Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 31, 1898, Image 11

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    2otnantif im englischen sMglj
it.
'Ion l'ttl von R o d u.
Ein junger, baldwüchfizer Bürste
schlecht mit bleichen, eingefallenen Wan
gen, hungernd und frierend durch die
StroK'N von London. Begehrlich fflCt
sein Blick auf oll' die berrllchkeitcn, die
da in den Schaufenstern liegen. C,
waS eS AlleS giebt I Und da zumal, da
in der Lomdardftrcße. wie Alle? glänzt
und glitzert, daZ Geschmeide von Gold
und Silber und Edelgkßein. Mein
Gott, wie lange, wie undenklich lange
könnte man von nur einem einzigen
Steine, von nur einem einzigen dieser
Geschmeide leben. Und wie. irgend ein
Mensch, der so viel Reichthum besitzt,
sollte einen andere. Nebenmenschen dar
den. verhungern, verkommen lassen?
Nimmermehr, daS kann nicht sein, daZ
könnte Gott nimmermehr dulden. Und
der junge Mensch faßte sich ein Herz,
klinkt die Thür deS einen Juwelierla
denS auf, zieht seine Mutze und tritt
ein.
.Na. wag willst denn Du?" führt
eine Stimme ihn an.
.Ich ich wollte nur bitten.,
ich darbe, ich hungere, ich sterbe.,
stammelte er.
.Sterben? So? Arbeiten sollst Du
lieber, nicht aber on'S Sterben oder
an'S Betteln denken."
.der, liebster Herr, ich möchte ja
arbeiten." entgegnete der Junge, wenn
ich nur Arbeit fände."
Unsinn. Arbeit findet sich immer
Laß Dich mal ansehen," und prüfend
gleitet deS Goldschmieds Auge über den
Burschen. Die Prüfung scheint günstig
auszufallen, denn: .Wie heißt Du?"
fragt der Goldschmied nun weiter.
.William Ward, Herr, zu dienen.'
.Und woher kommst Du?"
.Bon Norfolk immer zu Fuß hier
her."
.Und möchtest Du wohl bei mir in
die Lehre treten. William Ward?"
.Ach. wie gernl" und deS Bttrfch
cheuS Augen leuchten anf.
.So will ich's denn mit Dir vev
suchen."
Am selben Tage trat William Ward
bei'm Meister Kimble in die Lehre
Uns Jahre spater war er elbst em
tüchtiger Goldschmied, dem sein Meister
in Anerkennung seiner wackeren Dienste
nun selber einen kleinen Laden ein
richtete.
Eine? Tages tritt ein Seemann m
William Ward's Ge Hatt, wirft em
Päckchen ungeschliffmer Diamanten au
den Tisch und fragt : .Wie viel gebt
Ihr mir dafür?"
Ward nennt die Summe.
.Topp, abgemacht ! Könnt noch mehr
haben von dem Zeuge, wenn Ihr mit
aui's Schiff kommt."
Ward nimmt sein Geld zu sich
schließt den Laden und geht mit auf'S
Schiff. Eine Stunde tollt kehrt er
mit weiteren fünf Päckchen zurück. Er
bat ein antes Geschäft gemacht. Die
Steine werden geschliffen, verkauft.
und William Waid ist ein gemachter
Mann. Eines TaaeS kommt Lord
Dudlev zu ihm. .Können Sie mir
zehntausend Pfund borgen?"
.Auch zwanzigtausend. Eure Lord
schaft."
Der Lord nimmt die angebotene
Summe. Ward wartet auf die Silier
zahlung. Er wartet noch länger. . end
lich wird'S ihm zu lange. Er geht hin
Er könnte mit Leichtigkeit die Güter
Dudley'S an sich bringen, ober er will
nicht, er weiß ftch Bessere?. Sein
Sohn, Humble Ward, ist verliebt. Ein
toller Junge, dieser Humble Ward,
denn wißt Ihr, in wen er verliebt ist?
In Madge Dudicy, des Lords leibhaf.
tiae Enkelin.
Ist diese Liebe nicht toll? Gewiß ist
Se eS. obgleich Madge die e lebe erwi
dert. und Humble Ward läßt seinen
Kopf sinken. Der alle Ward aber
lächelt.
