Unrcdit 6ut. 1 "X. i. ' . i T Rueppenzenzl hat heute seine HauSiviese gemüht und fitzt jttzt. so um zehn Uhr Vormittag, hinter dem fcau'e und tangelt seine Eense. Kämmt ein Bursche daher, nicht recht im Sonntag, gewand und nicht recht in der Werk tagSkluft. an den ftüfe'N hatic er nicht mehr ganz gute Echuhe und auf der Achsel ein Paar sast neue Stiefel. Ter Bursch bleibt stehen. .Thut'S tangeln ein wenig." .Ja l thu tangeln ein wenig." ..Ja. 'S Futter steht schön Heuer." Ja. aber ein bißle Regen lhSt gut." Freili. Regen that schon gut." Ler Rueppenzenzl tangelt weiter, der Bursch spuckt auZ und meint : Ja. waZ ich noch sagen möcht ob Ihr mir nit die Etiesel da abkaufen wollt? Mir find'S ein wenig zu klein." .So, zu klein sein'3 Tir ich meinet, daß Tir die zu groß find." Ich wollt sagen, zu groß finZ'Z mir ein wenig, und dann, einrücken muß i auch, und da brauchet i ein Geld." So einrücken muht'?' sagte der Rukppenj?njl. jffct im Sommer ein rucken?" Ja. ich bin halt krank gewesen, und so musz ich halt jetzt erst einrücken." Da denkt ftch der Ruepvenzenzl: Der Lump hat die Stiefel gewiß gestohlen, so schone Stiefel, und ausschaun thun's, als o'bs für mich gemacht würcn." Er schaut aber doch um d',e Stiefel und fragt, waö fte kosten. No. weil'S so nothig ist mit dem Geld halt vier, Gulden." Denkt stch der Ukppen,enzl : Jetzt sein'S gewiß ge stöhlen, so schöne Stiefel, zehn alden Habens gewiß gekostet, und dec Hader lump wills um vier Guld-n hergeben." Ader so zum Spaß bietet er halt drei Gulden, der andere verlangt drei Gul den achtig Kreuzer, der Rueppenzenzl kommt in die Hitz und inS Handeln, und auf einmal findS mit drei Gulden fünfundvierzig Kreuzer gleich gewor den, wahrend deZ Handelns hat der Rueppenzenzl auch mit seinem Ge wissen gehandelt und jetzt ist er seft überzeugt daß d;t Stiefel nicht gestoh len stnd." Er geht inS HauS und bringt einen Fünfer zum Vorschein, aber der Bursch kann nicht herausgeben. , Sie reden eine Weile herum und kommen dann auf die Idee, daß der Wirth in der Mhe wech eln wird. Der Zenzl stellt die Stiefel inS HauS neben die Thür und letzt gehen fte tnS Wirthshaus Der Wirth wechselt, der Bursche kriegt sein Geld und geht; der Zenzl meint aber, der Wirth war so gefällig, da muß man ihm was zu lösen geben, warm ist'S auch, und ein so gute? Ge schüft, wie daS heutige mit den Stie feln. das tragt chon ein Biertel Wem Er trinkt also eins und ein zweites auch, und dann geht er heim. Vor dem Hause steht ein Weib mit einem Besen in der Hand und schaut recht bösartig auS: Wo kommst her. Du Lump, Du elendiger, am hellen Vormittag geht er saufen, und mich. fein armeS Weid, läßt er stch schinden und Plagen und nichts vergunnt er ihr no wart I ..Sei still. Alte." sagte der Zenzl, ..ich hab so viel ein gutes Geschüft ge macht." und jetzt erzählt er ihr den Kauf der Stiesel und setzt sofort bei, .daß fte gewiß nicht gestohlen lein." .Wo haft denn die schön' Stiefeln?" fragte die Alte, und der Zenzl geht die Stiefeln holen. Haft mir'S verpeclt. Alte?" fragt der Zenzl. aber die Alte fährt ihn an: Lump, lügen auch och Du willst Stiefel gekauft haben? A Lug und alles miteinander!" Aber der Zenzl schwört, die Geschichte sei wahr, und offenbar hat der Vagabund die Stiefel noch einmal gestohlen, wäh rend der Zenzl im Wirthshaus sitzt. Dabei passirt ihm daS Malheur, daß er immer von den schon einmal geftohle nen" Stiefel redt. Na wart, Rau bersbua," schreit der Zenzl, nimmt einen