Zehn schritt Karriere. Militäihmtt'e so . T h u n. Schon zweimal hatte der Bursche be? LikvtenanlS und Adjutanten Paulo versucht. Denselben au! seinem tiefen Schlafe zu wecken, oder immer blieben die Besuche erfolgloZ. dir Lieutenant schlug nicht einmal die Augen auf. fern betn sagte nur: .WaS?" drehte sich 'dabei auf die andere Seite und schlief veiter. .Ich krieg' ihn nich dortau. de Oogen uv to floan!" sagte der Bursche zu dem im Nebenzimmer wartenden Lieutenant d. Schlümper. .toulln der Yerr Lettnanl et nich 'mal versäuken?" .Die Botschaft, die ich ihm bringe, wird ihn schon munter machen 1" brummte Lieutenant v. Schlumper. tret in daS Schlafzimmer, rüttelte seinen Kamera den wiederholt, und alZ derselbe endlich erwachend, die schlaftrunkenen Augen sich rieb, rief er ihm zu: .Paulo, der Professor Cornelius, den Du letzte Nacht so schwer beleidigt haft, läßt Dich fordern. Zehn Schritt Saniere! Hörst Du? Zehn Schritt Barriere!' .Den Cornelius rappelt es wohl ? antwortete Paulo, wandte sich mit dem Gesicht nach der Wand, murmelte ein paar Mal .Zehn Schritt Barriere" und war in wenigen Augenblicken abermals fest eingeschlafen. v. Schlümper sah ein. daß weitere Bemühungen, der Natur ihre Rechte zu rauben, vergeblich sein würden, er trug dem Burschen daher auf, dem Herrn Adjutanten zu melden, daß er hier ge Wesen sei und wiederkommen wolle, und stapelte davon, um noch zwei anderen Kameraden dieselbe Forderung zu über dringen. Paulo wachte nach einigen Stunden auf; er fuhr mit der Hand über die Au gen und Stirn, als wollte er ein Traum bild verscheuchen. .Zehn Schritt Barriere," sagte er leise, vor sich hin, .habe ich davon ge trüumt, oder? " Da entsann er sich plötzlich, daß Je mand hier gewesen war und ihm diese Worte zugerufen hatte. Wer aber dieser Jemand gewesen, daS wollte fein Ge dschtniß ihm trotz allen NachstnnenS nicht verrathen. Da trat Lieutenant v. Schlümper mit sehr ernstem Gesicht wie der bei ihm ein. .Ich war schon einmal hier, und zwar in einer sehr ernsten Angelegen heil, war auch bei den Kameraden v. Horn und v. Comftak. aber konnte Dich wie die anderen nicht munter be kommen. Ihr habt ja einen Schlaf, um den Euch ein Murmelthier beneiden konnte!" .Diese Thierchen würden eS so gut können wie wir, lieber Schlümper wenn sie von Morgens zehn bis Nachts zwei Uhr unausgesetzt Rolhspohn ge trunken hätten, und zwar von der schwersten Sorte also Du sprichst von einer sehr ernsten Angelegenheit, die Dich her üh,t. (hieße damit los!" .Cornelius hat mich beauftragt, Dich und die Anderen zu fordern, zehn Schritt Barriere! Er ist so wüthend au Euch, namentlich auf Dich, daß ich von ihm nur unzusammenhängende Worte fahren konnte, um was eS sich etgent. lich handelt. Nach der scharfen Förde, rung aber müßt Ihr ihm arg mitge, spielt haben. Bist Du schon so klar, daß Du mir mittheilen kannst, was ihn f in Harm ch gebracht hat 's" .Du. daS weiß ich eigentlich selbst Sicht, aber vielleicht findest Du es her aus, wenn ich Dir erzähle, was mir er innerlich ist. Du erlaubst, daß ich meine Eeschichte nach der Manier einer Märchentante beginne. Also beim vor gestrigen Diner, welches wir den Kame raden von der Prinz Adalbcrt" gaben, erhielten wir, wie Du weißt, eine ölige, meine Einladung zum Besuch der Fre aatte und obligatem Frühstück." .That mir sehr leid, daß ich nicht Mitkonnte", brummte v. Schlümper .Hättest Dich riesig amüsirt. Wir waren nur unser Vier, die sich zur be stimmten Stunde am Hafen eingefun den hatten. Vogt, d. Comftak, v. Horn und meine Wenigkeit. Im Gig