rCLrfRASKA STAATS - ANZBIQER. Lincoln, ff. IjfW Z l wii rc Wr. rJ TL I " sselö w ' i miat.it- IV ,,, 'JJJ 4 M4l't X l flJ . , ' . , V uajaojx J3i,jnHu,wIl 'IuuJl ,,w u MldOHjunj ti44 ,P 4J H u y oaimcr im iiaaßiui3iun.t . - .- ' jif TtfirirArX'XNrVNNiiiiÄ!S' vVC?v??775x-'-' jxja tun n""PJ Hl4 f 'm" n-in meuf 1 f w m) m " ldUJuU.Mi7I JJ eu, , v-f , " ftiptlli I a m?i (") zzizz?! uTi.mMzxnzß uo zzJK Aerühmtes '.Lagerbier! , n i jonn buna,wisoon8in La Crosse kbrkll der Jodn nd'tch Vrautrti n La ffroflf, SBf rfwut P twn V XorDftcaten, bflonbfte Minnesota , d SPtkonftn, nnn au&rorbntiid)n Welt Ijtit, da Httf flirr nur cu irrpff urd frflf brr vorzüglichsten Qualität bereitet wir. eftcDu.flf n für Liadt nd Umgegend vimmt rotaaen WM. FHOIIN, GmeraUAgent. 1C36 P tr, Linesln, Ncb. Han DinkS. Präsldknt. Hnm. Dinks. Secr. und Schatzmeister, Linciln, Nebraska. o Haupt-Osfi der Dierks Liiniher & Coal Co., 125 bis 149 lttvl. . Straße. T'lephn Wholcsalo and Rctail Ä UNV Holz Kohlen. 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Wahrhaftig nicht! ör wuchs förmlich vor Stolz und Glück und schwur, heute über drei Monate Ehemann zu sein. Was Jeltchen betrifft, so verbrachte sie die himmlischste Nacht ihres Lebens. Sie lachte und weinte abwechselnd in die Kissen, und erst als die nebenan liegende Tante, die auch nicht einschla fen konnte, die Rede auf die Aussteuer brachte, die sie selbst mit einzukaufen versprach, kam JettchcnS kleiner Kopf auf leidlich praktische Gedanken, und ihre Träume schwankten dann zwischen Leinen, Spitzen und dem Herzliebsten wirr hin und her. 14. Kapitel. Als die Tante aufwachte, hatte die allmälig aufdämmernde Erinnerung an JettchcnS Verlobung zunächst auf sie annähernd den gleichen Eindruck, wie gestern bei der Erslickungögefahr. Es war unglaublich und unerhört. Sie stand auf und ging in das Ncbenzim mer, Iettchen war aber bereits seit vielen Stunden unten. Franz hatte sie natürlich sclion auf der Tcrasse er wartet. Er führte die ganze Tasche voll großer Banknoten, die in der Frühe aus Hamburg angelangt waren, und er halte in seinem Glück bereits den Leicht sinn" begangen, dem Agenten fiinfhun dert Francs zu leihen. Alle Drei früh stückten in der schönsten Laune, dann wurden in der Stadt VcrlobungZkartcn bestellt, die der Agent nach Ausschreiben aller Adressen zu expcdircn sich vcr pflichtete. Gegen Mittag kam die Tante her unter, war aber im Vergleich zu gestern wie ausgetauscht und ließ sich mit Jettchen nur in die nothwendigste und kühlste Unterhaltung ein. Sie wünschte nunmehr zu erfahren, wo der berühmte Spielsaal sei, und war verwundert, daß man dorthin noch mit der Eisen bahn zu fahren habe. Sie drängte zum Aufbruch und alle Vier unternahmen die Fahrt gemeinsam. Jetlchen kam aus dem Staunen nicht heraus, als ihr Liebster ihr klar zu machen suchte, was da auf den grünen Tischen eigentlich vorgehe, und sie wollte zuerst gar nicht glauben, daß die Herren und Damen die Massen Geld weggeben müßten, wenn sie die falsche Farbe gewählt hatten. Sie ließ sich die Summen nennen, die da bis weilen auf dem Spiele standen, und rechnete insgeheim aus, daß Fräulein Mödling, die Direktrice im Trauer magazin, in zwanzig Jahren nur so viel verdiene, als die gelbe Dame gegenüber in einem Moment gewonnen hatte. Der kleine Bräutigam wollte ratürlich auch setzen, aber da befiel sie eine so große Angst, daß