5IW tJ. 21TcrfuniiAc Rettung. Tie Soldaten dcZ Fürsten Leopold von Tcffau. dkS bekannten .alten TfjjauetS," waren zum grölen Theil angeworbene oder zum Tienft gepreßte Leute auZ aller Herren Länder, weZ halb daZ Telertircn an der TageZord nunz war und lein Ende nahm. Dem alten Fürsten war jede Fahnenflucht ein Greuel, und er setzte Strafen dar auf. die wohl geeignet waren, von dem AuZreißen abzuschrecken: wer bei'm ersten Versuch wieder eingefangen wurde, mußte Epieszruthen laufen, im Mieder holungSfalle aber mußte er undarmher zig hangen. TamolZ lebte und wirkte in Halle, der Garnison dcs alten TefsauerS, Johann Junker als Arzt und Professor der Medizin. T.'rielde bedürfte bei fei nen Borlesungen öfter! frischer Leichen, die, obgleich der alte Tefsauer fleißig henken ließ, doch nicht so leicht zu be schaffen waren, weil gewöhnlich die An gehörigen der Gehenkten die Leichen reklamirtcn und in der Heimath, begru den. Aber eine? Tage? geschah eS. daß dem Professor zu seiner Ueberraschung und großen Freude die Leichen zweier gehenkter Deserteure angeboten wurden, die er in dem Anatomiesaale auf einem Tisch niederlegen und mit einem Tuche überdecken ließ. Neben dem Anatomie saale befand stch daS Arbeitszimmer deS Professor?, in welchem er an jenem Zage bis spät in die Nacht an seinem Schreibtische thätig war. Ta hörte er plötzlich im Anatomiesaale ein starkes Geräusch, und in dem Glauben, Katzen könnten zu den Leichen gekommen sein, stand er auf, um die Eindringlinge zu verjagen. Wie er nun mit dem Licht an den Sezirtisch tritt, findet er yx sei nein größten Erstaunen das Tuch, mit welchem die Leichen bedeckt waren, zu rückgeschlagen, und einer der Leich name war verschwunden! Wo konnte die Leiche hingekommen sein? Der Pro fessor begab sich auf die Suche, und wie er in einen offenstehenden Schrank hin einleuchtete, traute er seinen Augen nicht, denn darin hockte der Gehenkte in zusammengekauerter Stellung. Tix erschreckte Professor zögerte, näher zu treten, ein Gefühl deS GrauenS kam über ihn, und er dachte im ersten Schrecken an Flucht, doch siegte der Wiffenstricb bald über die Furcht, denn die Aussicht, die Wissenschaft mit einem neuen Beispiel deS Wiedererwachens vom Tode bereichern zu können, war verlockend genug, und er redete den Mann beherzt an. Nun kam der Un glückliche aus seinem Verstecke hervor, fiel dem Professor zu Füßen und bat diesen unter Thränen um Rettung. Der Professor, ohnehin gutherzig, ward erschüttert und beschloß, den Mann, welcher so wunderbar dem Tode entron nen war, zu retten. Er nahm die Decke vom Sezirtisch, schlug sie um den frierenden Mann und führte ihn in sein gut erwärmtes Arbeitszimmer, wo er ihn über seine Familienverhültnifse befragte. Der Unglückliche erzählte, daß er Adrian Momper heiße und der Sohn wohlhabender und achtbarer Eltern fei ; er habe sich in einem leicht finnigen Augenblick für das Regiment des Fürsten anwerben lassen, aber dabei keine Ahnung davon gehabt, daß er nun für immer zum Soldatendienft verpflichtet sei. Zweimal habe er, jedoch erfolglos, versucht, sich loZzukau fen, dann sei er mit einigen Kameraden bei Gelegenheit deS BrodempfangS, wel cher draußen vor dem Thore ftattgefun den. entflohen ; die Flucht fei nicht ge glückt, man habe sie eingefangen, und er würde wohl als erstmaliger Deserteur nur zu Spießruthen verurtheilt worden sein, allein man habe ihn und seinen mitgehenkten