EU.' l-ül Der einarmige General. ?,oiifUt'.!f von t ( r in a n " V a ::: Vor einigen Senaten fuhr ich von Hannover nach Hamburg, Die erste Hülste der Tour fuhr ich ganz allem in einem Nichtraucher.(5oupee zweiter lasse und langweilte mich recht tüchtig. Eo war ich ganz froh, als in Uelzen ein älterer Herr zu mirin'S Soupee stieg. 6? war ein Mann in den fünfziger Jahre mit sehr starkem grauen Schnurr, bart. grau melirten BartcoteletteS und sauber auZraftrtem Kinn. In allen seinen Bewegungen war etwaZ Ruhi geZ. GescteS, fast Pedantische? ; aber seltsam eonftatirte damit der unruhige, beinahe flackernde Blick seiner kleinen grauen Augen. Tieser Widerspruch reizte mich, ihn eingehender zu beobachten. Ta er mein aufmerksame? Studium zu bemerken schien, so setzte ich. um ungenirter zu sein, meine schwarze Brille auf. mit der ich meine Augen vor grellem Sonnen licht schützen muß. In demselben Mo ment glaubte ich ein leichte Lücheln über sein Gcftcht huscheln zu sehen. ge rade als ob ihm plötzlich das verstand, niß für etwas aufginge. Er faß wieder ganz ruhig da und sah scheinbar aufmerksam zum Fenster hin auZ. Bald aber merkte ich. wie er zwei Finger der linken Hand und einen der rechten Hand in ganz eigenthümlicher Weise verschränkte. Mich durchzuckte blitzschnell eine Erinnerung. Genau dieselbe sonderbare Fingergruppirung hatte ich einst auf der Fahrt von Brüs. sel nach Oftende einen hochelegant ge kleideten Herrn machen sehen. Darauf hatt? ein anderer Herr eine ähnliche Fingerbewegung gemacht und wenige Minuten spater waren die beiden Herren in ein Kartenspiel irre ich nicht, so war eS Kümmelblüttchen vertieft, an dem sich wieder nach sehr kurzer Zeit ein junges Ehepaar mit leidenfchaft lchem Eifer beteiligte. Daß das Ehepaar schließlich der leidtragende Uheil war. brauche ich wohl nicht zu er mahnen. Also jetzt war eS mir klar: mein Nach bar war irgend ein Hochstaplsr und hatte mich in dem ehrenvollen Verdacht, derselben edlen Zunft anzugehören. Höchst schmeichelhaft! Ader da mich die Sache interessirte und belustigte, so machte ich mit meinen Fingern die Be wegung, wie ich in dem Brüsseler Zuge als Antwort gesehen hatte und wartete ad. wie sich die Dinge weiter entwickeln würden. Richtig! Der graubärtige Ehrenmann lüftete seinen Hut und sagte verbindlich lächelnd: D3 trifft sich ja ganz reizend, ich bin der Graf Bornholm oder Ihnen vielleicht besser als Major Berenyi be kannt!" Sehr erfreut, endlich Ihre perfön liche Bekanntschaft zu machen," entgeg nete ich, und da er augenscheinlich eine Gegenvorstellung erwartete, fügte er hinzu: Ich bin der Lord Tattertown, auch Bawa Bingaresen." Sofort rückte er, merklich abgekühlt, ein Stückchen zurück und sagte steif: Diese Namen find mir durchaus unbe konnt." Ja," sagte ich lachend, das glaube ich wohl, ich habe diese Namen auch erst jetzt angenommen; meine früheren Na men werde ich mich wohl hüten, Ihnen hier zu sagen." Warum?" Weil die Coupee-Wände Ohren ha den." Wir können ja leiser sprechen. Doch wie Sie wollen. Sagen Sie mir we nigstenS, was Sie arbeiten!" Diese Frage hatte ich natürlich erwar tet. Ich erinnerte mich, daß ich als theures Andenken an meine letzte Reife nach Italien noch immer einen falschen Hundert-Lireschein bei mir trug, auch fiel mir das Klagelied ein, das ein Ber liner Bankier vor mir angestimmt hatte, und die Art, wie er auf falsches Geld hineingefallen war. Ich zog den Schein