Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 03, 1898, Image 11

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    Die alte hI.
i'lilllKI Z' i-f CDU I'ivll '1U (:
Punkt bist Uhr beS Morgens, ob
Sommer oder Winter, erschien die oltc
Ebel mit ihrem fllafplorbt am Arme
alZ irrste vor dem Hause be5 bekannten;
HosschlächterS in der FriedrichstraKk und
nahm ihre gewohnte (Sie in dem kleinen j
Vorflur am groben Gitterthore ein, daZ
daZ HzuZ von der Straße abschloß.
Eeit fünf Iahren hockte sie immer j
auf derselben Stelle, dicht an der Stufe.
die yi dem großen Laden führte, der :
aber um diese Zeit noch geschlossen war. !
öS war so zu sagen der Ehrenplatz, den
ihr die abgettrmten Frauen und l'cäb i
chen eingeräumt hatten, die sich in aller j
Frühe hier zusammendrängten, um die !
Abfülle von Wurst und Fleisch ent.j
gkgenzunchmen, die ihnen der wohl
thätige Mann durch einen seiner Ge
seilen austheilen ließ.
Alle wußten, daß sie einsi bessere
Zage gesehen hatte, und daß eZ ihr
nicht an der Wiege gesungen worden
war, sie werde im späten Alter, mit
früh erbleichtem Haar, von der Gnade
fremder Leute abhängig fein.
Sie selbst jedoch sprach nie über ihre
Familie, nur auS einigen Andeutungen
von ihr glaubte man entnommen zu
haben, daß sie noch große Kinder be
sitze, mit denen sie trübe Erfahrungen
gemacht haben müsse. 2!Zorauf auch
immer ihr ewigeS Lamento hinwies:
daß eine Mutter zehn Kinder ernähren
könne, aber zehn solcher Rangen nicht
eine MuNer.
Hin unb wieder brachte sie auch daZ
Gespräch auf ihren Mann, an dem sie
mit großer Innigkeit hing. Dabei er
hielten ihre Augen einen erhöhten Glanz
und ihre Sprechweise, die im Laufe der
Jahre durch den Umgang mit den
Niedrigen aus dem Volke etwa? ge
wöhnlich geworden war, veränderte sich
merklich.
Nicht wahr, meine Lieben, e ist
doch so?" begann sie in der Regel sehr
lebhaft. Mann und Frau sollen einZ
sein, auch im Alter und in schlechten
Tagen. Früher, alZ wir noch unsere
große Gastirthschaft hatten und ich
da? Geld in Rollen auf den Tisch zählen
konnte, verhütschelte mich mein Mann,
strich meine Wangen und nannte mich
sein liebeZ Kind. Damals ernährte er
mich, denn er war noch gesund und
kräftig. Ich jedoch war man immer so
so. Ein spillncheZ Ting. TaZ Essen
wollte niemals bei mir anschlagen,
trotzdem wir eS wahrhaftig dazu hatten.
Nun. da wir AlleZ verloren haben und
er ausgemergelt und halbgelähmt ist,
ist eZ meine Pflicht, ihm noch zu einer
warmen Suppe zu verhelfn. Jetzt
tätschele ich ihn und nenne ihn meinen
Lieben und Einzigen. Und nun erlebe
ich noch daS Wunder, daß ich fett und
rund wie eine Marktfrau werde. Da
muß wohl daZ ewige Sitzen machen.
Denn, wenn man hier stundenlang auf
eine Knochenbeilage wartet, kommt man
sich wie eine richtige Rentiere vor. die eZ
' mit ihrem Diner nicht sehr eilig hat.
Sie weiß ja doch daß eS kommen muß."
Die Uebrizen lachten, und Fiau
Rietsch, eine lange und hagere Wä
scherin, die am lautesten aufgekreischt
hatte, beugte sich zu ihrer Nachbarin,
einer vertrocknet aussehenden Wittwe,
für die man den Spitznamen Mutter
Tunte" erfunden halte (Tunte war eine
Verhalhornirung von Tante) und
raunte ihr zu: Manchmal spricht sie
doch janz jedllldet."
ES war im Winter lein Spaß, an
diesem kalten Morgen, wo der Hauch
wie eine Dampfmolke dem Munde ent
strömte, die fast steifgefrocenen Glieder
in steter Bewegung zu erhalten, um sich
gegen den Frost nach Möglichkeit zu
wehren. Außerdem war starkes Schnee
geftöber. von dem man selbst in dieser
geschützten Ecke sein gut Theil abbekam.
