Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 10, 1898, Image 12

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    wie bcijjt er ?
Vs m i l 5 e , e l i.
.Wie da? n'ir c!I werden soZ?'
sag, mit vtrsrosjcnkm Gesichte GotlljutÖ
Skegedcr zu feiner Mutter, die ,n dem
Erker saß u:,S schafwollcn Etiümpfe
ßvpstr.
.Guten Zldend vor Allem. da? sollte
man nicht vergessen, wenn man in die
Stube tritt.' gab di Krau zurück, und
den langen, praucn Etrumpf. den sie
Srad in der Arbeit hatte, auf da? Fen
sterdrett legend, die abgenützte, über
dcm Nascndüzel mit Wolle umwickelt
Brille hkradnchmcnd. wandte sie sich
ganz dein Sohne U WaS hatS denn
wieder gegeben, daß Du dreinschaust,
als Hütten Tir die Hühner da? Brot
weggeschnappt ? Warum jammerst Tu
denn?'j
..Soll ich nicht? Wieder nicht? hat
eS gegeben! Soll ich mich darüber
freuen ?"
.Möchtest Tu nicht am Ende etwaZ
deutlicher werden. Gotthold? Zum
Rathen bin ich denn doch schon zu alt.
....Ah, so." unterbrach sich die alte
Frau, sich erinnernd, .daher der Wind!
Heut ist Quartal, da vermeintest Du
ja vorzurücken: und nun ist'S wohl
nichts ?"
.Ist auch nichts. Mutter! Und jetzt
dauert? wieder weiß Gott wie lange,
bevor eine Vorrückung kommt. Den
Gutwald. den hatS noch mit hineinge
nommen, der hat Glück: aber mich rnö
gen die Herren halt nicht."
.Warum sollen st Dich nicht mögen.
Machst Deine Arbeit so gut wie die An
deren: aber ein Traumichnicht bist Du
halt. Man muß sich bei den Herren
einmal in der Zeit sehen lassen, nicht
nur immer hinterm Zeug stehen und
rackern. Und ein freundliches Geflcht
muß man ihnen zeigen, daß sie Einen im
Gedächtniß behalten."
.Ihnen am Ende Narren.' poffen vor
machen, nicht? Wie der Gutwald zu
'Neujahr beim Feste, nicht ? Ich kann
ihnen aber keine Liebchens fingen und
Gesichter dazu schneiden, daS kann ich
einmal nicht' Mutter."
Ach Du mein Gott, komm mir nur
nicht in die Hitze! So kannst Du' halt
nicht! Na denn nicht! Wird ja ohnedem
auch gehen. War's heut nicht, so ist'S
ein andermal!"
Du kannstS leicht nehmen, Mutter,
freilich, was liegt Dir daran, aber. . . "
Aber, aber! Was denn noch? Ich
glaube gar. Du hast richtig noch die
kleine Flietsche im ffopfe? Daß Du
Dich nicht schämst! Ist daS Mädel, die
Mile, zu Lichtmeß fech-zehn Jahre ge
worden, und Du alter Esel denkst im
Ernste daran. Dich von ihr unterkriegen
zu lassen.
Und weil Gotthold eine abwehrende
Bewegung machte, sagte sie, wohl ge
dämpft, aber sehr energisch: Ja unter
kriegen sag ich, das Weibervolk und
wennS noch so jung ist. kriegt Euch im
mer unter. Dich schon gar, Du bist ja
ein Lapp!"
Gotthold war. während die Mutter
sprach, unwillig im Zimmer auf und
ab gegangen. Dann fiel er der Mutter
in die letzten Worte: Also lassen
wir daS Mutter ! Daß ich alt genug
bin, hast Du selbst gesagt : dann werd
ich wohl auch schon für mich denken
können."
Damit fetzte er sich auf die Ofenbank
und stopfte sich seine thönerne Pfeifen
Die Mutter sagte auch nicht? mehr.
Sie wußte, wie weit sie dem Sohne ge
genübcr gehen durfte. Ein Wo,t dar
über und der ruhige Mensch, der sich vor
seiner Mutter eine gewisse ehrfürchtige
Scheu bewahrt hatte, konnte sich ver
gessen und dann mochte eS Reden setzen,
für die er sich hinterher am liebsten
selbst geprügelt Hütte, wenn er die alte
Mutter darüber heftiz weinen sah. Die
Alte nahm wieder den Strumpf vom
Fensterbrett, schob auch wieder die Brille
vor die Nase und begann still vor sich
hin zu arbeiten. Dabei kränkte sie'S
innerlich doch ganz gewaltig, daß der
Gutmald vorwärts gekommen und ihr
Gotthold, der ooch gewiß der Tüchtigere
war, nicht. Und dann mußte sie an die
Mile denken, mit der sie ihr Gotthold
durchaus zur Großmutter machen wollte.
