Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 19, 1898, Image 9
f . i Ans 21Tittcrtucbtsuud i'luj bm l'ruiiiciiiitgm cuuä Xctccitoc. Zu jener Zeit. alZ ich noch mit der Blankdorougher Polizei in Verbindung stand, ereignete sich der nachstehend er 1 zählte Fall: ' Eine? Morgen? besprach ich mit dem Polizei'Jnspe'tor gerade eine sehr der wickelte Angelegenheit, cI3 ein Brief von Mr. Aridgnorth, einem sehr be kannten, in dortiger Etadt ledenden RechtZanwalt, abgegeben wurde. Ter Inspektor laS den Brief und wandte sich dann zu mir. .ES handelt sich wieder um eine Mauserei, sagte er. .und natürlich kann man den Tied nicht ausfindig machen. Sie haben ja heute Vormittag . doch nichts Wichtiges vor, Sampson, gehen Sie doch mal hin und sehen Sie, was sich in der Sache thun lüßt." Jch setzte meinen Hut auf und verließ das Bureau. Mr. Bridgnorth'S Woh. nung war mir gut bekannt, und eS dauerte auch nicht lange, bis ich in einem Sessel in seinem Privat'Bureau saß. .Ich bin sehr beunruhigt," sagte der Anwalt, indem er auf den Gegenstand meine? Besuches überging, .daß aus der (Zaffette, die ich in meinem Schreibtische aufbewahre, bestimmte Betrüge kleinen Geldes fehlen, und da ich fürchten muß. daß ich von Jemandem aus meinem eigenen Bureau bestohlen werde und eZ mir leider noch nicht geglückt ist, den Dieb zu erwischen, so sehe ich mich ge nöthigt, die Hülfe der Polizei in An ' spruch zu nehmen." .Daran haben Sie Recht gethan, Herr Anwalt," entgegnete ich. .Darf ich fragen, seit wann Sie diese Unter schleife bemerkt haben?" .Seit ungefähr acht bis zehn Tagen. " lautete die Antwort, .und ver Diedstahl findet immer in der Nacht statt, wenn das Bureau geschlossen ist. Woher wissen Eie daZ?" .Weil ich das Geld jeden Abend zähle, bevor ich das Pult verschließe, zu einer Zeit, wenn daS Bureau leer lft, und ebenso zähle ich eS wieder am anderen Morgen, bevor noch Jemand das Bureau betreten hat," sagte Mr Bridgnorth. .Wie groß sind die Beträge, die Sie vermißt haben k" .DaS ist verschieden. In der einen Nacht fehlten mir fünf Pfund, in einer anderen sieben, in einer dritten drei und so weiter. Im Ganzen find mir bis jetzt fünfundfünfzigSouvereignS geftoh len worden, und ich weiß nicht, wie daS enden soll." .Haben Sie irgend einen Verdacht, wer der Dieb wohl sein kann?" Nein, indessen, jedoch " Mr. Bridgnorth zögerte. .Fahren Sie nur fort. Herr Anwalt, bitte," ermunterte ich ihn, geben Sie nur Ihren Gedanken freien Ausdruck, vielleicht verhelfen Sie mir damit auf auf eine Spur." Mit augenscheinlichem Widerstreben fuhr der Anwalt fort: Ich wollte nur sagen, ob eS vielleicht doch nicht Hartley wäre; aber," setzte er hinzu, ich kann mir nicht denken, daß er dessen fähig ist." Wer ist Hartley?" fragte ich. Mein Procunst." antwortete Mr. Bridgnorth, seit seiner Jugendzeit, als er noch ein Knabe war, ist er bei mir, und sein Charakter ist über jeden Ber dacht erhaben." Warum bringen Sie ihn denn aber doch mit diesen Diebereien in Serbin dung?" fragte ich. .Nun, aus folgendem Grunde," er klärte der Anwalt. Hartley und ich find die beiden einzigen Personen, die hier an Ort und Stelle schlafen, und da keine Spuren von gewaltsamen Ein bruch zu entdecken sind und der Dieb stahl immer in der Nacht stattfindet, so mutzte ich trotz heftigen WiderftredenS