aus meiner Tasche und über reichte ihn mit den Worten: Bitte sehr, weil Sie eS sind, will ich Ihnen diesen Schein und so viele Sie wollen, für vierzig Mark lassen, sonst freilich bin ich gewohnt, den vollen TageScourS zu erhalten." Er prüfte den Schein mit Kenner miene und sagte: Ganz brillant ge macht. Arbeiten Sie nur mit Hun derten?" Ausschließlich und stets nach dersel den Schablone. Ich wechsele mir zu nächst gegen gute? deutsches Geld einiges echte italienische, ein paar Goldstücke und Kleingeld. Dann gehe ich an die nächste Wechselstube und frage, ob ich den Rest meiner italienischen Reifekasse gewechselt erhalten kann. Dabei lege ich zwei Hunderter, zwei Goldstücke und etwaS Kleingeld auf den Tisch. Der Klang deS echten GoldeS verscheucht zu nächst jede Voreingenommenheit, und die Scheine find so vorzüglich imitirt. daß ein deutscher Bankier oder gar ein junges Bürfchchen von Gehilfen stets hineinfallen müssen." Meine letzte Erzählung schien jeden Rest von Mißtrauen bei meinem Reise geführten verscheucht zu haben. Denn er klopfte mir wohlwollend auf die Schulter und sagte : Brav, brav. Sie haben Ihr System, an dem Sie fefthal ten, auch sind die Scheine wirklich gut gemacht. Wo führen Sie Ihr Geld bei sich und wie viel t" Vierzigtausend Liere," log ich keck weiter, die Hälfte in einem kleinen Roßhaarklssen, die andere Hälfte in meinem Reisen-Necessair für Kamm. Zahnbürste :c., daS natürlich doppelten Boden hat." Na. da? ist nicht gerade sehr origi nell und gut." wais er mir vor. Ee hen Sie. ich z. B. habe ein Schachspiel in meinem Koffer, wo jede Figur ein feinste? englische? Instrument in sich birgt. Und in den Rahmenftangen meines VelocipedeS habe ich ein ganzes Instrumentarium sorglich in Watte verhüllt. Ja. man muß mit der Zeit fortschreiten." Soweit hatte unser Gespräch einen verhältnißmäßig harmlosen Verlauf; oder nun trat eine Wendung ein. die ihm eine ganz andere Bedeutung gab. Nach einer kurzen Pause nämlich, in der er erst definitiv schlüssig zu werden schien, begann der edle Graf Bornholm, alias Major Berenyi wieder : Wissen Sie. Sie gefallen mir. auch ist's ganz gut, daß Sie einen Bollbart haben. Ich hätte nicht übel Luft, mit Ihnen in Hamburg den einarmigen General zu wiederholen." Den einarmigen General?" sagte ich höchst erstaunt, verbesserte mich aber rasch durch den Zusatz: Sollte diese Wiederholung nicht doch gefährlich sein?" Nicht im Geringsten ! ES sind jetzt fünfzehn Jahre her. daß ich die Sache in Pest machte. Ich glaube nicht, daß einer der jüngeren Juweliere in Ham bürg sich deS Vorgangs erinnert. Und warum auch, es ist gar kein Risiko dabei. Aber ich würde eS diesmal mit einer anderen Schluß-Variante machen. " ES wäre mir doch lieb, wenn Sie mir die ganze Geschichte noch einmal er zählten ; so ganz ist sie mir nicht mehr in der Erinnerung." Sehr gern," erwiderte der Major, also passen Sie auf : Bor etwa fünf zehn Jahren kam ich mit einem Kol legen von Wien nach Pest. Hier kam ich auf die Idee von dem einarmigen General. Vorbereitungen waren nicht viel nöthig. Wir mußten zunächst einen Juwelier eruiren, der bei sich zu Hause in der Privatwohnung, nicht nur im Geschäft größere Summen der wahrte. Das ist bei Juwelieren nicht gerade selten, da sie ost für einen Ge legenheitZvcrkauf größere Posten brau chen und zwar zu Stunden, wo sie auf der Bank nichts entnehmen können. Mein Opfer hatte ich bald gefunden. Er hieß