n l" V V Pf nnitirtrtcnrt t V I I III VI U V II U P .J O I et n Jalirgang 1. Beilage zum Nebraöka Ztaats-Anzeiaer. No. .'. Eine Zvciscdckanntschaft. J'on Ar. i-r. In tinkm Coupee dkS Berlin'PctnZ' burgxr EchnellzugkZ saßen an einem Herdflabeild zwei Herren als einüge Insassen im besprach zusammen. Tcr Seite mochte ein Siebziger sein, aber sein frisches. tikfdrauneS Gesicht, sein scharfer Blick und feine ausrechte Hol tung bekundeten, daß ihn die Last sei ner Jahre nicht schwer drückte. Ueber die hohe Stirn deZ Reisenden zog sich eine tiefe Narbe, die offenbar von einer schweren Wunde herrührte, und deren helle Ränder der Physiognomie deS alten Herrn einen ganz eigenartige charakteristischen Zug verliehen, der dem Beschauer sofort ausfiel. Ter andere Reisende war ein junger, elegant ge kleideter Mann, dessen freundliches Ant litz und offenherziges Wesen einen sehr sympathischen Eindruck machten. Er hatte seinen leichten Reisemantel adge uorfcn und trug an einem Riemen eine kleine, schwarze Geldtasche, die er im Laufe deS GesprücheS unwillkürlich von Zeit zu Zeit betastete, als wollte er sich Überzeugen, daß deren, wie eS schien, sehr ansehnlicher Inhalt noch intact fei. Während der alte Herr sich ziem lich schweigsam verhielt und sich nur dem eifrigen Genuß deS Rauchens hin gab, war fein Begleiter desto redseliger. Er erzählte von seiner Schulzeit, sei nen Studienjahren, daß er Referendar und jetzt schon seit längerer Zeit bei einem angesehenen Juftizrath thätig sei. Heute sei ihm ein sehr ehrenvoller Auf trag zu Theil geworden. Der alte Justizrath, als dessen Assistent er fun girte, war der Rechtsvertreter eines rei chen Gutsbesitzers an der preußifchruf' fischen Grenze. Er hatte für diesen ein obsiegendes Urtheil in einem lang wierigen Prozeß erstritten, und daS Object deffelben. 56,00 Mark, war vor einigen Tagen baar ausbezahlt worden. Der Gutsbesitzer hatte brief lich den Wunsch geäußert, daß ihm diese Summe sofort durch einen absolut sicheren Mann persönlich überdracht werden solle, und zwar nach einer etwa zehn Meilen von seinem Gut entlegenen Grenzstadt, wohin er sich ebenfalls be gab, um dort den Ankauf eines größe ren Gutes, welches das seinige be grenzte, abzuschließen. Der Alte hatte die Erzählung deS jungen Rechtsgelehrten nur mit einigen kurzen, von Zeit zu Zeit hingeworfenen Zwischenreden unterbrochen. Als sein Begleiter geendet hatte, musterte er ihn eine Zeit lang unbemerkt, wobei ein ftilleS Lächeln um feine Mundwinkel spielte. Nach einer längeren Pause erst fragte er in einem Tone, auS dem ein aufmerksamer Beobachter vielleicht eine leise Ironie herausgehört hätte : Und Sie tragen also ein ganzes Vermögen bei sich?" Hier sitzen die Musikanten erwi derte der junge Mann, indem er heiter lachend auf die Geldtasche schlug, und der Alte mag ein recht vergnügte? Ge sicht machen, wenn ich ihm die neuen Tausender aufzähle, die er, nachdem in der ersten Instanz gegen ihn entschie deS war, schon halb und halb verloren gab .Ja, ja, daS wird er wohl," lächelte der Andere, und ganz besonders freuen wird er sich, daß ihm diese große Summe durch einen so liebenswürdigen und sicheren Boten überbracht wird. Der junge Mann verbeugte sich ge schmeichelt, und wenige Minuten dar auf verkündigte der schrille Pfiff der Lokomotive, daß sie ihr gemeinsames