Aber sie rückten und rührten sich
nicht, denn die Gewohnheit hatte sie
gegen jedes Unwetter gleichgültig ge
macht.
Endlich kam die Erlösung. Innen
machte sich anhaltendes Poltern be
merkbar, dann ertönte daZ Quietschen
des Rollladens, das gewöhnlichen Men
schenkindern durch Mark und Bein ge
gangen wäre, diesen Armen aber wie
verheißungsvolle Musik erllang.
Jott fei Dank, det die Schleuse
uffjezogen wird. Een Eiszappen hat's
jut jezen UnsereenZ. Der weeß nich,
warum er friert." sagte Frau Rietsch,
die wie gewöhnlich zuerst in die Höhe
geschnellt war.
Auch die Uebrigen hatten sich erhoben
und vertraten sich die Beine. Mit einem
Male war große Geschwätzigkeit über sie
gekommen, die in seltsamem Gegensatze
zu der bisherigen Schweigsamkeit stand.
Es war der AuZbruch einer gewissen
Luftigkeit bei dem Gedanken an die zu
erwartenden Genüsse. Durch Etwas
mutzte man doch seiner Freude Luft
machen.
Mir hat von Filet jeiraimt." sagte
eine kleine junge Frau, die schmächtig
wie ein Kind aussah und erst neuer
ding? die Vergünstigung bekommen
' hatte, an dieser Krippe hier zu erscheinen
zu dürfen.
Ick war in 'ne fremde Jejend je
rathen, dann jiebt'S immer wat Ap
parteS." siel ein blatternarbiges Mäd
chen ein.
Na, dann wird'S woll falschen
Hasen jeben." warf die Tunte" in
ihrer gedehnten Sprechmeise dazwischen.
Alle lachten über diesen Witz.
Tann trat völliges Schweigen ein,
denn heller Lichtschein drang durch den
sichtbaren Theil der Klasthür und er
leuchtete den unteren Theil des Vor
flurZ. so baß die ärmlichen Röcke in
ihrer ganzen Bedürftigkeit sichtbar
waren.
Cas war das Zeichen zum auze
meinen Vorstoß. ES waren etwa
zwölf Menschen, die sich plötzlich nach
der Ladenthür drängten, um nicht zu;
kurz zu kommen. Trotzdem sie wußten. !
daß daZ gar keinen Zweck hatte, so wie
verholten sie doch jeden Morgen dieselbe
Attacke. Sie handelten aus Gewöhn
heit der Armen, die stets in dem Glau
ben leben, bei Vertheilung der Erden
güter zulYtzt an die Reihe zu kommen.
Aber so erdrückt doch daZ ff;nb nicht,
seid doch nicht so wild. Ihr bekommt
doch keinen Rabatt dafür." sagte Mutter
Ebel, die. nun im Stehen, mit ihrer
robusten Figur die Ecke dicht an der
Klinke aussüllte.
Komm' her. Kleine." sprach sie dann
weiter, wir wollen zeigen, daß wir
warten können. Tann wird'S unS ge
hen, wie eZ in der heiligen Schrift ver
kündet ist: die Letzten werden die Ersten
fein."
Tamit zog sie ein etwa zwölfjähriges
Kind zu sich heran, das ein winziges
offenes Körbchen am Arme trug und in
ein dickes Umschlagetuch wie in einem
Teelenwärmer gewickelt war. über w.'l
cheS das aufgelöste braune Haar in
Strähnen hing. Diese Kleine, die einen
sehr bescheidenen Eindruck machte, ver
trat ihre Mutter die vor einigen Tagen
auf dem Glatteis gestürzt war und sich
einen Fuß gebrochen hatte. Eingeschüch
tert durch die Keckheit der Erwachsenen
hielt sie sich meist im Hintergründe,
schwebte dann aber in steter Furcht, alZ
Kleinste von Allen nicht zur Geltung zu
kommen und so versuchte sie durch jede
Lücke hindurchzuschlüpfen, hatte aber
wenig Glück damit.
Man fühlte sich durch Mutter EbelS
Worte beschämt, trat zurück und hinderte
sie daran, ihren Platz zu verlassen. Die
kleine, schmächtige Frau schob das Kind
sogar bis dicht an die Ladenthür und
sagte: So. nun sollst Du auch wirklich
die Erste sein."
Na. jeht denn die Ouietschkommode
heute jar nich uff," rüsonnirte dann die
Rietsch d'rauf loZ.
