Grenaiid's Scbtric $cx?bn. SlootUdu von 1'!. ! eg. .lind wenn Tu Dich ouf den Kopf stellst, Vater. waZ lir, nebenbei ge f aüt. car ruckt atlinaert wird, den Pierre nehm' ick) doch nicht zum Mann. lieber 'nen vaisrch !" MaDel' !" 08 gelang Herrn JacqueS Grennud. Schiffsbesitzer zu Marseille und Patron der .Belle Heimse noch einmal, die aufsteigende Wuth zu be meistern, aber ein Äewitterkundiger Hütte mit Sicherheit provhezeihen kön nen, daß die? das letzte Mal war. und daß eS bei fortgesetztem Widerstand un sehldar einschlagen müsse. DaS sah auch Anne, die einige Tochter JacqueS ErenaudS. ein und begnügte sich damit. lautlos Opposition zu machen, indem sie sich achkelzuacnd abwandte und sott fuhr, mit dem Staubtuch zn hantieren. Zhr Vater sah ihr eine Wette aus merksam zu. dann sagte cr etwas mil der: .Wenn Tu mir nur emen Der nünftigen Grund angeben wolltest. Anne I" DaS Mädchen Halle sich ihm rasch zw gellknM: .Einen Grund? Ich kann Dir j'tjn nennen ; erßenS, ich liebe ihn nicht." .Possen !" brummte der alte Schiff ser. .ich habe vernünftige Gründe ver langt: ob Du ihn liedft oder nicht, ist mir sehr glcichziltig." .Aber ich kann ihn nicht ausstehen. nicht sehen, nicht hören, und Du wirst mir doch zugeben, Vater, wenn man einen Menschen hnrathen und stündlich mit ihm zusammen fein soll, dann - ,tt!emöhnt man sich an ihn, und da? giebt schließlich die besten Eben. Erzähl' mir doch keine beschichten! Der der wünschte Italiener, den mir der Satan als Etcuermann auf die Belle Meise" gebracht hat. der steckt Dir im Kopf, und deshalb ist Dir der Pierre so unausstehlich ; aber das sag ich Dir, wenn wir von Smyrna zurückkommen. so jage ich diesen Angela, dak er seine Namensbrüder im Himnel fingen Hort. Daraus kannst Du Dich verlassen." Draußen war Herr Grenaud, und seine Tochter athmete erleichtert aus, obgleich er die Thür in'S Schloß ge worfcn hatte, daß das kleine Häuschen bebte. Im Grunde hatte der alte Schiffer ja gar nicht so Unrecht. Vielleicht, wenn der Italiener nicht gekommen wäre nein, für Pierre mit den vor stehenden Froschaugen und dem un glaublich häßlichen, wulstigen Mund, voll schlechter Zähne, für den hätte sie sich nie interesftren können, nie. und wenn er der einzige junge Mann in ganz Marseille gewesen wäre. Aber Pierre Verneau hatte Geld, während Angelo Bcllini nichts als sein Steuer mannsgchalt besaß, und deshalb redete der Vater dem Ersteren das Wort und haßte den Italiener, der. wie er glaubte, ganz allein die Schuld trug, daß feine Pläne sich noch nicht verwirk licht hatten. Am liebsten Hütte er ihm schon lange den Laufpaß gegeben, aber dc.3 mußte er sich selbst eingeftchen, Bellini war ein so tüchtiger Steuermann, wie nicht leicht ein zweiter zu finden war, und weil er in Anne verliebt war. diente er auf dem Schiff des alten Grenaud für einen Lohn, der zu seinen Leistungen in gar keinem Verhältniß stand. DaS hatte den Patron .Belle Heloise" be wogen, ihn so lange zu behalten, aber sobald die nächste Fahrt, die morgen fcüh angetreten werden sollte, vorbei war, machte er ein Ende. ES würde sich wohl ein andner Steuermann sin den, der ebenso geschickt und muthig wie der Italiener war. denn Muth war in dieser schweren Zeit, unsere Geschichte spielt 1780, wo die englischen Kaper schisse wieder alle Gewässer unsicher machten, daZ Haupterforderniß eine? Seefahrer, und