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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 12, 1898)
2luf Tod und (eben. SiiS bm l'tlrn inrl l'efomotiDmtjietl. ?on 5. Z. lornlotini. Cm furchtbare? Schneegestöber herrschte draußen, verbunden mit einer schneidenden Kälte. Im behaglich er wärmten Lienftzimmer einer kleinen rheinischen Etation saß und lag da? Zugpersonal, welche den um 9 Uhr 13 Minuten Abend? nach bürg fahrenden Courierzug zu begleiten hatte. Theil standen die Beamten um den groben Ofen, theil? faßen und lagen sie auf den Pritschen. .Schauderhaftes Wettcrl' sagte jetzt einer, als eine kleine Pause in der Un terhaltung eingetreten war. .Ja erwiderte ein Zweiter, 'S ist wirklich kein Vergnügen, bei solchem Hundewetter auf den glatten Tritt drettern herumzuklettern und sein Leben zu wagen für die paar Mark!" .Na," meinte ein alter Zugführer, .ich will Euch, da wir g'rad' beim Wetter sind, von einem Vorfall berich ten, der mir vor etwa siebzehn Jahren auf der Streike pasftrt ist. welche Ihr nachher übernehmen sollt. ES war so'n Wetter wie heute, am 13. Januar 1870 ich vergesse eS in meinem Leben nicht! da brachte ich den Schnellzug nach bürg. Auf der zweiten Station von hier, wo wir zwei Minuten Aufenthalt hatten, wurde mir vom Lokomotivführer Ber ger gemeldet, daß fein Heizer während der Fahrt plötzlich krank geworden fei und seinen Dienst wohl nicht zu Ende verrichten könne; ich möchte doch bei der nächsten Station Ersatz für denselben schaffen lassen. Ich besorgte das Punkt lich. Auf der nächsten Station, wo wir so gegen 12 Uhr ankamen, wurde der erkrankte Heizer abgelöst. Ein Heizer Namen? Piehl, der auf die von mir ab gegebene Depesche schnell zum Dienst be ordert war, nahm nun dessen Stelle ein. AIS ich Piehl sah. ahnte ich sofort Unheil. Ich wußte, daß derselbe vor einigen Tagen vom Locomotivführer Berger eines groben dienstlichen Ver gehen? wegen angezeigt und von der . Behörde in Geldstrafe vernommen wor den war, zudem wußte ich, daß Piehl, der ein roher raufluftiger und rachsüch tiger Mensch war, zu anderen geäußert hatte, er werde dem Berger gelegentlich 'mal diesen Streich vergelten. Aber, einen anderen Heizer zu requiriren würde zu lange gedauert haben, und womit sollte ich die? auch begründen? Mit einer Ahnung? Also Piehl trat seinen Dienst an. Dem Locomotivführer, dem ich meine Befürchtungen mittheilte, schien es lächerlich; er meinte, ich sollte nur un besorgt sein, er werde schon mit Piehl fertig. Unser Zug setzte sich wieder in Be wegung, bald sauften wir wieder in ge wöhnlicher Geschwindigkeit dahin. Da wir von hier ab bis zur nächsten Sta tion überall Durchfahrt hatten, so dauerte diese Strecke etwa eine Stunde Fahrzeit. Halb drei war's geworden und die Hälfte des Weges schon zurückgelegt, ohne daß sich mir etwas Auffälliges ge boten hätte Führer und Heizer fchie nen sich gut zu verftehen. Ich hatte das Gesicht gegen das Coupeefenfter ge drückt und versuchte die Finsterniß zu durchdringen. Doch war daS nicht eine Station, welche wir da Pas ftrten? Oder war eS Täuschung, und hatte ich nur eine Stgnallaterne er blickt? Nein, eö mußte Station thal gewesen sein. Wie hatte aber der Zug diese durchfahren können, ohne ein Signal zu geben und ohne langsamer zu fahren? Da war auf der Maschine etwas nicht in Ordnung! Meine Ahnung! meine Ahnung! Ohne viel weiteres Ueberlegen riß