Mr SöttttfflM-t v ss v r f y v Ialirgang I!!. Bc.lagc.;um ?!cbraska Ztaatö-lnzcigcr. No. Ztt. schlaue Spitzbuben. (ne walilk o'k'äichik von A. ?krnu. Acht Uhr AdendZ. Lurch dit große ToppelthUr leerte sich der Epkisesaal, und mit den zahlreichen Kasten drang ein intensiver Epeisengeruch in die Vor. Halle, an deren Breitseiten EophaS und Stühle zur Siuhe einluden. DaS weibliche Geschlecht, zumeist daZ reichere, war vorherrschend, darunter überwiegend Engländerinnen, einige französische Damen und wenige Teutsche. AuS dem Nebensalon traten jetzt zwei neue Wüste herauf die dort gesessen hatten und nun von der sitzenden Gc sellschast mit und ohne Lorgnetten auf merksam gemustert wurden. ES waren zwei jüngere Herren. Ter eine größere, hellblonde, bartlose Mann, von oben bis unten bis zur Unerträglichkeit karrirt, derart, daß eS fast weh that, die GefichtSstüche nicht in derselben Weise gemustert zu sehen, um so mehr, da die Hände in den Hosen taschen versenkt blieben. Der andere mit braunen, gelockten Haaren zeigte bei mittlerer Größe und kräftiger Ge statt ein, bis auf unruhig lauernde Augen, angenehmes Gencht. Der starke Echnurrdart und eine Narbe auf der Stirne gaben ihm einen beinahe kühnen Ausdruck. Der Herr war in schwarzem Smoking. Die Beiden schritten einige Male ungenirt in der langen Halle auf und ab. der jüngere Blonde schweigsam, der Andere lebhaft sprechend, dann setzten auch sie sich, lie ßen Kaffee serviren und schlürften Cognac zur (Zigarette. Am nächsten Tage waren die Per sonalien der beiden Neuangekommenen durch Wirth und Oberkellner bekannt geworden, Mister Gaston hatte über sich und seinen Schützling Mister More allerlei mitgethnlt. Der Blonde war der Sohn der reichen Wittwe deS frühe ren indischen Kaufmann? Gilbert H. More, Mister Gafton dessen Freund und jetzt Intimus, Rathgeber, Facto tum der Familie, mit dem jungen Herrn vorläufig hier angelangt, als Quartiermacher fiir die Wittwe, die mit ihrem Gefolge in acht bis vierzehn Tagen nachzukommen beabsichtigte, wenn daS Hotel für fte passende Räume und Gesellschaft bot. BiS nach dem Urtheilsspruch von Mr. Gaston bliebe die Dame an irgend einem anderen Orte deS Genfer SeeS. Wirth und Kellner behandelten die reichen englischen Gäste mit besonderer Aufmerksamkeit, um so mehr, als diese nur die feinsten Weine und namentlich Champagner tranken. Eine auSrei chende Wohnung für die bedürfnißvolle Wittwe war noch nicht frei, Mr. Gafton runzelte zwar die Stirn, entschloß sich aber schließlich, noch etwa acht Tage zu warten. Schon am zweiten Abend hatte er mit einigen Damen, die er an der gemeinschaftlichen Tafel als Nach darinnen fand, Bekanntschaft gemacht. Seine lustige Konversation, englisch und französisch, entzückte allgemein ; er verrieth, daß feine Großeltern Franzo sen, natürlich adelige, waren, während seine Mutter eine Engländerin gewesen sei, die der Bater in Bombay auf einer seiner Reisen kennen und lieben ge lernt. DaS Interesse für Mr. Gafton wuchs noch, als er sich an'S Klavier setzte, ziemlich gut spielte, einige Lieder sang und schließlich mit Kartenkunststücken die sich immer mehr um ihn sammelnde Gesellschaft unterhielt. EtwaS von seinem Erfolge kam auch dem schweigsamen Mr. More zu gute, der im schwarzen Anzug und weißer Halsbinde nicht interessanter aussah, aber ein indischer Nadod hatte daS nicht besonders nöthig, und eS gab