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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 24, 1898)
Tangos Erwarten. NovcUkUk von fimiiiiii M ü 4 n f r. Schwer zitierte bis Hitze über dem Selen der Jade; graugeld und weißlich glitzerte daS regungslose, stumme Was. ser, sodaß dem Beschauer die Augen schmerzten. Von dem Wilhelmshavener Grodenlande jenseits der Seedeiche ftie gie widrige, salzige Dünste empor, und der scharse Geruch deZ schweren, leicht desliültcn EchlickeS sielte sich über die ürmlichen Heuhaufen an der Deich döschung. deren würziger Tust in der schwülen MeereS Atmosphäre der schwamm, und über den mageren Stau den der XeidjIistuK't bin. Die weite Hede vor WilhelmShaven war leer bis auf das Wachtschiff. einen schlanken reuur mit trodla treten nien. der unter Dampf vor Anker lag. Scharf Hoden sich der weisze Rumpf mit . den boöen Borden und die gelven ltfsl ften uno Sornfteine von dem Geflimmer ab. Sem Rauch deckte in chwarzvrau neu dicken Ballen weithin daS Wafser. Am Horizonte verschwamm bie lütte in blaugrauen Dünsten, die nur unoeur lich daS Ufer von Eckwarden hervortre ten ließen. Barel und da Seebad Dangaft waren unsichtbar. Reiner war die Luft nach See zu. wo die rothe, derbe Masse des einmastigen euchlscyines .GeniuSdank- sich trotz der Entfernung deutlich am Horizonte abhob. EtwaS mehr jadeeinwürtS stand ein Schooner unter vollen Segeln, ohne daß die flaue Brife ihn sonderlich vorwärts getrieben hätte; nur mit der Fluth. die fast ihre volle Höhe erreicht hatte, trieb er langsam, willenlos den tfaTenmo len zu. ES war aeaen Abend. Der August, sonntag mit seiner sengenden Hitze hatte nur wenige Spaziergänger auf die Deiche gelockt: nur am Badestrände tummelte sich Alt und Jung im Wafser, Weiter hinaus suchten Arbeiterkinder aus ßebbenS mit bloßem Kopf und schwarzen, von dicker Schlammkrufte be- deckten nackten Beinen nach Krabben und Seesternen. wobei sie hart an der Uferböschung, den Sack mit Krebsen in der Land, im Waffer schritten, die breiten unbespülten heißen Steine der meidend. Auf dem Grodenlande hinter der Hep penser Batterie standen angebundene Schafe. beweaunaSloS auf das magere, salzige GraS starrend. Jetzt blökten sie mitleidfordernd, denn ein Pärchen kam den Strand entlang, und sie dachten dabei an ihren Hüter, der sie gegen Abend dem kühlen Stalle zuführen sollte. Aber daS Pärchen chritt vorüber, ohne einen Blick für durstende Thiere m haben, vorüber, ohne etwas Anderes zu fühlen, zu sehen als das Glück, denn Ihre Herzen hatten sich gefunden für alle Seit. Der starke, treuehrliche Matrose in dem blendend weißen Paradehemd und dem blauen Kragen der Kaiserlichen Marine hatte lange nicht den Muth ge funden, dem schmucken und zierlichen Dienstmädchen sein Herz auszuschütten. bis ihm vor wenig Tagen die beherzte Kleine noch mitten in seinen konfusen Liebesreden einfach das Köpfchen an die Brust legte. Und wie liebte sie ihn! DaS ahnte er gar nicht. .Mein HanneS !" Wie leuchtete daS hübsche, runde Ge sichtchen deS Mädchens, die im leichten. bellen Sommerkleid? sich auSnahm wie eine küblfrische eben dem Bade entstie gen Möoe. DaS reiche, sandfarbene Haar war aufgebunden und über dem schmalen Nacken zum starken Knoten geschlungen. Der freie HalS verlor sich weich und voll unter der Blouse, deren obersten Knopf sie geöffnet hatte, um freier athmen zu können in ihrem Glücke. ülit verschränkten Händen schritten sie dahin, dicht aneinander