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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 3, 1898)
Die weiße lveste. Wir befinden un? in den Räumen der Hof.Z'.'ükchc. und Vüzel.Anftalt. deZ ersten toMiftemcTit? in der Stadt. ' Sin emer langen Tasel find ca. 20 hübsche junge Mädchen mit Platten be schüstizt. Der Ion der zwischen denselben g sllhrlkn Unterhaltung belehrt un? so fort, daß wir tS nicht mit gewöhnlichen Bediensteten, sondern mit jungen Da men i'4 thun haben. AlleZ Töchter au? guten gamilien. die hier unter tüchtiger Oberleitung die Behandlung der Wä sche von der grödften bis zur feinsten aus dem Fundament erlernen. Die ganze Skala van BUgeleifen. CouDrii ,angen u. s. w. wird hier mit Eleganz gehandhadt natürlich fehlt dabei auch hier und da ein kleineres oder größeres Malheur nicht. Soeben mußte wieder eines passirt fein und zwar ein großes, denn eS er tönte ein Schrei, von dem man deutlich den Schrecken heraus hören konnte. Wie auf ein Signal eilten die jungen Damen, nachdem fie ihre heißen Werk zeuge versorgt halten, insgesammt der UnglückZstelle zu, daZ heißt, sie schaarten fich um diejenige, welche den Schrei auZgeftoßen hatte. l? war eine hübsche Blondine, deren ohnehin große braune Augen noch mehr erweitert, fassungslos auf eine weiße Herrenweste starrten. Waö da passirt war. war allerdings schon ein "grand rnalheur"! Auf dieser tadellos gewa " fchenen, blendend weißen Herrenweste zeigte fich in schärfsten Konturen der braune Abklatsch deS zu heiß verwende ten PlütteisenS, deutlicher gesagt, fie war durch dasselbe total versengt. DaS erwähnte Fräulein vergoß Tbrä nen. während die übrigen jungen Da men schauderten. Wenn das die ge strenge Lehrmeisterin sah. dann konnte eS wieder schöne Vorwürfe geben. Vor. würfe, die man um so mehr fürchtete, r'S fie fich dabei absolut kein Blatt vor i Mund zu nehmen bemühte und den diagel auf den Kopf traf. .Aber. Helene," fragte ein feineS Stimmchen, wie ist denn das zuge gangen?" .Ach,' schluchzte Fräulein Helene, .ich weiß eS eigentlich selbst nicht, ich dachte gerade über etwaS nach . . . . " .So, so," meinte eine andere der Damen, aus deren Stimme man den unbezähmbaren Schalk heraus hörte, .schon wieder? Hör' 'mal. Helene. Dir passirt diese? tiefe Nachdenken in der letzten Zeit aber häufig; ich glaube im mer. ich glaube immer " .Was?" brauste Helene auf. .Nun," meinte die Andere so recht fanft, ich glaube immer. Du nun jaI....Du bist verliebt!" Fräulein Helene wurde unter dem Gekicher der Uebrigen blutroth. ES ist schlecht von Dir, Malwine." rief fie ent rüstet, .mich bei einem solchen Unglücks falle auch noch zu verspotten. Du solltest Dich schämen!" .Nun, so sei doch wieder gut, alte Helene, Du kennst doch meine rasche Art; verzeihe mir und ich helfe Dir sicher auS der Patsche da, den Versöh nungSkuß und nun her mit dem Unglück.Gilet. Du bist doch zu aufge. regt, um eS fertig zu machen! Ich will eS fertig plätten und dann, ich schwöre eS Dir, schmuggle ich eS in das richtige Packet, ohne daß unsere gestrenge Lehrmeifterin daS Geringste davon ahnt. Wird dann reklamirt, so kann sie uns alle zwanzig auszanken, auf eine kommt dann nicht viel!" Bravo, Malwine!" rief die Carona, .Du haft eben immer daS Herz auf dem rechten Flecke!" .Wie diese Weste einen richtigen Fleck auf dem Herzen!" kalauerte der unver- besserliche Kobold; dann stoben fie aus inander und begaben fich wieder an ihre Arbeit, denn man hatte au? dem Nebengemache