Der Rolladen war erst bis zur Hälfte
aufgezogen und schien feflzu sitzen; dann
aber ging er nach einer letzten Anstren
gung in die Höhe. Man bekam bald
die Erklärung dafür. Statt des Alt
gesellen, der ihnen sonst jeden Morgen
zu öffnen pflegte, erblickten sie ein frein
deS Gesicht. ES war ein frischer, kräftig
gebauter Mann, Ende der Zwanziger,
der ihnen durch die Scheibe freundlich
zugrinste und sie dann eintreten ließ.
Also ein neuer Geselle, mit dem man
sich auf alle Fälle erst gut befreunden
mußte. Die Tante" machte sofort ei
nen etwa? verunglückten Knix. um sich
mit dem Neuen" gut zu stellen. Und
auch Frau Rietsch versuchte den Buckel
möglichst weit zu krümmen. Ihr
Wünsche Juten Morgen," klang fast
ftötenhaft und war mit einem Augen
aufschlag begleitet, der beinahe zu den
ken geben konnte.
Na, dann springt nur vorbei wie
Hammel. Von heute ab h,ibt Ihr eS
mit mir zu thun." sagte er, indem er
die Thürklinke so lange in der Hand
hielt, diS die Letzte hindurchgeschlüpft
war.
Alle wußten sofort, daß von heute ab
ein strenges Gericht mit ihnen beginnen
würde, denn eine derartige Tonart hat
ten sie noch nicht vernommen. Plötzlich
dämmerte eS ihnen auch von einem zu
künftigen Schwiegersohn" etwas ver
nommen zu haben, der zunächst in das
Geschäft eintreten würde, um die einzige
nicht mehr junge Tochter ihres Wohl
thäterS heimzuführen. Gewiß, daZ
mußte er fein, dafür sprach schon sein
ganzes Auftreten. Auch in seinem
Aeußcren hatte er etwas, waZ den
Herrn" in ihm erkennen ließ: das
wohlfrifirte Haar, den kokett gewirbel
ten üppigen Schnurrbart und den hohen
modernen Stehkragen mit der ebenfalls
modernen gestreiften Kravatte, in der
eine große goldene Nadel steckte.
In dem großen, sehr sauber aus
sehenden Laden brannte bereits eine
Kuppel des elektrischen LichtkS und
erleuchtete Alles wie mit TageZhelle.
Hinter dem Ladentische stand eine Mam
sell.
Nun, habt.Jhr Alle Eure Marken?"
begann er wieder, blieb breitbeinig vor
ihnen stehen und zündete sich eine Cigar
rette an.
Diese Marken beftanoen auS mit Pa
pier beklebter Pappe, trugen den Stem
pel des Geschäfts und Namen und Woh
nung der Aedürftigen.
Hinten, am Ende des Ladens, befand
sich eine durchbrochene Wand, die in ei
nen Nebenraum führte. Hier stand ein
großer Hauklotz, auf dem die Abfälle
bereit in Häufchen getheilt waren.
Alle umstanden den Block eng zusam
mengedrückt wie eine Heerde furchtsamer
eingeschüchteter Schafe.
Nur eine war eS, die in diesem Au
genblicke nicht an die kümmerlichen Ab
fälle dachte, sondern nur Augen für den
Mann vor sich hatte. Noch traute sie
kaum ihren müden Augen, aber je mehr
sie ihre Unruhe fühlte, je stärker ihr
Athem ging, je mehr empfand sie, daß
sie Denjenigen vor sich hatte, der.
nachdem das Schicksal ihnen Alles ge
nommen hatte, auch noch ihre Seele
knickte.
Mit zitternder Hand hat er Alle ihre
Marken hingereicht und ihr Scherflein
entgegengenommen. Nun stand Mutter
Ebel vor ihm, die er gleich vor den
Uebrizen kaum beachtet hatte. Schon?
wollte er ihr da? Häuflein Abfälle in,
den Korb legen, als r.e bissen zurückzog ,
und rauh sagte: Von Ihnen. Herr,
Kaude, nehme ich nichts. Auch dann'
nicht, sollten Sie damit vergelten wol,
len. was wir an Ihnen früher gethan j
h:ben. als Sie sich oftmals bei uns satt ,
aßen."
Vor Schreck licß er fast die Fleuch,
Überreste fallen, die er noch immer in !
den Händen hielt. Auch die Mamsells
hinter dem Ladentisch blickte groß auf!
und trat näher. Einige der Armen '
hatten noch nicht den Laden vertanen,
blieben stehen und wandten sich um.