gedrückt und Auge in Auge gesenkt, ohne die Hitze zu achten, obwohl dem Matrosen helle Tropfen auf der braunen, offenen Brust standen und obwohl dem Müd chen daZ Stirnhaar feucht in'S Gesicht hing. Nur manchmal blieben sie stehen, um die heißen Lippen aufeinander zu pref fen. wortlos, in stummem festsaugenden Kuffe. .Meine Henni, bist Du nun glück lich? .0 Du! Wie in träumerischem Geflüster kam eS von den rothen Lippen, ganz Sehn sucht, ganz Hingebung, und doch zuckte eS im selben Momente schmerzlich über ihr Gestcht, und herb legte eS sich um ihre Mundwinkel. Er sah diesen stillen Gram auf den lieben Zügen. Wie daS mollige, warme Händchen in seiner Rechten zitterte! Tiefer neigte er sich auf ihren Scheitel. .Henni, mein süßeS Mädel, was haft Du? Er wußte sich ordentlich hinabbücken, um das Geflüster zu verstehen. .HanneS HanneS. ich hab' solche Angst und ach. wie bin ich glücklich, wenn eS nur,." Nun sprach er auf sie ein, besorgt, wie ein Vater zum kranken Liebling spricht, ermuthigend und bekümmert. .WaS erschreckt Dich denn so? fürch. test Dich wohl vor mir? Sie barg daS Köpfchen an feiner starken Brust. .HanneS, wenn ich dran denk', wie das mit uns werden soll und ich mag l nicht mehr leben ohne Dich! leiden schaftlich baftig kam'S von ihren Lippen, .Ader Tu sollst ja gar nicht mehr le- den ohne mich. Du sollst ja mein sein, aani mein, und mir allein sollst Du gchören. wenn ich zum Herbst entlassen werde. HonaunasloS schüttelte sie daS Köpf chen. und keucht stand eS in den lieben blauen Augen. .Ich kann'S ja noch nicht glauben, daß wir zusammen kommen. Du weißt ja nicht. waS zwischen unS steht. Ost rede ich mir auch ein. eS sei eine alberne Furcht, aber dann will'S mir daS Herz zuschnüren. HanneS. ich bin ja doch ein anständiges und ehrliches Mädchen. wenn ich auch dienen muß und . . . .Mein süßeS Liebchen, aber das weiß ich doch Alles. .Nein, laß HanneS. einmal muß eS doch runter vom fernen, denn ich hab' ja Nichts, rein gar Nichts, als waS ich mit mir rumtrage. Nichts auf der ganzen Welt als mich und meine große Liede zu Dir. und Du ! Du bist ein Bauernsohn ! Ihr habt ein schönes Gut da drüben in Eckwarden. was werden da Deine Leute sagen, wenn Du mich, daS arme Ding, da hinein bringen millft? und ich weiß nicht, waS ich thue. wenn ich Dich nicht kriege. DaS war der aan Kummer, den fein Lieb drückte? Nun mußte er lachen, recht fröhlich. recht sorglos. Sie nahm fein Lachen fast Übel, und den Blick zu Boden gerichtet, fuhr sie fort mit der leisen Stimme verhaltener Leidenschaft: . . ..undStine, die in der ersten Etage dient, sagte noch heute Morgen, ich sollt' man nicht so ftol, thun mit Dir, und ich kriegte Dich noch lange nicht, und Dein Vater wär' ein Bauer, und die wären alle so stolz.' Vor Schluchzen kam sie nicht weiter. Nun schmeichelte er und bat und schalt auf das dumme Geschwätz der Stine ; ruhig und vernünftig redete er von sei ner Liebe, und die schlichten, herzlichen Worte wirkten ersichtlich beruhigend auf daS Mädchen. Innige Dankbarkeit strahlte aus ihren Augen, die noch durch die Thränen lächelten. Nun wollte er noch einen Schritt weitergehen zu ihrer Beruhigung. Drüben über dem Jade decken schimmerte dicht über der Eckwar dener Deichkrone ein roth von der Sonne beschienenes Dach, und dahin deutete der Matrose mit der ausgestreckt ten Hand. Siehst Du das rothe Dach da drü ben? Das ist unser Gut. und ich der spreche Dir hier in Deine Hand, daß ich lieber sterben