Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 13, 1898)
EBKASKA STAATS - ANZEIOER. Lincoln. WA iWMMMMHMMMÜ'Z &$&s Sie rmten""- ssssssü 2s H jr, vi V Q 7T r37 : PWJkCSvi I M.r; frza "vvji c Vfri'tii 'II l nS4lk" B- Unberdaulichkeit. . Sie könne Verstopfung bekomme wwtffW!ftmffVWffi nb aNe Art. o fflafltnttidcii, ViliösitZt. SxpktittosiMt. g U) Schwwrri, oxilchMtsjkN, vgk,xu,Vl". H & "Er. HBdust Tkenu J Idambllrakk Tropft a Hand, nehme sie ein n Sie irnten keine wkitere Unaunkhmlichkiten taten gerühmtes Lageröier ! John Gliihi, La Crosso Wisconsin j ai Mebküu Ut Jvt, und'lchen rourrrt don L, Crohe. SiSc. , irfut B4h l" V..vr." ;: Y.iv- r.h TOii-nnnn. IN ukerordknliichen Beliebt. Sk u itei fT;r Vrt eöl7. rd erß.dsr vüüg,ichsten Oulttöt berettet wird chevu,.aen für Siadt und Umgegend nimmt entgegen wm. fhoiiiv, Generalagent, 1C38 P Str Lincoln, Neb. Hang DierkS. Präsident, ftm. TierkS. Secr. und Schatzmeister, Lincrln, Rebraska. o Haupt-Ossice der o Dierks Liiniber & Coal Co., 125 b 149 sttdl. . Strafe. , , '. 401g, 18. Tclephn 0n35. Wholesale and Rctail -A HD Holz KohKn, Kalk, Ccmrnt, Baumaterial. ü. C. W-SEMPENER, M.Xq RsinmAnneien. Gelen. Farben. a 139 füdl. 10. Strafte, Liueol, 92 Achtung für Mc, welche Pferdegeschirre brauchen. M Fraget euren Geschirrr-Händler für Pferdegeschirre Reitsäitel usw. angefertigt von iarplrnrn Bros. Lincoln? Neb. srätfer, Nachfolger der STANDARD CLASS & TAINT C0. 1312, 1314 und 1316 O Stratze. Händler in Slas, Jarken, Iirnisfe, Oele, Bttrstett, Spiegeln usw. j. 13. Meyer, GeschSflssüherer. Fhfflira W ick Bros. Brewing Company Ettlnctt, Jll. j0t"S" -r- s.T w r: : 1 " ' V--JS- fcO s r i. ' i --iii, 1 " " j Jt- W'" V . -i. v 4 - B-SjjT. 41- 7, iV"" lVsi 1 . liT-'S-v: '' "f. j.,-- 3-11 3- E v ai rr. . ss . N ' W. ßff LINCOLN, NEÜ Dick Brvk berühmtes Flaschenbier, das bste Hetränke während der tzelßen AaYreszeit, wird auf FZesiessung nach allen Theilen des Staates und der Stadt versandt. Feiner importirter Rheinwein direkt von COBLENZ am Rhein wie Port,, SHerry, und RotH-Wein für Famili engebrauch eine Tpezlalitt. Feine Brandies und Whiskies zu den niedrigsten Preisen. mCOntXATI PYnnÄysiP Job Bauer, Eigenthümer. 'Ie,.4K l&ZlkhViiilA tu I O Elrabe. eqenüber der Posjo'fice a13Uht Vormittags; 3-.!Uhr'Nachmlttags. mUlciQslexdc. Himiristilchex ,ma , W. Veyer orjtcr. vieler Nbeit war, wo man einen leichtsinnigen jungen Mann nennt. In schwarzen Ttunden sagte die Tante : .(!r ist unser Her chandslcck. aber das n?ar übertrieben, freilich kostete er dem Magazin seit siihester Jugend ein schweres elo. und jedenfalls war er das wunderbarste Beispiel fiir die Tlzatjache, daß ein tcmxerLmentvoücr und kluger Junge durch die Erziehung von Muller und Tante der Zaler war lange schon todt kein öngel zu werde pflegt. Er war der ärgste Gegensatz sei ncö BiuderS Christian, und wählend dieser in niajorcin rloriain deS Trauer magazinS zuin Theologen sich erziehen lien, ohne ir in Mcanken auaz nur dem zu widersprechen, war Älbert fiir die arme Mutier und die reiche Tante eine ewige crge. Äuf dem Joachims thal ichcn Gymnasium vrachle er es nur bis Unterstund, wurde dannehr ling im Magazin, liebclie hier mit den jüngeren Manien deS Geschäfts in einer iii, Hinblick aus den würdigen Ort frivolen Weise, wurde in eine Buchhandlung versetzt, dann zum Tele' graphenamt, wo er nur acht Tage blieb,, wurde siir Amerika ausgestattet, kam aber nur bis Bremen und erhielt nach seiner alle ffamilicnmitgliedcr ver nichtenden Nuckkehr man vermuthete ihn bereits in Ealifornien die Mil thcilung, da cr definitiv verstoßen fei. Er machte sich aus dieser sörm, lichen Absage aber nie das Geringste,' besang nach wie vor die Tante zum Geburtölag und zu Neujahr in hübschen Gedichten und verkehrte vier Wochen später in