Er geht zu Lord Dudley; er sprich
zu ihm und sagt ihm Alles. Lord Dud
leg wettert, aber schließlich Ward
ist ein reicher Mann, er ist ein wackerer
Mann, meinetwegen. Humble Ward
mag immerhin seine. Lord Dudley'S,
Enkelin nehmen. Die Hochzeit findet
statt, und Humble Ward erhielt den
Titel seiner Frau, er wird Baron
Dudley.
DaS war zu Zeiten König Jakob'S
deS Eisten. Gegenwärtig gehören die
EarlS von Dudley, die Nachkommen
deS Goldschmiedejungen William Ward,
zu den vornehmsten PeerS von Eng
land, und noch immer sind sie um ihrer
Diamanten, ihrer Juwelen, ihrer Ge
schmeide willen berühmt, und der Werth
der Diamanten der gegenwärtigen
Gräfin Dudley wird auf 600,000 Pl"
auf über drei Millionen Dollar? ge
schützt. Folly Court aber, daS herrliche
Familienschloß bei Worcefter, brachten
die DudleyS um zwanzig Millionen
Dollar an sich.
Der Marquis don SaliSbury. der
aus seinem Landbesitze ein jährliche
Einkommen von $125,000 und außer
dem ein Vermögen von etwa 2z Mlllio.
nen Dollars hat, darf sich auch einer
ähnlichen Abstammung rühmen.
Richard Cait, der sohn eine? armen
EastivirthkS in Ctamford. Lincoln
shire, verließ seines BaterS HauS, um
nicht daselbst zu verhungern, sondern
sein Glück in der weiten Welt zu suchen.
Er fand eS in London. AIS Stall
junge wurde er in dem Haushalte
König Heinrich'S des Achten angestellt.
Hier iries er dem diklderreibten Kö
nUe einen besonderen Dienst, den der
Köl.iz nicht besser zu belohnen wußte.
a!S li-dem er euS dem Stelldurschen
einen Pajsen machte, der allmülig don
Stuf, zu Stufe stieg.
Richards Sohn, William, wurde
der nachmals so berühmte Lord Burzh
ley.
Liest? LordS ältester Sohn ist der
Stammvater de? gegenwärtigen LordS
9itx dessm Vermögen eine jähr
ichk Rente von $325,000 obwirst.
während der jüngere Sohn Lird
Burghley'S. Robert Eecil. der be
rühmte Günstling der Königin Elifa
b,th. der Stammvater derer von SaliS
bury wurde
Einem der seltsamsten Zufälle hat
der Herzog von Northumdeiland seine
Erbwürde zu verdanken: einer Ohn
macht. Eine Gräfin Northumdeiland
wurde einst, nachdem sie daS Drur
Lnk'Tbeater' verlassen, in ihrer Sänfte
ohnmächtig. Die Ohnmächtige wurde
in den nächsten Apothekerladen getragen,
und der junge Apotheker bemühte sich,
die Lady wieder in s Leben zurückzu
rufen. Alsbald schlug die schöne Dame
d,e Augen auf und ihr Blick traf den
jungen Apotheker, der hold errötbete
wie eine Jungfrau, sich aber sonst sehr
würdevoll benahm. Dcr Gräfin gefiel
der junge Apolheker zu gut. um nicht
nach ewigen Tagen an derselben Stelle
wieder ohnmächtig zu werden. Die
Folge dieser Ohnmacht war. daß ihr
der Apotheker, .der sich Wohl demüthig.
aber keineswegs fo kriecherisch wie die
vielen Bewerber um der Lad? Hand be
nahm", der reichen Erbin immer mehr
gefiel.
Zwei sage päter befahl sie ihn m
ihr Palais und fragte ihn kurzweg, ob
er fie yeiralyen wolle, sie fei dazu .gern
und von Herzen bereit". Unser Apo
theker siel wie aus den Wolken, trotz
dem griff er nicht gleich zu, sondern
wollte sich S erst bedenken, ob sich S mit
seinem Herzen vertrüge. Dieses Zögern
gewann ihm daS Herz der schönen, ver
liebten Dame erst recht, und wenige
Wochen später war Hugo Smithson der
Gatte der wunderschönen, steinreichen
Frau. Im seiden Jahre wurde er.
der auch bei Hofe einen zünftigen Ein
druck mochte, zum Sir Hugh Smithson
und endlich zum Herzog don North
umberland ernannt.