will im Elend als eine Andere als Dich heimführen, und ich hab' Dich ja so lieb, und ich kann meine Worte nicht schön setzen, aber, Henrn, Gott soll mich verderben auf der Stelle, wen ich Dich belüge, daß ich Dich treu und ehrlich zum Weibe hoben will.' Er sprach'S männlich, ernst und eine starke ruhige Entschlossenheit lag auf den gebräunten Zügen. Sie bekam Hochachtung vor seiner Entschlossenheit und sah begeistert zu ihm auf, aber ihr ängstlich verschüchtertes Herz war doch nicht so schnell zu überzeugen, und die augenblickliche Ruhe ihres Herzens war eine künstliche. An der Deichkante setzten sie sich in's GraS und er redete weiter, sicher anord nend, von ihrer Zukunft. Und nächsten Sonntag, wenn's gut geht, da fahr' ich rüber mit dem Dampfer und sag' meinem Alten AlleS und bring' Dir feine Einwilligung, und acht Tage drauf.. .. .Noch acht Tage ! Sie schrie fast auf; noch acht Tage, ehe ich weiß, ob ich Dich lieben darf? und ungestümer umklammerte sie seinen HalS. Ach, Alles vergessen, Nichts denken. nur ruhig, ganz still den Kopf an die Schulter des Geliebten lehnen. Aber da schrickt eS sie wieder empor. die Furcht, die Angst, die sie schon tage lang nicht loS werden konnte ; gequält kam eS von ihren Lippen, die er nicht lassen wollte : .Nein, nein, ich bin ja noch nicht Dem. ich darf ja nicht -Dein Vater o Gott noch acht Tage, Brütend lagerte eS zwischen seinen Brauen. Nein, Henni, 'S geht nicht anders. denn schreiben, das hat keinen Zweck, oder wie soll ich dem Alten daS schrei- den. wie gut und schön Du bist und wie unsäglich lieb wir unS doch haben und was für eine brave Tochter ich ihm in'S Hans bringen will, nein, das muß ich ihm sagen, Auge in Auge, und vor nächsten Sonntag krieg ich keinen Ur laud." Nun kamen ihr die mühsam zurück gehaltenen Thränen wieder, und er zer marterte sein Gehirn, um einen AuS weg zu finden. Gab eS denn keinen? Der Jammer feines MädchenS schnitt hm in die Seele. .Kein AuSmeg? Es durchzuckte ihn. leuchtend brach eS aus seinen Augen, und er stieß sein Lied fast von seiner Brust. Aufspringend maß er schon, den Kopf zurückgeworfen, mit heraus fordernden Blick das schimmernde Was ser der Jade. Ein und eine halbe Stunde kräftig auSgreifen, dann war er drüben, und was bedeutete eine Stunde für ihn, der stets für den besten Schwimmer galt, für ihm, der minde stenS zwei Stunden aushielt? Sie verstand nicht gleich, wie er froh lockend ihr zusammenhanglos seinen Plan entwarf. Als sie begriff, war sie anfangs sprachlos. Du HanneS? Du willst nach Eck warben schwimmen? Du willst mir die Einwilligung. . . . ? Sie vermochte das in ihren Augen Ungeheuere in feinem Plane noch immer nicht fassen. Ja, mein altes Mädel, ja. ich will rüber schwimmen, und wir haben drü I den eine flinke Jolle, in der ich zurück komme, und mein jüngerer Bruder borgt mir von seinen achcn ! und waS ist dabei? Unser HauS liegt ja gleich am Seeteich. Nachdarn haben wir nicht. und wenn ich auch keinen Fetzen mit bringe, etwas dringe ich dem Alten ja doch, und das ist eine süß:, kleine Schwiegertochter, und mein Bruder rudert mich mit zurück, ja, vielleicht bring' ich den Alten auch gleich mit rüder, daß er meine schmucke Braut nach heute Abend kennen lernt ! Nun begriff sie. und sie bat. de schwor, flehte mit Thränen und schalt sich albern und kleinmüthig, aber Alles umsonst. Die herrliche Gelegenheit. dem Mädchen die Stärke seiner Liebe bezeugen zu können, die durste er sich nicht