Ar ? mm WV II II flnmtsf H yvvf 4 Jahrgang lt. Beilage zum Nebraöka Ztaatö.'lnzcigcr. No. 4. Das iBclyirnnuj ivii PunrilL'. Nach dc r.ii'u iiv-ü.v" .-rtJ -'jc.:r.fa:: nitn. i'oit , v 3 5 f In dem Etlichen Tunöillt im füd. lichen England herrschte große Aas. regung. In einer Zeit von drei Mo naten wurden dort mehrere Morde aus gchlimnißvolle Weise verübt, ohne das? ti gelungen wäre, jemandem auf die Spur zu kommen. Liese Morde gtstahen jedesmal, wie gerichtlich festgestellt wurde, mittels eine? scharfen MefserZ oder eineZ Dol che?, aber daZ Sonderbarste dabei war. datz kein einzige? von den Opfern be raubt wurde. Auch dcr Zhatort war jedesmal ein anderer. Ter elfte Mord wurde in einem Schlafzimmer verübt, dcr zweite auf einer Brücke, der dritte in einem der ersten Gasthäuser deZ Städtchens, der vierte endlich im Stadtpark. Weder Polizei noch GerichtZkommisston wußten hier Rath. Man wendete sich darum nach London mit dem Ersuchen. eZ möge ein erfahrener Geheimpolizist nach Tun ville entsendet werden. Ter Borstand der Abtheilung .Ge heimpolizci" hatte für diese schwierige Aufgabe mich gewählt. Ich war da mal? jung, erst eine kurze Zeit im Amt und dürstete nach Thaten, um mich auZzuzeichnen. Mit allem Nöthigen bekannt gemacht und mit einem Au? weis versehen, reifte ich also nach Dun ville.. Hier wurde mein Erscheinen streng geheimgehalten. In einem Gasthaus nahm ich als .Zahnarzt' Wohnung. eineStheilS deZhald, weil ich in dieser Kunst bewandert war, anderer seit? hoffte ich als solcher mit den unter schiedlichften Menschenklafsen am leichte ften bekannt zu werden. Und wirklich hatten sich bald mehrere Patienten ge meldet, denen ich entweder Zähne ouS zag oder plombirte. Bei dieser Gelegenheit brachte ich nun die geheimnißvollen Morde zur Sprache, aber keiner der Patienten konnte mir darüber auch nur das Geringste mit theilen. Meine sonstigen Nachforschun gen waren ebenfalls umsonst. Mitten in einer Nacht wurde ich durch ein heftiges Pochen an meiner Zimmer thür aus dem Schlaf geweckt. .Wer da?" rief ich. .Stehen Sie auf. Herr, aber nur schnell!" rief eine Stimme draußen. .Richter Dikson möchte Sie gern spre chen." ES war die Stimme des Wirths. Haftig kleidete ich mich an und eilte hinaus. Herr Dikson sah ganz verstört auS. O, welch' schreckliche Dinge gehen da bei uns vor I" rief er aus. .Was ist geschehen?" fragte ich. .Kommen Sie !" Er führte mich in daS anstoßende Zimmer, wo ich auf dem Divan einen Mann mit Blut befleckt liegen sah, wel cher schwer stöhnte und ächzte. Bei unserem Eintreten wollte sich 'dieser schnell erheben, und die zwei Wärter, welche ihn an Händen und Füßen festhielten, mußten sich zusam mennehmen, um ihn daran zu verhüt dern. .Hilfe, Hilfe !" rief der Verwundete verzweifelt, schon wiederum naht daS Gespenst heran gerade auS dem Monde der o, o ! es wirft sich mit dem Messer in der Hand auf mich Hilfe. Hilfe ! -" .DaS ist schrecklich ! So schreit er jeden Augenblick !" flüsterte der Richter. .Wer ist daS?" fragte ich. .ES ist mein Diener. Ich habe ihn in die Apotheke nach einer Arznei für mein Kind geschickt, welche? plötzlich er krankte. Nach einigen Minuten ist er in diesem Zustand zurückgekehrt. WaS halten Sie