Reiseziel erreicht hatten. Als sie auf dem Perron des ziemlich dürftig erleuch teten Bahnhofs standen, wollte sich der junge RechtSbefliffene von seinem Reise geführten verabschieden, als dieser ihm vertraulich die Hand auf die Schulter legte und sprach: Wenn eS Ihnen recht ist, fahren wir zusammen in daS Hotel zum Deut fchen Kaiser," wohin Sie ja beordert sind." Sie wissen?" fragte erstaunt der Andere. Ja, Herr Gustav Hartmann." er widerte lächelnd der Alte. Ich bin nämlich zufälligerweise der Gutsbesitzer Wüllner, demSie die hier sitzenden Muss kanten abzuliefern haben." Er tippte bei diesen Worten mit seinem derben Reisestock leicht auf die Geldtasche Hart mannS, der ihn verblüfft anstarrte, und fuhr fort : Na, im Hotel daS Weitere, besteigen wir also die alte Karre, die sich Omnibus nennt, und fahren wir in die Stadt." Etwas eigenthümlich gedrückt folgte der junge Mann der Aufforderung Wüllners. und eine Minute fpüter rumpelte das wackelige Geführt dem Städtchen zu. Die Reisegefährten hatten zunächst gemeinschaftlich zu Abend gespeist und dann auf dem Zimmer deS GutSbe fitzerS, der sich dem jungen RechtSbe ftiffenen gegenüber genügend legitimirt hatte, ihre geschäftliche Angelegenheit geordnet. Wenn eS Ihnen angenehm ist, plau dern wir noch ein Stündchen." sprach Wüllner zu artmann. als dieser sich zurückziehen wollte. Ich möchte Ihnen gerne eine kleine, lehrreiche Geschichte erzählen, die Ihnen vielleicht einmal von Nutzen sein kann." ES wird mir eine Ehre sein," antwortete bescheiden der junge Mann und nahm auf einen Wink deS Alten wieder an, Tische Platz. Wüllner schenkte die Gläser voll, lehnte sich be haglich in seinem Sessel zurück und begann : Vor allen Dingen, mein junger Freund, muß ich mich Ihnen als einsti gen College vorstellen. Ja. ja. sehen Sie mich nur erstaunt an ! Auch ich wollte mich der Rechtswissenschaft wid men, und zwar in Amerika, wohin ich schon als Kind mit meinen Eltern verschlagen worden war. Ich hatte meine juristischen Studien beendigt und stand im Begriffe, die Berech tigung zur Advocatur zu erwerben und bei der Advocatenfirma Miller & Low in Briefoille als JuniorPartner einzutreten. ES war dies ein alteS Aö vokaturgeschäft mit einer ausgebreiteten Praxis. Ein Jahr vor Beginn meiner Geschichte war ein Farmer NamenS Preston einige Meilen von Grafton entfernt gestorben, und Miller & Low hatten die Regulirung der Erdschaft übernommen. Die Sache war etwas verwickelt und zog sich in die Länge, der Erbe aber brauchte Geld und beschloß, zu diesem Zweck 15,000 Dollars auf die Erbschaft aufzunehmen. Wir wurden mit diesem Geschäft betraut, und eS ge lang uns auch, das Darlehen in Graf' ton mit einem Bankhaus abzuschließen. Ich erhielt den Auftrag, mit den nöthi gen Papieren versehen, dorthin zu reisen, die Summe in Empfang zu nehmen und sie dann dem etwa zwanzig Meilen entfernt wohnenden Erben per sönlich zu überbringen. Stolz auf meine VertrauenSmisston, hatte ich in einem Eisenbahnwagen Platz genommen und fing eben an, meine Zeitung zu lesen, als ein wohl gekleideter Herr einstieg und sich mir gegenüber setzte. Wir waren die ein zigen Insassen deS CoupeeS gerade wie heute , und da ich damals eine etwas geselligere Natur war und mich auf Reisen gern nach Menschen umsah, mit denen ich recht viel plaudern konnte, so war eS