S ist ja ein nettes Mädel," meinte sie
für sich und hielt mit der Arbeit inne,
aber waS thut er denn mit so nem jun
geu Ding. daS noch nicht einmal für
sich selbst denken kann, geschweige denn
für einen Mann; und daS müßte doch
sein." Grade wie sie das dachte, steckte
die Mile ihr (zftcht durch? Fenster her
ein, die Wangen frisch wie ein Apfel
und die munteren Augen voll jungen
Feuer?: .Ist er?, Mutter Seegeber?"
rief daS Mädchen erwartungsvoll.
Daß Dich doch der Kuckuck. Tu
Sausewind! Nicht? ist er. Mußt halt
noch ein bischen Geduld haben. Du."
Gotthold war von der Ofenbank aufge
standen und an? Fenster getreten, doch
bevor er so weit kam, war Mile schon
davongelaufen.
Ist? nicht doch hart Mutting?
Man wird älter und Du brauchst auch
schon 'ine Stütze in? HauS."
. ißt ja nicht, ob ich bleib, wenn
die F. 'fische einzieht."
Wirft schon bleiben. Mutting. wirst
schon," sagte Gotthold, indem er der
Mutter über den grauen Scheitel strich.
Die Mile war ja auch ein brave?,
fleißig,? Müd?l. Als elternlose Waise,
deren Bater den schlagenden Wettern
im Großen Christoph" zum Opfer ge
fallen war, lebte sie bei einer entfernten
Verwandten, in deren Wirthschaft sie
emsig schaffte. Für die alte Mutter
Seegeber hatte sie nur den inen Fehler,
daß ft in ihren Augen für den Gott
hold zu jung war. Ter brauchte ine
Frau, die auch ein dlZchen Mann im
Hause sein konnte und gelegentlich schon
,'1 einem Entschlüsse gekommen war.
wenn Gotthold eikt zu überlegen begann.
.Daß unser Männer hier doch alle so
jchwcr v?n sSankn sind." meinte sie
i?t. Ader mit dem Heirath.'N hatte Z
nun gute Wege. Ehe er nicht vorge
rückt, da? wußte die Alte, hätte ihn
nicht? zu dem Schritte bewegen können.
Wie die Mutter aber sah. daß der
Kottho'.d jetzt immer mit hängendem
Kopfe herumging, da war ihr' eben
nicht recht. .WennS nur eine Andere
wäre wie dir Mile!" AIS dann wieder
einer der Kameraden dem Gotthold vor
gekommen war. da nahm sich die alte
Seegeber einen Rand und wanderte zu
Fuße nach KlauSthal zum Herrn Berg
amtmanne, den sie bat, er möge doch
auch ihren Gotthold nicht vergessen, der
fo brav fei wie Einer. Und weil der
Herr Amtmann sagte: Gewiß, gewiß,
ich werde mich der Sache annehmen,"
ging die Alte vergnügt nach Hause und
berichtete dem Sohne, daß sein Wunsch
sich bald erfüllen werde. Aber das
Jahr ging bald vorüber, der Neujahr?
tag brachte manchem die Vorrückung,
aber an Gotthold hatten die Herren in
Hochthal wieder nicht gedacht. Am
Sonntag nach Neujahr traf Gotthold,
al? er mit der Mutter zur Kirche ging,
schon unterweg? mit Mile zusammen,
die, obwohl der Schule schon entwachs
sen, auf dem Kirchenchore sang und
e? nun recht eilig hatte, hinaufzukom
Znen.
.Darf ich nachher zu Euch kommen.
Mutter Seegeber?" frug sie, die Augen
dabei auf Gotthold gerichtet.
Immerhin; zu einem alten Weibe
darf ein junges Mädchen schon kom
men," eiwiderte die Alte.
Dem Gotthold war recht bange. Ob
der Herr Pastor auch noch so schön da?
SonntaSevangelium auslegte, der Gott
hold sann hestig nach, wa? denn wohl
Mile im Sinne haben könne; und wenn
Gotthold einmal dachte, dann war er
für alle? Andere blind und taub.
