Der Pcrmijjtc. Humorkskk von ? ra n z Wi$mon. .Wo nur Rudolf bleibt?" Seit kMkr Stunde schon wartete Frau Martha mit dem fettigen Abendessen. Und ihr Mann war doch sorift die Pünktlichkeit selbst! Wiederuin. zum lehnten Mal vielleicht, sah sie in der Apotheke nach. Sie fteckle nur den Kopf durch die THUrspalte. um sich von der Nichtanwesenbeit ihreS satten zu öderzeugen. denn eigentlich schämte sie ftch seines Ausbleibens. Nur zu einem läse Wein war er gegangen. Ter Eonnenwirth hatte ihn eingeladen, sei neu Steven zu Probiren. las ließ sich nicht gut auSschlagen, schon ouZ Ge schaftZrück sichten. Ader ,m einer ktunde bin ich wieder da', hatte er um sünf Uhr gesagt und jetzt war eS halb acht. La muhte doch etwas Besonderes vorgefallen fein. Sie konnte ihre Unruhe nicht mehr demeiftern und trat dieses mal ganz in den Laden ein. TaS hungrige Veftcht deö Lehrlings blickte ihr vorwurfsvoll entgegen: der Provisor hatte im La boralorium zu thun. .Ist mein Mann noch nicht zurück?" orochte grau Martha mühsam dervor, Ter Lehrling zuckle mit dedeutungS vollern Schweigen die Achseln. ES lostete der jungen Frau schwere Ueber Windung, weiter zu sprechen. fco muffen feie doch einmal zur .Sonne" laufen und ihn bitten, mög iichft rasch zu kommen, das Essen warte schon lange." TaS Wort .Essen' machte deS Lehr lingS (cftcht um eine Nüance Heller, .Zur Sonne?" fragte er er schien zu begreifen, denn er begleitete seine Frage Mit einem verflandnißvollen Grinsen, Daö Frau Martha peinlich war. .Ich werde solange im Laden bleiben. bis Herr Walser draußen fertig ist; um diese Zeit pflegt ja selten Jemand zu lommen. Der Lehrling eilte davon. Die aual vollen Minuten des Wartens vergingen er jungen Frau unendlich langsam. In ihrem Innern bereitete ftch so etwas vor wie eine Gardinenpredigt, die erste, Die sie ihrem geliebten Rudolf halten würde aber diesmal ging eS nicht anders, und im Ansang mußte ein ent gehendes Uebel ausgerottet werden, wenn dasselbe nicht dauernd Wurzel schlagen sollte. DaS war ja eine Echande vor dem ganzen Haufe! Mit energischem Entschlüsse erhob sich grau Martha und trat anS Fenfter. ES war draußen schon dunkel, die La innen wurden eben angezündet, aber an konnte Niemanden erkennen. In dessen näherten sich Schritte dem Hause, Sie setzte ftch in Pofttur. Das mußte er lern ! Die Thür ward heftig aus ge risse, der Lehrling stürzte herein allein. .Kommt er?' fragte die junge Frau enttäuscht. Der Lehrling machte ein betrübtes Geftcht. .Herr Reif ist gar nicht mehr m der sonne". .Nicht mehr in der Sonne"! Aber wo ist er denn?" .Er fei schon gegen sechs Uhr fortge Zangen. . Frau Martha erblaßte. O der Schändliche! So hatte er die Senne nur verlassen, um vielleicht in die .Krone' oder den .Bären" zu gehen tzr befand ftch auf einer Weinreise, während sie daheim mit dem Essen wartetel Aber daran war sicherlich nur -Die schlechte Gesellschaft schuld, in die er rathen. Ja, diese guten Freunde sie halte eS immer gesagt die taugen nichts für einen jungen Ehemann, dem jetne Frau alle? fein soll l Der Lehrling hatte mit verzweifeltem Gesichte begonnen, feine angefangenen Pillen weiter zu drehen. Sein Magen knurrte bedenklich. Frau Martha ent schloß ftch zu einer weiteren Frage fte wußte ja, wo Rudolfs Freunde verkehr im vielleicht war ihm dadurch auf v spur zu kommen. .Hat man Ihren nicht gesagt, mit wem er fortgegangen ist?" .Ganz allein," brummte der Lehr sing. Die junge Frau erschrak. Allein? Aber das ist mir unbegreiflich." War 3 schon so weit