davon, um Himmelswil len?" .Gewiß, hat ihn die Person deS An greiferS durch ihr Aussehen erschreckt. Zum Glück ist er nicht getödtet. und so dürfte eS uns wohl gelingen.' mit Hilfe dieses armen Teufels dem Mörder auf die Spur zu kommen." Man holte den Arzt. Dieser er schien und untersuchte den Verwunde ten nur ganz oberflächlich : .Ein Schlag in'S Genick zum Glück glitt der Stoß an der Krawatte ab eS ist nicht so schlimm bringen Sie Wasser!" Der Verwundete beruhigte sich, wurde gewaschen und verbunden. Wann, glauben Sie. daß der Ver mundete vernommen werden kann?" fragte ich den Arzt. .Etwa übermorgen, vorausgesetzt, daß unter dem ausgestandenen Schrecken nicht fein Verstand dauernd zu leiden haben wird." .Schade, daß ich gerade in diesem Augenblick nichts erfahren kann. Ich bitte Sie. Herr Dikson." fragte ich. .wo führt der Weg in die Apotheke?" Der Richter deutete mir die Richtung an. ich nahm meinen Revolver zu mir und machte mich auf den Weg. Die Nacht war schön. Vollmond, so daß ich alles, was sich nicht in dem Schatten der Häuser befand, ganz deut lich wahrnehmen und beobachten konnte. Mit größter Vorficht spähte ich jeden Winkel in der Gaffe durch und horchte auf jedes Geräusch. Ich traf niemand. Endlich erblickte ich die Apotheke und ihr Schild mit dem goldenen Lamm", welches im hellen Mondlicht weithin glänzte. So weit konnte der Unglück liche kaum gekommen fein er mußte früher angefallen und dabei verwundet worden fein. Ich drehte mich um. kehrte langsam zurück und erreichte ein enge? Gaßchm. .Hier", dachte ich, .konnte der Mör der aufgelauert haben ha. was ist daS?" hastig sprang ich zur Seite und zog auch meinen Revolver auS der Tasche. Und was sah ich? ES war eine weiße Gestalt, welche sich auS einem Fenster dcS ersten Stockwerks des Hau seS, welche? unmittelbar in daS Eüß chen führte, hnauSneigte. AthemloS stand ich da und wartete, WaS die Gestalt jetzt beginnen würde. Ich stellte mich jetzt ganz in den Schatten der Bäume zurück, welche sich doppelreihig bis zu dem Güßchen hin zogen. Die Gestalt sah lange nach allen Seiten herum und verschwand endlich in dem Gemach. So stand ich da mit dem Revolver in der Hand und wartete, bis die Gestalt abermals zum Borschein käme doch umsonst, mein Warten war vergeblich, und so kehrte ich denn ohne Ergebniß abermals in mein Gasthaus zurück. Die wildesten Träume beunruhigten in dieser Nacht meinen Schlaf, und schon am frühesten Morgen stand ich auf und begab mich zu dem Richter, um ihm meine Erlebnisse von gestern mit zutheilen. .In welchem Hause haben Sie diese Gestalt gesehen?" fragte Dikson. Von der Apotheke links." .Dann hat Sie Ihre Phantasie ge täuscht, denn besagtes Hau? ist zu dieser Zeit nicht bewohnt." .Ich bin kaltblütig genug," wendete ich ein. um mich nicht von mir selbst täuschen zu lassen, und eS ist darum nicht ausgeschlossen, daß gerade dieser Umstand einen Verbrecher dazu vermocht hat, daS leere HauS zu seinem Versteck zu wühlen." Auf mein Verlangen wurden mir sechs Wachtleute zur Verfügung gestellt, welche mich zu diesem geheimnißvollen Hause begleiteten. ES war ein schönes HauS mit ge rüumigem Hof und einem Garten, dessen Mauerumfriedung lüngS der Gaffe sich