KereZvedö Ernö, war ein ange sehener Juwelier und seit etwa drei Jahren verheirathet. Mein Kollege hatte sich, so lange er noch seinen lan gen Vollbart trug, bei dem Juwelier Brillantenkolliers vorlegen lassen, die er genau beschrieb ; dann ließ er sich den Bart völlig abmhmen, legte Diener livree an und trat nun als mein Die ner in Funktion. Er war völlig un kenntlich. Also eineS Vormittags lege ich unga rische Generalsuniform an und fahre in eleganter geschlossener Equipage bei dem Juwelier vor. Den Wagen schicke ich weg, mein Diener aber begleitet mich, waZ schon deshalb nöthig war. weil ich den rechten Arm fest in einer Binde trug und nur den linken Arm benutzen konnte. Ich verlange einen Ring mit einem kleinen Brillanten, wähle gleich einen der ersten, die mir der Juwelier vor legt, und lasse mir von Johann, dem Diener, meine Börse reichen, der ich mit der linken Hand mühsam achtzig Gulden entnehme. Als ich mich zum Gehen wenden will, fragt mich der Ju melier ganz selbstverständlich, ob ich nicht sonstigen Gebrauch hätte. Ja," sagte ich so obenhin, ich suche eigentlich schon lange ein Brillantenkollier für meine Frau, aber eZ müßte so und so fein" und nun beschrieb ich ihm ein? seiner vorräthigen Kolliers, das mir natürlich mein Kollege vorher be schrieben hatte. Hochersreut springt der Juwelier auf und zeigt mir daS Kollier. Ich bin sehr erstaunt und sage : Aber. daS ist ja wie auf Beftel lung, daS ist doch merkwürdig! Wie viel soll eS denn kosten?" Der Juwelier verlangt 10,800 Gulden, ich werde im mer erpichter und handle schließlich auf 10.000 Gulden herunter. Wir werden handelseinig, und der glückliche Juwe lier fragt mich, wo er den Schmuck hinschicken und das Geld in Empfang nehmen soll. Nun," sagte ich mit sichtlichem Stolz, ich gehe jetzt nicht nach Hause, ich habe hier in der Nähe eine Verabredung ; aber ich kaufe stets nur gegen baar und bin nicht gewohnt, auch nur eine Minute lang Schulden zu haben. Also ich werde, wenn Sie mir einen Sitz vergönnen, hier bei Ihnen im Laden warten, bis mein Diener von meiner Frau zu Hause das Geld hierherbringt." Ich bitte ihm um ein Stück Papier, und versuche mit der linken Hand zu kritzeln. Als eZ aber nicht recht geht, sage ich endlich : Ach, Herr KereSvedö, Sie können mir eigentlich den Gefallen thun, und die paar Zeilen an meine Frau schreiben. Sie weiß ja, daß ich nicht schreiben kann, und wird unserem Diener auch auf fremde Handschrift das Geld aushändigen. Ein Miß brauch ist ja ausgeschlossen." Natür lich war der Juwelier gern bereit. Er nimmt eines feiner Geschäftsformulare und schreibt nach meinem Diktat fol gende Worte : Liebe Frau, sende mir sofort durch Ueberbringer dieses zehntau send Gulden. Ich habe eine selten günstige Gelegenheit, ganz besonder? schöne Brillanten preiswerth zu kau fen. Ich komme heute etwa? später nach Hause. Dein Ernö." Wie der Juwelier den Namen schreibt, lacht er und sagt : Ach. Es cellenz, heißen auch Ernö?" Wieso auch?" fragte ich. Ich erlaube mir, gleichfalls Ernö zn heißen," lächelte der Juwelier. Sehr angenehm." sagte ich kühl und etwas von oben herab. So, bitte jetzt thun Sie den Zettel in ein Eouvert und geben ihn meinem Diener. Der Juwelier nimmt natürlich auch wieder eine Eouvert mit Firma, ich inftruire den Diener, und Johann zieht ab. Nach einer knappen halben Stunde erscheint Johann, giebt mir ein Eouvert mit Geld, ich lege zehntau send Gulden auf