daS hohe Organ der na henden Direktrice vernommen. .Frau Fröhse...Frau Fröööööhse! Wo stocken Sie denn?" .Hier bin ich ja schon, Herr Assessor, was soll'S denn?" .Was es soll?! Meine Weste will ich haben oder neunundneunzig Schock. . !" .Ader so beruhigen Sie sich doch, ich habe ja schon daS Hausmädchen und auf Ihren Befehl auch noch drei Dienst männer in die Wüscheanftalt geschickt, ? muß ja alle Augenblicke eines von ihnen kommen!" Donnernd warf der Assessor Mengden die Thür feiner Wohnung zu und raste innerhalb dessen vier Wanden weiter in Hemdsärmeln umher. Auf Ehre, diese Situation ist schau derhaft, im höchsten Grade schauderhaft! Unten wartet der Wagen, mit dem ich meine Brautjungfer zur Hochzeit des Amtsrichters abholen soll, und mir fehlt noch die Weste, die weiße Weste, die bei solchen Anlässen unbedingt nö thige, frisch gekvaschme weiße Weste! O. ich Thor, der ich mich auf die sonst sprüchmörtliche Pünktlichkeit dieses der maledeiteu Instituts verließ. daS,mich nun so aufsitzen läßt, wo ich mir doch so leicht hätte eine neue besorgen können Himmelbomben Element, wo ist meine Weste, meine weiße Weste will ich haben....!" f" In diesem Augenblicke öffnete fich die Thüre und das schwitzende HauSmäd chen brachte daS Packet aus der Wüsche ''anstatt. .. r Der Assessor that einen Jubelschrei und riß es raich aus um im nach ten Augenblick ein Wuthgebrüll auSzu loßen. Er hatte seine weiße Weste aber in welchem Zustande! Persenzt war fie. schmählich versengt! Sin gan je? Bügeleisen war auf der Stelle adze druckt, wo ihm daS Herz im furchtbar ften Zorne schluz! Frau Fröhse. welche tdensallZ hereingekommen war. schlug die Hände über dem Kopfe zusammen und ihr Gesicht drückte daS ticsfte Mit leid auS. .Herr Assessor, einen Augenblick! Ich hole Ihnen daZ Beste fällt Einem doch immer zuletzt ein die weiße Weste meine? seligen Ehriftian!' Im Hand umdrehen war fie wieder da. aber der Assessor donnerte sofort: Hinaus, sage ich Ihnen, augenblicklich hinaus; die kann einem Nilpferde passen, nicht aber mir!" Frau gröhle entfernte fich tief gekränkt: statt ihrer erschienen nach und nach die drei Tienftmänner. welche den Bescheid brachten, daß daS Packet schon hier sein müsse der Assessor konnte nichts Anderes thun, als die geballten Fäuste in unendlicher Wuth zum Him mel zu strecken. Ganz kaput ließ er fich auf einen Stuhl nieder und rief auf erneute? Klopfen mechanisch: .Her ein!" EZ war der Lohndiener vom unten harrenden Wagen, der ihm erklärte, daß nun lein Bruchtheil einer Sekunde mehr zu verlieren sei, wenn man noch einiger maßen recht zum StandeZamte kommen, die Hochzeit nicht unmöglich machen wolle. .Aber ich bitte Sie, wie kann ich denn in dieser Weste.. ..' Der Lohndiener betrachtete fich diese Anfangs ganz erschrecken, schließlich zeigte sein Geficht aber wieder daS obli gate angenehme" Grinsen und er sagte: .ES geht doch. Herr Assessor wir knöpfen den Frack eben einfach zu!" Der Assessor stand einen Augenblick wie erstarrt, dann machte er Miene, den Helfer in der Noth zu umarmen, aber er besann fich. daß keine Zeit mehr dazu übrig war flugS wurde die Toilette vervollständigt, flugS ging'S zum Wagen hinab und flugS führte ihn dieser vor daS HauS seiner Brautjungfer. Man saß bei'm HochzeitSmahle und der Assessor Mengden war sicher der fröhlichste Gast. An seiner linken Seite, an seiner Hcrzseite, saß die von ihm schon so lange heimlich Verehrte und Geliebte! Sie war zum Entzücken heute. Dieses