sie ihn instän big bat, das nicht zu thun. Schließlich versprach er es denn auch und war nach her bei der Heimfahrt riesig stolz, daß er vermittelst der Liebe den Spielteufel in die Flucht geschlagen hatte. Außer dem hätte er auf Roth," das er beslän big zu besetzen sich vorgenommen hatte, ein kleines Vermögen verloren. So hatte also seine süße kleine Braut ihm heute mindestens zwanzigtausend Mark" gerettet, und er behauptete, zum Aerger der mißgelaunten Tante, die daö kindisch fand, Jettchen bringe ihm zwanzigtausend Mark Mitgift. Tief niedergeschlagen warderAgcnt, der.nicht nur die geliehenen fttnshun dert Francs zum Teufel gejagt, sondern auch der Tante durch seine unglücklichen Rathschläge schwere Unheil zugefügt hatte. Ihr Verlust betrug nach seiner Schätzung allermindestens zwölfhundert Francs, und Neffe und Tarne lehnten bei der Heimfahrt düster und trübe in ihren Ecken. Daß JettchcnS munteres Vachen, die bodenlose Verliebtheit deS Hamburgers und Beider ewiges Geküfse die Laune der Anderen nicht just vcr besserten, läßt sich begreifen. Am nächsten Nachmittag fuhr daS Brautpaar nicht mit, sondern rüstete zu Herrn MelnikS Abreise, die bereits am zweitfolgenden Tage vor sich gehen sollte. Er hatte im Glück der Liebe dem Spielteufel den Abschied gegeben und wollte nach Hamburg vorauseilen, um dort Alles für die baldige Hochzeit vor' zubereiten. Jcttchcn sollte in Obhut der Tante zurückUeiben und in deren Begleitung die Rückreise antreten. An diesem und dem nächsten Tage kam die würdige alte Dame immer erst sehr spät nach Nizza zurück, war aber auf dem besten Wege, der Bank einen Hieb ersten Ranges zu ertheilen und zeigte sich deshalb von der freundlich sten Seile. Am Abend vor dcö Ham burgcrs Abreise waren alle Vier noch einmal vergnügt zusammen, und die Tante hatte sich letzt so an JettchcnS Rangerhöhung gewöhnt, daß sie mit dem früher verachteten Geschöpf wie mit einer durchaus glcichwcrlhigcn, ja sogar ziemlich hochstehenden jungen Dame verkehrte. Der Bräutigam hinterließ für Jett chcn ein Depot von Kassenscheinen, dessen Anblick den Agenten in Vcrwir rung setzte, dann nahm er unter j!üj sen, Thränen und gegenseitigen Liebe schwüren Abschied. Alle nächsten Tage veroracyle cliazen von nui, vi? zur sinkenden Sonne mit Briefschulden. Sie bckleckjie so viele Bogen, daß sie leben Brief mindestens sechs bis acht mal abzuschreiben halte, ehe er versandt fähig war. Dann freilich präsenlirle er sich sauber und wie gestochen, und machte dem guten Franz in Hamburg bodenlose Freude. Im Stil war dieser selbst schwach und er legte mehr Werth auf die Viedesbcthcucrungea und auf eine saubere Handschrift. Natürlich kamen auch von ihm täglich Briefe, und ihre Lektüre veränderte Jeltchen von Tag zu Tag mehr. Sie wurde ganz still und mädchenhaft. las und lernte Gedichte, die Frau; ihr geschenkt hatte, und schaute milder tiefsten Rüh rung aus den goldenen Ring. Die Liede wirkt Wunder, dachte die Tante in den ersten Tagen, als sie noch bis weilen Zeit hatte, Jeltchen zu be dachten. TaS Unglück regnete aber mit so unausgesetzten Schauern auf die arme alte Dame ein, daß sie bald auf hörte, sich mit anderer Leute Jntercs sen zu beschäftigen. Ganz jämmerlich gestaltete sich die Sachlage für den Agenten. Je rascher die großen Banknoten aus der Tante Verwahrsam wo dieses Versteck sich befand, war ihr Geheimniß hinaus wanderten, um