des apltänS kamen wir wohlbehalten an Bord'deS Schiffes. Die Sceratten hatten ihre Schiffsmusik aufgestellt und ließen Tusch blasen, als wir an Deck stiegen. Ich sage Dir, so bedeutend wie in dem Augenblick sind wir uns noch nie borge kommen. Angebissen zu werden, muß man erleben, um eS empsindeir zu kön nen. Na. wir falulirten rechts und links, ergriffen alle Hände, die uns ent gegenflreckten. und folgten mit Vergnü gen dem Vorschlage deS Kapitäns, vor dem Frühstück zuerst feine Fregatte zu deftchtigen. Zwtt Stunden kletterten wir in dem Dinge umher, waren bald unten, bald oben, blos auf dm Haupt mast kamen wir nicht; dann endlich. müde und hungrig, besonders aber machte sich der Durft bemerkbar, wie ach einem UebungSmarfch. ging'S zum Frühstück in deS Kapitäns Kajüte. Ich sage Dir, die Menschen leben eigentlich an Bord deS Schiffes viel bester als wir. ich glaube, ich sattle aus dem Grunde noch 'mal um; so viel Delikatessen habe ich in meinem ganzen Leben mcht ge gtffen und einen Rothfpohn huben die Menschen. Nektar ist daS reinste Spül waffer dagezenl" .Na, na!" .Wie ich Dir sage! Solch einen ftcn spohn giebt eS bei uns auf dem Lande überhaupt nicht. Wir blieben denn auch dabei sitzen. Ich sehe. Dir läuft daS Waffer im Mude zusammen, daher will ich Dir nur noch dikS verrathen, daß dem Frühstück ein Diner, diesem. o um die siebente Stunde herum, ein Imbiß und schließlich ein Souper sollte: aber der othlpohn war und blieb der Matador. Keiner von uns allen spüite. so lange wir faßen, daß der Wein unS doch einen Schabernack gespielt hatte. Ein Redet! meldete den Dienst. Der Kapitän erhob sich, um die Meldung entaeaknmnedmcn. fiel aber otsrt m den Sesiel zurück. .We-Hald melden Sie uns nicht, daß eS stürmt", fragte er. .ES bläst auch nicht die schwächste Brise. Herr Kapitän!" antwortete ruhig der Kadett. .Meine Herren!" wandte sich der Kapitän an unS. .wollen Sie mir de ftätigen. daß das Schiff hin und her schwankt?" Wir erhoben unS, um augenblicklich wieder auf unsere Sitze zurückzufallen Nach dieser Probe erklärten w'.r unS einstimmig für Sturm. Als wir um zwei Uhr Morgens uns zum Aufbruch rüsteten, wurden wir erst gewahr, daß kein Sturm, sondern der tückische Rothe unS zum Schwanken gebracht hatte. Unsere untere Hälfte war total betrunken. Ist Dir das schon einmal paskirt?" .Nee. bei mir war eS immer die oere Hälfte!" meinte Schlümper lachend. .Man lovtfte uns mit Mühe in'S Boot zurück, drückte unS auf den Boden desselben nieder und lud uns auch glücklich am Hafen aus. Wie schirmn sende Rohrhalme, die vor dem Winde sich beugen, standen wir nun da. Vogt wollte die Tete nehmen, stolperte, fiel hin und vermochte nicht, sich wieder in eine au recyle, men cyenaynklaze eiel lung zu bringen. Auf allen Vieren kroch er unS nach. All fein Bitten, ihm zu helfen, prallte an uns ab, fürchte ten wir doch, daß eS unS auch pofftren könnte, ihm in seiner unfreiwilligen Erniedrigung Geellqast zu leisten. .Komm nur," riefen wir ihm zu Du wirft auch so Deinen Weg nach Haufe finden r Untergefaßt, Einer den Anderen stützend, überließen wir den .Unglück, lichen seinem Schicksal. Als wir ajn Kanal links um die Ecke bogen, eine Leistung, die uns viel Mühe kostete, standen wir, um unsere Kräfte wieder zu sammeln, gerade vor den medrlgen Parterresenftern der Cor neliuSschen Wohnung. Wie wür'S", meinte v. Horn, wenn wir dem Cornelius einen Mor genbesuch machten. "Probatum cst". aber dazu muffen wir ihn erst heraus klopfen l" rief v. Comstak. Um dieses auszuführen, trommelten wir an den