einige Wittwen im Hotel, die leicht zu milden Urthtilen geneigt waren, wenn man sie für jung und begehrenswerth halten wollte. Mr. Gafton war allerdings muster giltig. Er scherzte nach rechts und links, zeigte sich liebenswürdig, gefüllig und entgegenkommend, fo daß sogar einzelne Herren sich ihm näherten, eine Anzahl Damen bereits für ihn schwärm ten, die Engländerinnen sich zuflüfter ten, daß er awfully nice sei, die Französinnen ihn .charmant' fanden, und besonders eine darunter. Madame de französische Wittwen find in der Regel von Adel Melin ihre großen, dunklen, besonders bei elektrischem Lichte wirkungsvollen Augen wie ein BelagerungZgeschoß auf ihn richtete. Die Annäherung vollzog sich ohne Schwierigkeit. Am nächsten Tage gingen Madame de Melin und Mr. Gafton miteinander spazieren. Von ihrem Alter behaupte ten Sachverständige, daß man schon seit vielen Jahren und zumeist seit der Höhe ren Entwickelung kosmetischer Künste darüber ohne sicheren Anhalt sei. WaS ihren Geift anbelangte, so erschien er gleichfalls umschleiert. Ein Hauptbe helf ihrerseits bei der Konversation, die auS dem Gewöhnlichen herausging, war ein Lächeln, das prachtvolle Zähne und rosenrothe Lippen zeigte. Besonders interessant als Wittwe war aber die Dame unbedingt durch die reichlichen und kostbaren Schmuckgegenftände, die sie ftetS trug und durch ihre elegant be kleidete volle und hübsche Figur. Mr. Gafton schien daS auch gefunden zu haben, und er zählte und plau derte besonders ledhast. Er sprach von seinem lustigen Leben in Indien, von feiner fröhlichen Sorglosigkeit als Jung geselle, die ihm erlaubte, überall zu sein und zu bleiben wo eS ihn reize. Seine treue Anhänglichkeit für Mr. More fei feldstoerftändlich nur idealer Natur, fein dem sterbenden Gatten gegebenes Versprechen, den Hinterblei benden Freund und Berather zu sein, erfülle er als eine ihm leichte und na türliche Pflicht. Madame de Melin ihrerseits nickte lächelnd und betonte auch ihre Frei heit und Unabhängigkeit. Sie war vor einigen Tagen noch unschlüssig, ob fte sich hier wieder für Monate fest niederlassen sollte, jetzt aber ein nicht mißzuverstehender Seitenblick traf ihren Begleiter jetzt wäre das anders geworden. Sie wollte noch heute ihre Koffer aus dem Depot kom men lassen, um mit deren nicht unbe deutenden Inhalt von Kunst und Werthsachen ihren Salon wieder hübsch und gemüthlich auszustatten, um viel leicht alte und neue Bekannte bei sich empfangen zu können. Der Thee mit dem alten Familiensilber servirt, mun dete doch anders, als von dem abgegrif fenen Hotelgefchirr, und echte, wohlge wählte Kunstgegenstünde, Bilder und Bronzen, machten die armselige Zim mereinrichtung eines Gasthauses erträg licher. So flanirten sie durch die Straßen und besuchten einige Lüden, in denen die Dame wie eine geschätzte Bekannte freudig begrüßt wurde. Mittags kam ein prachtvolles Rofenbouquet für die Wittwe. Später wurde ein wenig qe tanzt, auch dabei bewährte sich Mr. Gafton ohne Tadel. Am nächsten Mor gen langte eine große Kiste, mit M 1 bezeichnet, an und wurde auf dem Bor platz der Etage, wo sowohl die Eigen thümerin Madame de Melin. als auch die beiden englischen Herren wohnten, untergebracht. DaS Wetter war an diesem Tage wundervoll, vom erwärm ten See hoben sich leichte Dunstschleier und milderten Töne der Gebirge am jenseitigen Ufer. Mr. Gaston war nach einem längeren