leider mußte sich Grenaud sagen, daß die Bemannung der Belle Heloise" durchaus nicht aus Helden bestand, die ihm Nothfall fein Schiff und dessen Ladung mit ihrem Leben vertheidigen würden. Die Hinfahrt ging gut von Statten, früher, als man gehont hatte, legte da Schiff in Smyrna an. Nun ging es an'S Einladen, und Grenaud rieb sich vergnügt die Hände, wenn er bedachte, welch fchöncS Sümmchen er an den prächtigen Seidenbauen verdienen werde, die da unten im Schiffsraum verflaut wurden. Freilich war noch nicht aller Tage Abend und mit dem Einladen allein war'S nicht gethan. Hörte man doch täglich von den Besatzungen einlaufen der Schiffe erzählen, wie sie da und dort verfolgt, angehalten und ausgeplündert worden waren. WaZ bot Grenaud eine Sicherheit, daß eZ ihm nicht ebenso gehen würde? Er verzögerte deßhalb die Abreise, von Smyrna von einem Tag zum andern, big endlich etwa? be ruhigendere Nachrichten einliefen. .La Belle Heloise" lichtete die Anker. Der Wind war sehr günstig, das Wet ter herrlich und weit und breit kein englisches Fahrzeug zu sehen. Schon waren sie im Golfe von Lion, gewisser maffen vor der Thüre Marseille, als der Mann im Mastkord ein Schiff be merkte, das geradenwegZ auf .La Belle Heloise" zuhielt. AlZ eS näher kam. unterschied man auf GrcnaudS Schiff deutlich die englische Flagge an dem fremden Fahrzeug, und so unglaub lich eZ auch schien, daß der Kaper die Frechheit haben würde, sich am hellen TW -'U ttmrttitt m nun uumuipuui. Jahrgang lZk. Beilage zum Ncbraoka taats-Änzeigcr. No. 41). Tage hier beinahe vor den Thoren Marseille! seiner Beute zu bemächtigen, so unverkennbar war doch seine Absicht. eS zu thun. In ohnmächtigem Grimm verwünschte Grenaud seine Leute, sein Schiff, denen Ladung, sich selbst aber vor Allem zehntausendmal die Engländer. Leider half ihm da? Nicht viel, so gut eS auch gemeint war. WaS die Bemannung der Belle Heloise' ande. trifft, so standen sie. mit Ausnahme BeiiniS. rath und thatloS beisammen, augenscheinlich einen Befehl deZ Pa tronZ erwartend. Aber der kam nicht. WaS sollte Grenaud auch befehlen? Der herrlich gebaute Engländer schoß wie ein Pfeil durch die Wogen und ein Kind konnte einsehen, daß jeder Versuch eines plumpen Frachtschiffes, wie eS die Belle Heloise" nun einmal war, dem englischen Seeräuber zu entkam mcn. lächerlich war. In längstens 2 Stunden lag der Engländer Bord an Bord mit dem Franzosen, und waZ dann aus Besatzung und Ladung wurde dann wagte Niemand zu denken. am wenigsten Grenaud, der fortfuhr, stöhnend und fluchend wie ein Rasender auf dem Verdeck herumzurennen. Plötzlich siel sein Blick auf Bellini. der ruhig und lächelnd, als ginge ihn die ganze Sache gar nichts an, am 'Maftdaum lehnte und sich um seine Steuer anscheinend ebenso wenig küm merte wie um den Kaper. DaS war der Funke in'S Pulverfaß nun hat!e Grenaud doch wenigstens Jemanden, an dem er seine Wuth auslasten konnte, und mit einem Satz auf den Italiener zuspringend, schrie er mit vor Wuth und Aufregung heiserer Stimme: .Hund. Du elender, steckst wohl mit den Banditen da drüben unter einer Decke und kannst nicht erwarten, bis sie hier sind, daß Tu ihnen daZ Schiff so aeradenwegs in die Zahne laufen läßt !" Mit ruhigem, eisernem Griff hielt Bellini die Hünde des Patrons nieder. als er antwortete : .Die Segel stehen gut. wir hab?n günstigen Wind, cö