Kameraden für die Rä delsführer gehalten und sie deshalb ge henkt. Der Professor untersuchte nun den Mann und fand, daß nicht, wie dies bei Gehenkten meist der Fall ist, die Wirbelsäule gebrochen war ; Mom per war im Augenblick der UrtheilSvoll streckung in eine tiefe Ohnmacht gefun ken, aus welcher er zu seinem Glücke erst auf dem Sezirtische deS ProsessorS er wachte. Professor Junker beschloß also, den bedauernSwerthen Mann zu retten ; er ließ ihn essen, stärkte ihn mit Wein und gab ihm Kleider und darüber einen Mantel, dessen aufgeschlagener Kragen fast fein ganzes Geficht bedeckte. So ließ er Momper vor sich hergehen, auch ließ er ihn eine brennende Laterne tra gen und stch damit voranleuchten. Beide gelangten glücklich durch die Stadt und vor das Thor. Der Pro fessor gab hier an, er wolle vor dem Thore einen Schwerkranken besuchen, und die Thorwache ließ ihn mit seinem vorgeblichen Diener passiren. Noch hatten sie die geöffnete Pforte nicht überschritten, da trat eine Hünengestalt in Begleitung mehrerer Offiziere an sie heran und musterte sie mit durchbohren den Blicken. Dem Professor und sei nem Schützling gerann das Blut fast zu Eis. denn eS war der Fürst, der alte Tessaucr, der vor ihnen stand. Doch der Befürchtete ging vorüber, und der Professor hörte, wie er zu den Offizie ren sagte: Hätte ich den Kerl beute nicht henken lassen, so würde ich schwö ren. daß der Begleiter deS ToktorS der Deserteur Momper vom Regiment sei." Der Professor und Momper eilten nun rasch vor daS Thor und verfchman den in der Dunkelheit. Nach einer ge nügenden Entfernung von der Stadt entließ Junker seinen Schützling mit der Mahnung, nun schnell zur nahen Grenze zu eilen und da preußische Staatsgebiet zu verlassen. Der Pro fessor hatte Mühe, die überwallenden Tanke-äußerungen Momper'S zu stillen, dann trennten sich die beiden Männer. Zwölf Jahre später reifte der Präses sor Junker in einer Familienangele genheit nach Amsterdam. EineS Ta geS blieb er auf einem Rundgange durch die Stadt vor dem Börsen gebäude stehen. Da trat auZ der Menge ein vornehm gekleideter Herr auf ihn ,u. begrüßte ihn höslich und lud ihn ein. da Mittagsmahl mit ihm in seiner Wohnung zu theilen. .Herr Professor." sagte er ..kennen Sie mich nicht wieder? Ich bin Adrian Momper, der gehenkte Soldat deS alten TessauerZ, der auf Ihrem Sezir tische zum Leben erdachte, und den Sie in so edelmüthigcr Weise gerettet haben!" Der Professor war sprachlos vor Er staunen, als er aus dem Munde seines ehemaligen Schützling? erfuhr, wie dieser nach Holland entkommen sei. wie er sich in Amsterdam im Dienste eine? reichen RhederZ dessen Vertrauen und die Liebe seiner Tochter, seiner jetzigen Gemahlin, erworben und wie er nach und nach zu Reichthum und einer ehrenhaften Stel lung im Leben gekommen sei. Oft habe er nach Halle kommen und seinem Lebensretter danken wollen. Allein ein Grauen vor dem Orte, an dem er so schrecklich gelitten, habe ihn stets von diesem Schritte zurückgehalten. Professor Junker blieb noch Wochen hindurch der Gast Momper'S, und als er endlich Abschied nahm, um nach Hause zurückzureisen, da reichte ihm Momper bei'm Abschiede einen noch jetzt vorhandenen goldenen Becher zum biet Senden Andenken, welcher die folgende Inschrift trügt: .Ich, Momper genannt, auch Adrian, Gefehlt ich hatt' im Jugendwahn, Drum ward ich an den Galgen gehenkt. Doch Gott mir hat daS Leben geschenkt, So daß ich erstand aus TodeSnacht Und endlich zu Glück und Ehren eS bracht'!" in süd-ainerikanisches llbcn-teucr. Ueber ein gefährliches Abenteuer schreibt ein deutscher Kolonist auS Bra filien: ES war im Oktober deS Jahre? 