wundervolle blonde Haar und diese herrlichen, großen, braunen Augen er konilte fich nicht satt sehen. Anfang? hatte fie freilich geschmollt, weil er fie erst so spät abgeholt hatte; fie hatte geglaubt, sein Herz triebe ihn über dieser Gelegenheit alles Andere zu vergessen er hatte sich nämlich in seiner Verlegenheit recht ungeschickt ent schuldigt. Nun war fie aber wieder unendlich lieb und gut! Er mußte an fich halten, um fie nicht vor allen Leuten an seine Brust zu ziehen, das Champagnerglas zu erheben und den Anwesenden zuzu rufen: .Da seht her, da ist wieder ein glückliches Paar, das auch bald Hoch zeit machen möchte!" denn daß ihm daS herrliche Mädchen neben ihm auch herz lich gut war, das sah er heute deut licher, als je, auS ihren schönen Augen leuchten. Warum also zögern und daS Glück, ihr Jawort zu besitzen, nicht schon heute genießen? Dem Assessor ward heiß zu Muthe er öffnete den Frack. Im selben Mo ment ertönte aus dem Munde des FrSu leinS ein Wehlaut. Erstaunt folgte der Assessor ihrem Blicke, der starr auf die linke Seite der Weste gerichtet war. O, dieser verwünschte Fleck, an den er nicht mehr gedacht hatte nun sah fie ihn doch! Er ward roth und verlegen und erzählte ihr in fliegender Eile die Leidensgeschichte der weißen Weste" und schloß seine, wie er glaubte, humo riftisch gesärbte Expektoration mit den schneidigen Worten: .... Ich sage Ihnen, Fräulein Helene, ich könnte dieses Scheusal, das mir diese Schmach anthat, noch jetzt mit meinen eigenen Händen erwürgen; wenn ich je in meinem Leben ein Frauenzimmer gehaßt habe, so ist eS diese ich ich " TodeSerschrocken hielt er inne; seine schöne Nachbarin lehnte, bleich wie ein Wachsbild, mit schlaff herabhängenden Armen im Sessel, die Lider waren schwer über die schönen Augen herabge funken und unter dieselben hatten sich tiefe Schatten gegraben. Er fuhr wie elektrisirt vom Stuhle auf was war denn passirt? Auch die Gesellschaft hatte den Zroischenfall bemerkt, von allen Seiten eilte man herbei. Aber der Assessor ließ Nieman den nahe kommen; mit starken Armen hob er sie empor und trug fie in ein Nebengemach, wohin die Eltern der jun gen Dame erschrcckm folgten. DaS plötzliche Unwohlsein war vor über, aber ein nicht zu hemmender Thränenstrom war gefolgt. ES war den Eltern sowohl, als auch dem Asses sor ganz unmöglich, Licht in die Situa tion zu bringen. Letzterer konnte nichts Anderes thun, als die Mama auf ihr Verlangen hin auf daS Genaueste von dem Vorhergegangenen zu unterrichten, wobei natürlich die .Leidensgeschichte von der weißen Weste" wiederholt wurde, eS fehlte kein Tipfelchen, auch nicht der dramatische Schluß. Wie Sonnenschein ging eS über daS Geficht der klugen Mama; fie hatte eine Frage: .Sagen Sie, Herr Assessor, wo lassen Sie Ihre Wüsche waschen?" Nun, in der Hofanftalt von Meier selbstverständlich!" .Ähhh! Dacht' ich'4 doch .... He lene .Ach ja. und nun bin ich für ein Scheusal. daS er erwürgen will er haßt mich er, er. ahhh!" Der Assessor war ganz perplex. Doch die Mutter klärte ihn über den Zusam menhang auf da sank er freilich in die Kniee und stammelte Entschuldigung auf Entschuldigung, von denen jede be gann: Wenn Tu, Engel, mir nicht verzeihst, dann " Ader fie verzieh ihm! Dcr liichtling. Vrjjhlunq von Robert ittijiagabiTC. Mit einem Gefühl echt seemännischen Stolzes überblickte ich mein stattliches Schiff, das mit vollen Segeln aus dem New Z)or!er Hasen in den Ozean steuerte. Die Bemannung der .Möve" bestand