deren Hause genau wie früher. Er wurde noch zu verschiedenen Malen hinausgefeuert, kam aber stets einige Tage später vergnügt und munter wie der, bcschwalte eines TagcS die Tante, ihm eine Vertretung de Magazins zu übertragen und lebte seit dieser Zeit als Agent. Das heißt nicht etwa: deS Magazins, denn da er zum Schaden aller Trauernden operirle, wurde ihm dieses letzte Vcrlrauensvolum der Tante bald entzogen. Wenn Ehristian nicht wäre," Pflegte die Tanle häufig zu sagen, so wüßte ich wirklich nichl, wie die Natur so viel uneigennützige 'iebe wie die meine mit schwärzestem Undank belohnen kann. Was wäre ich heute, wenn ich Frau und Binder meines armen Bru ders nicht zu mir genommen hätte! Ich wäre steinreich. Ich hätte eine Bill, in Italien oder am Wannsee. Mein Leben ist freudlos. Anderenfalls hätte ich das Magazin längst auf gegeben, so aber muß ich weiter arbei tcn, für Euch, immer weiter, weiter." Bei solchen Reden saßen Christian und die Mutter gesenkten Hauptes und waren bewegt und traurig. Der Agent seinerseits nahm, wenn dieses Thema angeschlagen wurde, sofort seinen Hut und zog davon. Natürlich brachte daö die jungfräuliche Tante jedesmal in rasenden Grimm, und die Zurückblci benden mußten die Sache auebaden. Daö Noulettefpiel sah wirklich nicd lich aus. Drehte man daran, so hüpfte eine kleine weiße Kugel rund im Kreise, ließ sich auf Schwarz oder Roth nieder und erweckte die Neugicr, welche der sechsunddreißig Nummern so glücklich sein würde, die Kugel in ihrem Schooße aufzunehmen. Die Tante drehte verschiedene Male, ob nicht Rummer 13, die Hausnummer deS Magazins, herauskommen würde, und richtig traf dieser Fall beim fünf teil oder sechsten Male ein. Es wurde in Folge dessen nach dein Abendessen nicht Whist gespielt, sondern das Nou lettespiel vorgenommen. Der höchste Satz sollte zunächst zehn Pfennige sein, und der Agent als Sachverständiger hielt die Bank. Der ungeheuerliche Fall trat ein, daß erst Nachts um zwei Uhr die Tante sich zur Ruhe begab, während seit Menschcngedenken präzis halb elf Uhr die letzte Lampe in der Schweder'schcn Familie gelöscht sein mußte. Nie sah man aber auch eine ehrenwerthe alte Dame in gleicher Auf regung. Nie, an diesem ganzen Abend, kam auf dem kleinen Satan von Nou leite die Kugel auf Nummer 13, nie gewann die Taut; auch nur ein einziges Mal, außer wenn sie auf die Farben setzte, und nie seit Jahren war der Agent so brillant bei Kasse als heute beim Heimwege. Die Tante bestimmte, daß dieses Spiel am nächsten Abend neu aufge nommni werden sollte, denn an Tcu fclsjpuk zu glauben, habe sie keine 'ust. Was Ehristian betrifft, fo verlor cr bei der Balaille zwei Thaler zwan ;ig Pfennige, und die Mutter schuldete nach beendetem Spiele ihrem wackeren Sohne, dem Agenten, die Riesensumme von dreizehn Mark, die dieser vernünf tiger Weise in den Schornstein schrieb. Denn seine gute und bedauernöwerthe Mutter wurde von der Tante sehr knapp gehalten, da sie in deren Augen ohne jeden Grund als Verschwenderin galt. Die Tante nannte ihren Beriust nicht, aber er betrug nach des Agenten genauer Schätzung mehr als sechzig Mark, und jedenfalls steht so viel fest, daß Frau lein Mathilde Schweder diese Nacht kaum ein Auge schloß und in denTräu mcn gegen Morgen nichts als Roth, Schwarz und Nummer 13 umherlanzen sah. Als sie endlich aufstand, überlegte sie sich, daß sie als Besitzerin deS Zlauciniagazins eigentlich immer auf Schwarz fetzen müsse, und mit großer Ungeduld sah sie dem Abend entgegen. Jedenfalli! wollte sie die sechzig Mail wieder haben, und ihre einzige Angst war die, daß der Reffe diese theilweise schon verausgabt haben könnte. Natürlich gewann die Tante weder gn diesem noch einem anderen Abende die sechzig Mark zurück. Je ärger aber ihr Pech wurde, um so leidenschaft