War denn Mutter Ebel verrückt gewor
den ?
Endlich hatte sich der Geselle ge
saßt und Alle? bezri"-. Ach. Sie
sind'S. Frau Ebel." sagte er in er
zwunzenem Zone. Ich hatte Sie
erst gar nicht wiedererkannt. Wie
geht'S?" Und plötzlich seine Stimme
dümpiend. raunte er ihr zu: Werden
Sie hier nicht laut. eZ ist schon besser so.
Lassen Sie die alte dumme Geschichte
mit Ihrer Frieda ruhen. Sie ist nun
einmal für unZ Alle verloren. Neulich
sah ich sie in sehr schlechter Gesellkchast
eS war schon Morgens um vier
Uhr Hier nehmen Sie sich noch
die ganze Wurst mit. Das können Sie
jeden Zag haben, wenn Sie daZ wollen.
Sie müssen sich nur hübsch an mich
halten."
In den trüben Augen der Alten
funkelte es. Mit Gewalt entriß sie
ihm den Korb, den er wohlmeinend
wieder an sich gezogen hatte. Während
sie ihre Gestalt reckte und ihn drohend
mit einem Ausdrucke deS HafseS an
blickte, preßte sie hervor: Niemals ein
Stückchen von Ihnen. Herr Kaude. eher
will ich Hungers sterben und auf Krücken
für meinen armen Alten betteln gehen.
Sie waren eZ, der sich in unsere Herzen
schlich, meine arme Tochter bethörte und
sie dann im Unglück sitzen ließ. Und
wenn sie heute auf schlechten Wegen
wandelt, so haben Sie sie allein auf
dem Gewissen. Pfui über Sie. drei
mal P ui!"
Die Mamsell schlug im Geheimen die
Hände zusammen, und die Armen, die
sich, von der Neugierde zurückgehalten,
an der Thür zusammengedrängt hatten.
blickten sich bedeutungsvoll an. Nun
war ihnen plötzlich das Trauerspiel im
Leben die er Alten klar geworden.
Plötzlich spielte Kaube wieder den
Brutalen. Na. denn nicht." sagte er
kurz und warf den Klumpen Fleischübev
refte zur Seite. Wer nicht will, der
hat schon." Damit wandte er sich ab
und ließ sie stehen.
Sie sagte nicht? mehr und ging
ging mit dem Bewußtsein einer armen,
verlassenen Frau, die im höchsten Elend
noch den Stolz hervorgekehrt hatte.
Draußen im Flure standen die Frauen
und Mädchen noch beisammen und
tuschelten. Kaum hatten sie Mutter
Ebel erblickt, als sie Alle auf sie ein
drangen, etwas aus ihren Körben zu
nehmen. Sie zögerte mcht lange, denn,
waS sie hier nahm, hatte ihr Jener
nicht in die Hand gesteckt. Auch das
kleine Mädchen steuerte ihr Theilchen
bei.
Tann nahm Mutter Ebel unter Dan
keSworten Abschied von Allen. Der
liebe Gott, der die Vögel in der Lust
ernähre, werde sich wohl auch ferner
ihrer erbarmen.
Während sie weiter ging, richtete sie
den Blick nach oben, und die Schnee
flocken, die auf ihr Gesicht Niederwirbel
ten, mischten sich mit den Thränen, die
ihr langsam über die Wangen liefen.
und hätten ein Qlohi, wo die Whis!!
battel drin iZ. Die am!r,?än H!Zi
bändZ. speschelll waZ die ?)lnl:e3 sein,
die kommen doch heim zum Sepper.
Wann sie dann in Sikret einmal einen
nehmen, das macht keine Dilerenz. eis
thun aber die Kohlen heraustragen unb(
tenden zu den Förnäß un wann eZ das
Girl nicht thut, weil eZ zu lässt s un j
sich vor die nassen Füße fürchtet, dann ,
swiepen sie auch von die Frontporlsch,
den Schnee hinweg. Und jetz sraz ich!