so mehr Hagelle ihr Zorn aus den Agenten. Die Tante verpflegte sich und ihn mit der elen besten Sparsamkeit, und als es ihm gelungen war, mit heiligen Schwüren und unglaublichen Lügen aus JettchcnS Depot eine Hunderlmarknote zu locken, ging diese mit größter Promplheit am selben Tage futsch. Vierzehn Tage nach iher Ankunft war die Tante so radikal ausgeplün z, rt, daß selbst Jcttchcn ein herzliche Äitleid erfaßte. Sie waren alle Drei zbcn im Salon. Der Agent brütete vor ich hin und fühlte einen kannibalischen Hunger,"Jeltchen lehnte verlegenem Fenster und die Tante lag aus dem Kanapee. Ihr Gesicht war ganz spitz geworden und der schwache Versuch, sich Jettchen gegenüber noch eine gewisse Würde zu geben, brachte in dieses Ge sicht ganz seltsame und bemilleidenö' werthe Grimassen. Gegen Abend ft.ßte sie endlich den großen Entschluß und bat Jettchen um ein Darlehen. Nun muß erwähnt wer j oen, vag oice mit einer saveiyasien Sparsamkeit die große Summe vcr waltet hatte und bei jeder Apfelsine und Ehokoladentasel ängstlich über legte, ob sie da Geld angreifen dürfe. Daß Alles das ihr gehörte und ihr zum Geschenk gemacht war, konnte sie nicht glauben. Die hundert Mark, die sie dem Agenten geliehen hatte und die nicht wicder kamen, verursachten ihr schon die größten Gewissensbisse, nun aber aar nocb einmal davon kieracben ! .. r:.. s...c.A in.ui, vll luiiuit it inuji, u;i:ie ic nicht. Die Tante blieb bei dieser Er Lffnung ziemlich gefaßt. Sie hätte ja nach Berlin depejchiren können, aber so viel Halt bewahrte sie doch noch, um sich zu sagen, daß damit der Anfang vom Ende kommen würde. Schließlich erbot sich Jettchen, so viel der Tante zu leihen, um die Hotelrechnung und die Reisekosten zu bezahlen. Das freundliche und eigcnl lich selbstverständliche Anerbieten wurde denn auch acccptirl und der Agent be kam warmes Abendbrod. Unter den Verwünschungen des Hotelpersonals, da keinerlei Trinkgeld erhielt, nahm das Trio von Nizza Ab schied, und aller Drei wichtigste und ufregcndste Lebensperiode war damit abgeschlossen. Wieder fuhr man durch Tunnels und über Abgründe, aber die Tante saß mit geschlossenen Auge apathisch, Jcttchcn las einige hundert Male Franzens Liebesbriefe und der Agent fuhr mit einem anderen Zuge hinterdrein, da er natürlich die billigste Fahrgelegenheit mit Personenziigen und dritter Klasse zu benutzen hatte. Wie er mit den drei Mark und zwei Francs Reisespesen bis Berlin gelangen sollte, war ihm ein Räthsel. In Deutschland blühten die Obst bäume, alle Felder und Wälder waren grün, und als der Zug in daS große Berlin cinfulir, lachte auch über der Hauptstadt Frülilingelonne. Ueber dem Traucrmagazin hing ein Kranz mit Willkommen." . und als die düstere Tante in ihre Wohnzimmer verschwunden war, sielen die sieben Ladenfräulein Jettchen um den HalS und schwuren ihr ewige Freundschaft. 15. Kapitel. Es waren Tage vergangen seit dem Abende, wo Clara Hänisch Braut ge worden war. Richard kam jeden Tag und schuf damit der Gcheimräthin be deutende Unkosten. Die Fleischerrech nung schwoll in bedenklicher Weise, und dieser Bräutigam vertilgte Mittags und Abends Flcischschciben in Ouan titälen, als ob es sich um Schnitten Brod handle. Er hatte immer noch nicht den Muth gefunden, sich Clara anzuvertrauen und seine wahre Lebens läge ihr mitzutheilen. Die Sache war indessen nicht mehr hiutanzuhalten, denn am zweitfolgenden