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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 17, 1898)
Die Ciebc aber höret nimmer auf. ?!okll!le von Pota Dunitr. An einem grauen 50Demt3erS&enb wurde an tt schmalen Hüt einkZ klei nen BolftadlhauseS laaftaft dik Klingel gezogen. Det Einlabdeischende, ein junget Mann in einen weiten grauen Kragenmantel gehüllt, lauschte unge. duldtg vorgebeugten HauöteS dem der hallenden Laut deS KlingeltoneZ. Eine Ewigkeit dünkte Z ihn. diS endlich drin nen im Flur Schritte laut wurden. Nun that Die Thüt flch auf, zu einem Spalt erst, dann weit geöffnet. Licht schein drang auf den Eintütenden ein. Eine alte Magd trat ihm entgegen. Ja Abend, Herr fulrnet. Bitte. nur näher zu treten. Tie Frau Rüthin erwarten Herrn Helmer schon. .Ist - ist -?- Die Alte schüttelte den von grauem Haat umrahmten Kopf. .Niemand zu auä, als die Frau Rülhin und ich." Der junge Mann legte seinen Man tel und den schwarzen Schlapphut ab und trat in ein einfaches, trauliches Gemach. Am offenen Kaminfeuer faß eine alte Tame. Tcr Eintretende um fing die kleine Gestalt mit einem for. schenken Blick. Tann stürzte er auf sie zu und küßte ihr die Hand. .Großmama," fragte er mit stocken dem Athm, .wie geht'S?" .Nicht ijvt. mein altet Junge, nicht gut. Ich Hab'S mir wohl gedacht, fo leicht wird sich das in Trotz und Kum met verhärtete Herz nicht erweichen lassen." .Haft Du ihr AlleS gesagt. Groß mama?" .AlleS?. . . Nein, mein Junge. ES ist schwer. Hedwig auch nur EtwaS zu sagen ; denn sobald ich Deinen Namen nenne, verfinstert ftch ihr sonst so liebeS Geftcht. .Laß. laß. Großmama." sagt sie dann, ich will Nichts von ihm hören. Ein Mann, der fortgehen konnte, während unser Kind im Stet den lag, nur, um seinen ehrgeizigen Plänen nachzujagen, ist todt für mich." Georg Helmer blickte trübt in die verglimmende Gluth deS offenen FeuerS. Erst nach einer Pause, während die alte Frau ihn mitleidig von der Seite betrachtete, fragte er : .Und was sagst Du ihr darauf, Großmama?" Immer dasselbe, mein Sohn, feit den drei Jahren, feit denen Du fort bist und Hede hier bei mit haust. Und ein diZchen meht noch, seit Du zurück bist und den Weg zu ihrem Herzen wie der finden möchtest." Die alte Frau fuhr dem auf einem niederen Sessel vor ihr Sitzenden mit linder Hand über das lockige Haat fei neS gesenkten Hauptes." .Mein flutet Junge, ich habe Dir nun all' die Tage von det Hede etzählt. und wie sie die Dinge erfaßt. Wie ist'S? Willst Du mir nicht einmal aus Dir heraus berichten, wie das Alles eigentlich kam und wie eS Dir in den langen drei Jahren ergangen ist? Was Du gelernt und erreicht hast?" Georg'S Augen leuchteten auf. O, wie gern ! Ich glaube, sagen zu dürfen, daß ich inzwischen ein wirklicher Künstler geworden bin." Die alte Frau sah glücklich zu ihm auf. der jetzt stolz aufgerichtet vor ihr stand. .Du weißt, Großmama, lange schon hatte ich'S der Hede gestanden: hier wird nie Etwas aus mir. Laß uns nach Wien, Berlin oder München gehen. Ich weiß, waS mit noch fehlt, und wie und wo ich'S erreiche. Und Du weißt auch, die Hede wollte Nichts davon hören. ES sei genug mit Dem, WaS ich könne, und zu lcbm hätten wir. Nun, sie verstand eben nicht, wie'S einem Künstler zu Muthe ist, der feine eigene Ohnmacht fühlt und weiß, wie ihm zu helfen ist. Dann kam das Kleine und Hede konnte nun wohl wirk