Scheiden, pfiffen, riefen Cornelius Heg nichts von sich sehen und hören. Endlich, als unsere Ungeduld den Spektakel immer zudringlicher machte, vernahmen wir seine Stimme. In zorniger Tonsärbung rief er: Wollt Ihr Rackerzeug Euch da vom Fenster fortfcheeren ! Der Henker soll Euch holen!" Du wirft mir zugestehen, lieber Schlümper, daß diese feindlich klingen den Worte nicht gerade mit unserer friedlichen Abstimmung üdereinftimm ten, aber riechen konnte er eS am Ende auch nicht, daß das vermeintliche Racker- z?ug feine freunde waren, um also feinen Irrthum zu beseitigen, trommcl ten und pfiffen wir weiter, und zwar so sortnf.me", daß Cornelius endlich au? dem Bitte sprang, an s Fenster eilte und unS einen dicken Knotenstock mit drohender Miene entgegenhielt. Natürlich war eS nur fein Irrthum, der ihn zu dieser Drohung verleitete. AlS er unS erkannte, senkte er scfort den Stock, fragte aber m mißtrauischem Ton, was wir wollten, und ob es nicht bester wäre, wenn wir schlafen gingen Mit dieser Frage fachte der in unS glimmenden Uedermuth zur hellen Flamme an. Wie eS kam, weiß ich nicht, genug, das Fenster öffneten sich uno yaiv zog es ihn, yaio ant er hin" Cornelius lag in unseren Ar men. Die eben aufgehende Sonne warf ihre ersten Strahlen auf eine wenig anmmhige, alö sehr drastische Szene : drei schwankende Gestalten trii, gen einen sich sträubenden, nur mit einem Hemd bekleideten Fleischkoloß mitten auf den Markt und ließen ihn daselbst nieder." Und was geschah dann?" fragte v, Schlümper, mit Mühe seinen Ernst bewahrend. DaS Luftigste, was ich je gesehen habe. Wie eine Nymphe, die den Fluihen entstiegen, dreisten Blicken zu entrrn nen sucht, eilte Cornelius, züchtig die knappe Bekleidung mit Daumen und Zeigpfinger niederdrückend, in langen Süßen davon. Bäckerjungen und Milchfrauen, denen er begegnete, wichen ihm mit lautem Aufschrei und Kreischen aus und sahen ihm mit Entsetzen nach. Kurz vor dem schützenden Asyl seiner Wohnung stieß er auf den immer noch auf allen Bieren kriechenden Vogt, der durch den Anblick dieser Lichtgeftalt plötzlich seine Sehkraft wiedergewann und ein lautes Halt ! Wer da !" aus rief. Erschrocken sprang der Flüchtling mit einem Satze durch sein Fenster. klappte eS schnell hinter sich zu, und da haft Du die ganze Geschichte, weiter st, so viel ich weiß, nichts vorgefallen. Meinst Du. daß Cornelius uns diesen scherz Übel genommen hat?" Na, ich dächte, Grund genug hätte er dazu." .Ader, ich bitte Dich, eS war doch seine Schuld, daß er unseren Morgen besuch abwieS und uns darauf in die Arme stürzte." Und daß Ihr ihn auf den Markt platz trug? Wie? WeS war das?" mfia, daS war eben der Scherz." .Nun. und eben für den Scherz for dcet er Euch auf z'hn Schritt Banerre, .Das ist närrisch von ihm! Tu weißt, ich schieße das Tüpfelchen vom auf dreißig schritt, und nun soll i auf zehn Schritt Distanz auf den armen Jungen feuern? Nee. daS krrege nicht üders Herz. Will er durchaus einen von uns oder gleich alle Drei au der Welt schaffen, dann werde ich ih einen anderen Vorschlag machen." .Und der wäre?" Den werde ich Dir mittheilen, wenn ich deS Einverständnisses von Comfta' und Horn sicher bin. .Bon, ich werde dieses dem Cotne lius zur Kenntniß bringen. Nachmit tagS sechs Uhr spreche ich wieder vor, Adieu!" Damit empfahl sich Lieutenant Schlümper. Am Nachmittag, gleich nach dem Diner faßen die Lieutenants v. Comftak, b. Horn und der Adjutant Paulo im Wohnzimmer des Letzteren und rekapitulirten die Vorgänge der verfloffenenen Nacht. Den beiden Erst genannten schien