entgehen lassen. daS glaube er ihrem Kummer schuldig zu sein. Für ihr Flehen hatte er nur ein glückliches, siegendes Lachen. .Und meine Plännen, die raffst Du dann zusammen und trägst sie über'n Deich, dort ist ein bischen Buschwerk. wo Du sie verstecken kannst. Dann setz' Dich hier an den Deich und warte. biS ich zurückkomme, kannst auch mal 'n Endchen ab und zu laufen, nur nicht zu weit, daß ich Dich gleich finde. Sie kannte die Festigkeit feiner Ent schlüsse, und fühlte sich machtlos. Noch einmal stürzte er zu ihr nieder, und noch einmal umschlangen sie sich, als wollten sie sich nie mehr lassen. Jetzt leb' wohl. Henni. Eilig ging er eine Strecke am Strande hinunter. Schluchzend barg sie das Gestcht in den Händen, und sie schaute erst auf, als sie den Schwimmer im Wasser plät schern hörte. Kein Mensch weit und breit. Langsam näherte sie sich seinen Kleidern, raffte sie zusammen und band sie in die Schürze. Nun sah sie ihm nach, wie er, mächtig ausgreifend, in langen Stößen davon schoß. Wie langsam ging eS doch, und wie fern lag noch daS rothe, von der Sonne beschie nene Dach in Eckwarden. Sie fuhr sich mit dem Tuch über die Augen, weil die Thränen ihr den Schwimmer verbargen, und ach. wie weit, wie weit war er schon. Nur sei nen Kopf, der dunkel auf dem hellen Wasser lag, konnte sie noch erkennen. Jetzt 'hatte er die schwarze Seetonne er reicht, die am Eingange der tiefen Rhede lag, und jetzt jetzt sah sie ihn nicht mehr, todt und still lag die Was serwüfte vor ihr. Noch einmal glaubte fte seinen Kopf als winzigen Punkt zu sehen, wie sie, die Augen mit der Hand beschattend, starr hmausbliate, aber, merkwürdig, nicht in der alten Richtung auf das rothe Dach zu, sondern mehr seewärts. Nun kam der Wind auf und kräu feite die stumme Wasserfläche, und die Wogen klatschten zu ihren Füßen gegen den Steinwall, und flehend ruhte ihr thränenfeuchter Blick auf den Fluthen, die ihr Liebstes bargen. Die Ebbe hatte jetzt eingesetzt; erst lanzsam, dann immer schneller zogen sich die Wasser nach der hohen See zurück. ES wurde Abend ; müde vom Hin ausftarren und mit brennend heißen Augen erhob sie sich. Kaum vermochte fte aufzustehen, fo schwer lag eS ihr in den Gliedern. Als sie seine Kleider über den Deich in daS Gebüsch trug, da flössen ihre Thränen von Neuem. Dann kehrte sie zurück an den Strand, um von Neuem hinauszublicken mit schmerz lich zuckenden Lippen und gefalteten Händen. Wo war er jetzt? DaS arme Mädchen dachte nicht an daS Glück. daS ihr bevorstand, sie dachte nicht, ob er schon drüben wäre, ob er schon mit dem Vater spräche, ob er schon die Einwilligung hätte, sie dachte nicht an daS zurückkehrende Boot, sie dachte immer nur das Eine: Wo war er jetzt? Mehr und mehr verdämmerte die Ferne. daS rothgelbe Abendleuchten ging über das fahle Gewölk binter den Kasernen, und dunkle, violette Schat- ten verbreiteten sich über dem Wasser, aber kein Boot, kein Ruderschlag, nur schrilles Mömenschreien und leises Gut geln der adfluthenden See ringsum, und eS waren doch schon Stunden ver rönnen, seit er sie verlassen hatte. Manchmal drohte die Müdigkeit, sie zu übermannen, und gern hätte ihr ge quälteS Herz im Schlafe Ruhe gesucht, aber sie zwang sich zum Wachen ; ob wohl die Dunkelheit sie nur wenige Schritt weit sehen ließ, starrte sie den noch unverwandt auf das Wasser. Ein mal drohten ihr die Augen zuzusinken, und als sie dieselben mühsam wieder öffnete, da sah sie zu ihrem Schrecken beim