lich nicht meht fort. Ach, diese zwei Jahre, Großmutter, in denen die Hede über ihrem Mutterglück mich fast der goß und ich mich aufzehrte im Kampf ! Bor mir daS Ziel und keine Möglich keit, eS zu erreichen ich werde sie nie vergessen, diese Zeit! Dann kam der Nuf von Betlln l Unerwartet, unge ahnt! Ich sollte mitarbeiten dürfen an dem großen nationalen Werk und ler nen von einem Meiftet, wenn Segen auf meiner Arbeit lag, die Fehler loS werden, die meinem Schaffen anhafte tcn ! Freudig, selig griff ich zu. Ich stellte eS Hede frei, mich zu begleiten ; sie lehnte eS trotzig ab. Sie wollte Nichts wissen von Entwickelung. Auf Berlin hatte sie einen Haß. Sie der muthete hinter meinet Sehnsucht nach Berlin AlleS, nur nicht den Drang, zu lernen, weitet zu kommen. Gott weiß, was man iht in den eigensinnigen Kopf gesetzt hatte ! Kutz vor meinet Abreise ich hatte mich auf Tag und Stunde verpflichten müssen, denn die Sache drängte erkrankte daS Kind. Wer konnte wissen, daß der Fall so etnst würde, daß eS mit dem herzigen Ge schöpf so schnell zu Ende gehen würde?" Georg wischte sich Über die Augen. Nie, nie werd' ich daS kleine Engels bild vergessen," flüsterte er. Er hatte sich wieder gefetzt. Wieder strich ihm die alte Frau übet sein locki geS Haat. Wenn eS Dit gelänge, Hede davon zu überzeugen, daß Tu noch an das Kind denkst, Georg, dann dann könnte Euch Beiden geholfen werden." .Hast Tu eS ihr nicht gesagt. Groß, mama?" Sie glaubt'S mir nicht." .Sie wird eS bald glauben müssen mnrAtn flrtR.ri r uiviCi iuwI, tf.i( Tie Alte hatte nicht auf ihn gehört. Sie dachte an die Tage, da ihre Enkelin, aufgelöst in Schmerz über den Verlust deS KindeS. verhärtet in Trotz gegen den Mann, der sie freiwillig vet lassen, zu iht in'S stille HauS geflüchtet wat. .Daß ich nicht leichten Herzens arbei tete " fuhr Georg fort, .magst Du denken. Dennoch, oder vielleicht getade aus diesem Grunde, gelang mein be scheideneS Theil an dem Werk. Meiue ganze Seele legte ich hinein, um mir selbst und Hede zu beweisen, datz ich that, waS ich thun mußte, als ich sie verließ. Dann arbeitete ich noch fast ein Jahr für mich. Der Meister entließ mich mit einem Prädikat aus seiner Werkstatt. daS mich ehrt. WaS aber hilft mir meine, in heißem Mühen et tunaene Künftletschaft. wenn ich Hed mig'S Herz wirklich auf immer verloren habe!" Er hob die Hände bittend zu der alten Frau auf: .Großmama, hilf, daß ich sie einmal sehe! Tann wird, dann muß AlleS gut werden!" Mein guter Junge, wie gern! Wüßte ich nur. wie ich s machen soll!" Er stützte den Kopf in die Hände, Still war'S in dem kleinen Gemach, Nur die letzten zusammen fallenden Kohlen im Kamm gaben ad und zu ei nen Laut. Tann hob Georg plötzlich sein ernfteS Gesicht. Etwas wie eine freudige Zuversicht lag in den vorher so hoffnungSleercn Zügen. Halblaut flüsterte er: Du brauchst eS nicht zu missen denn ich glaube, ich weiß eS jetzt. Morgen ist Todtenfonntag. Großmama, Hedwig wird unseres KindeS Grab bt suchen?" .Das wird sie ja! Aber Du ?' Eine Ahnung Dessen, waS et beabsich tigte. dämmette in iht auf. Um ot teSwillen, am Grab deS KindeS! Heb, wig'S Zorn ist noch zu groß. Wollt Ihr die Statte durch harte Worte entwel hen? Und morgen gerade?" Laß mich nur, Großmama, und sorge Dich nicht. Glaube mir, ich weiß eS letzt, eS wird AllcS gut. DaS Ein zige, waS ich von Dir erbitte, laß Hed