Der Urahne deS gegenwärtigen Ear!
von Spencer war ein armer Ochsen
treibcr. Eines TageS trieb er wieder
fein Vieh hinaus, und fein Sohn be
gleitete ihn. .Sieh. " sagte der Alte zu
diesem, hier, daS ist daS beste Weide
land. Wenn wir je ein Stück Gold
haben, das Althorp hier müßten wir
kaufen." Der Sohn wuchs heran. ver
kaufte einige Stück Vieh und kauft,
dann das Weideland von Althorp, dann
kaufte er rings umher allmülig immer
mehr und mehr Land an und wurde
steinreich. Seine Söhne gewannen
Titel und Würden, und gegenwärtig
besteht der Besitz der Familie aus 27.
185 Acker Land, die etwa eine Million
Mark jährlich rein eintragen.
Einem Zufalle verdanken auch die
Herzöge von Atholl ihren Titel, ihren
Rang, ihren Reichthum. Eines Tages
ritt König David der Erste von Schoit
land aus. Plötzlich scheute sein Pferd
und warf den König ab, der bewußtlos
liegen blieb. Da eilte ein Flamlünder,
Namens Freskin, herbei, wusch die
Wunde des Königs, verband sie, dann
hob er den König auf und trug ihn in
feine Hütte, wo er ihn mit Branntwein
wieder zum Bewußtsein brachte. Fü
diesen Liebesdienst schenkte der König
dem armen Handwerker eine größere
Liegenschaft in Liallthgow. Seitdem
datirt das Glück, der Reichthum der
Familie. Einer der Nachkommen
JreSlin'S brachte die Insel Man an
sich, die später um U Millionen Mark
verkauft wurde; andere Güter Com
plexe kaufte die Regierung für zehn
Millionen an. DaS gegenwärtige Ver
mögen deS Herzogs beläuft sich auf
etwa 35 Millionen und 201.610 Acker
Landl '
Als im Jahre 1760 in Newcaftle die
sehr schöne Tochter emeS reichen, be
kannten Bankiers jener Stadt mit dem
Sohne eine? armen Kohlenhändlers
durchbrannte, da gab es gar argen
Skandal, und der Bankier fluchte
seinem Kinde, raufte sich sein Haar aus
über die Schande und starb an Herze
leid.
Wie die Sachen aber oft gehen, Hütte
sich der unglückliche Vater das Herzeleid
ersparen können und auch den Fluch, da
dieser nicht in Erfüllung ging, denn der
junge Mann, der daS schöne Mädchen
entführt hatte, wurde in London Advo
kat, dann General und endlich Lord
kanzlcr von England und hinterließ
seinem Sohne nicht nur einen Titel,
sondern auch ein Vermögen von einer
halben Million Pfund. DaS Vermögen
dcS EarlS von Eldon aber belüuft sich
jetzt auf das Sechsfache, d. i. auf über
60 Millionen Mark. ,
Man sieht also, daß die Romantik
wesentlich zum Entstehen der stolzen
englischen Peerage beigetragen hat,
man steht, daß da? Blut nicht aller
Herzöge und LordS so blau ist, wie man
wohl meint, dennoch aber, oder gerade
deshalb um so mehr gilt daS Wort:
.stolz wie ein Lord" noch heute.
Grob.
Dichter : .Was halten Sie von dem
Buche, welches ich Ihnen neulich zur
Durchsicht gab?"
Redakteur: .Ich halte daS ganze
Werk für einen großen Druckfehler."
3?bn Kitsch hat einen aanj
neuen Arieg5flan.
oöninq Staats Auhspäp cirotz die
Butich. Neu York.
an;a-- t
V i fc i nt
Ich will mich net selber lobe. Mister
Eöiter. awwer deS misse Sie doch sage,
daß ich in Ballidir net leicht ze biete
ein. Oder h?n ich Jdne net schun
voriges Jahr, un den ich' net schun die
ganze Zeit gesagt: .ES gibt War!'
Well, jetzt wern Sie'S endlich selwer
glaawe. Ich wollt aber. eS thät en net
gewwe. de War. ES iZ net gut for'S
BiSreß. Of course. wann mer im
Powder oder in KänondaU oder in so
eme BiZne ls. da lZ eS all reit.
Awwer for de Landlord BiZneß iS der
War enihau net gut. Bmwer deS macht
nix aus. Ich hen noch annere RiefenS,
daß ich gege de War fein.
