per Uiruf. i-iiiiiotcsfe von il x t M t :f O 1 1 I. Wenn der fuutJtmcrn Kieselich fom manöitte, halte feine Stimme wett über ben ganzen GarnisonEzerzirplatz hin weg. Et Hütte eine Aommandoftimme wie kein zweiter Offizier in der ganzen Armee. Sie klang hell und grell, durch Mark und Bein dringend wie uanscuen, oesZimetter. Tie Stimme war seine Spezialität. seit er als gähndrich in die königliche Armee eingetreten. Gleich bei bet ersten Bekicktiamia durch den Herrn Oberst und den Herrn General, in der er seinen Zug vorzuführen hatte, zog er durch fein kräftiges Organ die Aufmerksamkeit seiner hohen SJorgetetzten aus pa). Xbo! Odo!" sagte der Herr Gene ral. als die Stimme des FühndrichZ um ersten Mal an ein Ohr klang .Welch tüchtiger junger Mann ist denn das? Welch exemplaniaze klimme 3n der That, ein geborener Komman deur. dieser Fähndrich! Würde, glaube, noch einmal von den Todten auferstehen. wenn diese Stimme in dem Grabe zu bören bekäme." Seit diesem Tage führte Kieselich in bem Regiment den Namen .Todten ermecker". .Der Lieutenant Todten erweck ist heute du jour," erzählten sich die Soldaten unter einander, ebenso wie man in dem Kasino sagte: ooien erweck hat sich verheirathet. Todten, erwecke hat wieder einen Jungen bc kommen." Selbst unter den Einwoh nein der Provinzialftadt, in der sein eaiment lag. hatte der Name KurZ und Beliebtheit gefunden, und wenn die biederen Spießer von ihren spazier- Hängen auiz?rbalb der Stadt zurück kehrten, und Kommandogeschrei in der Luft lag. das man eine Halde Stunde vom Stadtthor ab auf den Wiesen braunen hören konnte, dann hiek e: .Hört Ihr? Auf dem Anger läßt r. niptmann Todtenerwecker feine Leute i leb nachexerzieren!" Hauptmann Todtenerwecker hatte fei r.en Namen mit Stolz an zwanzig Jahre getragen, als er plötzlich ansing. Zorn und Wuth dagegen zu schnauben; daS war seit dem Tage, an dem seine mäch tige Stimme thatsächlich das Wunder bewirkte, daß ein Schläfer m seinem saro, sich erhob. DaS hatte sich in einer geisterhaften Septembermondnacht zugetragen. Der Hauptmann hatte am Tage vorher feine Kompagnie über die Sturzäcker bcS von einem imaginären Feind um ftrittenen ManöverTerrainS geführt, und hell hatte fein Organ über die elser geklungen, daß Seine Excellenz, ber die Schlacht inspizirende Herr Gene ral-Lieutcnant, die Bemerkung gemacht, baß im Interesse der Sparsamkeit im HeereZhauShalt einem mit einer solchen Stimme begabten Führer einer Korn, bagnie eigentlich gar kein Hornist beige sellt zu werden brauchte. Herr Haupt mann Kieselich hatte nach dem heißen Schlachttage sein Quartier bei einem biederen ländlichen Handwerker eines kleinen Städtchens bezogen, das so stark mit Militär besetzt war, daß etwelche ber Herren Offiziere in noch weniger standesgemäßen Quartieren unterge bracht worden waren. Die Folge da, von war, daß Alle? nach dem in dem Orte belegenen. mit Restauration bet bundenen Gasthof strömte. Auch Haupt, mann ttiefelich hatte sich zu Speis' und Ärank dorthin begeben. Die ganze Tafelrunde deS KafinoS seiner Garnison war da versammelt. Der Wirth hatte keine schlechte Küche und keinen üblen Wein. In ihr Quartier begaben sich bie meisten Herren nur für die Nacht. Den ganzen Abend über saß und zechte man im Wirthshaus. Man erörterte bie Schlacht, die man am Tage geschla gen, und wiederholte die diesbezüglichen Aeußerungen Seiner Excellenz des Herrn kommandirenden