1857 in der Provinz Rio Grande do Sul. Ich war noch nicht lange im Lande, hatte erst vor kurzer Zeit meine Kolonie angehauen und noch eine Interims Baracke als Wohnung. Meine Fa milie, bestehend aus Frau und einem vierjährigen Töchterchen, hatte ich vor läufig in der ca. neun Lgua entfernten, nächsten Stadt Rio Pardo eingemiethet, bis ich auf meiner Kolonie im Urwalde eine menschenwürdige Hütte aufgebaut hatte. Der Oktober' ist dort ein Frühlings monat. In diesem Monat haut der Kolonist so viel Urwald um, wie er irgend kann. ES regnet in diesem Mo nate noch oft. und bei Gewittern manch mal 48 bis G0 Stunden. Dann schwel len die kleinen GebirgZwasserläufe. die in der Sommerzeit oft nicht so tief find, daß sie einem Pferde bis an das Knie reichen, sehr schnell an, überschwemmen in der Niederung oft eine halbe Meile weit Land und Wald und find dann äußerst gefährlich, oft zar nicht eher zu passiren, bis die Wassermasse sich ver laufen hat. Während ein solcher Regen sich einge setzt hatte, erhielt ich durch einen Kalo nisten, der in Rio Pardo Einkäufe ge macht hatte, von meiner Frau einen Brief, in welchem sie mir mittheilte, daß unser einzige? Töchterchen schwer erkrankt sei, ich möchte doch schnell mit meiner homöopathischen Apotheke kom men, da ein Arzt nicht am Platze sei. Ich sattelte also schnell mein Pferd, und hatte in der schnellsten Gangart die Hülste deS WegeS zurückgelegt, als ich von einem Stanziero (Guts und Biehbefitzer) erfuhr, daß der Rio Par dinio so angeschwollen sei. daß da? Wasser gut eine viertel Meile im vor liegenden Walde stehe, und eS unmög lich sei, heute noch den Fluß zu durch schwimmen. Erst morgen Abend würde eS möglich sein. Ich war jung, muthig. hatte daS Herz voller Sorgen, dabei ein klüftiges Pferd, vorzüglichen Schwim mer, und ließ mir die Gefahr nicht so groß erscheinen. Der Stanziero schüt teile bedenklich das Haupt und meinte, es sei rein unmöglich. Er könne mir aber weiter nicht helfen, als mir g; naue Verhaltungsregeln geben und mich bis an den Rand deS Wassers begleiten. DieS geschah auch, und eS stellte sich da bei heraus, daß daS Waffer nicht ganz so hoch stand, wie vermuthet worden. BiS zum Flußufer ging daS Wasser meinem Pferde bis zur Brust. Dann allerdings erfaßte mich doch ein Krausen, mich in diesen brodelnden Kessel zu wagen. Doch ich hatte Vertrauen zu meinem erprobten Pferde. Auch dieS schien die Gefahr zu erkennen und schüt telte sich kräftig. Ich hatte meine Re volver geschützt, und für den Fall, daß ich unrettbar verloren sein würde, be hielt ich den einen Revolver gespannt in der rechten Hand. Durch diese zufül lige, durch nicht? motivirte HandlungS weise wurde ich gerettet. Ich gab mei nem Pferde einen Schenkeldruck! dieses fing sofort zu schwimmen an. und zwar nahm eS das Wasser in einem stumpfen Winkel von etwa 5 Grad. Nicht die leiseste Zügelbewegung darf gemacht wer den, daß die Pferde an der Strömung d?S Wasser? an ihrem Halse, genau wissen, wie sie schwimmen müssen, um den durch den Urwald gehauenen Weg genau zu erreichen. Ein Abtreiben ist der sichere Tod, weil undurchdringliche Schling und Dorngewüchfe jede Lan dunz verhindern, und in diesem Falle