Ich hen nämlich mein Meind at
tschäntscht in Rigard zu unserer Army
Ich sag heint noch un ich schlick derzu.
daß mir die Piepel fein und daß mir
einige Nü!chun wippe könne. Die
SpänlürdS die könnte mer mit unsere
HändZ uf de Buckel gebunne wippe.
awwer nor bei Länd. Mit der Nävq
iS der Feit net fähr. Mir könne ja
plenti WarfchippS kaafe und könne fe
ausfiite, awwer was iS der JuhS
wann mer so t Schiff in leß than no
time in die Luft blose kann. Da müßte
uhIS gemacht wern, daß des net ge
fchehe derf. Bei Weg of ExPloschenS
ze feite, sollt, was mer beim Preisfeit
lallt, als e .Faul' kunfldert wern, un
sollt net gelte derte.
Wann die Ruhl net gemacht werd,
ein ich dersor, daß mer unser War,
schippS gar net enausschicke. Die sein
doch e Bißle zu theier, als daß mer ftch
EenS umS Annere wegexplode loßt.
Drum tag ich. wann mer mne
wolle, müsse mer bei Länd feite. Mer
kann net hinne rum bei Weg of Be
ringS strikt bei Lönd nach Spam
kimme, kann mer? Ich hen schun nach
gucke wolle, awwer der Johnny Hot sei
Zschiagräjfie.Buch in der Schul gelöste
un auswendig kann mer doch so Sach
net wiffe. Ich denk awwer, eS müßt
gehn. Die BeringS Strikt kann doch
nach meiner Estimüschen net viel breiter
sein toie Jhft River, un auf der annere
Seit iS Aefchia (wann ich en Mistük
mach, ftünd ich korrekted), un Aefchiä
iS mit Juropp lonnekted und vun
Juropp iS es doch nimmer weit nach
Spam.
Ich denk, eS wär fäfer, mer thäte die
ganze regeller Armi un die Milifchiä
vun alle StähtS bei Weg of Länd ükroß
die BeringS Striet nach Spam schicke,
un da Hütte mer schun so gut wie ge
Wonne, so bald wie mer dort sein. Un
unser WarfchippS lofse mer in der
Nüvy'Vard. da kann ihne nix passtrn,
Was denke S,e vun mein Plün? Jh
Waschington Mann soll emol mit dem
Makünlei un dem Sekretüri Alger
drüwwer rede. Der Alger iS e Bekann
ter vun mir. Ich hen em vor 20 Jahr
emol Lumber adgekafft. Er werd sich
schun noch erinnern.
Wann Sie deS so schnell sixe wie mit
der bayrische Court Marschall, da geb
ich Ihne Kredltt derfor.
Mit RigardS YourS
Jodn Ritsch. ESq.
Wo denke Sie. daß der säffte Pla
wär. mit der Famili hmzegehen, wann
der War diklürt is? Wann'S nach meiner
Eidie geht, un eS werd nor bei Lünd
Army in Spam gefeit, da thät, glaab
ich, Jhft Neu York so süf sem wie eint
ger Platz. DeS wär aach e Benefitt
vun mel m Plan.
D. O. EZq.
Im Tplecn.
AuS der Zeit da die- .neunfchwänzige
Kotze" in der englischen Marine ihre
höchsten Triumphe feierte, erzählt der
Verfasser deS BucheS "A History of
the rocl in all countries" (von W.
M. Cooper, London, Reeves) eine seit
same, angeblich gut verbürgte Geschichte
don der großmüthigen Rache, die ein
Seeoffizier an einem Admiral nahm,
der ihn vsr der versammelten Mann
schaft seines Flaggschiffes hatte durch
peitschen laffen. ES war Admiral Corn
ualliS, der feit einer schweren Verwun
dung am Kopfe, an vorübergehenden
Geistesstörungen litt, die ftch freilich nur
dann bemerkbar machten, wenn er ein
GlaS zuviel getrunken hatte. In fol
chem Zustande kam er eines TageS aus
feiner Kajüte heraus und bemerkte einen
Offizier, dem er nicht sehr gewogen
war. Ohne irgend welche Veranlassung
gab er dann, nachdem die Mannschaft
zusammenberufen war. den Befehl, dem
Opfer seiner irrsinnigen Laune zwei
Dutzend aufzuzählen. Da der Admiral
keine äußere Spur von Verrllcktheit
zeigte, so wagte eS Niemand, dem Be
fehl zu widersprechen. Die übrigen
Offiziere waren so verblüfft, daß sie
ruhig zusahen, wie ihrem Kameraden
der Rücken entblößt und mit der neun
schwänzigen Katze blutig geschlagen
wurde.