rechtschaffenen HaSlinger und lauft dem Weg untenauS, dem doppel ten Stiefeldieb nach. In jedem Haus fragt er, ob fte nicht einen gesehen haben, mit einem Paar gestohlene Stie fel? Die Leute schauen den Zenzl groß an und glauben, eS wackelt bei ihm unterm Hut. Endlich steht er einen Burschen mit ein paar Stiefel über der Achsel, rennt was er kann, und wie er ihn hat, haut er zu, waS er kann. Der andere wehrt ftch was möglich ist, reißt dem Zenzl den Rock in Fetzen, giebt ihm ein paar Kleschen und jetzt sieht der Zenzle, daß eS der Gefehlte ist. er hat dem Stegbücken fein Gaifchütz geprügelt, der feine Stiefel vom Schu ster heimtragt. Er erzählt ihm feine traurige Geschichte, aber der kriechen blau geprügelte Gaifchütz verlangte zehn Gulden Schmerzensgeld oder er geht klagen. Da kommt er dem Zenzl grad recht, der sagt ihm was, nicht grad einen Segenswunsch, und lauft seinem Stiefeldieb weiter nach. Hübsch spät kommt er bei einem Bahnwachter vor bei und fragt wieder : Da kommst eben recht vor einer Stunde war der da, und ich hab' ihm die Stiefel abkauft um drei Gulden." Ter Zenzle will seine Stiefel gleich nehmen, der Bahnwachter gieb'S aber nicht her und will seine drei Gulden eher haben. Jetzt rechnet der Zenzl: Drei Gulden fünf undvierzig Kreuzer hab ich 'S erstemal zahlt, noch drei Gulden macht sechs Gul den fünfundvierzig Kreuzer zehn Gulden sein'S aber werth, und wenig ftenS glaubt mir die Alte dann die Ge schichte' und so giebt er dem Bahn Wachter drei Gulden, nimmt seine Elie fel und geht heim. Die Alte hat'S ihm vielleicht wohl glaubt, hat ihn aber ein Rindvieh hin und einen lksel her gehet ßen. und ihren Bksen bat sie den Adend nicht gra) zum AuSfehren derirendkt. Am anderen Zage kommt der Ge richtZbote und bringt eine Vorladung zum Gericht, weil er dem Etegdücken sein Kaischtitz so geprügelt hat. Bei der Verhandlung kriegt er acht undvierzig Stunden Arrest wegen Kör prdkschüoigung. und außerdem muß er dem Gaischütz noch zehn Gulden Schmer zensgeld zahlen. GlücklicherweiS kriegt er für die achtundvierzig Stunden noch einen Strafaufschub von vierzehn Ta gen. so daß er heut noch heimgehen darf, ünterweg? trinkt er drei Viertel Wein auf den Zorn, und wie er heim kommt, steht die Alte schon wieder da mit dem Besen. Dann habcnZ eine Weil stch unterhalten mit einander und dann sagt die Alte : Und waZ ich noch sagen wollt, der Gendarm ist da gewe sen. Deine Stiefel find richtig gestohlen morden, in Brudersegg drüben, und da hatS der Gendarm gleich mitgenommen, die Stiefel, und Du wirft eine neue Vorladung kriegen, wegen Ankauf verdächtiger Waare", oder wie er schon gesagt hat na wart, ich werd Dir lernen. Stiefel kaufen wo iZ mei Besen?" Auf die Nacht, wie der Rueppenzenzl im Bett gelegen ist, hat er vor dem Einschlafen zusammengerechnet, was ihm das gute Geschäft getragen bat. und so hat er ganz still, daß eZ die Alte nit hört, gezählt: Zuerst drei Gulden fünfundvierzig Kreuzer, und den Rock, den der Gaischütz mir zerrissen hat. fünf Gulden, macht elf Gulden fünfundvier zig Kreuzer, dann zehn Gulden Schmer zenSgeld, macht einundzwanzig Gulden sünfundvicrzig Kreuzer, dann achtund vierzig Stunden Arrest macht auch waS. nit um zehn Gulden that ich'S, macht einunddreißig Gulden fünfundvierzig Kreuzer, und zwei viertel Wein, macht einunddreißig Gulden fünfundsechzig Kreuzer, uuo einen neuen Besen, und nachher noch eine Verhandlung wegen verdächtiger verdachtiger und noch drei Viertl Wein. Viertl