licher schickte sie ein Goldstück nach dcii, anderen hinter den sechzig her. Wie nun in GrimmS Märchen die Käse olle den Berg hinunlcr trudeln und keiner reu onveren ;urut:oik, o ging e? auq mit der Tante Geldstücken, die der Reihe nach in dc Neffen Tasche man tertcn. Ueber den Verlust hätte sie sich vielleicht nicht so sehr geärgert, wenn nicht just der Agent der Gewinner ge wesen wäre. Er schwamm jetzt obenauf. Schon am dritten Abend kam er in einem nagelneuen Anzüge, rauchte kest bare Eigarren und fuhr Droschke. Wie der einige Tage später trug er einen englisch karrirten Paletot und Tuchga maichcn, graue Hadchuhe und einen Spaziersicck. der' hohl war und mit Eau de Kologne gefüllt weiden konnte. QUlni Vrt ÄtAdfl y'tm Teint hfHn ittv w t uv Utytttt v i fc uuiv Vv.vi- loö. Denn erstens war ihr deS Neffen Ncnommircn verhaßt und zweitens war alle verausgabte Geld natürlich nicht nieder zu gewinnen. Verliert man tausend Mark an Jemand, der Geld hat. so hat man wenigstens die Ehance, auch ihm wieder etwas abzunehmen verliert man aber tausend Mark an Jemand, der mit zwei Mark Vermögen die Partie begann, so ärgert man sich über alle Maßen. Ju diesem Falle bcsand sich die Tante. Der ingeniöse Kops deS Agenten er sann jetzt einen hervorragenden Plan. Bei seinem Glück und seinen Ersah rungen in Sachen des RoulcttcjpielS mußte eS ein Leichtes sein, einmal einen wirklich großen Schlag auSzusüh ren, und zwar war das nur möglich, wenn cr sein Glück in dem WallfahrtS ort am Ufer des Mittelländischen Mee reS erproben konnte. Mit den sechshun dert Mark, die er allmälig der Tante abaeschröpst hatte, war daS natürlich nicht durchzusetzen, und nur wenn das Trauermagazin sr dielen ,eldzug ge Wonnen wurde, stand ein Erfolg in Aus sicht. AIS er mit großer Zungenfertig kcit und einem erstaunlichen Maß von Unverfrorenheit der Tante seinen Plan auseinander setzte, war diese zunächst ganz starr. Der Agent hatte indessen Beweise zur Hand. Das Roulette wurde ausgestellt und das mathematisch fein ersonnene Slistein mit Streich hölzern (die je hundert Mark bedeute teil) dargelegt. Der Tante nicht nur, sondern auch Ehrisliaus nndder Mutter bemächtigte sich bei diesem Ezperimcnt eine enorme Aufregung. Ehristian drehte, der Agent setzte, und ehe eine Halde Stunde vorüber war, hatte der Letztere zwölftausend Mark in Streich hölzern gewonnen. Die Tanle ließ sich ein Gla'ö Wasser geben, und die Sache nahm ihren Fortgang, Jetzt kam der große Schlag. Auf Roth standen sechs tausend Mark, und Roth gewann. Aber der Agent zuckte mit keiner Wimper, sondern ließ den verdoppelten Actrag stehen. Und noch einmal und zum drit ten Mal. Cr hatte in Zeit von drei Minuten ein Vermögen von hundert tausend Mark eingesackt. Es sollte sofort weiter probirt werden, aber der Agent erklärte, er habe genug. Die Tante verlangte kategorisch, er solle noch einmal setzen, er that eö jedoch nicht. So wurde denn an diesem Abend der große Plan ausgearbeitet und in allen Grundzügcn festgestellt. Alles in Allem wurde die Kriegslasfe nach lau gem Handeln und Feilschen auf zwei tausendfünfhundert Mark bemessen: zweitausend Mark Seitens der Tante, vierhundertsiebzig Mark von Albert, zehn Mark von seiner Mutter und zwanzig Mark von Ehristian. der neuer dingS als lateinischer Lchrcr eines jun gen Kavaliers bedeutende Summen ver diente. Von dem Gewinn sollten zu nächst die Reisekosten und drei Mark TngeSspescn für Albert abgezogen wer den, ferner fünfhundert Mark für die Rothleidenden in Weißcnsee ein zar ter Wink an höhere Mächte und tau send Mark als Reservefonds für fünf tige Fälle. Der Rest sollte gleichmäßig je nach Höhe der Einlagen unter die Vier vertheilt werden. Allerdings lag ein leiser Verdacht nahe, daß Älbert unkontrollirbnr und diirch den Gewinn geblendet den