ich die Coupeethür auf und sprang auf'S -Trittbrett und schritt zur Spitze des Zuges. Das war ein schwer' Stück Arbeit. Der Wind heulte mir um die Ohren, daß eS mir Mühe kostete, mich feftzu halten und nur langsam kam ich vor wärtS, dazu trieben mir solche Schnee maffen in'S Gesicht, daß ich kaum die Augen aufzuhalten vermochte. Endlich hatte ich den ersten Wagen erreicht und stand, an eine Stange ange klammert, hinter dem Tender; hier hielt ich einen Augenblick an. um zu horchen. Kein Laut war vernehmbar todten still alles! Nur das Heulen und Aech zen der mit aller Kraft arbeitenden Maschine und daS Brausen deS Sturmes hallte durch die Nacht. Auf die Loco motive selbst konnte ich nicht sehen, da mir die Tenderwünde jede Aussicht ver sperrten. WaS thun? War ich doch im Irrthum? Während ich noch über legte, sah ich. jetzt aber ganz deutlich, daß wir eine Station durchfuhren. Nun war kein Irren mehr möglich. Berger hatte wieder kein Signal ge geben und auch den Zug nicht lang samer fahren lassen. Auf der Maschine war zweifellos etwas vorgefallen! Der eigenen Gefahr vergessend, sprang ich auf'S Trittbrett deS TenderS und lief auf demselben weiter. WaS für ein Anblick bot sich mir auf der Maschine. Von Berger und Piehl sah ich nichts. Zu Tode erschreckt schwang ich mich auf. Hier. eS war kein Zweifel, hatte ein Kampf ftattge funden ein Stück lag hier, das an dere dort. Ich begriff sofort alles zunächst mußte ich jedoch für den Zug sorgen. Schnell schloß ich den Regula to, und brachte den Zug nach Kurzem auf der Strecke zum Stillstände. Nun konnte ich nach dem Verbleib deS Per sonalS Umschau halten. Berger lag blutend auf den Kohlen im Tender, von Piehl war nicht? zu sehen. Nachdem der Locomotivführer. der eine Stichwunde in der Brust hatte, in ein Eoupee gebracht worden war, leitete ich den Zug bis zur nächsten Station. Seine Verwundung war schwer, ober nicht tödtlich; er genas nach einigen Monaten. Den Heizer Piehl fand man deS andern TageS. schrecklich verstümmelt, auf der Strecke: er war unter die Rüder deS ZugeS ge rathen und eine Strecke weit mitge schleppt worden. Der Locomotivführer Berger hat mir später den Hergang jener grausigen Fahrt erzählt : Er hatte Piehl einen Auftrag ge geben, welchen dieser aber nicht zu hören schien oder absichtlich überhörte. Auf einen abermaligen Befehl, den er aber wieder nicht ausführte, sagte ihm Berger: .Wenn Sie nicht thun, was ich Ihnen sage, werde ich Anzeige er statten und um Ablösung auf der nach ften Station antragen." Hierüber war Piehl in eine schreckliche Wuth gerathen, auf ihn losgesprungen und hatte versucht, ihn von der Maschine zu werfen ; Berger hatte sich aber krüf tig gewehrt und eS fei ihm in der Todes angft auch fast gelungen, feinen Gegner zu überwältigen ; da habe aber Piehl ein Messer gezogen und ihm einen Stich in die Brust versetzt. WaS weiter ge sehen, wußte Berger nicht, da ihn daS Bewußtsein verlassen, nur Eines wußte er noch dunkel, daß er den Heizer mit dem Rest seiner Kräfte abgewehrt Hütte. hierbei mußte derselbe auSgeglitten und abgestürzt sein. " .Das ift auch unser Zug " ein kraftiges .Gute Fahrt! und die Versammlung verließ den erwärmten Raum, um den gefahrlichen Dienft an zutreten. ' Der Apfeldieb. In der Nacht hatte ein arger Wind geweht. .Hui! Da werden die Aepfel bei der Thalmüllerin von den Bäumen fallen l hatte der Huber Franzl gedacht, als