daS tragische Nach spiel, daS nun kommen sollte, und da sie ganz allein aufS Konto des tücki fchen RothfponS setzten, durchaus nicht angmehm zu sein. .Wenn ich den Cornelius todtschieß waS hab' ich davon und wenn er mich todtschießt, waS hat er davon?" philo sophirte v. Horn. Dieselbe Bemerkung wollte ich eben machen," sprach v. Comftak, .und Du, Paulo, fühlst Du im Grunde Deines HerzenS nicht ebenso wie wir?" Ader gewiß!" rief Letzterer, und weil ich so f üble, wollte ich Euch einen Vorschlag machen, der daS Rachezefüh unsere blutdürstigen Freunde? vollau befriedigen wird und uns die Leruhr gung giebt, durch einen Scherz kein Menschenleben geopfert zu haben." .Wie willst Du das Kunststück fertig bringen?" fragten die beiden Kameraden gleichzeitig. .Steckt Euch eine Azarre an und dann hört !" AIS daS Kraut brannte, begann der Adjutant, in wohlgefetzten Worten fei nen Vorschlag vorzutragen. Je weiter er in die Einzelheiten desselben sich ver tiefte, je mehr verlängerten sich die Ge nchter der beiden Kameraden. WaS sie hörten, war ihnen so neu. so unverständlich, daß eS fast über lhre Be, griffe ging. Entweder war der Paulo übergeschnappt, oder er trieb einen Scherz, und zwar einen sehr unzeitigen Scherz mit ihnen. v. Horn erhob sich und ordnete seinen Anzug, um sich zu entfernen. So setze Dich doch hm und höre weiter, ich bin ja noch nicht zn Ende ! rief Paulo und drängte seinen Käme raden wieder auf den Sessel zurück. Dann laß unS aber auch vernünf. tig über die CorneliuS'fche Forderung sprechen !" brummte v. Horn. DaS habe ich die ganze Zeit über gethan. Tu erfassest nur nicht der Worte tiefen Sinn." meinte Paulo. Und so, wie Cicero feine Zuhörer durch die Macht seiner Beredtsamkei hinriß, so gelang eS auch dem Adjutan ten, nachdem er zum Schluß feines Vor schlageS gekommen war. Ein Gelächter, wie man eS nur soltcn in einer tollen Poffe im Theater hört. erschallte. Ich kann nicht mehr!" schrie v Horn, indem er sich auf daS Sopha warf und das Gesicht in den Kiffen barg. Wer Dir den Blödsinn eingegeben hat, meinte v. Comftak, als seine Hei terkeit ihm wieder daS Sprechen er lauoie, veroiern oas wrotreuz am Narrenband!" Ihr erklärt Euch also einvet statt, den?" fragte Paulo. Aber wie !" war die Antwort. Na, dann macht, daß Ihr fort. kommt! Wenn Schlümper um sechs Uhr erscheint, werde ich mit ihm die Sache in Ordnung bringen. Morgen früh fünf Uhr haltet Euch bereit, in das Jenseits zu fahren, und noch Eins: die Geschichte bleibt unser Ge heimniß." .Selbstverständlich !" riefen Beide und verließen lachend daS Zimmer. Professor Cornelius, den der Leser bisher nur in einer nicht sehr Vortheil haften Situation kennen gelernt hat, war von Allen, die ihn kannten, ebenso ge chätzt alS Mensch wie als Musiker. Gelungene Kompositionen hatten ihm in Rom, wo er sich längere Zelt zu sei, ncr Ausbildung aufgehalten, den Titel Professor eingetragen. Er verkehrte in der besten Gesellschaft und ouS befonde rer Hinneigung viel mit den jungen Osfijieren. Begabt mit sprudelndem Witz, hatte er stets die Lacher auf feiner Seite, man verzieh ihm so manche, aber er verzieh eS nur ungern, wenn Jemand ihn zur Zielscheibe eines WitzcS machte. Die Vorgänge der vergangenen Nacht hatten den sonst friedfertigen Mann in einen blutdürstigen Wüthcrich verwan delt. In dem Duell sah er die einzige Möglichkeit, die ihm widerfahrene Schmach gründlich zu rächen. Zwar sagte er sich, daß er entschieden den Kürzeren ziehen würde, denn eine Pistole hatte er bisher noch nie in der Hand gehabt. Aber was half