hinzog. Der Eigenthümer deS Hauses, ein reicher, alter Jung geselle befand sich mit seinem Diener auf Reifen. DaS Hausthor war ge sperrt und ich mußte daffelbe von einem Schloffer öffnen laffen. Jetzt trat ich in die Einfahrt; alles still wie in einem Grab. Die Thüren rechts und links, auch jene, welche in den Hof hinausführten, waren alle ge schloffen. Hier konnte niemand ein dringen: ich war wiederum zu Ende mit meinem Scharfsinn. Doch nein. Plötzlich entdeckte ich Kothspuren auf der Erde, welche noch feucht waren. Wer ist wohl diese Per son. welche hier war, und wie kam sie hinaus? Ein Wachtmann machte mich jetzt auf eine Holzwand unter der Treppe auf merksam. In düser Wand zeigte sich eine kleine Thüre, welche wir vorher nicht bemerkt hatten. Dieselbe ließ sich ganz leicht öffnen, und wir gelangten durch sie in einen Keller. Mit Revolvern in den Händen drangen wir nun vorwärts. Aber auch hier war niemand zu sin den. Dafür entdeckten wir. daß man durch die Kellerfenfter ganz leicht in den Hofraum gelangen konnte. Zwei von den Wachleuten ließ er in derEinfahrt zurück, zwei andere in dem Hofe und mit den übrigen fügte ich mich in die oberen Stockwerke hinauf. Hier war alles gut verschlossen, nur auf den Gängen' hatten wir abermals die frischen Fußtritte eines Menschen erkannt. Diese führten zu dem Fenster eineS Gemachs und von da wiederum zurück. Wa steckt also dieses geheim nißvolle Wesen? Wir wanderten zurück in den Keller, von da in den Hof hinaus und in den Garten, welcher auf das sorgfältigste gepflegt. RechtS in der Gartenmauer fanden wir eine Thür, welche in daS Güßchen hinausführte. Ich drückte an der Klinke, die Thür ging auf und wir gelangten in'S Freie. Gerade in diesem Augenblick schritt ein großer, starker Mann an unS vor über. Ich fuhr zusammen. Aus sei nem aschgrauen Gesicht glänzten zwei eisige Augen auf mich ; sie waren bei nahe unbeweglich, wie die Augen einer Leiche. .Wer ist dieser Mensch?" fragte ich meinen Begleiter. Ein armer Dufcl, Herr. der heißt Patrik und beschäftigt sich mit der Gärtnerei. Ader mit seinem Kopf soll eS nicht ganz richtig bestellt sein." Um Himmelswillen I" schoß es mir wie ein Blitz durch den Kopf, daS ist ja die Gestalt, welche ich gestern in dem Fenster dieses HauseS sah. WaS hat ihn wohl daher geführt? Woher dieses gespenstige Antlitz und dieser todte Blick? War er mondsüchtig? Und konnte er eS nicht sein, welcher diesen Mord anfall auSgesührt? Ich fragte nun einige Neugierige nach ihm aus, welche sich inzwischen um unS ansammelten. Sie sagten, daß Patrik den Garten pflege und jetzt wüh rend der Abwesenheit deZ Eigenthümer; den Gatteir täglich besuche und den Schlüffel zu dieser Thür bei sich habe. Schnell kehlte ich auf daZ Polizeiamt zurück und meldete meine gemachte Ent beckung. Von da begaben wir unS in die Wohnung PatrikS. welche hinter dem Städtchen lag. Patrik war nicht zu Haufe, aber die Thür feiner Woh nung stand vnen. Wir durchsuchten alle seine Sachen und fanden darauf in einer Kiste einen Dolch versteckt, an welchem noch ganz deutliche Blutspuren sichtbar waren. In diesem Augenblick kehrte auch der Gärtner Patrikj zurück. Er sah uns ganz stumpfsinnig an und zeigte auch keine