Gespräch mit Mr. More, der aufmerk sam zuhörte und nur ab und zu mit dem blonden Kopf nickte, zu der schönen Wittwe mit dem Vorschlag gekommen, daS schöne Wetter zu einer größeren Tour zu benutzen. Sie sah befangen lüchelnd zu ihm auf. Madame," sagte er derftündnißvoll, Sie können sich n.ir ruhig anver trauen. Gewissenfestigkeit, Fürsorge und Muth sind nicht meine schwächsten Eigenschaften." Zum Beweise dafür wies er auf die breite Narbe hin, die feine Stirn durchquerte und haspelte mit vieler Lebhaftigkeit die wunder reiche Geschichte einer Tigerjagd im Himalaya Gebirge herunter, bei der sein Freund More sen. beinahe zer rissen worden wäre, ohne seinen ent scheidenden Eingriff mit dem Bowie meffer. Madame de Melin begnügte sich, tief aufzuseufzen und mit ihrer Hand das pochende Herz zu beruhigen. Das Pro gramm wurde gemacht und genehmigt: mit dem Dampfer zum anderseitigen Ufer, von da nach Ouchy und Abends von Lausanne mit der Eisenbahn zu rück. Mr. More fühlte sich nicht ganz wohl, ein bittender Blick 'Gafton? be stimmte die Dame, jeden UederredungS versuch zu unterlassen, und so sah man einigen recht vergnügten Stunden des Alleinsein? entgegen. Af dem Dampfschiffe hielt man daS Paar mindestens für Brautleute, so nahe aneinander gerückt saßen die bei den. so innig hatte (ijafton die Hand der Wittwe erfaßt, die er gelegentlich an die Lippen drückte. Er hatte eine ziemlich umfangreich aussehende Reise decke im Riemen mitgenommen und war aufgestanden; auf der Bank an der SchiffSdrüstung mit dem einen Bein knieend, zog er seine Geldtasche um die Billets an der Kaffe zu lösen, aus der Tasche und machle, mit dem Porte monnaie auf daS Ufer weisend. Ma dame de Melin einige Bemerkungen über die herrliche Scenerie. Als die Dame sich rasch umwandte, stieß sie zufällig an Gastons Arm und im Nu war die Geldtasche aus der Hand in den See gefallen. Ein leichter doppelter Aufschrei des Erschreckens, ein kurzer schmerzlicher Blick nach der entschwundenen Habe und ein verächtliches Achselzucken von Mr. Gaston folgten dem unangenehmen Ereigniß. Wer wohl die vier oder fünfhundert Francs da unten einst sin den werde," meinte er lachend, und wie jetzt weiter kommen? Seine Be gleitcrln aber maß sich alle Schuld bei, überreichte dem Herrn ihre wohlgefüllte Börse und bot ihn, darüber zu der fügen. Natürlich lehnte er das ent schieden ab, fügte fich aber schließlich, der Noth gehorchend, entnahm eine An zahl Goldstücke, deren demnächstige Rück gäbe zur Bedingung stellend. Der fatale Zwischenfall war bald vergessen. Die Sonne sandte ihre er wärmenden Strahlen, sie drangen bis in die Herzen hinein, weckten Liebes blüthen. die Augen sprachen, die Hände sprschen, und schließlich hatten auch die Lippen das entscheidende Wort ge sprechen. Auf der Fahrt nach Ouch? hatte fich Mr. Gaston mit Madame de Melin, Rentiere aus TrrnnS, Wittwe deS Kapi tön Melin. im Alter von 31 Jayren stehend. waS fie gesenkten HaupteS zu gestand, verlobt. In dem schönen Garten des Hotels von Ouchy wurde der neue Bund mit einem- Glase edlen WeineS und einer Umarmung feierlichst besiegelt. Mr. Gafton wollte daS große Ereigniß sofort seinem jungen Freunde More und Fa uiilie sowie anderen Intimen tele graphiren. Die junge Braut wollte erst morgen ihre wenigen Angehörigen fie war elternlos benachrichtigen; daS neue Glück machte fie heute noch zu bewegt. Arm in