Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 03, 1898, Image 11

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    5IW tJ.
21TcrfuniiAc Rettung.
Tie Soldaten dcZ Fürsten Leopold
von Tcffau. dkS bekannten .alten
TfjjauetS," waren zum grölen Theil
angeworbene oder zum Tienft gepreßte
Leute auZ aller Herren Länder, weZ
halb daZ Telertircn an der TageZord
nunz war und lein Ende nahm. Dem
alten Fürsten war jede Fahnenflucht
ein Greuel, und er setzte Strafen dar
auf. die wohl geeignet waren, von dem
AuZreißen abzuschrecken: wer bei'm ersten
Versuch wieder eingefangen wurde,
mußte Epieszruthen laufen, im Mieder
holungSfalle aber mußte er undarmher
zig hangen.
TamolZ lebte und wirkte in Halle,
der Garnison dcs alten TefsauerS,
Johann Junker als Arzt und Professor
der Medizin. T.'rielde bedürfte bei fei
nen Borlesungen öfter! frischer Leichen,
die, obgleich der alte Tefsauer fleißig
henken ließ, doch nicht so leicht zu be
schaffen waren, weil gewöhnlich die An
gehörigen der Gehenkten die Leichen
reklamirtcn und in der Heimath, begru
den. Aber eine? Tage? geschah eS. daß
dem Professor zu seiner Ueberraschung
und großen Freude die Leichen zweier
gehenkter Deserteure angeboten wurden,
die er in dem Anatomiesaale auf einem
Tisch niederlegen und mit einem Tuche
überdecken ließ. Neben dem Anatomie
saale befand stch daS Arbeitszimmer deS
Professor?, in welchem er an jenem
Zage bis spät in die Nacht an seinem
Schreibtische thätig war. Ta hörte er
plötzlich im Anatomiesaale ein starkes
Geräusch, und in dem Glauben, Katzen
könnten zu den Leichen gekommen sein,
stand er auf, um die Eindringlinge zu
verjagen. Wie er nun mit dem Licht
an den Sezirtisch tritt, findet er yx sei
nein größten Erstaunen das Tuch, mit
welchem die Leichen bedeckt waren, zu
rückgeschlagen, und einer der Leich
name war verschwunden! Wo konnte
die Leiche hingekommen sein? Der Pro
fessor begab sich auf die Suche, und wie
er in einen offenstehenden Schrank hin
einleuchtete, traute er seinen Augen
nicht, denn darin hockte der Gehenkte in
zusammengekauerter Stellung. Tix
erschreckte Professor zögerte, näher zu
treten, ein Gefühl deS GrauenS kam
über ihn, und er dachte im ersten
Schrecken an Flucht, doch siegte der
Wiffenstricb bald über die Furcht, denn
die Aussicht, die Wissenschaft mit einem
neuen Beispiel deS Wiedererwachens
vom Tode bereichern zu können, war
verlockend genug, und er redete den
Mann beherzt an. Nun kam der Un
glückliche aus seinem Verstecke hervor,
fiel dem Professor zu Füßen und bat
diesen unter Thränen um Rettung.
Der Professor, ohnehin gutherzig, ward
erschüttert und beschloß, den Mann,
welcher so wunderbar dem Tode entron
nen war, zu retten. Er nahm die
Decke vom Sezirtisch, schlug sie um den
frierenden Mann und führte ihn in
sein gut erwärmtes Arbeitszimmer, wo
er ihn über seine Familienverhültnifse
befragte. Der Unglückliche erzählte,
daß er Adrian Momper heiße und der
Sohn wohlhabender und achtbarer
Eltern fei ; er habe sich in einem leicht
finnigen Augenblick für das Regiment
des Fürsten anwerben lassen, aber dabei
keine Ahnung davon gehabt, daß er
nun für immer zum Soldatendienft
verpflichtet sei. Zweimal habe er,
jedoch erfolglos, versucht, sich loZzukau
fen, dann sei er mit einigen Kameraden
bei Gelegenheit deS BrodempfangS, wel
cher draußen vor dem Thore ftattgefun
den. entflohen ; die Flucht fei nicht ge
glückt, man habe sie eingefangen, und
er würde wohl als erstmaliger Deserteur
nur zu Spießruthen verurtheilt worden
sein, allein man habe ihn und seinen
mitgehenkten Kameraden für die Rä
delsführer gehalten und sie deshalb ge
henkt. Der Professor untersuchte nun
den Mann und fand, daß nicht, wie
dies bei Gehenkten meist der Fall ist,
die Wirbelsäule gebrochen war ; Mom
per war im Augenblick der UrtheilSvoll
streckung in eine tiefe Ohnmacht gefun
ken, aus welcher er zu seinem Glücke erst
auf dem Sezirtische deS ProsessorS er
wachte.