es. Revanche wollte und mußte er haben V Lieutenant v. Schlümper hatte mit dem Adjutanten Paulo eine sehr lange und eiNgederde Unterredung. .Das ist ja aber der pure Nonfen !" rief der Erstere und schüttelte bedenklich den Kopf. .Willst Du behaupten, daß ein Duell auf zehn Schritt Barriere ttaa kein NonlenS sei?" fragte Paulo. .Wie man' nehmen will, jedenfalls entspricht diese Art, Ehrenhändel aus zufechten, mehr den herkömmlich? For men als Dein Vorschlag. Wenn die Geschichte an die große Glocke kommt. waS dann?" .Ach was. große Glocke !' rief Paulo und schlug ein Schnippchen, .große Glocke ist ein Popinz, mit dem man furchtsame Kinder schreckt I Loß alle Be denken fallen, alter Freund, Tu thust dem Cornelius den größten Gefallen. wenn ü ihn de timmu, meinen or schlag anzunehmen !" .Gut. ich will'S versuchen. Wann soll die Geschichte vor sich gehen?" Morgen früh fünf Uhr im trockenen FeftunSgraden. AlleS Nothwendige dazu werde ich besorgen. Lieutenant v. Schlümper erhob sich. steckte die während der Unterredung aus gegangene Cigarre wieder in Brand und empfahl sich, um seine Mission zu dem gewünschten Re ultat zu führen. Der Professor spitzte gewaltig die Ohren, als der Offizier ihm den gegnerischen Vorschlag unterbreitete. .Schkn Sie. lieber Freund, Sie ge winnen durch Annahme desselben gleiche Chancen, während Sie, wenn Sie auf Ihrer Forderung bestehen, dieselben auf drei gegen emS erniedrigen. Mir ist ja. aufrichtig gesagt, lieber Cornelius der in Vorschlag gebrachte Modus ebenso neu wie Ihnen, aber er erscheint mir an nehm bar." .Nun. wenn Sie meinen, dann mag eS so sein! Ich nehme ihn an. Für alleS Andere sorgen Sie wohl? Aber selbstverständlich! Nun aber gehen Sie zu Bett, lieber Cornelius, damit Sie morgen früh aus dem Posten sind ! Um ein halb fünf Uhr hole ich Sie ad. Gute Macht!" Mit einem schweren Seufzer legte sich der Professor auf sein Lager. Wüste Träume durchrasten sein Gehirn. In Schweiß gebadet, fuhr er empor, als ein Klopfen an seiner Thür ihm das Kommen seines Sekundanten anklln digte. Jubelnd stiegen die Lerchen aus dem nahen Felde empor und schmetterten ihre süßen Melodien auf einen Kärrner her ab, der, einen Gassenhauer pfeifend, vier kleine Fässer von seinem Karren in den trockenen Feftungsgraben trug. Sie können nach einer Stunde wie derkommen, um die Fässer abzuholen," rief Lieutenant Paulo, der soeben mit v. Horn und v. Comftak auf demKampf platz erschien, dem Mann zu. Er drückte dem zögernd dastehenden Kärrner ein Zweimarkstück in die Hand, waS densel den veranlaßte, in geflügelten Schritten davonzueilen. Mit großer Haft begannen die drei Osfiziere die vier Fässer aufzustellen. Lieber Horn," rief Paulo, Du mußt mit Deinem Faß weiter ah von dem meinen, vergiß doch nicht, daß einer von unS weiß, welches der Dinger mit Pulver gefüllt ist. Comstak. weiter rechts halt so weit genug! Wo sind die Schmefclfäden? Horn, die müssen sich in Deiper Paletottasche befinden, ich steckte sie selbst hinein." v. Horn zog die Fäden aus der Tasche und überreichte dieselben seinem Freunde. ES waren vier gleich lange sehr dünn coioeseisaoen. von ocnen ie einer in daS Spundloch der vier Fäffcr gesteckt wurde. Achtung, daß alle dieselbe Länge nach außen haben!" kommandirte Paulo. Pst. zischte v. Horn, er kommt!' Der Profeffor erschien auf der Bild fläche, begleitet von seinem Sekundanten und gefolgt von zwei Offizieren, die als Unparteiische fungiren sollen. Die auf, gestellten Fäffer, deren Anblick sonst so anheimelnd und einladend auf den but röhlichen Professor