den Tisch, nehme mei nen Brillantschmuck und ziehe mit Johann ad. Natürlich war Johann nicht bei meiner gar nicht exlftirenden grau gewesen, sondern bei der deS Juweliers, die ihm auf den Brief ihre? ManneZ hin, mit dessen sicherer Handschrift, auf Eeschäftsformular und dem GefchäftZcouvert, ferner bei der Angabe eineZ ganz glaublichen Grun des. das Geld anstandslos auszahlte. Da? bei dem übersandten E.'lde ein Zettel lag mit der Frage : Warum nimmst Tu daS Geld nicht, von der Bank?" habe ich dem Juwelier freilich nicht erzählt. Aber der Coup war ge lungen. Der Major legte sich in die Polster zurück, nnd ich verfehlte nicht, ihm meine aufrichtige Bewunderuug auszudrücken, warum er nicht lieber die zehntausend Gulden genommen und den Brillant schmuck im Stiche gelassen hatte." Ja, sehen Sie," meinte er, das war auch eigentlich eine Dummheit. Und wenn wir jetzt die Sache in Ham bürg zusammen machen, so will ich eben den Schluß so ändern, daß ich, während Sie mit dem Gelde unterwegs sind, dem Juwelier sage, daß ich inzwi schen vorausgehen will, und daß er Jh nen den Schmuck ausliefern soll, wenn Sie mit dem Gelde zurückkommen. Diesmal müssen wir aber noch eins be denken: inzwischen ist daS Telephon er funden. Wir müssen also einen Juwe lier toählen, der nur im Geschäft und nicht in der Wohnung Telephonanfchluß hat. Auch darf ich in dem militärarmen Hamburg nicht in Uniform erscheinen; ich muß also als einarmiger Civilist auftreten." Nach einigem Hin und Her erklärte ich meine völlige Bereitwilligkeit ; wir verabredeten dann noch, wie und wo wir un? in Hamburg treffen wollten. Jeder sollte sich inzwischen bis zum ersten Rendezvous möglichst über die Privat und GefchäftSverhältnisse der Hamdur ger Juweliere informiren. Kurz darauf fuhren wir in Hamburg ein; wir trennten uns mit kühler Höf lichkeit, möglichst unauffällig, wie flüch tige Reisebekannte. Ich muß gestehen, daß ich mit argen Skrupeln zu kämpfen hatte. Einerseits widerstrebte eS mir höchlichst, als De nunziant aufzutreten, andererseits wollte ich den edlen Jnduftrieritter nicht unge hindert seine Pläne ausführen lassen ; denn er würde ja selbstverständlich, wenn ich unsichtbar blieb, seine Gau nereien mit anderer Unterstützung aus führen. Schließlich sagte bei mir die Ueber legung. daß, wenn ich den Fall anzeigte, meinem Reisegefährten ja kaum etwas Ernstliches pasfiren könnte; denn für die geplante Hochstapelei konnte er nicht bestraft werden, höchstens konnte er als verdächtiger Ausländer er war aus Rufsisch-Polen abgeschoben wer den. So entschloß ich mich also, sein Reise gefpräch einem mir bekannten Kriminal beamten mitzutheilen. Die Folge davon war, daß der Graf Bornholm Berenyi festgenommen wurde, als er zum Ren dezvouS mit mir erschien. Er leugtete hartnäckig, aber das Instrumentarium in den Schachfiguren und in dem Velo zipedrahmen belasteten ihn zu stark, als daß er sich Hütte loZlügen können. Er brauchte wirklich sein Billet bis an die Grenze nicht zu bezahlen. So bin ich auch einmal Detektive ge Wesen. Das Wunderkind. In einem großen, dunklen Hause, hoch oben, beinahe unter dem Dache, wohnen die Eltern der kleinen Elise. Der Vater ist Musiker. Er spielt die zweite Geige an einem Vorftadttheater. Die Mutter ist Garderobiere. Elise ist kein paffender Name für ein Wunderkind, und daS soll unser Blondkopf doch einmal werden," meint die Mutter, und deshalb ruft sie die Kleine Listtta, und