Professor Junker beschloß also, den
bedauernSwerthen Mann zu retten ; er
ließ ihn essen, stärkte ihn mit Wein und
gab ihm Kleider und darüber einen
Mantel, dessen aufgeschlagener Kragen
fast fein ganzes Geficht bedeckte. So
ließ er Momper vor sich hergehen, auch
ließ er ihn eine brennende Laterne tra
gen und stch damit voranleuchten.
Beide gelangten glücklich durch die
Stadt und vor das Thor. Der Pro
fessor gab hier an, er wolle vor dem
Thore einen Schwerkranken besuchen,
und die Thorwache ließ ihn mit seinem
vorgeblichen Diener passiren. Noch
hatten sie die geöffnete Pforte nicht
überschritten, da trat eine Hünengestalt
in Begleitung mehrerer Offiziere an sie
heran und musterte sie mit durchbohren
den Blicken. Dem Professor und sei
nem Schützling gerann das Blut fast
zu Eis. denn eS war der Fürst, der alte
Tessaucr, der vor ihnen stand. Doch
der Befürchtete ging vorüber, und der
Professor hörte, wie er zu den Offizie
ren sagte: Hätte ich den Kerl beute
nicht henken lassen, so würde ich schwö
ren. daß der Begleiter deS ToktorS der
Deserteur Momper vom Regiment sei."
Der Professor und Momper eilten
nun rasch vor daS Thor und verfchman
den in der Dunkelheit. Nach einer ge
nügenden Entfernung von der Stadt
entließ Junker seinen Schützling mit
der Mahnung, nun schnell zur nahen
Grenze zu eilen und da preußische
Staatsgebiet zu verlassen. Der Pro
fessor hatte Mühe, die überwallenden
Tanke-äußerungen Momper'S zu stillen,
dann trennten sich die beiden Männer.
Zwölf Jahre später reifte der Präses
sor Junker in einer Familienangele
genheit nach Amsterdam. EineS Ta
geS blieb er auf einem Rundgange
durch die Stadt vor dem Börsen
gebäude stehen. Da trat auZ der Menge
ein vornehm gekleideter Herr auf ihn
,u. begrüßte ihn höslich und lud ihn
ein. da Mittagsmahl mit ihm in seiner
Wohnung zu theilen.
.Herr Professor." sagte er ..kennen
Sie mich nicht wieder? Ich bin Adrian
Momper, der gehenkte Soldat deS
alten TessauerZ, der auf Ihrem Sezir
tische zum Leben erdachte, und den
Sie in so edelmüthigcr Weise gerettet
haben!"
Der Professor war sprachlos vor Er
staunen, als er aus dem Munde seines
ehemaligen Schützling? erfuhr, wie dieser
nach Holland entkommen sei. wie er sich
in Amsterdam im Dienste eine? reichen
RhederZ dessen Vertrauen und die Liebe
seiner Tochter, seiner jetzigen Gemahlin,
erworben und wie er nach und nach zu
Reichthum und einer ehrenhaften Stel
lung im Leben gekommen sei. Oft
habe er nach Halle kommen und seinem
Lebensretter danken wollen. Allein ein
Grauen vor dem Orte, an dem er so
schrecklich gelitten, habe ihn stets von
diesem Schritte zurückgehalten.
Professor Junker blieb noch Wochen
hindurch der Gast Momper'S, und als
er endlich Abschied nahm, um nach
Hause zurückzureisen, da reichte ihm
Momper bei'm Abschiede einen noch jetzt
vorhandenen goldenen Becher zum biet
Senden Andenken, welcher die folgende
Inschrift trügt:
.Ich, Momper genannt, auch Adrian,
Gefehlt ich hatt' im Jugendwahn,
Drum ward ich an den Galgen gehenkt.
Doch Gott mir hat daS Leben geschenkt,
So daß ich erstand aus TodeSnacht
Und endlich zu Glück und Ehren eS
bracht'!"
in süd-ainerikanisches llbcn-teucr.