matten Scheine des aufgehenden Mondes die dunklen Massen des Schlam meS, den das zurückfließende Wasser bloSgelegt hatte, sich zu ihren Füßen ausdehnen. Bitter weinend stammelte sie heftige Seldftanllagen, und bald wahnsinnig vor Angst und Gewissensqualen warf sie sich zu Boden, das harte Strandgras mit den Fingern umkrampfend. Wohl suchte sie sich mitunter noch Muth einzureden, er habe kein Boot finden können, um ihn zurückzubringen, oder der Vater sei nicht zu Hause gewe fen und er wolle seine Rückkehr abwar ten ; aber dann sagte sie sich : nein, er wäre schon längst zurück, er hätte mich nicht so lange warten lassen in furcht barer Angst. Qualvolle Stunden. Das Blut stockte ihr in den Adern, und gräßliche Schreckdilder des mit dem Tode ringmden Schwimmers traten ihr vor die Augen. Und diese fürchterlichen Bilder wurden immer häufiger, immer deutlicher drang ein dumpfes Röcheln an ihre Ohren : .Henni, ich thu ja für Dich ! Laut aufschreiend wankte fte empor von dem thauseuchlen Grase, die Arme nach dem See ausbreitend. Jetzt stand der Mond hoch am Himmel und beschien die glänzende, feuchte Fläche deS sich weit hinausdehnenden Schlickes, und nur ganz in der Ferne sah sie die weißen Kämme der dunklen Wogen in die Nacht hineinrollen. Der Wind war stärker geworden, und drüben sah sie geisterhaft den Schooner, dessen Masten und Stängen sowie die Raanocken im Mondlicht funkelten, gegen den Wind ankreuzen und sich den Hafenmolen nähern. ES war Mitternacht. Irgendwo schlug eine Uhr. und die Panzerschiffe im Hafen verkündeten Mit hellen Schlä gen acht GloS. Nun wurde sie ruhi ger. Jetzt kam er nicht mehr. Ent weder er war todt barmherziger Gott todt ! und dann war ja doch Alles aus. oder er kam gegen Morgen. Müh fam wankte sie über den Deich zu seinen Sachen, nahm jedes Kleidungsstück aus der Schürze, netzte eS mit ihren Thrä nen und hüllte eS wieder ein. Dann ging sie gebrochen den Deich entlang der Stadt zu. Die Kleider wollte sie mit nach Haufe nehmen, denn zu ihr würde er ja doch gleich kommen, wenn er wirklich zurückkäme. Unsicheren Schrittes betrat fte den schmalen Lauf steg über die Schleusen an der alten Hafeneinfahrt. Ein Weilchen blieb sie an daS Geländer gelehnt stehen, denn an der Lootsenftanon sah fte einige Männer, und sie scheute sich vor den rohen Reden der Seeleute, die ihr sicher zugeworfen wurden, falls man sie ge wahr wurde. Der Schooner war zu Anker gegangen und eine Jolle hatte ftch der Treppe ge- nähert, um den Lootsen an Land zu setzen. Die Obenftehenden sprachen mit denen in der Jolle, und die Laute dran gen scharf durch die Nacht an das Ohr des Mädchens. Anfangs achtete sie nicht auf das Gespräch, aoer da traf fte ein Wort, daS ihr das Herzblut gerinnen machte. .Wo fandet Ihr ihn? Trieb nach See zu mit der Ebbe. Todt? Kann schon ein. todter wie em Stück Holz! Ein dumpfer Schrei und daS Nieder schlagen eineS Körpers veranlaßte die Männer, sich umzusehen. Hmni lag am Boden, bewußtlos. daS Bündel war aufgegangen und die Kleider lagen zerstreut am Boden. Hallo! was ist daS? RathloS umstanden die Seeleute das Mädchen. Da kamen haftige Schritte von der anderen Seite her, und zwei Männer wollten eilig an der Gruppe vorüber. Da stutzte der vordere, eine Secunde tastete er fassungslos in der Luft herum, dann brach er neben dem Mädchen zusammen. Henni, Henni! stirb nicht, Du darfst nicht sterben, ich bin ja da so komm doch zu Dir, ich bin 8 ja, Dem HanneS, und da ist