Ihnen. Miftcr Editer. iS so intyiln
kiesrau nicht viel besser ab? j
Wann Sie eZ wissen wollen. Herr
Editer. dann sag ich es Ihnen, daß
meine Töchter nicht? als wie einen yiln
kie nehmen Kerfen und vergessen Sie eZ
nicht, Herr Editer. und 2ie können
schreiben von die deitschen Männer. waS
daZ for gränd FellerZ wären, so diel
wie eZ Ihnen plieft. da geb ich nix
drum. Herr Editer. enihau schmokt ein
'.'llnhe nicht in den Parier, daß die
(zortänZ schon schwarz fein, kaum daß
man sie hinaufgcmacht hat un drappen
die AescheZ von die Sigar auf den neien
Earpt und machen noch gon, wann
man waZ sagt un sagen. eS wär gut für
die Motten die SigarüscheS. Und wo
iZ die Großartigkeit von die deitschen
Männer, wann sie Einen sitzen ham un
machen FuhlS aus sich bifor die Kinder?
Ich sag nix. wann eS bei einen Picknick
iZ. wo die gämili auch dabei iZ, aber
immer allein drauS herumsaufen un
dann in diesen Stüht heimkommen un
einen Spettäkel auS sich machen bifor
die Schiloren. daß sie lachen un sagen,
der Pa hätt ticm an wie eine Lokomo
tiff und glauben Sie. die NeborZ mer
ken eS nicht? Ta iS es mir fchon lieber.
sie thun es in Sikret wie die ZjänkieZ un
kommen wenigsten? fträht heim. Nix
für ungut, aber ich habe meine Mei
nung aufgemacht, es Ihnen einmal gut
zu geben, Herr Editer. und Sie können
es in Ihre Pfeife thun und rauchen,
wenn Sie gleich?.
Rimembern Sie mich zu der Misses
Editer. Sie werd'Jhnen sagen, daß ich
pörfekt recht bin, wenn sie die Frau ist,
wo ich sie dafür nehme.
'Izurs truli mit Rispekts
Misses John Ritsch.
:
Von dem, was ich gesagt habe, nehm
ich nix zerück und ich gebe nichts darum,
ob Sie es lieben oder nicht.
Misses I. R.
$va Ritsch schildert die hohler
der deutschen Lkemänncr.
Groß-NeU'?)ork.' Januari 6. d. I.
Herr Redaktö: von den Abendblatt.
Mister I
Es ist nicht, daß ich kicken möchte oder
daß ich überhaupt so wär un nix wie
Unzufriedenheit haben und nichts nicht
gleichen, im Gegentheil ich bin die beste
grau von der Welt, fragen Se die Mif;
seS Meyer an den Corner, ob eS nicht
wahr ist, daß sie gestern noch gesagt,
wie Sie eS ständen können, hat sie ge
sagt, daZ weiß ich nicht, bei all diesen
Trubel un dann noch mit die Mädchen,
wo gar nicht mehr wissen, waZ sie ver
langen sollen, WädscheS un jeden Abend
einen freien Nachmittag und Sonntags
Nachmittag frei, hat sie gesagt, wirklich
MiffeZ Ritsch, ich üdmeier Ihnen, hat
sie gesagt.
Es iZ nicht, daß ich komplänen wollt,
aber eZ ist kein Gebrauch zu sprechen.
Nädlich die deitschen Männer. WaS hat
denn eine Frau? Schauen Sie einmal
die amörikan HösbändZ an, if y?r plieZ,
Herr Editer! Warum thun die eS nicht?
Oder glauben Sie, es is Fon, wenn
man das Dinner gericht hat un alles in
feinsten Schäp und gerad noch die Lieb
lingsdischeZ von den Mister Ritsch un
dann kommt er gar nicht und wenn er
da iS. schiebt er die Tisches weg. weil er
in den Serluhn gelunscht hat un sagt,
er giebt nix drum enihau? Wie würden
Sie es gleichen, wenn Sie wie Ihnen
Ihre Frau wären, die MisseZ Editer?
Dieses is aber nur bei die Deitschen.
Es macht mich stck, wann ich in die
Papieren lese, wo immer die Deitschen
so herausgestrichen werden wie Einiges,
daß mer denkt, es gebt gar nix Groß
artigeres wie die deitschen Männer und
da wird geschimpft auf NonossingS un
YänkieS un HippekrittS. weil sie eS
heimlich thäten und nicht in die Ser
luhnS gehen, exept bei den Heindthor
Zwecke bediente man sich der Gerichte.
Da es bei den jungen Leuten M:oe ge
worden war. wenn sie sich v.'rliedt hat
ten. den Namen deS vi.'genftandeZ, den
sie im Herzen trugen, auf ein ganz
warmeZ erst auS dem Ofen gekommene?