zu diesem Schlüsse kommen." Unter diesen Umständen ist das eine ganz natürliche Folgerung," warf ich ein, .aber, bitte, sagen Sie mir doch, haben Sie noch außer Hartley andere Gehülfen?" .Jawohl, vier." .Um welche Zeit. d:rlaffen diese daS Bureau?" Um sechs Uhr." Wann öffnen Sie eS?" .Um halb sieben." .Hat außer Ihnen Jemand Schlüssel dazu?" .Hartley, und zwar beide Schlüssel." ' Und Sie fagen, er schläft hier im (Hause?" Ja." So'nft Niemand?" Ich selbst noch." Aber Sie wohnen doch nicht hier, Mr. Bridgnorth!" Ganz recht, meine Wohnung liegt draußen in der Vorstadt, aber schon feit ein paar Tagen habe ich hier in meinem Bureau geschlafen." .Wohl um den Dieb zu erwischen?" fragte ich. .Eigentlich war die? wohl nicht Ab sicht." entgegnete der Anwalt rasch. Thatsache aber ist eZ. daß die Diebereien erst, seitdem ich meinen Aufenthalt hier genommen habe, stattfanden, vorher find solche nie vorgekommen." .Sehr wahrscheinlich, aber nehmen wir einmal an, daß Hartley wirklich der Dieb sei, könnten Eie vielleicht ein Motiv für seine Mausereien ausfindig machen?" fragte ich. Durchaus keines," erfolgte zur Ant wort. Ader halt er ist mit einem Mädchen aus anständiger Familie der vn rf y ' x Hrntitt ( MI8 11 V I i w b n: am n , 4i? 5 V & J ?( cmmi n r s r Jahrgang !!!. Vcilagc zum Ncbraöka -taatö-?ln;cigcr. N o. .V, lobt und gedenkt sich binnen Kurzem ein eigene? Heim zu gründen." .Also doch ein Motiv für die Diebe reien. bemerkte ich, die AMM Meno. .Wie so?" Nun. ein eigener Hausstand erfor dert Möbel, und Möbel kosten Geld." Eie meinen also. Hartley hilft sich zu meinem Gelde, um flch damit seine WohnungS'Einnchtung anzuschalten bemerkte Mr. Bridgnorth bestürzt. .ES ficht fast so aus," entgegnete ich, aber wir werden ja sehen, Sie haben ihn doch noch nicht deZ DiebstahlS bc chuldigt?" 0, nein, denn ich kann selbst an seine Schuld noch nicht glauben." Und er kennt auch nicht den Zweck memeS Besuchs?" .Meines WiffenS nicht." Ganz gut so; lassen Sie ihn auch einstweilen darüber im Dunklen. Sie wollten mir ja auch erzählen, was Sie veranlaßt hat, während der letzten Nächte hier in Ihrem Bureau zu schlafen?" .Hm," sagte Herr Bridgnorth lang fam. da? kam so: Seit einiger Zeit fühlte ich mich etwas indisponirt; ich kann eigentlich nicht sagen, was mir fehlte, aber ich mußte viele Nächte schlafe loS verbringen. Nächte, in denen ich entweder gar keinen Schlaf fand oder wenigstens nicht genügend, um während des TageS fri ch zu fein. In der Vor auSfctzung, daß gegen Schlaflosigkeit oft ein Wohnungswechsel hilft, entschloß ich mich, der ich doch ein Junggeselle bin und als solcher ganz nach meinem Ge, fallen leben kann, für ein paar Nächte hier zu schlafen; Platz genug und auch Bequemlichkeit in reichem Maße find ja hier vorhanden. Ich verstehe." Sehen Sie." fuhr der Anwalt fort, der Wechsel schlug auch vortrefflich ein. Von der ersten Nacht an schlief ich ganz vorzüglich, und nur schwere Träume ängstigen mich und lassen mich dcö Morgens noch müde sein. Der Frau, welche für Hartley die Bedienung be sorgt, macht eS wenig Arbeit, auch für mich ein Bett aufzuschlagen, und so bin einstweilen hier geblieben. TieS ist der Grund, den Sie wissen wollten." Besten Tank. Herr Anwalt. Nun wollen wir den Dieb zu fassen suchen. Ich schlage Ihnen hierzu ein sehr