braucht dcS Steuers kaum, wenn Ihr aber vernünftig sein und mich ruhig anhören wollt, so sag' ich Euch, warum ich dasselbe verlaffrn habe." Noth lehrt nicht nur beten, sie lehit auch manches Andere, z. B. vernünftig sein oder sich wenigstens so stellen. Das erlebte Jacques Grenaud in jener schlimmen Stunde selber, und eS gelang ihm, irgend etwas hervorzuknurren. was der Italiener bereitwillig für eine Einwilli gung nahm, denn er fuhr fort : WaZ gebt Ihr mir, wenn wir noch heule, heil und ungeplündcrt, in Marseille Anker werfen?" Grenaud stierte den Sprecher un gläubig an : auf dessen Zügen lag d?r tiefe Ernst eines Menschen, der wohl weiß, daß in diesem Augenblicke eine Lebensfrage für ihn entschieden wird. ES gab also noch eine Äettuna. eS mußte eine solche geben ; der schlaue Italiener kannte sie ; da Hütte es doch mit dem Bö en zugehen müssen, wenn er, Jacques Grenaud, nicht auch darauf verfiel. Er mußte nur nachdenken, Zeit gewinnen ; aber Zeit war gerade dasjenige, was idnen jede Minute stück weise entriß. Vielleicht ließ sich der Italiener aushorchen, zum mindesten hinhalten, und fo meinte der Patron denn bedächtig : .Hin, wenn Ihr das fertig brächtet, dann würd' ich Euch wohl noch länger in meinem Dienst be-halten." Trotz dcS ErnftcS der Situation lachte Bellini hell auf. .Nein, was Ihr großmüthig seid, Patron! Aber ich bin ein anspruchsvoller Gesell, damit gebe ich mich nicht zufrieden." Grenaud, der in der Eile se,n Gehirn vergeblich zermartert halte, den Aukweg BclliniS ebenfalls zu finden, brummt in feinen müßig schönen Bart : Ich werde Euch auch eine Kleinigkeit mehr geben als bisher." Jetzt schmoll die Zornader auf der Stirn deZ Italieners: trotzdem sagte er mit spöttischer Höflichkeit: Wirk lich? Hütet Euch wohl, Patron, daß Ihr nicht gar zu freigebig seid ! Doch nun ist'S genug mit dem Scherzen, Ihr wißt recht gut. was ich von Euch wün che, warum ich Euch bitte, also über. legt's Euch, aber nicht allzu lang, denn der höllische Engländer ist uns schon ein gut Stück näher gekommen !" In GrenaudS Hirn wirbelten Sei dendsllen, Tochter und Piraten wild durcheinander, er unterschied nichts mehr alS das englische Fahrzeug, das mir roinogeoiayren egein auf irrn zuw zustürzen schien, um ihm den schon so sicher geglaubten Prosit zu entreißen und außerdem nach unermeßlich? Schaden zuzufügen.' Nein. daZ dürfte nicht sein, und wenn der dcr Ita liener ein Mittel wußte, da? Tchlimir.s!? abzuwenden, darin m?!e er eS antuen den um j.dm Prä ! Das liefe sich Lcllu-.t nicht zweimal sagen. Mit wenig Worten versammelte er die übrige Bemannung deS Schiffes um sich und den Patron. Tann sprach er fest und kurz: .Kameraden! Ich rufe Euch alle zu Zeugen an. daß mir unser Patron JacqaeS Grenaud die Hand seiner Tochter zugesagt hat, wenn ich ihm Schiff und Ladung von den Piraten unbehelligt in den Hafen von Marseille dringe. .Ist'S nicht so, Patron?" Ja", bestätigte dieser, ich hab' ihm die Hand meiner Anne versprochen, wenn er wörtlich hält. waS er mir zu gesagt." Der gegenseitige Vertrag wurde durch einen kräftigen Handschlag der beiden Männer besiegelt, dann sagte der Jta liener: Und nun seid unbesorgt und traut mir l Geht alle unter Deck, auch Ihr, Patron, und daß mir Keiner vor kommt, eh' ich ihn rufe !" In wenigen Augenblicken war das Deck leer, bis auf Bellini. der sich auf einen