Ueber ein gefährliches Abenteuer
schreibt ein deutscher Kolonist auS Bra
filien:
ES war im Oktober deS Jahre? 1857
in der Provinz Rio Grande do Sul.
Ich war noch nicht lange im Lande,
hatte erst vor kurzer Zeit meine Kolonie
angehauen und noch eine Interims
Baracke als Wohnung. Meine Fa
milie, bestehend aus Frau und einem
vierjährigen Töchterchen, hatte ich vor
läufig in der ca. neun Lgua entfernten,
nächsten Stadt Rio Pardo eingemiethet,
bis ich auf meiner Kolonie im Urwalde
eine menschenwürdige Hütte aufgebaut
hatte.
Der Oktober' ist dort ein Frühlings
monat. In diesem Monat haut der
Kolonist so viel Urwald um, wie er
irgend kann. ES regnet in diesem Mo
nate noch oft. und bei Gewittern manch
mal 48 bis G0 Stunden. Dann schwel
len die kleinen GebirgZwasserläufe. die
in der Sommerzeit oft nicht so tief find,
daß sie einem Pferde bis an das Knie
reichen, sehr schnell an, überschwemmen
in der Niederung oft eine halbe Meile
weit Land und Wald und find dann
äußerst gefährlich, oft zar nicht eher zu
passiren, bis die Wassermasse sich ver
laufen hat.
Während ein solcher Regen sich einge
setzt hatte, erhielt ich durch einen Kalo
nisten, der in Rio Pardo Einkäufe ge
macht hatte, von meiner Frau einen
Brief, in welchem sie mir mittheilte,
daß unser einzige? Töchterchen schwer
erkrankt sei, ich möchte doch schnell mit
meiner homöopathischen Apotheke kom
men, da ein Arzt nicht am Platze sei.
Ich sattelte also schnell mein Pferd,
und hatte in der schnellsten Gangart
die Hülste deS WegeS zurückgelegt, als
ich von einem Stanziero (Guts und
Biehbefitzer) erfuhr, daß der Rio Par
dinio so angeschwollen sei. daß da?
Wasser gut eine viertel Meile im vor
liegenden Walde stehe, und eS unmög
lich sei, heute noch den Fluß zu durch
schwimmen. Erst morgen Abend würde
eS möglich sein. Ich war jung, muthig.
hatte daS Herz voller Sorgen, dabei ein
klüftiges Pferd, vorzüglichen Schwim
mer, und ließ mir die Gefahr nicht so
groß erscheinen. Der Stanziero schüt
teile bedenklich das Haupt und meinte,
es sei rein unmöglich. Er könne mir
aber weiter nicht helfen, als mir g;
naue Verhaltungsregeln geben und mich
bis an den Rand deS Wassers begleiten.
DieS geschah auch, und eS stellte sich da
bei heraus, daß daS Waffer nicht ganz
so hoch stand, wie vermuthet worden.
BiS zum Flußufer ging daS Wasser
meinem Pferde bis zur Brust. Dann
allerdings erfaßte mich doch ein Krausen,
mich in diesen brodelnden Kessel zu
wagen. Doch ich hatte Vertrauen zu
meinem erprobten Pferde. Auch dieS
schien die Gefahr zu erkennen und schüt
telte sich kräftig. Ich hatte meine Re
volver geschützt, und für den Fall, daß
ich unrettbar verloren sein würde, be
hielt ich den einen Revolver gespannt in
der rechten Hand. Durch diese zufül
lige, durch nicht? motivirte HandlungS
weise wurde ich gerettet. Ich gab mei
nem Pferde einen Schenkeldruck! dieses
fing sofort zu schwimmen an. und zwar
nahm eS das Wasser in einem stumpfen
Winkel von etwa 5 Grad. Nicht die
leiseste Zügelbewegung darf gemacht wer
den, daß die Pferde an der Strömung
d?S Wasser? an ihrem Halse, genau
wissen, wie sie schwimmen müssen, um
den durch den Urwald gehauenen Weg
genau zu erreichen. Ein Abtreiben ist
der sichere Tod, weil undurchdringliche
Schling und Dorngewüchfe jede Lan
dunz verhindern, und in diesem Falle
muß der Revolver seine Schuldigkeit
thun. Ich sah nun. daß mein Pferd
sich nicht geirrt, und daß unsere Ret
tung gelingen würde. Plötzlich stürzte
ein Krokodil von wohl zehn Fuß Länge
mit weit gesperrtem Rachen auf unS zu
und war kaum noch einen Meter von
meinem rechten Beine entfernt, da
krachte mein Revolver, der Schuß ging
in'S Auge, ein Brausen-und Wasser
spritzen kam über mich und machte mich
fast blind. Im gleichen Moment hatte
mein Pferd mit den hinteren Beinen
Grund gefaßt, hob sich kerzengerade in
die Höhe und mit einem Verzweiflung?
sprunge war e? und ich mit ihm außer
halb deS Flußbette?. Wie ich den Sitz
behalten habe, weiß ich nicht.
