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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 21, 1898)
Lnllarrt. tfijoVuna von a. StlUit. . Iran, KrauS war Mitglied dk V.:audk'sch,n Cp.'cialltäteN'TheatkrS. ii.in Haar war radenlchsslj, da Ve ftft Ml uns gelb und feine ganz Er sSicinung geisterhaft. Wenn kr dem Publikum vorgeführt wurde, erklärte der Directsr ftctZ. daß KrauS von Ge burt an dlin sei und statt der Horn baut öder den Augäpfeln Knocken habe. Knochen ohne Gefühl und ohne Sehkraft. Zum BemeiZ dafür hielt er dem Mann mit den .knöchernen Slugm" eine Pech, fackel dicht vor dieselden fte zuckten nicht: dann stach er mit einer beißen Nad'l hinein weder die Augen noch der Mann rührten sich. Bei der Truppe befand sich auch der Kunftschilde valler. dessen Hauptauf. gäbe darin bestand, vom Kops der lieb reizenden Smmy Tornau einen Apfel heruntekzuschiektn. Alle Mitglieder dcS Sträube schen Theaters Wichten, daß Haller die schöne mmy lieble und daß seine Neigung erwidert wurde; sie wußten auch, daß der Direktor einen Kord erhalten, als er Emmy einen HeirathZantrag gemacht hatte. Weder durch ein Wort noch eme Miene hatte Sträube verrathen, wie bitter ihn diese Abweisung lenkte. Er war liebenswürdig nach wie vor. beson derS gegen seinen .lieben Freund" Hal. ler. Nur inSgebeim wüthete und fluchte er und brütete Rache. AineS Abends nahm er aller bet Seit und sagte: .Sie wissen. Haller. daß Sie mir von allen College der liebste sind und ich Ihnen unbedingt vertraue. Deshalb möchte ich Ihnen auch eine mir höchst peinliche Sache an vertrauen. Unter uns befindet sich ein Diebl .Ein Dieb?' rief Haller ungläubig. .Wissen Sie das genau?" .Gan, genau! ES sind mir in den letzten Wochen drei Uhren gestohlen wor den, eine goldene und zwei silberne." .Haben Sie Verdacht aus Jemand?" .Ihnen unter strengster Discretion gesagt: ja. Ich beargwöhne Krauö!" .Den Blinden? Unmöglich!" .Sonst wüßte ich Niemanden. Seit er bei uns ist. haben die Diebstähle stattgefunden, vorher kein einziger. Ich möchte Sie nun bitten, heute Abend während Ihres AustretenS den Tisch, auf welchem die Geschenke liegen, und KrauS zu beobachten." Hall weigerte sich Anfangs, den Spion abzugeben! auf Zureden des DirectorS gab er jedoch nach. ES war ein wohlberechtigter Kniff deS DirectorS, das Publikum zur Eoncur renz mit feinem aus Athleten, Jong leuren, Trapezkünstlern und anderen Schauspielern bestehenden Personal her aukzufordern und die Sieger aus dem Publikum mit Preisen zu belohnen. Dieser Kniff brachte stets ein über volles Haus und reiche Einnahmen. $ie vorletzte Nummer im Programm envhielt stets das Austreten Haller'S. dann kam die Preievertheilung. Der Tisch, auf dem die Gewinne lagen, stand dicht bei der Lühne an einer Cou lisse. wo der Blinde zu sitzen pflegte. So oft Haller bei seinem Auftreten dort vorüberging, beobachtete er KrauS auf daS SchörZfte. Während Haller auf der Bühne ar deitete". hntie der Dircctor den Hinteren BuSgang verschlossen und seinem Per sonal gesagt, eS dürfe Niemand fort gehen, er erwarte sie nach der Vorstellung alle auf der Bühne. Die Preise waren vertheilt, der