Am folgenden Morgen zeigte eS sich,
daß der Admiral keine Ahnung mehr
von dem ungewöhnlichen Vorfall des
vergangenen TageS hatte. Erst als er
sich durch Augenschein von der Wahrheit
überzeugt hatte die blutigen Spuren
auf dem Rücken deS Offiziers ließen ja
keinen Zweifel daran zu kam eS ihm
zum Bewußtsein, daß er in einem An
fall von Wahnftnn einem seiner Offiziere
eine unauslöschliche Schande verursacht
hatte. Er ließ dann wieder die ganze
Schiffsmannschaft zusammentreten und
ritete in ihrer Gegenwart an den, der
durch ihn für immer entehrt schien, fol
gende Ansprache: .Man sgt mir. daß
Sie gestern Aden) aus diesem Quaiter
deck auf meinen Befehl gepeitscht worden
find. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort,
daß ich nicht die entfernteste Erinnerung
daran habe. ES scheint jedocd wahr u
em, und deshalb hade ich Alle, welche
Ihrer Bestrafung beiaiohnten. wieder
zusammentreten laffen. um Ihnen in
ihrer Gegenwart zu sagen, daß eS nicht
meine Absicht ist. Sie um Verz'ibilng
zu bitten, weil kein britischer Offizier
unter solchen Umstünden von irgend
Jemand eine Entschuldigung annehmen
könnte. Wenn ich Sie auch nicht selbst
chlug, so ließ ich Sie doch durch einen
Andern schlagen. Ich will Sie alko
nicht um Verzeihung bitten, weil Sie
als Ehrenmann eine unverzeihliche Be
leidigung nicht verzeihen können. Auch
will ich Ihnen an Land keine persönliche
Genugthuung geben, weil ich dadurch
nicht den Fleck auszuwaschen vermöchte.
den ich auf Ihren Schultern verursacht
habe. Ich bitte Sie deshalb hier vor
versammeltem EchiffZvolk diesen Stock
zu nehmen und ihn auf meinem Röcken
zu zerschlagen. Bet Gott, ich wurde
Jeden züchtigen, der mich fo behandelt
Hütte, wie ich Sie behandelt habe. Sie
mögen mich durchprügeln so viel Sie
wollen, eS wird, so wahr ich lebe. Jh
rem Fortkommen nicht hinderlich sein."
Der Osfizier nahm freilich den Stock
in Empfang, zerbrach ihn jedoch sofort
über seinen Knieen und warf die Stücke
über Bord. Dann streckte er dem Ad
miral seine Hand entgegen und sagte,
er verzeihe ihm von ganzem cenrn.
Die Schiffsmannschaft rief laut Hur
rah!" als der Admiral und der Osfizier
einander kräftig die Hände schüttelten.
Der Letztere brauchte eS natürlich nicht
zu bedauern, daß er sich auf so groß,
müthige Weise an feinem Vorgesetzten
gerächt hatte.
Uneizknnützigknt? Sie setzen Mißtrauen
in meinen iZharakter, meine Ehrenhaf
tigkeit? Madame, unter diesen Um
stünden nehme ich meinen Antrag zu
rück !" Und mit diesen Worten verließ
er die Befiürzle auf Nimmerwiedersehen.
j?irsI,Sndtgk,tt di Arauen.
Ein italienischer Gelehrter will LinkS
hündigkeit bei dem schönen Geschlechte
häufiger alS Rechtshändigkeit bemerkt
haben. .Beobachtet man." so sagt er.
.beim Spazierengehen auf den Straßen
die Frauen, welche Packete in der Hand
zu tragen haben, fo werden sie dies in
99 unter 100 Fällen mit der Linken
thun. Betrachten wir die Gemälde,
welche die Madonna mit dem Kind,
darstellen, so müssen wir überrascht
konstatiren. daß alle Madonnen ihre
süße Last auf dem linken Arme trogen
Eine einzige macht eine Ausnahme: die
Madonna SirNna von Raphael.