ein facheS 'Mittel vor. Lassen Sie mich hier irgendwo verstecken, vielleicht hinter dem Ofenschirm oder einem Schrank, ich bin an enge Verstecke gewöhnt und ich werde von dort aus Alles beob achten, was zu sehen ist. Verschließen Sie auch ganz wie gewöhnlich Ihren Schreib tisch und die Zimmerlhür, aber geben Sie mir einen Schlüssel zur letzteren, falls ich ihn etwa brauchen sollte." Herr Bridgnorth war hiermit einver standen, und so entfernte ich mich bald darauf. Als ich durch das äußere Zim mer ging, konnte ich, ohne Verdacht zu erregen, einen Blick auf die Gehilfen und speciell auf Hartley werfen. Nach dem Aussehen zu urtheilen, konnte die ser junge Mann kein Dieb sein; er zeigte einen offenen, freien GeftchtSaus druck, und jener liftige Blick, der daS charakteristische Zeichen deZ schlechten Gewissen? ist. fehlte ihm ganz und gar. Da ich jedoch wohl weiß, daß nichts so sehr täuscht wie daS Aussehen, glaubte ich doch bei meinem Wezgange in Hart ley meinen Mann gefunden zu haben. Spät am Abend sprach ich an Mr. Bridgnorth'S Thür vor und wurde von diesem Herrn persönlich eingelassen. DaS Bureau war schon geschlossen, die Gehilfen waren sämmtlich nach HauS gegangen, auch Hartley war aus, ver muthlich zu einem Schäferstündchen. ES bot für Mr. Bridgnorth weiter keine Schwierigkeit, hinter einem Schrank, der in einer Ecke des Bureaus stand, ein Versteck für mich ausfindig zu machen, und hier machte ich eS mir so bequem, wie eS unter diesen Umstünden möglich war. Um halb Zehn kam der Anwalt nach HauS, verschloß sein Schreibpult u.nd die Comptoirthür, gab mir den Schlüs sel zur letzteren, um den ich ihn gebeten hatte, und ging dann nach oben. Er sagte mir noch, Hartley würde wohl gegen 11 Uhr nach Hause kommen und dann direkt nach seinem Zimmer im oberen Stockwerk gehen. Die Vermuthung deS RechtSgelehrten erwieS sich als richtig, denn genau mit dem Glockenschlage elf Uhr hörte ich einen Schlüssel in der Außenthttr sich umdrehen; der Procurift war nach Hause gekommen. Er brauchte nicht durch da? Bureau zu kommen, um in sein Zimmer zu gelangen, aber als er vorüberging, hörte ich ihn stehen blei ben und die Klinke Probiren, ob die Thür auch geschlossen sei; als er sie so fand, setzte er seinen Weg fort, eine Minute später hörte ich ihn seine Zim merthur verschließen, und meine Wache begann. Die Zeit verstrich langsam; eS schlug zwölf, eins, auch zwei, und schon glaubte ich, ich sei vergeblich auf Wache. alS ich in der Stille der Nacht oben eine Thür leise öffnen und Jemand die Treppe vorsichtig hinunter kommen hörte. Am Fuße der Treppe, dicht bei der Thür deS Zimmers, in dem ich versteckt lag. blieb er stehen, und ich hörte das Ras seln eines Bundes Schlüssel, als ob der Träger den passenden aussuche, um ein Schloß zu öffnen. Einen Augenblick svüter öffnete sich die Thür, und der Dieb trat ein. Das Zimmer lag in vollständiger Dunkelheit, und ich mußte meine Augen anstrengen, um seine Bewegungen zu beobachten. Die Laterne, die ich bei mir hatte, wollte ich jetzt noch nicht ge brauchen, denn ich hoffte, den Tied auf frischer That zu ergreifen. Ich brauchte nicht lange zu warten. In einen lan gen Schlafrock gehüllt und barfuß schlich der Tied heimlich zum Schreib ti ch, und einen Schlüssel in da? Loch steckend, hob er den Deckel empor. Er