auch der Vater nennt das Kind so. Wenn auS dem Kinde etwas werden soll, so ist eS hohe Zeit, daß Du mit dem Unterricht beginnst," sagte die Gardero biere ein paar Tage später zu ihrem Manne. Hm ja! Ich habe auch schon daran gedacht," erwiederte er. Lisitta ist jetzt vier Jahre alt und kann sich in einigen Jahren als Wunderkind auf der Geige bören laffen, wenn sie begabt und fiei big ist." Großmutter, die am Ofen sitzt und ihren Kaffee trinkt, brummt: Laßt daS Kind lieber mit der Puppe spielen!" Davon verstehst Du nichts. Mut ter," schneidet ihr die Garderobiere das Wort ad. Du bist keine Künstlernatur". Und dann flickt sie an dem violetten SammetwamS weiter, daS der erfte Liebhaber heute Abend tragen soll. Die kleine Elise muß nun jeden Tag unter Leitung ihreS VaterS üben. Wie schnell sie faßt!" sagte er ent zückt. Wenn daS so fortgeht, kann sie schon in zwei, drei Jahren in die Welt hinaus! Noch einmal die Passage. Lisitta, noch einmal! Nein, nein, so wird da? nichts. Leg' die Puppe bei Seite, Frau! DaS Kind sieht immer darauf hin. Da kann der Lauf ja un möglich glatt gehen." Ich werde die Puppe NachdarS Lene schenken," sagt die Garderobiere, und die Puppe wird fortgebracht. In der Nacht-die kleine Elise schläst neben der alten Großmutter klagt das Kind unter bitteren Thränen: Mama hat mir meine Puppe genommen, Groß mutter." Weine nicht, mein Kind, weine nicht!" tröstet die Alte. Wenn Du artig und fromm bleibst, schenke ich Dir zu Weihnachten eine neue. Weine nicht!" Unter Thränen lächelnd, schlummerte die kleine Elise ein. Drei Jahre sind vergangen. Für Elise war es eine lange, freudenlose Zeit, eine Zeit rastlosen LernenS. DeS KindcS Wangen find blaß geworden und daS liebliche Lüchen ist wie fortge wischt. Großmutter hat ihrem Herzblatt keine neue Puppe schenken dürfen. Lisitta soll ein Wunderkind wer den," sagt die Mutter, da braucht sie kein Spielzeug. Die Geige muß ihr da? Liebste fein." Und so sagt auch der Vater. Ta wickelt sich die kleine Elise aus Flicken und Fetzen eine Puppe, und mit dieser spielt sie, sobald Vater und Mut ter im Theater beschäftigt sind. Hurrah! Der Theaterdirektor giebt uns den Saal unentgeltlich," ruft der Bater, aus der Probe nach Hause kom mend, aus. In nächster Woche kann Lisitta zum ersten Male öffentlich auf treten!" ES ist sündhaft, wie Jhr'S mit dem Kinde treibt," sagt die Großmutter, aber man hört nicht auf sie. Haft Du auch Listtta in der Anzeige drucken laffen. und nicht Elise ?" fragt die Garderobiere ihren Mann, und näht emsig an dem weißen Eoncert kleidchen. Natürlich, und eS ist Dir doch recht so nicht wahr?" Die Frau nickt, nimmt ihm die Zei tung aus der Hand und liest : Lisitta, da? siebenjährige Wunderkind ! Wie hübsch das klingt!" sagt sie ftolz. Aber Tu hättest sie immerhin für sechs auS geben können: sie ist ja so fabelhaft klein und schwach für ihr Alter." Es ist ein naßkalter, unfreundlicher Abend, an dem die kleine Elise zum ersten Male auftreten soll. Wie reizend sie in dem weißen Kleid aussieht !" ruft entzückt die Mutter. Meine kleine Geigenfee l" sagt stolz der Vater. Großmutter aber murmelte : Wenn sie die Augen schließt, sieht fle wie eine Todte aus. Arme Liese !" Und köpf schüttelnd blickt sie auf daS Kind herab. Wo ist Dein Lächeln . geblieben. Elise?" Unruhig und schmerzhaft klopft der kleinen Elise daS Herz, als sie auf der Bühne steht, und unter sich, wie in ein Meer von