Wir fügen hinzu, daß diese Gewöhn
wohnheit nur dem Bestreben entspringt.
die rechte Hand zu freier Bewegung
ganz frei zu halten und zum Beweise
der Linkshändigkeit andere Gründe an
geführt werden müßten. Wir glauben.
daß eö ebenso viel Männer als Frauen
giebt, welche mit der linken Hand
schreiben, den Löffel halten :c. Uebrl
gcnS, waS daS Tragen der Kinder an
betrifft, so wird eine besorgte Mutter
gerade darauf achten, daß dieS vor
nehmlich mit dem linken Arme geschieht,
damit nämlich das Kind die rechte
Hand mehr als die linke gebrauchen
lernt und nicht umgekehrt.
Ter lckte Grenadier von Waterloo.
Der letzte Ueberlebende der großen
Armee" ist vor Kurzem im Alter von
105j Jahren in Frankreich gestorben.
ES war dies Victor Balllot, der mit
jungen Jahren in die Armee Napoleons
eintrat, Siege und Niederlagen mit
machte und zuletzt in Waterloo in eng
lische Gefangenschaft gerieth. Nach sei
ner Rückkehr aus England 1815 wurde
er als hochgradig Schwindsüchtiger ein
fach entlassen, was ihm bei seiner
musterhaften Lebensweise indessen nicht
hinderte, noch 83 Jahre zu leben. Seit
Waterloo hat ihn nichts oder fast nichts
erregt oder bewegt. Er erinnerte sich
überhaupt nicht mehr, oder nur unbe
stimmt der anderen Ereignisse, welche
feinem Jahrhunderte den Stempel aus
gedrückt haben. Während des größten
Theiles feiner Zurückgezogenheit arder
tete er täglich neben seinem Schuh
macherhandwerk im Felde und führte
auch 30 Jahre lang eine kleine Wirth
schaft. Bis zu seinem 90. Jahre hackte
er alljährlich noch sein Stück Weinberg
um, und im 96. Jahre ging er noch
fünf Kilometer in Holzschuhcn Tag für
Tag spazieren. Seit letztem Sommer
indessen verließ er fein Zimmer nicht
mehr, und in letzten Winter erhob er
sich nur selten vom Bette. Ein Beispiel
ungewöhnlicher Rüstigkeit gab dieser
.Schwindsüchtige" bei der Feier seines
100jährigen GeburstageS am 9. April
1893. bei welcher 35 bis 40 Gäste, lau
ter Verwandte, darunter Enkel und
Urenkel, zugegen waren. In festlichem
Zuge, an dessen Spitze der Jubilar mit
seiner 75iäbrigen Richte einherschritt,
begab man ftch zu dem Banketsaal, des.
sen 15 Stufen Vater Baillot allein
emporstieg. Er machte daS Fest mit
vielem Humor mit, aß von allen Gän
gen und eröffnete mit der Nichte den
Tanz. Nun hat er sich zu seinem
Kaiser und den anderen Grenadieren
versammelt.
Verrechnet.
Der bekannte englische General
Blackerey bat eine für reich geltende
Dame um ihre Hand. Nachdem sie
einige Bedenkzeit hatte verstreichen laf
sen, gab sie zur Antwort : .Mit Bcr
gnügen gehe ich eine Verbindung mit
Ihnen ein, aber eS ist meine Pflicht,
Sie vorher über meine Verhältnisse auf
zuklüren. Man hält mich für reich, ich
bin eS nicht. Lesen Sie diese Uebersicht
über den Zustand meines Vermögens
durch und entscheiden Sie sich dann."
.Sie können versichert sein," war
die Entgegnung deS Generals, .daß ich
mich nicht um Ihr Geld, sondern nur
um Ihre Person bemerbe; ich weigere
mich aber, daS Papier entgegenzuneh
men."
Sie müssen eS lesen," sagte die
Dame, alleS Geschäftliche muß geord
net sein, ehe Sie meine Hand erhalten
können."
Nun, so geben Sie das Papier
her!" Auf den ersten Blick sah der
General, daß seine Angebetete gar kein
Vermögen mehr besaß, sondern im
Gegentheil tief verschuldet war. Trotz
alledem," sagte er, bitte ich noch um
Ihre Hand; auch arm und verschuldet
sind Sie für mich unschätzbar."
Nun denn," entgegnete die Dame
gerührt, so willige ich von Herzen ein,
und erfahren Sie zugleich, daß ich nur
Ihre Liebe habe auf die Probe stellen
wollen; ich bin noch weit reicher, als
das Gerücht von mir behauptet."
Der General erhob sich. .Wie? Sie
haben mich nur auf die Probe stellen
wollen? Sie haben zweifeln können an
meiner aufrichtigen Liede, an meiner
(sine hübsche iapanische Titte.