ergriff dann die Cassette und entnahm ihr ein paar Goldstücke. Jetzt war meine Zeit gekommen. AuS meinem Versteck herausschleichend, ergriff ich meine Laterne und ließ ihr Licht auf den Einbrecher fallen. AlS dieS geschah, wurde mir jedoch keine geringe Ueberraschung zu Theil, denn ich erkannte in dem Einbrecher Mr. Bridgnorth selbst, und an feinen ge schlossenen Augen konnte ich sehen, daß er fest im Schlafe war und daher auch nicht wußte, was er that. Da ich bemerkte, daß daS Licht meiner Laterne ihn belästigte denn er fuhr mit der Hand mehrmals über die Augen so machte ich die Laterne dunkel; der Schlafwandelnde verschloß hierauf so fort sein Pult und verließ daS Bureau, die Thür hinter sich verschließend. Ge räuschloS öffnete ich sie wieder und folgte ihm. Er ging nach oben, blieb vor einem Schrank auf dem Trcppenauffatz stehen, durchstöberte ein oder zwei Sekunden lang alten Plunder, der am Boden des SchrankeS lag, und schien dort die Goldstücke hinzulegen. Tann ging er in ein anstoßendes Zimmer, in daS ich ihm vorsichtig folgte. Hier konnte ich noch beobachten, wie der Schlaftrunkene fein Nachtgemnnd ablegte und sich be mußtloZ in fein Bett legte, das er nur wenige Minuten vorher verlassen hatte. Nun, Herr Sampson," fragte mich Dr. Bridzmorth. als er andern Tag? herunter kam, was haben Sie auf Ihrer Wache entdeckt?" Haben Sie den Dieb herausgefunden?" Ich glaube ja. Herr Rechtsanwalt," war meine Antwort. Und ist ist - Hartley der Dieb?" fragte er ängstlich. Nein. Herr Anwalt, Hartley ist der Dieb nicht," beruhigte ich ihn. Gott sei Dank dafür." stieß der An walt heftig hervor, als ob das Bekannt werden dieser Thatsache ihm Erleich terung gewährte. Ader, fragte er dann mit großer Spannung, wer ist also der Dieb?" Bevor ich eS Ihnen sage," antwor tete ich ihm. bitte ich Sie, nachzu sehen, wieviel Ihnen in der vergangenen Nacht gestohlen worden ist." Er ging an sein Pult, durchzählte das Geld und antwortete: Drei Pfund." Das macht Alles in Allem?" forschte ich weiter. .Neunundfünfzig." Kommen Sie, bitte, mit, Mr. Bridgnorth," forderte ich ihn auf. Es sollte mich gar nicht überraschen, wenn ich Ihnen wieder zu Ihrem Gelde ver helfen könnte." Mit verlegenem Geficht folgte mir der Anwalt die Treppen hinauf zu dem Schrank, den ich schon erwähnt habe und dessen Thüre ich sodann öffnete. Ein schmerzhafter Zug erschien auf sei nem Gesichte, während er mir zusah. Wie seltsam!" sagte er, halb zu sich, halb zu mir gewandt. Ich träumte in jeder Nacht von dieser Nische, die ich immer in Zusammenhang mit den Diebereien brachte, und merkwürdig, der Inhalt deS SchrankeS erscheint mir so bekannt, obwohl ich ihn vorher in meinem Leben noch nie gesehen habe." Bücken Sie sich mal, bitte. Herr Anwalt, und greifen Sie in die Ecke dort," forderte ich ihn auf. Er that, wie ihm geheißen, und brachte einen Sodereign nach dem an deren hervor. Zählen Sie, bitte," drang ich weiter in ihn. als er so viele Goldstücke heraus geholt hatte, wie er finden konnte. Neunundfünfzig!" rief er überrascht aus, als er Stück für Stück durchging, genau so viel, wie mir gestohlen wor den ist." Genau so viel," bestätigte ich und fuhr fort: Und wenn Sie jetzt die Güte haben wollen, mit mir nach Ihrem I Bureau zurückzukommen, so will ich Ihnen auch sagen, wer der Dieb