Saal hatte sich geleert. Nun kam daS ge sammte Personal auf die Bühne. In diesem Augenblick hatte Haller seinen Ueberzieher anziehen wollen, als man ihm aber des DirectorS Befehl sagte, hing er ihn sofort wieder hin und folgte den anderen. DaS seltsame Benehmen ihreS Obet Hauptes fetzte die Schauspieler in nicht geringe Verwunderung. Man schüt leite die Köpfe wag mochte nur ge fchehen sein? Haller hatte sich nicht weit von dem blinden Mann poftirt. Wie leid er ihm that! Zum ersten Mal. seit er KrauS kannte, bemerkte er eine leise Röthe in seinem Gesicht. Gebe Gott, daß man mich nicht um mein Zeugniß fragt," dachte Haller bei sich. Ihm war die Erregung und die Schamröthe des Blinden, der ja so hilflos vor ihm - saß, unendlich peinlich. Meine Damen und Herren." be garen der Director, sich hinter den Stuhl deS blinden ManneS stellend, .ich habe Ihnen eine Mittheilung zu machen, die Sie ebenso erregen wird wie mich. Unter UNS befindet sich ein Dieb!" Wie ein Funke in'S Pulverfaß zün beten diese Worte. Bestürzt blickten die Anwesenden einander an. Rufe deS Unwillens wurden laut nur Haller und KrauS blieben stumm. Die Röthe auf des letzteren Antlitz vertiefte sich zu sehendS. .In letzter Zeit sind mir drei Uhren gestohlen werden, heute Abend die vierte. ES muß Ihnen Allen daran gelegen sein, den Dieb kennen zu lernen, der unbedingt hier unter unS weilen rauft. ?ck will den erbärmlichen Scbur ken nicht öffentlich brandmarken, aber e ist mein höchstes Bestreden, die Un schuldigen zu schützen und von dem schmählichen Verdacht zu reinigen." atttliick. mist, selbstredend." war 8 von allen Seiten erklungen nur Haller und KrauS sagten leine atloe f V rjf nimfiiitiTii V Wtj i o Jahrgang 1. Beilage zum Nebraska TtaatS-Anzeiger. No. 48. DeS Blinden Lippen zuckttn. s.ine lern gen, knochigen Hände umklammerten krampfhaft die Armlehne seines SeffelS, und der Anblick der ausdruckslosen Aigen war erbarmungswürdig. So tonnte nur das Schuldbewußtsein auS sehen! Haller kreuzte die Arme über der Brust und preßte die Lippen zusam men. ES war ihm furchtbar, die Qual diese? Unglücklichen mitansehen zu müssen! .Wenn der Schuldige auch nur einen Funken Ehrgefühl besitzt," fuhr Sträube fort, .so trete er vor um dadurch seine College von einem schmählichen Verdacht zu reinigen." Niemand rührte sich. Aller Augen waren jetzt auf den Mann mit den .knöchernen Augen" gerichtet, dessen Antlitz wie in Blut getaucht erschien und mit allen Muskeln zuckte. Man sah deutlich, daß ein furchtbarer Auf rühr in seinem Innern todte und war überzeugt, er würde die Flucht ergrif fen haben, wenn er nicht blind gewesen wäre. Haller fühlte ein unendliches Mitleid mit ihm. .Von dem Moment an." fuhr der Director fort, .wo ich die Gewinne auf den Tisch legte, bis zum Verschwinden der Uhr sind nur drei Personen an jener Stelle vorbeigekommen: KrauS, Haller und ich ! Ich frage Haller hier mit, ob er über daS Verschwinden der Uhr eine Angabe zu machen hat !" Der Kunftschütze schwieg. .Nun. Haller. wie sieht'S?" fragte Sträube. .Hol' der Kuckuck Ihre Uhr." brummte Haller. .Lassen Sie den armen Kerl laufen! Er hat durch Angst und