Wenig bekannt dürfte eS fein, daß
jeder Japaner feinen Lebens oder diel
mehr Heirathsbaum besitzt. An dem
Tage nämlich, an dem im Lande der
Chrysanthemen ein Baby zur Welt
kommt, pflanzt der stolze Vater ein junI
geS Büumchen, das gleich dem zarten
lebenden Wesen, dessen Namen eS theilt. ,
die sorgsamste Pflege genießt. Geht
daS Büumchen trotz aller Sorgfalt ein,
wag jedoch nur höchst selten passtrt,
dann setzt man wenig Hoffnung auf
das Gedeihen des KindeS. Gewöhnlich
treibt der kleine Baum luftig empor
und ist groß und kräftig, bevor der
japanische Weltbürger sehr in Jahren
vorgeschritten ist. Sobald nun der Tag
naht, an dem der junge Mann oder die
jugendliche Maid in das süße Ehejoch zu
schlüpfen gedenkt, wird der Heiraths
bäum gefällt und aus seinem Holz ein
Möbel gefertigt, daS daS junge Ehepaar
als das schönste Stück im ganzen HauS
halt betrachtet und mit größter Pietät
gehandelt.
Die Geschichte eines Büchleins.
Auf einer Büchenauktion in Edinburg
wurden dieser Tage sür ein Exemplar
der ersten Ausgabe, der sogenannten
Kilmarnock Ausgabe, von BurnS'
.PoemS" $2920 bezahlt! Die Ausgabe,
die im Juli 1786 erschien, bestand nur
auS 600 Exemplaren, und so populär
wurden BurnS' Gedichte, daß die Mehr
zahl bald in Fetzen gelesen war. DaS
vorliegende Exemplar dürfte daS einzig
wohl erhaltene fein und daher der
enorme Preis, der alle früheren Rekorde
weit hinter sich läßt. 1786 hatte das
Büchlein 70 Cents gekostet, vor 30
Jahren fand es eine Wittwe unter den
Büchern ihres ManneS und annoncirte
eS im Lokalblatt. Ein Herr aus
Broughty Ferry erstand es für 42,
und er verkaufte eS 1880 für $300 an
Mr. A. C. Lamb, einen wohlbekannten
Sammler in Dundee, dessen glücklicher
Erbe es nun für 82920 an einen Lon
doner Herrn losgeschlagen hat.
1 1. i
' Sviederergänurn n Hand
werkst,. rschchens.
i,1a u Vi it Xun(uu
e Handwerttdirschchen. der Beli'zideh
Gommt wieder ä Mal in der Heimad
Näh';
s Bcval iS verbogen, 's G'sicht,hcn der
brannt;
Wer hat denn 'S Birschchen zcerscht wohl
erganntk
Wie 'r einfuhr in'S Städtchen, da gam
herbei
S-nnlViifi fi in.iTimrniivr iVrr Solleiet :
.AU Heil !' ruft 'S Birschchen; als
Geaengril
Schreit ,der Bollezift, daß 'r adschtcigen
muß.
Der Bollcziste war einst ihm S Freind,
Ost hadde ü Debdchcn die Beedcn v:r
eint;
Doch der kleene Schaiigdarm hadd n
mmmer ergannt.
So schnell war Sie 's Birschchen der-
vongerannt.
Und weider fuhr er ; auZ önnem HauS
Da schob g'rad sei' Mävchcn fl Rädchen
heraus ;
.All Heilchen I" rißt 'S Birschchen.
.mei' Schützchen draud!"
Doch se hadd'n. wecß Knebdchen, nich'
angeschaut.
Da fuhr er Sie weider de Gassen ent
lang,
Schweeßdrebdchen drobbtcn ihm von der
Wang'z
Da radelt vom Marchtblatz sei Midder
chen her;
.All Heil !" ruft 'S Birschchen unn
sonften nischt mehr.
Da lachte de Mudder unn jauchzte vor
Lust.
Se hubbte vom Rädchen unn drickt an
de Brust
Den Radler. So sehr er ooch abge
brannt
DaS Mudderog' hadde sei' Rädchen er
konnt.
S. Franzel.
Freundschaft unter Freundinnen.
Janet: .May ist wirklich ein hübsches
Mädchen."
Bella: O gewiß, nur ihr Teint
dürste besser fein."