wirkte, machten heute einen unheimlichen Eindruck auf yn, wußte er doch, daß eines derselben kein herzstärkendes Naß enthielt, sondern ein vlwas, das ihm oder einem der Anderen den Tod bringen würde. Ein leichter Schauder durchlief seinen Körper und , färbte seine Wangen um eine Schattirung bleicher' Em Vcr öhnungSversuch blieb ohne Erfolg, da jede der beiden Parteien von der anderen, das erlösende Wort er wartete. Durch das LooS wurden den Duellanten die einzunehmenden Plätze auf den Fässern bestimmt und. nachdem dies geschehen, die SchweselsSden ent zündet. Langsam nur schweelten die impräg nirten Fäden, aber endlich mußte der zündende Funke doch sein Ziel erreichen ud-dann? Mit dem größten Gleich muth holten die Osfiziere einer nach dem anderen die CigarrenctuiS her vor und begannen, krüusende Rauch molken in die Lust zu stoßen, und lustig trillerten dazu die Lerchen und zwitscherten neugierige Spatzen. Dem Professor wurde eS schwül ums Herz noch war Leben in ihm und um ihn aber wie lange noch konnte dieses währen? Er blickte in die Vergangenheit zurück und auf daS, was ihn hergeführt. Er ischte der dcroe Scherz, den man mit m getrieben, in der That den Jammer, der sein Herz dcschlich? Wäre eS nicht kläger von ihm gewesen und menschen i würdiger, den Scherz ci Scherz und nicht als eine tödtliche Beleidigung auf zufassen? Konnte er eZ vor seinem Ge wissen veraiitworten. junge, ledens luftige Männer in den Tod zu treiben? Diese Gedanken, die ihn durchflulheten. machten ihn elend, so elend, daß er ei ncr Ohnmacht nahe war. Es bedürfte seiner ganzen Willenkkraft. sich von die sem Ohiimachisgesühl zu dcsreien, aber die G.dan?en. die ihn peinigten, konnte er nicht bannen, immer wieder kamen sie über ihn, und immer schauerlicher wurden die Bilder feiner Phantasie. Unwillkürlich warf er einen Blick aus die Zündfäden noch zwei Zoll war daS Feuer von dem Spundloch entfernt, in wenigen Minuten mußte da? Schreck liche geschehen sein seine Nerven spann ten sich auf'S Aeußerste an mit einem Satze sprang er vom Fasse herunter riß die Schwefelfäden aus allen vier Füssern, trat daS Feuer aus und erklärte mit vor Erregung bebender Stimme, daß er nicht wünsche, die Katastrophe herbeizusühren. Ich that Unrecht, meine Herren rief er den sich von ihren Sitzen erhe denden Offizieren, zu, .daß ich Ihren Scherz, den Sie an mir ausliefern, nicht als Scherz betrachtet habe. Ich halte eS meiner nicht für unwürdig, dieses zu bekennen, und hoffe, daß dieser Zmischenfall Sie nicht hindern wird, die Freundschaft zu erneuern, die früher zwischen unS bestanden hat." Ein donnerndes .Bravo" aller An wesenden gab. ihm den Beweis, daß er recht gehandelt hatte. Ein Jeder trat zu ihm und schüttelte seine Hände. Mit gehobener Stimmung nahm Cor nelius diesen Erfolg entgegen. .Wo feiern wir nun daS Auser stehitngsfeft?" riefen mehrere Stim men. .Ich würde mir erlauben, Sie alle zu mir einzuladen, aber " .ssein Ader, lieber Cornelius, wir werden bei Ihnen schon etwas finden, und finden wir nichts, dann geben Sie uns eine Ihrer herrlichen Kompositionen zum Besten." Wenn Sie. lieber Schlümper, und die anderen Herren damit zufrieden fein wollen, dannn bitte!" Der Weg nach der Stadt war bald zurückgelegt, unter luftigem Geplauder trat die Gesellschaft, der sich unterwegs noch der wieder aufrecht marfchirende Lieutenant Vogt angeschlossen hatte, in die Zimmer deS Professors. Wie erstaunten dieser und seine Gäste. alS sie eine wohlbefetzte Tafel und Bai terien wcißköpfiger Flaschen vor sich sahen. Wer hat