Arm stiegen die Früh lichen nach Laufanne hinauf. Mr. Gafton bestand darauf, daß Lucie, feine Lucie. im Hotel ein Zimmer nahm, um fich so lange ein wenig auszuruhen, und der Kühle deS finkenden TageS zu entgehen, bis er feine Depesche expedirt hätte. Der erfteTrennungsschmerz!" meinte Lucie, sich an den Theuren schmiegend. Der Theure hatte alSbald sein Ge päckftück vom Portier, wo er eS zuerst hinterlegte, in Empfang genommen, eilte an das Telegraphenamt und sandte zwei Depeschen ab: Die eine, an daS Hotel gerichtet, wo er und die brüutliche Wittwe Wohnung hatten, lautete: Kiste M. 1 heute angelangt, gehört Mr. More. ist demselben sofort auszu folgen. Komme erst mit dem letzten Zuge. Madame de Melin." Die andere an Mr. More war in Chiffreschrift abgefaßt. Und nun folgte eine Reihe der böse sten Ueberraschungen. Von den Er regungen deS TageS und vom Weinge. nuß ermüdet, war Madame ringe schlummert. AIS fie auS freundlichen Träumen erwachte, war eS bereit? dunkel, und zu ihrem Schrecken befand fie fich allein, ganz allein in der Stube. Mr. Gafton, der sehnsüchtig erwar tete Freund, Geliebte und Verlobte kam nicht wieder, Niemand hatte ihn je sehen, er hatte keinerlei Nachricht hinter lassen. Angft, Sorge und entsetzliche Ahnungen machten die Bedauernswerthe erbeben. Ein Entschluß mußte gefaßt werden. Wo sollte fie den Vermißten suchen, wo Nachfrage halten? Viel leicht war ihm ein Unglück zuge stoßen? Sie konnte doch nicht in Lausanne bleiben, wo fie fremd, allein und ohne Gepäck war l So eilte sie zur Eisenbahn, unter den Reisenden umher spähen, Thränen in den Augen, voll Trüdniß und Zorn bestieg sie den ge rade abgehenden Zug nach Montreux zu einer entsetzlichen Rückreise. Im Hotel wußte man nicht? von Mr. Gafton. Der Wirth machte ein besorgtes Gesicht, denn auch Mr. More war sofort nach Empfang einer De pesche. nachdem er die ihm, laut tele graphischer Ueberweisung ausgefolgte Kiste, die, wie er sagte, seiner Mutter gehörte und von ihm sofort weitcrzu schicken sei, hatte auf einen Wagen schaf fen lassen, fortgefahren und bis jetzt, noch nicht zurückgekommen. Madame Melin verstand in ihrer innersten Auf regung von alledem nichts. Sie wankte auf ihr Zimmer und fiel wie gebrochen, kaum entkleidet, auf das Bett. Am nächsten Tage hatten die Gäste einen ausgiebigen UnterhaltungSftoff, und die Schadenfrohen oder Spott luftigen konnten sich weidlich ergötzen. Zwei geriebene Hochstabler hatten den Wirth empfindlich geprellt und eine zu vertrauensselige, heirathslustige Wittwe arg betrogen und noch ärger bestohlen. Ein leerer Koffer mit wenigen werth losen Gegenständen und mehreren schweren, sorgfältig verpackten Steinen waren dem fluchenden Wirth, der Sta chel im Herzen und ein sich hoch belau fender Geldverluft der Stachel der Dame verblieben. Madame de Melin ließ sich lange Zeit nicht sehen, fie nahm ihre Mahl zeiten auf dem Zimmer, und wenn fie auS dem Hotel schlüpfte, war fie noch mehr als sonst verschleiert. Der Irrthum des Äarbiers. Ein australisches Siltcnbild" von ii. E. Schmidt. Jack Penhall stammte, wie alle Leute, deren Name die Silbe pen" enthält, aus Cornwallis und war, wie die mei ften seiner Landsleute, ein erfahrener Bergmann. Er war Boß" (Aufscher) in der Schamrock"Mine, beherrschte aber nur drei Leute, zu denen eine Zeitlang der Schreiber dieser Zeilen gehörte. Die Leute von Cornwallis find als