fccr Rentier sulmcmann auf Hasenjagd. Hmnvrki't bpii Vf. Zimmkimani, Hirsch'kld, Obwohl et sehr eifrig auf die Hasen iagd ging, nie etreeä schoß und seiner bessern Hälfte stets gekauftes Wlld nach fcaufe brachte, war der Rentier Hahne mann dock kein SonntaaSisiaer; denn trvtl keiner aadvartien jagte er eigent. lich gar nicht, wenigstens unternahm er keine Jagden aus oa; Dieiencr umyi, da im ivrbfl und Wmtcr den man cherlei büchscntragenden Menfchenlin dem willkommene Beute sein muß. Seine Büchse und Jagdtasche waren nur für seine liebe Gemahlin Auguste da, der er damit leineswkgs naaz oem Leben stellte, sondern wenn er jene noth wendigen Attribute emeS JagerS um hing, und das geschah in der Jagdzeit sehr oft. sollte seine Gemahlin nur Den Glauben bekommen, er ginge wirklich zu einer stundenlangen Streife durch Feld und Busch. In Wahrheit machte Herr Hahne, mann das nie: anstatt nach Feld und Wald richtete er dann seine Schritte von seiner BorortSvilla nach der Ktavr zu seinem Freunde, dem Herrn Uhrmacher Bläulich, der in gleicher Weise wie k,abnemann sich bepackte, und dann ging die Fahrt zu Herrn Fröhlich, der wie Hahnemann Rentier und wie seine beiden Freunde ein alter Knabe, dazu aber auch noch Junggeselle war. ein Borzug. den er nach der Meinung der Herren Hahnemann und Blüulich gar nicht genug zu schätzen wußte. Bei Herrn Fröhlich warfen die be weidten der Freunde Büchsen und Jagdtaschen in eine Ecke; die Wirthin röblichZ bekam den Auftrag, Jago beute beim Wildhündler einzukaufen, und dann begaben sich die drei Freunde auf eine luftige Spridfahrt von Kneipe zu Kneipe, die ihnen luftiger dünkte als das lanaweiliae Herumschlendern in eld und Wald. Die Zeit der Jagd war so die rechte Erholung besonders für Herrn Hahne mann, deffen Gemahlin die Kneipfahv ten ihres Gatten durchaus nicht dulden wollte, aber gegen eine Jagdpartie nichts einwendete. Im Gegentheil sah sie eö recht gern, wenn ihr Alter' zur Jagd ging, dabei käme er wenigstens nicht auf Kneipgedanken. memte sie. So hatte jahrelang schon Herr Hahne mann seine ahnungslose Gattin betro gen; aber die Wahrheit des alten Spruches: der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht, sollte sich endlich auch an ihm bekunden. , An einem schönen Oktobermorgen war'S, als Herr Hahnemann wieder zu Büchse und Jagdtasche griff und mit dem Vorgeben, er ginge auf die Red Hühnerjagd, zu seinen Freunden schien derte. Er hatte sich ein rundes Sümm chen von zwanzig Thalem auf die Seite zu bringen gewußt, von dem seine Ge mahlin nichts wußte, und das sollte nun ein Tag werden! Herr Hahnemann war ganz außer sich vor Freude! - Wie gewöhnlich gingS nun vom Vor Mittage an bis zum Abend von Kneipe zu Kneipe, und Herr Hahnemann hatte, wie man so zu sagen pflegt, schon einen ganz gehörigen Zacken, als tr um neun Uhr sich erinnerte, daß eS Zeit wäre, von der Jagdpartie nach Haufe zurück zukehren. Man ging demnach zu Herrn Fröh lich; die Herren Bläulich und Hahne mann packten ihre Jagdbeute" ein, die in je einem halben Dutzend feinster Rebhühner bestand, und nun konnte eS nach Haufe gehen. Herr Fröhlich begleitete die Herren noch ein Stück Weges, und da machte Rentier Hahnemann, dem die reichlich genossenen Getränke anfingen in den Kopf zu steigen, noch den Borschlag, eine kleine Weinkneipe aufzusuchen. Der Vorschlag wurde natürlich mit Begeifte rung angenommen, nach zwanzig Minu ten saßen die Freunde im gemüthlichen Lokal, und Herr Hahnemann vergaß Rebhühner und seine liebe Auguste über einer