er mitten in der Nacht von dem Ge brause aufwachte, und jetzt auf dem Gange zur Schule, hatte er absichtlich einen Umweg eingeschlagen, um zu sehen, ob recht viele Aepfel bei der Thal Müllerin unten liegen. Und wirklich, so war's! Ueberall sah eS gelb und roth, aus dem Grase hervor, und hinter dem kleinen Zaune, bei dem Franzl ftand. da lagen eine Menge der schönsten, größten Aepfel dicht bei ein ander. Dem Franzl lief daS Wasser im Munde zusammen. Die würden schmecken! Freilich, die Thalmüllerin war auch da. Sie suchte die gefallenen Aepfel in ihrer großen Schürze zusammen, aber sie wandte gerade den Rücken. Wenn er jetzt schnell einen Apfel nähme da hatte er schon den größten aufgehoben, und jetzt wieder einen und noch einen, soviel er nur im Arme halten konnte! Scheu blickte er zurück. Nein, die Mül lerin hatte ihn nicht gesehen. Eben wollte er in einen der Aepfel beißen, da hörte er eS 8 Uhr schlagen. Schon so spat? Da sollte er ja bereits in der Schule sein! Eilig stopfte er die Aepfel in sein Ränzel und lief dem Schulhause zu. Er kam gerade noch zurecht, aber mit dem Aufpassen wollte eS heute schlecht gehen, er mußte immer an die Aepfel in seinem Schulsacke denken. Ob er sie auf dem Heimwege essen sollte? Da hätten ihn die anderen Buben fragen können, woher er sie habe! Oder zu Hause im Garten? Da kämen vielleicht die Mutter oder die Geschwister dazwi schen. Nein, am besten wäre eS wohl, er schliche sich mit ihnen zu Hause auf den Boden und versteckte sie im Heu. ganz hinten in der Ecke beim Schornstein, und wenn eö dunkel wird, krieche er hinauf und verzehre sie. Da fuhr er zusammen. Fast hätte er überhört, daß sein Name aufgerufen wurde. .Weshalb dürfen wir nichts Unrechtes thun, auch wenn kein Mensch uns sieht?" fragt der Lehrer. .Weil weil," stotterte Franzl, weil der liebe Gott uns sieht." Wie kann er denn das, wenn er doch nicht bei uns 19?" .Der liebe Gott ift überall". Dem Franzl ward ganz heiß. Wenn der Lehrer nur end lich einen anderen gefragt hätte, aber nein, gerade ihn fragte er weiter. Wo her wissen wir eS denn, wenn wir un recht gethan haben?" Franzl wußte eS ganz gut. .Durch unser Gewissen," sagte er leise; und eS war ihm plötzlich, als fühle er in feiner Bruft ein ganz be fondereS Pochen und Klopfen. .Ja," fuhr der Lehrer fort, .und wenn jemand nicht auf die Stimme fei neS Gewissens hören will, dann ruft jedeS Geräusch ihm seine Schuld zu: daS Klingen der Glocken, das Murmeln des Wassers, das Sausen des Windes." Franzl rutschte unruhig hin und her. Gut, daß die Stunde jetzt endlich aus war und er nach Hause gehen konnte! Sonst war Franzl immer als iner der ersten bei der Thür hinaus, heute schlich er langsam hinter den anderen her. Ob der Lehrer wohl recht hatte? Eben fing die Glocke auf dem Kirch thurme zu läuten an. Sonst hatte sie immer geklungen: .Bimmel, bammel! bimmel, bammel!" Heute hörte er sie ganz deutlich rufen: .Bimmel, bam mel, Aepfel gestohlen!" Ganz beschämt 'ging er weiter. Auf dem Stege, der über den Dsrfdach führte, mußte er ei nen Augenblick stehen bleiben. Die Wellchen plätscherten so sonderbar: .Plüsch, plitsch. pseldied! Plitsch. plitsch. Apfeldikd!" sagten sie. und als er verwirrt weiter lief und unter den großen Nußdaum kam. da hörte er den Wind sausen: .Huh. der Franzl ift ein Dieb! Huh. der Franzl ift ein Dieb!" Franzl ward roth bis über die Oh ren. Nein, daS