MilchdroS zu schreiben, weil der fljer
glaube herrschte, daß ein solches, vom
Geliebten verspeistes Mllchbrod die un
schlbare Wirkung der Gegenliebe erzeu
gen müsse, so kamen Juristen dazu, die
Milchbrödchen alZ eine zu vermeidende
Speise zu bezeichnen. Luch die Aerzte
traten auf den Kampfplatz und nahmen
für und gegen daZ Milchbrod Parier.
Gui Pation, ein ärztlicher Pedant, er
klärte. daZ Milchbrod sei auS medizini
schen Gründen für die öffentliche Sicher
heit gefährlich, und berief sich dabei auf
daZ Zeugniß deS HippokrateZ. welcher
behauptete, alle Gährung wäre dem
menschlichen Leibe schädlich. Perault.
ein anderer Jünger deZ AeSkulap. ver
theidigte dagegen daS Milchbrod, sich
dabei auf PliniuZ berufend, welcher die
Hefe gelobt habe. Endlich legte sich
daZ Parlament in'S Mittel. EZ liefe
einen Korb Milchbrödchen dringen und
verordnete deren chemische Untersuchung.
Nachdem ihm nun der Bericht darüber
zugestellt worden, erließ eS wirklich ein
Verbot gegen die sernere Zubereitung
und den weiteren Genuß der schlimmen
Milchbrödchen.
ES war doch schön in der guten
alten Zeit !"
?ib,Ikt.
Fräulein: .Kennen Sie den Ganz
nach dem Eisenhammer f
Junger Mann : Nein, aber w.'nn'S
bis dahin nich weit ist. können wir
hingehen."
Gkncht,
Richter (zum Verklagten): .Waren
Eie damals berauscht!"
Verklagter: WaS weiß ich. ob ich
berauscht war. wenn man soviel ge
trunken hat."
(sin talentvoller Jüngling.
Welcher edelbenkende Herr oder
Dame würde einem talentvollen jungen
Manne die Mittel zu seiner weiteren
künstlerischen Ausbildung geben "
So stand es im Jnseratentheil der
Zeitung, die der Rentier Meier in sei
nem Stamm-Eafe eben durchgelesen
hatte.
Hm," meinte er nach einer Weile,
man könnte es ja 'mal versuchen :
vielleicht kann man da einem wirklichen
Talent in die Höhe helfen und eS giebt
einem doch so einen gewissen NimduS,
wenn man sagen kann mein Freund,
der beliebte Dichter $ oder der be
rühmte Maler Y."
Kurz entschlossen, denn er war ein
Mann der That ließ er sich Papier
und Schreibzeug bringen und schrieb
unter der angegebenen Chiffre, daß er
gesonnen sei, falls sich der Petent wür
big erweisen sollte, ihm die erbetenen
Mittel zu gewähren. Persönliche Vor
ftellung erwünscht.
Am nächsten Morgen stellt sich der
talentvolle" junge Mann vor. Er
sieht zwar etwas reduzirt aus, aber
Meier sagt sich, wenn er eS hätte,
brauchte er Niemandem zu kommen.
Na, mein Lieber," beginnt Meier
mit Gönnermiene, welchem Kunst
zweige wollen Sie sich eigentlich zuwen
den und was haben Sie bis jetzt be
trieben?"
Tcr Talentvolle : Ich war bis jetzt
Schuftergeselle, habe aber gelegentlich
cineZ KindtaufschmauseZ meinen wah
ren Beruf entdeckt, nämlich als Eß
künstler. Ich sagte mir, wenn Succo
und Tanner als Hungerkünstler be
rühmt geworden sind, warum sollte
man nicht durch hervorragende Leistun
gen auf gegenteiligem Gebiet fein
Glück machen können. Ich habe es
auch bereit? in einem halben Tage auf
die ganze Speisekarte zweier Reftau
rantS gebracht. Da aber, wie bei jeder
Kunst, so auch hier, eine fortgesetzte
Uebung nöthig ist und meine Mittel
mir nicht erlauben, mich in dieser Be
Ziehung gehörig zu trainiren, so habe
ich mir gestattet, auf Ihre liebensw.."
Der Schluß der Rede ging leider in
dem Gepolter, das ein die Treppe hin
abfliegender menschlicher Körper ver
ursacht, gänzlich verloren. Herr Meier
hat eS seitdem aufgegeben, je wieder
den Kunstmäcen spielen zu wollen.
Jur eschichte der Milchbrödchen.