großartigen Flasche Marko brunner. Der ersten Flasche folgte eine zweite; HahnemannS gute Laune ging in Be geifterung über, und bei der dritten Flasche merkte er nicht mehr, was um ihn vorging. Seine Freunde nahmen schnell diese Gelegenheit wahr, um sich einen, wie sie meinten, großartigen Witz zu leinen, Sie machten mit dem Wirth ab, daß derselbe HahnemannS Rebhühner sollte braten lassm; gemeinsam wollte man sie verzehren, und die Ueberrefte vom Mahl sollten dann in HahnemannS Jagdtasche an Stelle der sechs Hühner gepackt wer den nebst einigen alten Semmeln und verschimmelten Brotrinden. Der Wirth that, wie die Herren der langten. Hahnemann that sich mit gütlich an dem lecker zubereiteten Bra ten, und als man eine Stunde nach Mitternacht aufbrach, hing er ahnungS los feine ganz anders denn vorher ge. füllte Jagdtasche um. ES war gegen zwei Uhr Morgens, als Hahnemann wie ein Segler im Sturm in seiner Villa ankam. Schon von draußen sah er. daß noch Licht brannte, daß also seine .liebe Auguste" ihn erwartete. Zagend trat er ein, aber seine schlimmsten Erwartungen wurden übertroffen. Frau Auguste wünschte sich den Tod, daß er sie von einem Manne befreie, der Schmach und Schande über sie bringe, befreie von .dem Wüstling, dem Bummler, dem Nachtschwärmer, dem Saufaus, dem I dem Hier brach Frau Augusten! Stimme und ging in anhaltendes Schluchzen über. Herr Hahnemann bat und lernet chelte. er lallte Entschuldigungen, und dann öffnete er seine Jagdtasche, um durch die sechs Hühner seine Frau zu versöhnen. Entsetzt prallte er aber zu rück. Knochen, einige Federn, blutige Köpfe und Füße lagen da mit alten Semmeln und Brotrinden in holder Eintracht. Frau Augufte kreischte vor Wuth laut auf und fiel beinahe in Ohnmacht; Herr Hahnemann aber faltete die Hände über dem Magen und stöhnte auf: .Die miserablen Kerle! Mein schönes Geld!" Seine Frau horchte auf. Dein Geld?" .... Ein schrecklicher Verdacht kam ihr. .Wo find die Hühner her?. . Was. selbst geschossen?.... So.... so. selbst geschossen?.. .. sich' doch. ei. sieh' doch Dann aber richtete sie sich hoch auf, und mit flammenden Augen donnerte sie dem ganz Zerknirschten zu: DaS schwöre ich Dir, Du Lllgenwicht; das nächste Mal gehe ich mit zur Jagd." Noch einmal sah Frau Augufte mit einem niederschmetternden Blicke den Sünder an, und dann rauschte sie hoch erhobenen HaupteS hinaus, indem sie die Thür krachend hinter sich ins Schloß fallen ließ. Herr Hahnemann hatte eine schreck liche Nacht: er träumte, feine Frau schleppe ihn an den Haaren durch Busch und Moor, und alle Augenblicke war er wach. Er zweifelte keinen Augenblick daran, daß seine liebe Ehehälfte ihre Drohung wahr machen würde, denn er kannte sie. HahnemannS Stimmung wurde nicht im geringflen gebessert, als er am näch ften Morgen beim Frühstück auf fein zaghaftes Guten Morgen, liebe Au. guftel" ein dumpfes Brummen zur Antwort erhielt, daß er ebensowohl mit Guten Morgen! alS auch mit Verfl Säufer! übersetzen konnte. Ganz und gar niedergeschlagen schlich er Nachmittags zu feinen Freunden und klagte denen feine Noth. Anfangs lachten die, als aber Hahnemann be theuerte, daß feine Frau ihr Wort wahr machen würde, daß es mit den Bum. melfahrten nun aus fein müßte, da tröstete ihn Fröhlich, er sollte sich nur beruhigen, er würde die Sache schon machen. schließlich verabredete man sich, am zweiten Abende darauf sich wieder am Stammtisch zu treffen, und da wollte Herr Fröhlich seinen Plan vorlegen. Am zweitnächsten Abende entwickelte er denselben