Bewegung, als wir ihm den Dolch zeigten. Es schien, als wäre er sich sei ner Handlungen gar nicht bewußt. Wir forderten ihn auf. unS zu fol gen, er ließ sich ganz ruhig in daS Ge fängniß abführen. DaZ mit ihm eingeleitete Verhör war ohne Erfolg geblieben. Stumpfsinnig starrte er den Richter an und gab keine Antwort. Mit Ungeduld warteten wir nun auf die Vernehmung des verwundeten Die ners. Aber auch dieser gab keine zufriedenstellende Auskunft und erzählte nur. er fei ruhig seines Weges gegan gen, als plötzlich eine Riesengestalt auS dem Güßchen auf ihn stürzte und ihm einen starken Hieb in daS Genick versetzte. Unwillkürlich habe er die Flucht ergriffen und sich auf diese Weise gerettet, Mehr wiffe er nicht. Der Gärtner Patrik wurde nicht vor daS Schwurgericht gestellt, fondern nach vorausgegangener ärztlicher Unter suchung in die Irrenanstalt abgeführt, wo er nun sorgfältig beobachtet wurde. Und wirklich stellte sich bei ihm in der ersten Nacht deS Vollmondes eine fürch terliche Tobsucht ein. Er stürzte sich auf seine Wörter und wollte diese erwürgen. Jetzt war kein Zweifel mehr, daß nur er allein der Ui heder dieser geheimniß vollen Morde war. In der Irrenanstalt verblieb er bis zu feinem Tode. Unser elmiit. Von Zh. ZoellerLionheart. Gratulire. Herr Hauptmann, ein Junge!" Mit diesen Worten begrüßte die Dame, die seit ein paar Stunden das Regiment in unserem Hause führte, meinen Vater, als er von dem Dienst heimkehrte. Nach dem strahlenden Aussehen mei neS Vater? zu urtheilen, mußte die Ge burt eines Jungen allerdings ein Ereig niß von weltbewegender Bedeutung fein; denn bei der meiner beiden Schwe ftern ich bin die älteste sah er wem ger beglückt auS. und die Mama bat ihm beinahe demüthig die wiederholte Enttäuschung ab. Die Dienstboten schlichen auf den Fußspitzen umher, denn mit dem Gestrengen war damals nicht gut Kirschen effen, so übellaunig schrie er jeden an. Dieses Mal brachte der Klapperftorch eitel Sonnenschein und Freude in unser HauS. So ein Junge muß doch ein ganz besonders werthvoller Mensch sein, Überlegte lch mit meinem sechsjährigen Verstände und bekam Riesenrespekt vor dieser wichtigen Persönlichkeit, um die sich jetzt alles bei uns drehte und die mir eine fo große Tüte mitgebracht hatte. Die Taufe gestaltete sich zu einem glänzenden Triumphfeste. .ES ist ja ein Junge!" hatte mein Vater in mei nem Beisein zu meiner Großmutter gesagt, als liege in dem bloßen Faktum schon eine genügende Erklärung. Von seinem Standpunkte mochte er ja auch ganz recht haben. Nur, daß die Groß mama diese Erklärung als vollgültig ansah, ohne ihr eigen Geschlecht dadurch herabgesetzt zu sehen, wollte mir, als ich älter wurde, nicht recht verständlich er scheinen. .Schade, daß die Lotte das bin ich kein Junge geworden. Verstand hätte sie dazu." bemerkte einmal mein Vater. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, weshalb bei einem Frauenzimmer" mein Vater betonte das Wort stets so mißachtend, als wäre eS schon ein Ver gehen, als solches auf die Welt gekom men zu fein dasjenige für vorwitzig und unangemeffen gälte, was bei einem Maskulinum zur Zierde gereicht. Mein rascher Verstand, meine schnelle Gedan kenüußerung wurden immerfort geta dclt, während man meine? Bruders vorlautes Wesen später als frühreife Befähigung anstaunte und offen be wunderte. Bei der schmalen Zulage und dem bloßen Hauptmannsgehalt war eS ein Kunststück, mit vier Kindern ftandeSge müß auszukommen. Die Krone der Schöpfung, unser kleiner Helmut, hat indeß unter den knappen Verhältniffcn nie zu leiden gehabt. Alle Einschrün kungen trafen unS: ES sind ja nur die Mädchen. Mädchen find dedürfnißloZ", hörte ich öfters Mama sagen. AlZ unser Helmut er war nach Papa und Großpapa getauft worden, nach Quinta im Laufe der Jahre kam, sprach er von unS nur achselzuckend als von den .dummen Mädchen". (Zrnos lieblich dargebotene Puppe wieS er als Baby schon höhnisch mit den Worten zurück: Schickt sich nicht für Jungen", und als er mit vielen Nachhilfestunden und vielem Anfeuern von meiner Seite es glücklich bis zur Tertia gebracht, blickte er von der Erhabenheit seiner Gymnasialbildung mit unverhohlener Verachtung auf unser Müdchenwiffen herab. Ohne Sang und Klang waren die Schwestern und ich seiner Zeit einge segnet worden. AIS dieser große Tag für unsern Helmut in der Kadetten anstatt herankam, bildete er wieder eine wichtige Epoche in unserem Familien leben. Auch nach einer anderen Seite hin sollte dieser Tag zu einem Abschnitt in meinem anspruchslosen Dasein werden. Ich lernte in Helmut'S Vorgesetzten, der mein Tischführer war, den Mann kennen, dem ich jubelnd mein Leben an vtraut hätte. Nach wenigen Wochen that er die bedeutungsvolle Frage. Aber er war arm von Haufe aus und mußte auf die vorgeschriebene HeirathSzulage rechnen. Mit vertrauender Liebe wandte ich mich an Großmama. Ja, mein Seel chen, natürlich würde ich sie euch geben, wenn nicht der Junge wäre. Deine Eltern rechnen von meiner Seite auf die Zulage, die sie nicht bestreiken könnten, da Helmut in ein Reiterregiment will. Ich spare dafür seit den letzten Jahren schon, mein liebes Kind." Da riß mir zum eisten Mal der Ge duldsfaden. WaS all die gefärbten, oft gewendeten Kleidchen, das Verzich ten auf jeden Jugendgenuß nicht ver möcht, die Liebe brachte eS zum Vor schein, daS Rebelliren gegen daS Fimi lienidol. Der Junge und immer der Junge", rief ich bitter aus, haben wir Mädchen denn gar keine DaseinSberech tigung?" Die alte Großmama sah mich mit großen, erschrockenen Augen an. Mein Auflehnen hatte sie ersichtlich schwankend und irre gemacht. Helmut könnte allerdings auch in ein billigeres Regiment na, sprich mit deinen Eltern," stotterte sie un entschlossen, .ich bin mit allem einver standen." Ich faßte mir ein Herz, Ich kämpfte zäh, wild, leidenschaftlich um mein Glück. Doch vergeblich. Man der wieS mir meinen verwerflichen EgoiS mus, zeigte mir klar, daß ich vor meinen anderen Schwestern nicht bevor zugt werden dürfe, daß dazu nur einer Ansprüche habe : unser Helmut, der der Familie einen neuen Glanz und neue Ehre hinzuzufügen bestimmt sei. Paul und ich nahmen also Abschied. Welch einen traurigen Abschied! Er stammelte etwas von Geduld haben. Wenn Hauptmann erster Klasse fei Ich habe Geduld gehabt o, wie viele! Papa hat längst den Abschied als Major. In Erna hat sich zum Glück ein reicher Gutsbesitzer verliebt. Marie heirathete gegen