Wein. Viertl Wein, Viertl Wein Wein der. düchtiger" dann hat der Zenzl einge schlafen. )olm Ritsch in Chicago. Chicago, Jll.. Aepril de verte. JvningS StaatS'NuhZpüper, Greater Neu.York. Ich fein mit der Familie hier in Chi cago ürrcivt. Unser Tripp hängt nct mit dem War zesamme. Mer thun ReletiffS vun der Alti wifltte. Ich weeß noch net. wie lang daß mer bleiwe. Wann der War diklärt werd, iS eS möglich, daß mer länge bleiwe. Mei Alti Hot nämlich die Racky Moun tänS noch net gesehe un da gehn mer verleicht uf e paar MonthS in die Racky MountänS. Ich for mein Part that natürlich besser gleiche, in Neu.York ze fein wahrend dem War. efpeschelli wann die EpäniardS NeuZ)ork dombarde. Awwer Sie wiffe ja, wie ich sein. Mister Editer. For die Fämili thu ich Einiges, da geh ich sogar in die Racky MountänS. Hier in Chicago iS Alles for War. Die Leit sage, schlechter wie'S BiSneß allewell gewesen iS, könnt eS cach nim mer wern. Ich hen jedes Mal, wann ich Een miet. wo ich Prapperti daM verlauft hen, Angscht, eS werd e Lynchgericht üwwer mich gehalte. Ich hen eS Niemand in Chicago wiffe lasse, daß ich Srreiv. ES iS also kee Reseptschen am Dipot gewese. Alwer Sie hätte emol sehe solle, wie die Boy? getschiert hen. wie ich beim Bill? an der Rändolph Striet eneigekimme sein. Z)eS Sir l Ich hen glei e ganze Klscht voll Battelcher kalt stelle loffe. OwendS fein ich mit der Fämilie im Mackquicker Tiäter gewese. In der Bax of course. DeS Publikum Hot mich erst net rikoneift. Erst wie de Kortähn fchun geräft war, hen mich die Chicagoer rikoneift (eS war grad wie die Sorma uf der Stüdfch ihr Beppie renz gemacht Hot) da hätte Sie emol den AepplauS un den EntuftäZm sehe sehe solle und die Owäschen, wo die Chicagoer mir gebracht hat. Die Sorma Hot gedenkt, eS thSt ihr gelte un Hot als en Knix um de annere gemacht un Hot geschmeilt. ES Hot awmr mir gegolte. Die Leit hen all uf mei Bax geguckt, efpeschelli wie ich ufgeftanne bin un dorch e wördevolle Verbeugung mich for die Owäschen bedankt hen. Mer wohne im Palmer HauS. Vorne erauS of course. Ich erpekt, daß der Bürgermeister an mich kalle werd. Ver leicht kimmt auch der Gouverneur vun JllinoiS un will alles ebaut de Situ Wäschen von mir hören. Die Leit wisse, daß ich in der Jhft ziemliche In flurenz den, wenn ich aach kee höhere AfsiS eksepted hen. Ich hen's auch die Leit alli gesagt, daß ich for Sekreteri of Stät ausgepickt war, awwer refjuft hen. Ich fein wirklich disgöfted. Uf was warte mer denn noch? Tu ArmS ! An die Gewehre. Boys, un net gefercht. Wann mir wolle, da könne mir Spain infeit vun drei Woche gewippt hawwe. Ich möchte am erste Mai wieder in Neu-?)ork sei, Wege die RcntS ze lollclte. Also. Korrädsch ! IS deS wahr. Mister Editer, daß e Prafesscr in Weiennä e Jnwentschen gemacht Hot,, wo mer bei Telcgrüff ohne Weier um die Eck un um die ganze Welt erum schieße könnt? Die Bu?e den der Gestern bier erNblt. Ich glaad'S owmer net. daß BombZ un KännondallS dorch die Racky Moun tänS dorchgehen. Ich meen dloS for zämpel. Wie sein in die Racky MountainZ die SSf Drl'osit WohltZ? Ich hen bei Käsch' un die DeimandS vun Neuv7)oik mltzenomme un will se in Süf Depostt Wchlt? thun. ZlenSwer bei Weier zu Jodn Ritsch Ekq , Palmer HauS Chicago. Jll.. Kehr of U. S. of N. A. Tit Ersteigung de önigsteins. Eine eigenartige Erinnerung ver knüpft sich, wie die Magdedg. Ztg." schreibt, sür den allbekannten Königftcin in der sächsischen Schweiz mit dem 19. Mär,. Am 19. März 1848 