war nicht mehr anzu hören! Unentschlossen ftand er da; plötz lich gab er sich einen Ruck und rannte. waS er konnte, bis er vor dem Garten der Thalmüllerin ftand. Niemand war darin zu sehen. Er riß sein Ränzel herunter und legte haftig die Aepfel in daS GraS. einen neben den anderen, daß die Müllerin sie gleich sehen mußte, wenn sie auS dem Hause kam. Tann machte er einen Satz gerade in die Höhe und that einen Jauchzer, daß man eS weithin durchS Dorf hören konnte. Nun mochten du Glocken läuten und Bach und Wind rauschen, waS sie wollten, ihn ging eS nichts an, er hatte wieder ein gutes Ge wissen, er war kein Dieb mehr! Leichten Herzens ließ er fein Ränzel am Riemen schwingen und lief dem Hause seiner Eltern zu. Und als die Mutter nach dem Mittagessen jedem ih rer Kinder ein winziges, gelbes Aepfel chen von dem kleinen Baume gab, der hinter dem Haufe ftand, da schmeckte dieS unserem Franzl besser, als ihm der saftigfte Apfel der Thalmüllerin hätte schmecken können. John Ritsch reist zurück. Milwaukee, Aepril, de zwanzigste dS. MtS. StaatS'NuhSpaper, Neu York. Mister Editer ! Ich trSwwel jefl. Heint werd nach Neu York abgereift. Hen Sie gedenkt, ich thüt mei Kountri in der Zeit vun Tünfcher und Peril alleenig losse? No, Mister Editer! So en hundsgemeine eirische Trick 'spielt der reiche John net an feiner Kountri. Dann wie segt der Dich!? Mir wolle in keiner Noth uns seperäte un in jedem Dänfcher zcfamme schticke. (William Tell, secod oder third Aect.) Der Füct of der Mütter iS nämlich: Ich hen en Letter gekriegt vun Neu Z)ork, baß eS zu MiSunderftändingS ge führt hätt, daß ich grad um die jetzige Zeit fortgegange wär un ich fellt schnell zerickkimme. Sie sein mein Witneß. Mifter 5di xer, daß ich alleenig wege der Fämili un preiwät BiSneß un ReletiffS vun der Alti ich meen der Misses Ritsch vun Neu York fort bin und daß die War Skür nix dermit ze thun gehatt Hot. BiseitS, geb ich net de befte Pruv vun meiner Korrädsch, bei daß ich grad jetzt zerickkimm? DeS möcht ich wisse. BiseitS muß ich enihau in Neu Vor! sei, wege dem Rentkollekte, un eS Hot mir aach hier e Mann, wo so Sache weeß (er war Leitnant in der schör mün Armi) gesagt, Neu York könnt gar net bombardet werde, weil die Buil dingS ze hoch wärn un die BombS net dorch vierezwanzig Stockwerk dorch schlage könnte. In Spain hen se uäm lich blos zweistöckige Hüuser un da sein se net uff unser Buildingö eigericht. Sie könne also ünaunze, Mifter Editer, daß der reiche John nexte Woch wieder in Jhft Neu York fein un zu seiner Kountri un zu unserer Flüg un zu die StarS un StreipS schticke werd. Biete losse derfe mer unS net, Mifter Editer ! Wissen Sie. was ich thun geh? Ich fit e Rödschiment auS. Lauter Freiwillige. Ich mag e Re kruiting AfsiS for mich felwer beim Tfchalli auf. Jeder wo frewillig in lift, kriegt vun mir en Cocktail (oder zwee Hiesige) un a Siggar. un wann des Rüdschiment abmartscht, da triet ich des ganze Rödschiment all eraund mit eme Hiesige,' oder meinzwege mache mer'S e Gut'S. DeS iS. WaS ich thu. Mifter Editer. Die JuniformS un die GunS un so Sache muß of course des War Dipartment bezahle. DeS kann mer vun mir net verlange. Ich denk, eS iS gut genug, daß ich e gern zes Rödschiment ftell un die einzige Kondischen derbei mach, daß deS Röd fchement die John Ritsch ReifelS ge kallt werd un ich de Ränk vun eme Körnel Tfchenerell U. S. A. un e