muß der Revolver seine Schuldigkeit thun. Ich sah nun. daß mein Pferd sich nicht geirrt, und daß unsere Ret tung gelingen würde. Plötzlich stürzte ein Krokodil von wohl zehn Fuß Länge mit weit gesperrtem Rachen auf unS zu und war kaum noch einen Meter von meinem rechten Beine entfernt, da krachte mein Revolver, der Schuß ging in'S Auge, ein Brausen-und Wasser spritzen kam über mich und machte mich fast blind. Im gleichen Moment hatte mein Pferd mit den hinteren Beinen Grund gefaßt, hob sich kerzengerade in die Höhe und mit einem Verzweiflung? sprunge war e? und ich mit ihm außer halb deS Flußbette?. Wie ich den Sitz behalten habe, weiß ich nicht. Mein Pferd zitterte schrecklich, so wohl von der Anstrengung deS Schwim menS, wie auch vor dem Angriff deS Krokodils, von dem wir nun nicht? mehr sahen. Wir brauchten gut zwei Stunden, um un? zu erholen und un? zu trocknen. Ich kam aber noch recht zeitig nach Rio Porto, um mein Töch terchen zu retten. TU Ntttnschwänzigt Katze" ist im civilifirten Aldion al? Strafmit tel bekanntlich noch an der TageSord nung. Ihrer Anwendung im englischen Land und Seehcere widmet der eng lische Lord Wm. M. öooper in seinem Buche "Ilistory of the Kod in all countries l'roin the earliestperiod to the present time" zwei besondere Kapitel. Ist der Augenblick ge!om men," so Heißt es da, dann wird der Uebelthäter zunächst ärztlich untersucht, unmittelbar darauf in eine Zelle ge führt, wo der Oberwächter, ein oder zwei Aerzte und mehrere Wächter der sammelt sind. Nachdem ihm laut und vernehmlich verlesen worden ist, aus welchen Gründen er die Katze zu kosten bekommen soll, wird er zum Theil entkleidet. Vom Hals bis zur Nieren gegend herab wird ein Stück Tuch be festigt, Rückenbekleidung" genannt, dann werden ihm Kniee und Hände an eiserne Krämpen in einem Block feftge bunden, dabei die Beine soviel als mög lich weg und die Arme vorwärts ge zogen ; die Brust ist durch einen Holz block gestützt. Bis zu 25 Schlägen kann der so Gefesselte auf die Schulter erhalten. Ta aber jede tfatze neun Stränge hat, sind die 25 in Wirklichkeit 225 Hiebe. Man nimmt an, daß die Haut die Schläge aushält, so lange die Katze von sachverständiger Hand ge schwungen wird ; aber wie die Schlä ger und die Häute verschieden find, so auch die Wirkungen. Ein Arzt spricht fich dahin aus, daß ein leichter BlutauS tritt zuweilen den Schmerz lindere und die Gefahr der Entzündung verringere; ein anderer sagt : es ist manchmal ein hartes Stück Arbeit, den Rücken wieder heil zu kriegen. Etwas anderen Ver lauf hat der Akt, wenn statt der neun schwänzigen Katze die Birkenruthe zur Anwendung kommt, die englische Form der russischen Knute, wie sich ein eng lischer Richter ausdrückte. Der Ge fangene ist dabei halb entkleidet und kniet, mit dem Kopfe über einen Holz rahmen, der den Körperformen eines Menschen nachgebildet ist ; im Gefäng nißkaudcrwelsch nennt man ihn Pony. Geschlagen wird hierbei auf den fleischig fien Theil des Körpers ohne Unter brechung mit einer starken, in Salzwas ser eingetauchten Ruthe so nachdiück lich. daß das Fleisch mehr oder weniger wie roheS Beefsteak aussteht. Die Spuren einer solchen Strafe find un vergänglich." Der Ordre gemäß. Englische Blätter erzählen ein nettes Geschichtchen, das kürzlich dem Haupt mann eines Husaren-RegimentS Pas ftrte. Der Offizier war nach Indien beordert worden, und um von feinen Leuten in gutem Andenken