folgendermaßen: Hahne. mann sollte frech für den nächsten Dienstag seiner Gemahlin eine Hasen. jagd ankündigen. Er, Fröhlich, würde zwei Treiber" besorgen, die an gczeich nete Plätze zwei gekaufte Hasen nieder legen sollten, und die sollte Hahnemann dann schießen". Deine Frau hat ja keine Ahnung von einem frisch geschos senen Hasen; solch ein Ding hat sie wohl me mch zu seh-n belommen,' meinte er noch ironisch zu Hahnemann Hahnemannn ging auf den Plan ein, erlegte vorläufig vier Thaler sür vasen uno Treioer, unv mit oem er. sprechen, am nächsten Dienstag zur Ha senzagd zusammenzukommen, trennte man sich. Herr Fröhlich bereitete alles aufs Beste vor. Seine Wirthin besorgte die Treiber", zwei feiernde Maurer, die ihr verwandt waren, und die gegen je einen Thaler Entgelt und das nöthige Essen nebst einigen Groschen zu Schnaps den Auftrag ausführen wollten. Die Hafen kaufte Herr Fröhlich am Montag Abend ein, möglichst frisch, und am Dienstag früh sechs Uhr zogen die Trei. der mit der Jagdbeute dem Jagdorte, einer Waldwiese, zu. Die Maurer hatten ein tüchtiges Stück Weg, zudem war eS recht frisch. und e Sihnen nicht zu verdenken, daß sie unterwegs tüchtig einen auf die Lampe gössen. Geld zu Schnaps war auch da, denn auf ihre Vorstellungen hin hatte ihnen Herr Fröhlich am Abend vorher einen halben Thaler im Voraus gegeben. Um ein halb acht Uhr schon waren die Leute in dem Kruge angelangt, in dem die Jagdgesellschaft zu ihnen stoßen wollte. Erst um zehn war die elbe zu erwarten, zwei und eine halbe Stunde hatten sie noch Zeit, und so beschlossen denn die Beiden, im Gastbofe bei einem Glase warmen Grogk sich niederzu lassen. Auf das erste Glas folgte ein zweites; die Maurer wurden redselig, und bald fingen sie an, sich laut über den Zweck ihrer Sendung zu unterhalten und über die Sonntagsjäger ihre Glossen zu machen. Sie hielten sich auch nicht im mindesten zurück, als zwei Förster in die Gaststube traten und an einem der Tische Platz nahmen. So kam eS denn, daß die Waidmän. ner gar bald wußten, um was es sich handelte, sie zwinkerten sich lustig mit den Augen zu, nahmen am Tische der Maurer Platz, gaben noch einige Run. den und ließen sich erzählen. Darüber verlief die Zelt; eS war schon über neun Uhr geworden, a!S der eine der Treiber" sich mit dem Bemer ken erhob, er müßte nun die Jagdbeute an Ort und Stelle bringen, sie auch bis zum Beginn der Jagd überwachen. Man redete ihm das Letztere auS; eS würde in dieser Frühe Niemand die Hasen wegstehlen, und alS der eine der Förster noch etwas besonders Gutes be stellte, da ließ der Mann sich auch über reden und versprach, sofort wiederzu kehren. Er sing; eine weitere Runde kam. die Förster erzählten Schnurren, und o!S der eine sich mit dem Bemerken er hob. er hätte noch etwas Wichtiges zu desorzen, fiel daS dem zweiten Maurer n!cht veiter auf. Man dachte auch nicht weiter an den Geschiedenen, als der Maurer, der die .Jagdbeute" an Ort und Stelle gebracht hatte, wieder kam, und der zweite Förster noch nicht zurück war. ES wurden noch Einige getrunken; lachend schied gegen zehn Uhr auch der zweite Waidmann, und bald darauf kam auch die Jagdgesellschaft an in Be gleitung von Frau Augufte Hahne mann. Der zweite der Treiber, dem die Ausgabe zugefallen war. die .Jagd beute' zu bewachen, hatte sich schon bei Zeiten fortgedrückt. Nach einem schnell noch eingenom menen FrüystUa ging es dann zur Jagd. Die Herren waren zuversichtlich und bester Laune, und Frau Augufte bat schon im Stillen ihren Gemahl