Tage hatte er seine Stelle im Gcnua-Hotel anzntre ten, und dann war es mit den häufigen Besuchen zu Ende. Man würde fragen, weshalb er nicht mehr so ost komme, ob er ein Amt übernommen habe, wcl ches und Alles würde an'S Licht kom mcn. So faßte er sich denn ein Herz und beschloß, Clara endlich rcincn Wein einzuschenken. ES traf sich sür ihn äußerst glücklich, Clara war allein zu Hause. Sie flog ihm in die Arme, geleitete ihn in'ö Zimmer und war in jeder Bewegung, in jeder Miene und jedem Wort das glücklichste Mädchen. In dem blauen Hauekleide mit der weißen Schürze sah sie hübsch und frisch anö, und die wellen Wangen waren im Glück wieder blühend ge worden. Richard schien ihr merkwürdig besan gen. War er krank? Hatte er einen Kummer gehabt? Sie umfing und küßle ihn so zärtlich und angstlich, daß ihm sehr weh wurde, diesem vertrauen ven Geschöpf eine Unwahrheit gesagt zu yaven. Lr dlacöle die groize Vtlltkzr,. lung nicht über die Nxpen, und ert dann, als sie in Angst ihn beschwor, zu sagen, wa ihm fehle, begann er siol tnd und unzusammenhängend sein Bekenntniß. Auch jetzt war er noch nicht ganz ehrlich. Er sprach von sei ncm Vater als einem Manne mit hoch fliegenden Ideen, der als Künstler als Photograph wohl nicht seinen rechten Wirkungskreis gesunden habe, der dann der Sache des gcdrualcn Vol tcS sich angenommen habe und diese hohe Mission mit einer politischen Be strafung büße. Groß und sicberhast glänzend waren Claras Augen auf ihn gerichtet, als er das in mangelhaften Sätzen vorbrachte, und als Gegenstück führte er nun rasch den amerikanischen Onkcl in'S Tressen. Der war Millio när in Miliruukee oder irgend sonst wo dort drüben und konnte, wenn er ein mal Lust Halle, niit einer Hand bewcgung die ganze Familie Kreiser auf eine hochanständig: Hohe heben. Das Alles war nur die Vorrede, nun ober kam das fiirchtetliche Gesläntniß, daß er Clara gegenüber betreffs seiner selbst nicht ganz die Wahrheit gesagt habe. .Nicht?" Ihre Stimme zitterte, und sie mußte sich fest an die Tisch platte klammern, um nicht allen Halt zu verlieren. Was irgendwie an Glanz über die kleine soziale Stellung eine Kellner? gelegt werden kann, brachte er glücklich zusammen. In der schweren Ungunst der Verhältnisse habe feiner Zeit Herr Kreiser senior sich entschließen müssen, den Sohn in eine praktische Laujbahn zu stellen. Der habe in allen Muße stunden gelernt und gearbeitet, fremde Sprachen sich angeeignet und die deutsche Literatur fleißig gelesen. Noch immer sei freilich sein Ziel : ein cige neS Hotel großen Stils, nicht erreicht, aber als Leiter eines solchen, des Genua-HotelS, dürfe er hoffen, auf der großen Uebcrgangsstufe angelangt zu sein. Die schöne Gabe, kleine Thalsachen in ein merkwürdig gutes Licht zu stel len, war jedenfalls die vortheillafteste Mitgift, die Herr Kreiser senior sei nem Sohne gegeben halte, und nur diesem Unistande verdankte es der wackere Richard, daß er sich in dieser schrecklichsten Stunde seines Lebens leidlich aus der Schlinge zog. Von sei ner kümmerlichen Laufbahn als kleiner Lehrling bei Liephold und von Liep holds gemeiner Grobheit war nicht die Rede. Auch nicht von der weiteren Ent Wickelung in feinen und minderwer thigen Restaurants, endlich auch nicht vom Kafe Royal und dessen Details. Und wirklich schien die arme und einfältige Clara zu glauben, daß gleich PallaS aus Zeus' Haupt ihr