wig nicht zu früh auf den Friedhof hin aus! Die alte Dame schüttelte den weißen Kopf. Ich versteh' Dich nicht, mein Junge aber Du bist ein guter, ein ver ständiger Mensch, Du wirft ja am Ende wissen, was Du thust. Wann soll die Hede kommen?" .Wenn'S sein kann, um die Mittags stunde: dann sind die Leidtragenden wieder daheim und det Friedhof ist still und verlassen. Willst Tu mir diesen Liebesdienst erweisen, Großmama?" Er beugte sich zu ihr niedet. Sie küßte ihn auf die Stirn. .Ich kenne Dein Beginnen nicht, mein Sohn; aber waS ich thun kann, soll geschehen." Nicht so schwer, als sie geglaubt, ward es det Großmama gemacht, Georg's Wunsch zu erfüllen. Hedwig'S Trotz war gebrochen an diesem Gedenk tag. Ganz hingegeben war sie an den Schmerz um den Verlust deS KindeS und wohlthuend berührten sie die Worte der alten Frau. Gewiß, Großmama, Du haft recht. Ich will warten, bis der breite Strom der Trauernden sich verlaufen hat. Dann bin ich allein mit meinem Kinde, ganz allein." Leise weinend senkte sie daS Haupt. Die alte Frau zog sie sanft in ihre Arme. Wie gern hätte sie der Weinen den Trost zugesprochen und ihr gesagt : Du wirft nicht allein sein mit Deinem Kinde. Der, der mit Dir um das kleine Wesen trauert, wird an Deiner Seite sein adet sie wagte eS nicht. Als Hedwig um die Mittagsstunde daS HauS verließ, hatte die Sonne sich durch die graue Wolkenwand gekämpft. die den Tag bisher so trübe verhangen hatte. Hellstrahlend, wie an einem Spätsommertage, leuchtete daS himm lische Gestirn übet den Thürmen der Stadt, die der Wandernden im Rücken lag. Über die Borftadtstraßen und Aecker. durch die Hedwig'S Weg zum Friedhof führte. An den Sträuchern leuchteten die letzten rothen und schwarzen Beeren, die letzten goldgelben Blätter in fötm lich sommerlichst Pracht und auf den GraSbüscheln und den Steinen am Wege blitzten die sonnendurchleuchteten, niedergesunkenen Nebel zu glänzenden Funken auf. ES lag etwas Lebener weckendes in der Luft diefet Stunde, das meht an Kommendes, als an Bet gehendes mahnte. Auch Hedwig spürte etwas von diesem Hauch. Je weitet sie auZschritt, je näher sie dem Gottesacker kam, auf dem ihr Liebstes tuhte, desto freier, gehobe ner wurde ihr zu Sinn. Der Schmerz um das Kind, der Zorn gegen den Mann, der, wie sie wähnte, muthwillig sie verlassen hatte, machte einer stillen, geläuterten Fassung Platz. Nur wenig Heimkehrende begegneten ihr auf dem letzten schmalen Feldweg, den sie beschrittcn hatte. Als sie durch das eiserne Thor deS Kirchhofes eintrat, war kaum noch ein Besucher zu sehen ; ringsum aber auf den Hügeln eine Fülle hinterlassener Gaben. Buntfarbige Gebinde, lose ausgestreute Herbftblu men, Jmmortell?ndüschel, dunkelgrüne Blattkränze. Jeder hatte gegeben, waS er dem Gedächtniß seiner Lieben da u: tcn in kühler Erde nur immer zu geben vermochte. H?dwig durchschritt langsam, gesenk ten HaupteS. den wohlbekannten Weg nach dem von einer dunklen Cyvressen wand umgebenen Grade deS KindeS Erst in unmittelbarer Nähe der Ruhe stätte hob sie den Blick. Ein kurzer Aufschrei entfuhr ihrem Munde. Wie angewurzelt blieb sie stehen. War über Nacht ein Wundct geschehen ? Von det dunklen Eizpressenwand hob sich zu Häupten deS Grabes m Märchen hafter Schönheit ein Kunstwerk ab, dem das Sonnenlicht täuschendes Leben ver lieh -nein, kein Kunstwerk, ein lebendig gewordenes Wunder. Ein