gekommen, daß er allein auf Abwege gerieth! Und wo sollte fte iqn letzt fuchcnk In diesem Augenblick trat der Pro visor ein. Auch auf seinem Gesichte lag S wie ein Vorwurf. Frau Martha glaubte, ftch entschuldigen zu müssen. Doch sie fand keine anderen Worte, als die Frage: Haben Sie meinen Mann nicht gesehen. Herr Walser?" Den Herrn Prinzipal o doch, .Sie haben ihn gesehen aber wie, wann, wo?" .O, eS ist schon ziemlich lange her. kurz vor der Essenszeit ich glaube, eS war sechs Uhr." Er war hier?" fragte Frau Martha bestürzt. So hatte sie ihm doch Unrecht gethan! .Allerdings, er ging durch den La den, fah flüchtig die Rezepte an und sagte, er komme bald wieder, er wolle nur einen anderen Reck anziehen, um zum Bahnhof zu gehen." .Zum Bahnhof!" Frau Martha fiel ein Stein vom Herzen. Wie hatte sie das nur vergessen können! Rudolf hatte ihr ja schon am Mittag gesagt, daß er AbendS seine Schwester, da ihr Mann durch eine Versammlung verhindert war, vom Bahnhof abholen wollte. Ader die Freude über deö Räthfels Lö'ung war nur eine kurze und hielt ruhiger Uederlegung nicht Stand. .Herr Reif müßte indtflen längst wieder zurück sein." bemerkte der Pio v.sor. .der Zag soll ja schon ein Viertel nach sechs Uhr eintrcNen." grau Martha mußte da! zugeben. Vielleicht hat er VeriMung." .Ader volle anderthalb Stunden, das ist doch nicht recht möglich," entgegnete der Provisor, auf die Uhr sehend. dann müßte schon ein Unglück pasftrt sein.' Ein Eisenbahnunglück! Aber daS wäre ja längst in der Stadt bekannt geworden. Auch erinnerte sich Frau Martha, daß sie den Zug pfeifen gehört hatte. Aber wenn ihm. Rudolf, ein Unfall pasftrt wäre! Ein tätlicher Schrecken befiel sie. .Und Sie haben ihn wieder fortgehen sehen?" fragte sie aufgeregt. .DaS nicht ich mußte gerade in den Keller hinunter, während Herr Reif die Treppe hinanftieg. Er wird auch nicht wieder durch den Laden gegangen sein." DaS leuchtete Frau Martha ein Aber warum war er nicht bei ihr ringe treten? Das war doch sonst nicht seine Art, fte nicht einmal zu begrüßen, sich einen schnellen Kuß zu holen. Freilich, die Zeit konnte gedrängt haben. In dessen machte daS alleS sein jetziges Ausbleiben nicht verständlicher. Ter Gedanke an ein Unglück wollte sie nicht verlassen. Wenn ihm am Ende gar oben auf seinem Zimmer etwas zuge stoßen war! Ohne noch ein Wort zu er widern, eilte fte in die Wohnung hin-auf. Mit klopfendem Herzen öffnete fte die Thür zu Rudolfs Zimmer. ES war Niemand darin. DaS Schlafzimmer! schoß es ihr durch den Kopf. Dort hingen ja seine Kleider. Wenn er den Rock hatte wechseln wollen, mußte er dort gewesen sein. Angstvoll öffnete sie die Thür und schaute hinein. Aber auch da war es still und dunkel. Sie athmete erleichtert auf. Hier war ihm also nichts zugestoßen. Im Hause war er nicht. Aber sein unde greifliches Verschwinden ward dadurch nicht erklärt. Wo sollte sie jetzt ihn suchen? Ein Letztes blieb noch übrig. Die Schwägerin, die er zu ihrer Woh nung begleitet, mußte doch wissen, wo hin er gegangen. Oder war er am Ende noch dort? Der letztere Gedanke beruhigte Frau Martha so weit, daß fte sogar der hungrigen Magen ihres Per. sonalS gedachte und ihm erlaubte, ftch einstweilen zu Tische zu setzen, da Herr Reif wahrscheinlich nicht mehr zum Nachtessen komme. Ihr selbst hätte eS ohne den Gatten nicht geschmeckt, und sie machte ftch in eigener Person auf, die Schwägerin zu befragen. Da erwartete fte ein neuer schrecken. Frau Therese Korb wußte nichts von ihrem Bruder. Er war gar nicht