Löwenanlhcil für fich behalten würde, und die Tante, die kein Blatt vor den Mund nahm, gab dieser Vermuthung auch ohne Weiteres Ausdruck. Arme Schlucker lassen sich derlei Verdächtigungen natürlich gefal len, nicht aber Leute, die sechshundert Mark in der Tasche trogen und soeben, wenigstens mit Streichhölzern, ein Vermögen verdient haben. Der Agent zog mithin Saiten auf, wie sie die Tante noch nicht kennen gelernt hakte, und nur Christians citatcnreichcr Ver söhnungSledc und wahrhaft frommer Milde gelang es, das Einvernehmen wiederherzustellen. Jettchen mußte aus der Weinhand hing nebenan den Fahrplan holen, die Tante entnahm dem eisernen Geld schranke zwei große graue Scheine, und begleitet von den Segenswünschen Aller nahm der Agent Abschied, um in der Frühe des nächstens Morgens, dritter Klasse natürlich, gen Süden zu fahren. Ehristian war zu aufgeregt, um schon schlafen zu können, nd so begleitete er den Bruder, der davon wenig erbaut war, bis vor dessen Thür. Es war erst elf Uhr, und mit großem Ingrimm mußte der Agent die dunkle Treppe hinaufstcigcn. Aber oben besann er sich eines Besseren, trottete wieder hinnn ter und verlebte an eines niedlichen Mädchens Seile einen wirklich hübschen Abend. Es gab Kaviar, Austern, zwei Beefsteaks mit Spiegeleiern und zum Schluß Sekt. Wenn er zurückkäme, sollte das niedliche Mädchen eine eigene Wohnung haben mit orientalischen Möbeln und einem Papagei. Denn daS war der Wunsch ihres Lebens. 6. Kapitel. Eva hatte das fremde Mädchen wie eine Schwester aufgenommen. Der Juflizlath konnte leicht ermitteln, daß die Angaben AcnnchenS auf Wahrheit beruhten, und sehr traurig nahm eS sich auS, wenn sie kunstlos schilderte, wie daS Atelier in der Jagcrslraße halte geräumt werden müssen und die Noth immer härter kam. Sie blühte in wenigen Tagen prächtig auf, trug die älteren Kleider Evaö mit einer naiven Koketterie und wurde von dem ganzen Hause wie ein zugelaufenes Hündchen verhätschelt. Alles in Allem, war sie ein samcseS u.',a?Z:en mit xawitn ün mrn. nicllichcn flatternden vccfcn ur,d nne.n freundli-tfii hud'chcn Gejickie. lieber die einfachsten Dinge haue sie ,,ne kindliche Freude, und ihre Dank 'arkeit, rer Allem geg:n den Justiz rath, war unbegrenzt und aufrichtig. Am wenigsten gut kam sie Mit Äbra ham au?, der nun einmal taS Miß gkfchick Iialte, mit seinen dizari haß lichen Zügen und feinern ewig schwci gendcn'Ernst keine Freunde zu erwcr den. Auch er war freundlich zu ihr, aber in einer Weise, die sie nicht ver stand. Bieweilen, namentlich in der ersten Zeit, sprach er mit ihr über das Elend 'armer Leute, aber sie mochte daran nicht mehr erinnert sein und antwortete scheu und verlegen. Sie halte ja nun Alle so schön wie nie; der Justizralli, der sie gern mochte, und ihr am zweiten Tage sogar einen feierlichen Kuß auf die Stirn gedrückt Halle, versprach ihr, sie solle immer bleiben was war da noch groß zureden von den alten häßlichen Tagen! Dieses fast leichtsinnige Vergessen der kümmerlichen Vergangenheit bc fremdete auch Eva, auch den Jusiizrath. UebrigcnS war Eva dcm Mädchen von Anfang an nicht richtig begegnet. In dem jungen Glück der Braut und der Angst um den kranken Liebsten hatte sie das Kommen der Fremden wie eine Schicksalssendnng betrachtet und sie mit so stürmischer Liebe überhäuft, daß bald ein: leise Abkühlung riiilrelen mußte. Ein .Schützling- soll immer recht behutsam angefaßt werden. Er ist ja kein Spielzeug, dessen man müde werden dars. Alle Menschen haben wohl irgend wann einmal eine solche Schüler laune, dann wird daS arme Geschöpf am ersten Tage mit Leckerbissen über häust, am zweiten allen Bekannten ge zeigt, es begeht am dritten Tage eine kleine Unart, wird am vierten Tage bc reits lästig und sieht am fünften Tage die Thür von außen. So