Bräuli gam sofort als Leiter des Genua" in die Karriere gesprungen sei. Was wußte sie von Hotels und deren Lei tung! Und, als Richard mit Emphase versicherte, daß er dort ein gutes AuS kommen finden werde und fest überzeugt fei, als reicher Mann seine Tage zu beschließen ja, da biß sie die Zähne zusammen und fand Alles gut. Sie herzte ihn und küßte ihn, strich alle Falten aus seiner Stirn und sagte, sie wolle sein gutes treues Weib werden. Wie ein Alp fiel es ihm von der Brust und in dieser Stunde empfand er zu dem hingebenden Mädchen eine so dankbare und innige Liebe wie nie. Aber zu einem reichte diese Liebe doch nicht aus: die nächste und schwerste Stunde mit Clara zu theilen, ihr bei zustehen, wenn nun Mutter und ichire ster kommen würden und sie das Ge ständniß ihres Bräutigams denen mit theilen sollte. Er hatte es sehr eilig, er mußte schnell fort und Geschäftliches besorgen. Sie, Clara, solle ihrer Mut ter den Sachverhalt mittheilen und vor Allem betonen, daß die Stelle im Genua" eine einkömmliche und gute sei. Er fand sehr schnell Paletot und Hut und nahm mit so eiligen, wenn auch zärtlichen Küssen von seiner Braut Abschied, als ob die schweren Schritte der Gcheimräthin schon die Treppe herauf kämen. Am BelleAlliance Platz ging er in ein Restaurant und aß vornehm zu Mitlag, und es machte ihm Spaß, daß die Kellner um seinetwillen laufen mußten, ohne von seinem Stande eine Ahnung zu haben. Elara saß derweil daheim mit ver schränkten Händen, ließ die Suppe in der Küche überkochen und daö Fleisch verbrennen und redete sich Muth ein. Sie war tapfer gewesen, so lange Richard da vor ihr saß und sie sich hilfesuchend an ihn lehnen konnte, als aber sein Tritt aus der Treppe vcr hallt und sie nun allein war, da siel sie in sich zusammen, und aus acht sonnige Tage war schauerliche Finster niß gefolgt. Mein Gott, wie hatte sie in dieser Stunde da eben die Kraft gefunden, ruhig zu bleiben, zu lächeln, zu küssen, ihn gar noch zu beruhigen? ES war daö Ende. Das jämmcr lichstc, lächerlichste. Sie strich sich leise über die Stirn, als wäre da ein dummer alberner Traum, den man mit einer flüchtigen Bewegung fortwischt. Sie schrumpfte förmlich zusammen, die glühende Glückserregung war verschwunden, und in schwerer Reaklion trat eine sahle Blässe über ihr Gesicht, die sie um Jahre alterte. Belogen! Von ihm! Von wem? Von einem Kellner, der den Herrn ge spielt und ein Mädchen in den Kreis seiner Lächerlichkeit gezogen halte. Sie sprang auf in wahnsinniger Angst. Die Mutter wird kommen, sie werde Alles sagen müssen und und lieber sterben. Und er ließ sie ollein? In dieser Stunde! Sie schlug die Hände vor daS Gcjichl, und dS sons. so ruhige Mäd chcn stürzte in Verzweiflung auf den füdcnjchcinigcn Teppich nieder. Halle er sie wenigstens mitgcnom mcn, in sein Haus, einerlei wohin, nur fort! O diese furchtbare Angst! Diese furchtbare Angst! Sie dachte nicht mehr an die Schande, an die elende Zukunft, nicht daran, daß 7 Liebste sie zammervizll belogen und l gekausüik tzave nur an cie a."u;cr s:.9 was die sagen wiiide? So lag ie lange auf dem Teppich, ohne Gedanken, bebend, zitternd, salil. todlenblaß. bei zcdem G.tauich draßci' usichauderud. Run ging on der Tbür im Korridor ter Schlüssel, und qleich tiirauf wurde der Geheimrälhin Sliinme börbar. Clara sprang empor und riß das Fen sler aus. am chnil. ein lurz. und diese Leben der