Engel war herabgeftiegen mit schneeig leuchtendem glügeipaar, er hielt emKrndlm Arme. ihr geliebtes Kind, um eö auZ der engen Gruft zur lichten Höhe empor zu tra gen. So sanft lag der kleine Körper in deS Engels Arm gebettet, wie einst im Mutterarm. und fo liebevoll blickte der himmliche Bo!e auf daS schlafende Kind, wie sie dereinst auf seinen chlum mer geblickt. Mit thränenüberströmtem Antlitz kniete Hedwig neben dem Denkmal nie der. Nah und immet nähet beugte sie sich übet die lebensvolle Gestalt. Ganz so hatten die wirren Löckchen der Kiel nen über die Stirn gehangen, wenn eZ schlief. Ganz so wie aus dem ftemer nen Bildniß hatte daS Mündchen ge lächelt, hatten die Wangen sich gerun oet, hatten die Händchen auf der Brust gelegen. Laut schluchzend brach sie zu sammen und griff. Halt suchend, in ein Meer von weißen Rosen, daS über dem Hügel zu Füßen deS Denkmals ausgebreitet lag. Einer nur, ein Ein zlger auf det Welt, konnte ihr dieses LiebeZwerk getuan haben. Wo war er, wo daß sie ihm danken, voll Reue an die Brust sinken konnte! Und unter heißen Thränen flüsterte die ge brochene Frau nicht wie sonst an diesem Hücel den Namen deS verloienen Kin deS, sehnsüchtig riefen ihre Lippen nach ihm, um den sie selbst sich grausam be trogen hatte. Hinter der Cypressenwand rauschte eS leise, und leise, mit sanfter Be wegung schlang ftch em Arm um die niedergesunkene Frauengestalt und zog sie aufwärts, bis das einsame Weib an der Brust deS wiedergefundenen Man neS lag. Kannst Du mit verzeihen. Heb Sie machte sich aus seinen Armen loZ und sah ihn mit großen traurigen Augen an. .Ich habe nichts zu vergeben. Georg. Ich kann nur bitten, vergieb Du mir, was ich an Dir gesündigt habe. O mein Gott, wenn ich Das sehe" und sie legte, am ganzen Leibe bebend, ihre Hand auf daS marmorne Bild ihrcS KindeS. .so muß ich mich verachten. Sie wandte sich ab. Er aber zog sie miedet an sich und küßte fte auf die Augen und den Mund. .Still," sagte et, .Nichts davon." Und die weißen Rosen auseinander biegend, deutete et auf die Inschrift. die in goldenen Lettern verheißungsvoll in der &onnc glünz'e. Die Liebe aber höret nimmer auf . . las sie mit bebenden Lippen. Dann zog et sie fort von dem stillen Hügel, und als sie Arm in Arm vom Friedhof heimwärts gingen, war ihnen zn Sinne, als ob eS nicht Winter, fon dern Sammet werden müsse, als ob sie AuferstchungStag feierten .Alarm." Humoreske von Berthold A. Baer. .Abet Elvira. ist eS denn eine Schande, wenn ein Mädchen ledig bleibt?" .Das sind meine Funktionen. Herr Oberst. In Deinem Regi mente magst Du befehlen, hier im Haufe aber bitte ich mir das Com mando aus." Mit diesen Worten un- terbrach Frau Oberst von PractizcfSki ihren Gemahl, der daraufhin jede Hoff nung aufgab, in der nächsten halben Stunde wieder zum Reden zu kommen. Et wußte aus feinet dreißigjährigen, ehelichen Erfahrung, daß. wenn feine bessere Hälfte ihn mit Herr Oberst" anredete, jeder Widerspruch nutzlos sei, indem ein solcher die Frau Oberst nur veranlaßte, ihre Stimme eine Terz höher zu stimmen, abet mit unverän derter Kraft ihre? Redeschwalles fortzu-fahren. Die Ursache dieser kleinen ehelichen Zwiftigkeit war, wie schon fo oft, Bidiana mit ihrem Kosenamen Puzzi" geheißen das nicht sehr schöne dafür aber schon desto ältere Töch- terchen der Familir PractizcfSki. Schön war Bidiana, wie