Die Mile kam. Sie machte wenig
Umstände.
Mutter Seegeber." sagte sie. noch
ehe sie den angebotenen Platz eingenom
men, e? ist einmal nicht anders, der
Gotthold will mich zum Weide; und ich
habe ihn gern; und die Tante hat nichts
dawider. Wir könnten ja in Gotte?
Namen noch warten, warum denn nicht;
aber daß wir die Ansbietung immer der
schieben, von einem Quartal zum an
deren, und e? wieder Neujahr werden
lassen, nur weil der Gotthold nicht vor
rückt, daZ paßt mir nicht, weil'S den
Gotthold unzufrieden macht. Er traut
sich jetzt gar nicht mehr aufzuschauen
und schämt sich nun vor mir, daS soll
nicht sein. Und schämen soll sich der
Mann nicht...."
Daß Dich doch der Kuckuk!" rief die
Alte, daS spricht so altklug!"
Laß sie nur mal. Mutting. Sie
hat ja so recht, die Mile," warf Gott
hold dazwischen. Und wa? meinst Du
könnte man dagegen machen, Mile?"
wendete er sich an das Mädchen.
Ich mein'? so," erwiderte Mile ganz
energisch. Entweder Du hast ein Recht
darauf, vorzurücken, dann muß man sich
da? Recht hclen, oder Du haft daS Recht
nicht, dann wartcn wir auch nicht dar
auf und sagen einfach ein für allemal:
von heute ab in drei Jahren gehen wir
zum Pastor; dann werde ich auch der
Mutter nicht mehr zu jung sein, mein
ich."
Mutter und Sohn sahen sich eine
Weile an. Gotthold nickte dabei wie
zustimmend mit dem Kopfe. Die Alte
platzte aber auf einmal loS: Ader das
Recht hak er doch, und ich war selbst
beim Bergamtmann auf Hochthal und
der bat mir'S zugesagt."
Und nicht gehalten," vollendete Mile
gelassen. Jetzt weiß ich aber wa?; ich
gehe zum Amtmann. Ich will doch
wissen, wie'S mit dem steht, der mein
Mann werden will."
Die Alte war zuerst wohl entsetzt,
und auch Gotthold war nicht einig mit
sich, ob da? schicklich wäre; aber die
Mile benahm sich dabei so sicher, daß er
meinte, eS könne nichts Unrechtes dabei
sein. War's auch nicht!
Schon am nächsten Sonntag stand
Mile vor dem Bergamtmann Herrn
ZenobiuS Klinger. Er blickte sie ganz
wohlgefällig an, kniff sie auch einmal in
die Wange und ließ sie ihr Anliegen
vorbringen. Er machte so, als hörte er
eifrig zu, wie die Herren daS immer
thun, wenn sie sich den Schein von
Wohlmollen geben möchten, dachte dabei
aber längst an etwas Anderes, um dann
schließlich zu sagen: Gewiß, mein Kind,
gewiß! Ich werde mich Ihres Vaters
annehmen "
Meines Bräutigams, Herr Amt
mann "
Ja, ja, dcS Bräutigams, liebe?
Kind, wollt wohl Weihnachten Hochzeit
machen, ja, er soll seine Vorrückung
haben."
Damit wollte dann der Herr Amt
mann durch die1 Hinterthüre hinaus.
Mile stand noch zögernd, sie überlegte,
ob sie sich denn trauen dürfe.
Halten zu Gnaden, HerrAmtmann."
rief sie.
Der wandte sich jetzt etwas unwillig
um.
.Na, was denn noch, mein liebes
Kind?"
Halten zu Gnaden, wie hnßt mein
Bräutigam?"
Wie er heißt?" ,
.Ja. wenn der HerrAmtmann für
ihn etwa? thun will, dann müßte er j
doch wissen, sür wen er'S thun soll."
Der Amtmann lachte auS vollem
Halse. Seit zwanzig Jahren war er
mit der ständigen Vertröstung: .Gewiß,
gewiß, ich werde mich annehmen," au?
gekommen und auf einmal sollte sie
einem jungen Mädchen nicht genügen,
Ter Amtmann lachte noch immer, so
daß Mile schon über und über roth
wurde. Ader dann trat cr an den
Schreil tisch und nahm einen Bogen
Papier vor: .Also wie heißt r?" frug
i in bester Laune, und wa? soll mit
ihm geschehen?"