Mein Pferd zitterte schrecklich, so
wohl von der Anstrengung deS Schwim
menS, wie auch vor dem Angriff deS
Krokodils, von dem wir nun nicht?
mehr sahen. Wir brauchten gut zwei
Stunden, um un? zu erholen und un?
zu trocknen. Ich kam aber noch recht
zeitig nach Rio Porto, um mein Töch
terchen zu retten.
TU Ntttnschwänzigt Katze"
ist im civilifirten Aldion al? Strafmit
tel bekanntlich noch an der TageSord
nung. Ihrer Anwendung im englischen
Land und Seehcere widmet der eng
lische Lord Wm. M. öooper in seinem
Buche "Ilistory of the Kod in all
countries l'roin the earliestperiod
to the present time" zwei besondere
Kapitel. Ist der Augenblick ge!om
men," so Heißt es da, dann wird der
Uebelthäter zunächst ärztlich untersucht,
unmittelbar darauf in eine Zelle ge
führt, wo der Oberwächter, ein oder
zwei Aerzte und mehrere Wächter der
sammelt sind. Nachdem ihm laut und
vernehmlich verlesen worden ist, aus
welchen Gründen er die Katze zu kosten
bekommen soll, wird er zum Theil
entkleidet. Vom Hals bis zur Nieren
gegend herab wird ein Stück Tuch be
festigt, Rückenbekleidung" genannt,
dann werden ihm Kniee und Hände an
eiserne Krämpen in einem Block feftge
bunden, dabei die Beine soviel als mög
lich weg und die Arme vorwärts ge
zogen ; die Brust ist durch einen Holz
block gestützt. Bis zu 25 Schlägen
kann der so Gefesselte auf die Schulter
erhalten. Ta aber jede tfatze neun
Stränge hat, sind die 25 in Wirklichkeit
225 Hiebe. Man nimmt an, daß die
Haut die Schläge aushält, so lange die
Katze von sachverständiger Hand ge
schwungen wird ; aber wie die Schlä
ger und die Häute verschieden find, so
auch die Wirkungen. Ein Arzt spricht
fich dahin aus, daß ein leichter BlutauS
tritt zuweilen den Schmerz lindere und
die Gefahr der Entzündung verringere;
ein anderer sagt : es ist manchmal ein
hartes Stück Arbeit, den Rücken wieder
heil zu kriegen. Etwas anderen Ver
lauf hat der Akt, wenn statt der neun
schwänzigen Katze die Birkenruthe zur
Anwendung kommt, die englische Form
der russischen Knute, wie sich ein eng
lischer Richter ausdrückte. Der Ge
fangene ist dabei halb entkleidet und
kniet, mit dem Kopfe über einen Holz
rahmen, der den Körperformen eines
Menschen nachgebildet ist ; im Gefäng
nißkaudcrwelsch nennt man ihn Pony.
Geschlagen wird hierbei auf den fleischig
fien Theil des Körpers ohne Unter
brechung mit einer starken, in Salzwas
ser eingetauchten Ruthe so nachdiück
lich. daß das Fleisch mehr oder weniger
wie roheS Beefsteak aussteht. Die
Spuren einer solchen Strafe find un
vergänglich."
Der Ordre gemäß.
Englische Blätter erzählen ein nettes
Geschichtchen, das kürzlich dem Haupt
mann eines Husaren-RegimentS Pas
ftrte. Der Offizier war nach Indien
beordert worden, und um von feinen
Leuten in gutem Andenken behalten zu
werden, gab er dicht vor seiner Abreise
dem ganzen Regiment ein splendides Ab
schiedZessen. Nachdem er, ehe die allge
meine Tafel begann, eine kurze, herz
liche Ansprache an feine Leute gerichtet
hatte, rief er mit weithin dröhnender
Stimme : Und nun, meine Burschen,
zur Attacke ! Geht scharf vor und behan
delt dieses Festessen, wie ihr den Feind
behandeln würdet !" Die Mannschaften
ließen fich daS nicht zweimal sagen, fie
schlugen mit wahrem Heldeneifer mäch'
tige Breschen in die ihnen vorgesetzten
Speisen und Getränke. Mit inniger
Genugthuung sah eS der joviale Haupt
mann. Von den zahllosen Braten. Ge
müsen und Pudding? war bald jede
Spur vertilgt, nur den großmüthig in
ganzen Bataillonen gespendeten Flaschen
mit geistigem Inhalt schien die mäßigen
Engländer nicht recht gewachsen zu sein.