gesagt, nicht. Im Aptil reifte ihr neunund zwanzigster Lenz ; sie selbst hatte übri gcr.3 längst zu zählen aufgehört. Andere Mädchen find noch dümmer und bekamen doch einen Mann," pflegte Frau Oberst zu sagen, .und ich fühle alle Eigenschaften einer liebevollen Schwiegermutter in mir. Soll ich also meinen Lebenszweck verfehlen? Nimmer mehr." In jedem männlichen Besucher der muthete Frau Oberst ein Obielt ihrer ehelichen Pläne. Wenn sie erst mal wußte, wo er geboren, wie alt, wo er zu Mittag spr.st, wie hoch sein Ein kommen, und die sonstigen Ncbcnfra gen erledigt hatte, begann sie zu ma nöZcriren. TaS Opfer wurde dann öiterS eingeladen, Mittags zum Bier, AbendZ zum Wein und welcher junger Offizier nimmt da nicht gern an. zumal er sich bei dem knappen ? halt nicht so oft solch' feine TinerS und Soupers leisten kann, wie eS bei Oberst von PractizefZki giebt, und AlleS pflegt famoS zu gehen, bis die Frau Oberst mit ihren Plänen etwas deutlicher wird. Tann beginnt ge wöhnlich ein Rückzug, der dem jungen Strategen alle Ehre macht. Heimlich freut sich der Oberst über diese Tüchtigkeit seiner Offiziere, und bei den darauffolgenden ZorneZauZ brüchen seiner besseren Hälfte mutz er sich mit ollet Kraft zusammennehmen die verräterische Falte, die spöttisch seine Mundwinkel umzieht, in ordon nanzgkmöße Verfassung zu bringen. Diese Jagd nach einem Schwiegev söhne war dem Obersten im Innersten verhaßt. Er war reich genug, daß seine Zochier dereinst auch ohne Mann glück lich und sorglos leben konnte, und Puzn" selbst dachte selbst nicht mehr an'S Heirathen. Indeß wagte auch sie nicht, ihrer Mutter zu widersprechen. Die Herbstmanöver, die stet? eine Menge von Beförderungen, Vcrsckun gen, Verabschiedungen und sonstigen ungen im Gefolge haben, waren vov übet und auch H hausen hatte neue Zufuhr" bekommen. Mit scharfkriii schern Auge musterte Frau Oberst von PrcctiztfSki jeden neuen Ankömmling auf feine .HeirathSfähigkeit", legte sodann ihre .Lifte" an, um mit Beginn der Ballsaison mit frischen Kräften an s Werk zu gehen. Da war vor Allen ein schmucker Lieutenant, den sie auf S Korn genom men. Zwar hieß et nut einfach Jllett", aber feine sonstigen geistigen und finanziellen Eigenschaften ersetzten den fehlenden Adeistitel m den Augen der gestrengen Eommandeuse. Jllert, der Sohn deS intimsten Freundes und Waffenbruders deS Obersten, war gleichzeitig dessen Pathenkind. Diese Gründe und die Ausficht auf schnelleres Aoancement veranlaßten den jungen Jllert, um feine Versetzung nach Hausen ein zukommen. Die Beiden schloffen auch schnell herz liche Freundschaft; sie verstanden sich der Humor ist doch ein vortreffliches Llnocmittel. Nimm Dich aber vor einem in Acht, Kurt " sagte eineS TageS beim gemüth lichen Glase Wein der Oberst zu feinem Pathenlmde und nunmehrigen Adiu tauten, .laß' Dich von meiner Frau nicht verheiraten. Wenn ich sie nur von dieser Manie heilen könnte, ich gebe mein schönstes Pferd darum," fügte er ärgerlich hinzu. .Dein schönstes Pferd?" fragte Kurt, eingeschlagen, Pathe. Ich werd'S pro biren." Der Schalk lachte ihm aus den Augen. Abet datf ich machen, was ich will?" Was Du willst." .Topp, det Handel gilt." Ihre schwersten Geschütze hatte die Frau Oberst gegen Kurt Jllert aufge fahren: Bälle, Concerte, ledende Bilder natürlich mit Puzzi als verzauberte Prinzessin und Jllert als deren Rittet und