TaS schrieb er AlleS auf. wie'S Mile
ihm ansagte, und dann geleitete cr sie
lachend an die Thür.
In wenigen Tagen erzählte man sich
die Unterredung Mile'S mit dem Amt.
manne aller Orten, der Amtmann
selbst sorgte für die Verbreitung. Und
Alle lachten sie darüber, nur die alte
Seegeber lachte nicht, denn sie mußte
sich sagen, daß die junge Flietchen. die
Mile, dicSmal gescheidter gewesm wie
sie selbst, denn sie erinnerte sich ganz
genau, daß sie damals, wie sie bei dem
Herrn Amtmann war. um für den
Lohn zu bitten den Namen überhaupt
nicht genannt hatte.
Al? dann zu Weihnachten Gotthold
feine Vorrückung bekam und eine befon
der Belobung für feine guten Dienste
obendrein, da war die Mile in Aller
Augen gestiegen, selbst die alte Seegeber
meinte: Die hat für meinen Gotthold
Grütze genug im Kopfe."
Gotthold aber faßte fein Mädel an
beiden Händen und drückte ihre Finger
blau, indem er mit breitem Grinsen
sagte : Siehst Du, Mile, reden muß
man nur, immerzu den Mund auf
machen, Mile, dann kommt man schon
zu seinem Rechte."
Der Iahrestaz.
As dem Schwedischen. Bon E. Schering,
Wenn ich an diesen kleinen Liebes
roman von der Straße denke, werde ich
immer wehmüthig gestimmt.
Zm:i traurigeAugen in einem Frauen
gestcht schweben mir vor, die eine Ge
schichte von Einsamkeit, aber nicht von
Vergessen erzählen.
Ich erinnere mich deS TageS in allen
feinen Einzelheiten.
An einem der ersten Tage im April
schien die Sonne so warm und lockend
in'? Zimmer hinein und der Himmel
sah so klar aus. daß ich dem Wunsche
nicht widerstehen konnte, Paris zu der.
lassen, um hinaus in? Freie zu kommen.
Gleich darauf faß ich im Zuge ; doch
bald merkte ich, daß die Sonne mich be
trogen hatte und daß die Umgegend von
Pari? noch all zu sehr 'im Banne deS
Winters lag. Darum stieg ich aus,
um am Quai in einem Gasthaus, das
im Sommer den Ruderfreunden zum
Versammlungsort diente, zu frühstücken.
Doch auch um hier draußen zu fitzen,
schien c? noch allzu früh zu sein, denn
ich sah vor dem Restaurant nur einen
einzigen Tisch stehen, der mit zwei Cou
vertS gedeckt war.
Ich setzte mich dorthin.
Dieser Tisch ist besetzt," sagte die
Wirthin zu uns, aber ich decke für Sie
einen andern."
Ein liebendes Paar, dachte ich, wäh
rend die gute Frau meine Bestellung
entgegen nahm.
Und ich malte mir eine ganze Ge
schichte au? von den zwei Menschen, wie
sie zuerst mit einander bekannt geworden
und wie sie nun den ersten schönen Tag
zu einem Ausflug auf da? Land be
nutzten. Ich schien mich nicht geirrt zu haben
Da? junge Weib, da? eben feinen
Sonnenschirm auf den bestellten Tisch
legte, war allein; sie war augenschein
lich zu früh gekommen. Sie sah auö
wie olle jenen jungen Mädchen, die man
an Sonntagen überall mit ihren Freun
den und Freundinnen in der Umgegend
von Paris und an den geräuschvollen
Ufern der Seine und Marne antrifft.
Ein kleines, zartes Wesen mit blassem
Teint, aber doch runden Wangen, halb
ernsthaft, halb fröhlich, der Frohsinn
ihrer Jahre mit der Sorge um das täg
liche Brod gepaart, unbefangen und
kokett zugleich, das in einer Umgebung
aufgewachsen zu sein schien, wo sie viel
gesehen und gehört hat, und das nun
mit fieberhaft neugierigen Augen in die
Welt schaut. Sie freut sich kindlich auf
eine Tasse Kaffee im Freien, oder dar
auf Caroussel fahren zu dürfen.
Nein, ich hatte mich nicht geirrt.
Aber e? sah nicht au?, al? ob sie auf
Jemanden wartete, denn obgleich die
Zeit verging, zeigte sie keine Ungeduld.