am Bahnhof gewesen, und sie hatte allein in die Stadt gehen müssen. Natürlich halte fte geglaubt, daß ihn eine wichtige Abhaltung im Geschäft behindert habe, sonst würde fte ftch bereits geängstigt haben. Frau Therese war nämlich sehr ängstlicher Natur, schreckhast und nervös und wagte es fast nie. allein über die Straße zu gehen. Jetzt kamen ihr alle Zeitungsberichte der letzten Zeit über die öffentliche Unsicherheit, die Einbrüche und Ueber fälle in den Sinn, und ihre Furcht, daß Rudolf das Opfer eines Verbrechens geworden, steckte natur gemäß auch ihre Schwägerin an. .Wenn nur mein Gatte da wäre " jammerte Therese was sollen wir beiden schwachen Frauen allein unter nehmen. Muß der auch gerade in der Wählerversammlung sein!" Und sie er- ging ftch tn endlosen Vermuthungen, was dem unglücklichen Apotheker zuge stoßen fein könnte. Da sie ftets alle Berichte und Gerichtsverhandlungen über Mordthaten und Verbrechen las, so stellte sie auf Grund ihrer Ersah. rungen mit der Schwägerin ein förm licheS Verhör an. Hat er Geld bei sich gehabt?" Ich glaube kaum jedenfalls nicht mehr, als man in ein Wirthshaus mit-nimmt." Das kann die Spitzbuben nicht ae- reizt haben. Also ist eS etwas anderes. Hat Dein Gatte einen Feind?" Er ist a der gutmüthigste Mensch von der Welt und bei allen beliebt." Oder einen Nebenbuhler, der Dich verehrt, der vor Eifersucht glüht?" Ihre aufgeregte Phantasie ließ fte die Gebärde eineS Mörders machen, der den Dolch zückt. Was denkst Du! Ich habe noch niemals bemerkt, daß mich Jemand an betete, außer meinem Rudolf.' Oder sollte er vielleicht " Was meinst Du?" Sollte er vielleicht eine heimliche flamme Baden, die ihn Gott weife wohin gelockt?" Nun höre aber auf " erboste sich Frau Martha. .mein Gatte iö der treuefte Mann der Welt, soweit solltest Du doch Deinen Bruder kennen!" Ader waS soll eS denn fein? Trua er sonst irgend etwas Werthvolles bet sich? Die goldene Uhr!" entfuhr es Martha in plötzlichim Schrecken. Ah da haben wir es die ool- dene Uhr ' DaS kostbare Familien Erbstück Du weißt ja." Natürlich, sie kann einen Verbrecher hinreichend gereizt haben. Offenbar hat man ihn auf dem Wege zum Bahn hos überfallen!" Frau Martha kämpfte bei dem Ge danken mit einer Ohnmacht, AIS sie sich etwas erholt hatte, beriethen die beiden grauen die nöthigen Schritte, die zunächst zu thun seien. .Wenn man doch noch einmal in allen Wirthshäusern nachfragen liest " meinte Frau Martha. die noch immer nicht an das Schlimmste glau den wollte. Natürlich kann ich nicht annehmen, daß Rudolf sich soweit der gissen sollte." Ader vielleicht könnte unS daS doch auf weitere Spuren verhelfen." unter brach sie die Schwägerin. Ich werde unsern Provisor und den Lehrling ausschicken, um überall nach zuforschen. TaS Geschäft muß so lange geschlossen werden." Und ich sende mein Mädchen auf die nächste Polizeiftation, um Anzeige zu machen. Morgen muß der Vermißte in allen Blättern ausgeschrieben wer den. Man darf kein Mittel unversucht lassen." Frau Martha stimmte ihr zu. In Herzensangst eilte sie zu ihrer Wohnung zurück. Ihre heimliche Hoffnung, daß Rudolf vielleicht inzwischen zurückge kehrt, erwieS sich alS trügerisch. Nur der Provisor und der Lehrling saßen vor den leeren Tellern. Sie wurden von der zu Tode geängftigten Frau so gleich ausgeschickt, um alle Wirthshäu ser, in denen der Apotheker bisweilen zu verkehren pflegte, abzusuchen. Schreckliche Stunden der Ungewißheit vergingen. Immer wieder blickte Frau Martha auf die Uhr. Aber die AuS