Rettet, SoupcrS und dergleichen, und keine Gelegenheit ward versäumt, die Zukünftigen" allein zu lassen. AllcS geht famoS," sagte Frau Oberst eineS TageS zum Gatten, end lich wird mein sehnlichster Wunsch er füllt: Schwlegermuttet". welch' süßcö Wort." Der Oberst entgcgncte nichts, nur die Falten um die Mundwinkel zuckten der räthcrisch. Heute wird er sich erklären. Ist der Champagner bereit?" fragte ein ander mal die Frau Oberst ihren Gatten. Der Abend kam, mit ihm große Ge sellschaft. Puzzi trug ein Hellrosa Kleid, mit Blumen verziert; sie sah auS, wie eine verspätete Pfingstrose. TaS unvermeidliche ledende Bild war vorüber: Kurt als heimkehrender Siezer kniet vor Puzzi, die als Friedensengel dem Knieenden den Lorbeer auf'S Haupt setzt. Entzückend, herrlich!" hört man allenthalben. Ist daS nicht ein reizendes Paar?" flüstert Frau Oberst fo laut als mög lich. Die Umstehenden schauten sich gegen seitig verfländnißinnig an; sie kannten die Schwäche der Frau Oberst ebenso gut, wie deren Absicht auf Jllert. WaZ würden fte aber thun, Herr Lieutenant, um einen Sturm auf Ihr Herz abzuwehren?" fragte Frau Oberst den von allen Seiten zu seinem Erfolge Beglückwünschten. .Ich ließe Alarm blasen, meine Gnädigste." Damit war et schon wie det einer anderen Gruppe zugeeilt. Frau Oberst wußte zwar nicht, was Jllert damit gesagt haben wollte, fühlte sich aber doch verpflichtet, verständnißooll zu lächeln, und: Ein prächtiger Mensch. meinen Sie nicht auch?" fragte fte die Nebenstehenden. Dann eilte sie Jllert nach. In einer Ecke deS Saales holte sie ihn ein. Er stand am Fenster, die Frau Oberst vor ihm; sie sprach laut und leidenschaftlich: wie schön die Ehe fei, wie cr sich erst mit einer Frau ganz glücklich fühlen werde, wie fte ihm mütterlich zugethan sei, und anderes mehr. Alle im Saale waren durch das laute Sprechen der Frau Oberst aufmerksarn geworden und lauschtcn gespannt. Man wußte. was jetzt kommen sollte. .Schon lange beobachtete ich die Stei gerung ihrer herzlichen Zuneigung," fuhr Frau Oberst noch eine Terz höhet fort, als Kurt sie wiederholt zu unter brechen versuchte, .und weiß Ihre Ge fühle zu würdigen. Meine Tochter denkt wie ich. und mit Freuden gebe ich Ihnen meinen mütterlichen.. ..' .Knack! ritsch tatsch klirr trataraia " Einen Augenblick sieht alle! bestürzt. Jllert hatte mit seinem Ellenbogen eine Fensterscheibe eingestoßen diese siel klirrend hinab aufs Pflaster und im selben Moment ertönt auf der Straße das Alarmsignal. Wenige Mi nuten bunten DurcheinanderrcnnenS. und Jllert und mit ihm alle anderen OZfijiere sind verschwunden. Da löst sich der Bann von den Zu rückgedlicbcnen: Schallendes Gelächter braust durch den Saal. . . Frau Oberst von PractizcfSki zog sich still und stumm zurück Er hat Alarm blasen lassen" hört sie auS dem Lachen und Kichern im Saale heraus Eist spät verstummte das Lach.n. .Ich fühlte Ut Entscheidung nahen und halte die letzten Tage stetZ einen Trompeter unter dem Fenster stehen, det Befehl hatte, fowie ich ihm winke, Alarm zu bl.',sen," erzählte Jllert seinem Pathen, als sie zur unfreiwilligen Nachtübung auSritten. Ter Oberst schüttelte ftch vor Lachen: Tie Lektion war derb, aber ich hoffe gut. Tu kannst morgen kommen, Dir ein Pferd auszusuchen: die Fensterscheibe aber be zahlst Du selbst. Du Schwerenöiher, Und von heute ad lasse ich nur ollein Alatm