Haufen Taue setzte und gelassen dem sich schnell nähernden Piratenschiff entgegensah. So txrfloß über eine Stunde in banger Erwartung. Endlich war der Englün der der Belle Heloise" auf Rufweite nahe gekommen, und Bellini hörte, wie er die Bemannung deZ Schiffes durch; Sprachrohr aufforderte, die französische Flagge herunter zu nehmen. Bellini antwortete, ebenfalls durchs Sprach rohr, einige Worte, aber mit so leiser, matter Stimme, daß er drüben ent schieden nicht verstanden wurde; denn man wiederholte an Deck des Englän derS den Befehl und begleitete ihn mit einigen Redensarten, die man in allen Komplimentirdüchern der Welt um sonst suchen würde. Nun ließ sich Bei lim herab, ein wenig lauter zu ant Worten, und die Engländer verstanden wenigstens einzelne Worte, wie: Ich todtmatt, nicht mehr im Stande. Nun zum Henker!' schallte eS wieder von drüben, so soll ein Anderer den vermaledeiten Fetzen herunterholen !" Klüglich tönte eS wieder von der .Belle Heloise" herüber: Ist Keiner mehr auf Deck alS ich." Der Engländer ließ einen Augenblick das Sprachrohr sinken und sagte verblüfft : Hol mich der Kapitän da drüben ist was nicht in Ordnung ; wollt' mir schon lang' nicht gefallen, daß sie den alten Kasten trei den lassen, wie er grade Lust hat!' Der Kapitän nickte beistimmend, dann meinte er: Sonst reißen sie doch aus vor, uns, Versuchen'S wenigstens, aber der Franzose da drüben hat. seit ich ihn beobachte, noch nicht e:ne verdüch tige Bewegung gemacht. Na, in'S Klare müssen wir jedenfalls kommen. frag weiter, Johny!" Der nahm fein Sprachrohr wieder auf und brüllte hin über: Wo steckt denn die Besatzung?" Jetzt konnten die Engländer jedes Wort klar und deutlich verstehen: Der Kapi tün und sechs Matrosen sind schon todt und über Bord, fünf liegen noch krank unten, um GotteS willen, erbarmt Euch unser!" Die Gesichter der Engländer waren immer länger und finsterer geworden. und mit einer gewissen Scheu fragte der Mann am Sprachrohr: .Was fehlt denn den Leuten?" Pest!" Klar und scharf tönte daZ entsetzliche Wort durch die reine, ruhige Lust. Kaum hatten aber die Schallwellen die Ohren der Engländer erreicht, als diese wie auf Kommando nach der anderen Seite deS Schiffes hinüberstürztcn. als ob sie dort entfernter von dem Grüßlichen wären Der Kapitän selbst gab augenblicklich Befehl, das Schiff zu wenden und nach der offenen See hinaus zu halten, wäh rend Johny, fein Vertrauter, sich nicht enthalten konnte, noch einmal hinüber zurufen die mehrstündige .nutzlose Jagd hatte ihn erbittert: Hol Euch alle der nein, ich will Euch nichts Böses mehr wünschen Gott möz' Euch griüdig sein, aber thun kann ich nichts für Euch. Mann, werdet's ein seh'n, wir können nicht um einiger Iran zosen willen, die vielleicht schon todt sind, das Leben unserer braven Burschen aus'S Spiel zu setzen." Ueber die Bravheit Derer da drüben znbrach sich Bellini nicht weiter den Kopf, aber seiner Rolle eingedenk, rief er verzweiflungZvoll: .Um Gott und aller Heiligen willen, erbarmt Euch mei ner, wenn Ihr Menschen seid! Ich bin kein Franzose, ein Italiener, ein Passa gier, den sein Unglück in Smyrna auf dies unselige Schiff geführt laßt mich doch nicht ganz hilflos zu Grunde gehen!" Wie ein TodeSschrei in höchster Noth tönten die Worte über's Waffcr hin und zu den Ohren der Piraten. Die sahen sich schon fragend von der