Schließlich frühstückte sie allein, dem
anderen Couvert gegenüber. Eigentlich
that sie nur so. al? ob sie äße. denn fte
rührte da? Essen kaum an. Sie war
allein, ganz in ihre Gedanken versunken,
den Arm stützte sie auf den Tisch und
lehnte den Kopf in die Hand. Die Au
gen starrten hinau? in die Weite und
hefteten sich an den einsamen Fluß.
Plötzlich erhob sie sich, bezahlte und
ging. Die Wirthin trat zu mir heran,
und als ob sie errathen Hütte, woran ich
gedacht, fing fie an:
Ein gute Menschenkind ist fie, se
hen Sie, und eie dürfen sie nicht für
eine von denen halten, deren eS fo viele
giebt. ' Man braucht nicht zu fürchten,
daß sie diesen Tag versäumt Das
Wetter mag sein wie eS will, man kann
sicher sein, daß fie kommt. Aber man
kann fich noch so viel Mühe geben und
ihr die besten Leckerbissen vorsetzen, dr
Appetit kommt doch niemals Tn
Tag aber versäumt fie nie E? giebt
Jahre, o eS an diesem Tage noch schneit
oder der Sturm heult und der Regen
heruntersirömt.. ..
Jede? Mal, wenn sie kommt, glaube
ich. daß eS zum letzten Male sein wird,
daß sie schließlich vernünftig wird und
einsieht, daß man nicht nur mit den
Todten leben kann
Freilich ist sie nicht au? demselben
Stoff gemacht wie die anderen, die den
ken: Verlierst du den inen, so bleiben
dir hundert andere. . .Gewiß nicht
E? sind nun sech? Jahre her. Sie
haben e? wohl damal? in irgend in:r;
Zeitung gelesen An einem Vormit
tage, wie heute, kam eine Gesellschaft
junger Leute hierher, um fich zu omü
firen. ES waren vier junge Herren
und vier Mädchen, von denen die ölte
ften kaum 18 Jahre alt sein konnten..
Sie lachten und scherzten und trieben
allerlei Späße. Nach dem Frühstück
beschlossen fie, hinauszufahren und zu
rudern, und vertheilten fich in zwei
Boote Ach. wenn man AlleS hätte
voraussehen können! Ich hatte sie noch
ermahnt, nicht unvorsichtig zu sein
ein Unglück geschieht ja so leicht! Ader
fie hörten nicht auf mich.
Kaum waren fie mitten auf dem
Fluß, als sie schon voller Uebermuih
mit Scherzen und Possenreißen anfingen.
Ich wollte gerade in'S HauS zurückgehen,
da hörte ich gellende Hilferufe. DaS
erste Boot war umgeschlagen und die
jungen Leute auS dem anderen Boote
waren ihren Geführten zu Hilfe geeilt
und wurden nun von gleicher Gefahr
bedroht. Ach. die Unglücklichen! Von
hier aus sah man fte kämpfen, ringen,
ohne ihnen helfen zu können! ES
schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis
man ihnen zu Hilfe kam. Nur die bei
den Müdchen konnten gerettet werden.
Ach, mein Herr, war daS in schreck
licher Tag!
Nach diesem Tage verging Monat
auf Monat, bis eines Morgen? bei
schlechtestem Wetter diese Kleine hierher
kam und Frühstück für zwei Personen
bestellte.
Sie wünschte, daß ihr allein servirt
werden sollte, denn die andere Person
würde nicht kommen. Als ich sie näher
betrachtete, traf e? mich wie ein Blitz.
Dieses Mädchen haft du früher schon
einmal bedient und e? wurde mir
schließlich klar, daß sie eine von denen
war, die damal? in's Wasser fielen.
Und das Jahr darauf kam sie wieder
und seitdem jedes Jahr, und immer
bestellt sie zwei Couvert? und frühstückt
hier allein am Jahrestag
Ich folgte dem Weg. den da? junge
Weib eingeschlagen hatte und bald sah
ich sie fie stand unbeweglich und sah
dem Laufe deS Flusses nach.
Mit beiden Händen stützte fte fich auf
die Rückenlehne einer Bank, die am
Ufer stand und e? sah au?, als ob fie
eine gleichgiltige Spaziergängerin wäre.
Doch dann kniete fie nieder und nach
einer Weile machte sie da? Kreuzzeichen.
Sie hatte gebetet.
Dann nahm sie da? Veilchenbouquet
und einen Mimosenzweig, die fie an der
Brust getragen hatte und warf die
Blumen in die Fluth, hastig, al? fürch
tete sie, dabei ertappt zu werden.