Ringkämpfer bekannt, und unser Boß" machle von dieser Regel keine Ausnahme. Davon abgesehen war er ein gemüthliches Haus, spielte gern Poker und frank gern Whisky. Gegen diese letztere Leidenschaft wehrte er sich auS Seelenkrüften ; aber der Geift war willig und das Fleisch schwach bei Jack Penhall, und die Thatsache, daß er alle drei Monate ein Gelübde ewiger Trockenheit ad legte, beweist, daß dieses Gelübde ebenso regelmäßig gebrochen wurde. AIS er zuerst auf den Shamrock kam, hatte er eben wieder abgeschworen", und etwa drei Wochen lang arbeitete er tüchtig mit in der Mine. Unser Schacht war einige Monate nicht bearbeitet worden und hatte fich mit Wasser gefüllt, daS zunächst entfernt werden mußte. Zu diesem Zwecke benutzten wir einen gro ßen, mit Eisen beschlagenen, faßahn lichen Eimer, der etwa zweihundert Liter faßte. Ein Mann saß unten im Schach, tauchte den Eimer ein und diri girte ihn, so daß er hübsch auf der Rutschbahn in die Höhe glitt. Einer stand oben und leerte den Eimer auS und der Dritte ging neben dem Pferde her, welche? daS Hinaufziehen und Hinunterlassen besorgte. Ich saß gewöhnlich unten bis an die Hüften im Wasser. ES war da? hübsch kühl, aber nicht ganz ungefährlich; mehrere Male löste sich der schwere Eimer vom Haken und kam polternd den steilen Gang herabgerollt ; dann sprang ich wie ein erschreckter Frosch in'? Wasser und tauchte unter, um dem Stoße zu entgehen. Während wir den Schacht trocken legten, hantirte der Boß" in der Schmiede und suchte die Bohrer uud Spitzhacken zusammen, um fie zu schärfen und für die Arbeit in Stand zu setzen. Als der Schacht trocken war, began nen wir mit den Bohrarbeiten und Alles ging 14 Tage lang in schönster Ordnung; dann gerieth Jack Penhall wieder an die Flasche und ließ sich nicht mehr in der Miene sehen. Meine bei den Kameraden waren erfahrene Ar beiter und wußten, waS in einem fol chen Falle zu thun ist. Der eine war ein JrlSnder und hieß wegen feines auf einer Seite vorstehenden Unterkie fers Lobsided Pat" (Schiefer Patrick). ; den Andern nannten wir GuS Caftle maine, weil er in Caftlemaine in Neu Süd'WaleS geboren war und mit dem Vornamen August hieß. GuS war ein guter Kamerad aber ein bösartiger Raufbold, der selten mit heiler Haut auS der Stadt zurückkehrte, wenn er Samstags dahin gepilgert war. Kaum hatte der Boß" seinen alten lüderlichen Lebenswandel wieder aufgenommen, als diese beiden Burschen feinem Bei spiele folgten und leider muß ich ge stehen, daß auch ich vom steinigen Pfade der Tugend abwich und mit mei nen Kameraden die bcqueme Chaussee di? Lasters entlang zog. Indessen bc hielten wir doch genug Verstand und Lebensart, um wenigstens den Schein zu wahren. Wir stellten unsere Ge brechen nicht öffentlich zur Schau wie Jack Penhall, fondern bemühten uns, unser unschönes Treiben so geheim wie möglich zu halten. Zu diesem Behufe bohrten wir in der glatten Unterschicht, Worauf die gold haltige Quarzader ruhte, und die auS ungemein hartem, blau-fchwarzem Gra ni.t bestand, ein sogenanntes Kanonen loch. Dies Loch lief genau rechtwinkelig mit dem Gestein, und wenn wir es daher mit Dynamit luden und abfeuer ten, so knallte eS zwar laut genug, aber der Sprengstoff fuhr einfach heraus, ohne das Gestein wegzureißen. Zwei mal täglich luden wir das Loch, damit die Nachbarn daS Knallen hören und denken sollten, wir wären tüchtig an der Arbeit. Im