wurde der steile und hrhe Felsen, auf dem die Fe ftung stch erhebt und der für völlig un zugänglich galt, auf einem anderen als dem gebahnten Wege erstiegen. fein damals 18jähriger Echornfteinfegerge selle. Sebastian bretzki aus MahliS unweit Mügeln in Sachsen, kam arbeit, suchend in da? am Fuße der Bergfeftung liegende Städtchen Königftein. Ta er weder Arbeit fand noch Mittel besaß, wollte er seinen zur Besatzung der Fe ftung gehörenden Bruder aussuchen und begab sich auf dem gewöhnlichen Wege bis zum FeftungZthore, wo man ihm jedoch den Einlaß verweigerte. Beim Umkehren fiel ihm ein. daß er früher einmal gehört hatte, in einem sehr ftei len Felscnvorsprunge deS KönigfteinS. der sogenannten KönigSnase. befände ftch ein Spalt, durch den für einen schmächtigen und gewandten Menschen vielleicht ein Ausstieg möglich wäre, und weil er als Schornsteinfeger das Klet tern verstand, so faßte er den Gedanken, auf diesem Wege sein Heil zu versuchen. Er fand den Spalt, der etwa 1 Ellen breit war. beim Höherkommen jedoch bald schmülcr, bald breiter wurde, und begann am genannten Tage um 9j Uhr Morgen? ohne Ucberlegen den toll kühnen Ausstieg. Sehr bald konnte er nur noch mit den unsäglichsten An strengungen vorwärts. Hünde und Füße bluteten ihm, 'eben Augenblick schwebte er in Gefahr, herabzustürzen. Doch ge lang daS Wagniß und um 12 Uhr Mit tags zog er ftch mühsam über die Brust wehr, die das Felsplateau und die Fe stung umschließt. Hier bemerkte ihn eine Schildwache, er wurde verhaftet und in strengem Gewahrsam mit Fe! feln an Handen und Füßen, gehalten Indessen überzeugte ftch daS KriezSge richt der Festung, das ihm jede üble Anficht fern gelegen halte, und begnügte ftch. ihn nach zwölftSgiger Hast am öl März 1848 mit ZwangSpaß über DreZ, den und WillSdruff nach seinem Her mathsdorfe MahliS abzuschieben. ES ist dieS, soweit bekannt, die erste und letzte unbefugte Ersteigung des König' fteinS gewesen; der Spalt in der Kö nigZnase wurde alsbald derart Der' mauert, daß jedes Emporkommen aus geschloffen ist, ein Herablaffen auf ähw lichem Wege soll jedoch noch später meh reren FeftungSgefangenen geglückt sein, Abretzki lebte vor etwa zehn Jahren und lebt vielleicht noch jetzt in Zcrdft ; 1886 besuchte er einmal wieder den Königftein und wurde dem Commandanten von Lasso vorgestellt, dem er die Stelle d:S Aufstiegs zeigte. Sein hier mitgetheiltes Erlebniß hat er selbst ,n einem ecynst chen geschildert. Photographie und Kriminalistik. Einen intereffanten Fall aus seiner GerichtSproxiS theilte der Berliner Ge richtSchemiker Tr. Jeserich in der letzten Sitzung der Deutschen Gesellschaft von Freunden der Photographie" mit nämlich wie ein unsauberer Finger zum Verräther wurde. Ein Uhrmacher, der einer Großfirma 400 Mark schuldete, sandte an diese Firma einen angeblich die genannte Summe enthaltenden Geldbrief, der aber bei der Oeffnung nur Löschpapier enthielt. Eine Untersuchung ergab, daß der Umschlag an einem Rande vor ftchtig geöffnet und der Rand dann durch Zwischenlegen von gummirtem weißem Papier kaum sichtbar wieder ge schloffen war. ES ist dies ein bekannter Trick der sogenannten Pofträuber. Auf der photographifchen Vergrößerung deS im Umschlag befindlichen LöschpapierS konnte man ohne Weiteres den Eindruck deS Stempels des AufgabepoftanitS er kennen; dies Löschpapier mußte somit schon vor der Abstempelung im Um schlag ftch befunden haben. Dies legte den Gedanken nahe, daß eS sich gar nicht um einen