blasen, verstanden?" Herzlich lachend drückten sich die Bei den die Hände. Die Frau Oberst aber hat seither nie wieder versucht, Schwiegermutter zu werden." Ter gute infall cineö australischen Ministers. Auf dem Ministerium des Innern von Victoria in Australien herrschte vor Kurzem so erzählt man der Tügl. Rundschau" große Niederste schlagenheit. Man brauchte dringend eine Urlunoe, welche xm Eeldschram deS Ministers eingeschlossen war. und der Schränk ließ ftch mcht öffnen. Der Echlüffel drehte ftch im Schlüssel loch, aber die Thüt ging nicht auf. Die Zeit drängte. Man rief einen Kunstschlosser, aber diefet sagte, er habe drei Tage nöthig, um den widct spenstigen Schrank zu öffnen. So lange konnte man nicht warten. Alle hohen Minifterialbeamten umgaben verzweifelten Angesichts den Minister, Hundert Rathschläge, einer immer un mögliche! als der andere, wurden at- geben und wieder verworfen, als man plötzlich den Minister zum Fernsprecher laufen und mit aufgeregte? Stimme um Berblndung m:t dem Zuchthaus direkter bitten sah. DaS Gespräch war nur kurz : Haben Sie untet Ihren Sträflingen einen Erbrecher von Geld schränken?" fragte der Miniftct. Ja wohl, Excellenz, ich habe einen berühmten," antwortete der Direktor. Nun, dann schicken Sie ihn gleich zu mir I" Der Direktor traute fei nen Ohren nicht. Wie? Einen Sträf ling ins Ministerium? Doch gehorchte er, und eine halbe Stunde später führte der gleichfalls verwunderte ministerielle Thürhüter zwei Wächter herein, welche das schönste Muster eines geborenen Verbrechers begleiteten. AIS der StrSf ling erfahren hatte, waS man von ihm wollte, näherte er sich dem Geldschrank mit der Miene eincS Kenners, faßte der Schlüssel mit kundiger Hand an und in fünf Minuten wat det Schrank ge öffnet. Ehe der Minister ihn ins Zuchthaus zurückführen ließ, hielt er es sür seine Pflicht, ihn wegen seiner Ge schicklichkeit zu beglückwünschen. Ob. Excellenz, daS ist noch nichts. Ich hätte ihn auch ohne den Schlüssel geöff- net." Verscherzt. Graf Anton Günther von Oldenburg (1603-1667), einet det ttefflichsten Fürsten deS 17. Jahrhunderts, begeg nete einst auf einem Ritt über Land einem Bauern. In Oldenburg bestand damals noch wie in allen übrigen deut fchen Ländern die Leibeigenschaft. Der Graf kannte den Bauern als einen red lichen Mann und tüchtigen Landwirth, et wollte ihm dahet eine unverhoffte Freude machen, und fo beschloß er denn, ihm daS höchst.' Gut. welches der Mensch sein eigen nennt, die persönliche Frei heit, zu schenken. Der Landmann be stellte gerade seinen Acket und hatte zwei schöne scheckige Ochsen bot seinem Pfluge. Höre, Ja'ob", tief ihm det Landes Herr zu, schenke mit die Ochsen, und ich gebe dich stei l" Det Bauet schien übet diesen Bot schlag indessen nicht seht erfreut zu sei!?, er zögerte mit der Antwort und entgeg nete endlich in verlegenem Ton: Euer Gnaden, ich muß vorher erst meine Frau fragen." Am anderen Tage pellte sich Jakob mit den Ochkcn in der Residenz Olden bürg ein, erbat sich bei dem Landes Herrn eine Audienz und theilte diesem mit. daß er, nachdem seine Frau ihre Zustimmung ertheilt, den Borschlag des Grafen gerne annehme. Anton Günther verdroß e, daß der Bauer in einer so wichtig? Sache so unentschlossen und unselbstfländig gehandelt hotte; er nahm sich vor. den Pantoffelhelden dasür zu strafen und sagte: Jakud. ich habe auch