ist, be vor Hartley kommt." Wir gingen in das Bureau zurück, und hier erzählte ich ihm zu seinem auf richtigsten Erstaunen, wessen ich in der vergangenen Nacht Zeuge gewesen war. Wenn Sie mir meine Freiheit nicht Übel deuten wollen. Herr Anwalt." schloß ich meine Erzählung, so möchte ich Ihnen rathen, einen Arzt zu consul tiren. Allem Anscheine nach leiden Sie an einer GehirnLffection. die, wenn sie vernachlässigt wird, sich zu einer Krankheit entwickeln kann, deren Folgen gar nicht abzusehen sind." Der Anwalt folgte meinem Rathe und begab sich in die Behandlung eines CpezialarzteS. der ihm auf längere Zeit Ruhe und Enthaltsamkeit von jeder Thätigkeit verordnete. Ein schwieriger und sehr verwickelter Prozeß, den er vor nicht langer Zeit geführt hatte, hatte ihn zu sehr mitgenommen und diese eigenthümliche Art geistiger Verwirrung bei ihm hervorgebracht. AIS ich daS letzte Mal Nachricht über ihn hatte, hörte ich, daß er anscheinend vollständig wieder hergestellt sei. und Hartley, sein Procurift, der 'iuzwischen ein reizende-? Frauchen geheirathet hatte, sollte nun mehr sein Socius werden. (Ein Item". AuZ den Crlebiiiiieil eines Ziepoiters. Was thut ein Reporter nicht Alles, um Stoff zu einem recht interessanten Item" zu bekommen? Er steigt mit dem Ballon in die Lüfte, in der Tau cherglocke auf den Grund deS Meeres, läßt sich in ein JrrenhauS sperren, macht Entdeckungsreisen kurz, es giebt thatsächlich nichts, vor welchem daS Berichterstattergenie zurückschreckt. Auf eine neue Idee aber kam vor einiger Zeit, als die Barnum und Bai ley'sche Show gerade einen Besuch in London abstattete, ein dortiger Repor ter: es handelte sich darum, mal eine ganze Nacht unter den wilden Bestien der Barnum'schen Riesenmenagerie im Olympiathellier zu verbringen. Es ge lang dem Journalisten, einen Wärter zu bestechen, der ihm zwar sehr von dem Vorhaben abrieth, sich aber endlich be wegen ließ, den couragirten Herrn nach Schluß der Vorstellung heimlich Zutritt zur Menagerie zu verschaffen und ihm ein Strohlager in der Nähe deS Ele phantenquartierZ zurechtzumachen. Der Mann schildert nun seine Eindrücke fol gendermaßen: Wenn es irgend eine Gerechtigkeit in der Welt giebt, dann müßte ich während der Dauer meines ferneren Lebens von allen bösen Träumen und jeglichem Alpdrücken, an dem ich häu fig leide, verschont bleiben, denn was ich in dieser Beziehung in der vergange nen Nacht durchgemacht habe, war mehr alS genug für ein ganzes Menschen dasein. Am Tage und bei strahlender Abendbeleuchtung der anregendste amü santefte VergnügungSort in London, verwandelte sich Barnum'S Sbow", nachdem das Heer der Artisten, Wun dermenfchen, Statisten u. f. w. das Feld geräumt hat und die unzähligen elektrischen Flammen ausgeschaltet find, in die ödeste Scenerie, die man sich nur denken kann. Geradezu be ängstigend aber wirkt daS düstere Däm merlicht daS in dem riefigen Raume herrscht, in welchem ich mein Nacht quartier aufgeschlagen hatte. Fast bereute ich den tollkühnen Ent schluß, hier fechS lange Stunden ver bringen zu wollen, und in sehr gedrück ter Stimmung streckte oder vielmehr kauerte ich mich auf daZ saubere ange nehm duftende Stroh. Ein beständiges Scharren. Schnüffeln, Stöhnen und viele andere seltsame Laute um mich her, fesselten meine Aufmerksamkeit, die