Poftraub, sondern um einen Betrug durch den Uhrmacher han delte. Jeserich photographirte nun die jenige Stelle aus dem Innern deS Um fchlagS. an der daS zum Verschluß deS aufgeschnittenen Rande? dienende weiße Papier haftete. Auf dem vergrößerten Bilde sah man ganz deutlich einen Schmutzfleck, der über den Rand des weißen Papiers hinaus auf die Innen fläche des Umschlags überging. Dieser Schmutzfleck war. wie man erkennen konnte, beim Andrücken deS weißen Pa pierS entstanden. Der ausgeschnittene Rand konnte also nicht etwa geschloffen worden sein, indem man daS weiße Pa pier von außen eingeschoben und dann von Außen sestgcdrückt hatte; daS An kleben deS weißen Papieres mußte viel mehr in der Weise erfolgt sein, daß man noch vor Schluß deS Umschlags den Schnitt gemacht und die Schnitt- fläche dann durch Aufdrücken des weißen Papier? auf die noch offen liegende innere Seite der Klappe geschloffen hatte. DaS ganze Versahren. welches den Verdacht eines PostraudeS hervor rufen sollte, war somit vor Aufgabe deS Briefe? erfolgt. So war eZ denn möglich, den Uhrmacher selbst als den Betrüger zu entlarven. Originelle Böget. Einen merkwürdigen Kolkraben besaß der Naturforscher PieltruwSkg. Der Vgel hatte einmal zufällig auf mehrere läge eine Elster zur Gesellschaft in den Käfig bekommen, seitdem zeigte er eine merkwürdige Vorliebe für diese bunten Schmätzerinnen. Al! sich im nächsten Wmtcr mehere Elstern in der Nähe sei ner Wohnung niederließen, begann er förmlich Jagd darauf zu machen. So bald der Wärter ihn herausließ, fing er eine Elfter, hielt sie mit den Klauen auf dem Boden fest und schrie, bis sein Wär ter erschien. Ließ dieser nun die Ge angene frei, so ging Jacob" unauS gesetzt weiter auf die Elfternjagd und wiederholte daS Spiel stets von Neuem. Erst wenn man ihm die Beute in den Käfig setzte, spazielte er freiwillig hinein und unterhielt sich mit der neuen Ge nosftn. Aehnlich betrug ftch ein Papa gei, von dem Wood berichtet. Im Garten seine? Besitzers befanden sich mehrere Rosenbüsch., in denen ein Fin kenpürchen nistete. Die Bewohner deS Hauses streuten den Thierchcn öfter Futter, und diese? hatte sich Polly", der Papagei, gemerkt. Sobald er sei nen Käfig Verlagen durfte, flog er gleich falls in den Rosenhain und trug den jungen nmken ganze Schnäbel voll von seinem Futter zu. Die Kleinen nahmen die neue Pflegemutter dankbar auf; die Alten aber flogen vor dem großen Vogel erschreckt von bannen. Jetzt war .Polly' überhaupt nicht mehr in den Käfig zu rückzubringen. Sie blieb im Rosen Hain und zog die durch ihre Schuld ver waiftcn Jinklein groß. Keine Mutter konnte die Jungen sorgfältiger pflegen und füttern als sie. Als die Kleinen flügge waren, saßen fte oft auf Kopf und Rücken ihrer Stiefmama und ließen stch von dieser durch Hof und Garten spazieren tragen. Japanische Schuhe. Im Gegensatze zu der unsinnigen Fußverkrüppelung der Chinesinnen tra gen die Japanerinnen daS denkbar be quemfte Schuhzeug. ES find hölzerne Sandalen oder aus Stroh geflochtene Pantoffeln. Die Sandalen sind so ge arbeitet, daß die große Zehe ein Plütz chen für ftch hat. Bei jedem Schritte verursachen diese sehr bequemen Holz schuhe ein klapperndes Geräusch, das dem Japaner ebenso wohltönend er scheint, wie dem europäischen Cavalier daS Klirren seiner Sporen. Desto leiser schreiten die Japaner und Japanerinnen auf den aus weichem Stroh gefertigten Schuhen einher, die mit besonderer Vor liebe von den Leuten getragen werden, die