lebenslängliche Penschen for mich un mei kinner von net unner zweetausend neinhunnertunfünfesiwwezig und net äbofe dreitausend DollerS krieg. Well. deS iS net mehr wie recht. WaS der Mensch verdient, deS gebührt em. Mit trie TschierS for die Koutri. die FlSg un baun mit die TraitorS, hip. hip. horrahl VourS mit RegardS Col. John Ritsch. Esq. Straßenreinigung im alten Berlin. In früherer Zeit war eS um die Ber liner Straßenreiniguvg etwas schlechter als heute bestellt. Lieft man hierüber in alten Schriften nach, so erhält das geflügelte Wort von der guten alten Zeit' einen harten Stoß. In der ftüd tischen BaU'Ordinanz vom 30. Novem ber 1641 heißt eS : .ES unterstehen sich auch viele Bürger, daß sie auf den freien Straßen und often unter den Stubenfenftern Süue und Schweine ftälle machen, welches ein Edler Roth durchaus nicht leiden und haben will". Aber erst 1681 verbot der Große Kur fürst unter Androhung fchwerer Stra fen das Echwkinemsftkn auf der Straße. Im Jahre 166 hatten .Bär germeifter und Rathmannen" an den Kursurften ein Gesuch gerichtet, in dem eS u. A. heißt : Wir haben eine Zeit hero mit Schmerzen ansehen müssen, wie scheußlich eS allhier in Cölln auf den Gassen lieget und die sich keiner an unser Anbefehlen. eS vor den Thüren rein zu halten, bishero kehren wollen." ES wird dann gebeten, daß neben dem gewissen Kerl" noch ein verarmter Bürger zur Straßenreinigung bestellt und ihm zur Fortschaffung deS Schmutze? ein altes Pferd, sowie Futter für das selbe auS dem kurfürstlichen Marftall gegeben werden möge. Die Antwort lautet: Seine fürstliche Durchlaucht befinden, dieses unterthänigfte Bitten gantz billig zu sein, und weil Sie selbften eS gerne sehen, daß dieser Residentz Straßen vor aller Unflateren rein gehal ten werden, a!ß wollen Sie hiermit Dero General'Feldzeugmeifter Törfflin ger in Gnaden befehlen, zu diesem Ende ein guth stark Pferd schaffen zu lassen." Der gewisse Kerl" war der Berliner Eassenmeifter. welcher in seinen Karren den vor den Thüren zusammengefegten Etraßenunrath fortzuschaffen hatte. War das Zusammenfegen seitens eines Hausbesitzers unterblieben, so ftand dem Waffenmeister das Recht zu, den Unrat h in daS HauS deS Betreffenden zu wer fen, welcher außerdem noch eine Geld ftrafe zu gewärtigen hatte. Die Stadt Väter waren also schon damals von einem nicht genug anzuschlagenden ReinlichkeitSdrange beseelt. Aber sicher lich haben sie eS sich nicht träumen las sen. daß dereinft SpreeAthen die .rein lichste Stadt der Welt" genannt werden würde. Er kann ine gute Stiesel ver tragen." Dieser Redensart giebt man verschie dene Ableitungen. Nach einer alten Sage wurde der rheinische Ritter BooS von Waldeck von dem Rheingrafen auf gefordert, seinen mit altem Rheinwein gefüllten großen Reiterftiefel zu leeren. Der Ritter war dazu bereit, wenn ihn, sein Wirth HüffelSheim erb und eigen thümlich verschreiben wolle. Nachdem der Vertrag schriftlich abgeschlossen worden war, fetzte jener sich hinter dem eigenartigen Humpen und trank, bis der letzte Tropfen ausgeschlürft war. Dann aber fiel er besinnungslos um und gab seinen Geist auf. Weit besser als BooS von Waldeck scheint jener Mar schall von Frankreich. Baron de Bas sompierre, der vom König Heinrich IV. nach Bern geschickt wurde, um daS von Heinrich III. mit den 13 Cantonen geschlossene Bündniß zu erneuern, einen großen Stiefel Wein vertragen zu haben. Als