bald in noch höherem Maße erregt werden sollte. Unweit von mir stimmte ein offenbar elegisch veranlagter Löwe einen schauerlichen Nachigesang an, der mir durch Mark und Bein ging, glück licherweise aber bald in einem höchst unschicklichen lauten Gähnen seinen Abschluß fand. Die plötzlich eintretende Stille machte mich fast noch mehr ner vöZ und ich kam mir unter den 1002 lebenden Geschöpfen unbeschreiblich ein fam und verlassen vor. Ein schweigsamer Wächter kam hm und wieder an mir vorüber und ich be grüßte sein Erscheinen jedesmal wie daZ eines längst verlorenen Freundes. Zu meinem Verdruß trug der Mann aber wohl aus Rückficht für die Thiere Gummischuhe und so waren seine Schritte, deren Geräusch mir eine imne gewesen wäre, total unhörbar. $eacn Mitternacht sing ein Affe wie im Dilirium zu phantasiren an ; er schnatterte und wimmerte dazwischen, als ob er von beständignn Schmerz gepeinigt würde. Ich konnte es zul.'tzt nicht mehr mit anhören, tastete mich in der Halden Dunkelheit bis zu dem Affenhause und unterhielt mich eine Weile halblaut mit dem in Flanelle gewickelten Vierhänder, den meine Gegenwart etwaZ zu beruhigen schien. Als ich dann zu meinem Lager zu rück wollte, der ich mich und gcrieth in den Stall einiger festgebundener Zebras, die den nächtlichen Ucb:rfall ziemlich unwirsch aufnahmen. Froh, von den heftig ausschlagenden Thieren nicht getroffen zu fein, stolperte ich weiter und siel dabei über einen Karren mit Gerätschaften. Mein Schrecken, ein solche? Gepoltcr vcrur sacht zu haben, verwandelte sich in Ent setzen, als ich beim Aufstehen unmittel bar vor mir zwei große glühende Punkte und die dunklen Umrisse eine? mächtigen Körpers gewahrte. Ich wagte erst wieder zu athmen, nach dem ich mich durch schärferes Hinsehen überzeugt hatte, daß sich zwischen den gelblich schimmernden Augen einer grollenden Löwin und meiner Wenig keit thatsächlich noch die dicken Stäbe deS Käfigs befanden. Mein Strohlager aufzufinden, war mir jedoch unmöglich und so setzte ich mich refignirt auf den kalten Asphalt nieder und horchte mit zitternden Ne ven und immer häufiger sich sträuben dem Haar auf die unheimlichen stetig wechselnden Laute um mich her. Bald brach ein Schakal dicht bei meinem Ohr in mißvergnügtes Heulen aus, bald ließ eine Hyäne ihre schauerliche Kirchhofftimme ertönen und endete mit emem so graucnhasten, langgezogenen Lachen, daß eS mir eiskalt den Rücken hinunterlief. Einer der Elephanten rasselte mit feiner Kette, die bald darauf einer merkwürdigen Ton von sich gab, als ob sie plötzlich auseinandergeriffen wäre. Fast mit Gewißheit erwartete ich, daß der riefige Dickhäuter sich steige macht Hütte und nun den Wärter ab lösen würde, der seinen Rundzang augenscheinlich längst eingestellt hatte Im nächsten Moment schien die ganze Menagerie m Aufruhr zu gerathen : ein einziges, entsetzliches Heulen und Brüllen dröhnte durch den Raum und ließ mir das Blut in den Adern er starren. Das ftrampfte und scharrte, rasselte und tobte, als ob die wilde Jagd oayerqe au l käme. Wie ein plötzlicher Donnerschlag hatte der furcht bare Tumult eingesetzt ganz allmüh lich wie verschiedenartig durcheinander heulende Dampfsirenen nahm er dann ad und starb zuletzt rn halblautem Winseln, seufzen und Grunzen. Die Stille dauerte jedoch nur wenige