Licht getaucht, die vielen ge schmückten Menschen sieht. Vorwärts ! Vorwärts ! So fange doch an !" raunt ihr der Vater aus einer Coulisse zu. Sie hebt den Bogen und. die blas sen, dünnen Lippen auf einander pres send, spielt sie. Als sie geendet hat, durchbraust ein Beifallssturm den Saal. Sie senkt müde das Köpfchen und blickt ftill vor sich hin. Der Vater wirft sich ftolz in die Brust, die Mutter sitzt in ihrem der fchoffenen Seidentleide mit der Miene einer Königin vom Vorftadttheater in der ersten Reihe. Endlich ist das Concert zu Ende. Wie bleich Du bist, mein Kind. Und wie Dein Herz klopft !" sagt die Großmutter, als Elise mit den Eltern Eltern heimkommt. Du bift krank." Ach, warum nicht gar I" eifert die Mutter, daS Seidene" ablegend. Sie ist von der Freude nur ein wenig auf geregt. Das ist AlleS. Und daS meint auch der Vater. In der Nacht, als AlleS schläft, steht die kleine Elise ftill auf und holt die alte Flickenpuppe aus ihrem Versteck hervor, drückt sie fest an die Bruft und schleicht mit ihr zum Bette zurück. Großmutter ift die Erfte, die am Morgen erwacht. Herr Du mein Gotil" schreit sie auf. Herr Du mein Gott I DaS Kind daS Kind ift ja todt !" Wie? Was?" fragt schlaftrunken die Mutter ; dann aber ift sie mit einem Male munter. Mann, unser Goldkind, unser Wun derkind unsere Lisitta ach !" Sie steht schon am Lager der Kleinen. Schnell, hole den Arzt, Mann ! ES ist ja nicht möglich, daß sie todt ift nicht möglich !" Und doch ist es so ; der kleinen Elise vermag kein Doctor mehr zu helfen. Ter Vater sitzt, dumpf vor sich hin brütend, da. während die Mutter die kleine Leiche mit dem Concertkleide schmückt. Unser Wunderkind! Unser Gold kind !" schluchzt sie. Elise in den Sarg bettend. Ach Lisitta. Tu starbst zu früh l Wir hätten durch Tich reich und berühmt werden können. Ach, Du !" Ja, daS hätten wir durch Dich wer den können." schluchzt der Vater in sanft vorwurfsvollem Tone und drückt dem todten Kinde eine werthlose Geige in den Arm. Ader Großmutter nimmt das Jnftru ment fort. Laßt das jetzt !" sagt sie mit rauher, gebrochen klingender Stimme, und bet tet die alte Flickenpuppe auf der kleinen Bruft. Mutter und Vater wollen Einwen düngen machen. Ader da gebt da? letzte Adendroih über de? todten Kinde? Gesicht, und lö sieht au?, al? ob der kleine, blasse Mund lächele, so zufrie den. so glücklich, wie er seit Jahren nicht mehr gelächelt hat. Zur cschichte der emüse. Zu den ersten Pflanzen, die von Menschen angebaut wurden, gehört die Linse. Sie stammt vom Himalya. Um ein Linsengericht gab bekanntlich bereits Efau sein Recht der Erstgeburt dahin. Ebenso alt ist die Kultur der Laucharten, die ebenfalls aus Asten stammen. Nero, der allmonatlich weh rere Tage hindurch Lauch aß, um feine Stimme zu klären, wurde fpottweise PorrophaguZ der Lauchfresser ge nannt. Zu den Zeiten der Pharaonen wurde der Lauch in Aegypten allgemein kultivut. Ter Knoblauch speziell galt bei den Alten als diätetisches Genuß Mittel. Tie JZraelitcn in der üzypti schen Gefangenschaft, die Arbeiter an der CheopZpyramioe, die Soldaten, Matrosen, Feldarbeiter bei den alten Griechen und Römern aßen Knoblauch, wenn fle von der Hitze und Arbeit er schlofft waren. Elphinstone, der be kannte Geschichisschreiber Indiens, be richtet, daß noch jetzt die Völker in Gegenden, die voni Samum heimgesucht werden, sich die Lippen und die Nase mit Knoblauch einreiben, um, wie sie glauben, von