mir ganz angenehm, daß der Ankömmling mich nach einer Weile an sprach. Er machte eine Bemerkung Über die Gegend, durch welche der Zug brauste, ein Wort gab daS andere, wir kamen in ein interessantes Gespräch, und ich freute mich, einen so angench men Reisegefährten gefunden zu haben. Dieser richtete verschiedene Fragen an mich, so daß er. ehe ich mich dessen der sah. von dem Geschäft, welches mich auf die Reise führte, genau unterrichtet war. Henry Black unter diesem Namen hatte sich mein Reisegefährte mir borge stellt war nicht weniger mittheilsam. Er erzählte mir, daß er nach Grafton zu einem Agenten reise, der ihm ein Gut, daS er zu kaufen beabsichtigte, nachweisen solle, und als wir in Graf ton ankamen, wo Black sich ein paar Tage aufzuhalten gedachte, trennten wir uns unter freundschaftlichem Hände schütteln und der gegenseitigen Versiche rung, daß wir eine recht angenehme Fahrt zusammen gemacht hätten. Noch am Nachmittag nach unserer Ankunft ordnete ich bei dem betreffen den Bankhaus mein Geschäft und las firte die 15.000 Dollars für unseren Clienten ein. Ich war im Begriff, mich zu verabschieden, als der Chef des Hau feS mir die Hand auf die Schulter legte und sagte: Seien Sie vorsichtig, junger Mann. Lassen Sie keinen Fremden wissen, welch eine Mission Sie baden, wenig ftenS nicht eher, als bis Sie daS Geld abgeliefert haben. Bor allem aber achten Sie darauf, wer mit Ihnen im Coupee fährt." Ich will gestehen, daß mich dieser Rath, der mir wie eine gewisse Bevor mundung erschien, zuerst etwas ürgerte. Als ich aber in das Hotel zurückkehrte und mir die Warnung des Banquiers doch nicht auS dem Sinn kam, beschloß ich, derselben nachzukommen, und der barg, als ich am anderen Morgen zum Bahnhof fuhr, das Pückchen mit dem Geld, welches in großen Banknoten be stand, auf der bloßen Brust, so daß ich überzeugt fein konnte, von keinem Tafchendieb beftohlen zu werden. Zu meiner Uederraschung traf ich auf dem Bahnhof meinen Reisegefährten Henry Black, der mir mittheilte, daß der Verkauf deS von ihm in das Auge gefaßten GuteS schon am anderen Tage stattfände und er sofort dahin reisen müsse. Bei dieser Gelegenheit stellte eS sich heraus, daß diefeS Gut ganz nahe bei demjenigen unseres Clienten lag. und da eS noch sehr früh am Tage und herrliches Juniwetter war, so nahm ich mit Vergnügen daS Anerbieten Blocks an. statt mit der Bahn, in seiner Ge fellschast die Fahrt in dem hübschen Wagen zu machen, den er zu diesem Zweck gemiethet hatte und selbst kut schirte. Wenige Minuten später fuhren wir loS. Der Anblick der in üppiger Pracht stehenden Wiesen und Wälder stimmte mich außerordentlich heiter und zufrie den. Mein Geführte plauderte viel, berührte aber mein Geschäft mit keinem Wort. Wir waren unzefähr zwei Mei len gefahren und hatten eben eine ein same Farm hinter UNS gelassen, als Black seiner Umhängetasche ein Reise flälchchen entnahm und eS mir mit den Worten bot: Ich denke, ein guter Schluck wird uns wohl thun! bitte, trinken Sie." Nun war ich zwar kein Freund von geistigen Getränken, allein ich schämte mich, dicS zu bekennen, und nahm einen herzhaften Schluck aus der Flasche. AIS ich ihm diese zurück aab, setzte auch er sie an die Lippen. Kaum waren fünf Minuten vergangen, da wurde mir sehr sonderbar zu Muthe. Die Fenzen am Wege schienen höher zu