auZ Leuten, die schon viele Reisen mit mir gemacht hatten. Doch nein diesmal war ein neues Gesicht darunter, ehrliche, offene Züge, die mir sosort ge fielen. Eben wollte ich in meine Cabine gehen, als ich ein Durcheinander von lauten, zornigen Stimmen hörte. Und gleich darauf brachte ein Matrose einen jungen Menschen angeschleppt, der sich irgendwo versteckt gehalten haben mußte, um eine freie Ueberfahrt nach dem Hafen, dem wir zusteuerten, zu er langen. Blaß und zitternd stand er vor mir. Ich fühlte ein tiefes Mitleid für den kaum dem Knabenalter ent wachsenen Jüngling; trotzdem aber fuhr ich ihn mit rauher Stimme an: Bursche, wie kommst Du auf mein Schiff? Ich habe die größte Lust. Dich über Bord zu werfen." Er schwieg. Da trat plötzlich John Archer, der neue Matrose, hinzu, legte die Hand an seine Mütze und sagte respektvoll: Ich kenne ihn, Herr Ka pitän. Der junge Mann wollte gern nach Liverpool, hatte aber kein Geld. Sie werden einen fleißigen, willigen Menschen in ihm finden." Da die Sache doch nicht mehr zu ändern war, befahl ich den Matrosen, den Burschen zu beschäftigen und begab mich in meine Cabine. Unsere Reise ging glücklich von ftat ten; niemals hatte ich Ursache gefunden, mich über die beiden ..Neuen" unter meiner Mannschaft zu beklagen. John Archer war ein tüchtiger, gewissenhafter Mensch, während der junge Williams sich geradezu unentbehrlich zu machen wußte. Er konnte zwar keine schwere Arbeit verrichten, doch was er that, ge schah mit solcher Geschicklichkeit und Zu verläsftgkeit, daß ich ihn bald in meinen persönlichen Dienst stellte. An John Archer schienen ihn ganz besondere Bande der Dankbarkeit zu fesseln. Ich beobachtete oft, wie er alle Leckerbissen, die ich ihm zukommen ließ, dem älteren Freunde zusteckte und sich stets beeilte, feine eigenen Arbeiten zu erledigen, um diesem bei der seinigen zu helfen. In der dritten Woche hatten wir einen furchtbaren Sturm zu bestehen. Mein gutes, wackeres Schiff kämpfte heldenmüthig gegen die tobenden Ele mente; die Balken krachten, die Taue spannten fich bis zum Zerspringen. Williams, dem ich befohlen hatte, in der Kajüte zu bleiben, wagte sich, als das Wetter gar zu arg wurde, auf Deck, und ich hörte Archer's Stimme einen Augenblick das Heulen deS WindeS übertönen. Nach unten mit Dir, schnell !" rief er fast angstvoll. Hier ist nicht der Platz für ein Kind, wie Du eS bist." Da sich Archer'S Posten in nächster Nähe der Kommandobrücke befand, der mochte ich mit einiger Anstrengung auch die leiser gesprochenen Worte zu ver stehen. Haft Du Dein Versprechen der gessen?" hörte ich Archer in eindring lichem Tone sagen. Ich bin hier ganz sicher; sorge Dich nicht um mich. Wenn wirklich Gefahr eintreten sollte, komme ich, Dich zu holen." ES könnte dann vielleicht nicht mehr Zeit dazu sein," antwortete William? mit zitternder Stimme, der man die furchtbare Angst anmerkte. Ach John, ich möchte nicht ohne Dich sterben!" Still, Du kleiner Narr!" Die Worte waren rauh, trotzdem klang eine innige Zärtlichkeit aus ihnen. Der Sturm ließ endlich nach, aber er hatte viel Schaden angerichtet; es gab alle Hände voll zu thun. Eben hatte ich Befehl gegeben. daS Leesegel zu reffen, da im Westen wieder dunkle Wol ken heraufzogen und einen zweiten Windstoß befürchten ließen. Archer sprang vor, um den Befehl auszuführen, doch der soeben auf Deck erschienene Williams war flinker als fein älterer Kamerad. Archer machte eine Bewegung, als wollte er ihn zurück