der Vater, und wir konnten doch nicht eher da fein, haben unS halb todt gerudert, aber unsere Jolle war leck, und ich mußte eine halbe Stunde laufen zum Fischer Jarden, um ein Boot zu leihen, und dann kamen wir nicht an Land, weil die Ebbe das Wasser fortgenommen hatte und nun Henni! Henni! Sie lebt, komm Vater, sie lebt, ach Gott, wie bin ich glücklich, glücklich! Und sie lebte. Verwundert schlug sie die Augen auf. um gleich darauf mit ei nem Freudenschrei die Arme um den Geliebten zu legen. Hannes zog den Alten, der sich wieder holt verstohlen die Augen wischte, zu dem Mädchen nieder. Komm Vater, komm, sag ihr, daß Du fte gern und freudig an Dein Herz nehmen willst. Und der Alte brachte nur stotternd hervor: Ja, mein liebes Kind, wen mein HanneS so lieb hat, daß er bei Nacht über die Jade schwimmt, man blos, um dem alten Vater fein Glück zu melden, den soll er haben. Und nun stand sie auf und küßte den ehrlichen Alten auf beide Wangen. Die Männer auS der Jolle hatten in zwischen einen schweren Gegenstand die Treppe heraufgetragen. WaS habt Ihr dort? Ein Matrose antwortete: Eine Robbe, kommen selten vor in der Jade. trieb nach See zu und war bereits todt. Nun kommt rein," sagte em alter Lootse. Kommt rein, die Nacht ist frisch, wollen einen steifen Grog brauen, und Ihr Drei da, Ihr habt's verdient. i - 5 r ühre i f. HuniorcSke von Hans F r a u n g r u b e r. Drunten beim Keuschler. im Breu ningerhäusl, geht es stürmisch zu. Der Breuninger sitzt am Tische und lugt arg verdonnert unter den buschigen Brauen hervor, sein Weib schluchzt, und der kleine Bude, der sich an die Falten ihres Kittels klammert, schreit wie beim Zahn brecher. Der Krämer hat ihnen just die Hölle heiß gemacht; nun geht er und keift noch zurück: Alsdann, 'bald moc gen früh die fünfundzwanzig Gulden nit 'zahlt fan. klag ich die Schuld ein, und öS werbt? auspfändet. öS Glum pert 1 Draußen ist er. Der Breuninger wartet ein Weilchen, dann fährt er empor und schüttelt die tfaun nach dem Abgehenden. Wie hat er g'sagt? WaS hat er g'sagt ? Glumpcrt hat er g sagts Na. wart. Kramersecl. nit ein lukertcn Heller kriegst j sehn von mir! Freili ah noh. jammert daSWeid. .nacher verschachert er unS d Hütten willst 'leicht in Winter in a Mausloch schliefen mit Weid und Kid? Klei schaust dazu, daß d' wo 'S Geld her bringst! Der Mann höhnt: .Wo ist denn Dein wo? Woaßt Du ein' Narrn. der unS noch ein' Hosenknopf leiht? Jh nit! Tann stützt er sich wieder auf die Tischplatte. Nach einer Weile beginnt er nachdenklich: .Woaßt noh, Leni. wie die Veverl auf d' Welt kema iS. da hat unS die Frau Gräfin vom Gschloß dro den dreißig Guldenzcttel spendlrt. Wann mit der was z' machen wär! Die Keuschlerin führt schluchzend die Fürtuchzipsel an die Augen. .DäS Geld ist lang hin, und d' Veverl iS ah schon g sterben. Ader däS sag lh Dir. Kasper, der Frau Gräfin bist schon z' oftmächti kema; däS hat koan Schick nit, bald mr n Leuten allweil die Stuben thür einrennt. Wie d' Veverl kema iS, dafelbn war was anders, mein lieber Vota! Sei wohl, belrästigt dieser, .ja Leni. wannS d'halt wieder a KloanS hättft. aft wär uns eppa gholfen. Woher nehmen und nit stehlen? Der Breuninger kratzt ftch die Ohren Plötzlich wendet er sich haftig gegen die Leidensgefährtin, em rettender Ge danke ist ihm in den Weg gelaufen. .Jh thuS. Leni. ih geh ins Gfchloy und woaß. waS ih sag. wannS ah nit wahr iS! Die Breuningerin schaut ihn ungewiß an. WaS sagst? Daß D' a KloanS