um Verzeihung wegen deS schmählichen Ver dachteS. den sie gegen ihn gehegt hatte. Nur einmal noch war ein Argwohn in ihr aufgestiegen; sie hatte immer gehört, daß ein Hund zur Jagd gehörte; aber schnell war der geschwunden, nachdem Herr Fröhlich ihr bedeutet hatte, daß, da man heute mit Treibern zagte, man doch keines HundeS bedürfe. Die .Jagd" begann also. Die drei Herren und die Treiber machten einen Höllenlärm; man knallte in die Luft und that so wüthend, daß ein Fern stehender auf den Gedanken Hütte kom men müssen, eine wilde Jndianerhorde fei auf die friedliche Waldwiese loSge lassen. Am wildesten gebürdete sich Herr Hahnemann: er schrie und hantirte der. maßen mit feiner Büchse herum, daß seine Frau einen Heidenrespekt vor ihm bekam, und daß eS als ein Wunder be zeichnet werden mußte, daß er Niemand anschoß. Wie eS verabredet worden war, schrie da plötzlich einer der .Treiber HaS'l", und dann brachte er sich fo schnell wie nur irgend möglich aus dem Bereich der Büchse deS Herrn Hahne mann. - Auf den Ruf stellten die anderen bei den Herren daS Schießen ein, Hahne mann stellte sich in Positur, und dann knallte er los. ..Getroffen!" heulte da Alles im Chor. und schnell stürzte man auf die Stelle zu, wo der Hase liegen sollte. Der eine der Treiber sprang zu, hob das Thier auf, dann ließ er es ober so fort fallen und kratzte sich verlegen den Kopf. Na, waS ift denn loS!" schrie Herr Hahnemann, indem er nähertrat; auch Frau Augufte kam neugierig herzu. Herrjeh, 'S iS fchonft 'n abjezogener Hasel" sagte der Treiber. Frau Auguste stemmte den Arm in die Seite: Ja. und da im Baume hängt das Fell," bemerkte sie in eigen thümlichem Tone, .willst Du daS viel leicht auch noch schießen, Ferdinand?" Herr Hahnemann und seine Freunde, sowie die Treiber blickten auf, und wirklich: in einer jungen Tanne hing daS kunstgerecht abgezogene Fell des Hafen. Der Anblick war so komisch, daß Herr Fröhlich durchaus lachen mußte. DaS versetzte Frau Hahnemann in Wuth Sie stellte sich breit vor ihren Gemahl hin: Na, schieß nur weiter, Du Pampe. in abgezogenen Hasen; ich lasse mich nicht veralbern!" Giftig sah sie hierauf die Freunde HahnemannS an, und dann machte sie sich wirklich von bannen. Hahnemann blickte nur vorwurfsvoll auf seine beiden Freunde. Ich schwöre Dir; wir thaten das nicht sagte Herr Fröhlich, und dann setzte er der Frau seines Freundes nach und suchte sie zu versöhnen. Das gelang endlich auch halb und halb; man kam zu der Ansicht, daß sich ein Dumm. köpf" einen albernen Witz" gemacht haben mußte, und schließlich wurde die Jagd fortgesetzt. Man hoffte noch auf den andern Hasen, und Herr Fröhlich glaubte mit Recht hoffen zu dürfen, weil Herr Bläulich, der in dem Wirr warr nach der gekennzeichneten Stelle hingelaufen war, wo die Treiber" daS zweite Thier niedergelegt hatten, berich ten konnte, er hätte etwas GraueS dort liegen sehen, also keinen abgezogenen Hasen. Man lärmte wieder und rannte um her; wieder schrie der Treiber: Ho diesmal aber nicht so laut wie vorhin; wieder schoß Herr Hahnemann, und dann schritt man der Stelle zu, an der der Hase liegen sollte. Ja, da lag etwas Graue! aber Herr Hahnemann glaubte, ihn müßte der Schlag rühren, als man den Hasen" aufhob. Ein mit Stroh gestopftes Hafen fell!" lachte Herr Fröhlich grimmig loS; Frau Augufte wurde kreidebleich vor Wuth und rannte davon, als ob sie einer ange qonen wäre, verr Lahne. mann aber warf mit einem Fluche daS Fell zu Boden, kehrte mit dem Rufe: Sie könnten ihm gestohlen