entdeck!? auch Eva an ihrem Schützling bald bedenkliche Untngcnden. Mit der Wahrheit nahm es das flirte Aennchcn nie recht genau, und ein her vorragender Fleiß war ihr keineswegs eigenthümlich. Sie schlief so lange, daß sie immer energisch geweckt werde mußte, und sie Halle plebejische Ange wohnheilen, namentlich ein bärcn mäßiges Lachen, das verschiedene junge Damen aus Svas Bekanntschaft sehr peinlich berühile. Aber sie hing doch auch an Eva mit so großer Dankbarkeit, daß diese über die Mängel sich hinweg fetzte. Und dann war ja das Schicksal des Mädchens lediglich von des Justiz raths Ermessen abhängig, der von sei ncr neuen Hausgenossin fast zu sehr eingenommen schien. Er scherzte mit ihr, gab ihr au? seiner Bibliothek Bücher, die sie lesen sollte, und war sroh, bei EvaS nicht gerader rosiger Stimmung ein immer munteres Mäd chen um sich zu haben. Schließlich war er auch ein'zu lebenslustiger Mann und der Anziehungskraft weiblicher Wesen seit Alters zu sehr Unterthan, um nicht auch an ilirer ganzen Erscheinung Ge fallen zu finden. Sie blühte bei dem vorlresslichcn Leben auf. löte eine Pfingstrose." und ganz allmälig kam es ihm doch zum Bewußtsein, daß cr das muntere Ding verteufelt gern um sich sah. und zwar nicht einzig dieser Munterkeit wegen. Die Tage schlichen nur langsam dahin. Es waren jetzt mehr als drei Wochen vergangen seit jenem Abend, da Klaus mit seinen Angehörigen hier ge wesen war, und Eva hatte ihn nicht wieder gesehen. Von seinem Kranken lagcr kamen täglich Briefe, die von dem liebevollsten Herzen als zärtlich gedeutet und stürmisch erwidert wurden, und der Bursche halte bei seinen Boten gängen herrliche Tage. Die Familie Simon machte einen feierlichen Besuch bei der Geheimräthin, und Elara, Klaus' älteste Schwester, ließ sich bis weilen bei Eva sehen. Sie war ein verschüchtettes Ding von scchsundzwan zig Jahren, schmal, schlank, eines von den armen Menschenkindern, die all' ihr Leben neben der großen Heerstraße marschiren und nie den rechten Weg wissen. Kein seltsamerer Kontrast, als wenn die beiden künftigen Schwägerin ncn zusammen saßen. Vielleicht war Clara nur heimlich hier, ohne Wissen ihrer Mutter, denn dieses böse unge wisse Spiel, das die Mutter und Klau?, immer noch abwartend und auf einen Ausweg sinnend, mit Eva tric den, hatte ihr weiches und demüthigcS Herz so entrüstet, daß wenigstens sie ein wenig das Unrecht gut machen wollte. Sie war über ihren großen Muth selbst erstaunt. Bei Eva hatte sie aber einen schivc ren Stand, denn die Leidenschaft der Jüdin umklammerte sie oft so snir misch, wollte derartig viel von Klai'S erzählt wissen und brach der neuen Freundin gegenüber so in Thränen und Angst und zitterndem Glück heivor, daß die blonde Gehcimralhstochter den rechten Gegenlon nicht fand. Aber wenn sie heimging oder Abends in: Bclt lag, dann sing cS auch in ihr an, lebendig zu werden. Da lichtete sie sich halb einpa.r und starrte hinonS in ihre armselige Zukunft. Jeder neue Tag führte sie langsam weiter in das öde Meer der Verlassenheit. DaS Ge sicht wird bleicher, die Züge müder, hoffnungsloser, und das alternde Mäd chen sicht daS Lanö des Glück langsam in der Ferne verschwinden. Vielleicht kommt von drüben her doch noch Einer, holt sie auf seinem Raclicn zurück und trägt sie jubelnd mit starkem Arm auf das feste Land. Wie sie den lieben wollte! So dankbar sein ! An seiner Seite durch Feld und Wiejen gehen, während am Wcgrain tausend Blumen blühen! Fast schaudernd dachte sie zu rück an Eva. wie die Klanö' Bild mit Küssen bcdecklc nd mit leuchtende !iugen von ihrer unermeßlichen Liebe 'i,'rach. Aber ,nich sie will sich anfnch- tcn, wie Ein werden, alle Seele dem Liebsten entgegentraten und ihn lassen ! küssen ! Zitternd, aufgerichtet schaut sie weit hin, ,z den Sterne, die