werden und die Bäume zu wachsen, eS war mir. als ob ich das Rollen unsere? BuggieS in weiter Ferne hörte. Sonderbar," bemerkte ich, mir scheint, daß ich unwohl werde." Dabei hielt ich mich mit aller Kraft am Wagen fest. Wirklich. Sie sind sehr blaß," er widerte er. indem er mich scharf ansah, eS scheint, daß Sie daS schnelle Fahren nicht vertragen können. Ich will Sie so schnell wie möglich zu einem Arzte bringen." Meine Zunge war mir so schwer im Munde, daß ich kein Wort heraus bringen konnte. Ich krallte mich an den Sitz fest, schloß die Augen, und er trieb das Pkerd zum schnellsten Laufe an. Etwa drei Meilen von Grafton zieht sich ein großes Stück Wald hin, welches wir nun bald erreichten. Inzwischen hatte der Schmerz in meinem Kopfe etwas nachgelassen, ich öffnete die Augen und fühlte mich nicht mehr so unwohl wie vorher. Eine Art von Betäubung aber hielt mich noch immer gefangen. Nachdem wir noch etwa eine halbe Meile gefah ren waren, bog Black in einen engen Waldweg ein. Ich konnte nicht begrei fen, was et da wollte, ich versuchte darüber nachzudenken, aber eS ging nicht. Da find wir !" rief er aus, als er ein paar hundert Schritte von der Hauptstraße anhielt. Er stieg aus, machte das Pferd fest und kam dann an die Seite, wo ich faß. Ihnen ist noch immer unwohl, aber ich hoffe, es wird Ihnen bald besser werden." bemerkte er, steigen Sie aus, ich werde Ihnen helfen." Er streckte die Arme aus uud fing mich, der ich halb hinausfiel, auf. Mir war, als ob ich ein paar taufend Pfund wiegen müßte. Er trug mich fort und legte mich einige Fuß von einer Fenz. die am Rande einer Wiese entlang lief, nieder, worauf mir besser wurde. Die Wirkung deS genossenen WeincS oder vielmehr deS BetäudungS mittels begann zu schwinden, ich kam zum Bewußtsein, daß etwas Ungewöhn liches mit mir vorging. Aber ich war noch immer unsähig, ein Glied zu be wegen, und hatte daS Gefühl im Kör per, als ob meine Glieder eingeschlafen wären. Können Sie sprechen?" fragte Black, indem er sich über mich beugte. Ich will wissen, wo Sie die 15.000 Dollars haben." Nun erst ging mir ein Licht auf. und ich fing an, meine Lage zu begreifen ; die Schwere, welche meine Zunge gefef seit hatte, ließ nach, und auch die Fin ger konnte ich wieder etwas bewegen. Black, wollen Sie mich berauben?" stammelte ich, mit großer Mühe die Worte suchend. Aber Sie sollen daS Geld nicht haben, eher sterbe ich," fuhr ich fort, indem ich mich etwas zu erhe den versuchte. Ah, ich sehe, Sie tranken nicht ge nug von meinem Wein," bemerkte er sehr ruhig; aber dem läßt sich ab helfen." Er ging zum Buggy. holte Stricke und einen Knebel und kniete neben mir nieder. Da ich noch schwach war und nur geringen Widerstand leisten konnte, wurde eS ihm leicht, mich zu bewälti gen. Ich lag auf der rechten Seite, mit dem Gesicht der Fenz zugekehrt, in dieser Lage band er mir die Hände auf den Rücken. Nun daS Geld her!" Mit diesen Worten begann Black meine Taschen, eine nach der anderen, umzukehren ; er nahm alles heraus, was darin war, untersuchte meine Stiefelschäfte, und endlich befühlte er auch meine Brust und fand da, was er suchte. Aha, da ist es." rief er auS, indem er das Päckchen hervorholte; na. ich glaube kaum, daß Ihr Client von die fern Gelde etwas zu sehen bekommen wird." Er setzte sich nun mir zu Häupten nieder, machte