Uebrigen tranken wir während der Arbeitszeit an dem unter irdischen Schauplatze unserer Thätigkeit eine schwere Menge Whisky, rauchten, erzählten Schnurren und schliefen, Alles für einen Wochenlohn von vier Pfund Sterling für den Mann. Diesem idyllischen Leben wurde plötz lich dadurch ein Ende gemacht, daß daS Schicksal in Gestalt eines BarliierS ein griff. Der Barbier hieß Humpy Joe (buckliger Sepp) und sah so aus wie sein Name. Er betrieb fein Geschäft in einem mit Blech bedeckten stilvollen Ge bäude, dessen Wände theil? au? Baum rinde, theil? aus Kattun bestanden. Durch eine Kattunwand war das In nere in zwei Räume getheilt, wovon der vordere als Rastrftude, der hintere als Spielsaal diente. Ein Schlafzimmer brauchte Joe nicht, denn er saß Nacht? am Karteutisch, und wenn er einmal schlief, so war er so betrunken, daß eS ihm gleichgiltig war, wo er lag. Nach einer dergestalt durchlebten Nacht rüttelte sich Joe eines Morgens gegen 10 Uhr aus seinem betäubten Zustande auf und ging in die Rafir ftube, um nach seinen Kunden zu sehen. Diese waren zum größten Theile Chine sen, die mit ihrem Haarwuchs ftetS sehr penibel find, wahrend die weißen Gold gröber in ihrer großen Mehrzahl wachsen lassen, waS wachsen will, und mit langem Haupthaar und struppigen Bärten herumlaufen. Drei oder vier Söhne de? himmlischen Reiche? saßen da und warteten auf den Haarkünstler. Joe feiste, noch halb im Schlafe, den Ersten mechanisch ein, kratzte ihm da? Gesicht und den Kopf bis auf den für den Zopf bestimmten Haarbüschel in der Mitte deS Schädel? rein und winkte dann dem Nächsten, fich auf dem Rastr ftuhl niederzulassen. Nun wollte eS daS Unglück, daß Jack Penhall, der feit 1 t Tagen keinen nüchternen Augenblick mehr gehabt hatte, in die Barbierftube gekommen wer und fich hingesetzt hatte, um sich rafiren zu lassen. Gewöhnlich besorgte er dies Geschäft selbst, aber in seinem jämmerlichen Zustande war feine Hand für derlei delikate Sachen zu zit terig, und fo hatte er e? vorgezogen, fich dem buckligen Barbier anzuvertrauen. Jack trug keinen Bart, sein Geficht hatte eine lederne Farbe, seine Haare waren lang, straff und kohlschwarz, seine Augen klein, seine Nase stumpf kurz und gut. der Barbier hielt ihn in feinem Dusel für einen Chinesen und behandelte ihn demgemäß. Der Boß" hatte eine große Ladung Whisky im Leib und war todtmüde; er glich einer Riesenschlange, die einen Ochsen der schlungen hat, rührte und regte fich nicht und merkte nichts von Allem, was mit ihm vorging. Humpy Joe rasilte ihm zunächst da? Gesicht, seifte ihm dann den Kopf ein, zog sein Messer ab und schor den Unbeweglichen nach allen Regeln de? chinesischen BarbiergcwerbeS. Als rund herum alles glatt war und nur noch in der Mitte ein dichter Büschel langer schwarzen Haare stand, weckte er den vor ihm Sitzenden auf, bedeutete ihm, er fei fertig, und hielt die Hand hin, um seine halbe Krone zu em pfangen. JackZ Auge fiel auf den Spiegel, dem er gegenüber faß. Dort sah er sich als Chinesen und blitzschnell schoß ihm die schreckliche Idee durch daS wüste Ge Hirn, daß die blauen Teufel" hinter ihm her feien, d. h. daß er einen gelin den Anfall von deliriurn. trernens habe. Er fuhr fich mit beiden Händen nach dem Schädel, die entsetzliche Wahr heit wurde ihm klar und mit einem Wuthzeheul stürzte er fich auf den Bück ligen, der immer noch die Hand offen hielt und