Qual ist zu Ende. Cie beugte sich hinaus und starile eine Sekunde in die Tiese, dann schloß sie zitternd die Augen und blieb so stehen. Die Stubenihür wurde aufgesioßc mi athcmloS vom Treppensteigen, roth ?or Zorn und Aufregung kam die Ge icimräthin herein. .Nicht zwei Minuten aus dem Haufe achen, nicht einmal das kann man mehr! Die ganze Küche verbrannt, verpestet! Clara!" Clara hielt die Augen fest geschlos scn und rührte sich nicht. Nun fiel der Blrck ihrer Muller aus sie. .Clara!" Sie sah sich nicht um und blieb be wegngloS. Da tauchte eine schreck lime Vermuthung in der Gcbcimrälhin auf. tzit stürzte auf ihre Tochler zu. riß ihr die Hände vom Gesicht und sah ein loZtenblai.eS, cnljiclllcS Antlitz. Auch Hcdwig kam herein und sah staunend, was rorging. Dre ehermrathin suchte sich zu fassen. Sie zerrte Clara vom Fenster sort in die Mitte der itube und stellte sich dicht vor ie Hrn. Er war hier?" Sie nickte. Und da?' Ein Gedanke ging durch daS Hirn des armen Mädchens. Sie sah ihre Mutter on mit einem leeren Blick, der doch unendlich viel sagte und die Gehcimtäthin einigermaßen verwirrte. Ja aber was waö war denn?" Hedwig war herangetreten und hatte in Angst die Schwester umgefaßt. Wie eine Versinkende schloß sich Clara an sie, nicht mit heftigen Bewegungen, nur die Hände wie mit Klammern um die der Schwester pressend. Leise, tonlos sagte sie Alles, ver schwieg nichts. Als sie geendet hatte, stand sie allein. Hcdwig lehnte am Fenster und schaute nach den Schwalben, die den Frühling gebracht hatten und zwischen den Häusern hin und her huschten. Die Gcheimräthin saß aus dem Sopha und war während der Erzählung immer schwächer und kleiner geworden, so sehr, daß sie einige Zeit ganz still blieb. Sie fuhr nicht auf Clara lo?, wie diese es in Todesangst sich ausgemalt hatte. Erst nach einiger Zeit wandte sie sich an Hcdwig, mit der sie über Haupt das nächste Gespräch allein führte. Es wäre nun gut, man brächte mich zu Grabe. Man hat mir an meiner Wiege vielleicht von Kummer und Noth und Armuth gesungen, aber nicht von Schande. Ich kann nun nicht mehr. Nein, ich kann nun nicht mehr." Hedwig versuchte die Mutter zu trösten, was diese dankbar anerkannte. Sie sprach jetzt mit merkwürdiger Fas sung über Clara weg von allerlei Din gen, daß der Tischler einmal kommen und die Stühle leimen müsse und so weiter. Den Namen Richards nahm sie nicht in den Mund. Dann bat sie Hedwig, mit ihr in das andere Zimmer zu kommen, und Clara wurde allern ge lassen. Einige Male hörte sie die Mutter heftig reden, aber es wurde bald wieder still, und die Beiden im Nebenzimmer unterhielten sich nnr gedämpft. So saß sie Stunden allein. Sie konnle nicht denken, Alle verwirrte sich in ihr. ES wurde dunkel, sie achtete nicht darauf. Gegen Abend kam Hedwig mit der Lampe herüber, und die Gcheimräthin folgte ihr. Diese begann jetzt zu sprechen, aber nicht zu Clara, sondern gleichsam in eine ferne Ccke. Sie, die Geheimräthin, will nicht davon reden, was sie bisher für Clara gethan und wie sie zu aller Zeit für sie gesorgt hat. Daö war Multcrpflicht und darüber verliert man kein Wort. Sie wird jetzt noch ein Letztes thun. Sie wird bei den v. Bocks mit einem Fußfall vorstellig werden, und der Ge ncral w,ird einer unglückseligen Frau nicht die letzte Bitte verweigern. Man wird im St. Anncnstift für Clara eine Stelle auswirken, und wcnn das nur ein sehr