bleiben! fei nen Freunden den Rücken und eilte seiner Gemahlin nach. Auch die Herren Fröhlich und Bläulich blieben nicht müßig, sie schimpften mordSmüßia aus die Treiber los, die in der Zwischenzeit sich daran gemacht hatten, den abge zogenen Hafen vom Baume herabzu holen, der zur Abwechselung diesmal in den Zweigen hing, und die Treiber blieben nicht, schuldig. I Sie drohten schließlich gar, sie woll ten den ganzen Schwindel der grau Hahnemann erzählen, und man mußte ihnen, damit sie nur ruhig waren, die versprochenen Thaler schon geben. Somit hatte die o fröhlich begonnene .Jagd" einen ganz unerwarteten Aus gang genommen. Schweigend nahm mari im Gafthaufe das schon bestellte Mittagsmahl ein, und schweigend kehrte man nach Haus. H?rr Hahnemann söhnte sich schließ lich mit seinen Freunden wieder auZ. die ihm heilig versicherten, daß sie ihm keinen Streich gespielt und auch keine Ahnung hätten, wie deS mit den Hasen hatte geschehen können, auch zu feiner Gemahlin wurde nach und nach daZ Verhältniß ein beffereZ; oder zur Jagd durfte er nie mehr gehen. Tag wäre nun für den armen Alten sehr traurig gewesen, wenn er nicht noch auf andere Art sich freie Bummeltage zu verschaffen gewußt hätte. Mit Jag?, tasche und Flinte ging Herr Hahne mann freilich nie mehr auZ; aber oft noch machte er mit feinen Freunden den gewohnten Bummel, und wenn er dann recht luftig war, dann gab er'S wohl auch zum Besten, wie er einst auf die Jagd gegangen war. ciie. tfin Schattenbild aus dem Beiliner 5.'ben von 15. von MichalkowSka. Nun. Klein?, und Du?" Die schmächtige, vor Kälte zitternde Gestalt deS indes, daS ,n sich zusam mengesunken vor dem Ladentisch deS KrSmerS stand und mit großen, hungri. gen Augen die dort unter Glasglocken ausgebreiteten Dellcatessen, wie löst lichen Schinken und leckeren Käse, an gestaunt hatte, zuckte zusammen, das von Froft blaublaß erscheinende, magere Gesichtchen überflog ein Hauch von Röthe. Ach, eine Flasche HelleS !" ftam melten die schmalen Lippen verwirrt. und dann streckte sich die kleine Hand aus und ließ das 50 Pfennigstück auf den Tisch gleiten. Da, 35 Pfennig zurück !" . Danke! Guten Abend!" Ein trauriger, letzter Blick auf die zurückbleibenden Eßwaaren, dann war daS Kind in die Nacht hinauSgefchlüpft, Hu, wie kalt eS ift ! Wie der Wind so schaurig heult und der Regen ihm mS Antlitz stäubt ! DaS dünne, faden, scheinige Kleidchen schützt den kleinen Körper kaum. Bei solch garftigem Wetter eilt ein jeder, heim zu kommen, unter Dach und Fach. Auch deS Kin deS Eltern wohnen nicht fern, um die nächste Straßenecke herum o, wie eS eilt ! 'S ift gar zu bitter kalt und und wenn auch ! Fiel da nicht eben etwas klirrend, klingend zu Boden? Ein TodcSfchreck läßt deS KindeS Blut erstarren. ES öffnet beim schwachen Schein der Laterne die geballte Faust; auf den ersten Blick erkennt eS den Schaden. Gott, es fehlen zehn Pfennig ! Was wird die Mutter nun" Ader sie fielen ja erst den Augenblick, sie wird sie, muß sie wiederfinden. Und das Kind bückt sich nieder und fpüht auf dem Boden umher, sucht weiter die Straße hinauf, sie legt sich fast auf die Erde und sucht und sucht. Der Sturm zaust ihr dünnes, ungepflegtes Haar, der sprühende Regen blendet sie; aber waZ thut das! Sie muß das Geld wieder haben ! Ohne das sie würde nimmer wagen nach Haufe zu gehen. Die Mutter schlüge sie todt o und der Vater! Und wieder erschauert sie bei dem Gedanken daran, die Thränen treten in die müden Augen, sie schlägt die Hände vor das Gesicht, und krampf hafteS