auf seinen Lohn wartete. Joe erkannte seinen Irrthum und seine Gefahr in demselben Augenblick und wandte sich zur Flucht. Die Thüre konnte er nicht erreichen, er stürzte sich also gegen die Wand, die an dieser Stelle aus Baumrinde bestand. Die Rinde gab nach und der Barbier war fast zur Hälfte im Freien, als Jack die andere Hälfte ergriff und mit einem Feuereifer bearbeitete, der bei den zu schauenden Chinesen theils Erstaunen und Furcht, theils Heiterkeit, 'und bei dem armen Barbier ein lautfchallendeS Wehegeschrei hervorrief. Er strampelte und zappelte wie ein Fisch an der Angel, aber Jack hielt fest und ließ nicht nach, bis feine Arme erlahmten. Tann erst gelang eS dem Zerbläuten, loSzukom mcn und das Weite zu gewinnen. Der Sieger aber blieb auf der Wahlftatt und machte fich mit neuer Wuth an die Zerstörung deS Ortes, wo ihm die ent setzliche Unbill widerfahren war. Er riß die Blech-, Rinden und Kattun stücke von den Wänden, zerbog, zerbrach und zerriß sie, hob die Pfosten auS, worauf daS Gebäude geruht hatte und machte den ganzen Platz dem Erdboden gleich. Dann erst hielt er die Unthat für gerochen und verließ ven Schauplatz dieser denkwürdigen Ereignisse. Wir saßen unten im Schachte, labten uns am Whisky und erzählten Schwünke, als wir plötzlich Jemanden die Leiter herunterklcttern hörten. ES war der "boss", der uns diesen uner warteten Besuch abstattete. GuS warf einen Stein auf das Kanonenloch, da mit Jack eS nicht sehen sollte und dann ergriffen wir eilends Hammer und Bohrer und machten unS an die Arbeit. Penhall übersah die Sachlage sofort, das war uns gleich klar, und da er übler Laune war, auch das konnten wir merken, obwohl wir nicht? von fei nem Abenteuer wußten , so machten wir unS auf ein Donnerwetter gefaßt. Aber Jack sagte lein Wort, sondern setzte sich krumm bin und sah unS zu. DaS war unangenehmer, als wenn er zornig geredet hätte, und ich war sehr froh, als GuS die Offensive ergriff und das peinliche Schweigen brach, indem er den "dos'' anredete: WaS fitzt Ihr fo da herum wie ein Ncgertreiber ? Wir thun unsere Arbeit, auch ohne daß Ihr da sitzt und auf paßt !" .So scheint'?.' gab Jack zurück. Ihr habt verd diel gethan, seit ich nicht unten gewesen bin. Hol mich der Kuckuck, wenn Ihr ein ehrliche Tagewerk gethan habt." .Well,' mischte sich Lobfidcd.Pat in die Unterhaltung, wenn eS Euch nicht gefüllt, unZ ist'! egal. Wir können anderswo gerade so gut Arbeit dckom men !' Diesen kräftigen Reden fügte ich denn auch noch mein Echerflein bei, ein Wort gab das andere und wir waren nahe daran, eine unterirdische Keilerei zu be ginnen, alZ Jack in seiner Aufregung den Hut vom Kopfe schob und seine chinesische Tonsur enthüllte. Dieser Anblick entwaffnete uns voll ständig und während der nächsten fünf Minuten waren wir so sehr damit de schäftigt, unserer Fröhlichkeit Ausdruck zu verleihen, daß wir keine Zeit hatten, den Schimpfreden deS Alten, die sich wie ein unerschöpflicher Strom über uns ergossen, Beachtung zu schenken. Die vielgerühmte AnsteckungSkraft deS Lachen? bewährte sich aber nicht und mit unserer Freundschaft war eS vorbei. Al? un? Jack Penhall am nächsten Samstag den Lohn auszahlte, theilte er un? in dürren Worten mit, unsere Dienste seien nicht länger gewünscht, und mit diesem Bescheide trollten wir un? in die Schänke. Alt Hochzeitsbräuche in Polen. Bei allen Nationen bestehen eine