dem heißen Winde wcni ger zu leiden. Die Zwiebel war bei den Aegyptern Gegenstand der Verehrung. Sie kam gleichfalls aus Indien. Auch die Gurke war in Ostindien heimisch, sowie in Kaschmir, China und Persien. Kaiser TiberiuS aß sie massenhaft im Sommer und Winter. Die Aegypter bereiteten ein Getränk aus Gurkensaft. Die Kür biSarten werden in Asien mit Vorliebe kultivirt. Spargel, der an der engli schen Küste und in Rußland wild wächst, war daS Liebling? gemüse deS großen Plato, und AriftophaneS prieS eS als ein gutes Verdauungsmittel. In den russischen Steppen ist der wilde Spar gel so häufig, daß ihn das Vieh abgrast. Lattich galt bei den Alten als ein sehr wirksame? Mittel gegen den Rausch. Nach starkem Weingenuß empfanden sie, daß eine Portion Lattich ihnen da? er hitzte Blut angenehm kühlte. Sehr ge schätzt waren von den alten Aegyptern, Griechen und Römern der Endiviensalat und die Petersilie. Die Melone stammt aus Südastcn und wurde schon von Aegyptern. Grie chen und Römern kultivirt. Colum buS führte sie in Amerika ein. Die Wassermelone ist in Afrika zu Haufe, der Kohl in Griechenland ; CincinnatuS befahl feine Anpflanzung in Rom. Der Blumenkohl ftammt aus Cypern, Rettiche, auS China ftammend, wurden schon seit alten Zeiten in Europa kulti virt. Aus China kam auch der Rhar barer, der im vierzehnten Jahrhundert in Europa eingeführt wurde. Die Bohne ift in Aegypten und Ostindien heimisch, die Erbse überall in Asten. Beide wurden schon seit ältesten Zeiten in Europa angebaut. In den Schweizer Pfahlbauten der Bronzeperiode sind Erbsen gefunden worden. Die Lupine kommt auS Aegypten. In Europa hei misch sind noch : Merrettich, auS Ruß land nach Weft-Europa verbreitet, Sel lerie, der in Großbritannien einst ein gemeines Unkraut gewesen ; Fenchel, dessen Früchte bei den alten Römern beliebt waren und noch heute in Aegyp ten gegessen werden; Pfefferkraut, Pastinak. Cichorie, Artischoke. Mohr rübe und rothe Rübe an den Gestaden SüdeuropaS heimisch und seit Urzeiten angebaut; Kresse, die aber auch in Asten und in Amerika wild wächst; Sauerampfer, Bibernell. Mit einer Anzahl jetzt unentbehrlich erscheinender Gewächse hat Amerika die Welt be schenkt. ES sei nur an die Kartoffel erinnert, sowie an die Tomaten und an die Opuntien. Der Fund. Professor (der herbeigeholt wurde, um die Bedeutung eineS HohlraumeS, den man bei der Grundgrabung zum Bau eineS Hauses entdeckte, zu erklä ren): Diese? räthselhafte Gewölbe ift jedenfalls ein uraltes Grab. Ich habe genau nachgeforscht und, obzwar ich keine bestimmten Anhaltspunkte finden konnte, so kann ich doch aus einem interessanten Funde, den ich gemacht habe, schließen, daß daS Grab einige tausend Jahre alt sein muß. Hier ift dieses aus Horn gedrechselte Gefäß, welches jedenfalls einen Balsam ent hielt, der mit der Zeit eine körnige Form annahm, jedoch nichts von seinem Dufte eingebüßt hat. Dieser Fund ist von eminenter Wichtigkeit. Ich werde sofort eine längere Abhandlung darüber verfassen " Einer der umstehenden Männer : Vcrzcih'n Sä. Härr Brofessor. daS iS ja meine Schnubbdose, die ich Heide frieh verlor'n hab' !" Lallgcs'rZch. Junger Mann : Fräulein, können Sie mit den Ohren wackeln?" Tit hart, Händchen. Wie sind so hart die kleinen Hände Bon steter Arbeit, steter Plag'; Wie rühren sie sich ohne Ende Voll EeldftSttlcungnung Tag für Tag. Oft will der lange Tag nicht reichen. Zu Hülfe nehmen sie die