Ich aber ging still deS Wege? und
dachte: Wie treu tin Frauenherz lieben
kann.
Schlafrock und ausschabe.
Frau Müller und Frau Lehmann,
Beide Lehrerfrauen, sitzen emsig bei
einer Handarbeit. ES gilt, ihren Män
nern zu ihren dicht auf einander fallen
den Geburtstagen ein Geschenk zu be
reiten. Frau Lehmann bestickte einen
Schlafrock, Frau Müller ein Paar
Hausschuhe. Selbstverständlich unter
hielt man fich über die Geschenke.
Ich muß meinen Schlafrock sehr
vorsichtig verstecken, damit ihn mein
Mann nicht zu Gesicht bekommt," sagte
Frau Lehmann, Der ist etwas sehr
neugierig."
Der meinige nicht."
Na, na, glauben Sie DaS nicht,
Männer sind eben so neugierig, wie
Frauen."
Darin muß ich aber meinen Mann
in Schutz nehmen, der ist gar nicht neu
gierig."
Und ich sage Ihnen, er ist eben so
neugierig, wie mein Mann."
Nein, nein, Da? kann ich nicht
glauben."
Nun, wir können eS ja einmal pro
biren. Sie werden sehen, daß ich Recht
habe."
DaZ können wir ja doch nicht er
fahren. Erzählen werden fte S nicht,
daß sie neugierig gewesen find."
Nun, erfahren können wir eS even
tuell doch. Verwahren Sie mein Ge
schenk und ich daS Ihrige. Sieht Ihr
Mann den Schlafrock und bekommt er
nachher die Schuhe, wird er doch sich
verwundern, und und wissen Sie,
DaZ sehe ich ihm am Gesicht ab, sollte
er sich nicht gar verplappern."
Na, sollte mich doch wundern, wenn
mein Mann so neugierig sein sollte, er,
der mir ständig Vorhaltungen über
meine Neugier macht."
Nun, wir werden ja sehen," war die
Antwort darauf.
Frau Müller bewahrte also, wie der
abredet, den GeburtZtagsSchlafrock der
grau Lehmann auf. Der GeburtS
tag ih,eS Mannes stand dicht bevor.
Sie hatte noch mehrere nothwendige
Besorgungen in der Stadt machen
müssen, ihr Mann war allein zu Hause!
)
geblieben. Wollte 3 da! Schicksal so.
sollt er, der nie neugierig war. doch in
den Verdacht kommen, neugierig ge!
wesen zu scin? Kurzum, zufällig sand
er beim Suchen ine? anderen Gegen
stände? den Leh'nann'fchen Sch'.afrock.
.Ah!" sagte er und freute fich über
daS schöne Geschenk. Nein, sein Weid
chen war doch zu aufmerksam.
Tann deckt r den Schlafrock fein
säuberlich wieder zu. damit sein Wid
chen nicht merken sollte, daß er ihn ge
sehen hatte, und ging fei:r Beschäf
tigung nach.
Wa? wünschest Tu Tir denn?"
fragte ihn fein Weibchen, al? fie aus
der Stadt zurückgekehrt war, schelmisch
lächelnd.
Nicht?. Kind. Nichts."
Nichts? Na. einen Wunsch wirft Tu
doch haben?"
.Keinen."
.Vielleicht einen Schlafrock?"
Er erröthete ob dieser unerwarteten
Frage. Sollte sein Weibchen eS ge
merkt haben, daß er allerdings un
absichtlich das Geschenk schon zu Ge
ficht bekommen habe? Sollte er es ihr
sagen? Nein, ihre Freude wäre dann
dahin.
.Aber Kind, was Du mir schenkst,
daS bleibt 'sich gleich, wenn eS nur
.Liebe" schenkt."
Tann drückte er ihr schon im Vorau?
dankerfüllt die Hand und that so. als
ob er die Sache vergessen hätte.
Der Geburtstag war endlich gekom
men. Auf feinem Geburt?tag?Tische
prangten der unvermeidliche felbstge
backene Napfkuchen, der beliebte Blu
menftrauß und ein Paar gestickte
Schuhe.
.Nun, bist Du zufrieden. Münne?"
.O, mein Herz, sehr, sehr. DaS
hätte ich doch nicht gedacht. Er hatte
eS wirklich nicht gedacht. Du bist doch
eine einzige, süße Frau." Wo mag
fie nur den schönen Schlafrock gelassen
haben, dachte er aber bei sich. Sollte
der etwa noch eine besondere, nachtrüg
liche Ueberraschung bilden? Doch diese
blieb auS.