Scham schon Unmenschliches gelitten. Bedenken Sie." fügte er leise hinzu, .daß er blind ist I" .Eden weil er blind, ist es um so schlimmer," sagte Sträube laut. .Also, was wissen Sie. Haller?" .Ich weiß, daß eS am besten fein wird, wenn ich ihm meinen geladenen Revolver gebe; wir lassen ihn dann ollein er wird schon wissen, waS er zu thun bat. Denn er' hat noch Ehre im Leibe !" Ein Schaudern erfaßte die Umstehen den bei diesen Worten. Ich frage, was Sie wiffen, Hal ler? ' beharrte Sträube. .Wenn eS denn sein muß," antwor tete dieser nach kurzem Zögern, .dann je eher je besser. Der Director erzählte mir vor der Vorstellung, es seien ihm schon öfters Gegenstände abhanden ge kommen ; er bat mich auch, heute wüh rend meines Auftretens aufzupassen. Als ich auf meinem ersten Gang an den Tisch vorbeikam, lagen drei Uhren da, beim zweiten, dritten und vierten Gang auch noch, beim fünften aber war eine fort !" .Da nun außer Jbim, KrauS und mir Niemand in die Nähe dcS Tisches kam, behaupten Sie mit andern Wor ten, daß entweder KrauS oder ich die Uhr genommen haben !" rief Sträube, jedes Wort betonend. .Da nun wohl kein Mensch annehmen wird, daß ich mich selber beftehle, so bleibt nur KrauS Haller antwortete nicht. .Haben Sie noch etwas zu sagen?" fragte Sträube jetzt mit unverkenn barem Hohn. .Nein !" .Aber ich habe Ihnen etwas zu sagen, Herr Haller !" donnerte der Director blauroth vor Wuth. Sie find ein elender Lügner I" Der Kunftschütze fuhr erschreckt empor und blickte wie verftündnißloS um sich. WaS sollte daS heißen? Mit lauter schriller Stimme fuhr Sträube gleich darauf fort : .Er lügt ! Richt ein Wort habe ich zu ihm wegen der Diebstähle gespro chen ! Hallet ist ein elender Feigling ; er beschuldigt einen Blinden, weil die fer sich nicht vertheidigen kann !" Bube l" schrie Haller außer sich vor Zorn. Hüten Sie sich! Wenn eine Kugel für solch' einen Schurken wie Sie nicht zu schade wäre, ich würde" .Ein unschuldiger Mann," unter brach ihn der Direktor, .würde sich vor allem erst untersuchen lassen, ehe er einen Andern beschuldigt !" .Durchsuchen Sie mich doch," sagte Haller. Mit schnellen Griffen suchte Sträube in den Taschen deS mexikanischen Co ftümS, das Haller trug. Er fand nichts, enttäuscht und ihn wie um Ent schuldigung bittend, sagte er: .Ich finde nichts." Der blinde Mann erbleichte jetzt und bog den Oberkörper weit vor, damit ihm nicht die leiseste Bewegung ent gehe. Wiederum waren Aller Augen auf ihn gerichtet. Sträube halte sich von Haller abge wandt, drehte sich aber plötzlich wieder um uud fragte : .Sagen Sie. Haller, gehen Sie eigentlich in Ihrem phantastischen Eoftüm über die Straße?" ES lag beißender Spott in seinem Ton. .Selbstverständlich nicht !" erwiderte Haller. Ich trage einen Paletot. Dort hängt er.'