den Wunsch der Eltern einen Wittmer, einen reich ge wordenen Bäckermeister, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. WaS wird unser Helmut zu dem Schwager sagen?" waren MamaS ängstliche Bedenken. Aber Marie war sehr selbständig. Sie antwortete trocken : DaZ ist mir gleichgiitigl Ich habe jetzt eine gute Versorgung und eine gesicherte Zu kunft." Ob sie recht hatte? ES ist ein etwa? hausbackenes Glück geworden, indeß fühlt sich Marie zufrieden dabei und überhört Helmut'S Seitenhiebe über die Säbelbeine des früheren Bäckers. Ich arbeite viel für Stickereigeschäfte und Porzellanmanufakturen und ver diene ein ganz nettes Geld für die hüb schen SSchelchen, die ich Abends heim lich abliefere. Freilich habe ich selbst nur wenig von dem Erlös. Er man dert zu Papas besonderer Pflege fast ganz in die gemeinschaftliche Wirth schaftskasse. Papa thut, als merke er nichts davon, und Mama wird roth und streichelt mir stumm über den Scheitel. Unser Helmuth braucht schrecklich viel Geld, und er hat fast immer Schulden. Die arme Großmama hat seufzmd schon zweimal vom Capital hergeben müffen. Aber nun hat alle. Noth ein Ende, all die schweren Opfer für Hel mut sind doch nicht umsonst gebracht : seit ein paar Tagen ist er mit einer steinreichen Amerikanerin verlobt, und nächste Woche wird er sie unS vorstellen ! Hei. wie daS unser kleines HauS in Aufruhr bringt! Unser Helmut wird kommen! Ich bin todtmüde von all dem Scheuern. Gardinenausstccken, Laufen treppauf, treppab. Nun sitze ich unter dem schwülduftenden Linden bäum und halte Mittagsruhe. Welch glänzende Uniform verirrt sich da zu unZ? In Gala, mit Helm und Epauletten. Mir kommt die hohe Ge ftalt, vom Rücken gesehen, so bekannt vor Hilf Himmel! Er, mein Paul! Paul Grädnitz! Und ich in meinem Arbeitskittel mit dem zerzausten Haar ! Aber eZ giebt kein Entrinnen mehr, die alte Dörtde führt ihn gerade auf mich zu. Wie mein Herz klopft! Die Linde duftet, die Vögel jubiliren. Mir stocken die Pulse in süßem Schreck. Wie statt lich er geworden ist, münulich straff und blühend schön, in den besten Jahren ! Und ich? Seh' ich'S an feinem er fchrockenen Blick und der verlegenen Röthe nicht, da er nun vor mir steht und meine beiden Hände hält? Höre ich'S dem erkälteten Ton seiner Stimme nicht an. was aus mir geworden, wie enttäuscht er ist? Eine verblühte, alte Jungfer. Ader Grädnitz ist ein Ehrenmann. Er fühlt sich gebunden. Er löst zögernd und stockend sein Wort ein. Ich fühle, welche Mühe eS ihm kostet, und Gnaden gaben kann ich nicht annehmen. Wie er erleichtert aufathmet, als ich bewegt ablehne weil ich meine alten Eltern nicht verlassen kann, weil weil ich doch eingesehen, daß daS Ju gendgefühl eine Täuschung sei und waS der Dinge mehr sind, die ich mit fliegen dem Athem herzähle, um ihn zu täu schen. Er hört auS allem nur das Nein, das befreiende, und küßt bewegt und in dankbarer Ehrerbietung zum Abschied meine Hände. Dankbar für mein Nein ! Und nun sitze ich allein unter der Linde. Entgöttert ist der Himmel, der Jubelsang ist Klage, der umstrickende Duft thut meinen Nerven weh Da ein Schrei. Ein gellender Weh schrei im Hause. Großer Gott, was ist geschehen? Mein kleines Leid ist ver