Wenigsten? blieben ansehnliche Reihen
der schlanken, weingefüllten Karraffen
auf einzelnen Tischen stehen. Da be
merkte der Hauptmann plötzlich, daß
ein Husar, dessen Geficht bereits in be
denklicher Röthe strahlte, eifrig damit
beschäftigt war, verschiedene volle Fla
schen in einen Sack zu stecken. Ver
wundert trat der Gastgeber an den
nicht verlegen werdenden Soldaten
heran und fragte, was er da beginne.
Ich gehorche der Ordre. Herr Haupt
mann," entgegnete JoneS, indem er fich
bemühte, feiner schwankenden Gestalt
eine stramme Haltung zu verleihen.
Du gehorchst der Ordre?" donnerte
der aufgebrachte Offizier in maßlosem
Erstaunen. .Jawohl. Herr Haupt
mann." beharrte der muthige Krieger,
ohne mit der Wimper zu zucken. .Herr
Hauptmann erließen den Befehl, daS
Festessen wie den Feind zn behandeln.
Wenn wir nun ein Renkontre mit den
Feinden haben, müssen wir doch jeden,
den wir nicht tödten, als Gefangenen
mitnehmen. Um genau nach der Ordre
deS Herrn Hauptmann? zu handeln,
wollte ich soviel Wein, wie ich schleppen
kann, mit nach der Kaserne nehmen !"
Wa? der Herr Hauptmann zu dieser
Aufassung seiner Aufforderung folgte,
ist leider nicht verlautet.
wunderbare Heilung.
Der berühmte deutsche Satiriker und
Phyflker Lichtender (1742 bis 1799)
reifte einmal nach England und schrieb
von dort au? folgenden Brief an einen
Freund in der Heimath : Die Reife
war glücklich. Besondere Vorfülle ereig
neten fich nicht, außer eiwa, daß einer
unserer Schiffer au? dem Maftkorb
stürzte und mit gebrochenem Beine lie
gen blieb. Aber mit Hilfe eine?
Pflocke?, eines Stricke und mit etwa?
Pech wurde da? Bein in seinen alten
Stand zurückgebracht, und eine halbe
Stunde später ging der Mann wieder
wie zuvor." Der Empfänger deZ Brie
fe?. ein Arzt, war über den Inhalt
nicht wenig verwundert. An dem Pflock
nahm er keinen Anstoß, denn daS ge
brochene Bein mußte geschient werden,
und man mußte nehmen, was man
hatte ; auch den Strick wollte er gelten
lassen in Ermangelung eines besseren
VerbandZmittelS daß aber das Pech
im Stande sein sollte, in einer halben
Stunde den Bruch zur Heilung zu
bringen, darüber kam er nicht hinweg.
Er theilte den Fall einigen Berufsge
nossen mit. die ihn ebenso unbegreiflich
fanden ; schließlich schrieb er an Lichten
berg und fragte ihn, ob er fich in sei
nem Briefe nicht geirrt hätte. Nach
einiger Zeit traf Lichtenderg's Ant
wort ein, die folgendermaßen lautete :
Lieber Freund, mein Bericht enthält
keinen Jrrthuin. Als ich Dich neulich
von dem gebrochenen Beine bis Schis
fer? schrieb, habe ich nur hinzuzufügen
vergessen, daß dasselbe von Holz
war."
Am Ende der Kunst.
Wenn Bellachini in Berlin seine
Zaubervorstellungen gab, verkehrte er
viel in der Familie deS Justizraths H.,
auf dessen Soireen er die reizendsten
Ueberrafchungen improvistrte. Einer
seiner eifrigsten Bewunderer war der
kleine Willy, daS siebenjährige Söhn
chen des JuftizrathS, und Bellachini
liebte es, ihn damit zu verblüffen, daß
er ihm ein Geldstück aus der Nase zog
oder irgend ein Spielzeug aus der eige
nen Tasche deS Knaben, daS er ihm
dann schenkte.