gesandten kamen nicht zurück und ebenso wenig ihr Gatte. Sie vermochte keinen Biffen anzurühren und schritt in fieberhafter Unruhe im Zimmer aus und ab. Ta bannte plötzlich ein schauerliches Geräusch ihren Fuß. Das Blut wich aus ihrem Geflchie, schreckensblaß lehnte fte sich an die Wand. Ta da war es wieder! Das klang dumpf, schauer- ltch wie daS Röcheln eineS Sterben den. Wo war eS nur? ttam eS von oben, von unten? Mit zitternder Hand nahm fte eine Laterne uns begann die Gänge deS HauseS, den Keller, den Speicher abzusuchen. Nirgend eine Spur. Bisweilen verstummte eS dann erllang eS in Zmischenräumen wieder, ohne daß sie sich über die Rich-- tung, den Ursprung klar werden konnte. War in ihrem eigenen Hause ein Ver brechen verübt, ein Einbruch geschehen dem ihr Gatte zum Opfer gefallen? Lag er irgendwo m der Nähe, vielleicht zu Tode getroffen und sie konnte ihm nicht helfen! Endlich sagte sie sich, daß alles nur eine Täuschung ihrer krankhaft erregten Phantasie sein mußte. daß daS zu Kopfe strömende Blut ihren Ohren die chrecklichen Töne vorgau leite. Draußen schlug eS elf Uhr. Und endlich endlich erklangen Schritte Die AuSgesandten kehrten zurück. Aber in welchem Zustand! Schwankend und lallend stolperten fte in den HauSgang. In jeder Wirthschaft hatten fte ein Vier tel getrunken und bei den Wirthsleuten und Gästen eingehende Nachforschungen angestellt. Der Neue, den man überall schenkte, war ihnen derartig in den Kopf gestiegen, daß sie sich kaum mehr auf den Füßen erhielten. Es dauerte lange. bis Frau Martha aus den Berauschten daS schreckliche negative Resultat ihrer Nachfragen herausbrachte. Sie hatten nirgends einen Anhaltspunkt entdeckt, Der Apotheker war und blieb verfchwun den. In Thränen aufgelöst saß Frau Martha da. Was half eS. länger zu warten. Der Provisor und der Lehr ling waren erst mit der Polizeistunde zurückgekehrt, jetzt waren die Gasthäuser geschlossen, und ihr Gatte konnte in keinem solchen mehr sein. Weitere Nachforschungen ließen sich in der Nacht nicht mehr anstellen. Auch ihre Schwä gerin hatte keine Nachricht ge andt, ein Beweis, daß auch fte nichts erfahren und die Polizei vorläufig nicht helfen konnte. ES war kein Zweifel, Rudolf war verunglückt oder ermordet! O. es war doch schrecklich, so jung schon Wittwe zu werden! Aber hier konnte fte während der Nacht nicht sitzen blei den. Sie mußte wenigstens versuchen, etwas auszuruhen, um morgen mit neuen Kräften die Nachforschungen nach dem Vermißten fortzusetzen. Wankend erhob fte ftch und stieg die Treppe zu dem gemeinsamen Schlafzimmer hinan Der Lustzug, der durch das noch rfsmftehende Fenster drang, löschte die Kerze in ihrer Hand. Da strauchelte fte über etmaS. das am Boden lag Sie bückte sich und tastete darnach. Es fühlte ftch wie ein Stiefel an. Aber wie kam der hierher, mitten in da? Zimmer? Ein kalter Schrecken durch rieselte sie. Sollte der Mörder hier sein, sich im Hause verborgen halten, vielleicht auch ihrer warten! Plötzlich stieß sie einen gellenden Angst schrei aus. Da da war eZ wieder ganz deutlich ganz in ihrer Nähe diesmal konnte es keine Täuschung sein das entsetzliche Geräusch, dieses Mail und Bein durchdringende Röcheln! Das Blut gerann ihr in den Adern. Mit letzter Kraft gelang eS ihr, die Kerze von neuem anzuzünden. Die gräßlichen Z öne, die jetzt fast wie ein Schnarchen klangen, dauerten fort. Und dort was war das da lagen ja Kleider Himmel und Heiland, die Kleider ihres Mannes ganz so, wie er sie immer vor dem Schlafengehen wohlge. ordnet