geffen. Ich stürze ins HauS. Mein Bater liegt da im Seffel wie gebro chen ; feine Stirn ist vornüber gesunken auf die gefalteten Hände. Die Mutter liegt auf den Knien neben ihm, wim mernd, stöhnend. Ich nehme da? Telegramm vom Boden, das die beiden Alten zu Boden geschmettert, und lese: .Mein lieber, alter Kamerad ! Leider eine Unglücks botschaft. die ich Ihnen zu melden habe. Ihr Sohn, mein Adjutant, liegt schwer verwundet infolge eines Duells. Strei tigkeit wegen eines MüdchenS auf einem Maskenball. Sein Gegner war ein RegierungSaffessor von Plönitz. Leider nur wenig Hoffnung auf Erhaltung feines Lebens. In tiefer Theilnahme Ihr von Dallberg." Ein dumpfer Laut ringt sich von den Lippen meines VaterS: Todt, todt, mein Stolz, meine Freude, elend zu Grunde gerichtet, mein Helmut, mein armer, armer Junge !' Mühsam erhebt sich die Mutter in meinen Armen. Ihr wirrer Blick rich tet sich hilfesuchend auf mich und wie geistesabwesend gleitet'S mechanisch über ihre Lippen: .Mein gutes, gutes Kind! Du haft unS nie im Leben einen Schmerz bereitet." DaS unbewußte Lobeslied der Mut ter hat mich mit meinem verfehlten Leben ausgesöhnt. Gräfin v. Schimmelmann. Eine absonderliche aber segensreiche Mission hat Gräfin V. Schimmelmann übernommen. In den Häfen der deut schen Ostseeküfte wurde vergangenen Sommer oft eine Schooneryacht unter dänischer Flagge segelnd bemerkt. ES war dieS die .Duen" (auf Deutsch .Taube") der Gräfin v. Schimmel mann. In Swinemünde, Stettin, Ahlbeck und Stralsund, und wo sonst noch die Duen" ankerte, hielt die Grä fin Versammlungen ab, in denen sie über Zweck und Ziel ihres Unternch. mens sprach. Die Gräfin, eine Dame von sehr sympathischem Aeußern und vornehmer Erscheinung, entstammt dem bekannten Geschlecht, daS in Deutsch land und Dänemark ansässig ist. Sie verlebte ihre Jugend theils in Holstein, theils in Dänemark auf den Gütern ihrer Eltern; sie kam dann an den deutschen Kaiserhof und war längere Zeit Hofdame beider Kaiserin Augusta. Von Hause auS vertraut mit dem arm seligen, entbehrungsreichen Leben der Fischereibevölkerung, hat sie einen Theil ihre? Vermögens geopfert und in richtungen getroffen, die den Fischern ausschließlich zu Gute kommen. Vor mehreren Jahren errichtete sie in Göhren auf der Insel Rügen ein fo.zenanntc? Fischer und Ceemannshcim. wo die Fischer gern und häufig veiMjren. Hier erhalten sie für wenige Pfennige warmeZ Effen und Trinken. Die Grä sin selbst leitet daZ Ganze ; in der lik denZwürdigftcn Weise vcr!,hrte sie ml1 ihren Fischern, und zwa: bediente sie sich dabei dcr plattdeutschen Sprache. Wie schnell sich daS segensreiche Unter nehmen entwickelte, beweist, welch' dringende? Bedürfniß hier vorlag. Eine weitere Wohlthat bereitete den Fischern die Giäfin noch dadurch, daß sie in Göhren einen Brunnen bauen ließ, der ihnen stetS frifchcZ Waffer lie fert. daS sie früher tagelang entbehrten. Buch im Winter, wenn die Fischer ohne Arbeit und Verdienst sind, greift die Gräfin helfend ein; da wird Holz schnitzerei und Flechterei getlieben. sodaß auch da ein Nothpfennig verdient wird. Ihre schöne ',')acht dient der Gräfin nun dazu, sie nach den verschie denen Plätzen zu bringen. Die Be satzung steht unter