Minuten: da erhob sich in dem großen Affenhaus ein wahres Zetermordio, Ohrenzerreißendes Kreischen und klüg liches Quietschen deutete an. daß zwi schen zwei Affen ein Kampf auf Tod und Leben entbrannt war, der schließ lich mit der Niederlage deS Quietschen den endete, dessen jämmerliches Geschrei immer schwächer wurde und plötzlich ganz aufhörte. Ueber Mangel an Abwechselung hatte ich wahrlich nicht zu klagen. und als gegen fünf Uhr Morgens wieder ein allgemeiner Krach auSbrach, war ich sehr froh, meinen Wärter vom vorigen Abend wiederzusehen, der sich, sarkastisch lächelnd, nach meinem Be finden erkundigte und mich dann auf meine dringende Bitte schleunigst aus dem unheimlichen Labyrinth hinaus führte. Zu meiner innersten Entrüstung mußte ich noch die Wahrnehmung machen, daß ich, kaum drei Schritte von meinem bequemen Strohlager ent fernt. die schaurige Nacht auf dem kal ten Boden kauernd zugebracht hatte. Ti Symbolik der Trauerfarbc. Man ist eS gewöhnt bei uns, die schwarze Farbe alS jene zu betrachten, welche die Trauer am besten ausdrückt; diese Anschauung ist und war aber kei neswegS allgemein verbreitete. Die Spartanerinnen und Römerin nen trauerten um ihre verstorbenen Lie den in weißem Gewände. Die Mutter König Ludwig? des Heiligen von Frank reich, Bianca von Kastilien, erhielt vom Volke den Beinamen die meiße Königin", weil sie um Ludwig den Achten in Weiß trauerte. In Spanien währte derselbe Brauch bis zum Jahre UOS. Die Chinesen trauern heute noch in Weiß; die Türken kleiden sich Blau oder Violett, bei den Aegvptern wird der Trauer durch gelbe Gewänder Ausdruck gegeben, bei den Aethiopiern durch Grau. Die Polen verzieren heute noch ihre schwarzen Trauerkleider durch daran angebrachte weiß; Einfassung. Wenn man der Ursache dieser ver schicdenfardigen Trauer nachgeht, so dürfte sich dieselbe wohl am besten aus der Symbolik der Farben erklären lassen. Es ist ein alter Glaube, daß Weis; die Farbe der Unschuld und der Rein- leil fei. Grau ist daZ Symbol der Erde, in welche der Todte begraben wird und mit der fein Körper in Folge der Verwesung wieder dauernd der einigt wird. Geld find die abgestorbenen verwelk ten Blätter, welche der H.-rdststurm von den Bäumen schüttelt, diese Farbe eig net sich demnach ebenfalls ganz wohl als Symbol deS ZodeZ. Schwarz ist die Finsterniß, welche wenigsten? den Körper deS Verstorbenen umgiedt; sie ist aber auch daS Symbol deZ Nichts. deS Nichtfichtbaren. Blau ist die Versinnbildlichung de Glückes, das nach dem frommen Glau den der Völker den Verstorbenen in der jenseitigen Welt erwartet. Violett ist eine Mischung von Blau mit Schwarz, stellt also die Trauer um den Abgeschiedenen mit den Wünschen für dessen jenseitiges Wohlergehen dar. TaZ schwarze Trauergewand soll an gcdlich erst seit dem Tode Karls deS Achten von Frankreich (149$) in allste meinen Gebrauch gekommen sein. alS dessen Wittwe, welche diese Farbe be sonderS gut kleidete, zum Zeichen ihrer Wittwenfchaft schwarze Kleider anlegte. Zobitöki'ö Siegeswagen. Der SiegcSwagcn, den seinerzeit daS dankbare Wien dem Polenkönig Johann Sodieski zum Geschenk gemacht hatte, befindet sich seit 150 Jahren in der kleinen Torfkirche zu Raddatz, KreiS Neuftettin in Pommern. Nach dem lobe SodieSki'S hatten die weidlichen Nachkommen deS Königs den