halten, doch schon war der junge Mensch auS dem Bereich feines Griffes. Höher und höher schwang fich dn leichte Körper, und obgleich ich an sol chen Anblick gewöhnt war, folgte ich dcn Bewegungen deS Knaben mit einer mir selbst unerklärlichen Spannung. Er erreichte die Segelftange, legte sich über diese und langte nach dem Hißtau. Da wirbelte plötzlich etwa? durch die Luft und blieb mit einem dumpfen Aufschlag zu unsern Füßen liegen die Segel stange war leer. Einen Augenblick herrschte Todten stille; man hätte das Fallen einer Stecknadel hören können dann stürz ten alle herbei. Archer war der Erste, der neben dem Körper niedersank, der Erste, der in daS ft,lle, weiße Gesicht deS Knaben blickte, auf daS der Tod feinen Stempel gedrückt zu haben schien. Ein Aechzen. wie.ich eZ noch nie ge hört, rang sich von den Lippen deS Matrofen, und bewußtlos fiel er neben der regungslosen Figur nieder. Den Leuten einen Wink gebend, sich zu entfernen, trug ich mit dem Maat den ledlo'en Körper deS Knaben in meine Kajüte und ließ schnell den SchiffSarzt holen. Vorsichtig öffneten wir die Blouse deS Verunglückten und daS Geheimniß. daS die Person deS jungen Flüchtlings umgab, enthüllte sich unseren überraschten Blicken. William? war ein Mädchen ein Weid, da? auS Liebe zu einem Manne dicS allcS gethan hatte. - BrmeS. unglückselige? Kind! Würde da? junge Wesen mit dem Leben davonkommen? In tiefer Er regung beobachtete ich die Mienen de? untersuchenden Aiztcs. Sie wurden immer ernster, und endlich sprach er e? auZ. daß nur wenig, schrecklich wenig Hoffnung vorhanden sei. Trotzdem ga den wir Beide, unser Herz von innigem Mitgefühl erfüllt, diese nicht ganz auf. Nach einigen bangen Minuten hoben wieder leise Athemzüge die junge Brust, und langsam schlug daS Mädchen die großen, dunkelblauen Augen auf und ließ fie suchend umherschweifen. Ich v.'rstand diesen Blick und ging leise hinaus, um Archer zu holen, der auS seiner Ohnmacht erwacht sich wie ein Rasender geberdete. Als er meiner ansichtig wurde, stürzte er auf mich zu, ergriff meine Hände und rief in herzzerreißendem Ton: Sie wissen alles, Kapitän? Sie ist mein Weid! Arme, kleine May, sie konnte nicht ohne mich leben, deshalb folgte sie mir. Um Gott, Kapitän, sagen Sie, wird sie sterben?" ES ist nur geringe Hoffnung, aber wir werden für sie thun, waS wir kön nen." antwortete ich tief bewegt. Dann führte ich den jungen Mann in meine Kajüte und entfernte mich mit dem Arzt auf einige Minuten. Er kniete nieder an der Seite f,ineS WeibeS. das Gesicht in die Kissen ge drückt, während die Hand liebkosend auf ihren Locken ruhte. Leise berührte ich seine Schulter und bedeutete ihm. hex auszukommen. Eine gefährliche, schmerz hafte Operation mußte vorgenommen werden, wenn man überhaupt den Ver such machen wollte, die Aermste am Le den zu erhalten. Ich behielt den be dauernSwerthen Gatten so lange bei mir, und er erzählte mir mit kurzen Worten die ganze traurige Geschichte. .May liebte mich, Capitain. aber ihre Eltern versagten uns ihre Einwil ligung, da ich ihnen nicht standesgemäß erschien. ES war unrecht, ich weiß, doch wir liebten unS fo innig und da sie mir sagte, fie könnte und wollte nicht ohne mich leben da, ach ich wage eS nicht auSjudenken, was die Welt mir ohne mein füßeS, kleines Weib sein wird! Sie ist meine Frau. Capitain, wir haben un? vor fünf Wochen trauen lassen. Sie folgte mir in Verkleidung, wie Sie wissen, und ich Capitain, ich hatte nicht den Muth, fie deshalb