Schluchzen erschüttert die kleine Gestalt. Vorübergehende bleiben stehen, blicken verwundert auf daS auf dem Boden bockende Bettelkind; mitleidig fragt die Stimme eine? alten Herrn : Was fehlt Dir denn. Kind? Was haft Du?" Keine Antwort, das Schluchzen dauert fort. Du darfst hier nicht auf dem kalten Schnee sitzen. Du kannst Dir den Tod holen !" Ach !" ES klingt ein namenloses Weh aus diesem hervorgestoßenen, schluchzenden Laut, das ins Herz trifft. Der alte Herr faßt die Kleine bei der Hand und hebt sie auf. Willst Du mir denn nicht sagen, warum Du weinst? Ich kann Dir viel leicht helfen !" dringt er auf sie ein. Ich habe 'n Groschen verloren ich kann ihn nich mehr finden Mutter schlügt mir todt ick trau mir nich nach HauS!" kommt eS unter heftigem Weinen abgebrochen heraus. Dtf mein Kind, hier haft Tu den Groschen zurück. Weine nicht mehr; ich werde Dich zu Deinen Eltern bringen. Wo wohnst iur Verwundernd, staunend blicke daS Kind zu dem freundlichen Sprech auf, der eS bei der Hand nimmt und mit ihm nach der bezeichneten Straße geht. Haft Du noch Ge chwifter?" fragte der alte Herr. Nee !" Schüchtern klingt? nach: Mutter ift ooch froh, Kinder sind 'ne Last!" Jetzt sind sie in das unsaubere Hin terhaus getreten. Die schmale Stiege hinauf, fünf Stockwerk hoch. Vom Treppenflur aus leiten drei Thüren in eben fo viele Wohnungen. Der Herr aas der mit Behr" zu mn klopft an die Pfcrte. Kreide geschrieben Ti lesen ist. . Eine schmutzig auZsehkiide Frau, mit openem. wohl zum schimpfen bereiten Mund öffnet. Sie starrt verdutzt den Herrn an. der ihr Kind an der Hand hält. .uten Tag. Frau Behr! Ich bringe da Ihr kleines Mädchen. fand'Z halb erstarrt auf der Straße, 'S wär' besser. sie würden 8 so spät und bei solchem Huudcweiter nicht ausschicken, 'S kann sich den Zod dovon holen." .So, war die Ranze wieder uf die Straße? Ick kann't nich wissen, wo die Jöhre sich rumdreiden dhut ! WaZ hatlfte denn draußen zu suchen. hc? fuhr daZ Weid daZ ängstlich dastehende Kind an. .Na, Vater schickte mir doch Bier holen. Du jabft mir dct Jeld !" brachte eZ stockend heraus. .scichtig, ned her! Na ,a, mein Mann war woll durschtig. 'n Diener haben wir nich. et iS natierlich. dct die Range for ihr täglich Brot ooch wat dhut! Faulenzen iS nich. bei uns muß allen? verdienen un orderten, anders wie bei die Vornehmen! Ich rin, Lene, mach man, det de fort kommst mit die Streichhölzer. 'S iS Zeit !" Schweigend kam das Kind dem Be fehl der Frau nach, froh, fo loS zu kommen. Der Emp'ang war ja glimpf. lich gewesen. Verzeihen Sie, Frau Behr", nahm der Herr daS Wort, eine Frage: Ist'S denn durchaus nothwendig, daß die Kleine bei diesem Wetter inS Freie ge hetzt wird, um Streichhölzer zu verkau. fen, weniger Groschen halder? DaS Kind ift müde, abgespannt, hungerig jedenfalls dazu und " Die Frau lachte schallend auf: Nee. Sie find spaßhast! Verlangen Sie. wir sollen die Range mit Fleesch un Kuchen filtern? 'n Stick Brot wird se schonst mitkriejen. und det det Wetter nich jerade scheen iS Unkraut verjeht ja leider nich! Verdienen muß die Jöhre ooch. wenig jenug iS et man mit die Zeitungen und die Semmeln MorjenS un Abends mit die BlumenS und Streichhölzer! Adjes!" Damit schlug sie dem menschenfreundlichen Herrn die Thüre vor der Nase zu. DaS hatte er nun davon. Da stand erbetrossen, fast ein wenig beschämt; was ging ihn denn auch das alles an Dann schüttelte er den Kopf nachdenk. lich und ftieg bedächtig die Treppe hinab. Eben schlug eS acht Uhr. Die Klas. senftube der