über den Stuhl zu legen pflegte. T'üumte fte denn war eS Nacht oder Morgen? Von einer plötzlichen Eingebung ge trieben, stürbe sie auf daS hohe Him mcldett z.l und schlug die Vorhänge zu rück. Der Schein der Kerze si.l auf das Lager - und da lag. unter den Federn, die Decke bis an das Rum hcraufge zogen der Vermiete. Von seinen halbgeöffneten Lippen kam daZ schauer liche Schnarchen. Rudolf. Rudolf!" schrie Frau Martha. bist Tu eS denn wirklich und lebst und ich habe Dich wieder! Was ist denn geschehen ein U glück ein Schlagansall und ich wußte von allem nichts Rudolf. höre mich doch, to wache doch aus wie kommst u hierher?!" feie rüttelte den inliegenden lan Zeit vergeblich. Endlich wachte er au und rieb ftch verwundert die Augen. .Rudolf wag haft Du?" .Hunger," stöhnte er. Hunger sonst nichts! Aber sprich doch wer hat Dich hierher ge bracht?" Der Apotheker richtete sich auf. .Der Neue der Neue " kam eS von sei nen Lippen .ja was ist denn m mir? " Verwundert blickte er sich um. ES war doch eben noch Tag geller Tag gewesen und etzt ganz dunkel! Allmählich kehrten ihm 23e wußtsein und Erinnerung wieder sah ftch auf dem Wege zum Sonnen Wirth. Im Hinteiftühchen hatte luftige Gesell chaft getroffen. ES war daS erste Jahr, daß er ftch zum Herbst in einer Weingegend befand und im laufenden Jahre deS Heils war ein gar kräftiges, feuriges GelrächS gerathen Noch niemals hatte er einen Neuen ge trunken. Jetzt stand das verdächtige GlaS vor ihm. Zahllose Bläschen stie gen auS der Tiefe auf. der prächtige milchige Saft war in voller Währung es siedete darin, .wie wenn Waffer mit Feuer ftch menget". Anfangs schau derte ihm vor dem trüben, unsauberen Trank, in dem allerlei Schmutz umher zuschwimmen schien. AIS er sich aber endlich entschloß, die abscheuliche Flüs ftgkeit zu kosten, war es nicht gar so arg 'Neilich, eS biß und prickelte ein wenig schien aber sonst ganz harmlos zu in Nach dem ersten Glase wollte er aus, gehen und heimgehen. Aber die Freunde hielten ihn fest. DaS ist noch nichts das erste GlaS schmeckt nicht, erst das zweite und dritte! Bcim Suser muß man sitzen bleiben, der kann da? Geben nicht vertragen. ES lebe der heurig feurige!" r ueg ftch bewegen, zu bleiben, und ohne eS selbst zu beachten trank er schneller und schneller. Der Wein floß ja wie Oel durch die Kehle und der Kopf blieb hell und klar. End lich aber ward es höchste Zeit, aufzu brechen. Draußen schlug eS dreiviertel auf sechs Uhr. der Bahnhof, fein Vr sprechen, die Schwester abzuholen, fielen ihm ein. Von der Kellnerin erst erfuhr er, daß er runr leitet geleert hatte Die Zechgenossen blickten lachend au ihn, als er ftch erhob. Nun, spürst Du nichts, Rudolf?' Ich Gott bewahre der macht ,a gar nichts." Er fühlte ftch tn der Zhat ganz frisch und leicht. Nur in den Füßen lag eS ein wenig schwer - aber fte trugen ihn ganz gut, er staunte selbst darüber. DaS Wetter war wirk lich recht schön geworden, vorher so grau und trübe und jetzt ein so festlicher Sonnenhimmel, eS war doch eine präch tige Zeit, der Herbst! Er wußte alles, waS er that, was um ihn vorging. Ja ja, trotz der Helligkeit sielen ein paar Regentropfen. Und da in der Apo theke lagen Rezepte. Er sah fte an, DaS war nichts Außergewöhnliches, daß konnte der Provisor machen. Er wollte nur einen anderen ocl anziehen Glücklich gelangte er in das Schlaszim mer. Da war es ganz still, dunkel und heimlich. Die Läsen waren noch ge schloffen, er hatte fte am Vormittag des RegenS wegen selbst zugemacht und die