitigen Welt erwartet.
Violett ist eine Mischung von Blau
mit Schwarz, stellt also die Trauer um
den Abgeschiedenen mit den Wünschen
für dessen jenseitiges Wohlergehen dar.
TaZ schwarze Trauergewand soll an
gcdlich erst seit dem Tode Karls deS
Achten von Frankreich (149$) in allste
meinen Gebrauch gekommen sein. alS
dessen Wittwe, welche diese Farbe be
sonderS gut kleidete, zum Zeichen ihrer
Wittwenfchaft schwarze Kleider anlegte.
Zobitöki'ö Siegeswagen.
Der SiegcSwagcn, den seinerzeit daS
dankbare Wien dem Polenkönig Johann
Sodieski zum Geschenk gemacht hatte,
befindet sich seit 150 Jahren in der
kleinen Torfkirche zu Raddatz, KreiS
Neuftettin in Pommern. Nach dem
lobe SodieSki'S hatten die weidlichen
Nachkommen deS Königs den Wagen,
dessen Herstellung 300 Dukaten ge
kostet hatte, auf ihre in Oberschlesien
gelegenen Güter mitgenommen. Wäh
rend deS ersten fchlefischen Krieges er
beuteten preußische Truppen den Wa
gen, den dann Friedrich der Große sei
nem General Henning Alexander v.
Kleist-Raddatz schenkte, der ihn der da
mals neuerbauten Kirche in Raddatz
widmete. In dieser Kirche wurde der
SiegeSwagen zu einer Kanzel verwen
bet. Der Wagen ift nach Art eines
römischen Triumphwagens gebaut und
ift bis auf einige Kleinigkeiten unver
ändert gelassen worden; er ruht dorn
auf dem Altar, der Baldachin aber ift
an der Kirchendecke befestigt. Unter
dem Baldachin befindet fich die In
fchrift: ''Carrustriumphalis Johan
nis Sobiosky, Kegis Poloiiorum";
darauf sieht man den SodieSkischen
Schild, ferner türkische Trophäen, Tur
bane und Hellebarden. Ter Wagen ift
stark vergoldet und die größeren Felder
sind zierlich mit feiner Goldarbeit be
deckt. In früheren Jahren kamen viele
vornehme Polen nach dem Dorfe Rad
datz, um unter dem SiegeSwagen ihreS
ehemaligen Königs ihre Andacht zu ver
richten.
Den Segen der Arbeit
preist Helmholtz. der berühmte Physiker
und Physiologe, in einer Festrede mit
folgenden goldenen Worten: BloS die
Arbeit, die ernste, zielbewußte, gewährt
unS innere Befriedigung, welche aus
dem Gefühle treuer Pflichterfüllung ent
springt und in unS das Bewußtsein
unseres sittlichen Werthes rege macht,
das im Gemüthe zur Selbstachtung
wird. Das eben ist der Segen, welcher
in der Arbeit liegt und der sich mit
Schätzen der Welt nicht erkaufen läßt.
Tenn dies Bewußtfein giebt uns Luft
zum Schaffen und schenkt uns Muth
und Selbstvertrauen; aus ihm schöpfen
wir immer wieder neue Kraft und neue
Elasticität, um nicht zu erlahmen in
dem Kampfe mit den Mühsalen und
den Widerwärtigkeiten deS Lebens,
während Unthätigkeit und Genuß ad
stumpfen und verweichlichen oder auf
Abwege führen. In der Sucht nach
mühelosem Gewinn liegt ein Fluch.
Das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung
gewährt unS aber auch die volle und
reine Empfindung und den unverdor
denen Genuß der Freuden, welche das
Leben bringt. Das ift ein besonderer
Segen, welcher ebenso auf der Hand
arbeit deS Gelehrten und nicht minder
auf dem ftillen Walten der Hausfrau
ruht!"
Friedrich der Groke
blieb auf einer Reise durch Schlesien
mit seinem Waaen fleck. (Sin
half denselben wieder flott machen. Der
Könia liefe stA mit hm Wmtr i i
O M I -T " " . VMHH i llit
Gespräch ein und fragte ihn: Nun,
wer ift Ihm als Einquartirung wohl
lieber, die Oefterreicher oder die Preu
gen k er auer antwortete auswei
chend, es wäre ihm Dies ganz gleich.
Friedrich ließ ihn jedoch nicht so leicht
loS, und so platzte er endlich heraus:
..?tt nun. Wenn's ans im nnfrtm
" ' M. 1.11?
Wär s am Liebsten, hi nB.rir
lägen alle in der Elbe und die Preußen
ianom am User und lachten sich todt."
Der protz.
Ich möchte einige Klassiker haben."
Buchhändler: ..Viclleicbt SAilw
Goethe. Lcsflng "
Haben feie nichts Besseres?"
Boslft.
A.: Mein Freund und ick nn-rfc
an einem Tage in den Stand der heili
gcn Ehe treten I"
B.: ..TaZ lg recbt : aelhnUtr PA.n.r.
ai. 1 r M. 'i
ist halber Schmerz!"
Aindlichc kogik.
Du, Mama, der Vava ist wnbl
so ich wie wir. weil er nicht so fein
geküidet gebt und immer arbeiten muß.
u.ciin mir ipazuren gehen?"