Einst traf Bellachini den kleinen
Willy auf der Kurfürften-Brücke. Um
ihn zu necken, zog der Künstler einen
blitzenden Dukaten auS der Tasche und
sagte : Da. den schenk' ich dir."
Sobald Willy aber zugreifen wollte,
kehrte Bellachini seine Hand um, sagte
HokuSpokuS!" und der Dukaten war
verschwunden. Eine Weile mühte sich
der Kleine vergeblich ab, daS Geldstück
zu erhäschen. Tann sagte er : Mußt
du denn immer HokuSpokuS sagen, da
mit der Dukaten verschwindet?"
Gewiß", erwiderte Bellachini belu
ftigt. sonst geht es nicht."
Und wenn du wieder HokuSpokuS
sagst ist er wieder da?"
Freilich."
Aber vielleicht ist eS gar kein richti
ger Dukaten?"
Nun, fühle einmal !"
Aber kaum hatte Willy das blanke
Goldstück in der Hand, als er eS mit
raschem Griff über die Brücke in's Was
ser warf.
So", sagte er ruhig zu Bcllachini,
jetzt sag' mal Hokuspokus, damit eS
wieder in deine Hand kommt."
Bellachini war anfangs erschreckt,
dann aber lachte er und beschenkte den
kleinen Willy mit einer Düte BonbonS.
Später versicherte er, dies fei einer der
größten Mißerfolge feiner Kunst ge
wefen.
Der Anzug eines Urgermanen.
Eine große Sehenswürdigkeit besitzt
daS Museum zu Stade. ES ist der
vollständige, gut erhaltene Anzug eine?
Germanen etwa au? dem sechsten Jahr
hundert nach Christi. Der Anzug ist
von dem Konservator Lindenschmitt am
RömischGermanischenZentral.Museum
in Mainz wieder zusammengefügt wor
den. Die alten Germanen hüllten fich
bekanntlich in eine große wollene Decke,
welche fie auf der rechten Schulter mit
tel? eine? Dorns oder mit einer bron
zenden Nadel zusammenhefteten. Von
den Nadeln find in den Museen viele
vorhanden. Den Mantel selbst weit
über 100 Jahre zu erhalten, wäre
wohl nicht möglich gewesen, wenn nicht
der Gerbstoff deS MooreS ihn konservirt
hätte. Der Mantel wurde nämlich im
Moore bei Oberaltendorf aufgefunden.
Sämmtliche Theile des Fundes zeigen
eine braune TabakSfarle. Der Man
tel hat eine dunkle, fingerbreite Borte
und etwa zwei Zoll lange Fransen.
Tie Länge beträgt 2.40 Meter. Der
Stoff besteht auS Wolle, und die Fäden
haben etwa die Stärke des Segeltuch
gespinnsteS. Außerdem wurden zwei
feinere wollene Binden gefunden, welche
mit ledernen Riemen kreuzweiS um die
Waden gewickelt wurden. Von ton
beiden ledernen Bindschuhen. die über
besonder? für diesen Zweck angefertigte
Gipsschuhe gezogen sind, ist einer 27.
der andere 30 Zentimeter lang. Der
Fund wird vervollständigt durch einen
Skalp mit röthlichcn Haaren, ein Stück
menschlicher Haut und zwei Stück silber
ner Hüngezierathe de? Halsschmuckes.
Außerdem noch gefundene leinene Klei
dungZstücke. die bei dcn Arbeiten im
Moore schon zerschnitten wurden, sind
wieder zusammengesetzt worden.
ligerjagd in TeutschZüdwest
afrika.
Der Unteroffizier der kaiserlichen
Schutztruppe in Deutsch.Südweftafrika
Karl Wischkon schildert in einem auS
Windhoek an seine Eltern gerichteten
Briefe folgende? Abenteuer : EiieS
TageS war ich mit einem Lieutenant
auf die Jagd gegangen. Nach nicht zu
langer Zeit bekam ich einen Tiger zum
Schuß. Leider hatte ich das Unglück,
den Tiger zu fehlen, und schoß ihn nur
an. Die wüthend gewordene Bestie
machte Kehrt, und ehe ich mich zur Wehr
setzen konnte, hatte mich der Tiger mit
einer Tatze niedergeschlagen. AuS einer
tiefen, vom rechten Auge bis hinter daS
Ohr reichenden Wunde blutete ich fürch
terlich. Ta der Tiger auf mir stand
und feine Pranken in meinen Körper
geschlagen hatte, konnte ich mich nicht
aufraffen. Zum Glück bemerkte mein
Lieutenant meine gefährliche Lage und
eilte mir zur Hilfe. In diesem Mo
ment ließ die Bestie von mir ab und
bedrohte den Offizier. So gut e? ging,
raffte ich mich aber jetzt zusammen, legte
an und diesmal hatte ich nicht gefehlt.