Nacht; Ja. dieser Eifer ohne Gleich? Ist'S, der so hart die Händchen macht. Und doch, wie können milde streichen Sie mir die schaffenshciße Stirn! TeZ Unmuths edle Geister weichen Vor ihnen schnell au? Herz und Hirn. Gar sorgsam sie die Kissen rücken. Daß sauft mein Haupt gebettet liegt. Und leise meine Hand sie drücken. Bis mich der Zraumgoit eingewiegt. Wie haß ich sie, die üderzarten. Beringten Hände, fammetweich! Ihr lieben Händchen, ardcit-hartcn, Euch kommen keine and'ren gleich. CrrMrt. Junge Frau (ein Vierteljahr nach der Hochzeitsreise): Wie schnell Du Dich geändert haft; jetzt gehst Du jeden Abend kneipen, während Du auf unserer Reise stet? bei mir bliebst." Mann: Ta gab'? auch keinen Stammtisch!" llAirnt, ii'Zrmcr, a, iiutnsUMt. Ein sinnischer Spruch sagt: Ein Hau? mit einem Weibe ist oft warm genug; ein Hau? mit einem Weibe und ihrer Mutter ift wärmer, al? irgend eine Stelle auf Erden; ein Hau? mit zwei Schmiegermüttern ift so entsetzlich heiß, daß es keinen Platz auf Erden fließt, der damit nur einige Behnlichkeit Hütte!" A viel verlangt. Junge Frau (beim Fleischer): Geben Sie mir ein Pfund Kalb fleisch, aber nicht wieder solche?, da? anbrennt!" Ans kzeimwcl?. Schlächtermeister: Ihr Hund hat mir gestern eine Braunschweiger Leber wurst gestohlen." Besitzer: Ja. das müssen Sie schon entschuldigen; der Hund ist Sie nämlich aus Braunschweig!" Rdlerschbnich. Wenn mer Dei Bneimaiigg zer schdichd, dann laß Der äns zum Drosde sagen: E? fein de schlächZden Blüdze nich manchmal uff ünen Leiderwagcn!" prosaisch. Lehrerin (voll Begeisterung): Könnt Ihr mir auch den Namen nennen von dem tapferen Mädchen, daS bei der Be lagerung von Wien durch die Türken sich dadurch so heldenmütig hervorge than, daß eS mitten im Kugelregen die Patronen auflas, und um freie Hände zu haben, den Schürzenzipfel zwischen die Zähne nahm? .... WaS wünschte ich Euch wohl, daS Ihr von dem MSd chen haben möchtet?" Klara: Ihre ihre Zähne!" wie man spricht. Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen," dachte Lottenfritze, da stieg er in den Juwelierladen von Friedland & Co. ein. Die Hauptsache. Junge Frau: Zu dem Kaffeekränz chen gehe ich aber nicht wieder, man kennt ja keinen Menschen!" Mann: Ich denke, die Damen waren Dir alle bekannt!" Frau: Die anwesenden ja .... aber nicht die, von denen gesprochen wurde!" In der Dorfschenke. Gaft: Aber. Frav Wirthin, der Braten riecht ja schon." Wirthin: Seh'n S'. 'Z ift d' höchste Zeit, daß 'r 'geffen wird!" Ein guter Mensch. Förfter: Ja, warum schießen Sie denn nicht?" Sonntagsjäger: Mein Grundsatz ift: Leben und leben lassen!" Entzückender Gedanke. Herr: Drüben geht die Gemahlin des kommandirenden Generals." Dame: O, wie herrlich muß eS fein, einen kommandirenden General unter'm Kommando zu haben!" Ein Schlaukopf. Wirth (bei einer Wählerversammlung dem Redner zuflüsternd): Herr Tok tor. reden S' nur noch eine Weile, ich hab' noch eine Menge Bier im Fassel!" Gemüthlich. Zuchthausdirektor (dazu kommend, als ein Sträfling, der 15 Jahre der büßt hat, entlassen wird): Na, wollen Sie uns schon verlassen, Huber?" Aus dem Briefe eines Barbicrlchrliiias an seinen Vater. Mein Herr scheint mit mir zufrieden zu sein; bis jetzt hat er mich abziehen lassen, zu Ostern will er mich auch schee ren lassen!" Boshaft. Mann: Heute habe ich endlich den Hasen geschossen, dem ich so lange auf der Spur war!" Frau: Na ja. der Klügere giebt nach!"