sich diesen Scherz erlaubt?' rief Cornelius, bist Du das wieder ge we en. Paulo ?" Ich war so frei," lachte ihm dieser entgegen, aber hoffentlich führt unS dieser nicht wieder in den trockenen Fe, ftungSzraden." Und auf die Mlt Sägefvünen gefüll, ten Bierfässer," fügte v. Horn lachend hinzu. Ist das wahr, was Lieutenant von Horn sagt?" fragte der Professor betre ten uno fttzie das was, welches er in der Hand hielt, und aus dem er seinen Gästen zutrinken wollte, so heftig auf die Tafel, daß eS in taufend Stücke zerbrach Errege Dich nicht, lieber Freund !" antwortete Paulo und blickte seinem Gegenüber treuherzig in die Augen. eS ist jo, wie Horn sagt, aber eS lag nicht in meine Absicht. Dir damit wehe zu thun. Ich wollte meinen Scherz, den ich Dir gespielt, und der mir aufrichtig leid thut, mit einem Scherze wett machen und Dir das Gelüste für todt bringende Duelle für ewige Zeiten der ekeln. Genügt Dir diese Erklä rung?" Der Professor kämpfte einen schwe rcn. aber stegreichen Kampf mit dem Grolle, der in ihm aufgestiegen, ergriff ein volles Glas, und indem er dasselbe bis auf den letzten Tropfen leerte, rief er : Wenn Einer, wie Du eS gethan. drei gute Witze an einem Tage aus führt, da nutzt kein Grollen, da muß man verzeihen ! Meine Herren ! Ich trinke auf das Wohl unseres Freundes Paulo! Möge ihm fein Witz, zum Heile Anderer, in seinem Leben nie ausgehen ! Er lebe hoch hoch hoch !" Die Sonne tauchte schon am Hori zont unter, als das VersöhnungSfeft endlich ein Ende erreicht. Lieutenant Vogt, bei dem beute die obere Hülf'.e nicht ganz in Ordnung war, lallte : .Der letzte Witz, den der Paulo gemacht hat, war doch der beste! Di, Damen, ganz auf sich allein an gewiesen, hatten sich in ihrer tiefen jraucr von Allem zuiUckgkji'gkn und waren, wie dieS öfter gesch eht. wenn z'vci Augen sich schlij,n, nach blaus der Trauerzeit vergessen. Der Mutler war dieS schmerzlich, manche Thiüne flvb heiüilich, wenn sie der Tochter ge dachte, welche sie in den Träumen der vergangenen besseren Zeit schon an der Eeite eines braven OifizierS alS dessen Gattin gesehen! Der Humor deS hüb schen Mädchen? jedoch bildete das er wünschte Gegengewicht gegenüber der Melancholie der Muiter. DaS Fräulein arbeitete die Goldstücke reien für ein großes Berliner Geschäft, welche der kleinen Familie einen er wünschten Zuschuß brachten, mit Vor liebe auf dem durch hohe Blattpflanzen geschmückten Aalkon. wobei ihr munte reS Geplauder die Mutter zerstreute. Auch der Kaffee wurde bei schönem Wetter auf dem Balkon eingenom men. AlS die Mutter einmal eines der Milchbrbdchen auseinanderlchnllt. fand ihr Messer 'Widerstand, dessen Ursache, wie sich heraukstkllik, ein rosa Bliest ein, zierlich zusammengefaltet, war. Der Inhalt lautete: .So heiß, wie dieses Brödchen ist, DaS aus des OscnS Gluth Ich sende Dir mit kleiuer Lift. Glüht heiß für Dich mein Blut .... O holoeS Mädchen zürne nicht Dem Armen, der eS wagt Zu heben auf zum Sonnenlicht Den Blick trüb' und verzagt. Dies dichtete für Dich sehr schnell Der höchst verweg'ne Bäckergesell." Die Mutter stimmte zum ersten Male seit langer Zeit in daS herzliche Lachen ihre Kindes ein. Nur schade, daß die Verse nicht in die Hände der Küchen fee gerathen sind, für welche sie bestimmt zu sein scheinen," sagte sie heiter. .Eigentlich zu schade für eine Küchen fee," lautete die Entgegnung un sere Nachbarn können Übrigens fast je deS unserer Worte verstehen, Mütterchen, der junge Herr ist auf dem Balkon." .Ein fleißiger Mann," sprach die alte Dame, er wird die Bäckerei