zu tadeln. Sie that eS ja auS Liebe zu mir. Barmherziger Himmel, nimm fie mir nicht!" Ein schmerzliches Stöhnen beendete den Satz. Da öffnete fich die Thür, und der Arzt trat ein. ES ist besser geglückt, als ich gedacht habe sie wird vielleicht am Leben blei den." Die Tage, die jetzt folgten, wurden in angstvollem Harren und beständigem Wachen verbracht, und endlich hatten wir die Freude, die junge Lebenskraft den Sieg davon tragen zu sehen. Ader als fie nach der Heimkehr mit Thränen der Dankbarkeit Abschied nahm und auf den Arm ihres Gatten gestützt das Schiff verließ, folgten ihr unser Aller feuchten Blicke und herzliche Se genSworte auS manchem rauhen See mannSmunde, )im Vovk und sein Messer. Ueber die Entstehung deS Bowiemes serS, das bekanntlich lange Jahre hin durch die beliebteste Waffe der Bewohner deS Südens war, haben fich eine Reihe von Anekdoten verbreitet, welche wohl geeignet find, den Urheber desselben, den viel genannten Jim Bowie, in dem Lichte großer Rohheit darzustellen. Bowie war jedoch keineswegs ein Halsabschneider und professioneller Raufbold. Als junger Mann hatte er viel mit der Wahrung von Ansprüchen auf angekaufte? Land am Mississippi zu thun, und in jenen wilden Tagen setzte fich Derjenige, welcher für Gesetz und Ordnung eintrat, selbst wenn er feine persönlichen Rechte wahrte, dem bluti gen Hasse gesetzloser Gesellen auS. Um fich gegen unerwartete Angriffe zu sichern, ließ er sich ein Messer nach eige nem Entwurf anfertigen, daS er meh rere Jahre im Gebrauch hatte, bis er von einem Spanier in New Orleans hörte, der ganz wunderbare Messer ma chen könne. Bei diesem bestellte er dann ein Messer mit 9 Zoll langer Klinge und 6 Zoll lamgcm Griff, welches ihm in 19 verschiedenen RencontreS diente und zum Vorbild der später nach ihm be nannten Messer wurde. Dieses Messer fand man auch in seiner erstarrten Faust nach dem Massakre von Alamo. am 6. März 1836. und 6 todte Mezi kaner, die um ihn herum lagen, waren stumme Zeugen von der Wirksamkeit der Waffe. Bowie gebrauchte sein Messer nie nach Mörderart wie einen Dolch. Er faßte dasselbe wie ein Soldat den Säbel und schlug damit nach dem HalS seines Gegners. Seine Gewandtheit und Kraft waren erstaunlich ; dad,i wog er nie öder 110 Pfund. Für alle Uebel, thäker war er ein Schrecken. Er starb al? Soldat in der Vertheidigung feines doptiv Vaterlandes, der Republik TezaS, in deren Armee er zum Rang eine? Obersten emporgestiegen war. Seine Frau war eine Tochter de? tcxanifchcn Deputy Gouverneur? von Coahuila. Ein Beispiel diene, statt vieler, dafür, wie seine Bravour aneifernd auf seine Genossen wirkte. Zu Beginn deS texa Nischen UnaddüngigkeitS'KriegkS wurde er mit einer 92 Mann starken Schaar von 4C0 Mir kauern bei Conception umringt, aber e, schlug fich durch und verlor dabei nur einen einzizen Mann, während die Mexikaner 67 Todte aus dem Felde ließen. Als bei der Vertheidigung von Alamo der Kommandeur. Maj. Tra bis. sah. daß Widerstand nutzlos war. rief er die Überlebenden zusammen und forderte dieselben in zündender Ansprache auf. so lange fie noch eine Muskel regen könnten, die Mexikaner zu tödten. Dann zog er seinen Säbel, zeichnete mit denistlden eine Linie auf den Boden und sagte: .So, wer ent schloffen ist, hier zu bleiben und mit mir zu sterben, der komme vorwärts über die Linie!" Jeder Kranke, der gehen konnte, erhob fich und wankte über die Linie. Oberst Bowie. der auf einem Feldbett lag, wandte fich an die Soldaten