Seite an. der Kapitän selbst strich be denkend seinen blonden Bart und fragte dann langsam: Sind Einige da. die'S wazcn wollen, ein paar Flaschen Wcin esfiz hinitoerzuschaften?" Für.f Mann meldeten sich, die ein sch:icll herabgelassenes Boot bestiegen. uns oegunstiLt tm W?nd, der sich! etwa? gedreht und dadurch die ohnehin geringe Schnelligkeit des französischen Schiffe? noch bedeutend vermindert hatte. legten sie bald bei der Belle Heloise an. Ja. eS waren Seeräuber, die da kamen, und doch nöthigten sie dann dem Steuermann hohe Achtung ad, denn die paar Menschen da unten trotzten wenigstens ihrer Meinung nach einem furchtbaren Tod, um einigen leidenden Mitmenschen zn helfen. Mit innigen Dan'eSvorten nahm er die Flaschen in Empfang, die ihm die Piraten an einer langen Stange hin ausreichten, aber ehe er noch seinem Wunsche, ihn mit an Bord deS Eng lüngerZ zu nehmen. Worte leihen konnte. entfernte sich daZ Boot schon wieder mit einer Geschwindigkeit, als ob eS bei einem Wettrennen einen Preis erringen müßte. Sorgfältig stellte der Italiener die Flaschen in eine geschützte Ecke und be obachtete dann, wieder auf dem Zarr werk sitzend, das fliehende Boot. Kaum hatte dasselbe am Schiffe angelegt, so entfaltete dieS feinen letzten Fetzen Se geltuch, um nur so schnell wie möglich aus der gefährlichen Nachbarschaft weg zukommen. AlZ eZ endlich soweit tnl fernt war, daß man selbst mit dem besten Fernrohr nicht mehr auf ihm zu unterscheiden vermocht hätte, was auf der Belle Heloise" vorging, rief er fröhlich: Alle Mann auf Deck!" Wie gern folgten sie dem Ruf, denn eS war nicht angenehm gewesen, stundenlang da unten in Angst und Ungewißheit tm geschlossen zu sein. Am meisten hatte Grenaud auZge standen, dessen alter Argwohn wieder aufgetaucht war, daß sein Steuermann am Ende gemeinschaftliches Spiel mit den verhaßten Engländern mache und ihm nur eine Komödie vorgespielt habe, um daZ Schiff mit seiner kost baren Ladung desto leichter in die Hände von seinen Spießgesellen zu liefern. Von dem Verdacht war er nun aller dingZ befreit, und als das Schiff wieder seinen richtigen KurS auf Marseille zu hielt, wurde der Patron beinahe über müthig und ließ fich'S ruhig gefallen, daß ihn Bellini ein um'S andere Mal Schwiegervater nannte, ja, als das Schiff nun wirklich, vom Winde begün ftigt, bei Anbruch der Nacht im Hafen von Marseille Anker warf, da war Papa Grenaud so gerührt, daß er seinen künf tigen Schwiegersohn umarmte, und Anne ließ sich nicht lange bitten, dasselbe zu thun. Bellini gab seinem Schwiegervater als ein Hochzeitsgescher,k der Engländer den Weinessig und ersuchte ihn, den selben auf fein Wohl zu trinken. DaS that Jacques Grenaud nicht, aber als einige Wochen später Anne und Angelo getraut wurden, da legte er sich bei dem HochzeitsschmauS einen kleinen Haar beute! zu. Anne und Angelo waren entschieden daS hübscheste und zur Zeit auch glück lichste Paar in Marseille, er selbst hatte an der Seide ein Vermögen verdient und ausserdem für Lebenszeit einen vor trefflichen Steuermann, der ihm fast gar nichts kostete. Und wem verdankte er das alles? JacqueS Grenaud's Schwiegersohn. Ein wahres Lrlebniß. In den Berliner Droschken find nach dem amtlichen Polizeiberichte in den letzten 14 Tagen allein 23 Schirme liegen geblieben, merkwürdiger Weise werken neben zahlreichen