seines steinreichen VaterS übernehmen... die Leute sollen eine Million besitzen." Sie seufzte über die Million, welche sie nicht befaß. Das Adenteuer wäre rasch vergessen worden, wenn nicht am nächsten Nach mittag folgende, auf gleiche Weise in ein Brödchen geschmuggelten Verse zwischen die Perlenzähne der jungen Baronin Anna gekommen wären: .Du ahntest nicht, woher er stammt, WaS dieses VerSlein klagt, In heißer Gluth bin ich entflammt. Wie Fräulein Carmen sagt. Ach. unsere Liebe trennet jäh Dein hoher Rang, Dein Stand, In meinem Herzen bleibt das Weh Von Dir niemals gekannt." Sonderbare Oebesboten. Ein Gcjchichtchea au dem Leben In einem kleinen in der Nähe Berlins gelegenen Städtchen lebt feit wenigen Monaten die Gattm eines verstorbenen OjsizierS mit ihrer neunzehnjährigen, ebenso hübschen, wie liebenswürdigen Tochter. Sie hatte sich nach dem vor einem Jahre erfolgten Tode ihres in der Blüthe der Jahre dahingerafften Gatten n lene kleine Stadt zurückgezogen, um wenigstens nicht ovzufern von Berlin, der liebgewonnenen Stätte, wo die theueren Leben?verhältnisse den Aufent halt nicht mehr gestatteten, zu weilen. Die Damen mußten sich einrichten, denn der bereits als Fähnrich in der Armee dienende Sohn und Bruder brauchte monatliche Zuschüsse, die in das Ein kommen der Wittwe starke Lücken rissen. Die Damen erkannten die Hand schrift deS Bäckergesellen von gestern wieder, aber auch die Stelle, an welche sie gerichtet war. Baroneß Anna stritt mit der Mutter über die geistige Ver fassung deS vermeintlichen Gesellen und behauptete schließlich, daß ein ganz ge wöhnlicher Bäckergeselle diese Verse wohl kaum verbrochen haben könne. In demselben Augenblick trieb ein plötzlicher Windstoß das rosafarbene Blüttchen auf die Straße hinaus. Gerade bemerkte eS der zufällig dahin schreitende reiche Bückermeister von nebenan. Er betrachtete daS erbascbte Stück Papier und stieg dann die Trevve zur Wohnung der Dame hinan, indem er sich die Frage erlaubte, ob dieS Ba Pier daS ihnen entflogene sei. Ihr Ge elle. Herr Meifter. befikt poetisches Talent," sprach die Mutter. .Hat mich auch Geld oenua aekoftet. der TeufelSjunae ." entaeanete iener und fügte einige Worte scheinbarer Ent rüftung über des Dichters Kühnheit hinzu, den er aber gleichzeitig mit Vater stolz feinen einzigen Sohn und Nachfol ger nannte. Er erklärte, daß dieser sich für sein Gebühren sofort entscbuldiaen solle und empfahl sich. Nach wenigen 'cinulen meldete sich em in seldmarsch mäßige Uniform gekleideter Reserve Offizier, dem ein gütiges Geschick einen reichen Bäckermeister als Vater verehrte. Der Lieutenant hatte eS zwar eilig, denn er mußte behufs einer sechs wöchentlichen Uebung zugleich zu dem pommerfchen Regiment, in dem der Sohn und Bruder der Damen diente, er nahm herzliche Grüße mit; so viel Zeit blieb ihm jedoch übrig, daß er vorher noch die volle Verzeihung der Mutter wie der Tochter für seine dich terische Kühnheit erlangen konnte. Trotz seines angestrengten Dienstes hat denn der Lieutenant vcn der Er laubmß, poetische Briefe an die junge Baronin schreiben zu dürfen, einen so nachhaltigen Gebrauch gemacht, daß er sich bei deren Mutter unmittelbar nach beendeter Uebung als zukünktiaer Schwigcrsohn melden durfte. an Meines Mißi'crstZndniß. Kut cher: Soll ich die Pferde Ipannenk" Herr: Haben sie denn schon ao fressen?" Kutscher: Jawohl, aber nur ein kleines Buttcrdrod." Ein AnhItsxuntt. .Skpp. wann seid Ihr eigentlich ae boren?" So an die fünfzig Jahre würeu'S halt fei, damals hat mei selige Mutter no' gelebt."