er zur Rückreife fertig war und schon zu Pferde vor dem Wirthshaus? hielt, nahten sich ihm die Abgeordneten der 13 Cantone, jeder mit einem mächtigen Becher, um den Bundesgruß ihm zuzutrinken. Sie brachten ein Hoch auf Frankreich aus, jeder leerte seinen Becher, der eine Flasche Wein enthielt, auf einen Zug. Da ließ Bassompierre einen seiner gro ßen Reiterftiefel sich ausziehen und mit Wein füllen ; dann rief er: Den 13 Cantonen !" schluckte den Inhalt des Stiefels hinab und ritt davon. Die Schweizer fanden das sehr schön und nannten Bassompierre einen würdigen Vertreter Frankreichs. Jenes WirthS HauS soll noch heute einen Stiefel als Aushängeschild haben. Die Erziehung der Frauen. Wie so manche andere optimistisch veranlagte Natur huldigte auch der französische Diplomat Graf Flahault der Ansicht, daß jeder Mann sich seine Frau selbst erziehen könne, und sprach diese seine Ueberzeugung bei sich darbie tenden Gelegenheiten oft genug aus. Als Flahault Mitte der dreißiger Jahre als außerordentlicher Gesandter Louis Philipp'S am Wiener Hofe weilte, faß er bei einem Hofdiner der Gemahlin des StaatskanzlerS Fürsten Metternich zur Seite und bewunderte nicht nur deren Geist, sondern auch das außerordentlich schöne Diadem, daS ihre Stirne schmückte. Die Fürstin, hier durch einigermaßen geniert und durch die Fragen FlahaultS nach der Her kunft deS Diadems geärgert, erwiderte endlich trocken : Nun, mein Herr, ge ftohlen ift es jedenfalls nicht." Fla hault verstand natürlich sehr gut, daß daS eine Anspielung auf die Art und Weise sein sollte, wie sich sein Souverän in den Besitz der französischen Krone ge setzt hatte. Er führte bei dem Fürsten Klage darüber, indem er zugleich mer ken ließ, daß er denselben dafür derant wortlich mache, seine Frau nicht besser erzogen zu haben. Metternich aber zuckte lächelnd die Achseln. Frauen lassen sich nicht erziehen, Herr Graf, wenigstens vrir ist es nicht gelungen, auf die meinige in dieser Hinsicht einen Einfluß auszuüben", sagte er alsdann, und nach dieser Ab lehnung blieb Flahault nichts weiter übrig, als die peinliche Affaire ruhen zu lassen. Zur Geschichte des Schachspiel. Daß die Jndier daS Schachspiel er funden, wird allgemein zugegeben. Weniger aber dürste es bekannt sein, daß die ganze Anordnung des Schach spiels nach der indischen Schlachtord nung kopirt ift. Der König hielt sich im Hintergrunde mit seinem ersten Minister Mantri," im Perfischen Ferz" genannt, woraus bald durch die Galanterie der Franzosen eine .Vierge" und endlich gar eine Königin" wurde. Beiden zur Seite hier die Wagenburg (Ratha). bald die Kavallerie (Asva). deren willkürliche Stellung selbst noch das arabische Spiel durch einige Ver setzsreiheiten andeutet, sowie aus jenen beiden Bkftandth.'ilen unsere Laufer und Springer den Ursprung haben. Die Flügel werden gedeckt durch öle phanten mit Thürmen voll streitender Soldaten, bei den Persern Ruch, woher unser .Rochiren," die jetzt sonderbar genug als bewegliche Thürme ohne Elephanten allein marschiren. Die ganze Front endlich bestand auS Fuß truppcn. die sich wie Plutarch von der Schlachtordnung deS PyrrhuS be richtet wenn sie geschlagen, hinter die Elephanten zurückzogen, um sich von Neuem zu formiren. AuS den altindischen Schriften lassen sich manche Belege für diese Taktik anführen; die vier Bestandtheile : Elephanten. Rosse. Wagen und Infanterie, bilden