bescheidenes Stift ist, rhne überflüssigen Luxus, so wird Elara doch bis zu ihrem Lebensende dort auf gehoben sein. Geh nun schlafen, Clara." Das Mädchen stand auf, und sie ging wie sie eö seit altcrs gewohnt war zu ihrer Mutter, um ihr den Gutcnacht tuß ,zu geben. Die Gcheimräthin vcr weigerte diesen Kuß nicht. Aber sie! schaute dabei übcr Clara wcg und kam! sich wundcrvar erhaben vor, dan sie die sein Kinde, das namenlose Schande übcr sie gebracht hatte, die althergebrachte, wcnn auch noch so formclle Zärtlichkeit nicht wehrte. Die Kontraste im Leben sind fest sam. Gestern und heute in der Frühe noch eine glückliche Braut, nun am Abend ein gebrochenes Weib, so namcn loS elend wie keine-s mehr. Sie legte sich in ihr schmales Act! und verbarg den Kcps in den Kissen. Nach einiger Zeit hörte sie nebenan Teller klaprern und die Theemaschine sieden. Es war noch srüh. und nach dem verdorbenen Mittagessen trug die Gcheimräthin Hedwig auf, Kartoffeln zu braten. Beide unterhielten sich noch lange, und die würdige Frau, vicllcichl angeregt durch den Thec, begann maßlos über den Schurken und Kellner hcrzuzichcu. Clara versuchte den Ziopf in den Kissen zu vergraben, um nichts mehr z hören, ober ein Dämon zwang sie immer von Neuem, sich aufzurichten und nach dcr Thür zu starren, durch deren Schlüssel loch ein Lichtschimmer siel. Gegen zehn Uhr wurde draußen gr klingelt, und Bruder KlauS kam heim. Er war offenbar in der vergnügtesten rune und bat sich noch ein Auttcrdrod US. rann wurde er stiN. und Ulara hdile mit weit aufgerijienen Augen, wie die Mutter immer lauter und lzcs. tiger ihm die Gejliiäile erzählte. Er lachte erst leise, plötzlich stieß er ein sörmliedcS gelles Vachcir aus. sprang empor urd riß mit einem Ruck die Thür zum Schlafzimmer auf. Der volle Schein der Lampe siel auf Clara, die in ihrem Bett aufrecht saß und bei dem unerwarteten Zwischenjall leise aufschrie. .Der also! Und da zerbricht man sich seit acht Tagen den Schädel, wo man den Kerl schon 'mal gesehen hat. Dcr Zahlkellner aus dem Kafe Royal? Bravo! Guter Geschmack, Clara, alle Achtung. Psui Teuscl!" Und er schmiß die Thür wieder zu, daß sie in allen Fugen krachte. Aber im nächsten Moment wurde sie wieder geöffnet und geschlossen, und Hcdwig war hcreingehuscht. Sie um schlang die Schwester und sagte ihr stam mclnd. ziklcrnd Trostworle. Nach eini gcr Zeit wurde sie freilich in das Wohn zimmer zurückbeordert, und als dann spat in der Nacht nach endlosem Schel ten, Reden und Jammern die Geheim rälhin und Hedwig herein kamen, um zu Bette zu geben, hatte Clara sich nach der Wand gervendet und schien zu schla scn. ES wurde allmälig still, und die Geister der Nacht begannen ihren Schattentanz. 16. Kapitel. ES gibt Leute mit einem erstaun lichen Maß von Keckheit, die vielleicht zum Theil einer großen Naivetät ent springt. Zu diesen gehörte auch Richard, der geschniegelt und gebügelt nii? in, mir nm nnhircti WiMnn in hr Gcheimräthin Wohnung erschien. Er zwetscire niaji oaran, van 'eine Zvraut einen schweren Sturm zu überwinden gehabt habe, aber nach vierundzwanzig Stunden hatte sich die See wahrschein lich leidlich beruhigt, und er durfte sich wohl hinein wagen. Erklärlich war diese merkwürdige Äusfassung dcr Sachlage wohl nur durch sein Unvermögen, genau den Abstand dcr einzelnen Stände zu beurtheilen. Er sah mehr die ärmliche Haushaltung der Geheim