Wagen, dessen Herstellung 300 Dukaten ge kostet hatte, auf ihre in Oberschlesien gelegenen Güter mitgenommen. Wäh rend deS ersten fchlefischen Krieges er beuteten preußische Truppen den Wa gen, den dann Friedrich der Große sei nem General Henning Alexander v. Kleist-Raddatz schenkte, der ihn der da mals neuerbauten Kirche in Raddatz widmete. In dieser Kirche wurde der SiegeSwagen zu einer Kanzel verwen bet. Der Wagen ift nach Art eines römischen Triumphwagens gebaut und ift bis auf einige Kleinigkeiten unver ändert gelassen worden; er ruht dorn auf dem Altar, der Baldachin aber ift an der Kirchendecke befestigt. Unter dem Baldachin befindet fich die In fchrift: ''Carrustriumphalis Johan nis Sobiosky, Kegis Poloiiorum"; darauf sieht man den SodieSkischen Schild, ferner türkische Trophäen, Tur bane und Hellebarden. Ter Wagen ift stark vergoldet und die größeren Felder sind zierlich mit feiner Goldarbeit be deckt. In früheren Jahren kamen viele vornehme Polen nach dem Dorfe Rad datz, um unter dem SiegeSwagen ihreS ehemaligen Königs ihre Andacht zu ver richten. Den Segen der Arbeit preist Helmholtz. der berühmte Physiker und Physiologe, in einer Festrede mit folgenden goldenen Worten: BloS die Arbeit, die ernste, zielbewußte, gewährt unS innere Befriedigung, welche aus dem Gefühle treuer Pflichterfüllung ent springt und in unS das Bewußtsein unseres sittlichen Werthes rege macht, das im Gemüthe zur Selbstachtung wird. Das eben ist der Segen, welcher in der Arbeit liegt und der sich mit Schätzen der Welt nicht erkaufen läßt. Tenn dies Bewußtfein giebt uns Luft zum Schaffen und schenkt uns Muth und Selbstvertrauen; aus ihm schöpfen wir immer wieder neue Kraft und neue Elasticität, um nicht zu erlahmen in dem Kampfe mit den Mühsalen und den Widerwärtigkeiten deS Lebens, während Unthätigkeit und Genuß ad stumpfen und verweichlichen oder auf Abwege führen. In der Sucht nach mühelosem Gewinn liegt ein Fluch. Das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung gewährt unS aber auch die volle und reine Empfindung und den unverdor denen Genuß der Freuden, welche das Leben bringt. Das ift ein besonderer Segen, welcher ebenso auf der Hand arbeit deS Gelehrten und nicht minder auf dem ftillen Walten der Hausfrau ruht!" Friedrich der Groke blieb auf einer Reise durch Schlesien mit seinem Waaen fleck. (Sin half denselben wieder flott machen. Der Könia liefe stA mit hm Wmtr i i O M I -T " " . VMHH i llit Gespräch ein und fragte ihn: Nun, wer ift Ihm als Einquartirung wohl lieber, die Oefterreicher oder die Preu gen k er auer antwortete auswei chend, es wäre ihm Dies ganz gleich. Friedrich ließ ihn jedoch nicht so leicht loS, und so platzte er endlich heraus: ..?tt nun. Wenn's ans im nnfrtm " ' M. 1.11? Wär s am Liebsten, hi nB.rir lägen alle in der Elbe und die Preußen ianom am User und lachten sich todt." Der protz. Ich möchte einige Klassiker haben." Buchhändler: ..Viclleicbt SAilw Goethe. Lcsflng " Haben feie nichts Besseres?" Boslft. A.: Mein Freund und ick nn-rfc an einem Tage in den Stand der heili gcn Ehe treten I" B.: ..TaZ lg recbt : aelhnUtr PA.n.r. ai. 1 r M. 'i ist halber Schmerz!" Aindlichc kogik. Du, Mama, der Vava ist wnbl so ich wie wir. weil er nicht so fein geküidet gebt und immer arbeiten muß. u.ciin mir ipazuren gehen?"