behalten zu werden, gab er dicht vor seiner Abreise dem ganzen Regiment ein splendides Ab schiedZessen. Nachdem er, ehe die allge meine Tafel begann, eine kurze, herz liche Ansprache an feine Leute gerichtet hatte, rief er mit weithin dröhnender Stimme : Und nun, meine Burschen, zur Attacke ! Geht scharf vor und behan delt dieses Festessen, wie ihr den Feind behandeln würdet !" Die Mannschaften ließen fich daS nicht zweimal sagen, fie schlugen mit wahrem Heldeneifer mäch' tige Breschen in die ihnen vorgesetzten Speisen und Getränke. Mit inniger Genugthuung sah eS der joviale Haupt mann. Von den zahllosen Braten. Ge müsen und Pudding? war bald jede Spur vertilgt, nur den großmüthig in ganzen Bataillonen gespendeten Flaschen mit geistigem Inhalt schien die mäßigen Engländer nicht recht gewachsen zu sein. Wenigsten? blieben ansehnliche Reihen der schlanken, weingefüllten Karraffen auf einzelnen Tischen stehen. Da be merkte der Hauptmann plötzlich, daß ein Husar, dessen Geficht bereits in be denklicher Röthe strahlte, eifrig damit beschäftigt war, verschiedene volle Fla schen in einen Sack zu stecken. Ver wundert trat der Gastgeber an den nicht verlegen werdenden Soldaten heran und fragte, was er da beginne. Ich gehorche der Ordre. Herr Haupt mann," entgegnete JoneS, indem er fich bemühte, feiner schwankenden Gestalt eine stramme Haltung zu verleihen. Du gehorchst der Ordre?" donnerte der aufgebrachte Offizier in maßlosem Erstaunen. .Jawohl. Herr Haupt mann." beharrte der muthige Krieger, ohne mit der Wimper zu zucken. .Herr Hauptmann erließen den Befehl, daS Festessen wie den Feind zn behandeln. Wenn wir nun ein Renkontre mit den Feinden haben, müssen wir doch jeden, den wir nicht tödten, als Gefangenen mitnehmen. Um genau nach der Ordre deS Herrn Hauptmann? zu handeln, wollte ich soviel Wein, wie ich schleppen kann, mit nach der Kaserne nehmen !" Wa? der Herr Hauptmann zu dieser Aufassung seiner Aufforderung folgte, ist leider nicht verlautet. wunderbare Heilung. Der berühmte deutsche Satiriker und Phyflker Lichtender (1742 bis 1799) reifte einmal nach England und schrieb von dort au? folgenden Brief an einen Freund in der Heimath : Die Reife war glücklich. Besondere Vorfülle ereig neten fich nicht, außer eiwa, daß einer unserer Schiffer au? dem Maftkorb stürzte und mit gebrochenem Beine lie gen blieb. Aber mit Hilfe eine? Pflocke?, eines Stricke und mit etwa? Pech wurde da? Bein in seinen alten Stand zurückgebracht, und eine halbe Stunde später ging der Mann wieder wie zuvor." Der Empfänger deZ Brie fe?. ein Arzt, war über den Inhalt nicht wenig verwundert. An dem Pflock nahm er keinen Anstoß, denn daS ge brochene Bein mußte geschient werden, und man mußte nehmen, was man hatte ; auch den Strick wollte er gelten lassen in Ermangelung eines besseren VerbandZmittelS daß aber das Pech im Stande sein sollte, in einer halben Stunde den Bruch zur Heilung zu bringen, darüber kam er nicht hinweg. Er theilte den Fall einigen Berufsge nossen mit. die ihn ebenso unbegreiflich fanden ; schließlich schrieb er an Lichten berg und fragte ihn, ob er fich in sei nem Briefe nicht geirrt hätte. Nach einiger Zeit traf Lichtenderg's Ant wort ein, die folgendermaßen lautete : Lieber Freund, mein Bericht enthält keinen Jrrthuin. Als ich Dich neulich von dem gebrochenen Beine bis Schis fer? schrieb, habe ich nur hinzuzufügen vergessen, daß dasselbe von