durch daS halbvcrhängte Fenster hereindlicken. Dann (annietn löst sich die Spannunl'., und sie linkt müdc in die Kisicn. Di Gib.riinrätt.in fefcnatdt in dem gießen Bett an drr anderen Word, ras N.icht licht glin n t unsäglich luüt nd lang' wtilig, so wird cS ir.rrci ieni und Heitun. DaS Lüio d.s Glü.ts ver sinkt, und ein nutzloses tmes Leben treibt hinaus in U: Czfsiii. Einige Mal kam Clara auch mit EvaS Freundinnen zusammen, der die verstanden sie nicht. Erstens war sie höchst mäßig gekleidet und dem samesei, Bruder nicht im Geringsten ähnlich, und zweitens war sie langweilig. Sie wußte ja nicht?, kannte ja nichts weder die j?xer ncch Herrn ain; als Romeo, noch den neuesten Roman von Daudet, noch sonst was. Selbst Lilli, die ein gutes Herz halte, fand den .5lock" schrecklich. Eva war durch diese Be ultheilung sachverständiger Damen einigermaßen in ihrer Eitelkeit fic kränkt, und nicht immer konnte sie dieje-Zlimmung der armen Elara gegen über ganz meistern. Der Mensch will gern mit fernen Angehörigen ein wenig Staat machen, und wenn man ein Aschenbrödel insgeheim sehr lieb hat, so sorgt man daiür. daß eS bei der Parade hinter der Front bleibt. Die Gelieimiathin war in dieser Zeit sehr thätig. Die v. BöckS, deren in Bellin drei lebten (der Rentier, bei General a. D. und der Ehemiker), hiel ten Familienralh und thaten die Ge hcimräthin jetzt endgillig in den großen Bann. Dieselbe hatte die Veriobuug quasi sankiionirt und war durch ihr stets prätentiöses und ganz unangench meS Wesen ohnehin den v. BöckS ein Dorn im Auge. Natürlich brachte die f er Bann die arme Frau zuerst ganz aus der Fassung, ihre Thatkraft aber wuchs danii! in' Große. Klaus hatte keine ruhige Stunde mehr. Verleugnen tonnte tr sich nicht lassen, da er ja das Zimmer hüten mußte, und wenn der über Klaus entrüstete Leser an einet vergellenden Gerechtigkeit seine Fren!,e hat, so möge er versichert sein, daß die scr tapfere und schneidige Csfizia unter den Angriffen seiner Frau Mut ter abmagerte und beinahe wirklich krank wurde. Ging draußen die Klin gel, und wäre cS um Mitternacht ge wcfen. so fuhr er zusammen und er blaßte, durchaus mit Grund. Oft schlug die Stimmung der Mama m, und sie fand weinend die Welt grau und alle Mütter kläglich bedauernswert!?. Einige Mal versuchte sie, nach schrecklichen Ausfällen gegen Abraham und den Justizrath, auch gegen Eva eine Attacke zu reiten, aber das Gefühl der Ritter lichkeit brachte in fvlchen Fällen den wackeren Klaus gewaltig in Harnisch. Er redete sich dann in solchen Zorn hinein und vertheidigte seine Braut so mannhast, daß er eine wundervolle Hoch achtung vor sich selbst bekam. Daß ein Kavalier in seiner Lage, der ein Mad chen ohne Familie" und Geld hei rathen und sich damit geradeaus in's Verderben jagen will, daß der jedes beleidigende Wort von diesem Mädchen ohne Familie und Geld mit Emphase abwehrt, faktisch das ist außerordentlich und groß gedacht. Er kam dann in eine gehobene Stimmung, und feine Mut ter, die viel klüger war als sie aussah und die diese hohlen Vertheidigung reden recht wohl durchschaute, gab sich cbensalls gerührt und bedauerte diese arme Eva, die es wohl verdient hätte, in einer besseren Familie geboren zu sein. Die Verlobung war immer noch nicht offiziell, und von Klaus' Bekannten wußten nur wenige davon. Aber der Justizrath, der gestern dagewesen war, hatte Klaus gebeten, die Anzeigen nun mehr in den nächsten Tagen versenden zu dürsen, denn allmälig fing die Sache doch an, etwas lacherlich zu werden. Der entscheidende Entschluß mußte also nun endlich gefaßt werden, und die Gcheimräthin saß an Klaus' Schreibtisch, um den großen Brief, der seit drei Wochen hätte geschrieben sein sollen, zu entwerfen. Aber es danerte lange, ehe die Verbündeten dieses unge mein schwierige