daS Pückchen auf und fing ganz ruhig an. das Geld zu züb len. In diesem Augenblick sah ich das weiße Gesicht eineS kleinen Mädchens durch die Ritzen der Fenz. der ich gegen üb:r lag, hervorlugen. Ich konnte in ihren großen, blauen Augen den AuS druck der Furcht und deZ Entsetzens lesen. Ich besorgte, daß sie sich durch ein Wort oder durch einen Schrei der rathen möchte, und war darüber sehr unruhig ; aber sie verschwand und lief in der Richtung nach einem weiter rück wärts liegenden Hause fort. Black hatte glücklicherweise von alle dem nichts beobachtet, denn er war noch immer mit dem Geld beschäftigt, daS er sorgfältig in mehrere kleine Päckchen vertheilte, die er in verschiedenen Taschen seiner Kleidung unterbrachte. Trotz dem ich annehmen konnte, daß daS Mädchen, welches ich gesehen. auS dem Haufe hinter der Fenz Hilfe herbeiholen werde, und ich am besten gethan hätte, mich ruhig, zu verhalten, übermannte mich doch die Wuth bei dem kaltblüti gen Gedahren deS frechen Räubers und ich schrie ihm mit voller Lungenkraft zu : Black, Sie sind der niederträchtigste Schurke, den die Welt je gesehen hat ! Geben Sie mir das Geld heraus, Elen der, und machen Sie mich nicht Unglück lich für mein ganzes Leben !" Mein Schreien schreckte ihn auS sei ner Ruhe auf. Er sprang in die Höhe, lief auf mich zu und faßte mich hart an der Kehle an. Schweigen Sie," sprach er mit un erdrücktem Zorn, oöer, der Henker soll mich holen, wenn ich Sie nicht um bringe !" Ich aber war bis zur blinden Wuth gereizt. Mit einem gewaltigen Ruck meines Oberkörpers riß ich mich von ihm loS und brüllte : Ich will nicht schweigen I Mein Geld will ich! Hilfe! Hilfe e" Nun, so fahre zu Hölle !" rief, blitz schnell in die Brufttasche greifend, der Räuber. Ehe ich mich dessen versah, saufte der schwere Knopf eineS Todt fchlägerS auf meine Stirne nieder, und ich sank zurück. Noch war mir, als ob ich inmitten des furchtbaren Schmerzes einige schattenhafte Gestalten vor mir auftauchen sähe, und dann schwanden mir die Sinne. Als ich erwachte und mit wirrem Kopfe um mich schaute, lag ich in einem großen, weichen Bette, daS in einer freundlichen Stube stand, durch deren weit geöffnete Fenster der laue Juli wind die abendlichen Blüthendüfte her eintrug. Neben mir stand eine alte, gutmüthig blickende Frau, die sich an dem Verband meiner Stirne, der sich bei meinem Erwachen etwas verschoben hatte, zu schaffen machte, und vom Fußende des BetteZ schaute das kleine Mädchen, dem ich meine Rettung der dankte, mit großen, bangen Augen zu mir herüber. Sie hatte ihre beiden Onkel, die Söhne der alten Frau, die mich pflegte, herbeigerufen, und sie wa ren gerade noch zur rechten Zeit gekom men. um den Räuber abzufassen, der draußen mit denselben Stricken singe schnürt lag, deren er sich zu meiner Fesselung bedient hatte. DaS geraubte Geld hatte man ihm natürlich abge nommen, und zu meiner unaussprech lichen Freude sah ich die Summe auf dem Nachttische neben mir liegen. Wochenlang pflegten mich die wackeren FarmerSleute. bis meine schwere Wunde, deren tiefe Narbe mich ewig an jenen ernsten Tag erinnert, endlich geheilt" war. Der Räuder endete am Galgen. Ich bin mit meiner Geschichte zu Ende, junger Freund. Warum ich Ihnen dieselbe erzählte, wird Ihnen im Verlauf derselben wohl klar geworden sein, und Sie werden