Am Nachmittag erschienen Leh
manxS zum Besuch. Herr Lehmann
besah sich die hübschen Geschenke und
ging dann öfter um den Geburtstags
Tisch herum, sah fich wieder und wieder
die Schuhe an, und stet? kam er zu
dem gleichen Resultat, nämlich : daß e?
dieselben Schuhe seien, die er schon vor
acht Tagen in seiner Wohnung, von
seiner Frau versteckt, aufgefunden
halte. Aber er ' schwieg. Vielleicht
täuschte er sich doch, so redete er sich zu
letzt ein.
Einige Tage darauf hatte Lehmann
seinen Geburtstag, und selbstverständ
lich stellten sich Müllers bei ihnen Nach,
mittag? ein.
Auf dem Geburtstag?tische prangte
wie ein Prunkstück der schöne, von Mül.
ler so begehrte Schlafrock. Müller
machte große Augen, al? er seiner an
fichtig wurde.
Ja, da? war derselbe Schlafrock mit
den schönen gestickten Blumen, den er
schon längst in seiner Wohnung gesehen
hatte. WaS sollte Das nur heißen?
Du," sagte er zu Lehmann, den
Schlafrock habe ich schon lange vor Dei
nem Geburtstage bei uns gesehen. Ich
glaubte, der wäre für mich bestimmt."
Und ich habe Deine Schuhe schon
vorher bei uns gesehen und mir gedacht,
daß ich fie bekäme. Siehst Du, wie
schlau unsere Weiber sind, die wollten
unsere Neugier bestrafen."
Aber ich bin gar nicht neugierig ge
wesen. zujällig fand ich den Schlafrock."
Meinst Du, daß Dir Deine Frau
TaS glauben wird?"
Sie glaubt e? mir."
Hahaha."
Lehmann ließ eS sich nicht nehmen,
diesen Spaß" zum Besten zu geben.
Sehen Sie, daß Ihr Mann auch
neugierig ist," wandte fich Frau Leb
mann triumphirend an Frau Müller.
Aber Männe, DaS Hütte ich von
Dir nicht gedacht."
Ich bin auch wirklich nicht neugierig
gewesen."
Sie lächelte ungläubig, worüber er
fich furchtbar ärgerte. Daß LehmannS
ihm nicht glauben wollten, kümmerte
ihn weiter nicht, aber daß feine Frau
ihn. der stets gegen Neugier geeifert
hatte, auch für neugierig hielt, empörte
ihn. Zu Hause angelangt, machte er
ihr Vorwürfe, weil sie ihm nicht ge
glaubt habe.
Das sage ich Dir," schloß er seine
Moralpredigt, wenn Du mir wieder
EtwaS schenkst, dann sage eS mir lieber
vorher, was Du mir schenkst, "
Und weißt Du. waS ich Dir zu
Weihnachten schenke?"
Nun?"
Das möchtest Du wohl wissen, aber
ein Mann soll doch nicht so neugierig
sein."
Der ehrliche Minder.
Richter : Angeklagter. Sie sind be
schuldigt diese goldene Uhr gefunden
und unterschlagen zu haben."
Angeklagter : Tet stimmt."
Richter: Sie haben zugegeben, die
Bekanntmachung deS Verlierers gelesen
zu haben. Wie kommt eS denn, daß
Sie die Uhr trotzdem behalten haben?"
Angeklagter : Ja, 'Herr JerichtZ
rath, in die Annonce stand doch : Der
ehrliche Finder wird gebeten." Det
konnte ich aber doch nich uff m i r be
zieh'n. Hütte ick eencn AnimuS gehabt,
det der Mann die Uhr ooch vom
unehrlichen Finder wieder haben
wollte, dann hätte ick sie ihm natürlich
unjesüumt hinjetragen."
Lürch!eil,che ?,?!ung.
Tlehorgelspicler (nachdem er sämmt
liche Stücke auf dem Werke hcradge
spiel,,: .Nun. wollen Sie immer noch
nicht geben?"
Hausbesitzer: .Da? wäre gegen mein
Prinzip."
Trchorgelspicler : Tann bleibt mir
nichts übrig, al? die Stücke wieder
zurückzuorgeln."
Um Brüdern.
.Liebreich, willst Du dieses Jahr wie
ttx nehmen Wolle von mir?"