Schriftstück halbwegs zu Stande brachten. Denn was mußte dasselbe nicht AlleS enthalten! Den höchsten Zartsinn, gepaart mit ernster Entschlossenheit ; die Lebensweisheit eines seines hohen Standes traurig be wußten Mannes und daneben die tröst lose Verzweiflung, die ihr eigenes Todcsurtheil schreibt. Schreiben muß!" Bittere Satire ans diese klä? liehe Welt, die jeden freien Schrill hemmt, und weiche innige Worte, wie sie ein brechendes Herz im letzten Schmerz findet. Entsetzlich war dabei die Geschmacklosigkeit der Geheim rälhin, die beständig Eilate entflechten wollte: Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein," wenn sich zwei Heizen scheiden," es ist bestimmt in Gottes Rath" und so weiter. Sie wurde dabei förmlich weich, und nur Klaus' größter Energie gelang es, diese Art von Trcn nungspocsie aus dein Konzept zu strci chen. Der Bursche wurde hinunter gc schickt, um cxtraseincs Briefpapier ,zu kaufen, und über dem Zimmer lag eine merkwürdige Stimmung vielleicht doch ein wenig Scham und das Gefühl, daß hier eigentlich etwas recht Trau-, riges und H, zlicheö geschehe. "Klaus schrieb das Konzept sauber ab, zu sauber. Das Ganze hatte keine Stil, und die korrekte Form liarmonirtc nicht recht mit den, stellenweis rühren den Inhalte. AIs ober Alles fettig war und der Briefbogen in daö Kvnvert sollte und Klans ihn vorher noch ein mal dnrchla?, da stieß diesen roackeren jungen Mann der Bock derart, daß ganze Tliräncnströine hervorbrachen und die Geheimrätyin von diesem ausrich tigen Schmerz angesteckt wurde. So weinten Mutler und Sohn lange Zeit, Und erst langsam versiegte ihre Thrä neu. Die Geheinirlithin nahm Hut und Mantel, trug dem Burschen aus, laus in's Bett zu biinge und ihm Kainil lenthec zu koche, klebte aus den Blies eine Marke nd nahm Abschied. Als sie an den Briefkasten lain und der letzte entscheidende Schritt geschah, wurde ihr zum ersten Mal die sesle Hand ein wenig unsicher. Langsam schob sich der Brief in da? breit 'Maul des Kastens, dann ließen . akt !Nd l's, Zeigefinger und Daumen' der Gcdeim raidin leS, und er pcllcrlk hinunter. Bald kamen noch andere hinzu, und als nach einer Stunde der Abholer k.i, lag Klaus' Blies in fürchterlicher Enge. Wie viele Hoffnungen, tröstende, mitleidige Worte, wie viele Lügcn uns schlimme Bosheit birgt solch ein voll gepsrrpsier Bricskatten! Den Extrakt ans klugen und einfältigen, guten und schlechten Gemüthern, sast iit kr selb, einem menschlichen Herzen veigleich dar. Solche Kasten gibt es in der Stadt viele hundert, in der Welt viel: tan send, sie werden immer gefüllt. Klaus faß nun allein, trank den Ka inillenihee und legte sich schlafen. Aber der fromme Beruhigungstrank war heute ohne alle Wirkung. Drüben auf dem Schreibtisch stand in prächtigem Rahmen das wohlgetrofsene Bild Evaö. das die Grheimralhin mitzunch inen oder in'e Feuer zu werfen verlies sen hatte. Der Lieutenant stand ans und holte eS zu sich. Heule sah cr nicht mehr den schneeweißen Nacken und daS prächtige Ballkleid, das die schöne Ge fialt umschloß, er sah nur EvaS Gesicht. Und in diesem Gesicht nicht den süßen Mund, der ihn sa verzehrend heiß ge küßt hatte, sondern nur die großen Augen, die ihn traurig anschauten erst weich traurig, dann immer starrer, wie Pfeile. Er zerriß daS Bild. Seine glühende Liebcslcidcnschaft worin dem Zimmer arrest und dcn angstvollen Zukunftöjor gen dieser Wochen vkislogen, und nur die Schani war geblieben. Er überlegte noch lange hin und her, namentlich waS die Welt dazu sagen würde. Eigentlich war die Sache ja nicht so schlimm. Jede Herz kann sich einmaf'yf irren, und sieht Jemand seine Dünnn " heit rechtzeitig ein, so ist die Ehre ge rettet. Schließlich stellte er sich Eva vor, wie die weinen würde, so viel, um ihn. Da kamen auch ihm noch