Generals, von denen man jedoch keine eifriger herumtrug als bie. die dem Hauptmann Kiesellch ge gölten, dahin lautend, daß seines Kehl kopfeS Krast den Hornisten in seiner Kompagnie zum Luxusgegengand mache Der Hauptmann begab sich, weil eS am nächsten Morgen wieder in aller Frühe aufgeben hieß, spät genug nach feinem Nachl quartier. Der Mond war. während man in dem Wirthshause gezecht, hoch am Himmel gestiegen und beleuchtete mit seinem fahlen Schein die Heimkehr der Herren Ofstnere. Sein Weg war nicht allzu weit. Er hatte nur über eine Art Marktplatz hin über zu gehen. Und dann ging eS noch eine Treppe hinauf. Er hatte die söge nannte gute Stube seines Quartier gederS inne. Schlüssel und Streich Hölzer hatte er in der Tasche. Seinem Wirth und seinem Burschen hatte er beim Fortzehen ausdrücklich geboten, nicht auf ihn zu warten und sich schlafen zu legen. Er hätte nicht einmal die Lampe be nöthigt, die sein aufmerksamer Wirth für ihn aufgestellt. Blendend weiß lag das durch eines der Flurfenster her einfallende Mondlicht auf den Stufen der Treppe. Und auch in fein Schlaf gemach oben lugte der stille Begleiter ber Nacht hier und da mit ein paar Strahlen durch eine Ritze der zugemach ten alten Fensterläden herein. Er begab sich schleunigst zu Bett. Er stellte seinen Säbel an den Nacht tisch und blickte sich, als er sich ausklei bete, in dem Zimmer um. Am Ende war eS noch gar keine so unebene Bude! ES war ein zweifenstriger Raum, hoch und luftig, und ein besseres Bett konnte er in keinem Grafenfchloß finden. Und auch die Matrade war gut. Er streckte sich, al? er daS Licht auSgedlasen. und leaie sich auf eine Seite, um schnell ein iuschlasen. Indeß er konnte so leicht nicht einschlafen. Die tausend Gebern ken. die den Tag Über durch fein Hirn ainaen. schienen alle noch einmal h'.n durchgaloppiren zu wollen. Er sah sich an der Spitze seiner Kompagnie auf dem Manövergelünde. Seine Excellenz der Herr Kommandirende kam über die Sturzäcker geritten und hörte und prieS fein Organ. Und dann sah er sich vor seinem dampfenden Grog in dem alten gemüthlichen Gafthof. und von Untergebenen und Vorgesetzten ward er wegen seiner Stimme gefeiert. Tie Anerkennung deS Herrn MajorS zwang ihm selbst auf seinem Kopfkissen noch ein Lächeln der Befriedigung ad Plötzlich richtete er sich in seinem Bctt hoch und blickte nach der glurlyür hin über. Er wußte nicht, hatte er. als er daS Zimmer betrat, die Flurtbür hinter sich abgeschlossen oder nicht. Und auch nach der zweiten Thür, die das Zimmer hatte, und die in irgend ein Nedenge mach führte, hatte er nicht gesehen. Er war nicht ängstlich, aber auch nicht ge wohnt, bei unverschlossenen Thüren zu schlafen. Er stand daher noch einmal auf und ging an die Flurthür. Die selbe war zu. Indeß die andere Thür war nicht abgeschlossen. AlS er die Klinke herunterdrückte, ging sie auf. Sie ging auf. und eine von grellem Mondlicht durchfluthe'te Kammer lag vor ihm. Offenbar die GerätbfchaftS Kammer deS Haufes. Körbe, Kisten und Kasten standen, von dem geifterhaf ten Licht umflossen, über einander, da zwischen stand eine Hobelbank, eine Hückselmaschine, und gerade, als der Hauptmann die Kammerthür schon wie der zumachen und abschließen wollte, er blickte er im Halddunkel zur Seite der da? Mondlicht hereinlassenden Luke ei nen offenen Sarg. Einen offenen Sarg! Er war sonst nicht schreckhaft. Indeß der unverhoffte Anblick