der Leitung eine KapitänS. ES sind meistens Jungen, die ftch dem SeemannZBeruf widmen wollen und an Bord der Duen" jeden falls eine gute Schule durchmachen. Als ti bkwundtrnSwtrthts Kunst n,rk darf man die Uhr bezeichnen, die sich im Lesesaal deZ neuen ReichstagSge bäudeS in Berlin befindet. Sie ist mit ewigem Kalendertag, Datum, Mo nat und Jahreswechsel, sowie Mond Phase gefertigt worden. Der goldene Grund der viereckigen Platte, die drei weiße Zifferblätter trägt, ist mit sym bolischen Figuren bemalt, die den Tag und die Nacht verfinnlichen. Der Tag wird durch einen Schmetterling (Tag Pfauenauge) und die Sonne, die Nacht durch eine Fledermaus und einen Ko meten fymbolisirt. Links ist das Blatt für die Wochentage, rechts daS für die Monate, in der Mitte daS Datumzif ferblatt. Ueber diesem erscheinen in einem Ausschnitt die Mondphasen in Gold auf azurblauem Grunde. In zwei weiteren Ausschnitten ist links die feststehende Jahreszahl der Erbauung deS ReichZtagSgebüudeS zu lesen, wüh rend die Zahlen rechts felbftständig bis zum Jahre 1990 bei der Jahreswende NachtS 12 Uhr wechseln. ES lohnt ftch, bei Besichtigung deS ReichStagSgebüu deS dieses tadellos funktionirende Kunst werk, daS ein rühmliches Zeugniß für die Kunft feines Schöpfers ablegt, in Augenschein zu nehmen. Der kleine Max kommt mit großem Gebrüll in's Zim mer gestürzt. Mama, Mama !" Still, die Kinder müssen schweigen, wenn die Erwachsenen reden." Aber, Mama, ich will Dir nur etwas sagen." DaS kannst Du sagen, wenn der Papa die Zeitung zu Ende gelesen hat." Der kleine Max schweigt und wartet geduldig, bis der Papa die Zeitung zu Ende gelesen hat. Da sagt die Mama zu ihm freundlich: Jetzt rede Du auch, was wolltest Du sagen?" Ich wollte nur sagen, daß ich den Hahn der Wasserleitung offen gelassen habe, ich bekomme ihn nicht wieder zu." r hat recht. Zecher (auS dem Weinkeller tau melnd): ES ift nicht wahr. waS die Aerzte sagen, daß ein Ei und ein GlaS Wein einen Menschen 24 Stunden lang aufrecht erhalten können; ich habe 16 Eier gegessen und einige 30 Gläser Wein getrunken und habe nun alle mögliche Mühe, mich nur einen Augen blick aufrecht zu erhalten." Ausrede. Kunde: .Ihr Haarwuchsmittel hat aber verteufelt wenig Erfolg bei mir gehabt!" Friseur (achselzuckend): .WaS wächst bei diesem kalten Wetter?" höchste Frechheit. Wirth: .So eine Frechheit! Den ganzen Nachmittag sitzen Sie bei einem einzigen Glas Bier, und nachher können Sie eS nicht 'mal bezahlen." Galant. Fräulein: Diesen Wein hat Papa seit meiner Geburt im Keller liegen." Herr: So, so. also noch ein ganz junges Weinchen!" Gute Erklärung. Fritzchen (ein Rezept lesend): WaS bedeutet denn hier oben .Rec." Papa?" Vater (Juftizrath): .Recipe ! DaS ift die vom Arzt an den Apotheker ge richtete Aufforderung Nimm ein !' (Erkannt. Er: Wollen Sie mir nicht Ihren Fächer leihen?" Sie : O, Sie verstehen schon ohne dies genug Wind vorzumachen!" weh ! Alte, ich hab' den HauZthorfchlüffel noch nicht, gieb mir'n." Wozu denn, Du find'ft ja so wie so das chlttffelloch nicht, wenn Tu heim kommst !" Modern. A: Wie geht's Deiner Frau?" B: Ich sehe sie sehr selten!" A: Ja warum denn?'' B: Weil sie immer hinter mir auf dem Tandem sitzt!"