Holz war." Am Ende der Kunst. Wenn Bellachini in Berlin seine Zaubervorstellungen gab, verkehrte er viel in der Familie deS Justizraths H., auf dessen Soireen er die reizendsten Ueberrafchungen improvistrte. Einer seiner eifrigsten Bewunderer war der kleine Willy, daS siebenjährige Söhn chen des JuftizrathS, und Bellachini liebte es, ihn damit zu verblüffen, daß er ihm ein Geldstück aus der Nase zog oder irgend ein Spielzeug aus der eige nen Tasche deS Knaben, daS er ihm dann schenkte. Einst traf Bellachini den kleinen Willy auf der Kurfürften-Brücke. Um ihn zu necken, zog der Künstler einen blitzenden Dukaten auS der Tasche und sagte : Da. den schenk' ich dir." Sobald Willy aber zugreifen wollte, kehrte Bellachini seine Hand um, sagte HokuSpokuS!" und der Dukaten war verschwunden. Eine Weile mühte sich der Kleine vergeblich ab, daS Geldstück zu erhäschen. Tann sagte er : Mußt du denn immer HokuSpokuS sagen, da mit der Dukaten verschwindet?" Gewiß", erwiderte Bellachini belu ftigt. sonst geht es nicht." Und wenn du wieder HokuSpokuS sagst ist er wieder da?" Freilich." Aber vielleicht ist eS gar kein richti ger Dukaten?" Nun, fühle einmal !" Aber kaum hatte Willy das blanke Goldstück in der Hand, als er eS mit raschem Griff über die Brücke in's Was ser warf. So", sagte er ruhig zu Bcllachini, jetzt sag' mal Hokuspokus, damit eS wieder in deine Hand kommt." Bellachini war anfangs erschreckt, dann aber lachte er und beschenkte den kleinen Willy mit einer Düte BonbonS. Später versicherte er, dies fei einer der größten Mißerfolge feiner Kunst ge wefen. Der Anzug eines Urgermanen. Eine große Sehenswürdigkeit besitzt daS Museum zu Stade. ES ist der vollständige, gut erhaltene Anzug eine? Germanen etwa au? dem sechsten Jahr hundert nach Christi. Der Anzug ist von dem Konservator Lindenschmitt am RömischGermanischenZentral.Museum in Mainz wieder zusammengefügt wor den. Die alten Germanen hüllten fich bekanntlich in eine große wollene Decke, welche fie auf der rechten Schulter mit tel? eine? Dorns oder mit einer bron zenden Nadel zusammenhefteten. Von den Nadeln find in den Museen viele vorhanden. Den Mantel selbst weit über 100 Jahre zu erhalten, wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn nicht der Gerbstoff deS MooreS ihn konservirt hätte. Der Mantel wurde nämlich im Moore bei Oberaltendorf aufgefunden. Sämmtliche Theile des Fundes zeigen eine braune TabakSfarle. Der Man tel hat eine dunkle, fingerbreite Borte und etwa zwei Zoll lange Fransen. Tie Länge beträgt 2.40 Meter. Der Stoff besteht auS Wolle, und die Fäden haben etwa die Stärke des Segeltuch gespinnsteS. Außerdem wurden zwei feinere wollene Binden gefunden, welche mit ledernen Riemen kreuzweiS um die Waden gewickelt wurden. Von ton beiden ledernen Bindschuhen. die über besonder? für diesen Zweck angefertigte Gipsschuhe gezogen sind, ist einer 27. der andere 30 Zentimeter lang. Der Fund wird vervollständigt durch einen Skalp mit röthlichcn Haaren, ein Stück menschlicher Haut und zwei Stück silber ner Hüngezierathe de? Halsschmuckes. Außerdem noch gefundene leinene Klei dungZstücke. die bei dcn Arbeiten im Moore schon zerschnitten wurden, sind wieder zusammengesetzt worden. ligerjagd in TeutschZüdwest afrika. Der Unteroffizier der kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch.Südweftafrika Karl Wischkon schildert in einem auS Windhoek an seine Eltern gerichteten