. .Sie können sich von jedem Verdacht reinigen, wenn Sie auch diesen durch forschen lassen." sagte der Direktor hämisch. .Haben Sie etwas dagegen?" .Durchaus nicht l" Der Jongleur Moellenbach holte den Paletot, legte ihn auf den Tisch und zog die vermißte Uhr heraus. ES herrschte athemlose Stille. DaS hatte Niemand erwartet. Mit haßerfüllten, triumphirenden Blicken sah der Direktor den jäh er bleichten Haller an. Die goldene Uhr lag auf dem schwarzen Paletot. Aber im nächsten Moment fielen noch zwei glänzende Gegenstände neben die Uhr und über die Lippen deS Blinden stürzte eS in haftigen, erregten Worten : Man nennt mich den Mann mit den knöchernen Augen ! Hier liegen meine knöchernen Augen eS ift dickes gelbes GlaS, wie Sie sehen. Ich habe Sie lange getrogen, und Niemand ahnte die Wahrheit. Meine Augen, die wirk lichen, find jedoch gesund und scharf. Mittels der Glasaugen verdiene ich meinen Lebensunteihalt. Nun, da Sie mein Geheimniß kennen." hier hob sich feine Stimme, .sollen Sie auch das des DirectorS Sträube. deS Hochedlen Beschützers der Unschuldigen, erfahren. Ich habe heute Abend deutlich gesehen, daß Herr Sträube die Uhr wegnahm und mit der Geschicklichkeit eines Taschenspieler? in HallerS Paletot glei ten ließ !" Nach dieser Erklärung entstand eine ungeheure Aufregung. Von allen Sei ten umringte man Haller und KrauS und bedauerte, daß jeder nur zwei Hände hatte, die bei dem ununterbroche nen HändeDrücken und Schütteln Ge fahr liefen, auSgeriffen zu werden. Der Direktor war davongeschlichen. Er ließ sich auch nie wieder sehen, son dem verkaufte seine Rechte durch einen Agenten. Der jetzige Besitzer deS Theaters ift der Kunstschütze Haller. Er hat die schöne Emmy Tornau als sein Weibchen heimgeführt und die beiden ernten bei ihrem gemeinschaftlichen Auftreten all abendlich stürmischen Beifall. Der Blumentopf. Von Heinrich LandSberger. ES klingelte. Elfe ftand gerade in der Küche und setzte den Schmorbraten an. ES war nämlich zwölf Uhr und in einer halben Stunde kam Max oder, um uns ausführlicher au?zu drücken, der wohlbestallte Sparkaffen Sekretär Herr Max Hossmann aus dem Bureau. Wir fügen hinzu, daß Elfe diesem Augenblick mit der sehnlichsten Ungeduld entgegen harrte, was sich da durch erklärt, daß diese beiden Menschen erft seit drei Tagen mit einander ver heirathct waren und daß sogar daS so berühmte Liebespaar Romeo und Julia kaum eine größere Zärtlichkeit für einan der fühlen konnte, als Herr Max Hoff mann und feine liebe junge Frau. Also eS klingelte. Sehr verwundert setzte Elfe den Deckel auf den Topf. Wer konnte jetzt klingeln? Sie schlüpfte hinaus, sah eist durch das Guckloch, er blickte die Gestalt eines Dienftmannes und öffnete. Der Dienftmann hielt etwas in feiner Hand, einen Blumen topf, eine wunderbare herrliche Kamelie. .Sind Sie die Madame Hoffmann?" fragte der Mann. .Ja", erwiderte Elfe. .Ich soll Ihnen das hier abgeben, Antwort ift nich. Adieu !' Mit diesen Worten, überreichte er ihr den Topf, sprang die Treppen hinunter und war verschwunden. Else machte ein höchst erstauntes Ge sicht. Dann betrachtete sie den Gegen ftand in ihren Händen, ungefähr wie der Alterthumsforscher irgend einen rätselhaften Knochen betrachtet, den er soeben in einem einst verschütteten und nun wieder entdeckten Hünengrad ge funden hat. In diesem Topfe lag ein kleines Briefchen. Sie machte es auf. Darin war eine Karte. Nur zwei Worte standen darauf: .Ein Verehrer." Ja. diese beiden Worte! .Ein Ver ehrer." .... Mit