erst ein vollständiges Heer, und daher führt dieses, sowie da? Schachspiel den Na men: Ehaturanga," das ift vierkir perig, woraus der Name .Echatreich" verstümmelt ift. Ei neuentdeckter lichter. In der dritten Klasse einer Berliner Gemeindeschule sind soeben die deut schen Aufsatze zurückgegeben worden, und eifrig ftecken die Verfasserinnen dieser hochwichtigen literarischen Pro dukte ihre Naschen in die Hefte, um die Prädikate zu ftudiren, die die gestrenge Lehrerin ihnen für ihre Leistungen zuerkannte. Grete fitzt nachdenklich über ihr Aufsatzliest gebeugt und spricht kein Wort. Endlich wendet sie sich kummer vollen Blickes an ihre Nachbarin : Du, lies mal, Toni, was hier steht : Grete soll für die nächste deutscht Stunde 20 Mal aufschreiben, wo und wann der in ihrem Aufsatz genannte Dichter Motto" geboren und gestorben ift? Weißt Du vielleicht?" Keine Ahnung", giebt die Gefragte achselzuckend zur Antwort, und dann mit superklug überlegener Miene wei ter : Dichter Motto kenn' ich überhaupt nicht; wo hafte denn den aufgestöbert?" Na, in meinem neuen Geschichten buch, waS ich zu Weihnachten bekommen habe. Da fängt doch jedes Kapitel mit einem Vers an und drüber steht immer Motto und da ". Ein schmetterndes Auflachen unter bricht Grete. Und lange Zeit währt eS. ehe sich der Lachfturm über den fun k.lnagelneuen DichterSmann Motto" gelegt hatte. . ArmeeElphantt beim Frühstück. Die Elephanten des Indischen HeereS werden täglich zweimal gefüttert. Wenn die Zeit dazu herankommt, stellt man sie in einer Linie vor einer Reihe Futter Haufen auf. DaS Frühstück jedes Thie reS besteht aus zehn Pfund (englisch, zu 453 Gramm) rohem ReiS, der in fünf Bissen" zu zivei Pfund verabreicht wird. Der Reis ift mit frischen Blüt tern umhüllt und diese sind mit GraS verschnürt. Auf daS Commando Ach tung I" hebt jeder Elephant den Rüssel hoch und eS wird ihm ein Packet Futter in daS geräumige Maul geworfen. Bei dieser Fütterung geht kein einziges Reis korn verloren. Was die Leute sagen. Ich bin Mittags mit einem kleinen Schwarzen zufrieden !" sagte der Men schenfresser. .DaS Kleid fitzt wie angegossen!" sagte der Kellner der eine Sauciere auf eine Dame fallen ließ. Wir Künstler find eben ein luftiges Völkchen !' sagte der Zahnkünftler. als er einen Zahn mit Lachgas auszog. Sie ift zum anbeißen." sagen die Herren von einem schönen Müdchen. Aber eS beißt Keiner an. .Die gute Haut I" sagte ein Ehe mann in den Flitterwochen von seiner Frau. Nach einem Jahr sagt er: .Die Gute h a u t !" .Sie machen zu viel Bälle mit sagte ein Arzt zu einer alten Jungfer, die fitzende Lebensweise bekommt Ihnen nicht l" .Ich setze Alles durch !" sagte ein kor pulenter Herr, als die Sitzfläche des Stuhles unter ihm barst. Heute roth, morgen auch!" sagte die Dame, die sich eben schminkte. Ich kann mich über jede Kleinigkeit freuen l" versicherte ein Verliebter, bei Betrachtung der Füße seiner Geliebten. In mir kocht Alles l" sagte eine ge reizte Frau. Und zu Hause kocht Nie mand l seufzte der Gatte. Falsch verstanden. Bauer (zu seinem Sohn, der von der Universität zurückgekehrt ift): .Sag' emol, mit weller Not' hoscht denn 's Exama' b'ftanda?" Studiosus : .Mit großer Not !" Unter Vomestiken. Also Dein Herr hat Dir ein Paar Filzschuhe geschenkt?" Ja, dafür muß ich ihm aber Abends, wenn er ausgeht, meine Stie fel pumpen!" ktz. .Warum wohl der Bergkroxler Fall meyer