Geldtaschen, Operngläser, Handschuhen u. s. w. auch zwei Mlitürmützen und ein Artil leriehelm als gefunden aufgeführt." Diese Blüttermeldung hat in einem der Leser der Bonner Zeitung" die Erinnerung an ein persönliches Erleb niß wachgerufen. Einst hatte ich so erzühlt er als Lieutenant in Ber lin eine Meldung Unter den Linden zu machen. In einer Droschke, die Helm schachte! neben dem Helm neben mir denn den Helm Hütte ich mit meiner Länge von 1.79 Meter in dem niedri gen Geführt nicht aufzusetzen vermocht fuhr ich in Mütze von meiner den Linden fern liegenden Wohnung mei nem Ziele zu. In Gedanken versunken, sprang ich, als die Droschke vor dem großen Gebäude Unter den Linden hielt, heraus den Kutscher hatte ich bei der Abfahrt gleich bezahlt und eilte dem Eingang zu. Ein mir begegnender Sol dat sieht mich bei seinem Äruße derartig erstaunt an, daß ich unwillkürlich stehen bleibe und den Mann frage, ob an meinem Anzüge etwa? nicht richtig sei. Der biedere Spanoauer Garde-Fuß artillerift, und wahrscheinlich die Ordo. nauz eine höheren Offiziers, grinst mit dem breiten Gesicht mich vergnügt an und fat : .Herr Leutnant haben 'nc Mütze iiff." .D-onrntcettcr !" entführt eS mir. Wahrhaft,, der Mann hatte recht. stund ich in Mutze und Schärpe und meine Helmfchachtel mit dem KriegZhut hatte in ihrer Droschke möglicherweise einen anderen Liebhaber gefunden. Die Meldung mußte ich heute machen, so oder so und zwar sofort, ehe dr Herr, dem ich mich vor zustellen hatte, fortging, und daZ pflegte um 12 Uhr ,u geschehen ; eS war bereits halb zwölf Uhr. .Leihen Sie mir Ihren Helm, ich leihe Ihnen meine Mütze, in zehn Minuten bin ich wieder da. es soll Ihr Schade nicht sein!" xitt rllllenn ging aus meinen Vorschlag ein. und der Tausch der Kopfbedeckungen wurde im Hausflur vorgenommen. Ich sauste die Treppe hinauf und stattete meine Meldung ab, dabei die den Artilleriehelm eigenthüm liche Kugel mit der Hand verdeckend. Froh über den erhaltenen Bescheid stürzte ich die Treppe nach zehn Minuten wie der herunter und spähte nach dem Mann mit meiner Mütze. Ich trat vor daS Thor, noch immer den Helm in der Hand; denn vor dem Posten draußen konnte ich als Jnfanterieoffiiier doch nicht mit einem Artilleriehelm, der mir zudem bis über die Ohren sank, erschei nen. Ader nirgends war mein Ret ter in der Noth zu sehen. Doch ich mußte handeln, setzte den Helm auf und ging die Linden entlang, in der Hoffnung, wieder in den Besitz meiner Mütze zu kommen. Da. o Wonne, mein Eardefußbombift, dort stand er nnd sprach mit einem General. Ich dachte an dm schönen Spruch aus der Felddienftordnung, daß sich der Soldat bewußt fein mutz, daß Unterlassen und Versäumniß ihn schwerer belasten, als ein Fehlgreifen in der Wahl der Mit tel. Ich gehe auf die zwei in eifriger Unterhaltung Begriffenen los und mache dem Herrn General mein schön fteS Salut". Sofort erkannte ich den alten General v. B.. dessen sarkastische Art schon manchen höheren Offizier der Fassung beraubt hatte : Herr Lieute nant", sagte er, .dieser Mann geht ohne Helm unter den Linden spazieren. entgegen der Vorschrift, dazu trügt er eine Infanterie Offiziersmütze ! Ich bitte feie, Herr Lieutenant, den Mann zu instruiren über vorschriftsmäßigen Anzug Unter den Linden !" Ich wollte nun den Herrn General aufklären und den armen Artilleristen entlasten. Da aber fiel mir der alte