weitere Reisen zu machen haben. Allerdings hält ein Paar nicht allzu lange vor; gewöhnlich versieht man sich gleich mit zwei bis drei Ersatzpaaren, vonjdenen jedes nach unserem Gelde etwa li CentS kostet. Trotz dieses wohlfeilen Preises find diese flachen Schuhe sehr gut gearbeitet, und zwar für den rechten und linken Fuß paffend. Originell ist eS, daß die Japaner ihre Echuhe nicht anbehalten, wenn fie in ein HauS tre ten. ES gewährt einen urkomischen Anblick, wenn man die Straßen TokyoS hinabschreitet und vor jedem Hause ein oder zwei Paare, oft eine ganze Reihe größerer und kleinerer Schuhe stehen sieht. Ob ftch unsere eleganten Damen je dazu entschließen würden, ihre reizen den, wenn auch weniger bequemen Schuhe gegen japanische Strohpantöffel chen einzutauschen, bleibt wohl sehr ab-zuwarten. Bös 'reingefallen. John Everett MillaiS kam bei einem Festmahle so erzählte einmal der jüngst verstorbene Künstler selbst neben ei nem jungen, hübschen und sehr gesprächi gen Fräulein zu fitzen, ohne ihm jedoch vorgestellt zu werden. Sofort eröffnete die Dame ein Kreuzfeuer von Fragen: Waren Sie auch in der Akademie und haben Sie dort die Bilder von MillaiS gesehen?" Als ich bejahte, fuhr fie fort: Finden Sie nicht auch, daß dies grauenhafte Patzereien sind? Ich begreife nicht, wie man solche Machwerke aus stellen mag." In diesem Tone sprach fie noch lange fort, während ich ftumm blieb, bis da Lächeln und das vielsagende Stillschwei gen der Nachbarn fie plötzlich in ihren Ergüssen unterbrach. Sie wurde über und über roth und flüsterte mir leise in's Ohr: Um'S Himmels willen was hab' ich denn angestellt? Bitte, sagen Sie mir's doch!" Jetzt nicht," erwiderte ich. Effen Sie ruhig weiter, nachher werd' ich'S Ihnen sagen." Noch ein paar Mal versuchte fie, Et. waS aus mir herauszubringen, doch vergeblich, und erst als der Nachtisch aufgetragen wurde, füllte ich ihr Cham pagnerglaS und sagte zu ihr: Bitte, trinken Sie es aus, bis ich Drei gezählt habe." Sie gehorchte ohne Widerrede, und während fie nicht sprechen konnte, ergriff ich die Gelegenheit, ihr zu sagen: Nun denn, ich selbst bin MillaiS, deswegen wollen wir aber doch gute Freunde bleiben!" Ttt Schaumwein des eneral Buller. Kürzlich gab der englische UnterftaatS Eecretür deS Kriege. Mr. Brodrick. zum Lobe der KriegSoerwaltung in einer öffentlichen Rede ein Gcschjchtchen zum Besten, welche? lebhaft an to manüen Streich erinnert, den man sich von der PoiSdamer Oderrechnungskammer er zählt. Vor etwa zwölf Jahren, unmit tkldar nach dem Falle Khaitums. er klärte in Kha,tum Sir Revers Bullcr. der GeneralftädSchif des englischegypti schen Operation'corpZ gegen die Mah diften, seinem OberbeschlZhader Lord Wolselcy, daß er sich außer Stande fühle, eine längere Depesche an da? Kriegsministerium aufzufitzen. Seit drei Tagen sei er nicht in'S Bett gekom men. noch habe er während dieser Zeit seine Augen auch nur sür einen Moment zum Schlafen geschloffen Lo:d Wo! seley rieth ihm zu einer Flasche Schaum wein als AuffrischungZmitlcl, und Bul ler that hiernach. AlZ er dann acht Monate später in London wieder an langte, war er sehr erstaunt, im Krieg?. Ministerium sein Conto mit dem Preise dieser Flasche belastet zu finden, und nicht nur daZ auch die Unkosten deS Transports der Flasche bis zu dem Orte, wo der General fte sich genehmigte, hatte man ihm angerechnet! Mr. Brodrick fühlte diese Geschichte als Beweis für die Gewissenhaftigkeit und Sparsamkeit der englischen