Nach wenigen Augenblicken war der
Tiger verendet. Ich aber habe für
immer von dieser Jagd genug. Im
Lazareth heilte die Wunde schnell und
heute hat das blutige Rencontre nur
noch kaum merkliche Spuren bei mir
hinterlassen.
Das erste weiße Haar.
TaS erste weiße Haar eS stiehlt sich
über Nacht
In blonder Locken Gold, in dunkler
Flechten Pracht,
Und mahnend weckt eS Dich auS süßem
Rausch und Traum
AIS erste? welkes Blatt am grünen
Lebensbaum.
Hab' acht ! Die Frist verrinnt. Dein
Frühling ging dahin
Zeig' Deines Sommers Frucht, zeig'
Deiner Zeit Gewinn.
WaS Du geleistet haft, heut mach' eS
offenbar :
So fordert ernst und still Dein erstes
weiße Haar.
Hab' acht ! Der Winter kommt, da
Deine Kraft erstarrt,
Schaff' unermüdlich Du in flücht'ger
Gegenwart,
Daß, wenn den Scheitel Dir deS Alter?
Reif beschneit.
Du nicht zu klagen brauchst um unge
nützte Zeit.
Alice Freiin v. Gaudy.
t muß es doch wissen.
Herr Wirth, Herr Wirth." so rief ein
Gast,
Der arg darüber war verdrossen,
Daß ihm ein Kellner in der Haft
Die Hosen mit Bouillon begossen.
Der Gast, er hat kaum aufgeschrieen.
Stet? weisend auf die schönen Hosen,
AIS auch der Gaftwirth schon erschien:
Wie kann man sich denn so erbosen!
Um so 'ne Sache so 'ne Wuth!?.
Stell' Sie fich in die Ofenecke,
BiS 't brocken, dann ift Alles jut;
Denn die Bouillon macht keenc
Flecke!"
Genügend.
CommiS: Herr Prinzipal kann ich
jetzt zu Mittag gehen? ES ift schon
eine Stunde über meine Zeit und ich
habe schrecklichen Hunger!"
Prinzipal: Hungrig find Sie? Sie
haben doch den ganzen Tag CouvertS
geleckt und Briefmarken aufgeklebt, wie
können Sie da hungrig fein?" ,
In der Pferdebahn.
Dünner Herr (der fich vergeblich be
müht, einen Platz zu bekommen): Es
müßte in den Kabelbahnwagen eigent
lich nach Gewicht gehen."
Dicke Dame: Na, Münneken. dann
würden Sie überhaupt nicht mitgenom
men werden!"
In der Soiree.
Herr: Sie sind wohl musikalisch,
mein Früulein?"
Fräulein: Ach nein!"
Herr: Dann besuchen Sie gewiß
häufig daS Theater?"
Fräulein: Auch das nicht."
Herr: So malen Sie vielleicht?"
Fräulein: Ja."
Herr: Wohl Aquarell?"
Fräulein: Ach nein, nur Kaffee!"
Schnell erklärt.
Lehrer: Warum heißen diese Ge
schirre Porzellan-Geschirre, Max?"
Max: Weil sie so leicht entzweipor
zeln."
Das benutzte Sprüchwort.
Und scheint die Sonne noch so schön,
einmal muß sie untergeh'n!" tröstete sich
ein Einbrecher, der auf eine recht finstere
Nacht wartete.
OT.jlijiös.
Wirth : Ich möchte gern einen klas
fischen Spruch hier über meinem Büffet
andringen lassen ; wüßte ich nur wel
chen."
Gast : .Echieiden Sie doch : .DeS
Leben? ungemischte Freude wird keinem
Sterblichen zu Theil."'
Stuiicdemeisler zum ?e'ellen.
Aber Franz. schlagen Sie doch nicht
so fürchterlich auf ven AmdoZ ! Ter ift
doch kein Klavier !"