Fenster offen gelassen. Er legte den Rock ab. Ach. eS war doch schön, so, wenn die Nacht kam, von deS Tages Mühen auszuruhen. Und gar wenn man jung verynratyct war. Lvcis da? nur beute Abend noch sür ein Lärm auf den Straßen war wie am hellen Tage! Aber er war müde, er würde gut schlafen. Wenn sich nur die Kleider schneller ausziehen ließen, diese lästigen Stiefel, die so fchmcr ausgingen! ES war noch hinreichend hell, wenn man den Laden ein wenig öffnete. Gewiß schien der Mond draußen. Er brauchte kein Licht. So, nun noch die Kleider m Ordnung hinlegen seine Frau hatte immer ihre Freude darüber ja, wo war sie denn? Martha! wollte er rufen, aber die Müdigkeit überwältigte ihn sie wird bald kommen, dachte er, gewiß liest sie wieder einen spannenden Roman, wie gestern vor dem Sch!a fengehen wo ich auch der erste war. U, wie wohlig es ft$ im Bette lag, er dehnte und streckte sich die Augen fielen ihm zu. Aber morgen mogen wollte er noch einmal Neuen trinken. Einmal wachte er noch auf, er hatte ein chnarchen gehört dicht neben ftch ach das war Martha sie war ge kommen nun war ja alles in Ord nung und ein bleierner Schlaf schloß ihm die Lider. DaS war es. was er bruchftücken- weife, wie eS ihm die Erinnerung wie der wachrief, seiner staunenden Gattin mittheilte. Du machst schöne Geschichten" sagte Frau Martha - aber weil ich Dich nur wieder habe! So eine Angst hab' ich in meinem Leben nicht auSge standen." Sie lachte und küßte ihn. Ader w.ißt Du. daß ich einen Bären Hunger habe." schnitt er ihre Liedkvsun gen ab. Freilich, wenn man daS Abendessen versch'ä't! Ater komm nur. eS steht noch alle? unten, ich habe nicht? ange rührt." Und wäbrend ne mit igm in das Eßzimmer hinunter st'?;, rnlblt fte ihm alle die Schrecken, die sein Ver schwinden im Hauie hervorgerufen Ja. der Neue, der Neue" meint, Herr Reif, währe' er ftch da? späte Nachtmahl trefflich schmecken ließ -- .er ist doch nicht ohne oder ein teuflischer Gesell so etmaS hätte ich ihm nicht zugetraut, tlnd jetzt ist mir so wohl wie einem Fisch im Wasser. Ich könnte gleich weiter trinken." Nein, nein." wehrte Frau Martha ab. .so geht eS nicht wieder ein anderes Mal. wenn Du wieder zum Neuen gehst, nimmst Du Dein Weidlem mit gelt. daS versprichst Du mir? Lächelnd willigte der wiedirgefundene Bermißte ein. Der lohte Gruß. Episode von W. Bergt ein. ES war am 5. Juni 1859, als die blutige Schlacht am Mincio geschlagen wurde. Bei Pozzolengo. den rechten Flügel bildend, kämpfte das achte österreichische ArmcecorpS mit beispiellosem Helden mulh. Noch ein wüthender Angriff und die Oefterreicher blieben die Herren deS Platzes. Eine rechts von der Kampfftütte ftch erhebende Kapelle war zuletzt noch in Brand geschossen und ftand in lichter lohen Flammen. Hierher!" brüllie eine mächtige Stimme, .da drinnen brennen Ver Mundete." Mit Blitzesschnelle warf sich eine Pa trouille, ein Osfi,ier an der Spitze, in das flammende Gebäude. Sechzehn schwer verwundete Piemon tesen wurden dem Flammentode ent rissen. In einer Mauernische auf einer blut getränkten Strohmatte zusammenge kauert und todtleidend fand man einen jugendlichen Sardenosfizier. Tragt diele schnell fort," besah! der österreichische Oifijier italienisch. O, ich will hier sterben " Wie. den Tod in den Flammen? Unmöglich!" Er war gerührt, seine Stimme zitterte und der Verwundete gewahrte es. Gewähren Sie mir eine letzte Bitte." Ich gelobe eö Ihnen!" Vier Mann trugen rasch und vorftch tig den Schmerveiwunketen hinaus. Die frische Luft that dem-auf