meine Frau gefragt: Z kann auS unfe rem Handel nunmehr nicht! werden." Ein Egoist. Auf dem weichen Kissen Ruht ein dicker Mops, Denkt an fette Bissen: Schinken, Braten, Klops. Und ein ganz klein wenig Denkt er nebenbei An 'ne kleine Möpsin Wie sie niedlich fei! Und er überleget Reiflich sich die Sach'. Zieht sie in Erwägung, Denket ernstlich nach. Doch nach länaer'm Sinnen Kommt er zu dem Schluß: Wenig Freude bringt es, Ader viel Berdruß. Schmerz und Leid zu theile, Wäre ja charmant, Aber auch die Freude, DaS ist mir genant; Jeden guten Hippen! Jede Wurftkiipelle! Nein! das paßt mir gar nicht; Ich bleib' Junggeselle!" Selbstverrallz. Frau FivpZ: Sie waren gestern bei der Müller'schen zuin Abendbrot eingt laden. Was gab's denn dort?" Frau PippS: Zurge, die aber gegen die Meinige überhaupt nicht aufkommen kann!" Schlau. Bettler (an der Küchenthür zum Fräu lein deS HaufcS, die am Kochherd steht): Ach, Fräulein, schenken Sie mir doch, bitte, ein Stückch.n Braten." Fiöulein: Sie sind aber sehr an spruchsvoll, lieber Mann, andere Bett ler find auch mit einem Stück Brot zu frieden." Bettler: Ach, gnädiges Fräulein, ich habe in der Umgegend schon so viel von Ihrer Kochkunst rühmen hören." Ein guter Schuhe. SonntagZjäget (det einen Treibet angeschossen hat): Na. da haben Sie 'S . . . warum stehen Sie auch immer hinter mir l" Aha l Fräulein Else, Sie sind wirklich die Erste, die ich liebe!" Wer Ihnen daS glaubt, Herr Baton !' Elfe hat wahrhaftig noch keine ge heißen l" Die Richterc5arriere. Was ist denn aus Ihrem Heinrich geworden?" Er hat die Richict-Cattiere ge macht." Da ist er wohl jetzt Amtsrichter?" Nein Scharfrichter." Tempora rnutantur. Er (auf dem Heimweg vom Theater, zu feiner Frau): Ist das aber eine miserable Straßenbeleuch tung! Nun. wag hast Du denn, Elife warum weinst Du?" Sie: Mein Gott, ich denke eben daran, wie Du Dich noch- vor einem halben Jahre auf demselben Weg über jede Laterne geärgert haft!' Fatales Kompliment. Ein Virtuose fragt nach seiner Pto duktion den bekannten Kritiker H. um seine Meinung. O, Sie verdiente vor einem Parterre von lauter Beetho ven zu spielen." Geschmeichelt verbeugt sich det Künst let, der Fürst der Kritik führt aber fort: Sie wissen doch, daß Beethoven taub war?" Der Geldprotz. an . ci ff r . v - - r r, r i . u.i ,At,v er groizipurige oon oes rei&att iStiTi. ist aTä ?t.ittaif1td Til .vi'.yiM wvyu.gw l tflllUHUllb ut der Artillerie eingetreten?" B.: Ja, nun lümmelt er sich ver muthlich fortwährend auf dem Protz- Frtflsn fionirn " Mj.t. JVt.Mt. vor Gericht. Präsident: .WaS sind Sie denn eigentlich?" Angeklagter: Ich bin Geschäfts mann." Bräftdent: Ader Sie wurden dock beim Betteln abgefaßt?" Anaellaater: ,DaS ist ia mein Ge- schüft!" Ln luttjos Mißo?sstZdniß. De lüttje HanS kömmt uut de School. .Du, Mudder, even fcggt de Ool " De Ool? de Ool? du Slüngel. du. De Herr Schoolmeistcr heet datt. Nu? Watt hett he seggt? hcrut damit! ' He feggt: Sag' deiner Mutter. Schmidt. Tu müßtest, wie die anderen Knaben. ' Zur Geelgrafie en AtlaS haben; Sonst sitzft Du nach!" Nu kiek mal an. AtlaS? Ja woll? Mcent denn de Mann. Ick weur en hohge Standsperson? ön tllck Zkattun wart ook woll dohn!" Vmn crsil Ehemann: .Wann wirst Du mit wieder das Rauchen in unserer TOnS. nung gestatten, liebe Hella?" Ehefrau: Wenn einmal die rauch losen Cigarren erfunden sein werden!" v