Briefe folgende? Abenteuer : EiieS TageS war ich mit einem Lieutenant auf die Jagd gegangen. Nach nicht zu langer Zeit bekam ich einen Tiger zum Schuß. Leider hatte ich das Unglück, den Tiger zu fehlen, und schoß ihn nur an. Die wüthend gewordene Bestie machte Kehrt, und ehe ich mich zur Wehr setzen konnte, hatte mich der Tiger mit einer Tatze niedergeschlagen. AuS einer tiefen, vom rechten Auge bis hinter daS Ohr reichenden Wunde blutete ich fürch terlich. Ta der Tiger auf mir stand und feine Pranken in meinen Körper geschlagen hatte, konnte ich mich nicht aufraffen. Zum Glück bemerkte mein Lieutenant meine gefährliche Lage und eilte mir zur Hilfe. In diesem Mo ment ließ die Bestie von mir ab und bedrohte den Offizier. So gut e? ging, raffte ich mich aber jetzt zusammen, legte an und diesmal hatte ich nicht gefehlt. Nach wenigen Augenblicken war der Tiger verendet. Ich aber habe für immer von dieser Jagd genug. Im Lazareth heilte die Wunde schnell und heute hat das blutige Rencontre nur noch kaum merkliche Spuren bei mir hinterlassen. Das erste weiße Haar. TaS erste weiße Haar eS stiehlt sich über Nacht In blonder Locken Gold, in dunkler Flechten Pracht, Und mahnend weckt eS Dich auS süßem Rausch und Traum AIS erste? welkes Blatt am grünen Lebensbaum. Hab' acht ! Die Frist verrinnt. Dein Frühling ging dahin Zeig' Deines Sommers Frucht, zeig' Deiner Zeit Gewinn. WaS Du geleistet haft, heut mach' eS offenbar : So fordert ernst und still Dein erstes weiße Haar. Hab' acht ! Der Winter kommt, da Deine Kraft erstarrt, Schaff' unermüdlich Du in flücht'ger Gegenwart, Daß, wenn den Scheitel Dir deS Alter? Reif beschneit. Du nicht zu klagen brauchst um unge nützte Zeit. Alice Freiin v. Gaudy. t muß es doch wissen. Herr Wirth, Herr Wirth." so rief ein Gast, Der arg darüber war verdrossen, Daß ihm ein Kellner in der Haft Die Hosen mit Bouillon begossen. Der Gast, er hat kaum aufgeschrieen. Stet? weisend auf die schönen Hosen, AIS auch der Gaftwirth schon erschien: Wie kann man sich denn so erbosen! Um so 'ne Sache so 'ne Wuth!?. Stell' Sie fich in die Ofenecke, BiS 't brocken, dann ift Alles jut; Denn die Bouillon macht keenc Flecke!" Genügend. CommiS: Herr Prinzipal kann ich jetzt zu Mittag gehen? ES ift schon eine Stunde über meine Zeit und ich habe schrecklichen Hunger!" Prinzipal: Hungrig find Sie? Sie haben doch den ganzen Tag CouvertS geleckt und Briefmarken aufgeklebt, wie können Sie da hungrig fein?" , In der Pferdebahn. Dünner Herr (der fich vergeblich be müht, einen Platz zu bekommen): Es müßte in den Kabelbahnwagen eigent lich nach Gewicht gehen." Dicke Dame: Na, Münneken. dann würden Sie überhaupt nicht mitgenom men werden!" In der Soiree. Herr: Sie sind wohl musikalisch, mein Früulein?" Fräulein: Ach nein!" Herr: Dann besuchen Sie gewiß häufig daS Theater?" Fräulein: Auch das nicht." Herr: So malen Sie vielleicht?" Fräulein: Ja." Herr: Wohl Aquarell?" Fräulein: Ach nein, nur Kaffee!" Schnell erklärt. Lehrer: Warum heißen diese Ge schirre Porzellan-Geschirre, Max?" Max: Weil sie so leicht entzweipor zeln." Das benutzte Sprüchwort. Und scheint die Sonne noch so schön, einmal muß sie untergeh'n!" tröstete sich ein Einbrecher, der auf eine recht finstere Nacht wartete. OT.jlijiös. Wirth : Ich möchte gern einen klas fischen Spruch hier über meinem Büffet andringen lassen ; wüßte ich nur wel chen." Gast : .Echieiden Sie doch : .DeS