da, in dem ge spenftischen Licht dicht neben dem Ziin mer, in dem er sich, ahnungslos, daß sich ein Todter im Hauke befand, schon zur Ruhe niedergelegt hatte, trieb ihm doch etwas wie Gänsehaut über den Rücken. Unwillkürlich rief er. als er hinter den Kisten und Körben etwas. wahrscheinlich eine MauS, knabbern hörte, Wer ist da?" in die Kammer hinein. Er stieß den Ruf halbleise hervor. bei Weitem nicht mit der Kraft, die er aus dem Exerzirplatz und auf dem Ma növerfeld auf fein Kommando ver wandte, aber noch nie hatte feine Stimme eine solche Wirkung gehabt wie sein Ruf in die Kammer. Er schien in dem langen, weißen Nachtgewand, das ihn umflatterte, der steinern zu wollen. Drüben drüben in dem im Halbdunkel auf der Erde stehenden Sarg nein, eS war nicht zu glauben, es mußte ein Traum sein! AuS dem Sarg drüben an der Kam merwand richtete sich eine Gestalt auf. höher und höher, bis sie mit ihrem wei ßen Sterbehemd in das durch die Luke hereinfluthende bleiche Mondlicht hin einragte, und mit glotzigen Augen sich umblickend, rief sie mit grabeZhciserer Stimme : Wer ruft mich?" Der Hauptmann war nicht ein Mann, der ein Hasenherz hatte. Eine ganze Armee von ranzostn hätte ihm gegen überstehen können, und er wäre noch mcyl aus oen bedanken gekommen, da vonlaufen zu wollen. Indeß dieS furcht bare Ding, die grause Erfüllung einer lym im scyerz und Uebermuth so oft gemacdien Prophezeiung. daS Aufev stehen eine? im Sarge von feinem Weck ruf aufgescheuchten Todten daS war zu viel, selbst für seinen Löwenmuts) war daS zu viel. Unwiderstehlich flog er zurück. In schauderndem Entsetzen floh er bis an die Flurthür, die er eben abgeschlossen hatte und jetzt rasch wieder ausschloß, und draußen auf der Flur thür schrie er mit seinem Riesenoraan. das er aber noch auf keinem Exerzirplatz und aus reinem Manöverselo so ange strengt hatte wie beute auf dieser vom Mondlicht übergossenen Treppe, daS ganze schlafende HauS wach. Die Schläfer stürzten aus ihren Bet ten herbei. Der Wirth des HauseS und die Wirthin, der Bursche des Haupt manns uns sie anderen drei, vier Grenadiere, die unter dem Dach eirq uar tirt waren. Kaum nothsürftig beklei det und sich verschlafen die Augen rei bend, lief die ganze Hausbewobnerschaft auf dem Flur zusammen, und oben auf oem z.reppenaviatz stand der Herr Hauptmann im weiß wallenden Hemd und schrie die Treppe hinunter, daß die Leiche die Leiche die Leiche, die in der Kammer neben seiner Schlafstube einge sargt war, nicht todt wäre. Ee suchte die verschlafenen Menschen unten zu bewegen, zu ihm heraufzukom men. Herbei! Herbei!" riefer. flurßilfe deS Schcintodten herbei!" Doch dann kam er plötzlich, ehe sich noch von unten Einer bequemte, zu ihm zu kommen, zwei, drei Stufen anf ein mal überspringend, selbst die Treppe herabgeschossen. Der Schläfer, den er in feinem Sarge in seiner Ruhe gestört, tauchte, wie feinen Friedensstörer ver folgend, in der Thür hinter ihm auf, und der Hauptmann, der wohl zum Kampf und zum Krieg mit irdischen Widersachern, aber nicht zum Geister kämpfe geschult war, hielt nicht Stand. Der Todte! Der Todte!" rief er. Der HauSwirth im Erdgeschoß unten, der. sich die Augen wischend, so lange vergeblich versucht, sich auS all dem Ge i'.Ux einen BerZ zu machen, sing an zu begreifen. Der gute Mann war Tisch ler seines Zeichen?. Er machte Fenster und !hüren und hatte auch schon manch einen Sarg