Janet: .Und ihre Nase etwas weniger
stumpf."
Bella: Freilich, und ihr Haar, sin
best du nicht, daß eS ein wenig streifig
ist?"
Janet: Das weniger, ich habe eher
un ihrem Munde auszusetzen, er ist ent
schieden zu groß."
Bella: .Ganz wie ihre Ohren."
Janet: Und ihre Augen haben eine
drollige Farbe."
Bella: .Grün und gelb durcheinan
der."
Janet: .Schade, daß sie sich nicht
besser kleidet."
Bella: Ja, sie sieht immer so plump
aus."
Janet: Aber hübsch ist sie, das muß
man ihr lassen."
Bella: .Ja, das muß man ihr
lassen!"
luxns.
Großvater (zum Enkel): Sag' mer,
mei' Moritzche, was wünsch't De Der zu
Dein' Geburtstag?"
Moritzche : ,,E' Zahnberschtche möcht'
ich gern, Großpapa !"
Großvater: Wie haißt, e' Zahn
bcrschtche! Gott waS e' Luxus I Wenn
De 'mal bist in m a i n' Alter, haft De
kaane ZShn' mehr was thust De
dann mit Deinem Zahnberschtche?"
Splitter.
HymenS Fackel ist oft eine Pechfackel.
Mancher große Sprrchcr ist nur ein
Großsprecher.
Hat man Luft zu einer Sache, hat
man auch den Ernst dazu.
verkannt.
Unteroffizier (zu einem schlechten Tur
ner, der in einem Turnverein war):
.So, hier stelle ich Euch Einen vor, der
im Turnverein war ! Aber geturnt hat
er natürlich nicht er hat nur Fenster
geputzt, Fußboden gekehrt u. f. w., also
ein sogenanntes Ehrenmitglied l"
Neuer Titel.
Borsitzender : Angeklagter, was sind
Sie?"
Angeklagter: Schützling des Vereins
für entlassene Sträflinge !"
Boshaft.
..Gestern Nachmittag, Fräulein
Lilly, habe ich mit dem berühmten Pro
fessor Saduka nieine Gedanken auSge
tauscht l"
Sie mit Ihm?!.. D'rum
war er gestern Abend so lang mei
ligl"
vergebens.
Heute bekannt und morgen geschieden,
Heute begehrt und morgen gemieden,
Heute erschienen, morgen verschwunden.
Heute noch oben und morgen schon
unten
Wechselnde Blasen im Strudel deS
Lebens :
Halte fle fest ! Vergebens vergebens !
Immer erakt.
Richter: Geben Sie also zu, daß
Sie dem Elsenbauern zwei Bürsten ge
stöhlen haben?"
Angeklagter: .Nein!"
Richter: Durch Ihr hartnäckiges
Leugnen verschärfen Sie nur noch Ihre
Strafe!.. Ich frage Sie also noch
malS : Haben Sie dem Elsenbauern
zwei Bürsten gestohlen?"
Angeklagter : Nein, Herr Gerichts
Hof drei !"
Höchstes Ideal.
Sag' mal, Lucie, was wäre wohl
Dein Ideal?".
Ein Lieutenant, in den man
sich auch wenn er in Civil
verlieben müßte!"
Jovial.
A (zu einem achtzigjährigen Greis):
.Freut Sie denn das Leben noch, Herr
Roth?"
Rath: Eigentlich nicht ! Aber weil'ö
die Leut' ärgert, daß ich noch leb',
freut'S mich !'
Gefährlich.
Studiosus A: .Mein Onkel, der
gestern früh ausgegangen, um eine
Rechnung zu bezahlen, ist unterwegs
auSgeglittcn und hat ein Bein ge
brachen !"
Studiosus B: .Na. siehst Du, das
kommt von dem verwünschten Rechnung
bezahlen !"
Ein echter protz.
Vater, Vater, denk' Dir nur, wir
haben in der Lotterie 80,000 Mark ge
Wonnen !"
Aber. Kind, wie oft hab' ich Dir
schon gesagt. Du sollst mich nicht wegen
jeder Kleinigkeit stören !"
Gut parirt.
Herr : Flora, wenn Sie mich nicht
erhören, räche ich mich an Ihnen in
gräßlicher Weise. Ich lasse Ihnen nach
meinem Tode meinen Geist erscheinen."
Dame: Warum lassen Sie mich
damit fo lange warten, thun Sie da?
doch bei Lebzeiten."