große Menge eigenthümlicher Gebräuche und Ceremonien, die besonders in ein zelnen wichtigen Momenten in Kraft treten, wie bei Trauungen, Taufen, Begräbnissen . Jeder dieser Bräuche hat seine spezielle Bedeutung und eS ist sehr zu bedauern, daß die immer mehr um sich greifende Allgemeinkultur die nationalen Eigenthümlichkeiten so un barmherzig verwischt. In Polen gab e? früher eine ganze Reihe absonder licher Momente bei den Hochzeiten, die natürlich auch immer mehr verschwin den und nur noch bei wenigen, streng am Althergebrachten festhaltenden Fa mitten üblich sind. So schritten früher in Polen die Brautjungfern der Braut voran beim HochzeitZzuge, sämmtlich mit langen rothen Seidenschleiern ge schmückt. Nach der Trauung wurden der Braut dann von ihren Freundinnen die Augen verbunden und fie wurde so an die Thüren ihre? neuen Heim? ge führt, die verschlossen waren und ihr erst nach dreimaligem Klopfen geöffnet wurden von dem jungen Ehemanne, der fie mit offenen Armen empfing, ihr die Binde von den Augen löste und fie in ihr neueS Reich einführte. In anderer Gegend wurden der Braut gleichfalls die Augen verbunden, aber die Lippen mit Honig beftrichen, damit der erste Kuß der Frau dem Ehe manne süß sein sollte. Wahrend dieser Kuß gewechselt wurde, warfen die ringsum gruppirten HochzeitSgüfte Rei? und Erbsen, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer :c. in die Hautthür als Symbol dafür, daß dem jungen Paare niemals die zur LebenSnothdurft gehörigen Dinge fehlen sollten. ES liegt in allen diesen kleinen Handlungen ein tie fer Sinn und eS ist zu bedauern, daß mit dem Schwinden dieser Symbolik auch alle Poefie mehr und mehr au? dem Leben der Nationen ausgelöscht wird. Sin theures Tpielzeug. Da? theuerste Spielzeug, da? jemal? ein Kind besessen, waren wohl die sil bernen Soldaten, die Ludwig XIV. als Knabe erhielt, um die Kriegskunst zu erlernen. Diese Liliputanerarmee bestand aus zwanzig Schwadronen Rei terei und zehn Abtheilungen Fußvolk. Das waren die ersten Truppen, die der allmächtige Monarch" in den Tagen seiner Jugend befehligte. In Pariser Archiven finden fich noch die Rechnungen deS Bildhauers Ciffay, wonach dem Künstler dafür insgesammt 75.000 Franken gezahlt wurden, für jene Zeit also eine erhebliche Summe. Später wanderten diese kostbaren Soldaten in die Münze, wo sie eingeschmolzen und zu Geld ausgeprägt wurden, um einen Theil der Unterhaltungskosten für wirk liche Soldaten zu decken. Turch die Blume. Der Leibarzt de? Czaren Alexander de? Dritten, Doktor Botkin, der im Jahre 1890 in Mentone starb, erhielt kür feine ärztliche Bemühungen kolossale Honorore, und seine ärztliche Förde rung für eine Konsultation betrug hun dert Rubel. Eine? Tages hesuchte ihn der als ebenso reich wie geizig bekannte Fürst Demidoff. Nachdem Dr. Botkin das erforderliche Rezept verschrieben, sah er, wie der Fürst zwei Fünfrubelscheine au? der Tasche zog und sich anschickte, ihm dieselben als Honorar einzuhändi gen. Ich danke, Durchlaucht," bemerkte Botkin in verbindlichstem Tone; aber Sie wissen doch, daß ich von Armen nie etwas nehme!" priitjCtt rjictutig. Professor (zum Prinzen, der beim Addiren eine zu kleine Summe heraus gerechnet): Aber Hoheit sollten wirklich nicht so bescheiden fein!" in guter Schuster. Sind Sie mit Ihrem Schufter zu frieden?" Sehr er thut waS er mir an den Hühneraugen absehen kann !"