nun einsehen, daß eS nicht gut ist, auf einer derartigen Eisenbahnfahrt zu mittheilsam gegen einen unS unbekannten Mitreisenden zu sein." Die Liebe. Erzählung von I. v. M i r n a. Still und verborgen wohnt der alte Mann in seinem Häuschen am Walde. Er hat keinen Menschen, welcher Antheil an ihm nimmt. War dies überhaupt jemals der Fall gewesen. Seine Eltern starben, als er noch klein war, Geschwister besaß er nicht. AIS Gemeindekind wurde er im Dorf herumgeftoßen und nur durch ange strengte Arbeit konnte er auf seine alten Tage diese Hütte sein eigen nennen und noch etwa? mehr. Außer dem beschei denen täglichen Brot waren eS Bücher, nach denen sein Herz verlangte. Er kaufte, was er erschwingen konnte, an Erzählungen und Gedichten. In allen aber war von der Liebe die Rede, die höher steht wie jede; andere, YS,je, auch wie Glaube und Hoffnung. Sollte dicZ nicht nur eine Erfindung der Dichter sein? Er hatte nichts labon erfahren und bei seinem arbeitZvollen Dasein nie Zeit gehabt, bei andern da nach zu suchen, aber eS müßte schön sein, auf der noch kurzen Laufbahn, beim Aufklingen deS LcbcnS so etwaS Herrliches kennen zu lernen, wie'S in den Büchern steht. Ob er'S nicht doch irgendwo findet? Zeit zum suchen hatte er ja genug. Der alte Mann schließt sein HäuSchcn und wandert in die Welt hinaus. Er kommt an ein HauS, altcrthümlich und dauerhaft gebaut. Ein reiches Kauf Herrngeschlecht sitzt dort seit Jahrhun derten. In den Garten schleicht sich der Alte, dort befindet sich der Inhaber mit seinem Sohn. Und ich sag' Dir'S jetzt zum letzten mal: Deine Mutter und ich, wir wün schen, daß Du, unser Einziger, die Firma fortführst. Deine Ideen von Künstlerthum und Künftlerruhm find lächerlich. WaS heißt Talent? Tau sende glauben eS zu haben und bringen eS doch zu nichts. Gehorchst Du uns nicht, so ziehe ich meine Hand von Dir ad und Du magst darben mit Deinem sogenannten Talent." Darben ein hartes Wort! Der Sohn neigt das Haupt und fügt sich schweigend. Leise macht sich der Alte fort. DaS war sie nicht, die Liebe nicht. waS man unter wahrer, echter Elternliebe versteht. Vielleicht ist'S mit der KindeS liebe besser bestellt. Er schaut in'S Fenster eineS stattlichen BauernhauseS. Der älteste Sohn hat eS kürzlich übernommen, die Eltern find im Leibgedinge; dort sitzen sie in ihrem Stübchen vergrämt und betrübt. Nein, die sehen nicht so auS, als wenn Kindes liebe ihre Tage erhellte. Also auch hiermit ist'S nichts weiter! In einem schmucken Häuschen wird eine Verlobung gefeiert. Der Bräu tigam nimmt soeben vor der Thür zärtlichen Abschied von feiner Braut. 'Sie läßt sich küssen und lächelt ihm selig zu, sie weht mit dem Tüchlein ihm nach. Ich habe die Liebe gefunden," denkt der alte Mann. Da steht er plötzlich ein spöttisches Lächeln auf dem Antlitz der Braut. Er ist doch gar zu häßlich," flüstert sie vor sich hin. Ach. wenn der nicht so reich wäre ich hätte ihm in'S Gesicht gelacht bei feiner Werbung." Wieder nichts vorwärts also nach der Residenz deS Fürsten? Sie liegt vor ihm, er braucht nur hinein zu gehen. Er kommt gerade zum Geburtstag des Landesherrn. Man hat einen wun derfchönen Feftzug veranstaltet, der geht eben beim Schloß vorbei. Auf dem Altan steht der Fürst und feine Familie. Hoch-hoch!" ruft das Volk und ge bürdet sich ganz aufgeregt, es jubelt und