haft, sag ih! Jammernd ringt sie die Hände. Aber Mann, bift übergschnappt? Denk Dir doh. wann d' Frau Gräfin käm oder herschicken that? Bald s' wen schickt, aft laß ih neamd eina, und selber kimt s' nit ehwenn der Schnee mt weg i5." Entschlossen greift er nach seiner Pu delmütze. ftülpt sie über die Ohren. tappt au? dem Haufe und watet durch den hohen Schnee in die kalte Landschaft hinein. Sein Weib lugt ihm durch die halb blinden Scheiben der kleinen Fenster nach, dann haftet eö m der Stube um. rückt die Stühle zurecht und zankt mit dem Buben, der einem Hampelmanne mühsam die Beine abgebrochen hat. So verrinnt eine Stunde. Da platscht ein derber Schritt in den Flur, ein Stampfen und Schlurfen, die Thüre fliegt auf, und der Keuschler ist wieder daheim. Er feuert die Mütze in den Winkel, reckt sich und streckt ftch inmitten deS Gemaches und tippt schließlich mit der Faust kräftig auf seinen Hosensack. Lem. waS glaubst, was an ,h da drein? ' AthemloZ starrt ihn das Weib an. Mein Häusl han ih drein, Leni, als a ganzer han ih'S drein! jauchzt der Mann, zerrt etliche Banknoten hervor und wirft fte auf den Tisch. Bin h a Kerl oder nit? brüstet er sich, indem er sich mongesauig in die run wiril. Grüßen laßt s' Dih schön, und ein' warmen Löffel kriegen m'r morgen ah ,'effen. .... Aber recht lS S nit, asper, gar nit recht!" wendet die bestürzte Ehe Hälfte ein. Die Hütt'n verschachern lS ah nit recht. poltert der Gatte. Auf der Stell schmeiß ih dem Kramer 's Geld hin zwanzig Gulden kriegt er, koan lumpigen Pfifferling mehr. Ein' süaß'n Wein bring lh Dir mit, Lern, und a Bröckl Fleisch tragt'S ab heut! Eilfertig rafft er ein paar Bank- noten ein, um sein Heim vor den Klauen deS Gläubigers zu retten und verläßt die Keusche. Aber kaum hat er die Thüre hinter sich, da schreckt sein Weib zusammen ob eines gräulichen FluchcS. der lm Flur die Wände erdröhnen macht. Mit einem Satz ist der Breuniger wieder in der Stube, knirscht mit den Zähnen und ringt die Hände. Donnerwetter. Weib. hiaz is's g'fahlt! Die Gräfin kimmt! Erbleichend bricht das Weib in zetern des Klagen aus. und der Bub fällt mit Geschrei ein. Der Keuschler rafft sich auf: Stad seids! Und Du. Leni, schleunig in'S Bett hiaz hilf, was helfen kann. Er drängt fte trotz rhreS SträubenS auf tms Lager, wirft die Decke über sie und thürmt ein gewalti. ges Ueberbett darauf. Aber Kasper S Hindi" Saaradibir. a Kind brauchst ah, däS hätt ih glei vergessen!" stöhnt der erfinderische Gatte, faßt mit derben Fäusten den Kleinen und hebt ihn zur Mutter in'S Bett. Rasch umwickelt er d'en Kopf deS Buben, der nicht weiß, wie ihm geschieht, mit einem geblümten Umhängetuch. das er ihm noch bis an die Nase herabzieht, und schärft ihm ein: HanSl, hiaz sei brav und rühr Dich nit! Mach d' Augen zu und sei müuserlftad! Schleunig schiebt er die rothen Vor hänge vor die kleinen Fenfter, da pocht'S an der Thüre. Einen Jammerblick sendet daS Ehe paar der Gräfin entgegen, die, in weichen Pelz gehüllt, den dämmerigen Raum betritt. Leise und fürsorglich wandelt fte gegen daS armselige Lager. Nun, Breuningerin. wie geht's? Matt. Frau Gräfin -- soviel matt bin ih halt. DaS wird sich geben, liebe Frau.! Und wo ist daS Kleine? Ist'S ein Bub oder ein Mädel? .A Bua. bedeutet der Vater, der sich die schweißtriefende Stirne trocknet, .schlafen thut er grad! Die Grünn neigt sich trotzdem über daS Bett und hebt behutsam das ge dlumte Tuch. Ein kräftiger Welt bürger. ei. ei! Ist