einem Male lächelte Else vor sich hin. DaS war doch ganz klar. Der Spender dieser herrlichen Kamelie war Max. Allerdings, feine Handschrift war eS nicht. Wahrscheinlich hatte eS ein Kollege geschrieben. Damit sie eS also nicht errathen sollte! Deshalb! Nicht errathen! Wer sollte ihr sonst so etwas schenken? Nein, sehr schlau hatte er daS wirklich nicht angefangen, aber hübsch war eS von ihm doch, sehr hübsch. Der Topf kostete gewiß seine zehn Mark. Kamelien sind so theuer. Eigentlich war eS eine Verschwendung. Ader eS war doch hübsch von ihm und Else stellte den Topf auf den Tisch, be trachtete ihn noch einmal zärtlich und sah dann wieder nach dem Schmor braten. ES klingelte abermals. Der Zeiger auf der Küchenuhr ftand gerade auf halb EinS. Elfe stürzte mit einem Auf schrei hinaus und gleich darauf ertönte daS Entree von jenem eigenthümlichen Geräusch. daS sich, wenn sich vier Men schenlippen auf einander drücken, mit Stegelmüßigkeit bemerkbar macht. .Komm." sagte Else. Auf der Schwelle blieb Max stehen. Sein Auge war an den Tisch gebannt. .WaS ist das?" fragte er. .Schatz l" lachte Elfe. .Das ist ein Blumentopf, eine Ka melie," sagte Mox. .woher?" .Ich danke Dir auch tausendmal," erwiderte Else. .Mir? Du dankst mir? Ja? Herz chen. wosür?" Max sah durchaus verwundert aus. .Wofür? Haha! Ja. meinst Du. ich habe es nicht errathen. Von Dir ift der Topf." Else schlang ihre Arme um seinen HalS und wiewohl ein dreitügi ger Ehemann sich solchen Liebkosungen sonst nicht zu entziehen pflegt, so ge schah dos doch in diesem Fall und mit einem merkwürdigen Blick sah Max in Elsen'S Augen. .Von mir ift der Topf? Von mir?" Dann lachte er. .Ja, aber mein Herz, wie kommst Du darauf?" .Da." sagte Else. Maxens Augen hefteten sich auf ein Stück Papier. .Ein Verehrer?" , sagte er endlich und zwar sprach er daS Wort .Verehrer" mit einem sonderbar lang gezogenen und gedehnten Tone aus. Elfe lachte laut auf. .Und Du haft wirklich gemeint, ich errathe eS nicht? Du bist der Verehrer, Du! Und so viel Geld auszugeben! Aber weil Du mich so lieb haft, Schatz !" Von neuem machte Else den Versuch, ihre Arme um MoxnS Hals zu fchlin gen, aber in dem Mienenspiel MaxenS gab ftch eine auffällige Veränderung kund. Von mir ift der Topf nicht !" sagte er kategorisch, .ich gebe Dir mein Wort, ich versichere Dtr's. von mir ift er nicht." Else ließ ihre Arme sinken. .WaS," sagte fte, .von Dir ift er nicht? .Nein," wiederholte Max und zwar diesmal mit lauterer Stimme, als ge rade nothwendig war. Auch schien ftch seiner eine gewiffe Unruhe zu bemäch tigen. Elfe schüttelte den Kopf. .Ja aber," sagte sie, .von wem ift er denn?" .DaS frage ich auch I" Max rief daS jetzt mit der Stimme eines StentorS, auf seiner Stirne trat eine Ader her vor und aus seinen Augen schössen Blitze. Else sah ihn an. .Mein Gott," sagte sie, waS haft Du?" .WaS ich habe?" fuhr Mcx fort und die Posaunen von Jericho konnten nicht gewaltiger dröhnen, die Ader auf seiner Stirn schwoll zusehends und aus seinen Augen brannte ein gang Raketenfeuer werk, .wag ich habe? Ich habe gar nichts. Ader Du l Du l Du haft einen Verehrer l" Max l fuhr