angefertigt. Ein solches auf Borrath gearbeitetes Todtengehäufe stand sogar noch in dem Hause, in der Kammer gleich neben der Stube, die der Ossizier bewohnte. Er verstand, er begriff alleS. Der Hau-knecht Jochem war von der Einquartirung auS seiner Schlafkammer herausgedrängt worden. Er hatte ihm selber gerathen, für die Manövernacht sein Lager in der Rum pelkammer neben der guten Stube deS ersten Stockes aufzuschlagen; vcrmit telft einer Anlegeleiter konnte er, ohne den Hauptmann zu belästigen, in die Kammer hinein und auZ der Kammer heraus. Tu Esel!" rief n zu dem armen Jochem hinauf. Ich habe Dir doch gesagt, daß Tu die Kammerthür nach der Stube deS Herrn HauptmannS fest zuriegeln solltest! Haft Du daS wieder vergessen?" Kein Wunder." fügte er zu dem auf der halben Treppe haltenden Hauptmann hinzu, der unbestimmt zu ahnen ansing, daß er eine Riesendumm heit begangen, kein Wunder. Herr Hauptmann da muß doch ein Mensch auch erschrecken, wenn er neben der Stube, in der er schlafen soll, hinter einer verschlossenen Thür solch' einen Sarg und solch ein RhinozeroZ darin entdeckt! Aber Sie können sich beruhi gen, Herr Hauptmann! Wir haben keinen Todten in unserem Haus. Ich bin Tischler, Herr Hauptmann, und be treibe auch die Sargfadrikation, und da heute alle Ecken und Winkel in dem Hause mit Soldaten belegt sind, hat dieses NaZhorn. der Jochem, in dem Sarge kampirt. Unsere Schuld ist eZ freilich, daß Sie die Thür unverriegclt gesunden, sie können mir glauben, Hcrr Hauptmann, ich habe eS dem Ka mecl drei-, viermal eingeschärft, aber hört denn solch Hornvieh ?!" Der Hauptmann hatte der Erklärung genug, er war so gcdemüthigt, daß er die folgenden Manöoertage feine Stimme nicht mehr mit der alten Kraft heraus zuholen wagte. Er wußte, daß fein Erlednlß in der Strafkammer kein Ge heimniß bleiben würde. In der That kam es selbst Seiner Excellenz dem Herrn Kommandirenden zu Ohren; und als Kieselich eines TageZ mit seiner Kompagnie einen Vorstoß gegen einen Torfkirchhof machte, meinte der Herr General, als er den alten schmetternden Fanrarenton in dem Kommando deZ KompagnieführerZ ver mißte: Oho! Oho! Welch vorsichtige; Kom, mando! Der Herr Hauptmann fürch tet gewiß, den ganzen Kirchhof vor sich aufstehen zu sehen, daß er seine Stimme so schont!" Der Sturm. NoveUclte von Ton Revillon. von Anna Nagel. eulsch Der Schauplatz dieser Scene ist ein kleiner normännischer Hafen, dessen Name mit unserer Geschichte nicht? zu thun hat. Madame Baudouin ist eine reiche Gutsbesitzerin. Ihr Vater, ein Päch ter auS der Gegend von Caux. hat ihr ein bedeutendes Vermögen hinterlassen, daß ihr Mann gewiß nicht ermangelt hätte, zu vertrinken; hätte der Tod ihn nicht zur rechten Zeit dahingerafft. Sie war mit einem einzigen Sohne Wittwe geblieben, und hatte beabsichtigt, diesen söhn mit einer reichen Erbin zu ver heirathen. damit ihr Haus so noch größer wurde. Unglücklicherweise ver, liebte sich LouiS Baudouin in die Toch ter eines armen Fischers, der nicht ein mal ein Boot besaß, und beschloß, sie zu heirathen. Die Wittwe verweigerte ihre Einwilligung; doch er hielt Stand; die Leute in jener Gegend sind eigen finnig. Der Kampf dauerte ein Jahr, nach dessen Verlauf die Alte sagte: Verheirathe Dich, wenn Du willst; doch ich werde Deine Frau nie sehen, und Du wirft, so lange ich lebe, keinen Pfennig von mir bekommen." Wie Sie wollen, Mutter!" sagte Louis, und die