ein mal die Tl,räne, und wie ein armes Kind, das halb zu Tode gequält ist von dcn Folgen eines thörichten Streiches, fchlics der gute Lieutenant ein. 7. Kapitel. Dcr Justizrath war feit einigen Tagen in seinen Schützling komplett verliebt. Er ließ mit der Sachkenntniß dcS Anwalts alle Gründe in'S Tressen marschiren, die als Medizin gegen diese Leidenschaft hätten wirken müs seit : seine siebennndvierzig Jahre, die Würde deS Beschützer?, der das Mäd chen gerettet hat, seine beiden Kinder, die über diese LicdeSlcidcnschaft nicht sehr erfreut sein würden, dann den Lieutenant, der seinem künftigen Schwiegervater gleichsam ein Memcnto gegen unfeine Beziehungen bedeutete, und mehr dergleichen Warncrstimmcn. Aber die Thür that sich auf, und das niedliche, runde Ding machte herein hüpfend alle Gcgcnmedizin sofort un wirksam. Sie war neuerdings fleißig und wünschte eine gebildete Dame zu werden, verfertigte kleine deutsche Auf fäve über das Wcttcr, über den letzten Wcihnachtsmatkt und fo weiter und ließ diese von dem Justizroth korri giren. Sie trug ein ganz reizendes"- blauweißcS Kleid, daö ihr etwas zu eng war, und sie lehnte nun neben ihrem Beschützer am Schreibtische und verfolgte mit artiger Aufmerksamkeit dessen Korrekturen. Unter solchen Um ständen ist es ein schlecht Ding, die Feinheiten in der Schilderung eines WeihnachtsmarkteS zu empfinden ; der Anwalt korrigirte nur ganz mechanisch Jntcrpunktion und Orthographie, und wenn cr auf die Fehler hinwies und daö Mädchen sich dicht zu ihm neigte, begann dcr Weihnachtsmarkt vor ihm zu tanzen. Einige Zeit lang kämpfte er noch mit sich, dann nahm cr eine väterliche Miene an und Icgte seinen Arm sanst um de? Mädchens Taille. Fräulein Aennchcn hatte gegen diese Artigkeit natürlich nicht einzuwcndcn, aber sie war doch klug genug, zu bemcl kcn. daß der gute Justizrath anfina, Unsinn zureden. Er sprach verworrene Zeug über den Weihnachlsmarlt, und wie man keine Bude dabei zu erwähnen vergessen dürfe, zum Beispiel die Spiclwaarenhändler, die Pfefferkuchen fronen und so weiter. Dann müsse es vielleicht schneien und der ganze Schloß platz weiß aussehen. Allmälig gewann cr seine Fassung wieder und redctc mehr zusammenhängend. Der famose Anwalt kam in ihm zum Durchbruch, dcr Arm löste sich von Acnnchcns Taille, und ein farbenprächtiges Weih nachtsmarklgcmälde wurde entwickelt. Als et dann aber auf die kleinen fündet' zn sprechen kam, die an den .'Udeii herlaufen, frierend und entzückt, ' i ,'!i7,rig und glücklich, da wuchs seine- rivstciluiig geradezu in's Poetische, nid dS wackere Aennchcn sah ihr Kon ,'rfei von einst so prächtig getroffen, daß sie von der innigsten Rührung er faßt wurde. Und plölich gab sie dcm Justizrath einen Kuß. Sie war ganz ausgelöst in Bewegt heit und lag schluchzend in seinen Armen. Vielleicht machte der Anwalt in die sein Augenblick das thörichtste Gesicht seines Leben. Der gcrührtc Pocl, der väterliche Beschützer und der Verehret weiblicher Anmuth kämpften nicht ge rade in ihm, aber sie standen sich alle Drei verblüfft gegenüber, bis natur gemäß der Letztere die beiden Anderen in die Flucht jagte. Er richtete ihr immer noch gerührieö Gesichtcke empor und gab ihr den liebevollen Kuß zurück. Seltsam, wie in solchen wenigen Sekunden Gedanken sich blitzschnell jagen uud wie diese bei den bethciligtcn Parteien so außerordentlich verschieden sind! Der Justizrath oddirte nd sum mirie, zog siebzehn Jahre ab von fünf zig. von sechzig, von fünsundscchzig, von siebzig, berechnete seinen Geburls tag und kam mit dcr fabelhaften Ge fchwindigkeit eines Rechenkünstlers zu dem Resultat, daß er ein Mann in den besten Jahren sei. Aennchcn dachte an die Küsse in der Küche und den mageren -Photographengehilscn, der jetzt in die W fein wundcrnollcn. Moment wie ein