winkt empor. Hier habe ich endlich die Liebe," denkt der Alte; er steht mitten im Ge dränge, da hört er sagen: Der Tag bringt allen heut Vortheil: einen Or densregen, Speisung der Armen, hohe Titel und was sonst noch drum und dran hängt. Ja, so ein bischen Hurrahrufen hat doch sein Gutes!" Die Umstehenden lachen und nicken Beifall. Der Alte schleicht sich hinweg zum Thor hinaus. Er mag nichts mehr sehen und hören, er sehnt sich in seine Hütte zurück. Unterwegs kommt er an einem HüuS chen vorbei, auS dem eine Frau, kaum jünger als er. zur Thür herausschaut. Alterchen." meint sie, Ihr seht so müde auS. Kommt, rastet bei mir." DaS bat noch Niemand auf der gan zen Reise gesagt. Gern tritt er ein. Wie festlich ist'S hier Blumen und ein großer Kuchen auf dem Tisch! Gelt. daS ist nett?" ruft die Frau freudestrahlend. Nun fetzt Euch. Ihr bekommt nachher Kaffee, aber warten müßt Ihr, bis mein Junge kommt." Kehrt er auS der Fremde zurück?" Sie wird roth und verlegen. Ist'S Euer Einziger?" O nein, ich habe acht Kinder. Sieben stehen schon auf eignen Füßen und sind brav. Alle leben in meiner Nähe." Und Niemand ist hier, den Bruder zu begrüßen?" Sie wird wieder verlegen. Ja. wißt Ihr, das hat seinen Grund. Ihr seht freundlich aus, Alter, Ihr werdet mich nicht schelten, wie meine andern Kinder, daß ich mich so sehr auf meine Peter freue. Wißt, er kommt halt aus auS dem Zuchthaus. Lange Jahre haben sie ihn eingesperrt, weil er im Jähzorn einen Kameraden erschlug. Ader jetzt hat er'S doch ge büßt und nicht wahr, ich darf ihm doch noch gut sein?" In diesem Augenblick naht ein zögern der Schritt. Auf der Schwelle steht ein Mann mit kurzgeschorenem Haar und tiefen Furchen im Gesicht. .Peter!" schreit die Frau: ihre Arme umschlingen den Sohn und Herz an Herz schluchzen beide. Den Alten haben sie vergessen; verklärten Blicke geht er still hinaus. DaS ist Liebe." sagte er sich. S war mein Wandern doch nicht ganz vergebens. Ich lehre heim zu meinen Büchern mit dem Gedanken, daß sie nicht gelogen haben. Nur seltener und schwerer ist die Liede zu finden, als die Dichter melden, und wenn man sie fin det, die echte, wahre, fromme so ist'S wohl am ersten bei einer Mutter." Xtt Höllknhund. Ein sonderbares Straßenbild ent wickelte sich vor Kurzem in der Moltke Straße zu Berlin. Dem General ftabZgebäude gegenüber stand auf dem Trottoir ein großer Reisekoffer stunden lang ohne Aufsicht. Jeder der Vor übergehenden hörte im Innern deS Kof ferS ein unerklärliches Kratzen und Scharren. Erst blieben einige Leute stehen und betrachteten den rüthfelhaf ten Koffer von allen Seiten. eS dauerte lange, doch kein Eigenthümer ließ sich blicken. Allmählich wurden eS der Leute mehr, und zuletzt wurde ein großer Auflauf daraus und von Munde zu Munde ging die grausige Mär: Da drinnen steckt die Höllenma schine"!" und da drinnen" arbeitet die Maschine" immer schneller. ES ra schelte, kratzte, scharrte und pfauchte, alS sollte jeden Augenblick eine Kata ftrophe eintreten. Die Umstehenden, im höchsten Grade gespannt, waS da kommen würde, hielten sich sämmtlich in scheuer Entfernung, so daß der ver hängnißvolle Koffer mitten in einem Kreise stand. Endlich erschien ein Schutzmann, er besah sich den Verdachts gen Koffer von allen Seiten, er forschte darnach, wie der Koffer dahin gekommen war, wer der