Die Bereitung deS MilchbrodeS.
wurde im Jahre 1G08 zuerst in Frank
reich von einer Kammerfrau der Königin
Maria von Medici erfunden, und da
diese Königin dem Gebäck einen großen
Geschmack abgewann, so erhielt es bald
eine große Berühmtheit und wurde
pain a la reine genannt. Aber immer
blieb die Bereitung desselben noch Ge
heimniß, und die wenigen Köche, welche
in demselben eingeweiht waren, mach
ten dadurch ihr Glück. Das verdroß
schließlich die ehrbare Bäckerzunst. und
der Neid und die Mißgunst derselben
erwachten. Man schwor dem Milchbrod
den Untergang und sann auf Mittel,
diesen Schwur auszuführen. Zu dem
lie Neujahrewünsch des alten
ritz.
Zu den interessantesten Neujahrs
wünschen, die jemals der Chronist als
von einem Herrscher ausgehend zu ver
zeichnen hatte, gehören unstreitig die
jenigen deS Kö.iigS Friedrich deS Gro
ßen. Dieser ermangelte nicht, die
Offiziere seiner Armee zum JahreSwech
sei stets zu beglückwünschen. Die Gratu
lationen find immer kurz, haben aber
auch hin und wieder recht markante
Stellen. Am 2. Januar 1754 lautete
der Glückwunsch : Ihre Maj.'stät der
König lassen allen Offizier? viel Glück
zum neuen Jahr wünschen und gute
Gesundheit. Am öl. Dezember 1.61
aber : Ihre Majestät der König lasse
allen Herren Offiziers zum neuen Jahr
gratulnen, und die nicht so sind, wie
sie fein sollten, möchten sich drUrn."
Und am 2. Jannar 1783: JhreMaje
stät der König Ia?,en allen guten Osn
zieren diesmal zum neuen Jahr gratu
liren und wünschen, daß sich die Uebri
gen so betragen, daß Sie ihnen künftig
auch gratuliren können."
Vei rierbeinige Schüler.
Die Hausfrau : .Na. icke. Sir
waren doch gestern im CircuZ, wie
haben feie sich denn amüftrtk"
Köchin: Ganz famcZ. da war ein
Pferd. daZ hat o schöne Kunststücke ge
konnt und da? wird später gewiß noch
viel mehr können, denn eZ ist vorläufig
man bloß 'n Cchul'Pferd !"
I?erräthcriscbcr Glanz.
Feldwebel (beim Ausrücken zur Ge
fechtZübung): Sie wissen doch. Ge
freitcr, daß heut' die Stiefel gewichst
fein sollen; warum haben Sie sie ge
schmiert?"
Gefreiter : Um vom Feinde nicht so
leicht bemerkt zu werden, Herr Feld
webel !"
kcyte" kiedcr.
Was haben Sie nur gegen den
Dichter Reimling, Herr Redakteur?"
Ach. der Mensch hat mir schon an
die fünfzig mal letzte Lieder"
eingeichickt!"
Erster Gedanke.
Lieutenant (dem feine Versetzung in
einen Badeort mitgetheilt wird): Hm,
sollte der dortige VerfchönerungS
verein dabei Hand im Spiel ha
ben? I"
verblümt.
Glauben Sie, daß der Herr Rath
trinkt?"
Ich glaube nicht aber wissen Sie,
wenn ich eine Flasche Cognac wär',
möchte ich nicht allein mit ihm im Zim
mer sein !"
Ans der guten alten Zeit.
Hauptmann (der Vorpoftenkom
pagnie, die eben alarmirt wurde und
abrücken muß): Tu, Oberlieutenant,
bleibscht mit zehn Mann beim Bierfäßle
sonscht wird'S vom Feind ausg'foffe!"
?tandcsunterschied,
WaS für eine Geborene ist denn die
Frau deZ Herrn Hauptmann?"
IZ' jar kcene j e d o r e n e iS 'ne
jewiffe"!"
Immer der Gleiche.
' Kaufmann (dessen Kanarienvogel so
eben verendet ist, zum Geschäftsführer):
Lassen Sie Plakate draußen befestigen
mit der Aufschrift : Ausverkauf wegen
Todesfall"!"
Berechtigter -WIz.
Dame : Bei dem Buchhändler
nebenan ist ja eingebrochen worden !"
Junger Dichter (stolz): Ja, unter
Anderem ist auch ein Exemplar mei
n e r Gedichte gestohlen worden !"
Einfach.