Herr in'S Wort: Nein, nein, bitte inftlunen Sie !" Auch gut," dachte ich, und begann nun über Anzug im Allgemeinen und im Besonderen zu instruiren. Schließ lich besprach ich außergewöhnliche Fülle. zum Beispiel den Fall, daß ein Offizier, dem eine Droschke feinen Helm entführt hat, sich Unter den Linden von einem Soldaten den Helm pumpt. Wenn der Offizier dem Soldatei? im HauZ flur sagt: in zehn Minuten bin ich wieder zurück", so bleibt der Soldat gefälligst im Hausflur und bummelt nicht in Mütze Unter den Linden herum !" also schloß ich meine In ftruktion. Ter Herr General war während dessen immer einen Schritt vor uns hergegangen und hatte natürlich jedes Wort verstanden. Im Uebrigen war mir dieser Gang über die Linden" recht sauer geworden, jeder militärisch ge schulte Blick blieb auf einem lasten, und ich hatte daS gleiche Gefühl, wie einst, da ich als Quartaner auf dem Schul wege vor der von mir angebeteten Töch terfchülerin herging mit dem Bewußt fein, mir bei einer jugendlichen Raufe rei am Morgen ein großes Loch in die Hofe genffen zu haben. Herr Lieute nant ! Herr Lieutenant !" hörte ich jetzt einen Droschkenkutscher schreien und sah den Lenker deZ GesührtS, das mich am Morgen zu den Linden geführt hatte. von seinem Bock herab mit meiner Helmschachtel winken. Ich stülpte jetzt einfach dem Artilleristen feinen Helm auf und trat nur an den Herrn Gene ral in meiner Mütze heran, um ihn endlich aufzuklären und mich zugleich zu empfehlen. Herr Lieutenant, jetzt sind S l e ja m Mütze .unter den Lin den!" .Dort ist mein Helm, Herr General, wenn der Herr General befehlen " Der aber meinte: .Dann ist's ja gut" und zog schnell von bannen. Ich drückte dem Artilleristen einen Tha ler als Entschädigung für die auSge ftandene Pein in die Hand und war froh, neben meinem Helm wieder heim wärtS fahren zu können. Ter seidene Brief im Rockkragt Im großen Saale der Stockholmer kgl. Bibliothek ist zur Zeit ein fast zweihundert Jahre alte? Geheimdoku ment auZgeftellt. daS großes Aufsehen erregt und schon Tausende veranlaßt hat. der Bibliothek einen Besuch zu ma chon. Der Geheimdnef besteht aus ei nem klarern Stück G.wede von Qeide, dessen Hälfte mit ganz kleinen Ziffern beschrieben ist; der Brief ist .Tönningen 1713" datirt und trägt die Unterschrift MagnuS Etendock, deß bekannten schroe dischen Feldherrn, der damals in Tön ningkN ringkschlössen war. Der Brief wurde seinerzeit in Lüdeck von einem Trödler aufgefunden. alS dieser ein sehr alteS Uniformftück auSeinandernahm; er fand den Brief im Uniformkragen eingenäht. Der Träger deS Briefe? wird getödtet oder gefangen ge nommen worden fein, jedenfalls ist die wichtige Mittheilung MagnuS StenbockS nicht an die richtige Adresse gelangt. Der Keheimbrief ist auf Umwegen in den Besitz der kgl. Bibliothek gelangt und ist jetzt dem kryptographifchen Spe zialiften des Generalflads, Hauptmann Torpadie, gelungen, die Geheimschrift zu deuten: sie enthält Folgendes: .Mehl, Malz. Hopfen. Brod, Erbsen. Getreide. Schweinefleisch. Butter. Branntwein, Tabak, Schuhe, Hemden und Strümpfe, so viel wie nur möglich; dann noch und vor Allem Holz, um brauen und backen zu können. Arzneimittel ausgegangen und sehr nothwendig." ,,Tit ganze Menagerie." Aus einem soeben erschienenen Buche, in dem der RegierungSprüftdent a. D. Gustav v. Dieft.Mcrseburg allerlei Er