mit der Bitte: .Jungen?, ich kann nicht ausstehen, aber Ihr würdet mir eine Freude machen, wenn Ihr mein Bett da hinüber trüget !' Sofort sprangen vier Mann auf und erfüllten seine Bitte. AIS die Mexikaner ein drangen, gab die Aufregung Bowie neue Kraft, so daß er fich erheben konnte und bi? zu seinem letzterk Athem zug mit seinem gefürchteten Messer kümpste. Unter den selbfterlebten Geschichten, die Henry Clay am liebsten erzählte, ge hört die folgende hierher: Clay befand fich auf einer längeren Reise im Stellwagen: außer ihm waren noch drei Passagiere in dem Fuhrwerk, ein großer, grob aussehender Gesell an? dem Hinterwald, ein hübsche? Mädchen und eine kleine zusammengesunkene Figur in einem großen Ueberrock. Al? nun während der Fahrt der Hinter wäldler zu rauchen anfing, bat ihn das junge Mädchen, solches zu unterlassen, da ihr der Qualm Uebelkeit verursache; aber der Grobian erklärte mit einem Fluch, er habe seinen Platz bezahlt und werde thun, wa? er wollte. Clay war eben im Begriff, dem Manne Vorfiel lungen zu machen, al? die kleine Figur in dem Ueberrock in die Höhe schnellte, mit rascher Bewegung ein lange? Messer zog und den Hinterwäldler bei der Kehle packte. .Werft dii Pfeife da au? dem Fenster oder " ertönte e? in sanfter aber resoluter Stimme, und gleichzeitig ließ eine kurze Bewegung der Klinge den Rauchkolben auf die Straße rollen. .Dann verschwand," so erzählt Clay, .daZ Messer wieder in dem Ueberrock und der Passagier sank in feine vorherige Lage zusammen, während ich in mir wünschte, ich wäre der kleine Mann in dem großen Ueber zieher, denn ich wußte, eS konnte Nie mand anders sein als Jim Bowie, Bowie mit feinem großen Messer." j Steuermann und Steuerfrau. In Liverpool hat kürzlich ein wirkli cher LiebeSroman durch eine Heirath seinen Abschluß gefunden. Der Held desselben ist ein junger Seemann Na menS Harry Brady Hunt, der erst Schiffsjunge war. dann Matrose wurde und hierauf in Liverpool eine SeemanZ schule besuchte, um fich für das SteuermannSexamen vorzubereiten. Die Heldin ist die junge Lady Erneftine Brudenell Bruce, älteste Tochter deS MarquiS von AileSbury, PeerS von England. Lady Erneftine war lange schon da für bekannt, daß fie eine tüchtige See fahrerin sei und eine Bacht fo gut zu lenken versehe, wie die erfahrenste Theer jacke. Lady Erneftine strebte nun nach einem Steuermannsdiplom und besuchte zu diesem Zwecke dieselbe Seemanns schule, auf welcher fich auch der junge Hy, Brady Hunt auf sein Examen vorder tete. Beide lernten fich kennen und be schloffen den Bund fürs Leben. Jnzwi sehen bestand der Held deS Romans daS SteuermannSexamen. die Heldin konnte eS aber nicht bestehen, weil ihr auf ihr Gesuch vom Handelsamte erwidert wurde, daß eS für angebliche Steuer Männer aus ihrem Geschlecht keine Prü fungSbeftimmungen gebe. Am 18. Ja nuar wurden Beide in einer Kirche von Liverpool getraut. Nur so wenige Men schen haben von der Verlobung und be vorstehenden Eheschließung gewußt, und so waren auch nur die HauSwirthin der Braut und zwei Freunde deS Bräu tigamS bei der Trauung zugegen. Dann find Beide nach London gereift, wo der junge Seemann gleich die Leitung eines Segelschiffes übernommen hat. und die junge Gattin hat fich mit ihm einge schifft. Moderne lzeiratizsanzeige. Durch den Tod meiner Frau hat fich ein Sitz auf meinem Tandem erledigt. Bewerberinnen hierauf wollen ihre Adresse unter .All Heil" an die Exp. d. Bl. senden. ?i xalriclischk KöaVn Jette befindet sich