räthin, als deren gesellschaftliche Rang stcllung, und gab sich dem Wahne hin, aß die vornehmen Leute in sinanziell mißlicher Lage aufhören, den Werth ibrer Person hoch zu taxiren. In seinen Augen war die Slclle eines Leiters des Genua" eine immens bedeutende, und er vermochte nicht sich klar zu machen, daß diese Stcllung mit der einer Ge heimralhsfamilie wie Krcuzbcrg und Chimborasso kontrastirt. Als cr klingelte, wurde ihm von Hedwig geöffnet. Die prallte zurück wie vor einem bösen Geist. Mama ist leider krank, sie be dauert" Etwas eingeschüchtert fragte er: Und Clara?" Clara i st ich glaube, Clara i st aus gegangen." Rein, Clara war nicht ausgegangen. Man hörte in dcr Wohnstube einen kur zcn Wortwechsel, etwas umrallen, die Gcheimräthin laut sprechen dann kam Clara heraus und trat auf ihren Bräu tigam zu. Komm herein, Richard, hier in mein Zimmer." Hcdwig zog sich verwirrt und er staunt zurück, und da Brautpaar trat in eine kleine ärmliche Stube, die halb als Rumpelkammer benutzt wurde und die Richard bisher noch nicht zu sehen bekommen hatte. Das Aschenbrödel halte hier vor der großen Stunde der Verlobung zumeist seinen Aufenthalt gehabt. ES standen da ein kleiner Holz- tisch mit Näharbeiten, zwei Stühle und in dcr Ecke dcr große Korb für die Wäsche. Geheizt war nicht, und ein etwas moderiger Geruch mischte sich mit der kalten Luft. Das todtenblasse verwelkte Gesicht und das vertragene Hauskleid nicht mehr das neue blaue Küchenkleidchen von gestern paßten hier wohl her, ganz gewiß ober nicht dcr wundervolle englische Anzug des Bräutigamsund seine tadellosen Hand schuhe. Natürlich begriff cr sofort Alle, was geschehen sein mußte, daö war nicht schwer. Er sah so verstört aus, daß in dcr armcn Clara ein unendliches Mitleid jäh aufblitzte. Ce hatte ganz ruhig und starr sein wollen, ihm ÄlleS auseinander setzen und die Hand zum Abschied reichen nun lag sie'in seinen Armen und zitterte und weinte. Er feincrjcils nahm daö als natürlich und selbstverständlich hin und machte keinen Versuch, sie zu beruhigen. Auf seiner Stirn stand dcr Angstschweiß, und in vielen rasch sich kreuzenden Ge . danken überlegte er, was nun sei und nun kommen werde. Er war so auf geregt und zitternd, daß cr nach einem Halt suchte und sich niedersetzen mußte. Da kam eö übcr Clara wie ein großer unbeugsamer Entschluß. Ich habe Dir Treue geschworen. Richard, ich lasse Dich nicht. Mag da kommen was will." Sie hielt seine beiden Hände an ihre Brust gepreßt und stand vor ihm groß und fest, tapfer, wie sie nie war und nie wieder sein wird. Cr antwortete nicht und schaute ir: hin und her. Nun umschlang sie ihn mit Thränen und Küssen, strich ihn, kie Haare aus dcr Stirn und nannte ihn ihren Liebsten. Sie war in dieser Stunde mehr Mutter als liebendes Weib, und dieses Sorgcndürfcn. Trö stcndurfcn, Aufrichtcndürfcn verklärte sie und beseligte sie. Die Thränen in ihrem Auge versiegten, aller Schmerz von gestern und alle Angst von gestern traten zurück, sie hatte ihn, für den sie sorgen konnte, den sie lieb hatte, on, den auch sie sich lehnen durste. Ganz weit entschwand die Mutter, die nicht mehr zu ihr gehörte, sie wird Haus und '.;!ter erlassen und mit dem Manne . hen. .Mit Dir, Richard, Dein treue Weib. Er verstand von Allem nur den klein sten Theil : von dieser Hingebung und der Große dieses Empfindens. Aber leimt ctcicr klmnle heil ctniistic um