.Nein. Tu haft mich betrogen. Du
haft sie im vorigen Jahr naß gemacht,
und ich hab' gehabt Verlust an? Ge
wicht !"
Wi heißt mach' s auch wieder
naß, wenn Te verkaufst."
(Etfeniitnijj.
Rentier (zu einein arbeitslosen
Manne, der ,bm seine Noth geklagt):
Ta. baden Sie fünfzig Pfennig,
aber ich sage Ihnen gleich, junger
Mann. Reichthum macht nicht glück
lich."
Anzüglich.
Ja, ja. mein Freund, diesen Ge
danken trage ich schon Monate lang in
meinem Kopfe herum."
Ach. wie.muß fich der Aermste darin
ohne Gesellschaft gelangweilt haben."
lvirilng.
Vater: Emmi, wa? machst Tu
denn da?"
.Mein Bräutigam kommt heute,
und da will ich etwas kochen !"
Vater: Emmi gieb Acht! Du
wirft noch fo lange herumkochen, bis
die Verlobung zurückgeht!"
Sympathie der Seelen.
Gastwirth: Ich habe eben f,isch
angestochen."
Student (von der Mensur kom
mend): Und ich eben frisch adge
ftochen '."
Der beste Beruf.
Der mit Töchtern gesegnete Herr Re
visor legt Werth darauf, daß diese alle
etwas Praktisches lernen. Die eine
ist Telephoniftin, eine andere lernt tüch
tig Mufikl die dritte bildet sich zur
Lehrerin aus. Ein Bekannter fragte
einst die jüngste : Nun, Sopherl, was
willst Du denn werden?"
Sopherl : Geheirathet will ich wer
den I"
Belohnung
Schmierendirektor : Wer heute am
bravsten spielt, kriegt morgen die Rolle,
in welcher er auf der Bühne eine Leber
wurst zu verzehren hat !"
Sie kann's nicht lassen.
Müller (im Theater): Warum
klatscht denn Deine Frau nach jedem
Aktschlüsse so heftig?"
Schulze: Ja. weißt Du. die hatte
heute noch keine Gelegenheit, mit unse
rer Flurnachbarin zu klatschen !"
verdächtig
Wirth (der mit einem Arzt, welcher
bei ihm verkehrt, in Gegenrechnung
steht): Ich sehe wohl schlecht aus.
Doktor?"
Arzt: Warum?"
Wirth: Na, ich meine.... weil
Sie heute schon die dritte Flasche Wein
trinken !"
Guter Ton.
Frau Baronin : Nun Herr Profes
sor, was macht die Sarah für Fort
schritte?"
Professor: Im Französischen und
Englischen bin ich zufrieden, Frau Ba
ronin nur im Deutschen geht eS noch
schwer !"
Sie: Ader, Herr Professor, wie
ist denn das möglich? Verkehrt fie doch
immer nur mit faine Lait' !"
Er : Ja, eben deswegen !"
vor dem Traualtar.
Weltliches Mädchen : Ja !"
Bräutigam (heimlich) : Aber schrei
doch nicht so !"
Uebersübrt.
....Anna. Sie haben eine Lieb
schaft mit dem Schornsteinfeger. Be
streiten Sie eZ noch?"
Dienstmädchen: Gnädige Frau, ich
hab' ein reines Gewissen !"
Aber einen schwarzen Mund !"
Begriffsverwirrung.
In einem Amte werden die Reau
murThermometer gegen solche nach Cel
fiu? umgetauscht. Nach einigen Tagen
sieht fich der Chef genöthigt, die Frau
deS AmtZdienerZ wegen ungenügender
Beheizung der Lokalitäten zu Rede zu
stellen. Ja, Herr Vorstand." er
widerte die Frau, ich hab' auch schon
bemerkt, daß eS jetzt immtt so kalt ist ;
aber daran sind nur die neuen Thermo
Meter schuld ! Wissen S', die Celsius
wärm' gibt halt net aus !"
Kindliche Bcsorgniß.
Der kleine Paul (welcher mit seinem
Onkel spazieren geht und an einem Pul
verthurm vorüberkommt): Onkel, laß'
uns nicht fo nahe an den Pulverthurm
gehen, eS könnte fönst ein Unglück paf
firen."
Onkel: ..Was soll denn pasfiren.
mein Junge?"
Paul: ES könnte eine Erplosion
geben, denn Papa sagt immer. Du
wärst ein großes Licht."
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