Elfe heftig auf. Du haft einen Verehrer. Da steht eS auf dem Papier. Ich will wissen, wer eS ist !" In ElseS Augen glänzt: eS verdächtig. Aber Max!" Max schien ElsenS Augen nicht mehr zu beachten und wenn wir vorhin Herrn Max Hoffmann mit Shakespeares Ro meo verglichen, so lag in diesem Augen blicke die Erinnerung an desselben Dich terS Othello beträchtlich näher. Drei Tage nach der Hochzeit." schrie er auf, und von so etwas keine Ahnung zu haben! Ich will nicht hoffen," setzte er hohnlachend hinzu, .daß Du eS be streiten willst! Hier steht eS, schwarz auf weiß.. Wenn eS noch ein fauler Witz wäre, den einer ausgeheckt hat. Aber nein, daS ift kein fauler Witz. Da schickt Einer eine Fuchste oder einr Hya zinthe, aber nicht so eine theure Kamelie. ES ift ein wirklicher Verehrer. Ich will wiffen, wer der Mensch ift. Nun, wer ift der Mensch, wie heißt er? Else schluchzte laut in ihr Taschentuch hinein. .Ich habe keinen Verehrer. Ich habe niemals einen gehabt. Du bist 'mein Einziger gewesen." Max todte nicht mehr, er wär plötz lich ruhig wie eine Etatue und sprach mit ein-r nun schier unheimlichen Ge lossenbeit: Also doch! Du leugnest eS! Elfe! Ift eS möglich? Bis jetzt konnte ich nur annehmen, er liebt Dich! Aber nun? Du willft mir ihn nicht nennen. Du verschweigst mir ihn! Warum? Du haft Angst für ihn. Du fürchtest, ich könnte ihm waS anthun! Nicht genug also, daß er Dich liebt. Du liebst ihn auch! Ift eS möglich? Und Dich habe ich geliebt. Dich habe ich geheirathet. Jetzt erfahre ich das. drei Tage nach der Hochzeit. Allmächtiger Gott!" Vernichtet sank der bedauernswerthe Mann auf'S Sopha und es war natür lich in Anbetracht der bestehenden That sachen ganz vergeblich, daß Elfe ihre Unschuld betheuerte und schluchzend er klärte, den Uebersendcr des Blumen topfeS nicht zu kennen, sowie niemals einen anderen Mann geliebt zu haben als Mox. AIS ein besonders betrüben der Umstand fei noch erwähnt, daß ftch von der Küche her plötzlich ein merkwür diger Duft bemerkbar machte, worauf Elfe in den Schrei ausbrach: .Der Schmorbraten brennt an!" Dieser Schmorbraten schien zum Schick sal dazu auserlesen, die Katastrophe zu beschleunigen, denn Max verfiel in eine neue Erregung und rief: .Jetzt denkt fte an den Schmorbraten. DaS hat sich auSgefchmordratet. Ich gehe in'S Reftaurant und morgen be antrage ich Scheidung! Adieu! Mit diesem fürchterlichen Entschluß ergriff er seinen Hut. An der Thür kehrte er noch einmal um. Schlveigend, aber mit kräftiger Hand, erfaßte er den Blumen topf, ging damit zum Fenster, das, bei läufig gesagt, nur zum Hofe hinaus ging, öffnete eS und schleuderte den Topf hinaus, worauf ein dumpfer Anprall erklang, der die Vermuthung zuließ, daß der kostbare Topf in tausend Scher den unten auf dem Pflaster lag. Else blieb mit ihrer Verzweiflung allein. Scheidung" hatte er gesagt und der Himmel wußte, daß sie unschul big war. Jetzt war ihr Alles gleich, sogar die Brühkartoffeln und der Schmorbraten. Vor einer Stunde noch das glücklichste Geschöpf auf Erden und jetzt, wie unten der Topf, so auch ihr Glück in Scherben. Ja, eS war hin, für alle Zeiten. Jetzt in dieser