innerungen an Kaiser Wilhelm I. mit theilt, zitirt die .Tägliche Rundschau" daS folgende Intermezzo: .In den 70er Jahren war eine Jagd in Königdwu fterhaufen. Der Kaiser spielte dort nach dem Essen eine Boule auf dem Billard mit. die er natürlich gewann. In der Nedmftube legte der Prinz Friedrich Karl mit dem Spiele Meine Tante, deine Tante" die Bank. Der Kaiser trat heran, setzte auch mit und gewann, indem er mehrere Male den Einsatz doublirte, einige Thaler. Er entsernte sich mit den Worten: .Nun krieae ich kalte Füße!" Er hatte diese Redensart erst eben gehört, als ein Mitspieler, der gewonnen, sein Geld eingesteckt hatte. Der Kaiser trat nun an ein Licht heran und holte seine gewonnenen Thaler aus der Tasche. Ungewohnt, Münzen in der Hand zu haben, denn er hatte fast nie baareö Geld bei sich, sah er sich einen Thaler nach dem andern an: DaS bin ich. daS ist mein Bruder, das ist der Darmstädter." fo nannte er jedes Bild auf jedem Thaler. Na, aber waS ist denn daS. das ist ja ein Frauenzimmer". er hatte einen Thaler aus Frankfurt a. M. und ließ sich erzählen, wessen Bild niß der Kopf auf diesem Thaler dar stellte. Am Schluß steckte er die sümmt lichen Thaler wieder in die Tasche mit den Worten: Nun will ich die ganze Menagerie mitnehmen!" Sin Meisterschuß. Ein Rekrut, ein bied'rer Sohn der Mark. Der im Wissen nicht besonders stark. Mußte eines Nachts auf Wache zich'n Vor der großen Sternwart' in Berlin. Nicht gehemmt durch der Gedanken Lauf. Blickt er zum gestirnten Himmel auf. Eine Weile stand er so und starrte. Da erblickt' er oben auf der Warte Einen Mann, der mit 'ner langen Flinte Ja, so glaubt er, es ist keine Finte, Keine Lüge, dreist hier ausgespielt, Aufwärts in den mächt'gcn Himmel Zielt. Jott," denkt er, wat der nur schießen will?" Und er hält sich muckselmäuSchenflill. Denn daS lag ja auf der flachen Hand: Die Geschichte wurde in'tressant. Eifrig glebt er auf die Richtung Acht, Die daS lange Flintenrohr dort macht. Plötzlich fällt 'ne große Sternen schnuppe Aus der gold'nen Leonidengruppe Aee, da möcht Een n ileich der Schnee verbrenn'! Wat fe in Berlin nich AlleZ könn'n." Ruft er in Bewunderung zerflossen, Hat der Kerl sich jetz' 'n Stern je schössen!" Sprechende Uhren. Wie eine englische Zeitschrift berichtet. hat ein Mechaniker neulich in London eine Uhr conftruirt, welche mit deutlicher Stimme die Stunden verkündet, anstatt diese durch einzelne Schlüge anzuzeigen. Mit fast menschenähnlichen Lauten spricht diese? seltsame Uhrwerk eins, zwei, drei u. f. w.; Morgens, Mittags und Abends sagt eS gar einen ganzen Satz her, den man allerdings auf jede beliebige Zeit stellen kann. Den läng sten Satz bricht die Ubr des Abends zur gewünschten oder vielmehr bestellten stunde. Für eute, d'.e oft von abend lichen Besuchern beehrt werden, welche keine rechte Vorstellung davon baden. wann eS für solide Menschen Schlafens zeit ist. wird diese neue Erfindung ge radezu ein Segen werden. Zm Restaurant. Gast: ..Also nichts ist da w'e Eier und Eierkuchen; wozu rathen Sie mir?" Kellner: .Hm. Eier würde ick nickt nehmen, die find gewöhnlich schlecht; aver nehmen ie Elerkuchen, da sind keine Eier d'rin!" Anacivandte Redensart, Zu einem Schn-idcr kommst Tu in die Lehre? Abr Du wollte roch ganz ociiimmr aiä oioiuchcr nach AlaZka gehen I" DaS bat mir mein Vaicr aus fc;rn Kvpf geschlagen !"