Besitzer desselben sei, doch vergeblich Niemand vermochte AuS kirnst zu geben. Inzwischen kam noch ein zweiter Schutzmann hinzu, der nun ebenfalls den Koffer untersuchte. Ver dächtig war derselbe jedenfalls, aber was war damit anzufangen? Die Schutzleute erwogen diese Frage sorg fältig; das Objekt zur Wache zu drin gen, erschien als das Nächstliegende, aber wie, wenn daS Ding unterwegs losginge, denn die Maschine arbeitete immer toller. Schließlich versuchte einer der Beamten, den Koffer zu öffnen. Und siehe da: der Deckel ließ sich be wegen, als ihn der Beamte aber lang sam und bedächtig hochheben wollte, da sprang etwas an den Deckel mit der Elasticität einer Feder heran, so daß der Schutzmann den Kofferdeckel schnell wie der fallen ließ. Die Aufmerksamkeit und Neugier des Publikums war nun auf das Höchste gespannt. WaS sollte und würde nun geschehen? Daß nichts pasfirte, als der Deckel wieder zuflog, ließ darauf schließen, daß man eS mit einer Höllenmaschine nicht zu thun haben konnte. Mit größerem Vertrauen wurde der Kofferdeckel nun noch einmal aufge hoben und da sprang ein Hund her auS, ein kleiner, braunhaariger Köter, der sich vor Freude kaum zu fassen wußte, daß er aus feiner Gefangenschaft befreit war. Natürlich stürmische Hei terkeit". Einer der Schutzleute faßte den Koffer nun bei einem Henkel und schleifte denselben neben sich her zur Wache, der Hund aber lief hinterher, denn in dem Koffer steckten noch die Reste des FutterS, welches man ihm mitge geben hatte. Ob eS sich hier um den schlechten Scherz eines Witzboldes han delte oder ob eS jetzt in Berlin modern werden soll, außer Kindern auch Hunde auszusetzen, wird in diesem Falle wohl nicht aufgeklärt werden. Kostspielige Begräbnisse. Die kostspieligste Bestattung aller Zei ten ist wahrscheinlich die Alexander'S deS Großen, die in Bezug auf wahnfinnig verschwenderische Pracht nie ihresgleichen gehabt haben dürfte. Der Sarg, in dem der große macedonifche König zur ewigen Ruhe beigesetzt wurde, war auS purem Golde gefertigt und mit den löst lichsten Specereien gefüllt. Das Haupt der königlichen Leiche schmückte eine Dia mantenkrone. Den Leichenwagen be deckten schwergoldene Ornamente von oben bis unten, sogar die Rüder waren überreich damit verziert. Vierundacht zig Maulesel hatten monatelang zu thun, um diesen Wagen von Babylon nach Syrien zu tranSportiren, wo er von PtolemäuS und seiner Armee em psangen und bis nach Alexandrien be gleitet wurde. Hier setzte man die fierb lichen Ueberrefte deS großen Eroberers in einem Mausoleum bei. daS später die Begräbnißftätte der Ptolemäischen Fa milie wurde. Auch in Frankreich haben die Bei setzungen gekrönter Häupter oft enorme Summen verschlungen; die Kosten trug theilweise die Krone, theilweise der Staat. Die Bestattung von Franz I. auS dem Hause ValoiS hat nicht weniger als eine runde Million Francs gekostet. In England war Cromwell'S Begrüb niß bisher daS kostspieligste; eS betrug die Summe von 00,000 Pfund Ster ling. Die Beisetzung des Großfürsten Nikolaus von Rußland kostete 500,000 Rubel und die Bestattung des chinest schen MarquiS Tseng 800.000 Tsien oder $125,000. Neue Bezeichnung. Pantoffelheld (nach langem Streit um den Hausschlüssel): Ach. wie glück l:ch könnten wir zusammen leben, wenn nicht dies verwünschte Corpus conilicti wär'!"