Stunde erft hatte sie ihn in seiner wahren Ge ftalt kennen gelernt. Wie gut er sonst war, aber daS Alles war nur Verfiel lung gewesen, auch feine Liebe zu ihr. Und war eS nicht unmöglich, ihm diesen unglücklichen Verdacht zu nehmen? Wie konnte sie ihm beweisen, daß sie un schuldig war? Nein, ihr Schicksal war besiegelt, eS war aus. Jawohl, besser, sie gingen bei Zeiten auseinander. Ja. Scheidung! Um die sechste Abendstunde nach Bu reauschluß kehrte Mox zurück. Ein düsterer Ernst lag auf seinem Gesicht. Zum letzten Male." hob er an. .willst Du mir den Namen dieses Menschen nennen?" .Ich weiß nichts." schluchzte Elfe. ES ift gut," sagte Max und setzte sich seinen Hut wieder auf. Offenbar erfüllte ihn ein Entschluß. WaS für einer, ob er. wie sein MittaoSeffen. so auch sein Abendbrod im Restaurant ver zehren wollte, oder ob eS im Angedenken an den berühmten Mohren von Venedig noch etwas Endlicheres war. das blieb dahingestellt, jedenfalls wandelte hinter ihm die Thür in'S Schloß. Max. rief Elfe noch einmal. Er hörte nichts, er ging und dumpf fiel hinter ihm die Thür. In diesem selben Augenblicke ertönte die Klingel. Max hatte schon die Klinke in der Hand und öffnete. Draußen ftand ein Dienftmann. WaS wünschen Sie?" fragte Max. .Ich habe heute Morgen einen Blu mentopf hier abgegeben." sagte der Mann. Im nächsten Moment aber fuhr er bereits erschrocken zurück, denn Max streckte seine zehn Finger nach ihm aus und hielt ihn fest wie in einem Schraubftock. .Aha." sagte er. Sie haben also den Topf gebracht, Sie werden mir den Na men dieses Herrn nennen, lieber Freund. Was wollen Sie jetzt? Bringen Sie wieder was?" Augenscheinlich war der Mann sehr bestürzt. Entschuldigen Sie," entgegnete er. .ich bitte nur den Topf zurück. Ich habe ihn falsch abgegeben. Das Haus hier ift Nummer Siebzig, er kommt ober nach SechSundstedzig. Die Ziffer war so undeutlich geschrieben. ES hat ftch jetzt erft herausgestellt. Er ift an eine andere Frau Hoffmann." Acngftlich. als Hütte er'S mit einem Menschen zu thun, der jedenfalls in einer kkaltwasseranftalt am angenehmsten auf. gehoben war, betrachtete der Dienftmann den Herrn. An eine andere Frau Hoffmann?" Ja," sagte kleinlaut der wackere Mann und mit wachsender Bcfremdung gewahrte er in dem Gesicht seines Gegen UderS einen Ausdruck, den man nur anzunehmen pflegt, wenn man da? grrße Look gewonnen hat. .Hier haben Sie zwanzig Mark,' sprach Max. der Topf ift nicht mehr da. er ist in tausend Stücke zerschlagen. Kaufen Sie der Frau Hoffmann einen anderen und grüßen Sie auch schönftenk von mir!" Krachend fiel die Thüre zu. .Elfe!" rief Max. .Max!" rief Else. Wie Max ftch vor Elsen auf die Kniee warf und wo weiter erfolgte, unterlaßt der Verfasser, näher zu be schreiben, da tt so zu sagen unbeschreib lich ift. der Jnftruktionftunde. .Londwehrmann Kunze. wo steht für einen tapferen Soldaten stets der Feind? Siel. ...Siel. ...Siel... .Sie!.... Keiner! Natürlich, wo Sie den Echna bel hinhaben. Also der Feind steht wo, Kunze?" .Wo Sie den Schnabel hinhaben, Herr Lieutenant!" .Was? Wer?" .Die Sie auch meinen, Herr Lieute nant." .Was Kerl?" .Die marschirenden