Aus einem Soldatnihicf.
.Liede Eltern! Mein Unteroffizier
ißt Leberwurft für fein Leben gern;
das nächste Mal schickt also eine Blut
wurft."
Ein großer lluiiri.
Lehrer : Kannst Tu mir einen pro
ßen Mann deS Alterthum? nennen?"
Schüler : Ter Riefe Goliath !"
beweis.
Vater der Braut : Können Sie
denn auch eine Frau ernähren?"
Bewerber (Wirth): O, ja, ich habe
Ihnen hier gleich einmal die Speise
karte von heute mitgebracht !"
,'rech.
Alte Dame : Machen Sie. daß Sie
fortkommen, ich brauche keine Seife !"
Haufirer: Auch nicht e Stückchen
Rafirseife?"
Vns lvunderkind.
Alljährlich tritt in unsere Mitte
Ein Wunderkind, daS viel verspricht.
Man jauchzt ihm zu nach alter Sitte
Und spart mit guten Wünschen nicht.
Man hofft, eS werde AlleS halten,
WaS jetzt eS lächelnd uns verheißt,
Und werde herrlich fich entfalten
WaS schlummernd ruht in seinem Geist.
Tann sehen wir eS weiter wandern,
Und leider wird sehr bald unS klar :
ES hält nicht mehr als all die andern,
TaS Wunderkind. daS neue Jahr.
Annonce.
Ein junger Mann wünscht fich zu
verleirathen. Es wird mehr auf gute
Behandlung als auf Vermögen gesehen.
Doppelsinnig.
Sie: Haft Du schon gehört, die
Tochter der Frau Geheimrathin hat sich
im Bade verlobt !"
Er: DaS habe ich mir gleich ge
dacht, daß die mit ihrer Tochter eine
Er holungZreife macht."
i nettes Lriichtchen.
Hans, mir scheint. Tu warft gestern
nicht in der Schule."
HanS : Gewiß hat eS Dir die Leh
rerin erzählt. Eine Frau kann eben
niemals den Mund halten."
Belolznung.
Mutter (zum Söhnchen): Karl,
wenn Du heute schön folgst, brauchst
Du zum Abend vor dem Schlafengehen
auch die Tante nicht zu küssen !"
mildernder Umstand.
Richter: Sie haben schon wieder
'mal ein Fahrrad gestohlen.
Angeklagter : Ja, ich bin halt noch
'n bissel ungeschickt, Herr Richter. DaS
erste war bereit? nach vier Wochen hin!"
Im Zweifel.
Brautwerber: (welcher einen Korb er
halten hat): Jetzt weiß ich wirklich
nicht, bin ich glücklich, oder bin ich un
glücklich."
Leine Anffassnng.
Sie: Du, Vater der feine Kell
ner war vielleicht beleidigt, weil Du
ihm Trinkgeld gabst er macht so
ein Gesicht !"
Er: Meinst Du ! Aber so sehr
beleidigt konnte er nicht fein, denn ich
gab ihm nur fünf Pfennige."
vorsichtig. v
Arzt (zu einem Bauer): Sie müssen
ein paar Tage hier in der Stadt blei
bcn: ich werde Sie kuriren."
Bauer: Schon recht; z'wegen dem
bin i ja mit dem Kurirzug kimma."
Tröstlich.
Prinzipal (wüthend): Wie, Sie Un
mensch, Sie haben die Tinte über'S
Hauptbuch gegossen?"
CommiS (stammelnd): Leider leider
aber e? ist heute das erste Mal, Herr
Prinzipal!"
Ein vorsichtiger.
Aber warum wollen Sie nicht hei
rathen? EZ fährt fich doch zu Zweien
viel angenehmer durch'S Leben!"
Kann ja fein, will aber doch w. rten,
bis eS Retourbillets giebt."
Stoßseufzer.
A. : Ihre Frau Gemahlin kann sich
in jedem Salon bewegen!" ,
B. : Ich wollte lieber, sie könnte sich
in der Küche bewegen!"
Im nftbaIlon.
Ballonlenker (zum Professor, der in
wissenschaftliche Beobachtungen vcrsun
ken ist): Herr Professor, soll ich'S Ven
til öffnen?"
Professor: Warum denn?"
Ballonlenker: Wir müssen doch
schließlich wieder zur Erde zurück!" f
Professor (unwirsch): Mann. Sie
scheinen ja ohne die Erde nicht mehr
hieven zu können!"