Hochzeit fand statt. Fünf Jahre verflossen. Dem jungen Paare wurden drei Kinder geboren. LouiS zog mit feinem Schwiegervater auf den Fischfang aus und ernährte sich schlecht und recht, obwohl Schmalhans bisweilen Küchenmeister war. Doch die Liebe übersteht Alles, und man beklagte sich nicht. Ebensowenig wandte man sich an die Madame Baudouin. Sonn tagS, wenn man ihr zum Schluß der Messe begegnete, grüßte man sie, weil es eben Pflicht war. Dann richtete sie sich ihrer braunen Mantille auf und ging schneller, als hätte eine Schlange sie in die Ferse gebissen. Weder Besuche noch Briefe noch Beziehungen irgend welcher Art bestanden zwischen ihnen; nichts als der Gruß, den die Jungen ihr boten, und den die Alte nicht zurück gab. EineS Tages ließ der Sturm das Meer erbraufen, und die Häuser an der Küste erzitterten. Madame Baudouin lebte allein mit ihrer Magd Annette, die verzweifelt die Hände rang und sagte: Nein. Madame, waS eS doch für ein Welter ist! Da werden viele Leute recht unruhig fein!" Was für Leute?" fragte die Wittwe. die ihrer Gewohnheit gemäß hin und her ging und alle? anrührte, ohne sich scheinbar mit etwa? zu beschäftigen. .Nun. die Eltern derer, die auf dem Meere sind!" Madame Baudouin blieb stehen und rief in kaltem Tone: .Schweig!" Tann nahm sie eine Näharbeit, und da der Himmel schwarz und da? Licht schwach war, so setzte sie sich an ein Fenster. Annette blieb stehen, hielt daS Ge sicht an die Scheiden und blickte auf die Straße hinaus. Da man ihr Schweigen geboten hatte, so sprach sie nur zeitweise und sagte: Sieh, sieh, da wackelt der Kamin deZ Herrn Ber trand und dort stürzte ein Dach ein. alleS ist in Aufregung ach. ich möchte doch wissen, was dort unten vorgeht." Schwätzerin!" brummte die Wittwe. Annette entschloß sich, zu schweigen, doch sie hielt noch immer die Nase an die Fensterscheiben gedrückt. Nein!" rief sie schließlich, mit dem Fuße aufstampfend, ein solches Wetter habe ich niemals gesehen!" Madame Baudouin legte ihre Arbeit zusammen und sing wieder an, im Zim mer auf und ad zu gehen. Man hörte daS starke Zischen deS SturmeS; von Zeit zu Zeit Geschrei, Knirschen von Eisenftäben und daS Klopfen von Fensterläden, die gegen die Mauern schlugen. Ter Orkan schien furchtbar zu wer den. Plöglich trat die Wittwe geradewegS auf die Magd zu und sagte: Na. da .Tu doch so neugierig bist, so mach'S wie die Anderen; ziehe Deine Schuhe an und sieh nach, was eZ da giebt." Annette war in einer Minute bereit. AlZ sie fortgehen wollte, sagte Ma- dame Baudouin: Tu wirft bald wiederkommen und mir sagen, wie es steht." Und nach diesen Worten nahm die alte Normännin ihren Spaziergang auf. Sie ging von einem Ende des Zimmers bis zum andern mit über einander geschlagenen Armen und zu sammengepreßten Lippen, und betrach tete ihrer Gewohnheit gemäß jeden Gegenstand, dem sie auf ihren Wegen begegnete. Zehn Minuten verflossen. Diese Annette kommt ja nie zu rück." murmelte fte vor sich hm. DaS Unwetter war indessen immer stärker geworden. Man hörte Nichts als das Brau en deZ Windes. Plötzlich wurde der Blick der Madame Baudouin starr ; er war in einem Winkel deS Zimmers auf ein kleines Kinderbett gefallen. In diesem Bette hatte einst ihr Sohn geschlafen ; ihr Sohn, der sich jetzt auf dem Meere befand. Seit einer Stunde dachte sie an ihn. Doch vor ihrem Geiste stand noch immer der große LouiS, der Fischer von 2z Jahren, der zu