KriegSvcrwaltung an. Wir meinen aber, daß man füglichcr Weise nur den BureaukratiZmuS anstaunen kann, der sich darin kundgiebt. Die Lehrerin der Armuth. Eine sehr reiche Dame der hohen ruf fischen Aristokratie, die Gräfin Vera de DerwieS, hat in den Quartieren der Armuth m St. PeterZbung ein großes Gebäude errichti.: lassen zur Belehrung und Zerstreuung des Volkes. In dem Hause bzfindet sich ein großer Saal, in welchem die Armen an der Hand von Experimenten und Lichtbildern in die Geheimnisse der Wissenschaft eingeweiht werden sollen. Der Raum faßt unge führ 600 Personen. Hier werden auch ein big zweimal in der Woche Volks conzerte gegeben. In einem anderen Saale werden weibliche Handarbeiten gelehrt. Ein dritter Raum enthält eine größere Anzahl von Klavieren, an denen die unbemittelten Schüler und Schülerinnen deS ConservatoriumS und anderer Petersburger Musikschulen ihre Studien machen können. Die Biblia thek umfaßt eine stattliche Anzahl Bücher, die nicht nur in den Lesezim mern benutzt, sondern auch gegen Sicherheit nach Hause mitgenommen werden können. Im zweiten Stock be finden sich Maler und Bildhamr Ateliers, wo unter Leitung bewährter Meister in zwei Sälen die Schüler, nach dem Geschlechte getrennt, arbeiten. Alle Räume sind elektrisch beleuchtet und mit Luftheizung versehen. Der Besuch deS Instituts ist für die arme St. Pe tersburger Bevölkerung vollständig kostenlos. Ter verführte Don Juan! Ein köstliches Geschichtchen ist einem bekannten Warschauer Lebemann paf firt. Stand da gegen Abend eine vor nehm gekleidete Dame in der Vorstadt ftraße LeSzno, einen Pferdebahnwagen erwartend. Ein schmucker Don Juan näherte sich ihr und begann fte mit seinen Anträgen zu belästigen. Die Dame würdigte ihn anfangs keines Wortes. Als ihr aber die Sache doch zu bunt wurde, sagte fte plötzlich, einer originellen Eingebung folgend: Bitte, gehen Sie mir nach, aber in einer ge- wissen Entfernung!" Ter vergnügte Cavalier folgt nun der Dame willig bis an ein HauS in der Solna, wo fte im Thorwege verschwindet er steigt ihr bis in das oberste Stockmerk nach und befindet sich, nachdem er die Thür einer Dachwohnung, etwas zögernd schon, passirt hat, mitten in einer Handwerker familie, deren stämmiges Oberhaupt ihm sofort den Ausgang versperrt l Die Same stellt ihm nun zur Wahl: ent weder sofort für diese arme Familie, für die sie sich interessirt, 10 Rubel zu hinterlegen, oder auf daS Polizei bureau zu spazieren. Der sprachlose Don Juan zieht feine Börse, entschul digt sich stockend, daß noch etliche Rudel fehlten, und verschwindet I Die Luft zu Abenteuern ist ihm vergangen, zumal er in der Dame die Frau eineS hohen Beamten erkannt hat. lilkintr rrllziim. Madame (zum neuen Dienstmädchen) ; ...Uno dann. Bertha. dringe auch kikien ÄtjeS Hering mit!" Beria (nach kurzer Zeit wicderkom r.uiid): .Madam', ich hab' den Vor amen von dem Hering vergessen !' Sche I Hausfrau (zum Colporteur, der daS 10. H?ft eines RomanS abliefern will): DaS Heft kann ich Ihnen nicht adneh men Herr Meier ist gestern geftor den !" Colporteur: Ach. wi, schade ! Jetzt wird der Roman gerade so spannend I" Dit wilden Helfen liabr's arich'n. Die Wilden Nelken habcn'S geieh'n. AiS ich den Mund dir bet. Und seh' ich am Rain nun Nelken stch'n. Werd' ich wie Blut so roth. ES läßt mir nicht Rast. eS läßt mir nicht Ruh'. Ich pflücke fie olle ab Darf Keiner .'S. wissen als ich und du. Daß ich geküßt dich hab'! Umschreibung. ...Sehen Sie. Fräulein