in der Küche. Von der Straße au? ruft ihr Gefreiter zum ksiiftcr herein. Gleichzeitig ruft die Gnädige au? dem Zimmer: .Jette, komm' sosort ,u mir!" Jette: .Ich kann nicht kommen, gnädige grau .da? Vaterland ruft'!" höchste St'miittzlich'kit. Gläubiger: ....Wissen Sie auch, daß ich jltzt schon fast ein ganze? Jahr tagtäglich zu Ihnen komme?!' Studiosu?: .Hast recht, alter Junge wir könnten eigentlich .Du" zu ein ander sagen !" irkljnina. ....Wie e? kommt, daß der Lcga tionsrath drei Orden besitzt?. .. Sehr einfach l Den dritten hat er bekom men. weil er die beiden andern hatte, den zweiten, weil er dcn ersten hatte, und den e r st e n , weil er noch gar lei nen hatte I" 9cdanfrnf(Stit. Du rühmst dich, daß in duser Welt E? gänzlich dir an Feinden fehlt? Hast Freunde du? Ja? Dann gemach I Sich' erst 'mal unter diesen nach! Ihren Freundinnen etwas Unange nehmeS sagen, daS nennen viele Frauen Wahrheitsliebe. Mißtrauen und Vertrauensseligkeit find Mangel an Menschenkenntniß. Nichts pflegt ungezogener zu sein, al? ein LooS, da? man spielt. Schwer zu treffen. .Wann kann ich den Herrn Chcs spre chen?" .Ja. da? ist sehr schwer! Vor zwölf kommt er selten in'S Büreau und nach zwölf geht er gleich !" Zukunftsbild. Fußgänger (im Gebirge): Ent zückend! Diese Berge, diese Thä ler....I" Radler: Ja, wo man hinschaut, nichts al? F a h r h i n d e r n i s f e I" in Phlegmatiker. Tante (auf Besuch): Gestern mußte ich über die Gardinenpredigt, die Du Deinem Manne gehalten, herzlich lachen. Du hast aber so schnell gesprochen, daß ich kaum im Stande war, zu folgen I" Junge Frau: ..Ja ich muß so schnell sprechen, wenn ich Alle? heraus dringen will, weil er mir sonst früher einschläft !" Belehrung. Professor (Abend? auf einem Aus fluge mit einigen Studenten): Sehe Sie. meine Herren, das ist der Mond, von dem schon die Alten sagten: O Mond!" Der Autographen-Sammler. ... Wie, dieser Brief de berühmten Dichter hat keinen Werth für Sie?" .Zu neu, junger Mann. . . . viel zu neu !. . . Kommen Sie mal in dreihun dert Jahren wieder !" In der hemiestui,de. Professor : Wa? geschieht mit Gold, wenn man eS an der freien Lust liegen läßt? Schüler (nach längerem Nachdenken): ES wird gestohlen!" Starker Beweis. A: In jedem Concert treffe ich den Doctor ! Versteht denn d e r Etwas von der Musik?" B: Und ob! Der ist durch und durch musikalisch überAlle? schimpft er!" ycchste Naivetät. Studiosu?: Heute bleibt mein Schneider aber lange aus !" Freund : Willst Du ihn denn bezah len, daß Du ihn fo sehnsüchtig erwar test?" StudiosuS: I' bewahre; aber weil er gewöhnlich um diese Zeit kommt, gibt ihm meine HauSwirthin immer den Kaffee für mich mit herauf!" Auf der Treibjagd. Graf (der alle Hafen fehlt): Herr Förster, Sie haben sehr schöne Hafen aber einen Fehler müssen Sie unbe dingt abstellen : fie find nicht deut lich genug!" Lrster Gedanke. StaatZanwalt (vor einem Plakat, auf welchem die siamesischen Zwillinge abgebildet find): .Don nerwetter, hätt' man die auf einen Steckbrief leicht erwischen können!" Stimmt. A.: DaS Schlimme ist nur beim Radfahren. eS bringt Einem mit allen möglichen Leuten in Berührung." 23. (der mehrmals durchgeprügelt wurde, weil er Leute überfahren hat): Ja, namentlich in den ersten Wochen." ?cr j?hotcgrarh. Ihr Alle, die einher Ihr wandelt Betrübten Sinne?, voller Wuth. Weil Euch die Welt so schlecht behandelt. Kommt nur zu mir, da habt Jhr's gut; Denn alle Leut', die zu mir kommen. Die werden sehr gut aufgenommen.