Sektionen." .Hm! So.... DaS war Ihr Glück, Sie! Na. was anders! WeShald hat der Infanterist ein kurzes, gerades Seitengewehr, Musketier Meyer?" .Weil die Scheibe zu kurz und gerade ift." .So? Mensch, da kommen wohl Ihre O'Beine von den krummen Hosen her? Weil die langen Dinger unpraktisch find, natürlich. Sie, Jenseit, darf der Soldat in Friedenszeiten von der Waffe Gebrauch machen?" Nein, Herr Lieutenant." .Aber wenn Sie don einem Betrun kenen belästigt werden?" .Dann geh' ich auS'm Weg." .Wenn Sie aber verfolgt und ge schlagen werden?" DaS kann mir nicht pasftren, ich kann zu rasch laufen, Herr Lieutnant." .Ader wenn sich ein Kamerad in jGe fahr befindet?" Dann ruf ich den Nachtwächter, Herr Lieutenant." Na, ich sehe schon, Holstein, wir werden uns nicht einig. Lassen wir die Geschichte. Czerzinski, haben Sie ftch voriges Mal nun endlich gemerkt, was Zielen" heißt?" .Jawohl, Leitnant. Zielen heißt: das Auge des Schützen mit VistrVor richtung und Zielpunkt in eine Linie -bringen." .Na endlich: verstehen Sie das auch?" .Nein, Leitnant." Wa-aS? Warum nicht?" Kann nix Deitsch. Leitnant." Hm. Kann der Kerl schießen, Feld Wedel?" .Jawohl, Herr Lieutenant." Na, daS ift ja die Hauptsache. Uebri genS, CzerzinSki, warum grüßten Sie gestern Abend am Hafen nicht?" Hab' ich gefeffen spazieren auf der Brück' mit Schatz meiniges und gehal ten nach hinten Korb und Schirm ihri ges." Mensch, Sie find ein Unikum." Besehl, Leitnant." Hahaha! Und nun noch eine Frage. Sie, Joppelmeier, in wie viele Theile zerfällt das Gewehr?' 'S kommt darauf an, Herr Leitnant, wie man'S wirft hin!" , Ei, waS Sie sagen, Sie Witzbold. Holen Sie mal Ihr Gewehr herein. So, nun zeigen Sie mir erft mal da im Lauf die Seelenachse. Versaihn Sie gütigst. Herr Lait nant, ift keine mehr drin; hab' ich sie wohl gestern geschossen 'raus!" Schwerebrett! Nun ist's aber genug des grausamen Spiels. Die Hornochsen find ja heute ganz und gar konfus Feldwebel inftruiren Sie über's Gewehr weiter!" Lakonische Kürze. Die aame Kenntnis?, welcke die ran. zosen 1812 auf ihrem Durchmarsch durch Polen von der polnischen Svracke er. langt hatten, bestand aus vier Worten : Uiileba (Brot), meme ('S giebt keinS), woda (Wasser) und zeres (sogleich). Als nun Napoleon eines Tages bei ei ner otonne Infanterie vorbeiritt, die im Schmutz des Weges fteckend an allem Manael litt, kiek ibm ein alter fflrnrn. dier m "Papa, chleba!" UN lerne!" erwiderte sofort der Kai ser. Die ganze Kolonne lachte belu ftiat auf und veraak kür einin Ktun. den ihre Leiden. lNalitiäs. A. : Ich fitze jetzt den ganzen Tag auf dem Rad." B. : Na. na. ich sah Sie erft gestern Abend daneben liegen." (Ein seltenes jjrcj. Ich kenn' ein süßeS Herze, Nicht jung ist'S und nicht alt. Bei Trauer wie bei Scherze Bleibt's immer hart und kalt. Nie schluz'S in einen Busen, Und niemals hat'S geminnt ; Den Grazien und Musen Selbst ift'S nicht hold gesinnt. Nicht wird'S deS TodeS Beute, Wohl bricht'S, doch fühlt'S nichtSchmerz, Und doch schafft oft viel Freude DaS Pfefferkuchenherz. Abgewinkt. Fader Geck: .Mein Fräulein, ich bin Ihr Sklave!" Dome: '.So? Dann betrachten Sie als befreit."