ibr gesagt hatte: Wie Sie wollen. Mutter !" derselbe. dem sie verboten hatte, sich zu verhel rathen, und der sich dennoch verhei rathete. Jetzt aber sah sie das Kind wieder. mit seinen flachsblonden Haaren, seinen dicken Wangen und seinen blauen Augen. Sie erinnerte sich an seine ersten Worte, sein herzliches Lachen. feine Küsse und an die Pläne, die sie an seiner Wiege geschmiedet hatte. Man mag noch so reich und noch so eigensin niz sein, so etwas bewegt einen doch. wenn der Sturm heult. Annette kommi noch immer nicht zurück !" Sie legte ihre Mantille um und ver ließ ebenfalls das HauS. Als sie um die Straße bog, versperrte ihr eine Gruppe den Weg. Diese Gruppe umringte zwei bis drei Fischer mit wanertriefenden Kleidern, großen schmutzigen Stiefeln und blut besudelten Händen und Gesichtern. Sie blieb stehen und fragte mit rauher Stimme : Sind Sie zurückgekommen?" Einer von den Männern fragte die anderen mit einem Blick und antwortete ihr : Ja." Sie setzte ihren Weg fort. Nun trat einer der Männer aus der Gruppe ihr nach : Madame Baudouin. Madame Bau douin, wo gehen Sie hin?" ' Tort unten hin I" Dabei zeigte sie auf das Meer. Ter Mann hielt sie an ihrer Mantille zurück. WaS sollte daS für einen Zweck haben? DaS Wetter ist nicht schön, gehen Sie nur wieder nach Hause. Wir find ja doch alle zurückgekehrt." Sie sah ihm fest in'S Auge. Alle?" Ja. gewiß !" Schwört es mir !" Der Seemann wurde verwirrt und weinte. Nun, die hier nicht angelangt sind, werden sicher in Vport oder in Fecamp ans Land gegangen fein." Sie machte sich los und wollte weiter gehen, doch er hielt sie wieder zurück. Annette kam in die em Augenblick mit verstörtem Gesicht die Straße her auf. Nein, nein," nef sie, als sie ihre Herrin erblickte, nein, Madame, gehen Sie nicht hin l" Die Alte wurde von einem heftigen Zittern ergriffen, ihr sonnenverbrann tcS Geficht wurde leichenfahl ; ihre Augen schloffen sich und sie stützte sich auf ihre Magd, um nicht zu fallen. .ES ist meine Schuld, meine Schuld !" murmelte sie und ihre Zähne klapperten, während sie diese Worte sprach. Man wollte sie in ein Hau? bringen, doch sie weigerte sich und sagte : .Annette, ich will sie sehen !" Plötzlich fand sie ihre Kräfte wieder und die beiden Frauen wandten sich dem Hause zu, in dem LouiS Baudouin wohnte. Annette blieb vor der Thür stehen und Madame Baudouin trat ein. Tie Wohnung glich allen Fischer Wohnungen, doch siel dem Beschauer die geradezu peinliche Reinlichkeit auf. Tie junge Frau erhob sich. Sie hatte bis dahin auf einem Stuhl geses sen und hielt ihr jüngstes Kind auf ihren Knieen, während die andern bei den erschreckt an ihrer Schürze hingen. Ta sie eben erst krank gewesen, so hatte sie ihre Eltern ausgeschickt und wartete ängstlich mit Thränen in den Augen. Als fte ihre Schwiegermutter eintreten sah. erhob sie sich mühsam und mur melte : 0, Madame !" Die Alte trat geradeswegs auf sie zu und sagte : Meine Tochter !" Darauf nahm sie die beiden Kinder in die Arme, ließ sie auf die Erde nie der und fing an, sie zu umarmen. In der ganzen Stube hörte man nicht? als Schluchzen. Die armen Kleinen. . , vaterlos. . . mein Gott ! Mein Gott !" Plötzlich vernahm man Geschrei auf der Straße, Freudenschrei. Tie Thür öffnete sich von neuem und an der Spitze einer Gruppe von Verwandten und Freunden erschien der große LouiS auf der Schwelle. Da ist er, da ist er !" In einem Augenblick