Gemeindeschule hatte sich mittlerweile gefüllt; der Unterricht sollte beginnen. Die Lehrerin verlas die Na men der Schülerinnen, die Genannten hatten sich mit einem hier" zu melden. Dabei stellte eS sich heraus, daß Lene Behr unter verschiedenen Anderen fehlte. Weiß vielleicht eine von Euch. weS bald Helene Behr nicht hier ift?" Keine Antwort. Lotte, Du wohnft ja in der Nähe. nicht? Geh heut Mittag mal ran fragen, was mit ihr ist!"' Nee, Freilein, det dhu ick nich! Die Mutter iS so 'ne bese Frau, die kommt mir jrob, wenn ick frazen dhu! Ick weeß et von frieher, wo ick mir mal de Lene zum Spielen holen wollte." Indem klopft eS leise an. Auf daS Herein" öffnet sich die Thür; Lene tritt mit gestammeltem Gruß und der ftörtem, thrSnenüberftrömtem Gesicht chen ein. Nun. Lenchen. so spät? Ich glaubte. Du seiest kranl! Setz Dich!" Etwas leiser: Letzte, mein Kind. Du weißt, Strafe muß sein! Warum kamst Du nicht zur Zeit?" Mutter ließ mir nicht weg?" Solltest helfen zu Hause?" Nein." Ganz leise: Mutter war so döse!" Warst ungezogen?" Ach -ich.. ich.." Schluchzen erstickte des indes stimme. Nun, nun, weine nicht so. Mutter wird gut sein bis heut Mittag!" Lene schweigt. Der Unterricht be. ginnt. Lene hat den Kopf auf die Arme gelegt, die Thränen rinnen wei ter. Wieder gut fein ? Wieder gut werden? Ja, kann denn das fein? Kann die Mutter gut werden, so wie sie frü her war? Dieselbe Scene wiederholt sich daheim ja zcden Tag, jeden Morgen nein, zu jeder Stunde bei Tag und Nacht: Schläge, Fußtritte Fußtritte schlüge mit dem Stock, mit der Peit sche, mit dem Holzschuh, Schimpfworte und Flüche der gemeinsten Art! Aber so döse wie heute, fo schlimm war'S noch nie. Und so traurig, fo elend und einsam ist daS Kind auch noch nie gewesen! Warum war die Mutier so zornig? O, Lene weiß, das Kätzchen, ihr Kätzchen, das sie so lieb hat. das war der Grund. Die g,lte Nachbarin hat ihr'S vor wenigen Wochen gegeben, und sie verbarg'S vor der Mutter bis heute, die gute, liebe Miez! Heute aber, als sie Lene aus dem Bett nachsprang, gerade als die Mutter hineinkam, da hat sie die Mutter todt gemacht, und nun will sie die Miez zn Mittag braten! O, wie hat Lenchen gefleht und gebeten um Schonung für das Kützchen, alles umsonst. Da hat sie in der Angst darum die Mutter in die Hand gebissen. und gewiß wäre sie nicht geflohen, als die Mutter nach der Ofenzange gegriffen Lene würe jetzt todt, erschlagen. Lene schaudert bei dem Gedanken an die Ge fahr, der sie heute noch einmal entron nen ist, und dann stoaen die Thrüncn. mit weit offenen Augen staut sie in' Blaue ; für heut ift sie gerettet. für heut noch! Ja. aber warum ist ihr der Gedanke an den Tod denn so schrecklich? Wenn man gestorben ist, suhlt man nichts mehr, dann hat man'Z gut! Sie bat das gehört, n?Ä kürzlich, als die alte Marie aus der Nachdarschast. die nicht mehr verdienen konnte und krenk und schwach war. sich den Zod gegeben. Die hatte sich zum venster hinauSze stürzt. Ja. wenn man todt ist. ist'S auZ! Dann hat man'S gut! Ob daZ auch wahr ist? Ja. gewiß! Zodte fühlen nicht mehr, gcrase wie im Schlafe muß eS fein, nur daß eS ein sehr langer Schlaf ist. aus dem man erst oben im Himmel wieder aufwacht. Ja, daZ hat Früu lein gesagt, der zugleich auch, daß daZ Leben ein Geschenk von &dt ist. das man nicht wegwerfen darf, fönst thut man große Sünde. Vielleicht macht der liebe Gott aber eine Ausnahme, wenn sie ihn recht herzlich bittet, und lüßt sie doch hinein. Und dann Miez ift todt, und Mutter wünscht so oft. Lene