. . . Bedaure sehr, gnädiges Fräu
lein, den etoff kann ich nicht mehr um
tauschen !"
Er gesällt aber meinem Bräutigam
nicht l"
Nun, dann tauschen Sie doch den
Bräutigam um !"
praktische Ruin'l,
Die Prrträtirte: Ader schau, lieber
Mann, der Herr Maler hat mich ja um
mindesten? 20 Jahre älter gemacht."
Der Ehemann: Da? habe ich ver
anlaßt mein Kind, weil Du dadurch er
sparst. Dich in zwanzig Jahren wieder
malen zu lassen."
Ans der Hochschule.
Mutter (zu ihrer die Kochschule be
suchenden Tochter): Nun. ElSbeth.
waS habt Ihr denn heute gelernt?"
Tochter: Zwanzig verschiedene Aus
drücke sür Brodpudding, liebe Mama! '
eibül'cn'ußt
Lieutenant : WaS haben denn ge
schätzte? Fräulein für ein interessantes
Buch?"
Fräulein: Da? ist mein. Tage
buch !"
Lieutenant: Aeh, dann lesen
geschätztes Fräulein 'mal etwa? von
mir vor !"
zuw.
Backfisch : Mama läßt um daS
Lied : Es liegt eine Krone im tiefen
Rhein ! "
Wollen Sie eS mit oder ohne Be
glci'ung?"
Backfisch : Aber mein Herr, waS
würde Mama sagen, wenn ich mich be
gleiten ließe !"
Riinsllerstolz.
Erster Anstreicher: Du. Pietschke.
haft Du daS Schild beim Fleischermei
fter Gottlob Dickerle gemalt?"
Zweiter Anstreicher: Jawoll, det
Gemälde iZ een echter Pietschke !"
Hyperbel.
Freund: Dein neue? Trauerspiel
hatte wohl einen guten Erfolg?"
Dichter : Na. ich sage Dir, auf der
Gallerie haben sie so geweint, daß man
im Parkett die Regenschirme aufge
spannt hat !"
Der schlechte Mensch.
Sie: Tu. Friß, sag' 'mal. wer
war der Herr, welcher soeben bei Tir
war?"
Er: Ach, da? war ein ehemaliger
Studienfreund von mir, er wollte die
vierhundert Mark, womit er mir vor
zwei Jahren einmal mit eigenen
Opfern aus einer großen Verlegenheit
geholfen hat. wieder haben."
Sie : Siehst Du, so etwas habe ich
mir gleich gedacht, der Mensch hat nüm
lich sofort keinen guten Eindruck auf
mich gemacht."
' Fin de siede.
Er: Und WaZ sagst Du zu dem Ver
lobungSringe. den ich Dir geschickt
habe?"
Sie: Herrlich: es ist der schönste
von allen, die ich bis jetzt erhalten
habe."
Durch die Blume.
Feldwebel (zum Einjährigen): Was.
Sie wollen Schauspieler sein, und exer
ziren so schlecht, nee, das glaube ich
nicht, und wenn Sie wirklich Schau
fpieler sind, da haben Sie doch bloß
den Stier von Uri gespielt."
!!idersprch.
Ja, Sie haben recht, es ist
schwer, in diesem Hause eine Anstellung
zu bekommen, aber man darf sich die
Mühe nicht verdrießen lassen, denn wer
erst 'mal drin ist, der ist auch schön
heraus."
Fataler Doppelsinn.
Aber glaube doch meinen Schwüren,
liebe Ella, nie werde ich Dich mehr
ärgern. Dein Wille ist mein Wille."
Ja. und Dein Eid ist Mein Eid."
Eine echte Ivirtlzln.
Jimmcrvermietherin : Ich lasse da?
Zimmer zu dem billigen Preise, weil
nebenan ein Fräulein wohnt, das Kla
vier spielt."
Frau : O, daS macht nichts, mein
Stiefsohn, welcher das Zimmer bcwoh
nen soll, ist schwerhörig."
Zimmervermietherin : Ja, denn
kostet eS fünf Mark mehr !"
In der Apotheke.
Kleiner Knabe: Ich bitt' für 10
Pfennig' Kamillenthee aber recht
wenig!"
Ja warum denn?"
Weil er für mich ist!"
Mißtrauen.
Kadett (begegnet in Begleitung eine?
hübschen, jungen Dame seinem Borge
setzten): Meine Cousine. Herr Haupt
mann !"
Hauptmann: So! So! Eie haben
schon eine Cousine?!"