Bertha, die Comtesse Mitterftein hätt' ich auch heirathen sollen aber ihre ganze ga milie war gegen diese Verbindung!" Nun. und das Mädchen ?" Die gehört doch auch zur Ja milie!" Das Haushaltungsbuch. Ein junger Ehemann, der zu seinem Leidwesen bemerkte, daß seine hübsche Frau weit mehr ausgab, als die Ver hültnisse deS Ehepaars gestatteten, brachte dieser erneS Tages ein hübsches Haushaltungsbuch mit. DaS übergab er ihr, gleichzeitig ein Buch mit S50, mit den Worten: Siebst Du. mein Kind, bier auf die eine Seite wirst Du nun Alles einschreiben. waS Du von mir erhältst, und auf die andere DaS. waS Du ausgibst. In 14 Tagen wirft Du wieder Zuschlag erhalten." Nach Verlauf dieser Zeit fragte er nach dem Buche. O, ich habe richtig Buch und Rechnung geführt!" rief die junge Frau. Hier, überzeuge Dich selbst." Dabei fand ihr Mann aus der einen Seite die Worte: Von Willy erhalten. 850," und auf der andern die lakonische Inschrift: Alle? ausgegeben." Zu viel Demuth ift noch wioerwärti. ger, als zu viel Hochmuth. llWbcx ricib. Anna (Tochter einer reichen Erbin): Du, Emmy. im Vertrauen: soeben hat mir der Baron einen HeirathSan trag gemacht !" Freundin: So! Da Z ift aber noch lange keine Liebeserklärung!" Ti guter Sobn. Vater, man hat heute über Dich ge schimpft und hat gesagt, Du lebst aus schließlich vom Schwindel ! Ich hab' mich Deiner aber angenommen I" Nun, waS haft De gesagt, Moritz chen?" Ich hab' gesagt. Du lebst nicht ausschließlich davon!" Sprüchl'n. Für All'S gibt'S a' Eprüchl. An' Reim und a' Red'; Wer nix woaß, sagt : Ja. ja !" Und verred't s i' oft net. ,.Wo Drei mal essen. Ta ißt aa' der Viert';" So rechn't d' Familie Do' anders der Wirth. verräthcrijche Steigerung. Besucher: Sie fürchten sich wohl vor Ihrer Frau?" Pantoffelheld: Ich, was fällt Ihnen ein! Nicht im Entferntesten. Am we nigften heute, wo Besuch da ift." Lacksischfhanwsic. Ach. Grethchen, wie schön war die Parade und gar Herr Schulz, mein Verehrer, als Flügelmann! So muß Apollo als Einjähriger aus gesehen haben !" Eine gemachte Sache. Man warnte ihn vor dem Mädchen Man warnte sie vor dem Mann Wenn d a S nun nicht zur Hochzeit führt, Dann weiß ich n'cht, was dann I Ll?rlich. A: Das Lottcrieloo, welches Du gefunden, haft Du doch zurückgegeben?" B: Seldßverständlich.. gleich nach der Ziehung !" In Gedanken Räuber: Geben Sie mir sofort Ihre Börse und Ihre Uhr I" 0,111 Professor : Aber, mein Herr ich kenne Sie ja gar nicht !" kzöchfte Vereinsmeierei. In Großfchwabbelburg hat ftch ein Verein der Vereins Vorstände ge-bildet." Unverbesserlich. Milchhändler (der weaen Vantsckerei zu 100 Mark verurtheilt wurde, zu fei ner Frau): Du. Alte, letzt heißt'S aber fest Waffer 'neinschütten, bis wir die 103 Mark wieder 'rauShab'n !" Eine Unmöglichkoit. Mama: ..Nun oib Dir teM hier Mühe, mein Liebling, dann wirft Du auch höher hinauf kommen ick nnfu in der Schule stets den ersten Klaffen platz gehabt !" Elschen (nachdenklich das SÄhf,. schüttelnd): Merkwürdig! Alle Mamas Haben den ersten Platz gehabt !" Ltzrlich. Bankier (m einem nk ; mm reflectirenden Käufer, während der Be fichtigung) : . . Das Gewächshaus allein kostet 10.000 Mar!. . 6000 Mark be schwör' ich !" Unter Freundinnen. Warten Sie nur. warten &t nur Ihnen will ich einmal ungeschminkt die Wahrheit sagen I" Ha. ha. ha. ffrau A-ffr,r. hnm, müßten Sie aber heiter aussehen !" G wch I Frau A.: ..Hat Ihr Mann aeliern von der Jagd einen 5iasn minie bracht?" Frau B.: Nein einen Asien."