wär' nicht da. ja, hier ist sie allen im Wege. Nur in der Schule ift 'S gut. so schön wie im Himmel! Da kann sie sich ruhig ausschlaf.'n. und da giebt'S kein Schelten, keine Schlüge ! Sie schlummert ein auf ihrem letzten Platz. Adje. Fräulein." Die Schule ift aus. Lene Behr schleicht mit matten Schritten heimwärts. Sie fürchtet sich vor den Eltern, sie sucht das Nachhause kommen aufzuschieben, sie weiß ja, waS sie dort erwartet! Und keine Miez! O. wenn sie doch nicht erst heim müßte, gleich todt wäre! Lotte Ahrendt hat denselben Weg mit Lene. ES ist ihre Freundin, mit der sie sonst, alS die Mutter noch nicht böse war, manchmal gespielt hat. Sie stehen vor dem Hause, in dem BchrS wohnen. Adje, Lene!" Adje. Lotte! Tu weißte meine Katze iS ooch todt!" Dabei drüngen sich noch einmal Thränen in die Augen der Kleinen. Ooch! Schade drum!" sagte Lotte bedauernd und zieht die Augenbrauen in die Höhe. Mutter.... bratet fie....heit! Na adje!" Adje! Tu den! nicht weiter dran!" Nee! Tu morjen komm ick vielleicht nich nach Schule." Was? Willfte schwänzen?" fragt Lotte gespannt mit verschmitztem Aus druck. Nee. aber " daS Gesicht der Kleinen ift seltsam ernft. als sie ihren Mund dicht an Loitens Ohr bringt und flüstert: Morjen leb ick nich mehr! Ick stürz mir aus dct Fenper." Wa-aS? Biste verrickt?" lacht ihre Freundin, die glaubt, das laufe auf einen Spaß hinaus. Nee nee, wirft'S schon sehen! Adje!" Sie läuft davon, so hastig, als könne sie nicht früh genug in die Hände ihrer Peiniger gelangen. Die Andere steht ihr kopfschüttelnd, un gläubig nach, dann geht sie sinnend da von: So dumm wird sie doch woll nich sind! Um so'ne paar lumpichie Keile. Im Polizeibericht ftand'S am folgen den Tage, und jeder konnte eS lesen: Gestern Nachmittag stürzte sich 'ein zehnjähriges Kind. Lene Behr, die Tochter eines Tischlers in der E.... Straße, aus einem Fenster der im fünften Stock gelegenen Wohnung der Eltern auf den gepflasterten Hof und war sofort todt. Man nahm die Eltern des verunglückten Kindes in Haft." ?lnc erstaunliche Leistung. Als Kaiser Wilhelm der Erste im Jahre 1333 in Kreuznach war, besuchte er die dortige Nadelfadrik und nahm von den Vorgängen bei Herstellung der Nadeln und den dabei thätigen Ma schinen mit hohem Interesse Kenntniß. Besonders überrascht war er über die außerordentliche Feinheit einer gewissen Sorte von Nadeln, von denen eine große Anzahl erst 1 Gramm wiegt. Der Monarch sprach unverhohlen feine Verwunderung darüber aus, daß es möglich fei. diese feinen Gegenstände mit einem Oehr zu versehen. Da erbat sich der Bohrer, welche Be Zeichnung der Arbeiter sührt, der die zur Herstellung der Oehre nöthige Maschine bedient, ein Haar von dem Silber Haupte deS Kaisers, daZ ihm auch ge währt wurde. Mit äußerster Sorgfalt bohrte nun der Arbeiter ein Loch durch dasselbe und zog einen Faden, so fein wie ein Spinngewebe, hindurch, diele seltsame Nadel dem Kaiser überreichend, dessen höchstes Erstaunen die Lcistunzs fühigkeit deS Arbeiters wie der Maschine erregte. Im Jahre 1884, während der AuS ftellung von Nadelarbeiten in Seyden ham, gehörte dieses durchbohrte Laar zu den am meisten bewunderten Gegen nanocn. uno oas ucine GlaZlüstchen. n welchem auf dunklem Sammet die wunderbare Nadel lag. war stets von einer Schaar Beschauer umgeben. Jetzt n vieles nunmeor zur Religuie acwor dcne Haar im Besitz der Königin von ENgillNS. Die fjaiipti'iKije. Hat es Ihnen gestern im Theater gut gefallen?" Dame: Ach ja, großartige Toilet ten gab eZ zu bewundern."