heuer gar keine Tour in'? Ge birge macht?!" Ja wissen Sie. der ift im Früh jähr vom Balkon heruntergepurzelt, und damit ift er für dieses Jahr zufrieden !" Lchlcchie Ausrede. .Sie, Nachtwächter, sagen Sie mir doch, wie find Eik gestern Nachts zu Ihrem Rausche gekommen?" .Ich weiß e? nicht. Herr Bürgermei fter aber ich glaub', ich bin durch Ansteckung berauscht worden, denn ich hab' in der Nacht drei betrunkene Etu denten heimgeführt l" Aus der Inftruktionsftunde. Unteroffizier: .Kerls, Ihr steht beim Militär immer mit einem Fuß im Kasten und mit den beiden anderen Füßen... Einjähriger, grinsen Sie nicht ; Sie meinen wohl, jetzt käme eine .Kasernhofblüthe'?!... Nee. nu' ge. rade nich'I" Unteroffizier: .Huber. nun dürfen Sie aber nicht glauben, Sie seien kein Dummkopf, weil Sie das wirklich 'mal gut gemacht haben! Ausnahmen be festigen nur die Regel l" 3il Sieh' mich nicht an mit Deinen Jam meraugen. Sag' mir nicht, daß Du maßlos elend bist, Daß tausend Oualen Dir am Herzen saugen. Daß Er, der treulos war. Dein Un glück ift l Wenn neu im Frühling Rosen blüh'n und Flieder, Da komm und sprich zu mir von Dei nem Harm l Ich wette waS, eS hängt Dir längst ' schon wieder Ein anderes solches .Unglück" dann am Arm! Aus Erfahrung. Barthl : .Du, Sepp. da steht abso lute Majorität ! Was ift denn daS?" Sepp (Bursche beim Major): .Ab folute Majorität?.. Das wird wohl die Frau Majorin fein!" Zweierlei Noten. .Herr Commerzienrath sehen ja so abgespannt aus l" Ja. mein Lieber, habe auch mehr zu arbeiten, als ein Pianist !" O, Sie scherzen wohl?!" Durchaus nicht. Sie verdienen ja das Geld spielend!" Ich wollte nur. ich Hütte Ihr Noten dazu!" Armer Teufel I Der Rekrut Kömmle starb im Garni sonsspital. Bei der Sektion fand man in feinem Magen: Zwei Schweine, neun Ochsen, fünfzehn Dromedare, achtundzwanzig Elephanten, fiebennnd neunzig Nilpferde und hundertdreiund vierzig Rhinocerosse, die er alle während seiner Dienstzeit hatte hinunter schlucken müssen. Auch ein Mlderungsgrund. Vertheidiger : Ich bitte, die Strafe auf acht Mark herabzusetzen, weil der Angeklagte an der Hand, mit der er dem Stoppelbauer die Ohrfeige gege ben, nur vier Finger hat l" Kindlich. Papa (zum Hänschen, der seit eini gen Tagen in die Schule geht): Haft Du denn auch schon einen Freund?" Hänschen : Ja, aber ich kann ihn noch nicht recht leiden l" Die Eifersüchtige. Richter (zur Frau deS Angeklagten): Bei dem Einbruch in das Mädchenpen flonat waren Sie auch betheiligt?" Frau: Natürlich!.. Würde es Ihre Frau vielleicht erlauben, daß Sie allein in ein Mädchenpensionat einbrächen?" Linfchau. Der Mensch schweift in die Weite Und suchet dort die Welt. Er sammelt Sonnen. Sterne. Die er für Welten hält. Nur seine Erdenheimath Erscheint ihm nicht als Stern, Und in das eig'ne Jnn're Sieht sich der Mensch nicht gern. Gefängnißwärter: .Ein Reporter will Sie sprechen was soll ich ihm sagen?" Gefangener: Sagen Sie ihm: Ich sei nicht zu Hause ! Der kommende Mann. Siehste woll, da kimmt er. Lange Schritte nimmt er. Siehste woll, da naht er sich, Blos wer'S iS, deeS weeßte nich ! Uebertrumpft. Russe: Bei uns hat jede einiger, maßen anständige Familie ihren Koch." Deutscher: Will wenig sagen, bei unS hat sogar jeder Soldat seine Köchin." Wahrheit. Wie viele Namen von Gewicht. Doch wieder ihren Ruf zerstören ! Ach, der Erfolg versteht oft nicht Zum rechten Zeitpunkt aufzuhören.