d, Tod Getroffenen Wohl. Wasser!" stöhnte der Unglücklich, nach einer Weile. Er that einen langen, kräftigen Zug Wie kalt!" klagte er dann. Ueber eine gepolsterte Tragbahre, auf die man ihn legte, breiteten zwei Mann hre Mäntel aus. Bedcutungnoll blickte er den öfter, reichifchen Oifijier an; dieser verstand ihn. Geht." befahl er seiner Mannschaft, versorgt indeß die anderen." Hierauf beugte er sich über den mit dem Tode Ringenden, um dessen letzte Worte zu vernehmen. Ich fühle," sprach dieser, mit im mer zunehmender fecvwache, meine Augenblicke sind gezählt, ich will sehr kurz sein. Ich bin der Marchese Carlo und liebe die Comtess Flaminia . Heut erreicht sie ihr siebzehntes Jahr. Am Vorabend mn neS Abmarsches war unsere Verlobung. Flaminia ist daS schönste und edelste Mädchen in Turm, av:t ihr Vater ist starr und eisern ..Zieh' mein Sohn, in den Kampf für das Vater land." waren feine letzten Worte, doch erst der Tag der Freiheit Italiens wird der Tag Deiner Vermählung fein. Hier dieses Bildniß Flammias. von der mich der unerditiliche Tod reißt ier, diesen Brillantring noch diese Haarlocke und meinen letzten Gruß an Flaminia ! Ihre Hand, edler Mann! So! So! Welche Nacht finster wie daS Grab Ha, wie das zuckt und hämmert Addio Flaminia ! Addio !" Em Leben hat geendet. Lange nach der Kaiferzusammenkvnft in Villafranca un) als die Verhand lungen in Zürich stattfanden, wurde Poftoerbindung nach Turin über Mailand wieder eröffnet. J,kt hielt der Vollstrecker eines letzt illigen Vermächtnisses eS für angemef en, fem verpsändeleS !worl eliizuio'rn ; versiegelte mit der größten Sorflt ihm anvertrauten Gaben eines ge brochcnen Herzens, schloß einige Zeilen bei und übergab daS Packet der Post. Nach einiger Zeit traf ein Brief auS Turin folgenden Inhalts i Wien ein : Turin, im Dezember 1859. Mein Herr! Wenn Sie im Besitz dieser Z ilen sein weidm. habe ich Turin bereits verlassen. Meine Scn dung hieniedcn ist vollbracht und mein unumstößlicher Entschluß geht seiner AussüZrung entgegen ; in unserm ein samen Familicrischlosse in Savoyen. will ich sortan. fern von der Welt und ihren Leiden einzig und allein dem kost baren Andenken meine inniggeliedtcn und unvergeßlichen Earlo leben. Ihnen, mein Herr Sie haben meinen ucrn in den ictz'en Augen blicken seines ehrenvollen Todes bei gestanden Ihnen, dem er fein AlleS anvk,tout - Ihnen bewahrt das l d haftest? Gefühl eine? unversiegbaren kankeS. Flaminia." er die SompaK'etchen der Natur. In uralten Z nen schon bediente man sich dekanütlich mit Vorliebe der te ftirne als Zeichen der Richtung, belon verS auf Se.sahrten. Die Natur giebt aber Demjenigen, der ihre einfach, Zeichen verst.ht. auch in unmittelbarer Umgebung auf der Erde, in tiefem Wald oder Bulchiverk, auf enbloS leichsörmigr Prairie oder Masche u. s. w. eine Mengej.jeichen an die Hand, um sich wenigstens bezüglich der Haupt ilchtungen der Windrose zurechtzuftn den. und in Gegenden, die von moder nein VolkSwesen noch wenig berührt sind, spielen diese Zeichen noch heute keine geringe Rolle. Solche Zeich, liefern z. B. alle Ar ten von Nadeldäumen. Die Rinde der selben ist aus der südlichen Seite stet von hellerer Farbe, härter und trockener, während sie auf der riölblichen Seite nicht nur bedeutend dunkler, sondern auch feucht und oft mit MooS und Moder überzogen ist. Auch das Harz. daS aus den Wunden der Bäume träu felt, ist auf der südlichen Seite gewöhn lich hart und ost von schöner Bernstein Farbe, während eS auf der nördlichen Seite