war die ganze Gesellschaft auf den Beinen. Tie junge Frau stürzte auf ihren Gatten zu und die Kinder hingen sich an ihren Vater. Nur Madame Baudouin blieb un beweglich, einer Statue gleich an ihrem Platze stehen. Der Fischer bemerkte sie, er warf seine Mütze zur Erde, trat näher und sagte mit tiefbewegter Stimme : Mutter !" Ta steckte sie ihm die Arme entgegen und die Versöhnung war geschlossen. Tas afrikanische Telephon. Ueber die Trommel als Fernsprecher haben Berichterstatter auS Afrika uns schon wiederholt interessante Mittheilun gen gemacht. Tiefe Trommeln oder Pauken bestehen meist auS zwei Antilo penhäuten, die zu beiden Seiten über einen hohen Baumstamm gespannt sind. Das Ohr deZ Negers ist in der Elken nung deZ PaukentoneS sehr geübt und vermag selbst auZ bedeutender Entfer nung zu unterscheiden, ob ein festlicher oder ein trauriger Anlaß den Schall hervorruft. Im Electrician" erzählt Pater von Teken, der sich zwei Jahre im Kongoftaate aufgehalten hat, von feinen Wahrnehmungen m der Umge, gend der Stanley Fälle, wo eS beson derS geschickte Paukenschläger gibt, die auf weite Entfernungen hm eine ganze Unterhaltung führen und die den Pau kenschall genau so gut verstehen, wie die menschliche Sprache. Dadurch verbrei ten sich Nachrichten mit außerordent licher Schnelligkeit über große Entfer, nungen, und die Häuptlinge bleiben dadurch über alle Ereignisse m der Um, gebung unterrichtet. Als der Gouver neur Five, der seinen Standort in Ba soko hatte, von einer längeren Reise zu, rückkehrend, merkte, daß er erst spät in der Nacht in seiner Behausung wieder eintreffen könnte, bat er einen Häupt ling durch seinen Trommelschläger die Leute an der noch etwa vier Stunden entfernten Station zu benachrichtigen, damit Abendessen bereit gehalten werde. Der Tambour führte den Auftrag aus. seine Kellegen im nächsten Dorfe gaben die Signale weiter, und so kam die Nachricht schließlich nach Bafoko. AlS die Herren ankamen, wurden sie von ihrem Personal bereits an der gedeckten Tafel erwartet und alleS war zubereitet, Five fragte nun, was die Paulen denn gesagt hätten, und die Antwort war : Abend Bula Matan (Gouverneur) ankommen, nicht alleS aufessen." Na türlich können auch Mißverständnisse bei die er Art der Verständigung verlorn men, waS ja bei unserm Telephon auch nicht anders ist; auch daS sollte der französische Gouverneur erfahren. Bei seiner Abreise von Bafoko fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, von seinen Die nerinnen ein Gruppenbild aufzuneh men. Da nun sein Dampfer noch ein mal an Bafoko vorüber und dort einige Minuten halten mußte, so wollte er durch den Trommelschläger seine Die nerinnen im Feftgewande an die Lan dungZbrücke bestellen. Er war aber höchst erstaunt, als er bei seiner Ankunft einige Stunden später nicht die verlang ten Negerdamen, sondern die Soldaten der öffentlichen Wache in Parade Uniform mit präsentirtem Gewehr vor fand. Im wesentlichen war daS Pauken Telephon verstanden worden, aber statt Dienerinnen der Tafel hatte man ver standen Bedienstete deS Staates. Die PaukeN'Nachrichten werden meistens am Abend vermittelt, wenn Stille über Dorf und Wald liegt. UebrigenS hal ten die Trommelschläger aller Dörfer von Zeit zu Zeit eine allgemeine Zu ammenkunft, bei der sie ihr ganzes Repertoir durchgehen und nölhigenfallS Ergänzungen und Verbesserungen an dringen. IPobnunjifiiche. ToktorS.Braut: Und