Leben? ungemischte Freude wird keinem Sterblichen zu Theil."' Stuiicdemeisler zum ?e'ellen. Aber Franz. schlagen Sie doch nicht so fürchterlich auf ven AmdoZ ! Ter ift doch kein Klavier !" Aus einem Soldatnihicf. .Liede Eltern! Mein Unteroffizier ißt Leberwurft für fein Leben gern; das nächste Mal schickt also eine Blut wurft." Ein großer lluiiri. Lehrer : Kannst Tu mir einen pro ßen Mann deS Alterthum? nennen?" Schüler : Ter Riefe Goliath !" beweis. Vater der Braut : Können Sie denn auch eine Frau ernähren?" Bewerber (Wirth): O, ja, ich habe Ihnen hier gleich einmal die Speise karte von heute mitgebracht !" ,'rech. Alte Dame : Machen Sie. daß Sie fortkommen, ich brauche keine Seife !" Haufirer: Auch nicht e Stückchen Rafirseife?" Vns lvunderkind. Alljährlich tritt in unsere Mitte Ein Wunderkind, daS viel verspricht. Man jauchzt ihm zu nach alter Sitte Und spart mit guten Wünschen nicht. Man hofft, eS werde AlleS halten, WaS jetzt eS lächelnd uns verheißt, Und werde herrlich fich entfalten WaS schlummernd ruht in seinem Geist. Tann sehen wir eS weiter wandern, Und leider wird sehr bald unS klar : ES hält nicht mehr als all die andern, TaS Wunderkind. daS neue Jahr. Annonce. Ein junger Mann wünscht fich zu verleirathen. Es wird mehr auf gute Behandlung als auf Vermögen gesehen. Doppelsinnig. Sie: Haft Du schon gehört, die Tochter der Frau Geheimrathin hat sich im Bade verlobt !" Er: DaS habe ich mir gleich ge dacht, daß die mit ihrer Tochter eine Er holungZreife macht." i nettes Lriichtchen. Hans, mir scheint. Tu warft gestern nicht in der Schule." HanS : Gewiß hat eS Dir die Leh rerin erzählt. Eine Frau kann eben niemals den Mund halten." Belolznung. Mutter (zum Söhnchen): Karl, wenn Du heute schön folgst, brauchst Du zum Abend vor dem Schlafengehen auch die Tante nicht zu küssen !" mildernder Umstand. Richter: Sie haben schon wieder 'mal ein Fahrrad gestohlen. Angeklagter : Ja, ich bin halt noch 'n bissel ungeschickt, Herr Richter. DaS erste war bereit? nach vier Wochen hin!" Im Zweifel. Brautwerber: (welcher einen Korb er halten hat): Jetzt weiß ich wirklich nicht, bin ich glücklich, oder bin ich un glücklich." Leine Anffassnng. Sie: Du, Vater der feine Kell ner war vielleicht beleidigt, weil Du ihm Trinkgeld gabst er macht so ein Gesicht !" Er: Meinst Du ! Aber so sehr beleidigt konnte er nicht fein, denn ich gab ihm nur fünf Pfennige." vorsichtig. v Arzt (zu einem Bauer): Sie müssen ein paar Tage hier in der Stadt blei bcn: ich werde Sie kuriren." Bauer: Schon recht; z'wegen dem bin i ja mit dem Kurirzug kimma." Tröstlich. Prinzipal (wüthend): Wie, Sie Un mensch, Sie haben die Tinte über'S Hauptbuch gegossen?" CommiS (stammelnd): Leider leider aber e? ist heute das erste Mal, Herr Prinzipal!" Ein vorsichtiger. Aber warum wollen Sie nicht hei rathen? EZ fährt fich doch zu Zweien viel angenehmer durch'S Leben!" Kann ja fein, will aber doch w. rten, bis eS Retourbillets giebt." Stoßseufzer. A. : Ihre Frau Gemahlin kann sich in jedem Salon bewegen!" , B. : Ich wollte lieber, sie könnte sich in der Küche bewegen!" Im nftbaIlon. Ballonlenker (zum Professor, der in wissenschaftliche Beobachtungen vcrsun ken ist): Herr Professor, soll ich'S Ven til öffnen?" Professor: Warum denn?" Ballonlenker: Wir müssen doch schließlich wieder zur Erde zurück!" f Professor (unwirsch): Mann. Sie scheinen ja ohne die Erde nicht mehr hieven zu können!"