er schon getaust? Wie heißt er denn, der Kleine? Da schlägt das vermeintliche Neugc borene die Augen auf und schmettert in die Stille deS Gemachs: .Breuninger Hansl hoaß ih! Die Sdnift. r t rn a in II I er A II i I r i l t k N. Vertonn: Herr FipS, Schneidermeister. Baron Pumpel. i, jluftritt. Herr FipS: Guten Tag. Herr Baron. Sagen Sie 'mal, können Sie mir wohl heute die f0 Mark geben, die Sie mir schuldig sind? Ich bin ein wenig in Verlegenheit. Baron Pumpel: .Selbstverständlich! Halten Sie 'mal die Hand auf. Alle Wetter, da fährt ja gerade in dem Omnibus mein Freund Windig vor über, den muß ich dringend sprechen. Wir treffen uns schon wieder, nicht wahr? Adieu! Herr Herr 2. Austritt. (8 Zage später.) Herr FipS: .Guten Tag, Baron. Baron Pumpel: .Guten Tag, FipS, wie geht'S Ihnen? Herr FipS: Danke, da wir unS ge rade treffen, so geben Sie mir wohl heute die 50 Mark. Baron Pumpel: Wie? sagten Sie etwas? Ich habe mich nämlich wohn sinnig erkältet und das ist mir auf die Ohren gefallen, fodaß ich absolut nichts mehr hören kann. In 8 Tagen werde ich wieder vollkommen hergestellt fein, dann werden wir uns besser verftündi gen können. Adieu, solange! (Noch 8 Tag' später.) .Guten Tag, Herr 3. Auftritt. Herr FipS Baron." Baron Pumpel: .Sieh' da, Herr FipS. Herr FipS: .Die 50 Mark Baron Pumpel: .Bekommen Sie selbstverständlich auf der Stelle. Wün schen Sie Gold oder Papier? Herr FipS: I, da wäre mir Gold lieber. Baron Pumpel: Wie schade. Nun habe ich zufällig nur Papier bei mir. Herr FipS: Thut nichts, dann nehme ich gern Papier." Baron Pumpel: .Nicht doch, Herr FipS, haben Sie gar nicht nöthig. Herr FipS: Ader ich sage Ihnen Baron Pumpel: Keine Umstände. Den kleinen Gefallen werd ich Ihnen doch wohl thun können. Wir treffen unS ja fast alle Tage. Habe ich recht? Na, darum, Adieu auf Wiedersehen." Auftritt. (Weitere 8 Tage später, Herr FipS: Herr Baron, Herr Baron ! Baron Pumpel: Ah, Herr FipZ. freut mich ungeheuer, wie geht's Ihnen, alter Freund? Herr FipS: Recht gut. Und Ihnen? Sind Sie wieder erkältet!" Baron Pumpel: Ich? nein, ich bin, Gott fei Dank, ganz gesund." Herr FipZ: Warten Sie hier aus einen Ihrer Herren Freunde? Baron Pumpel: Nein." Herr FipS: Sagen Sie 'mal Herr Baron, machen Sie irgend einen Unter schied zwischen Gold und Papier?" Baron Pumpel: Hm. wie man'S nimmt." Herr FipS : Ich nun gar nickt. wissen Sie, darin bin ich komisch. Mir ist eS völlig gleichgültig, ob man mich in Papier, Gold, .Silber, Nickel oder Kupfer bezahlt. Baron Pumpel: So?" Herr FipS: Ja. und nun Herr Baron, da jetzt nichts mehr im Weg steht, feien Sie so gut und bezahlen Sie mir die fünfzig Mark. Baron Pumpel lverftnkt in Nach denken.) Herr Fips: Nun, Herr Baron! Zahlen Sie bitte, zahlen Sie schnell. Baron Pumpel: .Merkwürdig, wie sich das trifft, Heute, wo doch nnn wirklich die beste Gelegenheit wäre, gerade heute muß ich ausnahmsweise kein Geld bei mir haben l Vereine. Bei unS gibbd'L wohl gee Aerdchen, In dän nich ä Verein. Fidehle Leite wollen Rächd oft beisammen sein. Tä Schidzen, Sänger, Durner, Die feiern manches Fäsd. Und dür Humor bei jeden Aen'n Sachsen nie verlüßd. Tür Vorschdand" hadd bei allen . Ganz särchderlich zu dhun. Er gann nich 'mal am Sonndag Dran denken auSzuruhn. Ee Ausschuß dreibd den andern. Wenn ärgend äddwaS loS". Mer sorgd ser daS und jencS; Dä Rihriggeed iS groß. Doch schimmfd dä Frau. isd'S Männchen In jeden Gommidch". Dä Ginder drunter leiden Und ooch daS Bordemonneh.