länger klebrig bleibt, mehr in ein schmutziges Grau spielt, und ost mit Insekten und Schmutz bedeckt ist. An großen Bäumen mit rauher Rinde fin n ftch. besonders m den Herbst, und Wintermonaten, die Neflchcn und Ge webe von Insekten. Spinnen u. f. w. stets in den Rissen auf der südlichen eite. auf welcher sich auch meist dir größeren Beste befinden. Auch ftnd die Baumnadeln auf der südlichen Seite kürzer, trockener und mehr in'S Hell grüne und Gelbliche spielend. Auch die Hartholz-Büume reden in verschiedenen Zeichen zu unS, besonders was das Wuchern von Pilzen und Moosen betrifft, die auf der nördlichen ene Die. narier vervortreten. Auf den FelSichichten ist gewöhnlich die südliche Seite kahl oder weist nur einen spärlichen Wuchs trockener MooS Arten auf. während die nördliche Seite einen viel üppigeren Wuchs feuchter, zarter Moose zeigt, die den Schatten lieben, und aus den Ritzen hier meistens anmulhige Farnkräuter sprießen. In offenem Lande mit wenig oder gar keinem Baumwuchs liefern daS kleine Gebüsch, die Gräser. Blumen c ebenfalls manche untrügliche Compaß Zeichen. Doch ist dies größtentheilö nur in der sommerlichen Zeit der Fall, in welcher z. B. die meisten wilden Blumen, namentlich die langftengeligen, ihr Antlitz nach dem südlichen Himmel kehren. Naturkinder mit ihrer feinen Beobachtungsgabe können sich aber auch hier zu allen Zeiten an natürlichen Richtungszeichen leicht auskennen. WaS wir essen. Wir denken gewöhnlich nicht daran, wie viel wir effen, aber wir würden unS darüber entsetzen, wenn wir wenig ftenS einem Aufsatz in PearsonS Ma gazine" Glauben schenken dürfen. Neh. men wir einen Mann von kräftigem Körperbau, der sich einer guten Ge sundheit erfreut, wohlhabend genug ist, um sich nicht übertrieben einschränken ,ii müssen und nicht über sechzig Jahre alt wird. Ein solcher verzehrt durchschnitt lich in seinem Leben 30 Zentner Brod. tn verzeyrten artoneln stellen eine Ladung von zwei Eisenbahnwagen dar. Was oas rtiei ch angebt, so vertilgt der Mensch, wenn jeder Ochse 5 Zentner verwendbares Fleisch abaiebt und der tägliche Verbrauch i Pfund betrüat. bis zu 60 Jahren eine Heerde von 20 Ochsen. Fleier wsenyeerde chliekt ftch eine tafl ebenso große Schweineheerde an, die größtentheils in Form von Schinken verzehrt wird. Um aber die Herkunft der 10.000 aufgegessenen Eier ,u er klären, muß man sich schon einen Rie senhühnerftall denken. (Der Verfasser berücksichtigt dabei wohl besonders daS ständige englische Frühstück: Schinken und Eier.) An Zucker verbraucht der Mensch ungefähr 90 Zentner, denen 15 Zentner Salz gegenüberstehen. WaS daS Obst betrifft, fo ißt jeder von unS durchschnittlich einen Apfel im Durch meffer von 5 Fuß eine Birne und eine Orange von 40 Zoll und eine Riesen, dflaume. die ein Kraftmensch nur mit Mühe aufheben könnte. AlleS zusam mengenommen zcrzehrt der Mensch nach der Berechnung der englischen Zeitschrift Zentner Nahrungsmittel, um 60 Jahre lang zu leben. Trost. Tröge Dich, die Stunden eiln. Und was all' Dich drücken mag. Buch da Schlimuiflekann nia)l w.'ilk. Und es kommt ein andrer Tag. In dem ewgen Kommen, Schwinden. Wie der Schmerz liegt auch das Glück, Und auch heitre Bilder finden Ihren Weg zu Dir zurück. harre, hoffe. Nicht vergebens Zählest Du der Stunden Schlag. Wechsel ist das LooS deS Lebens Und eS kommt ein andrer Zag. vor dem wiener K. K. Bezirksgericht. Richter: Wie hat Sie denn der An geklagte geschimpft?" Zeuge: I trau's mi nöt z'sagen; seine AuSdrück' wor'n zu Parlaments lisch."