welche- neh men wir als Wartezimmer?" Mutter: Mach' Dich doch nicht lächerlich waS wollt Ihr denn schon mit einein Wartezimmer?" .Nun. mein Mann muß doch ein Zimmer haben, in welchem er auf Pa ticnten warten kann!" Auch ein Andenken. A. : Ich bin in fürchterlicher Per legenheil, pumpen Sie mir doch zehn Mark." B. : Ader Sie haben ja doch einen Tiamantring, versetzen Sie ihn doch!" A.: TaS kann ich nicht, der Ring ist ein Andenken von meiner seligen Tante." A.: So? Na. mein Geld ist ein Andenken von meinem seligen Vater!" Nur drei lNözlichkeitcn. Student Schlauchn!: Guten Mor gen. College: hast Tu Lust mitzu kommen?" Student Spund: Wohin? In die Kneipe?" Schlaucherl: .Nein!" Spund: .In'S Eolleg?" Schlaucherl: Nein." Spund: Gut. dann komme ich mit; ich habe auch gerade waS zu versetzen." lNifiversiZnoiiiß. Arzt (zum gichtkranken Bauer): Na, wo fitzt denn Heuer Euer altcS Uebel?" Bauer (nach seinem Weib hinweisend) : MehrfchtendchlZ dort uff der Offen dank!" Basier Neid. Die kleine Ella: Mama, eben habe ich einen Hund gesehen, der nur drei Beine hatte." Mama: Nun. das Thielchen that Dir gewiß recht leid?" Die kleine Ella: Nein, gar nicht! Er hatte ja noch immer ein Bein mehr wie ich!" Kolossaler lvidersvruch. Tochter: Den Doktor Huber mag ich nicht, trotz seiner Licht und Schatten feiten." Vater: WaS faselst Tu von Licht und Schattenseiten?" Tochter: Nun ja, ich meine, der schöne schwarze Bart ist feine Lichtseite und die mächtige Glatze feine Schatten feite!" ööhcre (Tochter. Tochter deS Hauses (beim Kochen hel send): Anna, daS Wasser kocht. Kann ich eZ vom Feuer nehmen, oder muß eS noch heißer werden?" Modern. Schulze (zum Bauern, der ein Gehöft in einer Sommerfrische hat): WaS ist denn mit Eurem Grinde, das steht ja den ganzen Tag müßig im Dorfe herum?" Ja, weißt, die haben nix zu thun! Bei uns melkt jetzt eine Baronin die Kühe, ein Graf spaltet's Holz, eine Komtesse macht die Gartenarbeit, und ein Banquier macht Feldarbeit mit mir!" Rindliche ksgik. Sag' 'mal. Onkel, woher komrr.eri Deine weißen Haare?" DaS ist ein Beweis, daß ich viel mit dem Kopfe gearbeitet habe, mein Junge." Dann haft Tu wohl auch mit den Kinnbacken sehr viel gearbeitet, Onkel chen. denn Dein Bart ist fast noch weißer?" Ungalant. Na. Sie sind heute ganz allein, Fräulein Tini, wo ist denn Ihr Bru der?" Ach. mit dem bin ich verzürnt, er hat mich heute dumme GanS genannt." O, darüber brauchen Sie fich gar nicht zu grämen, die Gänse find heute ein ziemlich theure? Objekt." Ein Zchroerenöther, Junge Dame: Sie waren krank, während ich verreist war waS fehlte Ihnen denn, Herr Major?" Major: Sie, mein Fräulein." Unbedacht. Gutsbesitzerin (die gern ein junges Schwein haben möchte, zu ihrem Nach bar, als er auf den Viehmarkt geht): Herr Nachbar, wenn Sie 'n recht nettes. junges Schwein auf dem Markt fehen. C . y' . . - . .. ' geel, io oenien ie aucy an mich! Unklug. Warum hat denn Fräulein Altbcim ihren Diener entlassen?" Er rühmte fich. er wäre in ibrem Dienste ergraut." Auf der Jagd. Ist kein Naturdoktor hier?" Warum?" Der Herr Rath hat soeben ein Loch in die Natur geschossen!" wink. Lieutenant: Ihre Jüngste ist noch ledig. Herr Kommerzienrath?" Buiuier: Ja, ,a. hunderttausend Mark find noch zu haben." verschwiegen. Vater: Junge, warum mußtest Tu denn heute in der Schule schon wieder nachsitzen?" Sohn: Ader. Vater, man soll doch nicht auZ der Schule plaudern."